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Ganz außer Athem kommt ein Mann Beim Doktor X. in Dresden an. Und stöhnt: „Ulan hat mich schwer verletzt I" „So, wo den» ?" ruft der Arzt entsetzt Und klemmt den Kneifer auf die Nase: „Herr Iehmersch! uff der Friedrich st raße!" vom Aasernenbos. Unteroffizier: „Nun schaut Luch nur 'mal den Einjährigen Schnips« an l Macht der Mensch nicht ein Gesicht wie 'n junger Ehemann, der die Schulden seines Schwiegervaters bezahlen soll?" Au» der Schule. Lehrer (den „Teil" erklärend): „Also Stauffacher sprach zu seinem Weibe: „Nach Uri fahr' ich steh'nden Fuße; gleich I" Müller, kannst Du mir sagen, was das heißt: steh'nden Fußes?" Müller: „vierter Klaffe, Herr Lehrer!" Gefasst. LjereingefaUei» Studiosus A.: „Lieber Freund, wenn Du glaubst, daß Deine Ivirthin nicht ehrlich ist, dann stelle sie doch auf di« Probe! Ich würde einfach 'mal «in Markstück auf dem Tisch liegen lassen!" Studiosus B.: „Habe sie ja schon auf die Probe gestellt mit einem Zehnmarkstück I" Studiosus A.: „Non, und das hat sie genommen?" Studiosus B.: „Leider. An seiner Stelle lag aber dieser Zettel: ,10 Mark abschläglich für Mieth« erhalten. Frau pietzsch." vexirbild. Braut: „Der ernste Moment ist da, in wenig Minuten sind wir für'; ! ganze Leben aneinander gefesselt. Bist Du gefaßt, Emil?" Bräutigam (seufzend): „Auf AllesI" Lin 6elfer in der Noch. Wirthshausgast (zu einem aufdringlichen Hausirer): „Lassen Sie mich in Ruhe, was ich brauche, haben Sie doch nicht!" Hausirer: „Nu, was werden Se denn brauchen?" Gast: „Ich will mich umbringen, aber der Strick ist mir z» ordinär, das Wasser zu kalt, zum Revolver Hab' ich kein Geld, also bleibt mir nur das Gift. Haben Sie etwa Gift?" Hausirer: „Gift nicht. Aber hier, kaufen Se irrer ab das Buch zum Todtlachen. Kostet nur so Pfennige!" wunderbar. Mann (liest aus der Zeitung vor): „Am io. d. M. wurde die Wittwe M. in Mühlheim an -er Ruhr sos Jahr alt. Sie erfreut sich völliger Rüstigkeit." Frau: „Na, das ist aber merkwürdig! (sch Hab' doch schon oft gekört, daß Eins an der Ruhr gestorben i; ; aber daß Ems an der Ruhr 10s Jab, ! alt wird und sich dabei noch wohl befinden soll, das is doch noch nicht da- ! gewesen I" Lin vorsichtiger. Käthe: „Man wundert sich allgemein, Bcrr Doktor, daß Sie so aus-! fallend Damengescllschast meiden. Ihnen stehen doch die eisten Kreise offen!" ! Doktor: „Gewiß, gnädiges Fräulein, aber kaum hat man mit einer! Dame ein wenig geplaudert, so wir- nia» gleich für verlobt verschrieen und! verliert so die Lhancen einer wirklichen Partie." kibcllben, ein gar lustig Ding, Bemüht sich, unter'in Schwammerl!,ig Lin harmlos Gnomlein keck zu „ecken Und aus dem Schlafe anfzuwecken. Indcß Libcllchens llebcrmuth Bekommt ihm diesmal gar nicht gut, Denn sicher sübrt etwas im Schilde Der zweite Gnom auf »nler'm Bilde. Aiislösuna de; Räthsels in Nr, qZ: Amme, Ammer, Eric, Erika, lmeiika. HlmnWt VtilllU ^ F,nM. «-Sendet 185« Mo. LOO. Sonnabend, den 1L. April. LAGE. Die Geldheirath. Paul saß in seinem einfachen möbliiten Zimmer, einer bescheidenen Studentenbude, und überlas zum wer weiß wie vielten Male den Brief, den er vor- hin von seinem Vater erhalten hatte. So, also jetzt ! sollt« es Ernst werden; Papa wurde ungeduldig ! und ongeinüthlich. Paul sollte absolut „Ratbs" > im entgegengesetzten viertel der Stadt einen Betuch machen. Das hatte was auf sich. Der alte Ratk war nämlich ein Jugendfreund von Pauls Papa den er seit fast zwei Jahrzehnte» nicht mehr gesehen hatte, und von dem Letzterer nur noch wußte, daß er eine hübsche Tochter besaß. Deretwegen sollte Paul dort seinen Besuch machen. Zwischen den beiden Vätern war damals, als die Welt eben mit ihren Sprößlingen beglückt worden war, in einer theure» Freundschaftsstunde ausgemacht worden, ans den beiden Kindern müsse ein paar weiden. Nun hatte man allerdings di« lieben langen Jahr« weder mehr an den Freund, noch an den damaligen Schwur gedacht, bis sich endlich Pauls Papa nach einer guten Partie für seinen sludirenden Filius umzusehen begann. Den» eine a»«c Partie mußte es unbedingt sein; da» stand für ibn fest. Zu einem armen Mädel hätte er um keinen Preis seine Zustimmung grgcben. Der Junge sollt« was werden in der Welt, und dazu gehörte Geld; er selbst konnte ihm nicht einen rothen Pfennig mitgedcn. Und da mußte er für sein Fleisch und Blut denken, denn der Junge war so tappig; er hätte es fertig gebracht, nach Geld und Gut gar nicht zu fragen. So war dem Alten der Jugendfreund »nd sein Töchterchen ein gefallen. wie dicies Töchterchen hieß, wußte er gar nicht mal, aber daß der Rath rin ziemlich bedeutendes Vermögen besäße, hatte er in Erfahrung gebracht. Und das Mädel war das einzige Kind! Das gab also eine ganz ausgezeichnete Partie für Paul. Flugs setzte sich der Alte hin und frischte brieflich die Verbindung mit dem alten Freunde wieder auf. Er ging dabei frisch und frei auf sein Ziel los, verschwieg aber natürlich, daß er und sein Sohn arm wie eine cxpropriirte Feldmans waren und daß man an dem Bcirathsgute des Mädchens die gesunkenen Kräfte ei» wenig aufzufrischen hoffte. Der Rath naht» den plan recht wohlwollend auf. Er war in dieser Beziehung das getreue Spiegelbild des „Gutsbesitzers." Pauls Vater nannte sich gern den Gutsbesitzer, obwohl von dem Gute, das er besaß, kaum eine Scholle und ein Dachbalken sein unbestrittener Besitz war. Der Rath sagte sich nämlich so: Ich bin arm wie ein Nackt frösch im Teich und folglich kann ich meinem Mädel nichts mitgeben. Geld ist aber eine gute Waffe im Leben und ein hübsch warmes Gewan nt, Winter. Der Gutsbcsitzcrjunge hat ja viel mehr Geld als Heu, zumal es Heuer init dem Futtcrbeu etwas knapp bestellt war. Demgemäß wäre für das Mädel gesorgt, und ich kann mir keine bessere Partie für sic denken. Also kalkulirte der Rath, »nd trotzdem Beider Kalkulation sich in schönster Uebercinstinimiing be fand, war's doch ein verspiel. Tbcils dicserbalb, tbcils außerdem. Paul hielt nämlich den väterlichen Brief immer noch in der Hand, legte ihn kopf schüttelnd bei Seite, richtete sich dann hoch aus und sagte halblaut, aber mit ganzer Entschiedenheit: „Daraus wird nichts!" Paul war sonst ein sehr folgsamer Junge gewesen, wen» er hier, wo sich's doch um sein Glück handeln sollte, mit einem Male bockbeinig wird, so muß das schon eine» ganz besonderen Baken haben. Und es batte wirklich einen. Paul war nämlich verliebt, bis über die Vhrcn verliebt, seil etwa vier Wochen. In wen? Er Aeie gevarniscdte Sonetten jetzigen Renndier Aleisgen in Dräsen. 876. vie Geister helfen nicht mehr. E schwerer Schlag war's für die Schbiridisien, Daß in Berlin, der Gcistermedrobole, (Und ooch der Dummheet Hocksitz weeßderhole I) Die Bolizei sie konnd« ieberlisten I Die sich mit ihrem Geister-Umgang driften, vie sitzen nu zu and'rer Menschen wohle Entgeistert ganz vom Ködbgen bis zur Sohl« In Moabit, dem greilichen und tristen. Nu is es mit dem Geister-Umgang Eisig — Sie lassen kecnen über dies« Schwelle Zum Medjum hier in der Gesängnißzelle I Nischt hilft ihm die Beschwörung unablässig, — wie gern ooch dhät es sick was erdrabecne. Doch ird'scke Lieferanden gicbt's hier keene I wußte er kaum! Aber, daß es dir ihm zugedachte Rathstocktcr nicht war, darauf konnte er Stein und Bein sckwöre», die hatte er ja noch nie ge sehen I Lilly h,eß seine Angebetete, Musikstudien trieb sie... im Uebriaen war sie für ihn dasMädchen aus der Fremde. Er hatte sie oft die Anlagen durckqueren sehen, mir denen der große Play ge schmückt war. Sein Herz war in Brand gerathen wie eine Prärie »ach dürrem Sommer, wie es so kam — man hatte sich kennen gelernt, man plauderte zusammen, man machte aus dem gegen- icitigcn Wohlgefallen an einander kein Staats verbrechen, daß um jede» Preis verheimlicht werden müsse, man genoß in völliger Harmlosigkeit und Gedankenlosigkeit wie es der Jugend eigen den überwältigenden Zauber der eiste» Liede, ohne sich sonderlich klar geworden zu sein darüber. Erst der Brief vom Papa hatte ibm die Augen geöffnet. Jetzt erst empfand er, was Lilly ihm war und niit der bewußten lugendüchc» apodiktischen Sicherheit wußte er, daß er ohne sie nicht leben könne. Als er sie am nächsten Tage wieder traf, ging ihm Herz und Mund über. Sein Papa wollte ihn vcrhcirathen. Lilly war erschrocken und starrte ihn groß an. „Ach Gott, meiner will mich ja auch vcrhcirathen I" Neuer Schrecken, aber diesmal von seiner Seite. „Ja, ich soll eine Reiche heirathen," wehklagte Paul. „Und Papa sagt, ich muß unter allen Umständen eine reiche Partie machen," erwiderte Lilly. „Und ich habe ja nicht einen pfennigl" fainnierte der Student. „Ach Paul, und wir sind ja ganz arm!" „Ich habe nichts, gar nichts als meine Liebe," konstatirte Paul. Sie fand nicht, daß da» ei» bische» wenig fei, sonder» betheuerte etwa» Aehuliche». .N»a wirst Du mich »erlaßen, Lilly!" „pa»l, wie kanust Du st schlecht vo» mir denke» k Ich werde Dich ewig liebe» I Aber v», D» - - .Nei» Lilly I In Ewigkeit will ich »icht vo» vir lasse». Ich werde meinem Vater Alle» gestehe», »ud er muß seine Einwilligung dazu gebe«." Lilly fand doch ein« praktisch« Seele a» der Sache heraus, „wovon wolle« wir denn lebe»? Ach, ich weiß, ich gebe Musikstunde»." Paul war entzück« »brr den Einfall, mnßte sie aber als verständiger Mann herzhaft «»»lache». „Nein. Lilly, da» ist «eine Sach«. Ich »»erst mich auf di« Schriftsteller«. Da» ist gar »icht so übel, wenn man «in bischen Glück bat. Und es sckeint mir ja ganz gut z» gelinge». Meine erste» versuche sind sehr gut aafgrnomme« worden. Gleich morgen lauf ich zu einem befreundete» Redakteur, der mir sckon ein paarmal z»geredet hat, i« sein« Redaktion einzutrrrra." Lilly fand da» reizend, und Beide schwuren, »icht von einander zu lassen und ihren Vätern wider stand entgegenzusetzen. Paal sckried an seinen Vater. Nach zwei Tage» kam ein Brief, der einen kräftigen Vorgeschmack gab von Dem, was Nachkommen sollte. Nach wei teren zwei Tagen war der Alte in Person da. Jetzt gab'» eine dramatisch« Scene, di« auf de» Papa so wenig Eindruck macht«, daß er einfach dekretiere: „Sofort ziehst v» Dich a» und wir fahren zusammen zu Rath» hinan» I" Paul gehorchte, betheuertr feinem Papa aber noch einmal, daß ihn Niemand z» dieser verbind»»- zwingen sollte. So kam man bei Rath» an. Vie Wiedersehen»- freude der beiden spekulirenden alten Knaben war wirklich rübrend. Und nun sollten sie gar «och kreuzweis Schwiegerväter werde« — es war ja Alles da. und einig waren sie ja, wenigsten» die Väter. Und die Kinder...? Nun, auch die waren einig; denn kaum hatte der Rath seine Töcktercken berdeigerofen, al» Lilly verwundert im Tbürrahmen erschien. Paal stürzte auf sie los, umarmte und küßte sie und ließ sie gar nickt zu Worte kommen, indrß di« Väter dabei standen und sich schmunzelnd di« Hände rieben: Ah, wie glücklich lief diese Spekulation ab! Da wandte sich Paul, den ja schon eine gewisse Ahnung beim Eintritt in dieser Haus vorbereitet batte und deshalb mit schnell« Auffassung dir qe- aebrne Situation überschaute, mit gm gespieltem Er schrecken zum Ratk: „Ach lieber Gnkcl. verzeihe, daß ich so wild über Ihr Töchterchen berfiel; aber es ist ein gar zu reizender Kerl und wir lieben uns doch so, nicht wahr, Lilly?" Und sie umhalste ihn von Neuem und jauchzte: „Ach Papa, ick liebe ihn ganz furchtbar toll! Darf ick ihn nun auch behalten?" „Aber ja. Kinder, gewiß I Vas ist ja unser schnlickster Wunsch!" sagten beide Väter und streckten die Hände zum Segen aus. „Du," raunte Paul seiner Lilly in's Dhr, „daß Du nichts davon sagst, daß wir beide arme Feld- inäusc find! Laß die Alte» dabei, wenn Einer den Andern für reich hält, wenn die die Wahrheit zu früh erführen, brächten sie uns wieder aus einander. So glücklich die Vater über die gelungene Kur aber auch waren — es wollte ihnen dock schwer in den Kopf, daß sich die Sacke io alat« abaewickelt batte, zumal jedem vorder auf's Entichiedrnste er klärt worden war, daß daraus nichts werden könne. „Aber Papa," sagte Paul vergnügt, „versiebst Du denn nickt? Das ist ;a meine heimliche Braut, vo» der ich nicht lassen wollte." 11.