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- 1083 - Jugendfreund! Spricht solche Handlungsweise nicht allen edlen Herzensregungcn Hohn? Woraus soll inan noch bauen, wenn uns die lbeuersten Menschen Wahrbeit und Treue mit .Zützen treten?" Immer heftiger sprudelte jetzt die so standbast bekämpfte Empörung über Ser hohen Dame Lippen, wobei ronvuljivisches Schluchten die zarte Gestalt zuweilen er schütterte. Sinn war eS Namin. der zwar tonlos, doch sanft tröstend bat: „O Fassung, nur Fassung! Ich kann Hoheit nicht in diesem aufgeregten Zustande sehen! Wir wollen ruhig überlegen, was zu ihn» ist!" Die Herzogin lachte bitter ans und warf sich erschöpft in den nächsten Stuhl, „Zu thun? Glauben Sie, dal; ich den Flüchtigen Nacheilen, sie zurück- holen würde7 Gotc bewähre mich vor solchem Schritte. Beider Namen sind fortan »odt — ausgelöscht für mich. Hier. Robbie, lesen Sie diesen Brief, dann werden Sie nicht mehr frage», was zu thnn ist." Das Antlitz noa, immer von Marmorbläjsc bezogen, mit bebenden Fingern nahm Rami» das ihm gereichte Schreiben in Empfang. Die a» Herzogin Elisabeth gerichtete Adresse zeigte Ebis Hand, „Ich fand dasselbe heute Morgen auf diesem Sekretär; aber nachdem meine Äugen die ersten, unseligen Zeilen überflogen hatten, machten Widerwillen uick> Schrecken mich völlig unfähig, de» weitere» Inhalt zu verfolgen. Lese» Sie daher laut. Baron Ramm." Halb mechanisch, mehr geistesabwesend that der Ängcredcte, wie ihm gebcitzcn: „Mütter! Vielleicht ist es das letzte Mal. daß ich diesen theuren Namen sprechen darf, denn nach Allem, was Du mir gestern Abend gesagt, kann ich auf Leine Nachsicht und Ver gebung nimmer rechnen. Mutter, ich weist, gegen das vierte Gebot schwer gesündigt und Deine Achtung und Liebe verscherzt zu haben — ich weist ferner, dast ich schlecht und ge wissenlos an meinem treuen, edlen Freunde gehandelt habe, und dennoch war ich zu feige und schwach, den lockenden Versuchungen zu widerstehen. Wen» dieser Brief in Lcinc.Haiioe gelangt, dann sind Aranka und ich Euren» Gesichtskreise längst entschwunden. Wir gehen direkt nach Ungarn, zu Geza Länyab. ihrem Bruder, um u»S dort ehelich zu verbinden." Des Lesenden Stimme war immer leiser und tonloser geworden, jetzt kamen nur inehr gurgelnde Laute über seine Lippen. „Armer, armer Robbie!" sagte die Herzogin weich. „Loch trauern Sie nicht ihretwegen. Sic gleicht einem giftigen Reptil. daS inan von sich abschüttelt. Sind Sie fähig, den Brief zu Ende zu lesen?" Unsagbar traurig, allein dankerfüllt schaute er der Dame in die Augen und fuhr gefasster fort: „Was soll ich Dir noch sagen. Mutter? Lu weistt ja Alles, hast cs längst geivutzt, dast ich mit übermenschlicher Kraft gegen jene Leidenschaft kämpite. Wie loderndes Feuer brach sie ein in mein Herz; immer glühender, verzehrender wurde die Liebe zu ihr. immer wahn sinniger mein Wünschen und Begehren, bis Alles, Vernunft, Uebertcgung und Dankbarkeit, in uni: zu Grunde ging. Aranta mußte mein Weib werden — na» jeden Preis. Loch weiter: Wie haben Aranka und ich bei der Nachricht von der Geburt Deines ersten Enkelsohnes ge- nnhlockt; denn nun erst war die Bahn für unS Beide frei geworden. Ich sagte Dir ja schon, daß ich fortan überflüssig bin. Gönne mir doch dieses große Glück. Mutter, und denke Du wenigstens nicht gar zu schlecht und niedrig von uns. Wir haben ja nur der Liebe willen ge sündigt. Der tiefste Stachel in meinem Bilsen aber ist der Gedanke an Robbie Er hat sie ja auch geliebt, wahr und treu, so wie ein Mann fernes Schlages nur zu lieben vermag. Feige und hinterlistig habe ich ihm das Geheimnitz seines Herzens zu entlocken verstanden. Wie wird er diesen Schlag überwinden?" Mermals stockte Ramm und starrte mehrere Sekunden gläsernen Blickes zur Erde nieder; dann las er werter: „Wer errungen hatte er Aranka doch niemals — früher oder später wäre er zur Einsicht seines Jrrthums gelangt, da sie — ach. schon so lange— mir ihre Neigung gestanden hatte. Seit dieser seligen Stunde haben wir miteinander heimlich torrespondirt! Trotzdem war ich aber stets von rasender Eifersucht gegen ihn erfüllt! Er durfte sie ja immer sehen, in ihrer Nähe weilen! Oft bildete ich mir ein, Aranka täusche mich und liebe Robbie dennoch; dann quälte ich die Aermste und drängte noch ungeduldiger zur Entscheidung! So sind die Würfel gefallen! Es gab keinen anderen Weg! Lebe Wohl. Mutter! Ich weiß, dast Du tief verletzt, erbittert und empört sein wirst. Im Geiste sehe ich Lein liebes Auge voll Thronen schwimmen. Weine sie nicht um mich, diese Tliräncii sagen Dir nur, daß Dein Jüngster glücklich — namenlos glücklich istl Ebi." Zweiundzwai! zigsteS Kapitel. Wahre Grabesstille lag über den weite» Räumen des Ramin'schen Schlosses. Die Dienerschaft schlich nur auf Zehenspitze», und wenn ja ein lebhaftes Zöschen lauter als im Flüstertöne zu sprechen wagte, so erschien sofort der greise, jetzt 62jährige Haushofmeister Stürmer, der sich noch einer wunderbaren Rüstigkeit erfreute, mit streng verweisendem Gesicht. Baronin Luitgarde, die zeitlebens gesunde Frau, war, nachdem sie sich eine Weile recht rnipästlich gefühlt hatte, plötzlich ernstlich erkrankt, sodatz mit Rücksicht auf ihr vorge rücktes Alter die größte Schonung und Sorgfalt geboten schien. Zu jenen anfänglich mflucnzaartigen Erscheinungen hatte sich leider nur zu bald eine Lungenentzündung gesellt, welche, obwohl bereits zum Lheil gehoben, doch starte Herz schwäche und besorgnitzerregenden Kräfteverfall zur Folge gehabt hatte. Sowohl der fetzige Hausarzt — Dr. Mayer war längst verstorben — als auch eine sofort telegravhisch herbei- gcrufene ärztliche Autorität aus Berlin vernwchten mit ihrem Gutachten nicht -urückzu- halten und offenbarten Baron Ramm freimüthig die große Bedenklichkeit im Zustande - 1083 - seiner Großmutter. Stumm und klagclos, wie Jemand, der unter des Schicksals Keulen« schlagen geduldig daS Haupt beug», hörte er den« gelehrten Bericht« der Dolroren zu. »sollte nun wirklich auch die liebe, alte Frau von ihm gehe», die in treuester Pflichterfüllung seinen Lebensweg behütete — die seine beste Freundin war! Nur etwas wie Bitterkeit gegen höheres Walten regte sich in dcS geprüften Mannes Brust, hillein tapfer drängte er das brennende Herzensweh um ein verlorenes Liebesglück in den verborgensten Winkel seines Busens zurück und gab sich ausschließlich der Pflege der Erkrankten hin. Stundenlang saß er, dunips vor sich hiubrütend. an deren Lag«, oder ec hielt, ohne dast sie es wahrnahm, der Leidenden magere, bleiche Hand. Zuweilen, doch nur sclicii. hob diese die schweren Lider ein wenig in die Höhe und schaute mit Blicken unsäglicher Liebe, gleichsam beruhigt, in das ernste, gebräunte Männergesicht, dessen tief melancholische Augen jetzt noch größer und ausdrucksvoller erschienen. Ahnte oder fühlte die Großmutter, dast irgend etwas Besonderes mit dem Lieblinge vorgegaiigcn war? Wäre die alte Dame gesund gewesen, er hätte sie sicherlich zur Vertrau ten seines Kummers gemacht, so aber mußte er die ganze Schwere desselben still für sich tragen. Und doch betrachtete er den Platz ain Krankenbette als eine Art Asyl, wohin er in seinem scbonunas- und ruhebedurftige» Zustande flüchten konnte. Wie graute ihm vor der erbärmlichen Welt, wie hakte er die Mensche», auf deren Gesichtern er doch nur Neugier und Bosheit zu lesen vermeinte. Sicherlich war der ganze traurige Vorfall bei Hoie und in der Stadt genügend durchgetlatscht worden; dafür hatte doch schon Prinzessin Mirah gesorgt. Kaum zwei Wochen nach Ebis und Arankas Flucht war Rami» eines Tages ein aus Dresden lommcndeS Zeitungsblatt zugestellt worden, in den» man mit Blaustift folgende Stelle marlirt hatte: „Eine interessante Vermählung I Dast Söhne aus fürstlichen Häusern sich zuweilen mit Damen unter ihrem Stande vermählen, ist nichts Neues. Dem Menschen herzen laßt sich eben nicht gebieteni Der jüngste derartige Fall ereignete sich an einem deutschen Hcrzvgshofe, wo Prinz E.... des regierende» Herzogs einziger Bender, nachdem daselbst ein glänzendes Tausfest gefeiert worden, in der'darauffolgcndcn Nacht mit einer blendend schönen Hofdame auf und davon ging. Der gerechte Zorn seiner hohen Ange hörigen kannte, wie das wohl anzunehmen gewesen, keine Grenzen. Man spricht, daß die verzweifelte Mutter dem jüngeren Sohne geflucht Habel Allein Geschehenes läßt sich nicht ungeschehen mache»! Nach authentischen Berichten ist der Prinz mit seiner schönen Gelieb ten bereits vermählt, welcher, um nur einigcrmatzen die Dchors zu wahren, der Titel einer „Gräfin Freibcrc," übertragen wurde. Ben Atiba sagt sehr richtig: Es ist Alles schon dagc- wefen!" Diesen in schauderhaften > Kamnierdienerstil verfaßten Llrtikcl eines bekannten SkandalvlattcS hatte Robbie. Empörung und Abscheu im Herzen, gelesen und verächtlich bei Seite geschleudert. Wie tleinlict, dünkte ihn» doch dieser hinrerlistig geführte Streich einer Frau, der er niemals Böses gcthau hatte, denn keine andere als Prinzessin Mirah konnte ihm die Zeitung gesandt haben. Wahrhafte Theilnahmc sür ihn zeigten dock; nur Herzog Karl und seine Mutter. In schonungssoser Weise hatte sich Elfterer über des Bruders schmähliches Betragen ausgesprochen, und Tag um Tag ließen die hohen Herrschaften sich nach dem Befinden der Kranken erkundigen. Seit vierundzwanzig Stunden war deren Zu stand im Wesentlichen unverändert geblieben. „Wenn nur die Kräfte aushallen l" lautete des Arztes Ausspruch. Es war eine stürmische Frühlingsnacht. An den Fenstern des Krankenzimmers rüttelte und klapperte der Wind ununterbrochen, daß es zuweilen klang, als wolle Jemand um Einlaß flehen. Dann wieder fuhr er fauchend und heulend durch den Schornstein in den Kamin. Ramm, der am Bette der Großmutter saß, schauerte zusammen, fast meinte er eine Menschenstimme daraus zu vernehmen, die lhm zurief: „Robbie, Robbie! Dich habe ich doch geliebt I" So sang der Sturm, bald wchmüthig klagend, bald zornig ergrimmt. Der einsame Mann wandte sich seufzend ab. Sogar bis hierher, in dieses stille Gemach, verfolgten ihn die unheimlichen Phantasien. „Robbie!" Ich: aber ries cs wirklich, die Großmutter, welche er schlafend wähnte, hatte sich gerührt und seinen Namen geflüstert. Liebevoll theilnehmcnd beugte er sich herab. Die barmherzige Schwester, durch vieles Nachtwachen ermattet, lag ein- gcschlnmmcrt in dem für sie bcrcitgcstclltcii Lehnsessel. „Robbie, ich habe gut für Dich ge sorgt. daS — das ist ein schöner Gedanke, der mir das Sterben leichter macht." sagte die Leidende stockend „O, rege Dich doch nicht auf mit dergleichen Phantasien. Großmutter. Wer denlt denn gleich an's Sterbe» bei Deiner guten Natur. Du wirst die Krankheit bald überwinden und mir noch lange erhalten bleiben." cutgegnete der junge Man» weich und bewegt. „Bitte, um meinetwillen halte Dich ruhig; ich bleibe bei Dir." „Nein, Robbie — gerade um Deinetwillen must ich jetzt etwas sagen; eS quält und drückt mich längst." begann die alte Dame wieder flüsternd, „wenn müh der Tod überraschte — dann wäre cs zu spät — und ich habe es doch versprochen. Dir das Geheimnis; zu enthüllen." Beklommen schaute Ramm in der Kranken hageres, blasses Antlitz, weil er meinte, daß sie irre rede; allein kühl und völlig fieberfrei fühlte sich die durchsichtige Rechte an. Aengstlich und unruhig pochte sein Herz. Durfte er sie, die vielleicht schon an des Grabes Rande stand, daran verhindern, ibr bedrücktes Gewissen zu erleichtern? War eS eine Schuld? „Es thut mir nur so leid, wenn Du Dich aufrcgst. Großmutter." sagte er sanft. ^ rzortstiung folgt.) üslinmclitm ir >st!.. <lWi,!>i>ig ii m. vsttstsllsi, INatratrso SodrLolw Vsrtlvos Lowwoüen 8vpkL8 LavksusedrLllls Kesalatsor» kksilsrspiesol "77 1'rul liliiiLlsti' «ml« «—ui..— MlärujksrskLLss 17. I.—III. Ltg.se. Wrer KM-ülizMIlingen LdLUZtzbvN Kol LiWliIuu§ vcu Lid Lu. 8s»»sd«i»li dir ll Id» ti!i«>»k «Mnsl. »ovlrrslts- rniil Lslezollkstts-krssodsirlls! VrOineniix in je,I«r KiMiMZ «»„ S8 N. a». 8MMl, Mer-UmImiiiiLeii. K o ' 3theilige Spiegel. Motogr.,Rahmen, Hand- und Toilettenspiegel Hansiegen. 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