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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001109014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900110901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900110901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-11
- Tag 1900-11-09
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Monat
1900-11
-
Jahr
1900
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— Klingentha, >. Die Errichtung eines LeyreryetmS aus dem sogenannten Kamcrunderg nimmt rüstigen Fortaan Der Plan zu dem schmucken Bau rührt von Herrn Architekt Willy Gevber in Plauen i B. her. Die Arbeiten smd seit 6 Wochen im Ranae. ES wird sich eine Klingenthaler Sommerhrim-Äenoffen- schast. eingetragene Genossenichaft mit beschränkter Haftpflicht, bilden. Die konstitulrende Bersammlung findet Mittwoch, de» 21 November. Nachmittags 4 Uhr im Saale des Tbeaterrestaurants zu Plauen t. B- statt. Es haben bereits 32 Lehrer ihre Brtheilia- una an dem Unternehmen angemeldet. In den letzten Wochen siiiv in Chemnitz und anderwärts wieder 2000 Mk. gezeichnet worden, so dag nur noch 6000 Akk. auszubrinaen sind. Die Gesellschaft übernimmt vom Nealschuloberlehrer Robert Glas, in Plauen i. . gegen einen Kaufpreis von 12.000 Mk. eln 3 Hektar V7.3 Ar großes Grundstück mit sämnitlichen Waldbestäuden und dem Restaurant .Kamerun". Den Namen „Lehrerheim" hat die vor bereitende Kommission durch .Sommerheim" ersetzt, da man das Heim im Interesse der Rentabilität auch anderen Ständen offen halten will. Die Genossenschaftsmitglieder genieste» bei Vergebung von Wohnungen den Vorzug. — Haida (Böhmen), 4. November. Auch die hiesige evan aclilche Gemeinde will wie so viele andere durch dhe .Los von Rom"-Bewegung entstandenen neuen evangelische» Gemeinden in Böhmen sich eine evangelische Kirche erbauen, run durch den Besitz einer eigenen gottesdienstlichen Stätte die Vielen, die zum Ueber- trilt geneigt sind, noch mehr anziehen zu können. Bereits hat die Gemeinde im Jahre 1900 einen Baufvnds von 19.000 Kronen durch freiwillige Gaben von nah uiw fern zusaminengcbracht. Um diese» Baufvnds noch mehr zu stärken, hielt die Gemeinde heute ein Eoncert ab. in welchem allster den beiden hiesigen Männer- gciangveleinen Frl. Luisita Earl (Gesang und Violine) aus Dresden und ihr Bruder.Herr Ludwig Carl (Klavier) mit wirkten. Musikalische Leistungen, wie sic von dielen Svlokrästen dargedotcn wurden, sind hier in Haida wohl sehr selten gehört Publl- worden. Kein Wunder, dast das lehr zahlreich erschienene Pnbli km» reiche» Beifall zollte und Wiederholungen dringend gewünscht wurden. Cs gingen an Eintrittsgeldern 400 Kronen ein, so dag dem Baufonds über 300 Kronen Reinertrag zugewiese» werden konnten. Da die hiesige evangelische Gemeinde sehr viele An gehörige des Königreichs Sachsen, sowie mehrere Dresdner zu ihren Gliedern zahlt, hofft man hier, dast auch fernerhin ans Dresden dem hiesigen Kirchenbau Unterstützung zufließt. — Landgericht. Drei 14- und 15jährige Knaben aus Dresden. Coschütz und Liegnib: Conrad Gustav Klemm, Paul Alfred Zeunert und Alfred Max Richard Bendir stehen wegen einer großen Anzahl einfacher und schwerer Diebstähle unter An klage. Klemm, obgleich der kleinste und schmächtigste von Allen, ist am meisten betheiligt und bereits wiederholt gerichtlich wegen Diebstahls bcstrast. Er entwendete zunächst in Gemeinschaft mit seinem noch strasnnmündigen Bruder in Plauen und Löbtau nicht weniger als 23 Thürschlüssel. K. und Ä. verübten um Weih nachten zusammen in Dresdens Umgegend verschiedene Diebereien, bei denen ihnen Bücher, Spielzeug, Veilen u. bergt. anheiinficien. Bei andere» Diebstähle» betheiligte sich auch Z., und bei einem derselben fielen den diebischen Burschen sogar 30 Mk. Geld in die Hände. Klemm und Zeunert fühlte» sich schließlich in Löbtau nicht mehr sicher und wandelten bis Wittenberg. Dort brach der Erstere beim Amtsrichter Schmieden ein und erbeutete 12 Mk. Geld und verschiedene Kleinigkeiten. Das Gericht erkennt gegen Klemm aus 1 Jahr, gegen Zeunert auf 2 Monate 1 Tag und gegen Bendix auf 3 Tage Gesängniß. Tie Strafe der beiden Letztgenannten gilt als verbüßt. — In der Wohnung einer Kon- trolirtcn entwendete der 1877 in Böhmen geborene Fleischergeselle Oskar Emanucl Vogel 6 Mk., nachdem er vorher den Geldbehälter erbrochen hatte. Der bereits vorbestrafte Dieb wird mit 4 Monaten Gesängniß belegt. — Der aus dem Dominium Pitschütz bei Lommatzsch beschäftigte Dicnslknecht Carl Ltio Zinnncrmann und der damals dort als Erntcarbeiter thätige DrechSlermeister Carl Max Klemich erzürnten sich darüber, daß die Gesindeköchin ihren, Geliebten allabendlich ein zu lange währendes Stelldichein gab. Die ländliche Küchenfee wäre dann, so behaupten sie. des liebten von der Tanzmusik heinikchrte. Mit dem Frcndcnrnfe: pJetzt haben wir ihn!" stürzte» sich die Angreifer auf ihn, schleppten ihn in einen leeren Pfcrdestaü und banden die Thür von außen mit einem Strick zu. Nach einer Viertelstunde konnte sich der Gefangene wieder frei machen. Z. und K. habe» damals gewiß nicht daran gedacht, das; ihnen die Freiheits beraubung je 1 Woche Gesängniß cintrngen werde. — Vor schriftswidrig fuhr der Kutscher Ernst August Paul Schönseld aus Lobtau am 6. Juli Abends aus der linken Straßenseite über die Bismarckbrücke. Ta sein Pferd keine Doppclzngel hatte, war er gezwungen, das Thier am Kopfe zu führen und konnte deshalb das Schleifzeug nicht handhaben. Der Wagen kam an der abschüssigen stelle m's Rollen rmd die Deichsel streß in die vordere Plattform eines entgegenkommenden Straßenbahnwagens, so daß der dort stehende Kutscher an der Hand verletzt wurde. Ter der fahrlässigen Körperverletzung angcklagtc Schönseld wird zu 3 Tagen Gesängniß verurtheilt. — Zwischen dem 35jährigen Küchcnmädchcn Anna Marie Straube ans Bauern und dem in Baumgnrtcn in Schlesien 1879 geborenen Hausmädchen Martha Elisabeth Hermann knin es am 27. August an der gemeinsamen Arbeitsstätte im Hotel Bristol zu einer scharfen Anseiiiandersetzuiig, weil die H. sich über den falschen Zopf der Straube aushicit. Die resolute Baycrin ergriff einen Kochlöffel nnd schlug damit mit solcher Wucht auf ihre Gegnerin ein. daß die Waffe zersprang nnd die Geschlagene blutunterlaufene Stellen davontrng. Die Letztere wußte sich nur durch einen Wurf mit einer Scheuerbürste zu rcvanchircn. Die Hermann entwendete später in ihrer Stellung im „Frcmkeubräu" ihrer Stubcngeiiossin einen seidenen Schirm und am 28 September als Ulitermiethcr!» einer Musikersirciu eine Tarncnuhrkette mit Anhängsel im Werthe dorr 15 Mk.. gab aber die gestohlenen ----- .».^ --- Geldstrafe its dreimal , . . zu 6 Monaten Gesängniß und 3 Tagen Hast verurtheilt. 1 Monat gilt als durch die Unter suchungshaft verbüßt. — Durch lügenhafte Angabe» über ihre Zahlungsfähigkeit erlangte die 18rährige Arbeiterin Olga Bertha Emilie Scheurrer ans Obermitteiau von ihrer Wirthin eine Gcstunduira von 4.50 Mk. Kost und Logisgeld und dazu die Gewähr ung eines Darlehens von 4 Mk. In 6 Fällen trat die cmpfindlrch vorbestrafte Angeklagte als Einmictherdicbiii aus, indem sie beim heimlichen Verlassen ihrer Wohnung fremde Kleidungsstücke nistnahnr. Die Jugend und Las aufrichtige Geständnis; sicher» der Sch. mildernde Umstände, so daß sie zu 2 Jahren Gefängnis; ver- urthcilt wird. Die Untersuchungshaft wird mit 1 Monat un gerechnet. — Nachdem der 1855 in Lichtenstein geborene Arbeiter Ernst Gustav Schubert 5 Jahre beim Betriebsbeamten Horn in Löbtau gewohnt hatte, war ihm in Bezug aus Ehrlichkeit und Zu verlässigkeit das größte Vertrauen geschenkt worden. Als aber die Honr'scden Eheleute im Juli mehrere Woche» verreiste», entwendete ihnen Sch. ein Sparkassenbuch mit 596 Mk 50 Psg. Einlage, erhob erst 50 Mk. und 8 Tage später die gleiche Summe, ver pfändete das Werlhstück am 6. August für 120 Mk. und erhob darauf noch in 6 Beträgen so viel, daß schließlich die Nesteinlage nur noch 40 Mk. betrug. Von dem unrechtmäßig erworbenen Gelbe bat Schubert einige Tage gut gelebt und auch die damals nach China gehenden Truppen reichlich unterstützt. Er wird zu 1 Jahr 6 Monaten Gesängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurtheilt. — In einem Restaurant der Schössergasse stahl der Kartonnage»- Arbeiter Karl Eduard Felix Semmelrath einem betrunkenen Elast 100 Mk. und im September einem Studenten aus dessen Wohn ung eine Anzahl Lehrbücher, die er zum Antiquar tmg; S. erntet diesmal 2 Jahre 3 Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust: Polizeiaussicht wird als geboten erachtet. — Der polnische Stein metz Adalbert StaniSlowSky that am 18. Juli, beim Gastwirts, Tittel in Riesa einen raschen Griff in die Bnffetkcrsse. Statt des erhofften Geldes erwischte er aber nur 15 Bicrmarken, die ihm auch noch von dem Nachlebenden Wirth abgenommen wurden. Auch er hat schon wiederhol " ' " gemacht und erhält deshalb t 5 Monate Gesängniß und . ,, . , . Freiheitsstrafe gelten als durch die Untersuchungshaft verbüßt. ragesgeschichte. Reich. Ueber dte Rekrutenvereidiaung Berttn, vei der der Kaiser dtz bereits mitgethellte Ansprache lt wird berichtet: Dem Schloßportal 4 gegenüber war mit HUie von Mannschaften des 2. Garde-RegtmentS der Feldaltar errichtet worden. In ungezählter Menge strömten die Schau lustigen berbei, die jedoch durch eine sehr umfassende polizeiliche Absperrung in respektvoller Enlsernnng gehalten wurden. Gleich nach 9 Uhr begann der Anmarsch der Truppen, die von allen Seiten in den Lustgarten elnrückten, mit angezogenen Mänteln, den Haarbuich auf dem Helm und die Hosen in den Stieseln, wie es der kaiserliche Befehl vorichrieb. Als die Aufstellung, die vom Chef des Generalstabs des Gardekorvs Oberstleutnant v. Below In ihrer Gesammthrlt geleitet wurde, vollendet war, rückte mit Trommelschlag und unter klirigendem Spiel die 1. Komvngnie des 2. Garde-Regiments i» das Schloß ei», »m als Fahnenkomvaanie die Feldzeichen abzuhvlen. Am Altar sammelte sich die Milstär- geismchkeit. Man bemerkte de» evangelische» Feldpcvpst der Armee 14. Richter, den Militäroberpfarrer Konsistorialratl, Wölstna, die Garnifonpfaner Goens und die DivrsivnSp'aner. Vor dem Portal 4 fanden sich die Prinzen mir dem Prinzen Friedrich Leopold an der Spitze und dre zahlreichen Generale ein, alle im Pciradeanzug mit Ordensband über dem arigezvacnen Mantel. Kurz vor 10 Uhr erschien aus dem Schloß, von dessen Dach die Kaiserstandarte, die Köiilasstandarte und der kurbrandcnburgnche Adler gehißt waren, der oberste Kriegsherr zu Pferde, von zwei Adjutanten begleitet, mit dem grauen Militärumhcrng über der mit dem Bande des Schwarze» AdlerordenS geschmückte» Unisorm. An der Trupven- aufstellrnig bog er vor der Front links ab und ritt diese im Schritt ab. icder Brigade sein „Guten Morgen!" wünschend, das die Truppen brigadcweise laut erwiderte». Dann nahm der Kaiser dem Altar gegenüber Ausstellung und befahl den Änniarsch der Fahnen und Standarten, die m zwei Gliedern vor dem Altar Stellung nahmen. Dir Prinzen und Generale rückten in die Lücke der Ausstellung am Portal 4 vor, die betreffende» Kommandeure, Stabsoffiziere. Hnnvtleute, Rittmeister und Rekrutenvssiziere waren vor ihre Truppentheile getreten. An den Fenstern des Schlosses bemerkte man die Kaiserin, die, von niedreren Dame» nmgebe», von hier aus dem Verlaufe der Feier znsah. Diese begann mit einer Ansprache des Divisionspsarrcrs der 1. Garde-Jnfnnteric- Divrsivn Falke. Hieraus hielt der katholische Divisionspsarrer Vollmar ebenfalls eine kurze Ansprache, der die Vereidigung brigadcrvcne durch je einen berittenen Offizier sür die Brigade folgte. Dieser Offizier hielt ledcsinal vor der Mitte seiner Brigade, wohin auch die Feldzeichen gebracht wurde», und sprach die Eidesformel in Absätzen vor. Der Schlußsatz der Eidesformel wurde nach Konscisionen getrennt gesprochen. Der Kaiser wohnte der Ver eidigung bei jeder Brigade bei. Tie Königin Wilhelmina von Holland verlieh dem Groß- herzog Friedrich August von Oldenburg das Großlreuz des Eivilverdieiisiordcns von. Niederländischen Löwe». Der Groß herzog erwiderte diese Auszeichnung dadurch, daß er der Königin das Großkrcuz mit der Goldene» Krone verlieh. Große Marineanlagen sind geplant. In Danzig soll für 3>'nMill, Mk. der Bau eines Kriegssihiffbasins aus dem Hvim ausgcsührt werden, das in einer Länge von 500 Meter», einer Breite von 300 Metern und einer Tiere von 7.5 Metern ausgegrabe» und durch eine 100 Meter breite Einscchrt mit der tobten Weichsel verbunden werden soll. In Kiel soll ein großer Kriegsschiniiege- hasen angelegt werden, ferner ein großer Torpcdobovishafen am gegenüberliegenden Ufer, der Raum für 60 neue große Torpedo boote biete» soll. Wie in Kiel soll »ach der „Rhem. Wests Ztg," auch der Kriegshafen in Wilhelmshaven erheblich erweitert werden. Wie i» Kiel sollen auch in Wilhelmshaven zwei große Trockendocks gebaut werden, die den größten Linienschiffen Aufnahme zu ge währen vcuiiögcn. Die Liegeplätze sollen vergrößert, eine dritte und vielte Einfahrt geschaffen werden Außerdem ist in Danzig. Kiel und Wilhelmshaven eine Ettveitcrung der Werkstätten, eine Vermehrung der Betriebsmittel, wie Schleppdampfer, Prähme, Krähne. Wasserfahrzeuge, eine Verinehiung der Ausrüstnngs- mcileriaiien für die Schisse, wie Kohlen. Brcnnöl, Schmiermatenal und schließlich eine Vermehrung der Magazine und Schissskammem geplant. Der Vorsitzende der in Sachen Sternberg tagenden Strafkammer hat wiederum an die Bcrirhlcrstattcr das Ersuchen nicht zu veröffentlichen und sich ans Thnliachen zu beschränken Dazu bemerkt die „Deutsche Tageszta.": „Die Berichterstatter sind sicherlich froh, wenn sie ihrer nicht leichten Pflicht genügt haben, und hegen zweifellos keine Neigung, über diese hinaus in Leit artikeln n. s. w. ihre Ansichten über den Prozeß zu verbreiten. Die Bemerkungen und Betrachtungen, welche von der Presse an Vorkommnisse im Prozeß geknüpft werden, stammen selbstverständ lich aus anderen Jeder», und soweit wir diese verfolgt haben, ist die Bclvrgniß des Vorsitzenden, daß in derartigen Betrachtungen dem Urthcile des Gerichts vorgegrisscn werde, unbegründet. Wenn die Beziehungen Stemberg's zu höheren Polizeibeamten erörtert werden, wie dies z. B. auch die offiziöse „Nordd. Allgem. Ztg." gethan hat, so ist der Zusammenhang solcher Bemerkungen mit dein Prozeß »ur recht loie. Das Interesse an der Integrität unseres Bcamtenstanocs steht dabei im Vordergründe und das Publikum würde es nicht begreifen, wenn die Zeitungen derartige Enthüllungen mit Stillschweigen übergingen. Ganz im Gegensatz zu de» Anschauungen des Herrrn Vorsitzenden im Sternbeig icheii Prozeß scheint die Beachtung zu stehen, welche der erste Staats anwalt in Könitz Prcßeizeugnissen gegenüber sür angemessen erachtet. Er erzählte dem Gerichtshof, baß iin „Vorwäits" ein Artikel erschienen sei. in welchem der Zeuge HeUwig des Spuk- gjaubens bezichtigt werde, und erklärte, daß er darüber Beweis zu erheben beantrage, DaS gab Veranlassung zu scharfen Aus einandersetzungen mit der Verthcidigung. welche dem Staatsanwalt vorwarf, daß er Direktiven vom „Vorwärts" empsangc. Wir glauben, daß in diesem Falle die Berücksichtigung der Presse zu weit gehe, und stellen uns vollkommen ans den Standpunkt der Verthcidigung, welche die Preßerörterungcn nicht znm Gegenstände von Beweiserhebungen machen will. Der Gerichtshof beschloß, den Zeugen Hcllwig nochmals zu laden und ihn über seinen Spuk- glaubcn zu vernehmen, ivdaß schließlich die „Anregung" des „Vorwärts", welcher von dem Staatsanwalt Folge gegeben wurde, durchgedrnngen ist." Es besteht seit einiger Zeit in kra tisch er Leitung eine Berlin- ffer in Berlin unter sorialdemo - , . , , erliner Genossenschafts-Bäckerei. Weil nun die Arbeiter dieser Bäckerei, wie sie selbst angeben, sich durch das fortgesetzte „arbeiterfeindliche und kapitalistische" Verhalten der Leitung der Berliner Genossenschafts-Bäckerei gedrückt suhlten, haben sie eine neue Berliner Genossenschafts-Bäckerei gegründet, Zukunstsstaat I Oesterreich. Die in der gemeinsame» Konferenz der beider seitige» Minister über die bosnischen Bahnen erzielte voll ständige Einigunck der bethciligtcn Regierungen besteht in der Ver einbarung eines Programms für den Ausbau der heiznstcllendcn Bahnen, welches durch übereinstimmende, schon in der nächsten Zeit in den beiden Parlamenten einzubringcnde Gesetzentwürfe fest gelegt werden soll. Frankreich. Der deutsche Botschafter Iürst Münster ist vollkommen wieder hergestellt. Dieser Tage kam auch der franzö sische Minister des Auswärtigen Telcassö. der sich bisher regel mäßig nach dem Befinden des Fürsten hatte erkundigen lassen, in die Rne de Lille und beglückwünschte ihn zu seiner Wiedergeneiung. Fürst Münster zeigte sich über diele Aufmerksamkeit sehr erfreut und unterhielt sich in der herzlichste» Weise mit dem Minister, der eine ganze Stunde lang im Botschastshotel verblieb. England. Folgende weitere Veränderungen im Kabinet werden amtlich bekannt gegeben: Long: Präsident der Lokal verwaltung; Gerald Balsour: Präsident des Handelsamts: Wyndham: Loidkanzler von Irland; Viscount Crcmdorne: Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt; Austen Chaniberlain: Finanzsekretär im Schatzamt: Lord Stanley: Finanzsekretär im KriegSamt: Arnold Förster: Parlamcntsiekretär in der Admiralität. Norwegen. In diesen Tagen haben, wie bereits gemeldet, die drei Minister des radikalen Kabinets Steen in Ehristiania, Holst, Stysan und Thiedese», die erbetene Entlassung erhalten. Damit ist der weichere Theil des Kabinets dem Ansturm der Radikalen erlege». Man erinnert sich, wie die Mißerfolge des Ministeriums Steen in der F-laggenfrage nnd sonstigen Fragen anti-unionistischcc Sondergelüste das Land erregten, in den; der alte Bjömion hetzend umherzog. Die Mißstimmung gegen das „schwache" Kabinet trieb seltsame Blüthe». So wird von der Storthing-Eröffnung berichtet: Als der Kronprinz-Regent nach Verlesung der Thronrede sich anschickte, die amtliche Eröffnunas- urkunde dem Präsidenten des Storthings zu überreichen, blieb dieser, den Blick starr auf den Thronfolger gerichtet, unbeweglich stehen I Unter Todenstille tm ganzen Haute verharrte der Kron prinz-Regent in dieser Stellung einen längeren Augenblick und wandte sich, als der Thingpräsidknt noch immer keine Anstalten > machte, seine Salzsäulenpositur aufzugcben. schließlich an den Premierminister Steen, der das Dokument in Empfang nahm und dem TVingoberhauvte überreichte „Mit tiefer Reverenz" nahm dieser nunmehr die Königliche Botschaft entgegen. Es war weit gekommen mlt dem Radikalismus, wenn er nicht einmal vor den Schranken der guten Sitte Halt machte! Steen fühlte den Boden unter den Füßen wanken: und so opferte er die genannten drei Minister, um seine Stellung zu befestigen. Amerika. Der wiedergewählte Präsident der Vereinigten Staate» von Amerika. William MacKinley, ist ani 29. Januar 1843 zu Niles in Trombull Eounty, Ohio, geboren. Er widniete sich dem NechtSstudium, und als der Bürgerkrieg ausbrach, trat er in die Armee ein. in der er es bis zum Maior brachte. Stack, Beendigung des Krieges nahm er sein Rechtsstudium wieder auf und ließ sich dann in Alban» als Advokat nieder. Er stürzte sich sofort in die Politik. Bon 1876 bis 1890 war Mac Kinley nrr- untelbrochen Mitglied des Kongresses in Washington, obgleich die Demokraten wiederholt die größte» Anstrengungen machte,i, ihn seines Sitzes zu berauben, was auch im Jahre 1882 fast gelungen wäre, denn er erhielt damals nur eine Mehrheit von 8 Stimme», Nachdem Mac Kialcy bei der Wahl des Svrechers zum Revräsen tantendause unterlegen war, wurde er, einem Gebrauch des Hauses entlprecheud, zum Vorsitzenden des Finanzausschusses ernannt, und so kam eS. daß Mac Kinley's Name niit dem neue» Hochschutzzoll Tarif des Jahres 1890 in engste Verbindnng gebracht wurde. Ersonnen und dnichgeführt haben ihn Andere, aber als Vorsitzender des Finanzausschusses hatte Mac Kinley Bericht zu erstatte», und so sprach man von dem neuen Tarif mir als von der Akte Mac Kinley's, wie man später von einem Wilson- nnd einem Dingst» Tarif sprach, Sn wurde der Name des Mannes, dessen Kenntnis, der Tariffraae nur eine oberflächliche war, allgemein bekannt. Eine interessantere Persönlichkeit als Herr Mac Kinley und typisch für das innne Amerika ist der zukünftige Vice-Präsident Theodore R oo!> eveI t. Er entstammt einer sehr begüterten ehemals holla» blichen Familie, ist in New-Nork geboren und jetzt 41 Jahre all. Nach seinen Schuljahren, in denen er sich eine ausgezeichnete Bildung ancigncte, hielt er sich „im milden Weiten" aus nnd taufte sich in Arizona eine große Rmrch. wo er längere Zeit das freie »nd ungebundene Leben eines „Eowbays" sübrte. Im Reiten, Schieße» und Lniivmersen th»t er es >etzt noch dem Besten seiner Leute gleich. Nachdem er nach Ncw-Avrk znrückgekehrt war. bc- lhciiigle er sich lebhaft an der Blaine-Camvagne im Jahre 188! und seither hat er manche politische Aemrer inne gehabt. Rooievell war Mitglied der Staatslearc-latur und Eivildrenst-Kommissar. auch wurde er einmal von seiner Partei znm Mayorskaiididnteil nominirt, unterlag aber, Ais der vor einigen Tagen verstorbene Herr Strong Manor war hatte Rooievelt den Posten des Polizei Präsidenten von New-Nork iiine, machte sich aber als solcher sehr unbeliebt, da er die auf den Verkauf von Spirituose» bezüglichen Gesetze auf das Strengste durchsühren ließ. Was ihn dazu eigent lich bewogen hat. weiß man nicht genau, da er selbst kein Temperenzler ist und auch niemals Prohibitivmaßregcl» befürwortet hat. Auch Präsident Mac Kinley ist, beiläufig bemerlt, kein Feind des Tabaks und Weines, wen» er auch von beiden Dinge» nur einen sehr mäßigen Gebrauch macht. Nachdem Mac Kucken Präsi dent geworden war. erhielt Rooievelt de» Posten des Hilfs-Marine- Sekretärs. Als aber im Frühjahr 1898 der Krieg gegen Spanien cnisblach, hielt er es nicht länger in der Schrcibslnbe aus und erbat und erhielt vom Präsidenten die Erlaubnis; zur Bildung eines Regiments freiwilliger Kavallerie, das unter dem Namen der lliäors" (Wilde Reiter) durch seine Thaten vor Santiago aus Euba weit und breit bekannt geworden ist, Ta dienten neben langhaarige» und sehnigen Cowboys, die vorher ans der Steppe nie heransgekommen waren, Söhne reicher Leute, die wohl ini Sport bewandert, aber an Entbehrungen nicht gewohnt waren, ferner New-Norker Polizisten nnd eine große Menge persönlicher Bekannten Nooievelt's. Der Oberst selbst war stets da, wo die meisten Kugeln pfiffen. Emma! wurde ihm ein Pierd unter dem Leib erschossen und ein anderes Mal platzte eine Granate gerade an der Stelle, wo er und drei seiner Reiter eben aßen. Die drei Reiter wurde» getödtet. während Roosevelt selbst wunderbarer Weise ohne BerleNung davon kam. Er war stets sür das Wohl seiner Leute bedacht und dieie vergötterten ihn fast Nach Be endigung des Krieges und der Rückkehr der .Wilden Reiter" nach New-Uork nahm der Rvoieveltkultus »och größere Dimensionen an nnd so war es nicht auffallend, daß die repnbllkannche Partei im Staate New-Aork ihn als Kandidaten sür den Posten des Gouver neurs anfstellie. Diesen Posten hat er nunmehr mit der Vice- Präsidentschast vertauscht. Die P arl a m e n tS w a h l en in Canada bedeuten einen Sieg des Premierministers. Die Regierung wird im zukünftigen Parlament eine Majorität von 46 Stimmen haben. Die Führer der Opposition haben eine Niederlage erlitten. Der ktrica in Estin«. Gerüchten aus Kanton zufolge ist im Zusammenhänge mit der Explosion im Namen der Reformer SjklNll zum Tode ver- nrtheilt worden. Ein anderer Reformer wurde verhaftet. Weitere Verhaftungen stehen in Aussicht, — Ter amerikanische Monitor ..Monieren" ist nach Kanton abgegangen. Die Vice - Könige des Nanqtse-Gebieles sind in großer Besorgnis;, weil der Hos sich noch immer de» Mandarinen ab geneigt zeigt, die den Fremden freundlich gesinnt sind. Mi,ist »nd Wissenschaft. s Das König!- Hoffchanipiel giebt heute Sudermann's Schauspiel „ I o h a n n i s se n e rAnfang halb 8 Ubr. !' In dem heute statttindenden 2. 2 in fon ie-E oncert der König!, Kav clle, Serie gelangen zur Aufführung: Dramatische Fantasie, preisgekrönt vom Allgenieinen Deutichcn Musilverein. von Philipp Scharwenka (zum 1. Male): Ouvertüre ;n „Lodoi'ska" von Luigi Cherubim: Sinfonie s6-ckui), sür die Universität Oxford koinvonirt von Joseph Hand», Die General probe zu diesem Eoncert findet Vormittags 10 Uhr statt. 7 Neiidcnztheatcr, „König Heinrich" mit den Gästen Herren MatkowSky und Starcke gelangt hentc. Fieitag, zum letzten Bkale zur Aufführung. — Das Lchanspic! „Die Tochter des Erasmus", das am Sonnabend niit Herr» Adalbert Matkowsk» zum ersten Male in Scene geht, ist wie folgt besetzt: Herr Matkowsky-Uürich von Hutten: Herr Janda-Erasinns; Frl, Rngmar-Marie; Fr. Kronthal-Katharmc: Herr Äitt-Peutingcr: Fr. Hermany-Benedix-Frau Penlinger: Frl. Bianden-Konsianze; Herr Wallisch-Herzvg von Alba ; Herr Grinzeiiberger-Edier von Zevenbergben; Herr Koch-Cavito; Herr Baycr-Dr. Eck; Fr. Häniel-Afra; Herr Friesc-Nikvdemi. 7 Das Könrgl. Kv »icrvatorinm veranstaltet Montag, den 12, November, Abends im Saale der Anstalt vor den Mit gliedern des Patronalvcreins eine M u s i k a n f sü h r u n g. Der O r ch e st c rv e r e i n „P h i l h a rm o n i e" bält seinen ersten A n ssührungs - A bcnd Dienstag, den 13. November, im Saale des Vercinshauies ab. Als Neuheit sieht im Programm ein Nonett sür Flöte. Oboe. Klarinette. Fagott, Waldhorn, Violine. Viola, Violoncello und Baß (Mannitript) von Edmund Krclschme r. Der Komponist hat das Werk, wie verlautet das ictzte, das er der Oeffeiitlichkeit übergicbt, der „Philharmonie" gewidmet, deren Ehrenmitglied er ist. Zur Aufführung gelangen serner: Fest-Onvertmc (preisgekrönt) von L- Frank. Nachtmusik (4 Sätze) von Mozart. Nachruf an E. M. v. Weber von E, Bach, Fantasie aus „Silvana" von Weber-Langer und Ouvertüre „Lev- nore" (Nr. 3) von Beethoven. In Zittau machte man bei Vauarbeiten in dem Raschke- schcn Hauie eine interessante Entdeckung. Bei Abbruch eines Gewölbes zeigte sich, daß dieses erst später eingesetzt worden ist, denn über demselben fand man eine kunstvoll gemalte und ge schnitzte alte, inalsive Holzdecke. Die Malerei und Schnitzerei, die anscheinend aus dem vorigen Jahrhundert stammt, ist an manchen Stellen noch sehr gut erhalten und dürste von knnsthistorischem Interesse sein. Das Haus ist im Jahre 1557 erbaut worden. -j- Der Dresdner Dichter Karl GjelleruP hat Berliner Blättermeldungen zufolge ein neues Schauspiel „Gesprengte Ketten" vollendet, das zunächst in Kopenhagen und in Berlin ausgefnhrt werden soll. -s Berlin. Das Dcniiche Theater beginnt mit der Ein- stndimng von Hauptmann's „Michael Kramer". Iin Dezember soll ei» neues Drama von Bacano, im Januar ein neues Stück von G. Hirschfeld aufgeführt werden. f Dem Schriftsteller Dr ' ' Titel „Professor" verliehen. ß Ans München wird geschrieben: Hofvpern-Direktor Mahler machte während seiner jüngsten Anwesenheit in München mehreren Max Ring in Berlin wurde der Dresdner? Nachrichten. Ar. 30N. Seite 8. Freitag, S. November IVOt»
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