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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020604016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902060401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902060401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-04
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
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1L ,^M°^u!WbwWen^MtntNm -X - traarnd Nir hinreichend, Sie «st der gleichen «n" d«> ^,4s^°'°usja»usset deuttcher FachvrrbSndr u,ch erblickt Wahrung ihrer Verdandstage ^ die Erklärungen unsere« Delegirten aus dem vdrhergegangenea Äerdai^stage in Danzig >u wiederholen ' Weiter wurde über verschiedene Wünlche hlnsichlsich der Prüfungsarbeiten. Lehr verträge und Lehrbriefe des Verbandes, die der Gewerbekammrr Dresden unterbreitet werden sollen, berichtet. Die Dresdner gardichule der Innung steht auch auswärtigen Kollege» zum Besuch für ihr« Ledrlinae unter ikunlichsten Erleichterungen in Bezug auf Kasten osten. Die VezirkSbeiträg, - zeither 7b Psa, pro Mit- glird — wurden versuchsweise für diese« Jahr auf 50 Psg. herab- geletzt. Für den Delegirten nach Düsseldorf wurden IM Mk. be willigt und der Vorsitzende, Herr Enterlein, als Delegirter und Herr Dietzr-Freibera als dessen Stellvertreter rsiistimmig gewählt. Als Vorort des nächsten Bezirkstage» wurde Oschatz angenommen. — Ein sehr Interessanter Prozeh wird demnächst vor dem König! Landgericht zur Verhandlung kommen. Bekanntlich werden nii pienhilche Thaler vom Jahre >86l mit dein Bildnisse Friedrich Wilhelm IV. hohe Summen gezahlt, weil die meisten dieser Dhaler sich bereit» in den Münzensammlungen be finden und somit dem Verkehr fast gänzlich entzogen sind. Ein Schlaumeier kam nun auf dir Idee, den Mangel an solchen Thalern für immer zu beseitigen, indem er eine» Dhaler vom Jahre 1860 mit dem Bildnih Friedrich Wilhelm IV. nahm, aus vielem die Null in künstlicher Weise entfernte und an deren Stelle eine Ein» setzte. Die Arbeit ist so sein auSgesiihrt worden, daß man dielen rassinirten Betrug nur lehr schwer entdecken konnte Einen solche» Dhaler verknuste der Betreffende für 45 Mk. AIS der Schwindel entdeckt worden war. verlangte der Betrogene sein Geld wieder zurück, aber der Verkäufer wollte von der Herausgabe des Geldes nichts wissen. Tie Folge hiervon war ein Ewilprozch, welchem demnächst ein Strasprozesj folge» wird. Wer in neuerer Zeit eine» dieser seltene» Dhaler vom Jahre Mil zu einem hohen Preise erworben hat. wird also gut thu», ihn einer genaueren Prüfung zu unterwerfen —> Am Sonnabend ist einem von hier nach Karlsbad reisenden Amerikaner eine Brieftasche mit einem Kreditbries über 1000 Pfund Sterling aus den Namen William Lund lautend ab handen gekommen. Der Kreditbrief ist von der Bank of California auf daS Bankhaus Rothschild u. SonS in London ge zogen. In der Brieftasche steht der Name William Lund in goldenen Buchstaben. — Gestern passirten mit Sonderzug, vom Truppenübungs plätze geithain kommend, 2 Batterieen deS in Pirna aarnisonircn» den Feld - Artillerie - Regimcnts Nr 64 unsere Stadt. Der 18 Wagen führende Sonderzug tras Vorm. V2I2 Nbr aus dem Friedrichstädtcr Bahnhose ein und fuhr nach kurzem Aufenthalte „ach Pirna weiter. Dort erfolgte die Ankunft gegen Vrl Uhr Mittags. — Der Provisor der Victoria-Apotheke in Zwickau, Johann Göbel, hatte eS unterlassen, auf die Etiketten zweier Flaschen, welche Borsäure und Carbolsäure enthielten, die nothtvendiae Verdünnung mit Master zu bemerken, welche der Arzt voracschrieven hatte Eine Frau Ärohwia machte mit dem Earbol Umschläge aus offene Veinwunden ihrer 4'/. Jahre alten Tochter und verstarb diese uutcr gröblichen Schmerzen. Eine Barbierssrau hals beim An legen des Verbandes, und die drei Personen stehen nunmehr unter der Anklage der fahrlässigen Tödtung, welche demnächst verhandelt werden soll. Dl« Lwr.lt« »ammer »erlech vster» »unichst üb«r di« Vorlage betreffend di- Gewähr»», »0» wohnuoasaeld» zu schufst». Den Berachuiwen wurde da» allergröht« Jnter- und ver GcsetzgebungSdeputation gegenüber tegierunaSvor- Vezhcmdlimgen des Landtags. Tie Erste Kammer nahm gestern zunächst den Bericht der dritten Deputation über den Rechenschaftsbericht aus die Finnnzveriode 1898/OS in Vcrothung. Der Vorsitzende dieser Äcchenschaftsdcpuiatio». Kammcrhcrr Gras Rex-Zedliitz, gab zu dem ausführlichen Berichte eine gedrängte Ucbcrsicht, die sich besonders mit dem allgemeinen Thcile ausführlicher beschäftigte. Ter Herr Berichterstatter knüpfte an das Ende dieses Theiics seiner Ausführungen die Mahnung, das, gerade jetzt der wahre sächsische Patriotismus sich dann bekunden werde, daß man bestrebt sem werde, die finanzielle» Verhältnisse in geordnete Bahnen z» bringen und die Schulden wieder den Kräften deS Laubes ent- sprechend zu gestalten. Auch über den besonderen Thcil reicrirte Graf Rer, woraus die Kammer ohne Debatte und einstimmig den Antrag der Deputation annahm, in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer der Slaatsregierung bctrcsss der abgelegte» Rechenschaft über den Staatshaushalt innerhalb der Finanzperiode 1899/99 gleichfalls Entlastung zu erthcilcn. — lieber Kap. 14 des ordentlichen Etats, staatliches Fernhelz- und Elek trizitätswerk zu Dresden, berichtete Oberbürgermeister Dr, Tröndlin. Kammerherr v. Schänbcrg: Es sei tief zu bedauern, daß die Hoffnungen und Wünsche, welche man auf die Errichtung diese- Werkes gesetzt Hobe, leider nicht in Erfüllung gegangen seien. Das finanzielle Verhältnis sei höchst beklagenöwerlh; zu bedenken sei allerdings, daß die indirekten Vortheile nicht in An rechnung gebracht werden konnten. So sei allein beim Hofopern hause eine Ersparnis, an Versicherungsprämien von 7000 Mk. zu verzeichnen. Die indirekten Vortheile würden an vielen anderen Stellen des Etats i» die Erscheinung treten. Nachdem der Bericht- erstatter noch bemerkt hatte, das, der indirekte Werth des Fern heizwerkes vor Allem in der Verminderung der Jeuersgefahr für unsere unschätzbaren Sammlungen liege, wurde das Kapitel nach den Anträgen der Deputation genehmigt. Kap. 109a, Schul- dotationen, über welches Oberbürgermeister Beutler reserirte, gab Herrn Oberbürgermeister Dr. Beck-Chemnitz Gelegenheit, »noch einige Worte als Nachklang zu dem Vereinigungsveriabren" zu sprechen. Er konstatire gegenüber den zahlreichen Anfeind ungen, welche die Erste Kammer seit Neujahr erlitten, dah sie doch kinmüthig gewesen sei in dem Ziele der Steuerreform. Er bedauere, dah besonders die Oberbürgermeister in der Kammer den Ziel punkt der Angriffe gebildet hätten. Es mangele diesen schweren Vorwürfen jede Rechtfertigung. lBravolj — Auch Oberbürger meister Keil wendet sich gegen die Vorwürfe. Er suhle sich dazu um so mehr berechtigt, als sein eigenes Amtsblatt in de» Vorwurf, und zwar in gröberer Form, cingestimmt habe. Es hätte von den Zeitungen, die die Erste Kammer angegrisscn batten, mindestens festgestellt werden müssen, dah durch die Beschlüsse der Zweiten Kammer die landwirthschaftlichen Interessen weit mehr begünstigt worden seien, als die Erste Kammer mit ihren Vor schlägen habe erreichen können. Kap. 109a wird hierauf nach der Vorlage sl 96l 000 Mk. Ausgaben! bewilligt. — Es folgt die Be- rathung über die wegen Errichtung von Amtsgerichten eingegangencn Petitionen lBerichterstatter Landcsältester v Zczsch- Witz), Die Deputation beantragt, alle Petitionen tn Ilcbcreiiistimm- nnH mit der Zweiten Kammer zu erledigen. Gegen das Votum bezüglich der Wilkauer Petition, die zur Erwägung überwiesen werden soll, wendet sich Oberbürgermeister Keil-Zwickau. Die Kammer beschloß allenthalben im Sinne der Deputalionsanträge. Die Petition des BergsHuldirektors Dittmarsch und des Mark scheiders Hünich in Zwickau um Regelung ihrer Pensionsvcrhält- niste nach dem Staatsdicnergesche gab Herrn Oberbürgermeister Keck Veranlassung, zu Gunsten der Gesuchsteller zu spreche». Tie Kammer beschloh. die Petition in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer auf sich beruhen zu lassen. <Jn einer früheren Sitzung der Ersten Kammer war die gleiche Petition zur Kennt- niknahme gegeben worden.) Schließlich verhandelte man noch einmal über die Petition Otto Günther s in Plauen i. B. um Er- latz de» Schadens, der ihm durch Zurücknahme einer ertheilten Baugenehmigung zugefügt worden sei. Die Zweite Kammer ho« am 11. März dieses Jahres gegen 9 Stimmen beschlossen, diese Petition der Königlichen StaatSrcgierung zur Kenntnihnahmc zu uberweisen und ihr zugleich die Ermächtigung zur Gewährung einer Entschädigung bis zu 5000 Mk. aus Staatsmitteln ertheilt. Mit Rücksicht auf die ablehnende Haltung der Regierung, welche er- klärt hat. dah sie «» nicht für angezeigt halte, in Widerstreit mit dem «ltenden Privatrechte in Fällen der vorliegenden Art die Staatskasse in Anspruch zu nehmen, beantragt die Deputation, dah di« Kammer bei ihrem bereits im vorigen Landtage gefahren Beschluss« stehen bleibe und die Petition auf sich beruhen laste. Einstimmig stimmt« man diesem Anträge zu. tES hat über diese Vetttto» mmmehr das Vcreinigungsversahren stattzufinden.) — Nächst« Sitzung heute. Mittwoch, Mittags 12 Uhr. reaunaen jener Stnle der Thronrede, 6ie von den WohnungS- geldznschüssen bandelt, entsprochen werde» könne und solle. Die heutige Beschluhsastung gehöre zu den wichtigsten des diesmaligen Landtage»: der grohte Theil der circa 28000 sächsische» Beamte» erwarte mit Spannung den AuSqana der beatme» Beraihuug. Handele e« sich doch darum, ob em seit vielen Jahren gehegter Wunsch endlich in Erfüllung gehen werde. DaS königliche Dekret über die Vorlage sei zu Beginn der Landtagsverhandlungen dem Hause zugeaanaen: dah eine srühere Verabschiedung der Vorlage nicht stattgesunbc», liege daran, dah man vorher noch nicht über- sehe» konnte, wie sich die finanziellen Verhältnisse des Landes gestalten würden und ob die Möglichkeit der Ausführung der Vor- läge gegeben sei. Diele Voraussetzungen seien nun erfüllt, denn e» seien wesentliche Ersparnisse am Etat gemacht, und die Steuer- frage sei endgiltlg geregelt worden. Die Gründe, die bei der Vorberathung der Vorlage sür und wider sie geltend gemacht wor den seien, bestünden immer noch aufrecht. Wiederholt schon hätten Aufbesserungen einzelner Beamtenklossen slaitgefunden, eine allgemeine Ausbesserung durch Gewährung von Wohiiuiigsgeld- zuschüsse» habe die Regierung bereits beim vorigen Landtage be antragt, aber nicht gleichzeitig die Möglichkeit bezeichnet, wie dt« dazu nöthigcn Mittel beschosst werden sollten, deshalb sei die Vorlage damals abgelehnt worden. Seitdem hätten sich die Zeiten wesentlich geändert, und der Wunsch mancher Staatsbeamte», die »üheren Einnahmen der Beamten in Privatbetriebe» zu Hube», ei geschwunden: es komme heutzutage recht zur Geltung, dah ein ickcrcs, wenn auch geringeres Brot einem höheren, aber >111- ichcren. vorzuziehen sei. Wenn also heute die Berechtigung, den Staatsbeamten eine Zuwendung zu machen, nicht ohne Weiteres anerkannt werden solle, so sei doch zu beachten, dah diese Zu wendungen den Beamten bereits ui besseren Zelten gemacht, aber damals verweigert wurde», und dah thaisächlich eine Erhöhung der Wohnungsiniethen usiv. eingetrcten sei. Ziem liche Einheitlichkeit habe unter den Mitgliedern der Zweiten Kam mer darüber geherrscht, dah die Gewährung von Woynungsgeldcrn in der von der Regierung vorgcschlagenen Höhe nicht erfolgen könne, dah namentlich bei den Höheren und höchsten Beainten- klassen eine so arohc Zuwendung in der jetzigen Zeit unlhun- lich erscheine. Die Regierung so daher gebeten worden, ciuen Daris auszuslellen, der ungefähr der Halste vcs früher eingestellten Betrages entsprechen würde und in dem die Abstriche weniger bei de» unteren, als bei den oberen Beamtenklossen statisänden. Die Regierung habe diesem Wunsche entsprochen und de» Daris ermähigt, sowie die als unnöihig erkannten fünf Ortsklassen in drei verwandelt. Es sei räthlich erschienen, die den Beamten zugedackten Zuwendungen in Form von Wohnnngsgeldzuschüssen zu machen, weil auch das Reich und Preuhe» diese Einrichtung besitze. Sachsen sei immer stolz auf seine Beamten und ihre Pflichttreue gewesen. Das möge auch in Zukunft so bleiben. Ein treuer Beamter aber sei seines Lohnes Werth. Dieses Wortes möchten jetzt auch die sächsischen Ständekammern eingedenk sei« und dazu beitragen, dah das königliche Wor, emgeiöst werde, das den Beamten die Zuwendungen verspreche. Die Regierung aber bitte er, sich mit den Abänderungen einverstanden zu er klären. — Ter Berichterstatter der Geictzgebungsdeputation Dr. Spieß-Pirna schlicht sich den Ausführungen des Vorredners Viccpräsident OpiH-Treuen: Es werde wohl Niemand an. lein, der sich nicht der Bedeutung und Wichtigkeit bewußt sei, die die vorliegende Frage sür das Wohl unseres Staates habe. Die Bedenken, die früher gegen diese Vorlage geltend gemacht worden seien, wären auch jetzt noch nicht ganz geschwunden. Die Gehälter der sächsischen Staatsbeamten seien nichls weniger als ungünstiger wie die Gehälter der Beamten der übrigen Länder des Reiches. Sodann sei zu befürchten, dah auch die höchst uner freuliche Begleiterscheinung eintreten würde, die sich überall an das System der Wohnungsgeldcr geknüpft habe, dag nämlich ein unausgesetzter Wettkampf der Beamten, und Ortsklassen einkrcte. Endlich sei bedenklich, dah die Vorlage zu einem Zeitpunkte komme, wie er ungünstiger nicht gedacht werden könne, denn während man auf der einen Seite Mittel und Wege ausfindig mache, um die ungünstige Finanzlage zu bessern und zu diesem Zwecke auf eine wesentliche Steigerung der Steuern zugckommen sei, erscheine die mit nicht unerheblichen Mehrausgaben verbundene Vorlage, deren Wohlthoten nur eine gewisse Kategorie der Be völkerung geniche. Wenn trotzdem die Mehrheit sich entschlossen habe, der Vorlage wohlwollend näher zu treten, so sei es aus den von dem Herrn Berichterstatter angeführten Gründen ge schehen, Micht zum weniasten aus dem Gefühl der Loyalität heraus gegen den Landesherrn, durch dessen Regierung schon wiederholt die Zusicherung der Gewährung von Woynungsueldznschüsscii ge geben worden sei. Redner beleuchtet dann die Vorzüge des ab- aeändcrtcn Entwurss gegenüber dem Rcgierungsvorschlage. Es sei ihm nicht gelungen, eine ausnabmslosc Zustimmung aller seiner Parteifreunde zu erzielen, er hasse aber, dah auch die Gegner des Entwurfs noch ihre Bedenken überwinde» würden. Der Standpunkt, den sie einnäbmen, sei ja in vieler Beziehung der gleiche wie der der Freunde der Vorlage. Es sei ja auch bedenklich, unter den Wenigen zu sein, die gegen die Vorlage slimmlen, da noch nuhen hin der Eindruck entstehen könnte, dah bei ihnen das Wohlwollen gegen die Beamten nicht so weit reiche, als bei den anderen Mitglieder» der Kammer, Wenn diese Vorlage, gleich der Steucrvorlage, heule ihre Erledigung sinde, so könnten die Abgeordneten das Bewußtsein nach Haust nehmen, dah sie Alles gethan hätten, um die Berusssreudigkcit des verdienten sächsischen Beamtenstandcs zu heben. lBravo) — Finanz- minister Dr. Rüger : Ich babe in der gestrigen Sitzung der Devu- tationen dem Anträge, die Sätze der Vorlage bezüglich der ersten, zweiten und drillen Beamlcnilaste wesentlich hcrabzumlndcrn, widersprochen, weil ich der Ucberzeugung war und noch bin, dah diese Sätze das änhersle Maß besten bedeuten, zu dem man 'ich in der Herabminderung der Wohnungsgeldcr überhaupt ver- tcyen kann. Das Gesammiministerium snmmt dieser meiner An- .chouung in allen seinen Mitgliedern bei. Gleichwohl ist das Gesammtminislcrinm der Ansicht, dah im Interesse der Beamten schaft eine Abhilfe des in der That bestehenden Nothstandes erforderlich ist. Wenn also das Haus den Vorschlägen der Deputation bcitrclen würde, so werde das für die Regierung kein Grund sein, die Vorlage scheitern zu lassen. sBravo.I — Abg, Matthes-Limbnch: Angesichts unserer Finanzlage sei es un- möglich, noch Wohnungsgeldcr zu gewähren. Es thuc ihm leid, so vielen treuen Beamten nicht willfährig sein z» können, die Verhält- niste zwängen ihn aber dazu, gegen die Vorlage zu stimmen. Er würde ober dafür zu haben sein, dah der Regierung ein Dis positionsfonds zur Verfügung gestellt würde, »in bedürftige Be- amte zu unterstützen. Viccpräsident Dr. Schill: Seine poli tischen Freunde seien mit ihm darüber einig, dah das heute Gebotene auch unbedingt Annahme finden müsse, deshalb würden sie alle für die Vorlage stimme». Dagegen sei der Wunsch aus gesprochen worden, ob cs nicht möglich wäre, wenigstens den unteren Beamtenklossen bis zu einem Einkommen von 2400 Mark schon von Anfang dieses Jahres ab die Wohnungsacldcr zu ge währen. Er würde einen diesbezüglichen Antrag stellen, wenn es möglich wäre, eine Majorität dafür zu sinde» und wenn die Regierung ihre Geneigtheit für eine solche Maßnahme zur er- kennen gcocn würde. Finanzministcr Dr. Rüger: Die Negier ung würde zu ihrem Bedauern nicht in der Lage sein, einem Anträge der in Aussicht gestellten Art stattzuaebcn. Es ist nicht blos die rein geschäftliche Lage, die das verhindert, denn wenn wir uns materiell auch einigten, so mühte doch der ganze Etat nmgcarbeitet werden. Darüber wäre ja bei einigem guten Willen hinweazukommcn, die Hauptsache aber ist: Unsere finanziellen Verhältnisse sind nicht dazu angethau, jetzt schon die Wohnunas- acldzuschüsse »n Kraft treten z» lassen. sSchr richtig.) Es würde vaS voraussetzen, daß wir zu dem in Aussicht genommenen 25proz. Steuerzuschlag noch weitere Zuschläge erheben mühten. Ein Zuschlag aber »u diesem Zwecke würde sich nicht gerade grober Popularität erfreue». (Sehr richtig.) Abg, Nudelt-Deuven hat Bedenken gegen die Gruppirung der Orte in drei Klassen. Ihm sei eine allgemeine Gehaltszulage sympathischer al» die Ge währung von WohiiunaSgeldzuschüstcn. Abg. Weigert. Löbtau spricht sich sür einen frühzeitigeren Eintritt der WohnungSgeld- zuschüsse aus. Abg. Horft-Mulda steht der Vorlage nicht prin- ttpiell entgegen, meint aber, -s sei zu wenig Zeit zu ihrer Prüf- ung gelassen worden, und die allgemeine Finanzlage sei für d>« Gewährung der Zuschüsse nicht günstig, deshalb könne er der Vorlage Nicht zustiuiinc» Abg, Grafe-Annaberg trägt auch Bedenken gegen die Einllieilung der Orte, will aber aus Opporlunltäisgrunden sür di- Vorlage stimme» — ES ist em Antrag aus Schluß der Debatte einäegangen, der, nachdem der Präsident mitgetheilt, daß noch neu» Abgeordnete aus der Redner- liste stehen, Annahme findet, — In semeni Schlußworte spricht der Berichterstatter den Wunsch aus, dah die Beamten nach Ge währung der Zuschüsse diese auch dem Jnlande zu Gute kommen lassen und nicht, wie vieljach srühcr geschehen, Lebensmittel usw, vom Auslande beziehen möchten, — Hieraus wird das Gesetz in namentlicher Abstimmung mit 67 gegen die 4 Stimmen der Abgg, Horst, Matlhes, Neutsch und Richter-Baselitz angenommen — Die Kautmcr nimmt sodann Kenntnis! davon, daß die Regier ung die Kap. 2ln und 110a des ordentlichen ElaiS, betreffend Wohnungsgeldzuschüssc sür die Direktoren und Lehrer an den staatlich unterstützten Realgymnasien und Realschule», zurück- «zogen hat. — Hieraus^werden m die zu errichtende -j wische n- eputation sür den S t ä n deh a u s-N eu ba u durch Zuruf gewählt als wirkliche Mitglieder: Präsident Tr, Melmcrt, Äicc- präsidenlen Dr. Schill und Opitz, sowie die Abgg, Hähne! und Gontard, als Stellvertreter die Herren Bochmanu. Grumbl und Dr. Vogel. — Die Petition des Stembrucksbesitzers Förster i» Riesa und Genossen um größere Berücksichtigung des Elbsand- sieinS bei Staalsbaulen wird auf Antrag des Vicepräsidcnteu Dr. Schill von der Tagesordnung abgcsetzt. — Tie Kammer be schlicht hieraus, die Petitionen des ZlmmermaniiS Selbmann in Hohenstein-Ernstlhal um Gewährung einer Entschädigung sür Ver legung einer Straße und des pensionirtcn Sladigendarms Berg- hänel in Dresden um Gewährung höherer Pension, bez. um Wiederanstellung als Stadlgendarm aus sich beruhen zu lassen. -- Dasselbe Votum erhält eine Petition des »BezirkSvercius Königreich Sachsen" des Teuischen Flcischerverbandes zu Leipzig wegen Revision des Gesetzes vom 2. Juni 1898, die staat liche Schlachtviehversiclierung bctresscnd, nachdem Abg, Schubort bemerkt, daß in der Petition deS Flcischerverbandes die Land- wirthschast nicht gerade liebenswürdig behandelt werde, und dah man recht wohl ,m Stande sei, die darin enthaltenen Unwahr heiten zu widerlegen, — Endlich verhandelt die Kammer über die Petition des „Sächsischen Landesverbandes gegen den Miß brauch geistiger Getränke" dem sich 22 weitere Vereine an- lchlichen, den Erlaß eines Gesetzes zur Verhütung der sci-ädlichen Folgen des Alkoholgenusses betreffend, Abg, HSHncl- Kuppritz meint, dah die Bewegung gegen den Alkoholgemih noch stürmischer werde, wenn nicht aus gesetzgeberischem Wege die Er ledigung der Angclegenheil siattsinoe. Er bitte die Negierung, ibrc zanze Aufmerksamkeit aus diese Angelegenheit zu richten Abg, dr, Leupold verwahrt die Stadt Dresden gegen den Vorwurf, dah ihre Verwaltung nicht immer bestrebt sei, die Gelegenheit zum übermäßigen Alkoholgemih einzudämmcn. Minister v, Metzsch antwortet dem Abg, Hähne! aus bellen Wunsch, dah die Geschäfte der Gesindevermielher nicht in Verbindung mit Schankstätten sieben möchten, dah die Regierung gern bereit sei. diesem Wunsch durch Erlaß einer diesbezüglichen Verordnung Rechnung zu tragen. Nachdem noch der Bericksierslaltcr Abg, Dietcrich-Hclscnberg die Bitte ausgesprochen, die Bewegung der Alkoholgegner zu unterstützen, soweit sie nicht über das 'fiel bin- ausschiehe, wirb die Petilion in Ucbcrcinsiimmung mit den Be schlüssen der Ersten Kammer erledigt, — Nächste Sitzung: Heule, Mittwoch, Vormittags halb 11 Uhr, — Tagesordnung der Ersten Kämmer, Mlttwocb, den 4, Juni, Mittags >2 Nbr: Anträge zum sieicbenlwiirs über die Zwangsvolilircclunn wegen Geldleistungen in Acrwaliungsigchen, zum Gcietzcnlwurs, die Unsall- fünorge für Beamte betreffend, zu Kap, und «9 des ordeniliche» Exils, Polizeiduekiion zu Dresden, Sicherbeilsvolizet, zu Tti 9—13 des außer- ordenitichen Etats, Um- und Enveileningsbaulcn rc bei den Landesanslallcu, zum Dekret Ar, 29, Wasserbau-Angelcaenbeilen bctrcssend, zu Kap, <>3 des ordcniliibcn Etats, Berichtigung von Wasscrläuftn, iowie Wege-, Wasser- und Userban-Untersiittzungen beir, - das Dekret, den Bericht über die Bcc- ivaliung der Lgndcs-BrandversichcrungSansialt in den Jahren 1899 und 1900 beir. — Tagesordnung der Zweite» Kammer, Mittwoch, den 4, Juni. Pornniiag« 109, Uhr: SLiusiberotbuna über Kap, HO des ordent sichen Etats, Reservefonds, sowie über de» Entwurf des Fmonzgeiehes auf die Jahre 1902 und 1903, über die Petition des Gemeindkrachs zu Medcrwarcha, den Ausbau des öffentlichen Kommunikaiionswegcs zwischen Obcrwariba und Niederwartha betreffend, und über die Beschwerde des Klostergliisbeschers Arndt in Oberwarcha-Eosiebaudeüber Bcrich!eppung des Ausbaues die>eS KommunitaiionswegcS, über die Petitionen des Ver bandes der fächsffchen Hausdeffberverecne und Genoffen, des Sladirachcs und der Etadwcrordiirten zu Zitta» und des Siadlratke« zu Meißen um Vermehrung der slädliiche» liandiaaowabllrene, sowie »bcr die Petitionen von Sindermann und Tbleme in Dresden und vcs ikondesverbanves evan gelischer Arbeitervereine im Königreiche Sachten um Abänderung des bc- hebende» Landtagswahlrechtcs und über den Entwurf eines Gesetzes, die Aushebung der mU Apolhekengcrechligkeilen verbundenen Berdietungsrechte, Tagesneschichte. Deutsches Reich. Das Abschiedsgesuch des preußischen Eiscnbahn- lilinisters v. Thielen, schreibt die »Köln, Volksztg", wird mau trotz des Schweigens der ».ssiziösen und mancherlei Ahlcugnungsn in der Presse als eine Thatsache hinzunehmen haben. Ein bcionderer Grund für dieses Abschiedsgesuch liegt fa gewiß in diesem Augen blick nicht vor. Es ist aber auch wirklich nicht iwtb'g, wie die Dinge liegen, nach einem anderen Grunde zu snchcn als dem Aller des Ministers. Herr v. Thielen ist eben 70 Jahre alt, und wie alle Leute, welche ihr Leben lang tüchtig gearbeitet haben, suhlt er sich müde und suckt Ruhe, Das ist in den politischen Kreisen Berlins längst ein osscneS Gehcimnih, Von einer Krnnkhcit vor wenigen Monaten hat er sich gut erholt: aber kräftiger und frischer wie vorher pflegt man nach übcrjtandencr Krankheit in einem solchen Älter doch nicht zu sein. Das Abschiedsgesuch liegt zur -Zeit noch unerledigt im Kabinet des Kaisers, Es wird wohl erst formell erledigt werden, wenn der Nachfolger bestimmt ist, lieber diesen laufen verschiedene Gerüchlc um: die Einen nennen .Herrn v, Podbiclski, die Anderen den General Scbnbarl oder den General Budde, welch' Letzterer zur Zeit eine Direktorstcllc bci der Löwc- schcn Wassensabrik inne hat. Ein General muß es eben bci ge wissen Leuten unter allen Umständen sein, mag es nun ein General a, D,, ein General z, T, oder ein General i T, sein. Die Kandidatur des Herrn v, Podbiclski soll wieder fallen gelassen sein, weil cs nicht angebracht erscheine, ihn schon wieder das Rcsiv'.t wechseln zu lassen. Gegen die Kandidatur des Generals Budde soll sprechen, dah er in'seiner gegenwärtigen Stellung sinanzicll besser steht, wie er als Minister sieben würde, Antsallcnd ist, dah kein alter Angehöriger des Eisenbahnrcssorts als Kandidat genannt wird, wäbrend doch sowohl Herr v, Thielen wie sem Vor gänger Mavvach Fachmänner waren, che sic Minister wurden. Ob die Erfahrung bci der Reichsvosl schon wieder vergessen ist'/ Dort wurde Herr v, Podbiclski Minister, ohne vorher von seinem Ressort wesentlich mehr zu wissen, wie jeder andere Sterbliche, Aber er wirthschastctc bald ab, und nach ihm imissic man wieder zu einem Ressvrtbeainle», dem jetzigen Staatssekretär Kralle, greisen. General Budde wird allerdings insofern Fachmann sein, als er längere Jabrc die Eisciibahnabthciluny im Kncgsministcrinm geleitet hat. Aber bci dieser handelt cs sich doch eigentlich nur um richtige Vcrthcilnng der Ausgaben, während beim Eisenbahn- minister die Einnahmen die große Hauptsache sind. Das fallt zur Zeit um so schwerer in s Gewicht, als snr die preußische Etaato- bahn ja die mageren Jahre begonnen haben. Herr v, Thielen würde sein Ressort gewiß in bester Verfassung und Ordnung ab- gcben; aber gegen den großen Rückschlag im wirthschastlichcn Leben war doch auch er machtlos. Gerade wegen dieses Rückschlages wird es in diesem Augenblick aus die Person seines 'Nachfolgers um so mehr nnkommcn, Hur Zucker st euervorlage schreibt die »Kons, Corr ": Bei den konservativen Mitgliedern der Zitckerslcuerkommission be steht der unverwischbare Eindruck, dah die deutschen Unterhändler in Brüssel sich den Anslcmdsstaatcn gegenüber zu nachgiebig ge zeigt hätten und daß es bei festerem Auftreten möglich gewesen wäre, bessere Bedingungen zu erlangen. Dieser Eindruck wird > verschärft durch daS immer lebhafter gewordene Bedenken, daß die s Brüsseler Konvention auf unsere Zuckerindustrie äußerst verhäng- ^ nihvoll einwirken würde. i Z»m Ordensfest in Marienburg wird berichtet: Die Zahl der Ritter zum Johanniterscst in Maricnburg wird etwas ! kleiner werden, als ursprünglich angenommen wurde. Vier Ritter, : sür welche bereits Quartier bestimmt war, haben absagcn müssen, s darunter Gcnerolseldmarschall Graf Waldersce und Jonkker von l Dochnl. Anher der Ehrenkompagme wtrd auch «me Eskadron Dresdner Nachrichten. Nr. 152. Leite 2. Mittwoch, 4. Juni 1002
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