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- Erscheinungsdatum
- 1900-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190010308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19001030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19001030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-30
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Monat
1900-10
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Jahr
1900
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war, wie- Herr Landbaumeister Schmidt i» beredter Weile auf den Werth der Erhaltung des Charakters der sächsischen Bauern häuser aut dem Lande hin und dankte besonders Herr» Direktor Baurath Prof. Knothe-Seek für sein erfolgreiches Wirken nach dieser Richtung. Darnach erstattete Herr Generalmajor Freiherr v. Friesen den Bericht über das letzte Bereinsjahr, in welchem der Verein von 1778 Mitglieder» — W schieden freiwillig oder durch den Tod aus. 384 traten neu ein — auf 2096 gestiegen ist. Unter den verstorbenen Mitgliedern, deren Andenken durch Erheben von den Plätzen geehrt wurde, befindet sich auch Se König!. Hoheit Prinz Albert, der im Interesse des Vereins sehr thätlg gewesen ist. Wegen der Ausnahme der in Sachsen befindlichen bäuerlichen Kunstwerke behuss Herausgabe eines diesbezügliche» Weckes hat sich der Verein erfolgreich mit den, König!. Ministerium des Innern in s Vernehmen gesetzt und so werden jetzt durch die Königl. Baugewcrken- und die Kunstaewerbetchulen in Sachsen Aufnahme» gemacht. Weiter bat der Verein die Anlegung eines vhonvgrat'hnchcn Archivs in's Auge gefaßt. Aus diese Weite sollen, wie cs in Würzbiirg schon seit einigen Jahren geschieht, »inndartliche Gespräche, Reden und Gesänge »ufgenvmmen und die Walzen dann in einem Archiv ausbcwahrt werden. Die Sache liegt gegenwärtig einer Kommiision vor. Dem Gesamnitvcrein der deutschen Geichichts- und Alterthninsvereine ist der Verein bei- getreten. Aus den weiteren Beuchten war noch über die Verhält nisse des Vereins Folgendes zu entnehmen: Der Verein erfreute jich auch im nbgclnuscnen Jahre einer StnntSbeihilfe von 2000Mk.. gab für seine Bestrebungen in der BerichtSzeit 38l4 Mk. anS und besitzt einen Knsseubestand von etwa 3000 Mk. DaS Archiv wurde von deu Herren Proscstor Dr. Mvgk-Leipzig und Dr. v. Stumme Renda i» gedeihlicher Weise weitergeleilet. Die Bibliothek des Vereins stieg ans 6l9 Bände und etwa 170 Bände Manuskript. Ter in 33 Exemplaren geführte Schrifteiinustaujch wird der üviiigl. Bibliothek in Dresden in Bierleljahrsheste» zunefülnt, aber leider sehr wenig beim»!. Dagegen erneut sich die AereinS- biblivthek einer rege» Benutzung. DaS Muieuin, um dessen Leitung sich die Herren Pros O- Seysscrt-Drcsdeu und Dr. Ber- ling-DrrSden große Verdienste erworben haben, enthält 162l Rümmer» und ist im legten Jahre von ca. 13.000 Personen besticht worden. Die Versammlung nahm von allen diesen Be richten befriedigt Kenntnis;, bestimmte als Ort der Geiieralpmamm- lung 1001 Aue uiid verschritt sodann zur Reuwahl dcS VvrNandeS. ES wurden tämmtliche Vorstandsmitglieder wiedergewählt. Der Vorstand setzt sich uniiinehr zusammen aus de» Herren General- inajvr Freiherr v Frieicn tVvrsitzcnderj, Landbaumeister Schmidt- DreSden, Pros. Dr. Georg Stessen-Leipzig, Geh. Kvmmcrzienralh Menz-Dresden. Prokurist Oswald-Dresden, Prof. O. Semfert- Dresden. Pros. Dr. Berling-Tresden, Prof. Tr. Mogt-Leipzig und Dr. v. Stumme-Leipzig. DaS Schnstsiihrcranit überualn» Herr Schriftsteller und Redakteur Eberwein-Tresde». 'Außerdem lvird de> Vorstand noch durch 19 Beisitzer in ganz Snchicu und zwei Kasteureviiore» ergänzt. Rachmittags fand ein gemeinschaft liches Este» statt. — Der Abends 6 Uhr 15 Minuten vom hiesigenHanpibahnhof abfahrende Vorortzng nach Potlchapvel und Tharandt wird vom 1. November an nur noch an Werktagen, also nicht mehr au Sonn- und Festtagen, abgelasfe» weiden. In den Verbindungen über Tharandt hinaus trelen hierdurch Nnchlheile nicht ein. da der Abends 6 Uhr 22 Miaute» von hier abgeliende Fieiberger Per- svnenzug teil dem Beginn des diesjährige» WinterjahrplaneS auch in Plauen hält. — Rach Mitlhciiung Wiener Blätter hat Herr G e h. Kvm- nr e r z i e »r a t h Rauina n n aus Anlas; dcS Sieges seincsNenn- picrdcS „'Nanwuna" im Anstria-Preis-Rcnnen für die Wiener Armen 4000 Kronen gespendet. - DaS Jagdergebuiß der Königlichen Jagd am Sonn abend auf Hubertusburger Revier lBärbachiagd) ergab: 21 Ziehe, 11 Hasen, 5 Kaninchen und einen Dachs. — In der fangeslustigen Bürgerschaft Dresdens erfreuen sich die Erfolge des „Dresdner O rvhe u s", des Nestors unserer hiesigen Gesangvereine, fortgesetzt der ungethcillen Auimerkmniteit. Seit etwa fünf Jahre» ist das damals wohl 50 bis 60 Sänger zählende Häuflein des „Orpheus" auf mehr als das Doppelte an- gewachie» und selten vergeht ein Prvbcabcnd, an dem nicht die Aufnahme und Einführung neuer Säuger stattfindet. Im gleichen Schritt mit der numerischen Entwickelung haben sich aber auch die Leistungen dcS „Orpheus" gehalten, weshalb die Veranstaltungen dieses Vereins nrit Sicherheit ans ein volles Haus rechnen können U. A gab weiter vor einigen Jahren das erfolgreiche Auftreten des großen Leipziger Männe»EhvrS unter Wohlgemut!) im Vereinsharise dein „Dresdner Orpheus" Veranlassung, sich in einem Ausrufe an die hiesige Sängerschaft zu wende», um die Schäden bloSzulegcn. die dein Männergeinug in Dresden durch die unheil volle Zersplitterung der SangeSkräfte lcs bestehen >etzt noch hier 50 s!j Mannergesangvereines erwachsen. Trat auch der Eii'olg dieses Aufrufs nicht sofort sichtbar zu Tage, so blieb der Appell an die Oeffentlichkeit für den Verein aus die Tauer nicht ohne Wirkung. Heute zählt der „Orpheus" zu den aiigefehenste» und stärtsten Gesangvereinen Dresdens. Seine voizügliche Disciplin vcnäth überall die forglichc Hand dcS Dirigenten Albe.t Kluge, dessen hohen künstlerischen Intentionen die wackere» länger unermüdlich besticht sind, gerecht z» werden. Sv ist icde» neue „Sieg ini Gesang" für die OlvheuSiänger ein Ansporn, deut sches Lied mid deutschen Sang auch für die Zutunst in möglichst vollendeter Weise zu hüten und zu vilegen. — A» König Albert und Kailcr Wilhelm gingen vorgestern bei der bereits erwähnten Weihe des B i s in arcl - T h n r m e s ans dem Knhveiae bei Netzschkau Bcgrüßniigs-Telcgiaiiime ab, die folgende» Wortlaut hatten: „Bei der Einweihung des voiglländi- fchen BiSinarck-ThurmS bei Netzschkau bittet die Festoersanimliing Eure Majestät, den großen Mitbegründer des Deutschen Reiches, den ehrfurchtsvollen Ausdruck unwandelbarer Tankbarkcit und Treue, sowie innigste Segenswünsche entgegeiiiiehnien zu wollen" und: „Hunderte treuer Vvigtläader. zur Einweihung des BiSmarck- Thurmcs auf dein Kuhberg bei Netzschkau vereint, bringen Eurer Majestät ehrfurchtsvollste Versicherung unwandclbarci Ticue dar." — Auch an den Fürsten Herbert Bismarck wurde ein Draytgruß gesandt. TageSncschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser und König hat aus Anlaß der 100. Wiederkehr des Geburtstages des Geaeralseldmarschalls Grasen v Mvltke an den Majoratsbesitzer von Ereiia», General major und Kvnimandcur der 11. Kavallerie-Brigade Grafen v. Mvltke. folgendes Telegramm gerichtet: „Der in Dankbarkeit und Verehrung heute am Grabe des großen Genies versammelten Familie Mvltke sende Ich in gleich dankbarem Gedenken an die große Gnade Gottes, die heule vor 100 Jahren dein Vatcilande, Meinem Hause und der Armee einen nie zu besiegenden Feldherr», ei» für alle Zeiten sortwlrkendes leuchtendes Vorbild für daS Offizierskorps geboren werden ließ, Meinen königlichen Gruß. Wilhelm l. K." Dem Vernehmen nach ist der Wirkst Geh. Lcgationsrath v. Mühlberg zum Untcrstaatssekretar im Auswärtige» Amt in Aussicht genommen. Am 22. Mär; 1901 sollen in der Sieges» llee in Berlin vier Griwpen enthüllt werden, namentlich auch die Gruppe dcS Kaisers Wilhelm 1. von Reinhold Bcgas. Für heute, den 30. Oktober, den Termin der Reichstags ersatzwahl im 6. Berliner Wahlkreis für Liebknecht, sind zur beschleunigten Bewältigung der Wahl nicht weniger als 225 Lokale durch das städtische Wählbaren» belegt. Der Kreis zählt an 113,000 Wahlberechtigte. Tie Londoner Blätter loben begreiflicher Weise die Barmer Rede des Kaisers über die Maßen. Nach unserer Meinung, schreiben die „Hamb. Nachr.", sollte daS eine dringende Mahnung sein, nochmals »achznpiüfen, ob wir mit dem deutsch-engliichen Abkommen wirklich aus dem rechten Wege sind Wir tonnen nicht aus die Ansicht verzichte», daß jede Zustimmung von englischer Seite zu Schritten oder Kundgebniiacn der deutschen Politik für die deutschen Staatsmänner immer die Bedeutung einer Warnung haben sollte. England stimmt uns erfahrniigSmäßig nur zu, wenn eS sich darum handelt, uns in einer Haltung zu bestärke», von der es Schade» für uns und Vortheil für sich erhofft: in icdem andere» Fall wird der sonst in der englischen Presse gegen Deutschland übliche und sattiam bekannte Ton angeschlagen Wir können immer uur wiederholen: England hat der deutichen Politik niemals aus- rieklige und ehrliche Dienste erwiesen; stets läßt cs. das lehrt die Geschichte, seine Verbündeten iu der entscheidende» Stunde zu Gunsten seines eigenen Nutzens im Stich, oder iibervoitheilt sie. Außerdem bat England das denkbar stärkste Interesse daran, uns mit Rußland zu verfeinden, um dadurch seinerseits dem Czarcnreich gegenüber freie Hand zu erhalten, und endlich erblickt England mit vollem Recht in Deutschland leinen gefährlichsten Konkurrenten. aus allen Gebieten, die für das industrielle, kommerzielle und koloniale England wichtig sind. Wie sollte. Io fragen wir immer wieder, England unter dielen Umstanden dazu kommen. Deutschland gegenüber eine ehrliche Politik zu treiben, die zum Borlbeil für de» verhaßten Nebenbuhler ansichlaaen könnte? Wer das sür möglich hält, täuscht sich über die rudimentären Eigenschaften der engliichen Politik und ignorirt die Lehre der Geschichte, wie die Logik der gegenwärtigen Situation. Wir unsererirlts glauben an keine ehrliche Freundschaft Englands sür seinen Rivalen DeuOch- land. Die englische Politik uns gegenüber verfolgt mit ver schiedenen Mitteln und in verschiedener Verschleierung innncr nur das eine Ziel: nns dahln zu bringe», das; wir leine Schlachten gegen Rußland schlagen Wir haben nicht die Absicht, die Er reichung dieses Zieles zu fördern, deshalb werden wir niemals aushören, vor der englischen Umgarnung zu warnen. Oesterreich. Bei den, Galadincr in Wie» ans Anlaß der Vermählung des Herzogs Robert von Württemberg mit der Erz herzogin Maria Immaculata brachte der Kaiser folgenden Trinklpriich aus: „Ich gebe Meiner Freude über die neue ver wandtschaftliche Verbindung der Königl. württembergischen Familie mit Meinem Hauie Ausdruck und »idem Ich den Segen des Himmels auf diese» Herzensbuiid hcrabslchc. erhebe Ich Mein Ging aus daS erlauchte Brautvaar." In Wien fand mit dem üblichen Cercmoniell in der Hosbnrg- Psarrkirche die Trauung der Erzherzogin Maria Immaculata Rainen» mit dem Herzog Robert von Württemberg in Anwesen heit dcS Kaisers Frau; Jvlcf, des Herzogs Nikolaus von Württem berg als Vertreter des Königs von Württemberg, der Mitglieder des kaiserlichen HanjeS. der obersten Hoschargen und der StnntS- würdeiiiräger statt. Die Trauung vollzog der Hofburg-Pfarrer Biichvs Malier. Nach der Trauring wurden die Neuvermählten vom Kaste, in Audienz empfangen. Frankreich. Der Ministerpräsident W a ld e cl - R o u s s ca u hat eine Reste nach Toulouie lintcrnommen. Er empfing in der Präfektur die Vertreter der Behöide». Der Erzbstchvs gab den Gefühlen der Achtung, des Gehorsams und der Hingabe gegenüber der Regierung Ausdruck. Der Ministerpräsident sprach in seiner Erwiderung den Wunsch ans, daß eine Bernhigung der Geniülher der Weltgcistlichkeit eiistieten möge. Den Gesetzen treu, ans welche» sie beruht, habe sic allen Anspruch aus Hochachtung und dürfe nicht ve,wechselt werden mit denjenigen Geistlichen, deren Agitation sogar dem Ansehen der Bstcböse Trotz viele. Bei dein Empfange der Offiziere sagte Waldecl-Rvnsscau, die Armee habe ein Recht ans die größte Fürwrge der Regierung, die ohne Unter laß die Einrichtungen der Armee zu perbessern suche, damit die selbe nicht »klein den Fortschritten der anderen Nationen nns diesem Gebiete folgen, sondern dieselben »och übcislügcln könne. Tie Armee möge diese Bemülmiigen damit erwidern, daß sie sich der Erfüllung ihrer hoben Aufgabe mit ganzer Kraft lungebe und in ihren Reihen Zwiespältigkeiten keinen Platz einränme, welche sic nur schwächen tönutc». Aus dem Banket der Munizipalität in Toulouse hielt Wai de ck - R o u f f c ci u eine Rede über die Thätigkeit dcS Ministeriums. Das Kabinct sei bei seinem Amtsantritt aus verschiedenen Ele mente» zusammengesetzt worden zum Zweck der lepubliklmstcheu Vereinigung. Unter dem Ministerium habe die Agitation nach gelassen. zahlreiche AuSstände seien geschlichtet, das Heer ganz seiner nationalen Mission zurückgcgcben und der verantwortlichen stelle des Heeres wieder Autorität verliehe» worden. Tie Drelstns-Assaire sei nnabliängigen Richtern anvertrant worden, deren Urlheile rcsocktirt würden. Gleichzeitig fei durch Gnnven- uiaßrcgcin der Menschlichkeit Genüge gclhan worden. Durch das Ainncitiegesctz solle endgiltig Bernhigung geschaffen werden. Nach außen hin sei die Politik der Regierung erfolgreich, weil sie ohne Prahlerei aus kein Recht verzichte. Die Republik sei im Innern noch von zahlreichen Gefahre» bedroht, namentlich durch geistliche Kongrcgntiviieii. welche die StaatSautoritcit zu untergrabe» luchten. Die Kvugiegalioueil seien durch ein Vcrciusgeietz zu bekämpfe». Der Ministerpräsident fagte schließlich, die übeistandcuc Krste sei eine Krise des WnchslhumS gewesen, aus der das Land gestärtl hcrvcnging. W nldcck - Ro n > > e a u wohnte auch in der Vorstadt Saint- Michel der Grnndsteinlcguiig einer Kaserne bei. General Tepehrc iorach dem Ministerpräsidenleii den Dank dafür aus. das; er durch seine Thcil- nahine an der Feier dem Heere einen neuen Beweis seiner Sym pathie gegeben habe. Waldeck-Rousseau erwiderte, der Regierung sei diese Gelegenheit höchst willkommen gewesen, zu bekunde», wie sehr sie cs wünsche, die Republik, die Armee und die ganze 'Nation in dem gleichen Gefühl des Stolzes über die Vergangenheit und der Hoffnung ans die Zukunft vereinigt zu sehe». Die repiiblitanstchcn Blätter äußern ihre lebhafte Befriedigung über die Rede W a 1 d c ck - R v »s s e a n' s und beben mit be sonderem Nachdruck die gegen die politischen Treibereien der Koiigcegntionen und gegen ihre Thätigkeit im lintcrrichtSwelcu gericlstcieu Stelle» hervor. Die sozialistischen Organe erklären, von der Rede enttäuscht zu sein, insbesondcre seien die Ausführ ungen über die sozialen Reformen unbestimmt und zagbast. 'Mau babc fast den Eiudmck gewvmien, als ob der Ministerpräsident sich verpflichtet sichte, das Verbleiben Millerand's im Kabinet zu entschuldigen. Tie nationalistischen Blätter meinen, die Rede habe nichts BeinerkeiiSwerthes gebracht, sie sei nur ei» neuer Beweis dafür, wie wenig es dem Ministerium um eine wirkliche Beruhig ung der Gemüthcr zu thuu sei. Die Regierung wolle Amnestie sür die Anhänger von Treufus, aber nicht für die von TSrvulede. Sie verletze überdies die 'Mehrheit der Katholiken durch die Ver folgung der Koiigiegatiouei!. Ans Tours wird berichtet, daß ci» Unbekannter sich der Polizei stellte mit der Behauptung, er sei der Urheber des Atten tats gegen Laborr während des Prozesses in Rennes. Er wurde in Hast behalte» und eine Untclinchnng eingclcitct. Die meisten Blätter tadeln die Auslieferung Sipido's an Belgien und versickern, daß lein Vertrag zwilchen beiden Ländern Anlaß dazu gebe. Im Ausstclliingspavillon der südafrikanischen Republik stieß eine lunge Engländerin vor der Büste des Präsidenten Krüger leideistchastliche B e s ch imvsungen gegen den Präsi denten aus. Das Publikum siel entrüstet über die Engländerin her und riß ihr die Kleider von! Leibe. Schutzleute konnten sie nur mit Mühe vor weiteren Mißhandlungen bewähren. Präsident Krüger trifft am 1l. November in Marseille ein und bcgiebt sich »ach Lpvii, wo gleichfalls ein ehrenvoller Empfang skaktsstldet. Von Lpvn führt der Präsident nach Paris. Spanien. In Badalona bei Barcelona verfolgten Gendarmen eine Schaar von 21 carlistischeu Parteigängern und ködteten einen. Der General Svliia und eine andere Person wurden fest- gcnoiiimen unter dem Verdacht, gemeinsame Sache mit den car- listiscben Parteigängern zu machen. England. Die englische Hauptstadt erlebt wieder einmal Tage lautersten Glückes: die 6. I. V.. d. h. die Oit^ Imperial Voluitteers, daS „Regiment" Freiwilliger, welches die Alt stadt London gestellt und aus ihre Kosten ausgerüstet hat, kehrt zurück, und ist von London mit unglaublicher Begeisterung em pfangen worden. 'Natürlich haben die Aldermen nicht gezaudert, in den Beutel zu greisen -- man hat es ia dazu — um den Einzug der „Heroen Südafrikas" zu einem großen Jubelfest zu gestalten. Und London ist wieder einmal, wie in den Tagen des Entsatzes von Kimbcrlcv, Ladysmith und Maseting, in triinkenenl Taumel. So sind einstmals nicht die Sieger von Salamis, so nicht die Zerstörer Karthagos empfangen worden, wie die 0 I. V. in Lon don. Welche Helden, welcher Ovscrmnth. welcher Wagemut!) in dieser Jugend, die die düsteren Äureaux der Bankgcichäskc freudig verlassen hat, um den srischfröhlichen Krieg im gepriesenen Süd afrika mitznmachen. Sie haben den Krieg mitgemacht — aber frei willig gehl sicher kein einziger von den Heimgekehrten mehr »ach dem Kav, nin dort die..Ltupicl IjoorrB zu bckänwien, denn schön waren diese „Ferien" nicht. O »ein —. das beweisen die Beschwerde- briesc, die von den lunge» Leuten nach Hause geschrieben wurden und von denen ein gar jämmerliches Wehklagen erhoben wurde über die schlechte Ernährung, die ungenügende Kleidung, das mör derische Klima und über das fabelhaste Glück und die boshafte Standhaftigkeit der Buren, die sich nicht ergeben wollten. Im Uebriacn aber ging ans den Briese» der „Heroen" hervor, daß die L I V. nicht ein einziges Mal ln geschlossenem Bataillon an einem ernsten Gefecht theilgeiiommen haben I 'Nur drei kleine Ab- lhcilimacn kamen wirklich unter Feuer, mit den, Erfolg, daß sie eine» Tobte». 7 Verwundete, dazu aber — 47 Gefangene ver loren. AnS de» ihnen von der Eilt) geschenkten und ausgerüsteten vier Schnellseuergrschütze» ist kein einziges Mal geschossen worden! Ader die ..Helden" kehren zurück, sie werden und müssen geleiert werden, und das geschieht denn auch in der herkömmlichen Weise der Londoner. Jung und Alt freut sich, daß nunmehr der Krieg wirklich und wahrhaftig beendet ist. sieht er doch mit eigenen Augen die tapferen Buren-Besieger ruhmgekrönt durch die Straße» ziehen. Rußland. Die Beurtheilung des englisch-deutschen AbkonrmenS wird von Tag zu Tag ungünstiger. Jetzt stimmen sogar die „Nowostt" mit den übrigen Blättern insofern überein, als sie das Abkommen sür einen diplomatischen Fehler erklären: „Eigentlich lcheint uns dieser Vertrag unnütz zu sein, da er den Vertragsmächten schwere, die Freiheit bindende Verpflichtungen auserlegt. Außerdem muß der Vertrag, welcher mitten in der Zei! der chinesischen Wirren abgeschlossen ist, die allgemeine Eintracht der Mächte ungünstig beeinflussen, io daß dieser diplomatische Schritt nicht nur unnütz, sondern theilweiie auch schädlich ist." lieber den viel umstrittenen Punkt 3 des Abkommens äußern sich die „Nowosti": „Der Punkt 3 ist an und sür sich so klar, daß die Aniiulmie der sranzösiichen Blätter, es existirten geheime Artikel, überflüssig erscheint. In diesem Punkt 3 ist gesagt, England und Teulschtaud behielte» sich vor, von sich aus die entsprechenden Maßregeln zu treffen, falls andere Mächte nnabhängig von diesem 'Abkommen Vorgehen würden. Zwei Mächte drohen einfach den e übrigen Blätter"verurtheilen das englisch-deutsche Abkommen noch rückhaltloser. Tie „Birsh. Wed." werfe» einen Rückblick aus die englisch-deutschen Beziehungen in den letzten 5 Jahren, und erinnern daran, „daß während dieser ganzen Zeit sowohl der oberste Lenker Deutschlands, als auch sein Minister des Auswärtigen jede Gelegenheit benutzte, um die traditionellen freundschaftlichen und gutnachbarlichen Beziehungen zu Rußland zu betonen, und die Berliner Offiziösen niehrsach anerkannt haben, in Deutschland seien Alle, vom Kaffer bis zum einfachen Bürger, von dem einen Ge danke», der einen Wahrheit erfüllt, daß die allgemeine Politik des Berliner Kabinets niemals und in keinem Stück zum Schade» Rußlands den Interessen Englands dienen solle — möge eS nun im nahen oder im enticrnlen Osten sein. Solche Erklärungen lassen sich mit den 'Nachrichten von englisch-deutsche» Separat- vcieinbaiungcn natürlich sehr schwer in Uebereinslimim»>g bringen, und cs ist überhaupt schwer, sich von dem Programm des Berliner Kabinets in der chincsiichen Frage eine genaue und bestimmte Vor- stcUmig zu machen. Klar bis zur Angenicheinlichkeit sind die Be strebungen Großbritanniens, welches sich ohne Zweifel aiffchickt, eine große unternehme,ide Thätigkeit zu entfalten lwie diese be- schassen sein wird, läßt sich aus den Resultaten der ParlamentS- wvhlen ersehen, welche Ehamberlain und leinen Kreaturen die Gewalt gesichert haben), dnntet und schwankend aber ist die Politik Deutschlands mit ihrer auffallende» Rolle in der chinesischen Krisis bei saltiich nichtigen chinesffchen Interesse», mit ihren geheimniß- vollen Vereinbarungen und bald furchtbar kriegerischen, bald milden und dem Ohre ichmeichelnden Erklärungen". Die „Rolffia" ist überzeugt, daß sich der engloch-deuttche Vertrag direkt gegen Ruß land richte. „Zu welchem Zweck ist der Vertrag überhaupt ge schlossen worden, wenn er nicht gegen Rußland gerichtet ist?" tragt daS Blatt und fährt fort: „Ter erste Schritt des Grasen Bülvm war also feindielig gegen Rußland und sinnlos sür Deutschland. Welche Interessen hat Deutschland i» China? Kommerzielle. Aus diesem Gebiete sind aber die Engländer die größten Kon kurrenten der Deutichen. Beide Mächte haben erklärt, daß sie sich an das Prinzip der offene» Tbüreu hielten, von dem England schon lange redet. Prinzip und Präzis sind aber zwei ganz verschiedene Dinge: diele offenen Thüren werden von den Engländern mit Gittern verschlossen, die nur mit englischen Gcheimichlüneln geöffnet werden können. Tieie Schlüffel weiden sie den Deutschen ohne Zweifel nicht geben, und das Berliner .Kabinet ist daher mit seinem Vertrag gründlich hereingcsallen. Statt sich wegen der engliichen Konkurrenz mit Rußland zu verabreden, welches wegen des Thee- handels im Jangtiethal inleressirt ist, und mit Frankreich, welches ebendort Ceidenhandel treibt, hat Deutschland es vorgezogen, Hand in Hand mit England gegen uns und unseren Verbündeten vor- zngehe». 'Wir wiederholen es — Gras Bnlow hat einen großen gehler gemacht, den er natürlich ebenso wird bereuen müssen, wie Alle, weiche irgend cinnial in irgend welche Vertragsbeziehungen zu Großbritannien getreten sind. Tie Lehren der Geichichts haben Deutschland nicht genützt. Tie anglophile Partei, mit welcher Bismarck so leideuichastlich gelämpst hat und um derentwillen er schließlich leinen Popen verlassen mnßie, hat gesiegt. Gott be wahre Jeden vor dem llebcceinkomme» mit England; sür jeden Staat ist ein Bund mit ihm verhängnißvoll gewesen; es saugt seinen Bnndesgenoffcn völlig ans und überläßt ihn dann seinem Schicksal. Sv war es seinerzeit mit Napoleon III., den England znm Krieg mit Rußland veranlaßle, so lann eS auch Deutschland ergehen. Ter Fehler ist einmal gemacht und eS ist die Suche Deutschlands, wie eS ihn wieder gut mache» kann. Wir fürchten nicht für u»S, sonder» bedauern Deuttchlund. Besser ist es, mit England im Kriege zu sein, als im Bunde". Jiuulänien. Wie die Blätter melden, kam es in dem Torfe Buda lDistntt Rimnic) bei der Einziehung der neuen Alkohol steuer zu Zusammenrottungen, Eine herbcigeruscne Trnpvenabtheiluna wurde von den Bauern angegriffen, sodatz von der Schußwaffe Gebrauch gemacht werden mußte. Wie es heißt, wurden 3 Bauern getödwt. Anierika. Ter demokratische Präsidentichastskandidat Brpa n folgte einer Einladung der nationalen Vereinigung des demokra tischen Klubs in New?)ork. Die Vmanimlnng gestaltete sich zu einer großartigen Demonstration sür den Führer der Demokraten. Ferner hielt Brhan Ansprachen in einer Massenversammlung in Madison-Saunre Gordon und in 5 kleineren Versammlungen. In einer iprach er zu -1000 Jlaw-Amerikaiieru, in einer anderen zu 3000 Teuttch-Amerikaiiern. In der letztgenannten Versammlung erklärte Bryau, ivaS die Fincinzsrage betreffe, so stehe er auch heute noch aus dem Standpunkt, deu er 1896 eiiigeiioinmen. Nichts destoweniger sei gegenwärtig der Imperialismus die Hauplslrcitirage. Die Zahl der Zuhörer in diesen Perwmminngen belief sich ins- geiammt aus 50,OX) Personen. Gegen 150,000 Personen waren in Len Sliäßen, wo die Meetings abgehaltcn wurden, versammelt. Afrika. „Dnilp 'Mail" meldet vom 27. d. M ans Kapstadt: Die Kappolizcitrnvve hatte am 24. d. M. >» der 'Nähe von Hoop- stad mit zwei Biirenkommandos ein ernstes Gefecht. Die britische Truppe batte zwei Schncllsenennarimgeschütze. Die Buren griffen in der Stärke von 10:1 zweimal an, umzingelten die britische Truppe allmählich, indem sie ihr große Verluste verbrachte!! und richteten ihr Feuer hauptsächlich aus die Marimgcichütze, die ausgegcbeii wurde». Die Polizeitruppe wurde kur; vor Eintritt der Dunkelheit durch die Nevmanrri verstärkt. Tie Engländer hatten 7 Todte und 12 Verwundete: 15 wurden gefangen genommen. — Tie Buren haben lö.rttO 'Mann (?) im Felde, davon sei nahezu die Hülste rm Oranje-Freistaat. Ter Nriea in Elüna. rrr Robert Hnrr^ der englische Leiter des ^ec L S zvllamtes. ein in lOiahngcr Thätigkeit erprobter Ebinakeniier, ent wickelt in einer Londoner Zeitichrift 'Anschanungen über die chinesiiche KrisiS. die alle bisherige» Vorstellungen über den Hansen weise». ES beißt in den 'Ausführungen Han's u. A- Tie Ittr Millionen Chinesen betrachten die Beziehungen zur übrige» Welt, in die sie durch oktropiite Verträge Iiinciiigezwnngcn worden sind, als Dcmülhignng. Sie erblicken in diesen keinen Vorkhcil und erwaitcu jebnsüchtig den Tag. an dem sie stark genug lein werden, zu ihrem früheren Lebe» zurückzukehren und den Verkehr init de» fremden sowie deren Einmischung abznschafsen. Die Rebellion beweise, wie sehr das Volk bereit sei, einem solchen Rufe zu folge». Die Bozer der Zukunft werden die besten Waffen baben. die si.r Geld zu bekommen sind, und dann werden sie ihre Pläne allen Ernstes ausiiihren: Christliche Konvertiten und daS Chrtstcilthun, selber cmsrottcii, um das Land vom „anfaulciiden Cmslusse eines fremden Kultus" zu befreien. Den Fremden selber, meint Hart, werden die Chinesen keine leibliche Unbill znfüaen, nur ans dem Lande hiiiausjcbrccken werden sic diese, um China von fremden Nebcrgriffe», sreindcr Ansteckung und Demüthiguna zu säubern. Die Kinder und Kindcskindcr der heutigen „Freiwilligen" werden zu diesen Bestrebungen anscrzoaen werden, und sic werden in aller Wahttcheinlichkcit erfolgreich sein. In fünfzig Jahren werden Millionen gedrillter und ivvhlbewassnctcr Boxer zur Verfügung der rbiiicsiicheii Regierung stehen und die Zukunst der Welt gefährde». Nur eine Theilung Chinas oder eine wunderbare Verbreitung des Ehcisteiithums in seine, besten Form könnte nach Ansicht Hart s diese Katastrvvhe abweiidc». Beides aber erachtet er als außer dem Bereich der Möglichkeit liegend. So gelangt er zu dem Schlüsse, daß der gegenwärtige Aufstand verziehen werden und die M andschn- Dvnastie mit allen Kräften unterstützt werden muffe. Tie „Daily News" berichten aus Shanghai, daß der kaiser lich e H o s am 26. d. M. in Singansu eingetroffcn ist. Der „Standard" meldet aus Shanghai, daß die Kaiserin » Wittwe einen Spezialkommissar damit beaustragt, all« Gelder, Doss-ne* Nachrichten. Kr.SS». Seite». »» Dienstag. 3«. Oktober 1»
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