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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010908025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901090802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901090802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-09
- Tag 1901-09-08
-
Monat
1901-09
-
Jahr
1901
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Dieses Blatt wird den Lesern von Dce-den und Umgebung am Tage vorher bereits als verugrgedüdr: Abend-Ausgabe «MttllSdllich , M «> vt«.; »mit ^ die D-ft 2 Nt. .Preldner RaLrÄtoi' eri»etii« Mw» ««»»,: die Beeieber A Dr«»>>«n und drr nSckit,«, Um,etum«. Mo die Zutraaim, durch eigene Boten Mr Aomnmsumüre ertolg». erchatten «><UI lw «ochentagen. di« »tchl aut Lonn- oder Feiertage folgen. » »et rbeUauegad« »«»»» und NiorgeuB »ugesiellt. 'Wir Nückgabe eing«landler Schritt- tuuic km« BerbindltchkeiL fterntdreckautchluii: ««t l Sir. U und «r. E«. Sei eg ramm-Ad reite: Nachricht«,, Lr«»d«»- zugestellt, während es die Post-Abonnenten a« Morgen in einer GesammtouSgabc erhalten. -snreigen-cant. 18LV Urrlao von Liepsrtr L Ueictiardt. Lte Auoadme von Aukündigu,»« ertolgt in derSauvtaeichLfratieile und den Nebenannadmciiellen in Dichden dir Nachmittags s Wir Sonn - u,-o ieiertagS nur Marren,nutze » van 11 bch'/.t Ubr Die I «altig« Grund «eile (ca. 8 Silbe») ra Pia.. An timdigungen aut der Privatteile Zrv 2-> Ltg: die rlvalti« Zelle als Lingciandt' oder aut LsltcN- S0 Ltg. In Nummern nach «.an» und 8«e? lagen > de,, givaltige Ärund»e<> 20, ec, de», so und so Ltg. nach bcionderem Taiit. Luewärtiae Sluiträge nur gegen LoraucdejMun». BklegblüUer werden mit t2 Ltg. berechnet. Lntnv Iüüllvr'8 'WÄLrssts.nrgLt - U'siULLrkt 2 - 3uiL .Fsnsn ?Llüs Lö LSLS". DE" Linplivltlt «tkinv DE° VarLÜßxlivI»«; ILiit ke. DE" IRvktt« ^Veiv«. MsllÄo L ILudrivk « villillgeseliStt « 12 8vv8trL88v 12. «r. 249. r»ie«el: «,^8. September 1SV1. Mordiwschlag auf den Präsidenten Mac Mnley. Der mchll'se Arrschlag, der gestern gegen den Präsidenten der Bereinigten (Staaten von Nordamerika Mac Kinle» verübt wurde, ist allem Anscheine nach anarchistischer Natur undzcigt daher aus'S Nene, wie wenig auch die republikanischen Persassungcn mit ihren ireiheitlichen Jnstitutivnen die Staatsoberhäupter vor der wahn- mistigen Mordgier des Anarchismus zu schützen vermögen. Be. merkt zu werden verdient, das; das Attentat nach einer politisch bedeut'amen Kundgebung Mac Kinley's erfolgt ist. Aus der pan- amerikanischen Ausstellung in Buffalo hielt Mac Kinle» soeben eine Rede, worin er der Politik der Union neue Ziele wies: er betonte die Rothwcndigkeit neuer Absatzgebiete, der Verstärkung der amerikanischen .Handelsmarine, des Baues eines Jstl,muskanals, sowie eines Kabels durch den Stillen Ocean. Die neuesten Meldungen aus Buffalo geben der Hoffnung Raum, daß der schwer vrrwundctc Präsident dem schändlichen Verbrechen nicht zum Opfer fallen wird. Vielleicht hat der Mordversuch wenigstens insofern eine erfreuliche Wirkung, als sich die Regierung in Washington wie die einzelnen RegierungendcrVcreiiiigtc» Staaten nunmehr veranlaßt fühlen, der Frage einer energischen Bekämpfung des Anarchismus, der seinen .Hauptherd in Nordamerika hat und dessen Anhängern dort eine fast unbegreiflich weitgehende Duldung zu Theil wird, endlich näher zu treten. Ueber das Attentat liegen aus Buffalo »och folgende Depeschen vor, Eine Kugel drang dein Präsidenten in'die linke Brussteite, die andere in den Unterleib. Es heißt. Via, Küste» habe das Be wußtsein wieder erlangt und ruhe gegenwärtig ichmerzloS. Ilm ff Uhr 11 Min. konnte die Kugel, die m die Brust eingcdrwrgen und auf den Knochen getrosten war, hemusaezogen werden. Der Mörder heißt Friedrich Niewan, wohnte in Detroit und hielt sich hier seit einer Woche auf. Er bekennt sich als Anarchist und ist polnischer Abkunft. Nach dem Attentat versuchte die Menge den Thäter zu lnnchen, der Polizei gelang es aber, ihn aus der Aus stellung zu schaffen und in'S Gefängniß zu bringen. .Kurz vor st Uhr stellte ein Arzt Mac Küste»'s fest, daß die Atkmmng leicht lei und der Puls gut „ehr. Um st Uhr wurde der Präsident chlorosvrmirt. Kur; vor 7 llhr sprachen sich die Aerzte dghin aus. daß beide Wunde», wenn auch ernst, io doch nicht nochwendig tödtlich seien. Die Kugel im Unterleib ist nicht ge sunden worden, doch wurde die Wunde zngenäht. Der Präsident erholte sich dann von den Folgen der Ehloroformirnng. Als den Präsidenten die Kugeln trafen, siel er dem geheimen Polizcibcamtcn in die Arme, den er kaltblütig fragte: .Hat man auf mich ge schossen. Georg? 'letzterer knöpfte die Weste Mae Kiiilcy's auf und antwortete, als er Blut iah: Ich befürchte. Herr Präsident, daß es der Fall ist. Nicman feuerte durch ein Taschentuch, in dem er die Waffe verborgen hatte. Ein anderer Polizcibcnmter. der nur zwei Schritte vom Präsidenten stand, sprang auf Nieman zu imd warf ibn zu Boden. 20 andere Personen stürzten sich eben falls auf den Mörder. Als er mit aller Mühe sich befreit hatte, mar sein Gesicht aufgerissen »nd mit Blut bedeckt. Die erste Kugel traf daS Brustbein, prallte ob und verursachte nur eine leichte Fleischwunde. Die zweite Kugel durchschlug beide Magenwände und sitzt wahrscheinlich im Magen. Gegen ' 18 Uhr wurde Mae Kinlev in die Wohnung deS Präsidenten der Ausstellung Milburn gebracht. Ter Zustand des Präsidenten ist günstig. Nicman ist 28 Jahre alt und ff Fuß !, Zoll hoch. Er spricht sehr gut eng lisch. Alle Posizeireservcn sind nach der Erntralslation zniammen- gezogen worden, wo sich Nicman in.Hast befindet. Das Publikum hat keinen Zutritt. Die behandelnden Aerzte geben folgenden Bericht aus: Etwa um 1 Uhr wurde auf den Präsidenten geschossen. Ein Gelchoß traf de» oberen Tbeil des Brustbeins, prallte jedoch ab. Das zweite Geschoß drang in den Unterleib, ff Zoll unterhalb der lmken Brustwarze und 11s Zoll links von der Mittellinie. Der Unterleib wurde durst genäht. Sodann wurde die Hintere Magcnwand durchsucht und auf dieselbe Weise geschlossen. Der weitere Lauf des Geschosses dem hiesigen Bahnhöfe cm und wurde von der Prinzessin Heinrich konnte trotz sorgsamer Untersuch,manscht gesunde» werden. Die begrüß! In Begleitung der Prinzessin begab sich der König ols Wunde im Unterleib wurde ohne Schade» geschloffen und lerne Verletzung der Eingeweide oder anderer Organe des Unterleibes festaestellt. Der Patient hat die Operation gut Überstunden. Ueber das Resultat der Operation kann noch nichts Bestimmtes gesagt werden. Der augenblickliche Zustand bercchtiat zu der Hoffnnug, daß der Präsident wieder genesen wird. — Ein Abends 10 llhr 4V Min. ausgegebenes Bulletin besagt: Der Patient er holt sich in befriedigender Weise. Temperatur 101, Puls 124. Athmung 24. Nach denr Bulletin von 1 Uhr früh ist der Präsident schmerz frei und liegt ruhig da. Die Temperatur ist 100.20. der Puls 120. Der Angreifer heim Leon Ezolgola und ist deutsch-polnischer Ab kunft, geboren in Detroit. Er gicbl an. keine Mitschuldigen zu haben; anarchistische Schriften hätten ihn überzeugt, daß die Regierung der Union durchaus schlecht sei. und das beste Mittel, dic>e» Zustand zu beenden, wäre die Ermordung des Präsidenten. Anzeichen von Wahnsinn sind bei dem Attentäter nichl vorhanden. In Chicago wurden ff Anarchisten unter dein Verdacht der Mit schuld verhaftet. Der Priuaffekrctär Mac stinlev's, Mister (soviel»,»,, sandte an Senator Hanna in Elevelaud folgende Depesche: Operation »orübcr. günstig verlausen. Präsident völlig bei Beviußliein und guten MuchS. Die eine Kugel siel beim Entkleiden aus der Schulter heraus. Wunde in der Leiste nicht unbedingt tödtlich. — Ein spateres Telegramm besagt, daß Frau McKinley d,e Nachricht von den, Attentat erkalten und mit große, Fassung cnt- aegengenommen habe. Die Brustvmnde in der Schultergegcnd ist nur eine Fleischwunde. AuS allen Theilcn des Landes erhält Frau McKinley Beileidstelegramme. — lieber den Hergoug deS 'Attentats wird werter dckairnt: Der Präsident kehrte Nachmittags 3 Uhr 40 Minuten, begleitet von seinem Gefolge, von. einem Ausflug nach dem Nr ..... a zum Besuche der Aus stellung in Buffalo zurück. Vielen Pc ich ne» des spalierbildenden Publikums drückte der Präsident die Hände Als sich nun ein elegant gekleideter Mann näherte, der die rechte Hand mit. einem Taschentuch umwickelt trug, unter dem ein Revolver verborgen war, feuerte dieser plötzlich aus drei Schritt Entfernung auf den ihm entgcgcntreteudcn Präsidenten zwei Schüsse ab. Neueste Drahtmeldungen Königsberg ' ' Psci vom 7. September Kiel. Ter König von England traf heute früh an' ea , „ „ . . bald an Bord der Pacht „Osborne" heute Mittag .0 108" statt. oe, das Heute Vormittag gegen t»',l llhr begab sich c an der Spitze der Fahncnkompagnic und der Standartcn-Eskadron nach den, Paradcfeldc ans dem Diwanen Ercrzierplatze. Gegen 011 Uhr folgte die Kaiserin im sechs spännigen offenen Wagen unter Geleit einer Abtheiluna Kürassiere Die Majestäten wurden auf den, ganzen Wege von der überaus zahlreich lierdcigeströmten Bevölkerung mit lautem Jubel begrüßt. Krieger. Schüler. Gewerke, Innungen und sonstige Vereine bildeten Spalier. DaS Wetter ist schön. Nt ü n st e r. Sofort nach dem Elnvfong des Prinzen e lchun zn dem „Wests. Merkur" zufolge an die Witlwe des ermordeten Gesandten Baron v. Ketteler folgendes Telegramm des Kaiser S ergangen: An dem heutigen Tage, an welchem die amtliche Sühne für das an dem Vaterlandc und Ihren, Gemahl begangene Ver brechen erfolgt ist, gedenke Ich seiner Gattin, wie seiner Mutter eilna' in besonders herzlicher Theilnahmc. Leipzig. Die Leipziger Garnhörsc findet, wie bereits mitgetheilt. am Mittwoch den N. September Vormittags 11 bis l Uhr in den Räumen der Leipziger Vörie statt. Auch diesmal sind in Verbindung n.it ihr besondere Veranstaltungen geplant. So wird zunächst an demselben Lage Vormittags 10 bis ll Ubr im Kleinen Saale der Börte die Bereinigung sächsischer Spinnere, besitzer tagen. Außerdem wird eine Reihe von Firmen interessante Neuheiten auf vielen Gebieten ausstellen. die den Besuchern der Garnbörsc unentgeltlich voraeiührt werden. Schließlich wird in, Anschluß an die Garnbörte Mittags V-2 Uhr ein gemeinschaft liches Essen stattsinden Anmeldungen für den Besuch der Ver anstaltungen sowie zur Theilnahmc an dem gemeinschaftlichen Essen sind an dre Handelskammer von Leipzig. 'Neue Börse, zu richten. Kiel. Auf der Kaiserlichen Werst fand Stopcllauf des H 0 ch 1 cct v rp ed 0 b 0 0 ts erste Boot der Serie 108 bis 113. Swinemündc. Bei Heringsdorf kcntcrtc ein Bon, mit ff Insassen, darunter der Verleger Briegl ans Berlin mi: Gattin. Alle ertranken. Swinemündc. Zu dem Bootsuuglück in .Herings dors verlautet, daß außer der Leiche der Frau Brieael aus Berlin auch die Leichen zweier Söhne des Fächers Peters gesunden worden seien. Fischer Peters, so heißt cS. habe die Bootsfahrt wegen des hoben Seeganges nicht unternehmen wollen. Frau Bricgel habe aber darauf bestanden und das Boot selber gesteuert. dadurch sei das Unglück herbcigeführt worden. Madrid. Bei den Regatten der Besatzung des deutschen Schulschiffes „Stein" überreichte die Königin-Regentm dem Ossi zier, der den Tieg errungen hatte, eine Diamantnadci. Das Schulschiff wurde heule von zahlreichen Personen besucht. L 0 nd 0 n. Die „Times" melden aus Pretoria vom ä. d. M.: ES verlautet hier, daß in Johannesburg einige Verhaftungen vorgcnommcn wurden, die mit der Verhaftung deS Tr. Krauic in London in Verbindung stehen. London. Ten „Times" wird ans Peking vom d. M gemeldet: Die Gesandten haben heute die bisher im Protolnl! offen gelassenen Taten der Räumung von Peking und de, Provinz Tschili ausgefüllt. Die eriterc wird auf den 17.. die letztere aus de» 22. September festgesetzt. - Li-Hung-Tschang ist wieder erkrankt. Rußland weigert sich, die Ernennung Loscnglnh's zum chinesischen Gesandten in Petersburg zu genehmigen. Kopenhagen. Der russische Minister deS Aeußcren Gra, Lamsd 0 rff tras heute hier ein. K 0 nstantin 0 pcI. 'Ans Reklamation des Gciandlen d< > Vereinigten Stauten erhielt der Vali von Salonichi die strengsten Weisungen, die von Räubern gerankte, amerikanische Misst onann Ellen Stone und ihre Begleiterin zn befreien. K 0 irstautin 0 vel. Die von der Pforte an ihre Botschafter i». Auslände abgeiandte Note betreffend die fremden Postanstalken ist der Türkei, über welche in türkische,O Kreisen vollständige- Stillschweigen bewahrt wird, umfaßt 2ff Seiten und ist das Er gcbniß eingehender Berathunge». Ursprünglich sollte die 'Note den hiesigen fremden Botschaften überreicht werden, doch wurde diese 'Absicht später wieder aut'gegcbcn. ^ Sofia. Rur etwa ein Dutzend Mitglieder der ^obraiyc stimmlc gegen die Ncinistcranklage ». Wa > hingtv ii- ES sind Vorkehrungen getroffen, um die Fortführung der Erelutivc zu sichern, da sich herausgestell, hat. daß Präsident Mae Kinlc» längere Zeit unfähig sein wir», seine Amtspflichten zu erfüllen. Man erwartet, daß die Mit alicdcr des KabinetS tick, schleunigst nach Buffalo begeben werden Ein Kabineksrath wird über die Ausübung der Ezelntive siü die nächste Zukunft entscheiden. — In Elevcland sind zwei Leute verhaftet worden, weil sic z» de», Mordvcrmck in Bezieh»,», stehen sollen Einer dericlbcn soll der Polizei verwrochcn haben, mehrere 'Milschnldigc des Uchclthätcrs ausfindig machen zu wolle» Tic Polizei glaubt, daß daS Kmnvlolt in Elevcland gcichmicde, worden ,ei Die Anarchisten in Chicago stellen in Abrede, das; e sich um ein anarchistisches Komplott handle. Buffalo Der Lice-PrSsidcut R 0 vscve! t ist hierher berufen worden —Die Gvinahlin Mac Kinlcy's ist ichwcn erkrankt. Bisher ist ihr noch nichts von dem Mordansall mit gethcilt worden. Volvo, ais 0. Ter Präsident Ricsko stellte das Kabine! folgendermaßen zuia»,men: Ramvn Barrvs Lueo Ministerpräsident. M- E- Bauestcros Justiz. Iwan Luis Sau Fuentes Finanzen. Todornal Oeffentlichc Arbeiten Für die Portefeuilles des Kriege und des Auswärtigen sind Boltran Mathicu und Elivdoio Jane, in Aussicht genommen. Peking. Tas cschlußvr0t0k01l ist nnterzcichncl worden. k 0. G->- Sonntag: ..Der polnische Jude". — Schon- ;lhauS. Sonntag: „Das Kälbchen von Hcllbwim". tag: „Der geheime Agent". DiestStaa: „Tie Jüdin von Knust „nd Wissenschaft. 7* Wuchcnspielplan der Königl. Hostheatcr. Opernhaus. Sonntag: „Derpolnische Jude". Montag: Ge schloffen. Dienstag: „Mignon". Mittwoch „Der polnische Jude". Donnerstag: „Der fliegende Holländer". Freitag: Violetta". Soimabcnd : „Der Prophet" <Fidcs: Frau Schumann- Heink spie . Montag „ . Toledo". Mittwoch: „Rosenkranz und Güldenstem". Donners- rag: „Tic Jungfrau von Orleans". Freitag: „Flachsmann als Erzieher". Sonnabend: „AntoninS und Kleopatra". Sonntag, , Neu einstndirt): „Tartufsc": lNcu cinstudirt) „Der eingebildete Kranke". s* MittHeilung aus dem Bureau der Königl -Hostheatcr. Im Königl. Schauspielhaus geht "ontag. den 0. September, als erste Vorstellung im ersten ' Der gchcinic Agcnt" Abonnement das vieraktige Lustspiel Minister: Herr Müller: Graf Oskar, Herr Dettmer; dcr Ober- ' ' Mal ' - " " Hofmeister: Herr Bauer nun? ersten Die Vorstellung beginnt ','-8 llhr. le>; Georg: Herr .Hnff. Wilhelm Raabe. Wenn das tiefsinnige Wort Meister Albrecht's von Nürnberg, daß ein rechter Künstler „inwendig voll guter Gesichte" sein müsse, auf einen der lebenden deutschen Schriftsteller gemünzt sein könnte, io käme nur WUHelmRaabein Frage, der heute seinen 70. Geburtstag in Braunschwcig begeht. Nach Jahrzehnten stillen Wirkens, an den, die breiteren Schichten unseres Voltes kaum nennenswerthen Antheil genommen haben, wird er heute als der größte deutsche Humorist des verflossenen Jahrhunderts geehrt, neben dem Namen wie Stinde und Seidel kaum ernster in'S Gewicht fallen: nur Reuter darf mit Raabe in einem Athen, genannt werden, wenn auch der K^r't-'lnuaS- und WirknngskrerS dieses Dichters schon durch die mundartliche Fassung seiner Werke em bei Weitem beschränkterer ist. während die eben genannten beide» Berliner Autoren bei aller Anerkennung ihrer iitterarischen Vorzüge in letzter Linie doch imr dcr Mode des Tages die bohe Auflageziffer ihrer Bücher zu verdanken haben. Schon der Gesichtskreis Raabe'S, der in seltener Weise eine umfassende Bildung des Geistes mit der Tiefe eines reichen GemüthcS und einer Fülle praktischer Lebenserfahrung verbindet, ist um ein Beträchtliches weiter und größer als dcr aller übriger Schriftsteller seines Genres, lieber vier Jahrhunderte, von den Zeiten, da Kurfürst Moritz im Schmalkaldischen Kriege „Unseres -Herrgotts Kanzlei" belagerte, bis zu den Tagen des neu erstandenen Deutschen Reiches, da wüd und Nord in dem Bewußtsein eines gemeinsamen .Deutschen AdclS" sich bei dcr Pflege der ver wundeten Krieger die Hände bieten, reicht der Rahmen von Raabe'S historischen Erzählungen; selbst in noch weiter zurückliegende Säkula unternimmt er, wie in „Des Reiches Krone" und den „Hämischen Kindern", gern einen Ausflug. Räumlich führt dcr Dichter seine Leser so ziemlich in alle bewohnten Breitengrade unseres Planeten. Unter die „Holundcrblntben" des Prager Iudenkirchhvss. in die Kabinette der Höflinge des Sonnenkönigs, in denen dunkle Ehremnänner dem „Geheimnis;" dcr Gvldmacherkunst nachsortchen, aus die „Schwarze Galeere" dcr Wassergeist«;», die den Schrecken dcr spanischen 1» vasionsarmee auSmachcn. Mit den „Leuten aus de», Walde" werden wir in die amerikanischen Goldmincu vcnchhiciciz. ja selbst unter den Palmcnhamen der Insel „St. Thomas" rm fernen Antilleninecr dürfen wir nngcstrast wandeln. Lim liebsten aber zeichnet Raabe Bilder der deutsche» Vergangenheit anö den Zeiten, da unser Volk in harter Arbeit und nuendlicher Geduld ans de» Trümmern, die der dreißigjährige Krieg dem trauernden 0,'eiche zelasse». sich zn neuer Bliithe empvrarbcitete, als während des lebenjährigcn Krieges nach der Schlacht von „Hastenbeck" Narodeure und Wegelagerer Höhen und Tliäler deS .Harzwaldes, wie der „Innerste" nnsicher machten, als die Wogen der französischen Revolution nach Deutschland brandeten, oder unsere Truppen „Im verflossenen Jahr- Häuser. noch in lilpiatz seiner Er en, auch schreibt er keine „historischen" Romane, in denen er „Roman" die Hauptsache ist und das Historffchc nur als Schaugarnnnna dient, nein, auf dem Lande oder am liebsten in kleinen ! Flecken, meist fernab von dcr großen Heerstraße dc-s lauten Welt ! politischen LcbeuS. läßt er seine Leute ihre stillen «Schicksale leben j wie er aber den Reueren der großen -Haupt- und Staarsaktzwncn in den Gcmüthcrn der Kleinen imd Kleinsten bis in ihre feinste ! und schwächsten Viberatioiien uachzuivüren versteht, — darin 1. ^ Wilhelm Raabe ein unerreichter Meister. Mit wunderbarer Ai schaulichkeit weiß er dal» ! die Gäßchen und Winkel in den Linse,» und Städtchen Westialcus. Braum'chwcigs und 'Niedermchseus schildern, die Gelasse imd Böden iabrlmiidertaltcn Giebelhüu'e, vor nnscrem geitlige» Auge zu malen und sic mit Gestalte» zu belebe», die >0 eigenartig ammithcn, daß man schon auf Dicken , zurückgehen muß. nm namentlich humoristische Tvvcn von ahn sicher Originalität in dcr Wcltlittcratur ;n entdecken. Eifrig« Studium alrer Chroniken und Flugblätter, antoprischc Lotalkcnntni' dcr niedenächslschcn Gaue» gaben dem Dichter für seine «schilde, nngen Rahmen und .Hintergrund, in imd auf dem eine beschwingt'' Phantasie und reiche künstlerüchc Schaffenskraft Menschen erstehen ! ließ, wie man sie in ihrer wcchselvollen Buntheit „uf den (sie ! »bilden der große» niederlaiidüchc» Genrcmaler findet. Nock hol», in ihrer limsllcrffchei! Durchbildung stehen vielleicht Raabe'S E>;äh! lliigen. die ohne bcivudercii historüchen Hintergrund das geicll schastliche und soziale Leben leincr eincnen Tage schildern. Hic, enciinen wir i» ihm mehr als cinmas den Erben Jean Paul's, de, freilich in der Komposition leincr Werke viel weniger geschlossen und zielbewusst vorgegangen ist »nd statt Menschen von Fleisch mzd Blnt auch oft recht arge Karrikaturen ans dre Füße gestellt hat. Gerade das aber, daß Raabe daS „echt Menschliche 11» Mcnschci," mit dichterischem Tiesblick in all' den vcnchiedciicn Figuren seiner Tichltinge» >0 rein erkannt und zum Bewußtsein gebracht, daß er dem deutsche» Elenient in den moderne» Gestalten seiner Bücher, die bon der Lebens Roth und Mühsal zwar hart bedrängt, aber nicht aebeugk sind, mit so feinem Spürsinn »ach- gegangen. — daS scheint nnS ein leuchtender Ruhmestitel, dessen Glanz weder Tagesgeschmact, noch ltttcrariichc Mode erhöhen können, die jetzt >ci»c» Namen — spät genug freilich! — in de» Vordergrund zu rücken bestrebt sind. Uni von dieser besonderen Wesensart des Dichters, wenn auch nur im knappen Rahmen eine Feuilletons, einen Begriff zu neben, soll heute, an feinem 70. Ge burtstage. hier eine Ehrentafel Platz finden, die allerdings nichts weiter als ein paar Sentenzen a»S der Fülle dcrPNaabenweishcit"
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