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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001222012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900122201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900122201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-12
- Tag 1900-12-22
-
Monat
1900-12
-
Jahr
1900
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Px« Hstflchetden StzrrS Herm Vater», Ihrigen, d, bitte ich Die und die, , den Ausdruck meiner innigsten Tbellnahme entargenzu- la nehmen. Die groben Verdienste deS Verstorbenen um die Kom- munalverwaltuna der Rhelnprovinz und die »folgrelchr Förderung, welche er den Bestrebungen deS Deutschen Verein- vom heiligen Lande hat zu Tbeil werden lasten, machen den Verlust dieses patriotischen Mannes nicht nur sür mich, sondern für da» ganze Vaterland besonders schmerzlich. Sein Andenken wird für mich unvergänglich bleiben." Die „Kreuzztg." schreibt: .Klagelieder über die Beschluß - Unfähigkeit des Reichstags und Vorschläge zur Hebung diese» «ingerissenen Nebels füllen, seitdem die ParlamrntSferien eingetreten sind, wieder die Blätter. Wenn derartige Erörterungen nnd Mahnungen überhaupt aus einen Erfolg rechnen könnten, so müßte ein solcher sich scvon längst gezeigt haben; denn der Ahsrntismus im Reichstag ist älteren Datums und an beweglichen Aiifnrf-n an die Gewissenhaftigkeit der Mandatsträgcr bat es nie mals gefehlt. Schon im Jahre 1681 machte Fürst Bismarck darauf aufmerksam, daß nach der Geschäftsordnung deS BundeS- raths alle wichtigen entscheidenden Beschlüsse auf eine kürzere Zeit der Sitzung kouzentrirt werden und daß keine Grenze der Beschluß fähigkeit bestehe; er empfahl diese „furchtbaren" Gedanken auch dem Reichstag zur Anwendung. „Ich glaube" — so äußerte u. N. der große Karrzler —. „daß der Reichstag gewinnen würde, wenn er keine Grenze der Beichlußfähigkeit. wie die jetzige, hätte, so daß Diejenigen, die ein Vergnügen darmi haben, Reden z» hören, jederzeit erscheinen können, ohne ausgezälilt zu werden, daß aber ein« höhere Beschlußfähigkeit als die jetzige gesetzt wird, wenn solch« Beschlüsse gefaßt werden sollen, welche die Zukunft des Reiches durch Gesetze binden." Gelangt inan im Reichstag nicht dazu, die Verhandlungen zu konrentriren. und die Sessionen ab- rukürzen. so wird man sich endlich doch zur Verringerung der Peichlußfähigkeitszister entschließen müssen. So wenig imposant der Anclick ist, wenn das Neichstagsplenum. wie säst durchweg während des eben beendeten ersten Abschnittes der lausenden Session, aus nicht mehr als Im günstigsten Falle einem Viertel seiner Mitglieder besteht, so muß doch zugegehen werden, daß es „auch so" ging. Beschlüste sind nicht gefaßt worden, und ob das Fraltionsbravo sür den Redner vielstimmig erschallt oder nicht, nndet im stenographischen Bericht ja ohnedies keine Auszeichnung. Verfehlt wäre es »llo, wenn der Vorschlag angenommen würde, daß bei allen Plenarsitzungen eine Abserrtenliste geführt und diese im .Reicksanzeiger" veröstrntlicht werde. Ebenso gut könnte man Strafen sür das „Schwänzen" einfübren. Unseres Erachtens ist cS unwürdig sür die Volksvertretung, solche Zwnngsmaßregeln über haupt zur Erörterung zu bringen. Man vergesse zudem nicht, daß >M>er öffentliches, auf kommunaler und kirchllcher Selbstverwaltung basirteS Leben einer ungel,euren Zahl vor, vertmucnswürdlgcn Männern bedarf, die freiwillige und unentgeltliche Arbeit zu leiste» haben. ES ist nur zu natürlich, daß die Männer, denen das Ver trauen ihres Wohnbezirks gehört, zu mancherlei Ehrenämtern, schließlich auch zu parlamentarischen Mandaten berangezogen werden. Für diese ist die Anwesenheit bei den jetzt üblichen aus gedehnten Sessionen einfach unmöglich; gleichwohl wird man sie im Parlament nicht missen wollen. Um eine stärkere Anwesenheits- Ziffer zn erreichen, dürste es also kein besseres Mittel geben, als die Diskussionen einznschränkcn nnd die Sessionen zu verkürzen." Ein neues Weingesetz soll demnächst zur Vorlage kommen Folgendes sind die hauptsächlichsten Bestimmungen des Entwurfes. „Wein ist das durch alkoholische Währung aus dem Safte der Weintraube mittelst solcher Verfahren oder Zusätze, welche als eine Verfälschung oder Nachahmung nicht anzuiehcn sind, hcrgestellte Getränk. Wein, weinhaltige und weinähnliche Getränke, welchen den Vorschriften zuwider einer der ün Gesetze selbst oder der vom Bundesrache bezeichnet»! Stoffe zugesetzt ist, dürfen weder seil gehalten noch verkauft, noch sonst in Verkehr gebracht werden. Es ist verboten die gewerbsmäßige Herstellung oder Nachahmung von Wein unter Verwendung l. eines Ausgusses von Znckerwosser auf ganz oder theilweiie ansgepreßtc Trauben ; 2. eines Ausgusses von Zuckerwafser auf Weinbefe; 3. von getrockneten Früchten auch in Auszügen oder Abkochungen, oder eingedickten Moststosse». un beschadet der Verwendung bei der Herstellung von solchen Weinen, welche als Dessertweine (Süd-, Süßweine) ausländischen Ursprungs in den Verkehr kommen: 4. von Säure», säurehaltigen Stoffen, Bouqurtstoffen, künstlichen Mvststossen, oder Essenzen; 5. von Gummi- oder anderen Stoffen, durch welche der Ertraktgehnlt erhöht wird. Die Beamten der Polizei, die Vertrauensmänner, svwi die von der Polizetbehöidc beauftragten sonstigen Sachverständigen sind befugt, außerhalb der Nachtzeit in Räume, in denen Wein, weinhaltige oder wcinähnlichc Getränke gewerbsmäßig hcrgestcllt. aufbewahrt, feilgehalten oder verpackt weiden, einzniirten. daselbst Besichtigungen vorziinebmen. geschäftliche Auszeichnungen und Bücher cinzuschen, auch nach ihrer Auswahl Proben zum Zwecke der Untersuchung gegen Empfangsbescheinigung zu entnehmen. Mit Gefüngniß viS zu 3 Monaten und mit Geldstrafe bis zu 3000 Wk. oder mit einer dieser Strafen wird bestraft, wer vorsätzlich i. den Vorschriften des Gesetzes zuwider handelt. 2. Wein, welcher einen Zusatz der bezeichucten Art erhalten hat. unter Bezeichnungen feilhält oder verlaust, welche die Annahme bervorznrnfen geeignet sind, daß ein derartiger Zusatz nicht gemacht ist. Ist der Thätcr bereits einmal wegen einer der bezeichnet»! Znwiderhandlnngcn bestraft, so tritt Gescinanißstrnfe bis zu «> Monaten ein, neben welcher auf Geldstrafe bis zu 10 «M Ml. erkannt werden kann." In der „Kreuzztg." tritt Kapitäuleutnant a. D. Gras zu Reventlow mit überzeugende» Gründen gegen Diejenigen aus, die den Kommandanten Kretschma » n vom „Gneisenau" mit dem Vorwurf irgend welche» Verschuldens belasten zu müsse» glauben. Graf Reventlow schreibt: Das Telegramm des Kabilänleutnants Werner sagt: „Als „Gneisenau" bei schwerem Südost Ankerplatz verließ, versagte Maschine. Vackbordankcr ivar geschlippt, Steucr- bordanker fallen gelassen, hielt nicht. Schiss trieb schnell auf Ost mole. stieß mehrmals auf. ging unter. Maste» ragen bis Gaffel- hohe aus Wasser." Den Anker „schlippen" bedeutet: die Ver bindung der Kette nnd somit des Ankers mit dem Schiffe löten DaS Schlippen des Ankers konnte in diesem Falle nach den vor handenen Berichten nur den Zweck habe», das bei hoher, kurzer See außerordentlich schwierige und auch für die Mannschaft, die zum groß»! Theil aus Schiffsjungen und Kadetten bestand, sehr gefahrvolle Lichten des Ankers zu ersparen. Das Lichten geschieht auf diesen Schiffen mittels des AnkcrsvillS. welches, durch Handkraft gedreht, den Anker anfwindet. »nd hat dieses Manöver bei schwerer Sec schon oft gebrochene Glieder und Menschenleben gekostet. Es war affo ohne jeden Zweifel eine nicht nur richtige, sondern absolut gebotene Maßregel, den Anker unter diesen Um ständen zn schlippen. um so mehr, als das Lichten eventuell mehrere Stunden gedauert hätte, während das Schlippe», wenn vorbereitet, nur in einigen Hammerschlcigen besteht. Damit war der Anker platz »»lassen, und nun versagte die Maschine. Ein Versagen der Maschine ist niemals ausgeschlossen; es bcdeuiet, daß. trotz Dampf- Eintntts in dieselbe, sic sich nicht dreht. Es würde zn weit führen, hier die vielerlei möglichen Ursachen zu erörtern, welche ein Ver sagen für einige Sekunden herbciführen könne», nnd ui» Sekunden handelte cs sich hier, wie unten bewiesen werden wird Schiffe mit zwei Schrauben haben Immer eine Reserve und können nicht in solch' prekäre Lage dadurch versetzt werden, aber Vorkommen kann es auf allen Schissen. An Bord der „Stosch". eines Schwester schiffes des .Gneisenau". habe ich 1893 auf der Rhede von Eowes ein derartiges Versagen bei durchaus intakter Maschine erlebt und zwar eben falls um» ittelbar, nachdem das Schiss nicht mehr vor dem Anker lag; es dauerte ungefähr eine Minute und hatte eine Kollision mit der in der Nähe verankerten „Stein" zur Folge. Ich möchte noch einmal ausdrücklich betone», saß die Wendung: „die Maschine versagte" mit absoluter Sicherheit daraus schließen küßt, daß sie unter Dampf, also in Betrieb war. Den zweiten Anker mußte man fallen lassen, weil das Schiff nun hilflos von de», Südost-Sturm ans die Mole zu getrieben wurde, und daß dieser unter diesen Umständen nicht faßte, ist sehr erklärlich. Der erste Ankerplatz befand sich 400 bis 500 Meter von der Mole; man kann ferner rechnen, daß ein Schiff bei einem derartigen Sturm 4 bis 5 Seemeilen in der Stunde treibt. waS für das von 400 Meter eine Zeit von 50 Sekunden bedeutet. kn einem rmvetdienten. schlechten Lichte erscheinen zu z Z» Gunsten von Wohlthätigkeits,wecken hat die Herzogin«! Wittwe Marie von Kobmg-Gotha auf den Bezug ihres DitthumS verzichtet; sie hatte auch als regierende Herzogin aus das sogenannte Nadelgeld verzichtet. Ter Staatsanwaltlchastsratb Schneigger vom Kammergericht ist zum ersten Slaalsanwalt in Könitz ernannt worden. Zu der aus Anlaß der Ebinaforderungen mehrfach erörterten Frage, welche Folgen die NI ch t genehm i g « ng einer Etats position durch den Reichstag hat, wird noch ausgeführt: „Die Nichtgenebmigiing einer CRstsPvsition durch den Reichstag oder Landtag bewirkt nur die Verantwortlichkeit der Regierung dem Parlament gegenüber. Der Gläubiger kann gegen den Staat oder das Reich klagen und sei» Recht im Vrozcßwege erstreiten. Ties gilt auch sür Beamte, und Fürst Bismarck »klärte deshalb mir Recht im Reichstage: „Wenn Sie mir mein Gehalt streichen, so werde ich einfach vor Gericht Nagen und das Reich wird verurlheilt werden, so lange ich Relchsknnzelr bin, mir niein Gebalt zu be zahlen." Der Anspruch des Beamten beruht nicht allein aus der Etatsvosition, sondern vornehmlich ans der Anstellung bez. den ans Grund derielbcn zwischen den, Beamten und dem Staate oder Reiche bestehenden Rechtsverhältnisse. Anders liegt die Sacke natürlich, wenn durch de» Etat erst eine besoldete Amtsstclle ge schaffen werden soll. Ohne Genehmigung des Parlaments kann eine solche nicht creirt werden, es besteht dann überhaupt noch keine Rechtspslicht des Staates oder des Reiches, eine Ausgabe zu leisten. Besteht aber einmal eine solche Rechtspslicht »nd werden auf Grund derselben Ausgaben geleistet, so kann der Empfänger nicht zur Rückzahlung aiigehalten werden. Höchstens macht sich die anszahlende Behörde, wenn sie eigenmächtig nnd ohne budact mäßige Genehmigung die Ausgabe leistet, verantwortlich. Auch der"3schuldner des Staates oder Reiches wird von seiner Schuld nicht dadurch befreit, daß sie nicht in den Etat eingestellt ist. Anders, wenn die Volksvertretung bezüglich einer in dem Etat als Einnahme stehenden Schuld darauf verzichten will und dieser Ver zicht ausdrücklich in das Etatsgesetz misaeuommeilwird. Dann hat die Negierung die Ermächtigung von Einziehung der Forderung Abstand ;» nehmen. Dem Schuldner selbst steht aber auch in diesem Fall kein Klagerecht aus Befreiung von seiner Schuld zu. Im Nebligen gelten in Preußen für den Verzicht auf Staats einnahmen besondere Grundiätzc." Die Zahl der Opfer des Sternberg Prozesses, soweit Strafverfolgungen und Diszivlingrversahren in Frage kommen, beträgt bis jetzt bereits 18. In Haft befinden sich der Kriminal kvmnnssar Thiel, der Agent Wvlff. dessen Geliebte Hulda Saul nnd die Angestellte eines Detektivbureaus Frau Stabs. Steck brieflich verfolgt werden der Mitangeklagte Stecnberg'S. Direktor Luppa. ferner Direktor Popp, sowie Frl. Souckard. Wegen Be leidigung der Obcrstantsanwnltschast werden sich der Kaufmann Arndt und Irl. Platho zu verantworten haben. Disziplniar- untersnchiliigen schweben außer gegen den inzwischen gestern plötzlich verstorbenen Polizeidirektor v. Meericheidt - Hüllessem. gegen Thiel und den Schutzmann Stierstädter. Disziplinar verfahren bei der AnmaltSkammer gegen die Vcrtheidiger Stern- bera'S: Instizrath Dr. Sello, Dr. Werthauer und Dr. Mendel, endlich wegen der bekannten Sternberg-Broschüre gegen den Rechtsanwalt Dr. Halpert. In indirektem Zusammenhänge mit dem Prozeß steht die Verhaftung des Vaters der Zeugin Ehlert wegen Erpressung. Ein weiteres Opfer ist vorläufig der gcheimniß- volle Subalternbeamte der Staatsainvaltichait, der „große Un bekannte" Thiel's. — Indessen soll schon wieder eine Verhärtung sta«gefunden hoben: Eine Frau Riebe war, nach dem Vernehmen eines Mvrqenblattcs. vor den Untersuchungsrichter Landgenchts- ralh Brandt geladen, weil sie unter dem driiigenden Verdachte stand, an den Verdunkeiungsveriuchen tbeilgenvmmen zu haben. Nach ihrer Vernehmung wurde sie für verhaftet erklärt nnd in das Unterstlchimgsaesängniß »ngclieseri. Oesterreich. Aus Gcodck in Galizien wird der ,N. Fr. Pr." gemeldet, daß dort das Gerücht verbreitet war. der jüdische Kaufmann Karp habe einem Vikar einen Schlag versetzt. Dieses Gerücht rief unter der christlichen Bevölkerung große Erregung hervor. Die anläßlich der Reichsratirswahlen und des Jahrmarktes auf dein Ringplatze zahlreich versammelten Kleinbürger und Bauern nahmen eine drohende Haltung an. Die Gendacmerie konnte Ruhestörungen nicht verbindem nnd es mußte Infanterie und eine Hnsgrenabtbeilnng reguirirt werden. Sämmtliche WirtkShäuser wurden geschlossen. Patrouillen durchstreife» die Stadt. Bei den Excesseii wurden vierzehn Personen tbeils schwer, theils leicht ver mundet. Holland. Nach dem Empfange im Jndnstriepalnst i» Amster dam ist Präsident Krüger um 3 Uhr wieder nach dem Haag abgercist. Ter Bürgermeister »nd die Spitzen der Behörden be gleiteten ihn zum Bahnhof. Beim Abschied dankte der Präsident für den warmen Empfang. Das Publikum begrüßte ihn lebhaft. England. Ans Cork (Irland) wird gemeldet, daß in dem 17. Ulanen-Negimcnt. das in dem nahe gelegenen BallincvNig garni- sonirt, gänzlich unerwartet eine »»silichc Revolte ansbrach, die ein grelles Schlaglicht ans de» in vielen irischen KorvS herrschenden Geist der Insubordination wirst. Die LancerS standen unter Ordre, in einigen Tagen nach Südafrika abzugeheu. nnd csts mm einige Korporale und Gemeine gelegentlich einer schweren Abichieds- feier mehrere Stunden über Urlaub geblieben waren nnd hierfür vom Maior die verdiente Strafpredigt erhielten, erregte die letztere zunächst ein unwilliges Murren nnd schließlich eine offene Revolte der „beleidigten" Gentlemen in Khaki. Als die Ossiziere entsetzt und zornig die Ruhe wieder Herstellen wollten, kam es zur bellen Meuterei: ein Korporal warf seine Mütze dem scheltenden Maior an den Kops, welches Beispiel sofort lebhafte Nachahmung bei den übrigen Lanzcnreitern fand, und in dem dann folgenden Pöle-Mälc wurde den Herren Offizieren sehr unlanft mitgeipielt. Die Folge davon war natürlich, daß von einem „englischen" Jnsanterie- Regiment eine starke Abtkciluna als Polizei fungiren und im Ganzen etwa 90 Ulanen mit Anwendung von Gewalt in das Militärgesängniß abfübren mußte. Der kommandirende General hat sofort ein Kriegsgericht zur Aburtheilung der Meuterer berufen nnd befohlen, daß keiner der Arrestanten nach dem Kriegsschauplatz gesandt werden darf. Es bat zwar noch nicht konstalirt werden könne», ob die Mannschaften mit dieser Meuterei überhaupt gegen ihre Entsendung nach Südafrika protestiren wollten: jedenfalls aber ist man in militärischen Kreisen wegen dieses Vorkommnisses äußerst konstcrnlct und verdrießlich. Neueste Drahtmeldungen vom 21. Dezember * Frankfurt a. M. Die „Franks. Zeitung" meldet auS Tienlsin vom 2l. Dezember: Prinz Dickings Dolmetsche, erzählt, daß der Kaiser ohne die Kaiserin Heiansu am 19. Dezember verlassen Hube, uin sich nach Peking zn begeben. * Innsbruck. Tiroler Landtag. Brngnam be gründet den Antrag der Italiener bctr. die Autonomie Südtirvls und beantragt die Einsetzung eines Ausschusses von 9 Mitgliedern. Grabmayr drückt seine Sympathie für die Italiener ans; erhält ebenfalls die Autonomie für nothwendig nnd beantragt die Ein setzung eines Ausschusses von 15 Mitgliedern, der in der nächsten Session seinen Bericht erstatten soll. Ter Statthalter erklärt, mit dem Eintritt der Italiener in den Landtag sei die erste Vor bedingung sür eine gedeihliche Lösung der Arstonomiesrage erfüllt. Die Regierung habe in dem Scbrerbcn des Ministerpräsidenten pflichtgemäß die Interessen des Reiches nnd des Landes gewabrt. Heule beginne eine neue Arbeit, die von der Negierung, welche von dem Wunsche beseelt sei. einen alle Interessenten befriedigenden Zustand des Landes herbclznsühren, unbefangen werde geprüft werden. Kunst nnd Wissenschaft. zn Königs. Hofvpernhause gelangt heute ^Zinde förmlich segeln, und man wir» nickt Im Zweifel sein, daß durchaus keine Kette von Unterlassungen nnd widrigen Umständen, sondern ein kurzseitlges Vertagen der Maschine bei einer sonst durchaus einfachen Situation die Katastrophe herbeisühren mußte. Nach dem biSjetzt vorliegenden amtlichen Berichtmaterial hat der i tthan, was gethan werden konnte. Den Ver- durchlchimmern zu lassen und in Laienkreisen t und dazu an , ... „ . Lohengrin" zur Aufführung. Anfang halb 7 Uhr. 7 Im König!. Schauspielhanse wird heute Nachmittag >/g4UhrdaSMärchen „Die Wunderglockc" zu ermäßigten Eintrittspreisen gegeben: Abends werden die Lustspiele: „Unter vier Nngen" und „In Fesseln" wiederholt. Anfang halb 8 Uhr. 7 Residenztbeater. Heute, Sonnabend Abend, bleibt daS Theater wegen Vorbereitung zn der Posse „Dresdner Bilder" geschlossen. Nachmittags 3V, Uhr wird dos Märchen „Schnee weißchen «nd Rosenroth" gegeben. Sonntag Abend findet eine Aufführung der Operette „Boccaccio". Nachmittags eine Wieder holung deS Märchens statt. Montag bleibt daS Theater geschloffen. Dienstag, den 25. d. M., geht die Lokalposse „Dresdner Bilder" in Scene. Die Besetzung ist folgende: Paul Lamm-Herr Friese: zum >azu anaethan, da» > seine Frau-Frau Häntei: Billy Tode pflichttreuen i Frl. Gcrsa; Guido Bellinl-Hn . , ack-Herr Witt: Herr Grinzenbergcr Tillv Randow- sttan Merkel- Herr Hnnaar - Aliee-Frl. Blonden: Walter Schubert-Herr Wallum: Frl. Sterlitz-Frau Hermanh-Brnedix; Poldi Strudel-Herr Schwav: Fritz Riele-Herr Schüler: Emannel Häring-Herr Janda: Frl. Fröblich-Frl. Szclcpcsä„h>: Graf v. Pritzlewitz-Herr Reiber; Boris EptchipanofffHerr Tests: Frl. Zimperlich - Frau Friese; Frau Stille-Fra» Sander ; Maruschka-Frau KrvnthaE Nepomuck Herr Bauer; Minna-Frl Janda : Feuchter-Herr Weile: Herr Bernardi-Herr Karl; Jda-Jrl. Schalk; Flink-Herr Gerhardt ; Höflich Herr Gähd. 7Tonnabendvesver in der Kreuzkircke amS2. Dezember NacbmiNaizs SUdr: I. Orczelvorsptel. 2. Zwei alikGbmncde WeibnaciNülteder in der Bearbeitung von Carl Riedel: a> „Freu' Dich. Erd' und Sternen zeit" : b> „kommet, ihr Linen, ihr Männer und Frauen". 3. „Bereite Dich, Zion", Arie ffir Alt mit vorauSgehendem Recitatio aus dem Weihnacht-, oralorium von Job. Teb. Bach, aesunaen von Frau Marie Adams. Concert- und Oratorienlänaerin z. fl. in Alasewtb-Drcsdcn. 4. Pastorale sür Viv line von I. Rheinberger, gespielt von dem Kal. KammermuNus Herrn Paul pange-Frohberg. b. „Ehre sei Gott in der vc-fte". Wcihnvcht«lied sür All- und Biolin-Solo von Osk. Wermann <op. Iva, dir. 4), vor,»tragen von Frau M. Adamt nnd Herrn Paul Lange-,rrehberg. 8. „Nortis Okrislu« natu» sst", lünfftlmmigc Motette von Jan BieterSweetinek 0382-tti>2> 7 Motette in de, Franenkirche heule Sonnabend Naäm. 4 Uhr t. Weibnachttzpailvrale sür Orgel von I. S. Bach, gespielt von Herrn Otto Heil. „Kommet ihr Hirten", altböhmischer, Weihnachtslied sür Ckor und Solostimmen von A. Riedel. 3. „Die drei Könige". Lied sür Sopran von P. Cornelius. 4. Zwei WeibnackilSlieder für Sopran mit Biotin- und Orgelbegleilung von Vittrich unr> Papini. gesungen von Frl. Anna Klotz, Concettlängerin und Geianglebrerin i Violine : Herr Adolk ElSmann, Äönigt. KammermusikuS und Hochschullehrer am König!. Koniervatorium. b. „Freuet euch des Herrn", Chor mit Sologuartett von M. Vogel. 4 Im heutigen Srnsonre-Concert im Gewerbe hauS kommen zur Aufführung : Feil Ouvertüre von R. Volkmann tt.Mal); An dante, Sarabande und Bouröe von Seb. Bach; „Stammschlaft", 1. sim Dichtung aus „Mein Vaterland" vonB.Knietana; Smnphonic <6-c>iiip mit dem Paukenichiag von Jot. Havdn: Vorspiel zu „Parffsal" von Rick Wagner; Fantasie Cavrice ffir Violine von H. Vieurlemvs: Ungarische Rbapwdie Rr. 3 (lt-ckurt van Liözt. 7 Vvn den Gemälden der Dachauer Landschasterschule, dir vor Kurzem in dem Kunsticilvn der König!. Hoskunsthandlung von Ernst Arnold ausgestellt waren, ist Prof. Ludwig Till's „Abend lcindichast" sür die König!. Gemäldegalerie erworben worden. 'f Tie Vorlesung von Pcter Rvsegger. sür die sich bereits jetzt lebhaftes Interesse kund giebt, findet am 23. Januar im großen Saale des Vereinshawes statt. Ten Verkauf der Ein trittstnrten. die bereits setzt erhältlich sind, bat die Richter'iche Hoilitnithandlnng ans der Pragerstraßc übernommen. Näheres ist aus dem heutigen Jnseratentheilc zu ersehen. s- Die Nachfrage nach Eintrittskarten sür den Lieder Abend von Irl. Lil!v Kvenen ist überaus lebhaft Die Künstlerin wird das Lied: ..liicloiuilui ln. calmn" von Tosti, mit welchem sie im 3 Philharmonischen Eonccrt einen durchschlagenden Erfolg batte, wiedeiholen. f Die Weihnachts-Ausstellung der Richter ichen Hoskunsthandlung ans der Pragerstraße ist in diesem Jahre ganz besonders reich ausgefallen. Sie bringt nickt nur im Oberlichtsaale ihres KnnsffalonS eine stattliche Anzahl von Original aemäldcn zur Schaustellung, unter denen sich Arbeiten erster Meister befinden — so sicht man u. A.ein großes RevräientationS- dild Bismarck s Vvn Lcmbnch. — sondern auch zahlreiche, außer ordentlich geschmackvoll gerahmte Reproduktionen in den ver schicdensten Techniken, die für billiges Geld einen lehr aparten Zimmerichmnck bedeuten. Tie Auswahl fit hierin io getroffen, daß die verschiedenen Geschmacksrichtungen auf ihre Kosten kommen. Auch die kunstgewerbliche Abiheiiung ist für die festlichen Einkäufe nicht unbeträchtlich vermehrt worden. So ist namentlich der fran zösische Glaskünsiler Gallo mit entzückenden Möbeln und Dekvrationsgläsern vertreten, ebenso verschiedene Größen Jung- Frankreichs mit allerhand Schmuckstücken. Gebrauchsgegenständen, Rivves rc. An Porzellanen bestechen die Erzeugnisse in- nnd aus ländischer Manufakturen durch glücklich gewählte Kollektionen, während für Anspruchsvollere mehrere Broncen vvn Stuck und anderen hervorragenden Meistern zum Einkauf varat gehalten werden. Kurz es ist von Allem etwas da. >o daß Jeder bei einigem gute» Willen und dem nöthigen Kleingeld ein Kunstwerk sür seinen Weihnachtstisch erstehen kann. 7 Die bekannt« und angesebmc Hoinmsikalien- »nd tKunünandluna : Adolf Brauer, Inh. F. Vlotuer. welche sich seit 1838, also seit 62 Jabren in demselben Lokale. Hauptslrafts 2. besindet, iiiite,l,äl. ein reiches Lager von M n s i k a I i c n aller modernen und Klassiker-Ausgaben, sowie musikalncher Bücher, Overnwerke und Potpourris, ferner eine reiche Auswahl von K u n it, und Sammelwerken, Bildern, Poslkarlen- Albums, Photographien rc. fl» Weihnachtsgeschenken bietet das Gestväsl eine große und reiche Auswnhl. 7 Vvn dem preußischen Minister der geislffchen. Untcrrichts- und Mcdiziiial-Aligelegenkeiten ist als Nachfolger des Ende September 1900 ans »einen Antrag ausgeschiedenen Senats- mitglirdes Professors Ludwig Knaus der von der Genossenschast der ordentlichen Mitglieder gewählte Maler Professor Ernst Hildcbrand zmn Mitglied des Senats der Akademie der Künste zu Berlin für den Rest der Wahlperiode des Professors Knaus, also sür den Zeitraum vom 1. Oktober 1900 bis Ende September 1902, beruie» worden. Der Tod Professor Carl Becker's, des Ehrenpräsidenten der Berliner Kunstakademie, ist unter wahrhaft erschütternden tragischen Umstünde» erfolgt. Am Donnerstag, den 18. Dezember. w»r Becker der Mittelpunkt der ganzen Berliner Kunstwelt; er seieite seinen 80. Geburtstag und konnte in seiner Wohnung die Glückwünsche zahlreicher Freunde und künstlerischer Vereinigungen eiilgegennehmen. Am Abend mußte er sich bei dem ihm zu Ehren veranstalteten großen Fest im Künstlerhause »itschuldtgen lassen und jetzt bereits liegt die N'gchricht von dem Tode des beliebten und populären Meisters vor. Carl Becker war Berliner. Ec wurde dort am 18. Dezember 1820 geboren, stndirle unter v. Kloben und an der Akademie und beihätlgte sich zuerst als Mitarbeiter von Cornelius au den große» Freske» in der Vorhalle des Alten Museums. 1813 ging er nach München, um sich bei Heinrich Heß in der Freskomalecei auszudilven, dann aus ein Jahr nach Paris und vvn da nach Rom. wo er sich 3 Jahre, von 1815 bis 1847. aushielt. In die Hcimath znrückzekehrt, versuchte er sich zuerst als selbstständiger FreSkomaler. indem er die Gemälde für de» Niobiden- saal des Nene» Museums aussühctc. dann als Geschichtsmalcr. fand aber aus beiden Gebieten keinen rechten A »klang. Seinen wahren Boden fand er erst, als er aus verschieden»! Renen Venedig besuchte und in einer unendlich»! Reihe liebenswürdiger Gciirebildcr den bunten Karneval des mittelalterliche» Venedigs zn schildern begann. Nevpigc Signoras nnd graziöse Pagen, düstere Nobili und flotte Gondolieri, goldsttvtzende Dogen und geheimnißvolle Masken, das ist die Geiellschaft. die uns da immer und immer wieder vorgcsührt wird. Nierst hat das Thema etwas Novellistisches, eine Jntrigne wird angedcutet. die Katastrophe eines galanten Abenteuers in einem effektvoll und harmonisch gestellten lebenden Bild vorgesührk. Der „Schmuckhändler beim Senator". „Der Karne Val von Venedig". „Der Bravo", „DaS Gnadengesuch beim Dogen", „Karl V. bei Tizian", „Dürer bei Tizian", „Dürer in Venedig". „Othello »nd DeSdeinona". „Othello vor dem Rath", das sind so die wichtigsten dieser Gemälde, die alle durch zahllose Reproduk tionen io verbleitet Word»: sind, daß man sich kaum eine Berliner Stube älteren Stils ohne ein Brcker'sches Venedig denken kann. 7 Frau Walther - Trost. eine der allerbesten Berliner Vertreterinnen des Fach? der komischen Alten, ist in Friedenau plötzlich gestorben, wo sie die letzte Zeit unter kümmerlichen Ver hältnissen gelebt hat. 7 Im Berlage von S. Hirzcl in Leipzig erschien weben: Küttner: „Unter dcin rvthen Krenz", Preis gebunden ff Mk-, ein treffliches Buch, das sich als Geschenkwerk für jeden Gabentisch vorzüglich eignet und sehr schon ausgestattet ist. 7 „Ekkehard", eine dramatische Dichtung für Soli. Chor nnd Orchester, komponirt von Hugo R öhr. .Hvfkapellmeister ff, München, ehemaliger Schüler des Dresdner .König!. Kower- vatoriumS, hat bet ihrer ersten Aufführung in München großen Erfolg erzielt. ^ 7 Frl. Lola Beeth und der Lewzigcr Tenorist Marion sind für die Hamburger Over cngaairt worden. 7 Richard Wagner steht auch im Jahre 1899 in der Großen Parlier Oper nach der Zahl der Anfsühningen in erster Reihe: an 39 Abenden gelangten «eine Werke zur Darstellung, nnd zwar „Tannbäuier" 16. „Lobenarin" 10. „Walküre" 7. „Meistersinger" 6 Mal; Gounov's „Faust" wurde 28 Mal. „Die Hugenotten" 9 Mal, „Prophet" 25 Mal, Saint-Satzils' „Samson und Dalila" 18 Mal gegeben. 7 Masscncl. der berühmte Komponist, ist Großofffzier der Ehrenlegion geworden. 7 Henry Becgue' S Komödie „Die Pariserin" er scheint soeben in der trefflichen Uebersetziing von Albert Langen m zweiter Auflage. Das Stück (Verlag von Albert Lanoen) wird noch in dieser Saison auch an mehreren deutschen Buhnen zm Aufführung kommen. Dresdner Nachrichten. S»r. SSL. Seite».»» Sonnabend. 22.Tc»ember 1YOO
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