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Katholik« »arm anwesend. An 100 Protestanten au» Sachsen und Bäkuw«. darunter viele Kinder und Frauen. waren dem Ruse de» Geistlichen gefolgt. Die Katholiken nahmen an der Saaltbiir« Platz, sowie aus dem anstoßenden Borraume, auch aus dem zu dem Saale suhlenden Gange und aus der Treppe stellten sich die Kotho- liken aus. Rach Aussage de» Gostwirtye» Lehnert aus Zinn» wald herrscht« eine ausfällige Bewegung unter den Katholiken, und man vermuthete allgemein, da» sie nur gekommen seien, um die Brrsammlung zu sprengen. Pastor Ungnad erössnete dir Ber» sammlung mit dem Gesänge de» Lutherliede», an welche» er eine Ansprache schloß. In dieser erwähnte er unter Anderem die ge» schiclitlich sestgestellten Thatsachen, das, Zinnwald und Umgebung vor dem 30jährigen Kriege protestantisch gewesen, die Protestanten au» Böhmen vertrieben sind und die evangelische Kirche zu Kloster grab — «»— - - - ist ab durch den Erzbischof von Prag im Jahre 1818 zerstört worden . Hierbei riefen einige der anwesenden Proteslanle»: „Pfui!" Dadurch suhlten sich die Katholiken verletzt. Man ries: „Halt, da» lassen wir uns nicht bieten! Ruhig! Hinaus! Schlagt sic Alle tobt!!" Obersteiger Tandler stürzte aus Pfarrer Ungnad zu. Ein grober Tumult entstand. Der Pastor Ungnad erhielt einen Schlag aus den Kops. Seine Geineindeglicder und Glaubens genossen suchten ihn vor seinen Angreifern zu schütze». Mit Bier gläsern und Stühlen wurde aus die Protestanten losgelchlagen und geworfen, gleichviel ob man Männer, Frauen oder Kinder traf! Auch die drauben befindlichen Katholiken drangen herein, darunter Rekruten mit rolhen Militärkappen. Unter de» Protestanten j herrschte grobe Panik; sie konnte» nicht W'S Freie fliehen, da Bor-' raum, Gang und Treppe» von den Katholiken besetzt waren. Sie flüchteten deshalb i» ein Nebenzimmer und sperrten eS ob Da» Werken mit Bleigläsern und da» Toben dauerte eine Viertelstunde. Endlich wagten sie sich, in den Saal zurückzukehre». wo sich ein wildes Chaos von Glasscherben, Stuhltrüinmern, zerrissenen Bibeln und Gesangbüchern darbot. Zwölf Protestanten, meistens Frauen und Kinder, wurden erheblich verletzt. Als nach langer Weile Herr Pastor Ungnad an der Hansthüre erschien, stürmte die auf der Strake harrende Menge abermals gegen ihn vor, man ries: „Da ist er! Schlagt ihn todt! Schlagt ihn nieder, den Ketzer!" Er mutzte schnell über die Landesgrenze fliehen und wurde von den iiachsetzenden Katholiken mit Steintvürsen verfolgt. Ein kleines Mädchen, Hedwig Weitzdörfer, welches er schützen wollte, wurde von den Steintvürsen an beide» Flitzen getrosten und schwer ver letzt. Postverwalter Henker siel zu Boden und wurde von einem iiachsetzenden Rekruten blutig geschlagen " * Aus dem Belle-Allianceplatz in Berlin erschost sich Nach mittags 3 Ubr der 40jährige Kaufmann Z. Er hatte aus einer Bank der südlichen Gartenanlaae» bei strömendem Regen Platz genommen, de» Regenschirm ausgespannt und sich gerade in dem Moment, als ein jungeÄ Mädchen au ihm vorüber ging, aus einem Revolver eine Kugel in Len Mund gejagt. Der Tod war aus der Stelle eingetreten. * Die Psychologie deü Schachspieler» hat schon manchen forschenden Geist beschäftigt. Eine besondere Theorie hat Hippolyte Taine in einem Kapitel seiner Werke gegeben, toorin er von der Intelligenz spricht. ES heißt darin, daß der berufsmäßige Schachspieler durch die Steigerung seiner geistigen Anstrengungen zur Beherrschung des Spiels schließlich dahin kommt, daß er nach Belieben das Schachbrett mit allen seinen Figuren vor sich sieht, das er durch sein Gedächtniß mit den Figuren in verschiedenen Stellungen besetzt, um an seinen Pro- klemm zu arbeiten. Diese Ansicht hat später eine Widerlegung erfahren. Eine französische Schachzeituug, die „Strategie", Hai eine Rundfrage bei bedeutenden Vertretern des königlichen Spiels unternommen, um zu erfahre!,, woraus das Gedächtuiß des Schach spielers beruht. Es hat sich daraus ergebe», daß sein Gedächtniß nicht, wie Taine behauptet hat, ein „visuelles" ist, sondern ein geometrisches. Der Schachspieler stellt sich, wenn er die Angen schließt, den Raum von geraden Linien durchkreuzt vor. die in rechtwinkliger oder diagonaler Richtung de» Zöpen der Thürnie und Läufer entspreche», außerdem mit Zickzacklinien für die Züge der Springer. Die Figuren erscheinen ihm nicht als solche, son dern in der Gestalt einfacher Punkte. Wenn man den ungeheuren Betrag von Intelligenz und Ueberlegniig bedenkt, der in jedem Jahre von den Schachspielern auSgegeben wird, so könnte man ivonl zu dem Gefühl kommen, ein wenig über so viel verschwendete Geisteskraft zu klagen. Wahrscheinlich handelt es sich ,cdoch um eine ganz bc ganz besondere Begabung. auS deren Vorhandensein man nicht auf eine allgemeine Bedeutung des betreffenden Geistes schließen darf. Man bat das Schachspiel oftmals n»t der Kunst des Feld- Herrn verglichen, die Erfahrung spricht aber nicht dafür, daß eine wirklich innere Verwandtschaft zwischen beiden besteht. Napoleon war ein schlechter Schachspieler, und wer weiß, ob er die »achIhm benannte Patience gut gespielt hat, falls die darauf bezügliche Sage, der zu Folge er sie bevorzugt haben soll, überhaupt wahr ist. Karl der Große, der ein leidenschaftlicher Schachspieler gewesen lein soll, aber dabei nicht verlieren wollte, schlug der Sage nach den Nesfen seines Paladins Roland mit dem dicken eisernen Thurm des Schachspiels todt. * Ein i p » r i a i» e r K ö„ I g ist Victor Emannel IN., dessen Einfachheit und Bescheidenheit i» Italien schon spiichwörlllch sind Seine Untcrtdanen finden sogar, daß leine Spustamkcit. die an- längs bewundert und gelobt winde, schon etwas zu weit gehl So erdält z. B de, Küchenchef, der nnler Humbe,! 400 Ml Ge da» monatlich hatte. letzt nur noch drei Fünilel »eines stühere» ' Einkommens Er beklagte fich daher lüngst bei de, Königin Helene Abc, da kan, er »checkt an. denn die Königin erwiderte lächelnd: „In meiner Heimath bekommt ja kaum der Kriegsmiiiister w viel wie Sie. Wenn Sie Wicke Ansprüche stellen, gebe ich Ihnen den gulen Rath, nie »uch Monteneglo zu gehen." Dci Kuchciichei View, Emanuels dort läglich nur M> Mk. ausgeben. Fü> dieies Geld muß er 450 Peiwiien die! Mahlzeilen täglich lcivuen. Man kann nicht behaupten, daß man mit 3 Mk. pro Kops und Tag besondere Delikatesse» bieten kann. Die Köwgsti-Mullei giebl sü> iluen aus 112 Perionrn bestehenden Hoistaai täglich 450 Mk aus ! Der König lucht aber auch iviist noch leine Ausgaben zu vciringeui ! So find im Lauie dci letzten drei Jahre zahlreiche Pftidc aus de»! königlichen Ställen verknust und »ich! wieder ersetzt woiden. * lieber einen blinden Stenographen berichtet die ..Nordd. Mg. Zig.": Auf einer Konferenz der englischen Hllss- - Gesellschaft für Blinde nahm am Berichterstattertisch ein blinder Stenograph Platz, der mittels einer jüngst erfundenen „Taft1 Maschine" den Wortlaut der Reden niederjchrieb. Tie Maschine, ' die er bcnutzle, ist aus einem Preisausschreiben sür das beste System der Kurzschrift für Blinde prämiirt heroorgegangen. Ihre Erfinder sind der Direktor und mehrere Lehrer des Blinden instituts in Edgbaston. Sie^ vereinigt mehrere Systeme der Braille'schen Punltmethode. in völlig geräuschloser Arbeit dem bei den . . . Systen Die Maschine treibt diese Punkte it in einen Papierstreifen hinein, achnlich dem bei den Telegrophenapparaten gebräuchlichen. Der Streifen läuft aus der Maschine in einen Korb, und aus diesem „fingert" ihn der blinde Stenograph später wieder zurück und über setzt dann seine Punktschrift aus der Schreibmalchine in gewöhn liche Druckschrift Natürlich verlangt die Ausübung solcher seinen und schwierigen Arbeit bei den Blinden das ausgebildetste Takt gefühl. ?cr>ch>erstotter der Londoner „Times" in den Besitz der Geheim nisse der Berliner Ko »serenz des Jahres 1878 kam. Einer der Schreiber der Konferenz war im Solde des Berichterstatters und speiste jede» Abend in einem bestimmten Eßsaale. Er sprach mit Niemandem, schaute Niemanden an, hing seinen Eylinder an einen bejtimmlc» Nagel, setzte sich an einen Tilch zum Essen und los nach der Mahlzeit eifrig seine Abendzeitung. Zur gleichen Zeit Ihot ei» anderer Herr, der englische Berichterstatter, genau dasselbe. Beide Herren wurden genau beobachtet, kannte» ein ander aber scheinbar nicht. Die beiden Hüte hingen nebeneinander an der Wand, der Berichterstatter war zuerst scrtig und nahm vom Nagel die Kopfbedeckung des Konferenzschreibers, der die geheimen Schriftstücke sorgfältig hinter dem Futter verborgen halte. Der Schreiber ging mit dein Hut des Berichterstatters nach Hause. Dieses Kunststück mit den, Hut, das so einfach war, daß sogar Shcrlock Holmes cs nicht hätte entdecken können, wiederholte sich jeden Abent während der Dauer der Konferenz, und am Morgen nach jedem Konfcrenztag wußten die Leser in London, was die Diplomaten ln Berlin unter dem.Vorsitz des Fürsten Bismarck ab- gekartet batten, ohne daß man dem Verräiher aus die Spur kam. * Mit rinn Hutnadel ermordet wurde im Soutliwark- Blcrtel von London, wo wüste Rauke,eien an der Tagesordnung Ports«»»«, k«ü« »Schfte Gelte. Vrvsäuer Lank Drohen, Köllig ^o!iann-8tra886 3, II. V6p08it6n-I<a886: 8tr«r886 39. lkrlin. UilllilML. lifkintzli. Mlldl'i'K. Mlli. Ilrinnom'. vüekrltMZ-ljMoll!. Mmnilö. MM. Mon». AnickW i. 8.. loll'lvll. : I3V Flillionen Mark. Lvvvrvetooil: S4 ^LNItoireu Claris. für « ^8l»r spesvotDvi. Vvssro Depositen - Los»«» eerMei, bis aut Weiteres Illr Vaar-Ltotaseo xexev Doxosltoobucd «I»N« I' z o rnlt «»Ininoaitll^er „ 1/4 O/o init «Irelinonntizsvr ,, 2 ° g mit 8veI»«ii»»iii»tiKer „ 2 4° c> vis kür dev Vopositsv-Verlcedr xsltsallsu LestllMvun^eu, sorvlc 6hscIUormuIars kölMtzN uv unseren Küssen in Kl» plana xenvinmen rreräev. Wir halten uns «mpwblvv lür llev /so- und Verknot von kilteklen, rur kUallisonA «Lmmtlwlior rulilbarcm knupous unll Dl, i«Ien,lensi, keine, eur NennkrniiK von l>irr te ltieu xsoev borsenxlinFig:« rVerllwapmre, Lullt,ennkruiij; bee Vernnltunz; ron «tleneu mul tivseklossenen Depots, Lussekrelkunz; von kkeeks, Drntlen, ttelseereütt- drlvlvn, für LosLnktuntren an Lusrrlii'tixeu and übveseeu-ekev lllätron, rur L eruiivtkous «00 8«tes, eiserne LcbrniMLeker unter sixenvin Verschlüsse cles älietdsrs etc. etc. tz <7«»v^rsk«n der ^V//a vo» R88S in Volü, 4/„o/g UInk»i'i8vI»v» 8t»»t8^l8vnb»I»iivo» L88S Lu 8iN»vr. Wir erklären uns bereit, den Umtausch obiger Anleihen ln «WM lliMkdie rleliettseie 4 i» iisliiieil l». 0 Ltilsk-üesilen-Neilie S02 ft «peseott-el zu vermitteln und bitten um baldige Einlicserung der Stücke. Dresden, den 30. April >902. M ML kumge L KL- vi'LSlliie!' SWieverk«». Inhaberin die Slctiengcscllschaft Dresdner Bankverein. Dratrvriütl ns,!,« 12. Vl alroudrrrrs^krgskc Lt. Lme cowplctte, xeärexeve W<ir<be°örsiita«Ma»»lng Oi» Sssiedlixuriß !»> clui-edsu» rvcsngio». stelle Wb gestickt und gen-ascken Lonnnbenck, ckcn Z. lllni u. dkontax. «Icu 5. .Wal in den piirlerre-wociilitätco meines iFesclEtsbsuses rur gell. Lesicb- tiAunx aus. — Interessenten sind tiierru büklicbst eiuxeladen. o c> K. steckt l-eineu-, Letten- u. .Eussteuer-kllescbllkt Vkall»trs«re 6 — portisuervite. krsek», Rolk-Anzügc, Cnlindcr. »eu u. modo», verleiht und verkauft ll. 8«o«r Aiaetir., Margarclhensttaße 7, 1. Etage EtiEt 11 ..Dresrncr T.achrichten" ?E1I Sonntag. 1. Mai »802 »»» Lir. 12L