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niren war schwierig wk der Weg zu den Buffets. Und das letztere war ganz besonders schade, denn hier machten Damen aller Gesellschaftskreise die Honneurs: vom Hose und aus der Aristo kratie. von der Finanz und aus der Welt der schönen Künste. Man konnte sich von der Gebeimräthin Lvvenheim eine Tasse Thee reichen lassen und von der Graft» Schweinitz einen Sandwich, einen Schuß Rum von Frau Friedländer und den Zucker von der Gräfin Schlppcnbach. eine Cigarette von Frau Professor Eberlein und Feuer von Frau von Siemens. Ja, das konnte man — wenn man durchkam. ** Ueber die beiden auS China heimaebrachten Fahnen, die aus kaiserlichen Befehl dem Berliner Zeughaus zugewiesen werden, wird auS Kiel geschrieben: Die veulsche Knegssiaggr. welche auf dem Manche des Kapitäns zur See Pohl nach Peking mitgesührt wurde, ist eine sogenannte Bootsflagge, wie sie auf Krieasichiffsbooten verwendet werde». Sie ist arg mitgenommen und vekundet, daß die Truppen, denen sie vorangeweht hat, schwere Strapazen erlitten haben. Die Stange ist mit Bordmitteln her- gestellt. Als Flaggenstock dient ein Bambusrohr, welches ungefähr Meter vom Fuße an mit weißem Leinentuch überzogen ist. Die obere Halste ist mit gestreiftem, farbigem Tuch (schwarz-weiß- »othl umnäht, das in Schlangenlinien nach oben hin verläuft, so daß es den Anschein hat. als ob die Flaggenstange mit den deutschen Nationalfarben gestrichen iei. Die Flagge ist durch starken Bindfaden befestigt. Die bei Tientsin eroberte Boxersahne besteht aus Seide und zeigt die Farben gelb, weiß, roch, blau. Auf icdcr Seite der Fahne sind vier große, aus blauem Tuch ge stanzte chinesische Schristzeiche» befestigt. Ein brauner Stock trägt die Fahne. Die Stange hat einen spitz zulaufenden eisernen Schuh und oben eine Lanze. Rings uni den Stock an der Ober kante ist ein rother Roßschweis befestigt. ** Ein eigenartiger Mordprozeß. der schon deshalb inter essant ist. weil in ihm der ehemalige Kanzler vo» Kamerun. Leist, eine Rolle spielt, kam in der Revisionsinstanz vor dem Reichsgericht zur Verhandlung. Vom Schwurgericht Bremen ist am 25. Sep tember der Tischler Bartholomäus Kost aus Wien wegen Mordes zum Tode verurthcilr worden. Er hatte sich in Wien zwei Bräute angeschafft und mit jeder verabredet, nach Amerika ausznwandern. Zunächst reiste er mit der Braut Nr. l. der ledigen Maria Furtika aus Deutsch-Böhmen, nach Bremen. Am 1. März IM war Kost mit der Furtika dort zum letzten Male zusammen. Einige Tage später wurde die Leiche der F., welche keinerlei Verletzungen aufwieS. in einen« schmalen Graben ansgcsunde» und als un bekannte Selbstmörderin beerdigt. Das Schwurgericht hat als er wiesen angesehen, das Kost das Mädchen absichtlich in's Wasser geworfen und ertränkt hat. obwohl er selbst dies auf's Entschiedenste bestreitet. Erwiesen ist nun. daß Kost die Habseligkeite» der Furtika in Wien verlaust hat. daß er wenige Wochen später seine Braut Nr. 2, die Anna Schimera geheirathet hat und mit ihr nach Chicago ausgewandert ist. In Wien entstand zuerst der Verdacht, daß Kost sich seiner ersten Braut durch Mord entledigt habe. Drei Monate nach dem angenommenen Morde wurde die Leiche der Furtika in Bremen wieder ausgegraben und ärztlich untersucht. ES ließ sich, wie schon bemerkt, kein Anhalt für einen gewaltsamen Tod des Mädchens finden. Von Wien aus wurden Zeitungs ausschnitte nach Chicago gesandt und Kost ließ sich dadurch nicht irre machen, stellte sich sogar selbst der Polizei, die ihn aber un behelligt ließ. Später wurde er verhaftet und wieder srcigelassen, blieb oann wieder in seiner Wohnung und wurde abermals verhaftet. Dem Auslicserungsbegehren der österreichischen Regierung konnte nicht entsprochen werden, weil nach dem zwischen Oester reich und den Vereinigten Staaten abgeschlossenen Vertrage nur wegen solcher Strafthaten von Amerika ausgeliesert wird, die in Oesterreich begangen sind, nicht aber von Oeslerreichern in einem dritten Lande. Auf Veranlassung der österreichischen Re gierung nahm sich dann die Staatsanwaltschaft in Bremen der «Lache an und die bremische Negierung erlangte die Auslieferung Kost's. Der Prozeß hat dem bremischen Staat bis jetzt schon eine große Summe Geldes gekostet. Eine besondere Rolle spielen hier bei die Kotten, welche der 'Notar Leist in Chicago als „Kom missionär" für die durch ihn bewirkte Vernehmung verschiedener Zeugen liquidirt hat. Er hat nämlich über 2000 Mk verlangt. Herr Leist ist der ehemalige Kanzler von Kamerun, der sich nach seiner Disziplinirung nach Amerika gewandt hat. Von einem Deutschen in Chicago war beim Landgericht Bremen ein Brief eingegangen, in welchem behauptet wurde, die Amtshandlungen Leist's in dieser Sache seien ungiltig. weil er sich das Patent als Notar „erschwindelt" habe. In der Verhandlung vor dem Reichs gericht blieb zwar der Verdacht bestehen, daß Herr Leist, da er noch nicht amerikanischer Staatsbürger war. sei» Patent als Notar zu Unrecht erlangt hat. es wurde aber betont, daß er dieses Amt so lange zu Recht ousübte, als es ihm nicht vom Gouverneur von Illinois entzogen worden ist. Obendrein wurde festgestellt. daß in de» Vereinigten Staaten als „Kommissionär" jeder Staatsbürger austreten kann, wenn er nur keine groben orthographischen Fehler macht. Demgemäß war die Rechtmäßigkeit der von Leist in dieser Sache vorgeirommenen Beweishandlungen nicht zu beanstanden Insoweit und in einer werteren Reihe von Bcschwerdcpunktcn erwies sich die Revision des Angeklagten als unbcgcüiidet. In vier anderen Punkten hatte redoch der Vertheidiger Erfolg. Reichsgericht hob das Ürtheil aus und verwies ' Schwurgericht zurück. ** Der Kncißl Hias. der Räuber und Mörder, der als stehende Rubrik in den batieriscben Blättern behandelt wird, hält seine Verfolger, die Gendarmen und Polizisten, fortwährend zum Besten. Bezeichnend für die „romantischen" Zustände in der Gegend um Bruck ist rS, daß der moderne baiseriscbe Hielel in irgend einem Dorfe gesehen und erkannt wird, vielfach auch bei den Landleuten Obdach und Nahrung erhält und immer Zeit hat, sich vor den Vertreter» der Behörden bei Zeilen in Sicherheit z» bringen. Die neueste Episode spielte sich in folgender, einiger maßen komischer Weise ab. die der Münchner Polizeibericht mit thellt: Gestern (12. Dezembers Abends halb 8 Uhr traf hier eine Streckentelephondepesche ein, daß Kneißl sich in Oberdorf, einem zur Gemeinde Bairaberg, Amtsgericht Bruck, gehörigen, etwa 3 Kilometer nördlich der Bahnstation Althegnenberg gelegenen Kirchdorf aufhalte, und polizeiliche Unterstützung erbeten werde. Es wurde hieraus mit dem um 8 Ubr 55 Min. abgehendcn Zuge ein Stationskommandant mit l2 Schutzmännern nach Althegnenberg beordert, welche in Verbindung mit den Mannschaften der um liegenden Gendarmeriestatione» Pasing und Mering. sowie Augs burger Schutzmannschaft, im Ganzen etwa -15 Mann, nach Ober dorf streiften. Es stellte sich heraus, daß Kneißl thatsächlich da war. aber schon um 5 Uhr Nachmittags den Ort verlassen hatte, vermuthlich weil er Lunte gerochen hatte, daß sein Aufenthalt ver- rathen war. Er hatte am 11. und 12. heimlich Unterschlupf bei dem Hirten Fischer in Oberdorf. Dieser wurde sofort verhaftet. So viel ermittelt werden konnte, hat sich Kneißl in nordwestliche: Richtung in den Wald zwischen Oberdorf und Mering entfernt. Der Wald wurde von der ganzen Mannschaft durchstreift, jedoch vergeblich. Nachdem der Hund des Hirten Fischer fehlt, ist es möglich, daß Kneißl ihn mit sich genommen hat. Noch ltliche Quellen zu "' . „ Das die Sache an das vergeblich. Nachdem der möglich, daß Kneißl ihn r liest sich folgender aus amtli hübsr zurückgehende Bericht Mit welchem Nachdruck die Fahndung nach dem Räuber Kneißl betrieben wird, läßt sich daraus ersehe», daß am Dienstag eine roße Streife durch das ganze Lackauermoos bis gegen Ingolstadt inunter unternommen wurde. Betheiligt haben sich hieran im öanzen über 80 Man». Die Streife wurde von dem Gendarmerie- Oberleutnant Küster in Aichach geleitet und im Einverständniß mit der, in Betracht kommenden Bezirksämtern ausgesührt. Tags daraus wollen einige Leute den Kneißl in Jußberg bei Maisach gesehen haben, wie er außerhalb dieses Ortes mit einer anderen Mannsperson zujammentras und Beide dann im Walde ver schwanden. Man fand von dem Gesuchten keine Spur. Kneißl'S neuestes Stücklein ist das folgende: Wie verläßliche Personen melden, wurde der Räuber in Kleinberghofen (Bezirksamt Aichach) gesehen, als er durch das Dorf, mit einem Gewehr bewaffnet, ging. Außerhalb der Ortschaft begegneten ihm zwei Bauern, die ihn erkannten, ihn aber weder anzureden, noch sonst ihm etwas in den Weg zu legen wagten. Aus die scheuen Blicke, welche die Bauern nach ihm sandten, schrie er sie an: „Scharrt mich nur nicht so an. ich bin's schon >" Die Bauern antworteten nichts, sondern entfernten sich eilig. In Bruck sollen aus der Post zwei Kasten für Kneißl postlagernd liegen. Mit Bestimmtheit läßt sich dies auS dem Grunde nicht feststellen. weil die Postbeamten jede Auskunft auf Grund des Amtsgeheimnisses verweigern. ** Der Heirathsschwindler Architekt Gravenhorst ist immer noch nicht ermittelt. Die Feststellungen ln der Angelegenheit haben ergeben, daß seine Frau an seinem Treiben in keiner Weise vetheiligt war. Sie hat davon nicht das Geringste gewußt. Auch dem Bestehen der ersten Heirath hatte die BedauernSwerthe « Kenntniß. als sie mit Gravenhorst in Amerika die Ehe ein- Sortsetzung stehe nächste Seite. 1.8 LUlltzner Waisenhausstr. » (Klingnerhaus). «la«, Stelns«t. VillvL-8vrviov8 für 6 Personen von 17.50, für 12 Personen von 18 M. an bis zu den feinsten, o«1re»cke tu ILsoteockvItors. VLsek-8vrvlves in allen Preislagen. Große Auswahl in moderner Richtung. LLÜvv-8vrvivv8 -für » « 1« Pers. Voll 2.25 3.50 9.50 an in nur neuen Formen mit schönsten Dekoren. 8IL8 VrxslLlI Weinfätze (6 Dtzd. Gläser gravirt) von 26 Mark an. 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