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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010201029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901020102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901020102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-02
- Tag 1901-02-01
-
Monat
1901-02
-
Jahr
1901
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Diese» Watt wird dev Lesern non Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» öerugrgedllhr: Abend-Ausgabe -ugestellt. während Morgen in eiuer WertksMrNL , Mk. io Hk,.; »«-« di« Von , VN. ki» DreÄnierNachrtLtm'ergiietneii >»«N» «»,»»«: kic ««i^er tn xre»dai und der »LMe» Umaebim«. wo die riutra-im« durch «tarne Bolen oder «ommitkooLre ertöt«». erballea da» Blatt an Wochentagen, die nickt aut Tonn- oder Seirrlaae »olge». ,n «et Lvettautaaden »den»« und «",»»« «uaetiellt. Kür Rltckaade »tnaelaadtrr Schrttt- , titlcke keine verdindUchkett. Serntprechantchlnk: «ott I Nr. U und «r. Leiearamm-Adrett«: Nachricht»» Lreobi» e» die Post-Abonnevte» am GcsammtauSgabe erhalten. -suresgen-tant. ^egvLrrrSet 18SS U-rlag von Kiopsch Urichrrrdt. Die üiimabme von Ankltndiaana« rrtolat in derLam>t,«tchükt»l»eIIe und den ^edmannadmevelle» in Dresden dis Nochnitttart 3 Wir Sonn und t^riertaas nur Martknimche » von n di»'/,l Udr. Die > tvaltiaeOtrund- »eile -ca. 8 Ltldrnt » Pt«.. Ln- tündiamiacn aut der Prtvol'eite Zeile «Dia.. dir rivauiae Zeile als ..irlnaeiandN oder aut Tertteile sv Pta. In Nummer» nach Sonn- und Keter- tagen I be». LlvaUige Gruudicilc» so, so b«. so und so Ps,. »ach beiondei em Larit. LluLwLrtlae Anlträae nur gegen Borausbualiluua. Belegbliittcr werden mit Ii> Ltg. bernimü. Avvr, Lloekmsllll L Lo. mi<i v«p«Ättr,,iiWs <i«r »«iikkiieii k-ick rrLLvrstrLSsv 2. HvbvlH öölullk lull. Ms «d Hk!Ü6l'8lü1!6 in ri-mter ^«8mlil (»LÜI'§pl2l216. Rr. 3S. »dmel: LS j Freitag. I. Februar 1901. Neueste Drahtmeldungen vom 31 Januar. Berlin. (Priv.-Tcl.) Tic Reichstagskomm iss io» tür das Gesell über das Urheberrecht nahm heute nach mehrstündiger Debatte 22 in der Fassung der Regierungsvorlage mit 10 gegen 7 Stimmen wie folgt a»: Ais Nachdruck eines Werkes der Tonkunst teiiicm Erscheinen auf tragen wird, welche zi dienen. Llls Vorrichtungen gelten auswechselbare Scheiben. Platten. Wachen. Bänder u. dcrgl. Zugleich wurde folgende Ncicilntwu-angenommen: Die verbündeten Regierungen werden echicht, sobald als möglich mit den Staaten, welcher der Berner Uebereinkunst. betr. die Bildung eines internationalen Verbandes ;um Schuhe von Werken der Litteratur und Kunst vom st. Sep tember 1886 beiaetrelen sind, in Verhandlungen darüber zu treten, daß der Urheberschuh dahin ausgedehnt werde, das; die mechanische Wiedergabe von Musikstücken auf solche Instrumente, bei denen die Wachen oder die sonstigen, das Musikstück wiedergebenden Theile 'e>i eingesügt sind, ohne Erlaubnis; des Urhebers nicht zulässig ist. las Gleiche gilt auch von auswechlelharen Vorrichtungen, die ge wildert käuflich sind und abwechselnd in duS Svlelwcrk eingesetzt :rcrden können, Scheiben. Platten, Walzen. Bänder u. dergl. Kol». Die Geiahr eines Hochwassers der Mosel ist zunächst beseitigt. Der Fluh fällt wieder. Der Pegelstand ln Trier war Nachmittags 3.08 Meter, gegen 3.1K Meter am Vor mittag. Seit dem Morgen schneit eS dort unaufhörlich. Wien. Meldungen rrechischer Blätter zufolge sollen die Jungezechen beschlossen haben, von einer Obstruktion im neuen Parlament abzusctien. Wien. Bei der Universität fanden Vormittag lärmende Stnd e n te n - D ein o n stra ti o n en statt, die sich gegen den Professor der Anatomie. Hofrath Toldt. angeblich wegen zu grober Strenge bei den lchtcn Prüfungen richteten. Kaschau (Ungarn). In einem hiesigen Vergnügungslokale tam es heute zu einer Schlägerei zwischen Infanteristen und Landwehr-Hukaren. Die Polizei griff ein und muhte von der Feuerwaffe Gebrauch machen, wobei mehrere Infanteristen schwer verlebt wurden. Kiel. Die „Kieler Zig." meldet: Ter Kaiser hat Folgendes bestimmt: Am 2. Februar, dem B cis e tz n » gs ta ge der Königin von England, haben die Schiffe mit Flaggenparade die Tövralaggen halbmast zu sehe», die englische Flagge im Grohtopp. Am Abend ist ein Trauersalut von 8t Schuh in Intervallen von einer Minute derart zu feuern, daß der Salut mit Sonnen untergang beendet ist. Elm. Amtlich wird gemeldet: Gestern Nachmittag kurz »acb 1 Uhr stieß bei starkem Schneegestöber der von Münden herkommende Personenzug Nr. 1005,. ans dem Edersberg-Tunnel kommend, auf einen bis über das Einfahrtssignal des Bahnhofes Elm hinniiSgehenden Gülerzug. Beide Züge waren mit se 2 Loko motiven bespannt. Die vier Maschinen und ttinf Wagen wurden beschädigt. Ein Heizer erlitt einen Unterichenkelbruch. acht Acnendc leichte Verletzungen, welche ärztlichen Eingriff nickt er forderten. Ter Unfall wurde hauptsächlich durch den Schneesturm verursacht, der da? Verstehen der abgegebenen Befehle und der Nancmsignair unmöglich machte Die Untersuchung ist im Gange. London. Heule Morgen traten der Fürst zu Waldcck und Pyrmont. Prinz und Prinzessin Adolf von Schaumburg-Lippe und Prinz Johann Georg von Sachsen hier ein und wurden vom Grasen Hermann Hatzkeldt. dem Freiherr« v. Mirbach mW anderen Mitgliedern der deutschen Botschaft empfange«. W (ishiiigton. Mit Bezug aus die Meldung aus Manila, daß dcr deutsche Generalkonsul nach Washington tclezrapdirt und gebeten habe, dcr deutsche Botschafter in Washington v. Hollcben möge insiruirt werden, diplomntisch für die Annahme der Svooncr-- Bill einzutreten, die den Präsidenten ermächtigen soll, auf den Philippinen eine Verwaltung cinzurichlen, verlautet liier, daß das Staatsdepartement eine derartige Mittheilung von der deutichcn Botschaft noch nicht erholten habe. Aber es sei den Bereinigten Staaten lehr wohl bekannt, daß die auswärtigen kommisswn habe berichtet» dab die Urimöttlichkeir. den Filipinos auf die Dauer das Wahlrecht zu verleihen, die Erschließung des Archipels lahm lege, und es wird auch gemeldel. daß man au, den .Druck dcr deutschen Finanzintcreffenten vollständig gefaßt ge wesen lei. Oertllches und Sächsisches. Dresden. 3l Januar. —* An der heutige» Mittagstafel bei Ihren König!. Maje stäten in Villa Strehlen nahmen Ihre Künigl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Friedrich August und Priiizeffui Johann Georg mit den Damen und Kavalieren vom Dienst Tveil. ^ heil. —" Sc. Königs. Hoheit Prinz Friedrich Lew-l wohnte heute bei Wilschdorf dem Exerzieren des Leib-Grenadicr- Regiments Nr. 100 in kriegsstarken Kompagnien bei. —* Den Kammerherrndienst bei Ihrer Maiestät der Königin übernimmt von morgen bis mit 10. Februar der König!. Kammer- Herr Freiherr v. Burgk. —* Herr Geheimer Schulratd Kockel. Vortragender Rath für Volkslcbulwesen im König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, beabsichtigt an, 30 Juni in den Ruhe stand zu treten Herr Gehcimrath Kockel ist am 6. Januar l830 zu Löbau geboren und auf dem landständilchen Schliklchrcrscminar zu Bautzen vorgebiidet. Seit 1856 war er im Seminardienst thälig, zuerst als Oberlehrer in Nossen, dann seit 1862 als erster Oberlehrer und von Ostem iütiti an als Direktor des Königs. Lehrerseminars zu Dresdcn-Fricdrichstadt. von wo aus er am 1. Oktober 1871 in sein jetziges, vcrantwortnngsreichcs Amt trat. Ihm zum größten Theile verdankt Sachsen den Aufschwung seines VolksschulwetenS, die Volksichullchrerichast innere und äußere Hebung. Seine Bearbeitung der Lehrpläne für die einfachen Volksschulen und für die Fortbildungsschulen des Königreichs -Lachse» sind weit verbreitet. —* In Gemäßheit eines mit dem Verein zur Begründung von Volkskellstättcn kür Lungenkranke ini Königreich Sachsen ab geschlossenen Vertrags steht der Königs. Staatsreglerung das Reckt der Belegung von 25 Betten auch in der neuerrichteten Heil stätte „Carola grün" bei Schönheide i. Erzgeb. zu Diese Betten sind zur Verpflegung weiblicher Staatsbeamter und weib licher Familienglieder von Staatsbeamten bestimmt. Gesuche um Aufnahme in eine der Königs. Staotsregisning zur Verfügung stehende Stelle sind durch die zunächst Vorgesetzte Behörde dcr Gcstlchstellerin oder des Staatsbeamten, dessen Familienglied um Aufnahme nachsucht, an daS Ministerium des Innern cinzureichen. —* Mit dem 1. Februar treten nach König!. Sachs. Jagdgesetz außer den Haien und Rehböcken auch die Fasanen außerhalb der Fasanerien, die Schnepfen, Hähne von Auer-, Birk- und Hnlekwiid (die ietztbezeickmeten vier Fedcrwildlorlcn jedoch dürfen Pom 1. März bis 15. Mai aui'S Neue erlegt werden) aus längere Monate in die Schonzeit, während männliches und weib liches Eüel- und Damwild, sowie die Krammetsvögel »och vier, die Wildenten aber noch sechs Wochen hindurch abgeichossen werden dürfen. In Preußen beginnt am 1. Februar die Schon zeit für weibliches Roth - und Damwild . sowie deren Kälber, ferner für Auer-, Birk-, und Jatanenhennen. Haselwild und Wachtel», in Oesterreich dagegen für Rehböcke. Rebhühner und alle Drvffelarten. Von jetzt ab dürfen in Preußen nur noch männliches Roth - und Damwild. Rekböcke, Auer-, Birk- und Faianenhähne, wilde Enten. Trappen. Schnepfen und wilde Schwäne, in Oesterreich aber nur Edel- und Damhirsche ab- geschosseii werden. —* Die Pensionsraten des Anwalts-Pensions- Vereins für Königreich Sachse» und Herzogthum Sachien- Altenburg sind aus 1890 mit 22 Mk. für die alte und init 5 Mk. ur die neue Einheit in der Zeit vom 15. bis mit 28. Februar d. I Vormittags von 10 bis 1? ^hr gegen Abgabe der unterschrifllich vollzogenen Quittunaen bei dem Bereinskaisüer, Herrn Rechnungs- Inspektor Pritsche, Kurfürstenstraße 32, 3., hier» in Empfang zu nehmen. —" Im Gemeinnützigen Verein sprach gestern Abend Herr Hofprediger Lr. Friedrich in ernstündigem, geist vollem und sesselndcm Vorträge über die religiösen und sittlichen Gelahren der Philosophie Friedrich Nietzsche's. Für bas große Interesse, welches weite Kreise der Dresdner Bcvölkermig dem Thema entgegenbrachten, spricht am besten dcr Umstand, daß dcr Stadtvcrordnetenlaal mit Galerie bereits kurz nach V-8 Uhr derart gefüllt ivar. daß. Inhaber reservirter Plätze ausgenommen Niemand mehr eingelassen werden konnte, und in grwistem Sinne fand auch hier der von dem Vortragenden im Eingänge seiner Ausführung auf Nietzsche angewendete Satz, daß er der Mann dee- Tagcs sei. seine Bestätigung. In zunehmender Weite, führte Redner aus. werden heute Nietzschc's Schriften verbreitet und ge kauft und die Nietzsche-Litteratur habe heute einen ungewöhnlichen Umfang erreicht — ein seltsames Geaenbild zu jener schweren Ver einsamung. in die sich Nietzsche in femen späteren Jahren gestellt slh. Er sei dahingegangen, ohne eine Ahnung zu haben von der großen Gemeinde, die ihm nickt nur in Deutschland, sondern in ganz Europa erstehen sollte. Dcr Grund für diese letztere Er scheinung liege darin, daß Nietzsche in den Werken seiner späteren Jahre einem großen Theile der Bestrebungen und Forderungen dcr Gegenwart cutgerenkoinmc und cs auswrechc, was man in weiten Kreisen wolle, fühle und empfinde. Nietzsche wäre gar nicht mög lich gewesen, wenn nicht seine Träume dem Traume Vieler gleich artig gewesen wären. Die Klage, daß der Materialismus Nietzsche ß mit seiner erdrückenden Kraft wie ein hartes Joch auf uns liege, werde sicherlich noch lange ihre Berechtigung behalten. Ganz außer Zweifel stehe aber, daß Nietzsche und seine Lehre in deui Augenbltcke verschwinden werden, wo in dem krassirenden Materialis mus ein Umschwung einirete. Er werde nicht der Erste und nicht der Letzte sein, dem eine Generation zugejauchzt habe, um dcr nachfolgenden nur ein Kvpsschütteln sur sich übrig zu lasse». Gleichwohl entstehe die Pflicht, den aus dem Anwachsen des Nietzschcanismus entipringenden religiösen und sittliche» Gefahren aus dem doppelten Grunde entgeaenzutreten, weil es sonst scheinet« könnte, als ob wirklich nichts daraus zu erwidern sei, als sei namenltich das Christenthum vor ihm zur Bankerotterklärung ver- urtheilt. und weil sonst den verwirrenden und verwüstenden Theorien Thür und Thor nur noch leichter geöffnet werde. An der Sand der einen breite« Raum seiner Ausführungen einnehmen den Gmndzüge der Nietzsche'schen Anschauungen, wie er sie in den Jahren 1878-1889 in seinen Werken medergelegt. verbreitete sich Redner übAdie religiösen und sittlichen Gew Kren derLehren Nietzsche s. Er sprach, wie sich erwart»« ließ, über Nietzschc's schroffe und meist umuotivirte philosophische Aphorismen und Sentenzen von rein kirchlichem Standpunkte ans und geißelte, großentheils mit Nietzsche'S eigenen Worten, den krassen Egoismus, die bohlen Phrasen und die exaltirten. verblendeten und gewiß schon Jahre lang krank halten Theorien des bedauernswerthen Philosophen, der, wenn das Schicksal ihm ein gesundes Gehirn verliehen, in den späteren Jahren vielleicht viele von diesen Theorien widerrufen hätte, die er in lungen Jahren so kühn und für die Jugend verführerisch in die Welt hinausgeschleudcrt hatte. Nach dem radikalen Bruche mit seiner früheren Erkenntnik sei die Möglichkeit eines zweiten Bruches nicht ausgeschlossen gewesen. Von tief einschneidendem Interesse bei dieser Erwägung sei seine Stellung Jesu gegenüber. Während er das Chrtstrnlhnm in gebäisigster Form und in grimmigsten, Fanatismus befehdete, bewahrte er Jetu eine gewisse Hochachtung. Erschütternd sei es geradezu, wie Nietziche gegen Jem ringe und ihn doch nicht los werden könne, und der Gedanke, falls Nietzsche neue Gesundheit beschicken worden wäre, ihn möglicher Weise noch einmal zu Jesu Füßen finden zu dürfen, habe etwas Versöhnliches. Die jetzigen Hauvwerehrcr des unglücklichen Philosophen seien unter den Gymnasiasten und höheren Töchtern zu suchen. — An- knüpsend an diese letztere Aeußerung wird uns mit Bezug auf den Vortrag geschrieben: „Es ist wohl nicht zn bezweifeln, daß unter den vielen Zuhörern auch gereifte und tiefer denkende Männer fick befanden, denen diese Geißelung voni religiösen Standpunkte aus nicht ganz behagte und die in Manchem gewiß anderer Meinung waren. Daher wäre es wohl sehr zu wünichen, daß der verehrte Herr Redner diesen fesselnden, interessanten und zeitgemäßen Vor trag in einer kleinen Broschüre, aber mit allen den schlagenden. Kunst ,md Wissenschaft. Coucert. Die Herren Siloti und Wierzbilo- goben gestern im Musenhaule ein zweites Concert mit kunsl " " 7* wrcz gaben , .... gleich großem künstlerischem Erfolge, wie das erste, leider aber auch vor gleich mäßig, um nicht zu sagen ärmlich besetztem Saale. Das von Schumann die längst bewährte Künstlerschast von Neuem zu belhätigen. Seine glänzende, unfehlbare Technik, die Vollendung 'einer VortragSkunst traten noch bestimmter, als in diesen Dar bietungen. in der ausgezeichneten Wiedergabe der Cdopin'schen .is-äur-Ballade und einigen Etüden (op. 19.13.6) hervor, in denen sich sein meisterlicher, allen Schottirungen zugänglicher Anschlag mit der Jeinsinnigkeit einer ebenso geistvollen, wie poetisch schönen Auffassung vereinigte. Nichts bat man an diesem Spiel auS- zuletzen, als die hier und da zu deutlich hervortretende alavemitche Glätte, die mehr durch Fleiß und Energie, als von höherer In spiration. von ausgesprochener Individualität auf bewundernS- werthe Stufe der Vollendung gehobene Kunst. In direktem reißendem Empfinden. In, Vortrage des bekannten Bach'schen Air. einem Cantabile von Cui. dem nach vollendeter Virtuosität verlangenden Scherzo des Holländers van Goens und einem ge tragenem Save von Popper (Zuaabe) ließ er seinen herrlichen Duminico Montagnana unvergleichlich schön, in satter Tongebung singen, und diese Vorzüge hätten schon allein genügt, dem Künstler einen nicht rewöhnlicke» Erfolg zu sichern. Wie er aber diele prächtigen Eaimlenen und perlenden Skalen durch Eigenart und künstlerische Persönlich' ' durchzugehen, sein eigenes Empfinden mi die Intentionen der Komponisten, will vertiert hierbei ebenso wenig daS II Auge, wie « den» höheren künstlerischen aus dem Wie dem auch lei. jedenfalls wird die rein akademische Kunst immer zurückstehen müssen gegen das congeniale Fühlen und Empfinden, das den Geist und die Seele des kknstlerilchen Gebildes offenbart, mag es auch unter dem Gesichtsvunkle des Theoretischen einige Wünsche offen lassen. In diesem Sinne wußte Herr WierMowicz sich ziemlich hoch über Herm Siloti zu stellen. Die Hörer — viele waren, wie gesagt, nicht erschienen — machten indeß keinerlei Unterschied, sondern zeichneten beide Künstler mit gleich großem und rauschendem Beifall aus. L. 8t. 7» Ueber Berlin wird gemeldet: Padercwski'SOver „Marau", Text von Alfred Nössig. ist zur erstmaligen Aufführ ung von dem Dresdner Hoftheater angenommen worden und soll daselbst am 20. Mai gegeben werden. Berliner Lebe«. L. Berlin. 30. Januar. e untrügliche Anzeichen sprechen dafür, daß wir uns leder einmal mitten im Berliner Fakching befinden. Das etwpolthenter Unter den Linden hat bereits einen Preis von 1000 Mk. für die schönste weibliche MaSke aus seinem nächsten öffentlichen Ball (aber sehr öffentlich!) ausgeschneben. Die zahllosen Maskcn-Vcrlcibacschäfte preisen in« Aiizeigcntheil der Berliner Zeitungen ihre Wunder, namentlich chinesische Kostüme, zu erstaunlich billigen Preisen an. Ein .Gocthcscst ' hat bereits m der Philharmonie stattgefimden und nach dcr Versickerung glaubwürdiger Ballreporter er» Stück Alt-Weimarer Lebens und Treiben» in unübertrefflicher Naturtreue neu erstehen lassen. Auch der Preffeball hat bereits den traditionellen „glänzenden" Verlauf genommen. ES soll dort wieder so voll gewesen sein, daß dcr be rühmte Apfel nicht zur Erde fallen tonnte. Leute mit besonder» scharfen Augen wollen sogar einige wirtlich« Schriftsteller im Ge tümmel bemerkt haben. Die offizielle Well, di« sich ohnehin nach kelt von diesen Bällen sernzuhalten pflegt, hatte diesmal anderen Grund dazu. So konnte denn der Wirkliche th Dr. Hammann, der Prrßdezrrnent im Auswärtigen mte, mit gutem Gewissen nach allen Seiten hin versichern, wie schmerzlich es der Herr Reichskanzler und die anderen hohen Be amten empfänden, der Hoftrauer wegen verhindert zn sein, auf dieiem Balle zu erscheinen und die Presse so zu ehren, wie dies bekanntlich bei uns zu Lande Brauch ist. Um wenigstens den outen Willen zu mattsten, hatte sich ein leibhaftiger preußischer UnterstaatstekretSr in eigener Perlon eingefundcn. Namentlich die weiblichen Angehörigen unserer zahlreichen Theater hatten sich, wie immer, nahezu vollständig versammelt und überboten einander in Liebenswürdigkeiten für die mit gezückten Bleistiften vor ihnen stehenden Berichterstatter. Ist es doch für sie Alle der höchste Ehrgeiz, nicht nur unter den .hervorragenden" Anwesenden genannt, sondern auch womöglich mit Bezug auf ihre Toilette eingehend beschrieben zu werden. .Das schöne Frl. Ä. vom B.-Theater er schien in einer entzückenden lachsfarbenen Robe und lenkte die be wundernden Blicke der sie ständig umschwärmenden Herren auf sich." Kann man sich etwas Erhebenderes, als einen solchen Erfolg denken, zumal er oft genug von solchen Damen erzielt wird, die mit ihre, Kunst auf dem gespanntesten Fuße stehen? Diele Damen vom Theater, die den Presseball bevölkern, locken sonst auch eine Menge Offiziere an. die hier die beste Gelegenbeit zu interessanten Be kanntschaften finden. Diesmal fehlten die Offiziere wegen der Hof trauer bezw. Armeetrauer ebenfalls, und die einzigen Uniformen, die diesmal zu erblicken waren, befanden sich oben auf der Galerie, wo eine Musikkcwelle zum Tanz auffvielte. Dennoch soll, wie er wähnt, der Presseball wieder sehr glänzend verlaufen sein. Natür - lich haben sich die Herrschaften im deutschen Dichterwaldc wieder unendlich angestrengt, um bei dieser Gelegenheit ihren Geist und ihr Talent glänzen zu lassen. Die großen und namentlich die kleinen Sterne haben Eremvlare ihrer eigenen Dichtungen mir eigenhändigen Widmungen für die Tombola gestiftet. Die liebe Selbstgefälligkeit kommt da meist sehr deutlich zum Vorschein. Nu, Wenigen gelingt es. wirklich witzig und geistreich zu werdeu, so kramvwaft sie sich auch augenscheinlich angestrengt haben. Den Meisten acht eS wie Pani Lwdau. der einmal auS solchem Anlaß offenherzig etna,standen hat: .M>r fällt merkwürdig oft nich ts ein I" Sie gestehen e« nur nickt so offen. Auch Gerhart Hanpt- mann war augemcheinlich nichts eingefallen. Denn er holte aus seinem anfechtbaren .Michael Kramer" das anfechtbarste Wort niedergeschrieven: -Der Tod ist die mildeste Form des Lebens." Das mag sehr tiefsinnig lein. Nur schade, daß die gewöhnliche Logik diesen Tiefsinn schlechterdings nicht zu ergründen vermag. Den Vogel hat wieder der Schaft abgeschosten, der treffliche
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