Suche löschen...
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001010028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900101002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900101002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-10
- Tag 1900-10-10
-
Monat
1900-10
-
Jahr
1900
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dvesdir-v Aachvichtru. Mittwoch, 1«. Oktober 1S0V » « Nr. 27» denke» wachnilen, zumal über die EntstehungSmfache dieser furcht baren kkranlheit, über die Frage ihrer angeblichen Vererbung und Ansteckung, sowie über ihre Behandlung und Heilung noch Vieles dunkel ist. —* Da8 Herbst-Meeting deSDreSdnerRennvereins, das mit den so glänzend verlaufenen Rennen am 16. und 30. September begonnen, wird mit den am Sonntag, den 14. Oktober. Nachmittags 2 Uhr angesctzten Rennen seine Fort schling finden. Auch für diesen Tag steht wieder eine grobe An zahl von Pferden ans Hopveaarten und Carlsborst unter Ordre nach hier, so das; große Felder zn erwarten sind. — Da der Dresdner Rennverein nur noch am Sonntag und am 28. Oktober seine Anhänger um sich sammelt, dürste ein recht lebhafter Besuch m gewärtigen sein. Die Sonverzüge zum Rennplah verkehren mir bisher von 1,15 bis 1.35 Uhr nach Bedarf ab Hauptbahnhof (Südhalle,) —* Als vor drei Jahren der Bund deutscher Taub st n m m c n l e h r e r in Dresden tagte, war man im Zweifel, ob das Jahr 1900 sich eignen werde zu einer Bundesversammlung, da eine Beeinträchtigung des Besuches der Versammlung durch die Weltausstellung in Paris und ein damit in Verbindung stehen der internationaler Kongreß für Taubstummenbildung nicht aus geschlossen schien. Jedoch die Bedenken wurden zerstreut und die Versammlung fand am 1. und 2. Oktober unter reicher Belhciligung in Hamburg statt, an dem Orte, an welchem das Werk der Taub stummen bildung vor länger als 100 Jahren seinen Anfang ge nommen hat. In Eppendorf, einem Stndttheile Hamburgs, legte Samuel Heinicke den Grund zu dem Bau des Taubstummenunter richts. Trotz großer Schwierigkeiten hat er das junge Werk der Taubstnmmcnvildung mit Eifer und Zähigkeit gefördert. Ei» großes Verdienst Heinicke's ist es, daß er trotz aller Anfeindungen festhielt an der Pflege der Lautsprache bei seinen Schülern. Die Zeit hat ihm Recht gegeben. Erst in diesem Jahre hat eine Ver sammlung auf französischem Boden, die überwiegend aus franzö sischen Taubflummenlehrern bestand, die Wichtigkeit der Laut- spräche für den Taubstummen anerkannt und wie erbittert war einst der Kampf Heinicke's gegen de l'Evse, der als Vertreter der franzö sischen Schule die Sprache der Zeichen als die einzig ersprießliche für den Taubstnmmen erachtete! An der Stätte der Wirksamkeit Heinicke's batte die Bundesversammlung eine besondere Bedeutung. Es galt, das Erbe Heinicke's, die dcuische Lautsprachmethode zn vertbeidigen gegenüber von Angriffen, die modernen Bestrebungen huldigend, der Schuftsorm eine ungerechtfertigte Priorität und Superiorität im Taubstumnienunterricht zu weisen wollten. Göpsert- Leipzig vertrat die Forderungen der Schriftmcthvde in seinem Bor trage: Die Stellung der Schrift in der Taubstummeiischnle. In seinen beifällig anfgenonimenen Ausführungen erörterte er ins besondere die Schwierigkeiten des Taubstummenunterrichts, wenn die Lnntforin als Grundlage und wesentliches Mittel der unter- richllichen Thätigkeit hingestcllt wird. Oberlehrer Vatter-Frankfnrt trat unter Beifall Göpfert's Erörterungen entgegen, indem er ins besondere aus praktischen Gründen die Nothwendigkcit der Bei behaltung der Lautform als wesemlichcs Unterrichtsmittel hcrvor- hob. Die zur Abstimmung berechtigten Delcgirten der Versamm lung schlossen sich mit großer Majorität den Leitsätzen Vatlcr's a». Das andere Vcrbandsthcma: Der Sprachunterricht durch das Ohr und seine Einreihung in den Plan der Tailbstummcnschnle wurde Won Holler-Gcrlachsheim und von Wende-Liegnitz behandelt. Die Frage der Hörübungen für Taubstumme ist m den letzten Jahren Gegenstand der Besprechung in Fach- und Lokalpressen gewesen und hat öfters durch wenig sachgemäße Behandlung viel Be unruhigung im Publikum geschaffen. Besonders durch Urbantschitsch- Wien sind in den Eltern von schwerhörigen und tauben Kindern Hoffnungen geweckt worden, die bald einer bitteren Enttäuschung weiche» sollten. Professor Bczold-München bat durch die Ergeb nisse seiner Untersuchungen mittels der kontinuirlichen Tonreihc eine schätzenswerthc Klärung der Frage geschaffen. Tie Versamm lung neigte der Ansicht zn. daß. wo es lokale und finanzielle Ver hältnisse gestatten, weitere Erfahrungen mit Einrichtung von Hör- üblingcn gemacht werden mögen. Eine Huldigung an Heinicke's Denkmal fand statt, indem die Theilnehmcr hinausfubren nach Eppendorf und dort als Ausdruck der Verehrung für ihren großen Meister eine» Lorbeerkranz »iederlcgten. —* Das kürzlich im Polizeibertcht erwähnte, durch die hiesige Kriminalpolizei in Wien dingfest gemachte Hochstapler- Ehepaar ist identisch mit dem hier Johann-Georgen-Allee 21, Parterre wohnhaft gewesenen Dr. med. und Privatns Rothenberg und Frau aus Philadelphia. Rothenberg, der nbriens gar nicht Doctor, sondern ein in Rawitsch geborener jüdischer Kansmann ist, hat es wieder einmal verstanden, die Dresdner Geschäftsleute in der unglaublichsten Weile zu dnpiren. Er gab sich als den früheren Besitzer eines Sanatoriums in Amerika ans und wohnte, bevor er seine obenerwähnte Wohnung bezog, zunächst in einem hiesigen Hotel ersten Ranges. Er lebte mit seiner Frau höchst nobel, trat auch sonst sehr generös auf und bezahlte immer mit Ehecks, die auch in einem Bankhause der Pragerstraße, wo Frau Dr. Rothenberg ein Konto hatte, promptest eingelöst wurden. Rach einiger Zeit aber, als er seine Lieferanten durch sei» kavalier mäßiges Auftreten sicher gemacht hatte, ließ er sich Checks in Höhe bis zu 3000 Mk., die bei der National Security Bank in Philadelphia zahlbar waren, diskontiren und schädigte so hiesige große Konsektions- und Waarcnbänser. Juweliere, Restaurateure und sogar arme Kellner um horrende Summen, denn diese Ehecks wurden, wie sich, nachdem Rothenberg die Flucht ergriffen hatte, heransstellle. in Amerika nicht bonorirt. Rothenberg, der hier gewissermaßen mit einer Virtuosität und zugleich unglaubliche» Frechheit operirt und auch Eingang in angesehene Familie», mit denen er intim verkehrte, gefunden hat. ist übrigens kein Neuling ans diesem Gebiete, denn er wurde bereits im Jahre 1892 wegen Urkundenfälschung und betrügerischen Bankerott? steckbrieflich ver folgt. Damals entfloh er nach Amerika. Wahrscheinlich in ihm, ehe er im Mär; dieses Jahres nach Dresden kam. in Amerika der Boden auch zn heiß geworden. Jedcnsnlls wird die Gerichts verhandlung gegen diesen Pseudo-Doctor, der übrigens ein eitriger Besucher des Rennplatzes und auch ein großer Verehrer schöner Frauen war, noch manches Interessante enthüllen. —* Aus den amtlichen Bekanntmachungen. Die Diensträume der Straßen- »nd Wasserbaninspektion Dresden ll j befinden sich von jetzt ab bis auf Weiteres Werderstraße Nr. 32.! 1. Etage, »nd sind außer an Sonn- und Festtagen von >/»9 Uhr Anblick bot sich den zn Hilfe eilenden Personen dar. Die meisten Passagiere der letzten drei Wagen waren zwischen den Trümmern eingeklemmt und schrecklich verletzt. Abgefahrene Körpertheilc lagen nniber. Nachdem Hilssinannschasteii, Acrzte und die Sanitäts- tolonne eingetroffen waren, wurden Nothverbünde angelegt und die Verwundeten und Tobten in's AkadeniischeKrankenhauS und andere Heilanstalten verbracht. Eine zahllose Menschenmenge strömte an die Nnglücksstelle. Tic Aiifränninnnsarbciten waren gegen Mitter nacht beendet. Tic Aente deS Akademischen Krankenhauses hatten etwa 70 Personen zn behandeln. Auch im Krnnlenhanse ver sammelte sich eine zahlreiche Menschenmenge während der Nacht, um Erkundigungen über ihre Angehörigen einzuhvlc». Die In sassen des Knrsziiges kamen meist mit dem Schrecken davon, nur die Maschine wurde beschädigt. Vormittags bis >/,4 Uhr Nachmittags geöffnet. — Die Stelle be zwecken StadtbaumeistrrS beim hiesigen Tiefbauamte soll am 1. Januar 1901 anderweit besetzt werden. Das pensionSsähIge Gehalt steigt von 5500 Mk. in Zwischenräumen von drei Jahren um je 500 Mk. bis zum Höchstgehalt von 7500Mk. Bewerbungs gesuche mit Lebenslauf und Zeugnissen sind bis zum 1. November bei dem Tiefbauamte, Stadthaus an der Kreuzkirche 6» 2. Ober geschoß, einzureichen. —* Die gestern begonnene Ziehung der vierten Klasse 138. König!. Sächs. Landeslotterie bildet einen Markstein in der Entwickelung dieses wichtigen staatlichen Instituts, fand sie doch zum ersten Male in dem neuen, ini zweiten Obergeschoß des vormaligen Trier'schen Jnstitutsgebäudcs in Leipzig eingerichteten Ziehungssaale statt. Der Raum entspricht seinem Zwecke durch aus. er ist mit der Front nach dem Garten zu gelegen, hell und freundlich und bieteb einer großen Zahl Zuhörer, die der öffent lichen Vertheilnng der Glücksgaben beiwohnen wollen, bequeme Unterkunft. —* Gestern Abend in der 8. Stunde entstand im 3. Stockwerk des Grundstückes Blochmnnnstrnße 21 durch Herunterfallen einer brennenden Petroleumlampe ein kleiner Stubenbrand, durch den einige Möbel »nd der Fußboden beschädigt wurden. Die berbeigerufene Feuerwehr brauchte, da sie die Gefahr schon durch die Bewohner beseitigt fand, nicht mehr einzugreifen. —* Der Mörder des Gntsauszüglcrs Geißler in Seisers- dorf, der 18 Jahre alte Dienstknccht Hugo Manns, wurde gestern Nachmittag in der 6. Stunde von dem Distriktsgendarm und einem Radeberger Ortsschutzmann in das Uutersucbuiigs- gcfängniß der hiesigen König!. Staatsanwaltschaft etngcltefert. -- * Zu der dritten Neitjagd des Großen hainer Par- forcejagdvereins versammelten sich gestern bei schönstem Wetter 35 Theilnehmcr am Stelldichein an der Ganschemühle nordwestlich von Nauleis. Die Jagd ging über die Hopfenbach nörd lich Reinersdorf nach Kalkreuth, wo nach 6 Kilometer am Mittel- grabc» ein Keiler ausgelassen wurde, welcher von den Hunden ge deckt und von Herrn Leutnant Hoyos <17. Ulancn-Regiment) aus gehoben wurde. Das Vorstandsmitglied, Herr Oberstleutnant Freiherr v. Müller, gab den Fang und vcrtheiltc die Brüche. —* Die gemeldete, angeblich durch ein Verschulden des Klempners veranlaßte Einweichung des Neubaues der Genossen schaft Schwertcrheim in Löbtau ist dahin zu berichtigen, daß vor 5—6 Wochen ein Wasserhahn gelaufen und kleine Durch- nässnngen hcrvvrgerufen hat. Der entstandene geringe Schaden war schon vor der Einweihung des Hauses behoben. —* Loschwitz, 8. Okt. Heute Nachmittag verunglückte ein Radfahrer, ein Obergärtner ans Tolkewitz, ans der hiesigen Elb- brückc dadurch schwer, daß er in einen ihm entgegenkommenden rothen Straßenbahnwagen fuhr. Er wurde vom Rad auf das Trottoir geschlendert und erlitt eine Gehirnerschütterung. Das Fabrrrad wurde völlig zertrümmert. Die Loschwitzer Polizeiwache nahm den Schwerverunglücktcn auf. Dem Radfahrer soll die Schuld selbst znzuichreiben sein. —"Ais der Schuhmacher Stübert in Teichwolframs dorfinder Nacht zum Sonntag nach Hanse gekommen war und sich zur Ruhe gelegt batte, erhob sich leine Ehefrau vom Lager und versuchte mit einem bereit gehaltenen großen Messer, dem Schlafenden die Kehle zu durchschnciden. Es gelang ihr auch, ihrem Mann am Halse einen großen Schnitt beizubringen, doch eiwachte der Neberfallene rechtzeitig »nd setzte sich zur Wehr Bevor er jedoch das Schreckliche seiner Lage begriffe» hatte, erhielt er noch einen Schnitt in's Gesicht und dann einen dritten beim verzweifelten Ringen mit seiner Iran in die Hand. Der Zustand des Unglücklichen ist nicht unbedenklich. Die Frau wurde verhaftet, sie soll geistesgestört sein. —* Auf ein von den Theilnchmcrn am Patriotischen Kommers in Siegmar abgcsanbtes Hnldigunastelegramm ist vom König Albert folgende Antwort an de» Vorsitzenden des Koniitees. Gemcindcvvrstand Hunger, eingegangen: „Moritzburg, 5. Oktober. Ich danke besten? für den Mir zugesandtcn freundliche» Gruß. Albert." — Auf ein Telegramm an den Kaiser ging folgende Ant wort ein: „Potsdam, 7. Oktober. Seine Majestät der Kaffer und König habe» Allerhöchstsicb über den guten Erfolg des zum Besten der deutschen Krieger in Oslasicn dort veranstalteten Prciskcgclns gefreut und lassen für den Huldigungsgruß bestens danken. Aus Allerhöchsten Beseht, v. Lucanns, Geh. Knbinetsrath." —"Amtsgericht. Der Arbeiter Gottfried Friedrich Snbath in Niedergohlis stahl mittels Uebersteigens von einem Felde 8 Gurken im Werthe von 30 Pfg. Es kommen bei der an schweren Diebstahl grenzenden Entwendung nach genauer Prüfung die Artikel 1 und 4 des Feld- und Forststrafgesetzes in Anwend ung. Demgemäß lautet das Urtheil auf 1 Woche Gefängniß. — Von den Effekten seines Stnbengenossen stahl der aus Oesterreich gebürtige Ziegeleiarbeiter Friedrich Kober Anfang Dezember v. I. in Mockritz ein Paar Stiefeletten und eine Weste. Seinem Einwand, er hätte die Gegenstände zurück- geben wolle», cs aber nur vergessen, kann kein Glaube bei- nemcssen werden. K. hat 2 Wochen Gefängniß zu verbüßen. In geheimer Sitzung wird gegen die vorbestrafte 30 Jahre alte kontrollirte Jda Anna Jäschke aus Rolau wegen Diebstahls verhandelt. Das Gericht erkennt auf 3 Wochen Gefängniß. — In der Erregung warf der 18 Jahre alte Tapezirer Oswald Bern hard Hunger am 20. Aug. v. I. dem Sattlerlehrling Schindler wegen dessen Unfleißes von einer 2>L Meter hoben Leiter eine Arbecks- bürste auf den Kopf, wodurch der Verletzte ein volles Jahr er werbsunfähig wurde und bis auf unabsehbare Zeit Halbinvalide bleibe» dürste. Der Angeklagte führt zn seiner Verthcidigung an, daß ihn der Lehrling, der ihm in der Arbeit zugetheilt war, wiederholt reizte. H. war bei seinem Meister mit dem Ersuchen vorstellig geworden, ihm einen anderen Lehrling zuzuweisen, hatte aber mit seinem Anliegen keinen Erfolg, sonder» wurde vom Meister ermächtigt, im Falle des Ungehorsams den Lehrling zu züchtigen. Das Gericht hält sich in Anbetracht der Schwere der Verletzung für unzuständig und verweist die Sache an das Landgericht. — Im August stahl der 21 Jahre alte vorbestrafte Bäckergeselle Her mann Willy Ulbricht aus Schlesien seinem Meister einen Winter überzieher im Werthe von 45Mk., er brachte ihn zu einem Trödler, von dem er dafür eine Remontoiruhr »nd 2 Mark baar erhielt. U. begab sich aus die Reffe, stellte sich aber in Mainz selbst der Behörde: er erhält 6 Wochen Gesängniß, 4 Wochen gelten als durch die Untersuchungshaft verbüßt — Der 19 Jahre alte 6 Mannschaften retteten sich auf unbewohntes Land. Sie wi proviantlos und litten fürchterliche Qualen, bis sic endlich Vermischtes. ** Morgens stieß ein nach Bamberg abgehender Personcnzug beim Verlassen des Eentralbabnhofes mit einem Rangirzuge zu- sg m men, der mißverständlich in Bewegung gesetzt war. Drei Reisende, der Zugführer und der Schaffner erlitten leichte Ver letzungen. Der Materialschaden ist unbedeutend. "* Präsident Loubet hak eine Erbschaft von einer Million Francs gemacht, die indessen seinen Kindern zugewendet ist. Es handelt sich um ein Legat des früheren Senators Perret, der mit Loubet, als dieser Advokat gewesen, befreundet war. ** Bei starkbcsnchter Versammlung im Partcrresaal des Arbeitervereins in PrzcmySl stürzte der Fußboden ein. 40 Personen stürzten in den Keller; 30 wurden schwer verletzt. ** Im Nikanjcr Kloster im Kreise Porchow <Nußla»b> waren zum Kirchenfcst etwa 5000 Pilger versammelt, die im zweistöckigen Klvstergasthans übernachteten. In der Nacht brach unter der Last der Pilger der Fußboden des zwecken Stockwerkes und die Pilger fielen auf die im ersten Stockwerk Schlafenden. Während der Panik, die darauf entstand, schrie ein Mann: „Feuer!" Nun stürzten Alle auf den einzigen Ausgang. In dem fürchterlichen Gedränge wurden 4 Männer und 36 Frauen todtgedrückt, 20 Personen verwundet, darunter 4 schwer. ** Der norwegische Dampfer „Narvik" ist an der Murmonenknste »ntergegangen. Vier Männer ertranken. Ter Kavitän nnd waren . von einem russischen Schiff ausgenommen wurden. "* Für die zweite Auflage des Harmlosen-Prozesscs sind nunmehr die Vorladungen ergangen. Darnach werden die Ver handlungen vor der vierten Strafkammer des Berliner Landgerichts am 19. November beginnen. Den Vorsitz wird diesmal Land- acrichtSdirektvr Oppermann führen, die Anklage wiederum vom Ersten StaatSanwnlt Jscnbiel vertreten werden. Den drei An geklagten v. Knyscr, v. Kröchcr und v. Schachtmeyer werden wiederum die früheren Vertheidiger. dem als Angeklagter ne» bin- zntretcndcn Rentier Wolf Rechtsanwalt Wronker zur Seite stehen. Von der Staatsanwaltschaft sind bis jetzt über 40 Zeugen geladen worden. Auch seitens der Vertheidiger wird noch eure große Zahl Entlastungszeugen vorgeladen werden, dennoch wird gehofft, daß die Verhandluiig diesmal weniger Zeit in Anspruch nehmen wird, als das erste Mal, weil diesmal von vornherein die Beschuldigung des Betrugs in Wegfall gekommen und die Anklage auf gewerbs mäßiges Glücksspiel beschränkt ist. Es bestehen noch immer Zweifel, ob der Angeklagte v. Kröcher zum Termin erscheinen wird. * Die Einstellung von Markenverkäuferinnen bei der Neichspost soll, da die Versuche sich bewährt haben, jetzt all gemeiner erfolgen. Im Bezirk der Oberpostdirektion Berlin sind bereits 5 solcher Markenverkaufsstrllen eingerichtet worden. Die Markenvcrkäufcrinncn halten nur die gangbarsten Sotten der Werthzeichen vorräthia. Sie können ermächtigt werden, auch Papier und Karten, die von der Pttvatindustrie hergestellt sind, Ansichtskarten u. s. w.. auf eigene Rechnung feil zu halten. Die Verkäuferinnen sind keine Beamtinnen, erhalten zedoch ein festes Tagegeld für den Arbeitstag. * Zum Kapitel des DisferenzeinwarrdeS berichtet das „Verl. Tagebl.', daß in Berlin zwei Brüder in der Weise Spekulationen getrieben haben, daß der eine dasselbe Papier kaufte, das der andere verlauste. Derjenige der Bruder, der an seinen Spekulationen einen Verlust erlitt, erhob den Dstereni-inwand. Der andere, der in diesem Falle gewann, strich die Differenz ein. Es sei bei der Staatsanwaltschaft der Antrag ans Strafverfolgung gestellt worden. Maurerlehrling Gustav Robert Vietze, zuletzt tn Lerrbnitz-Ne»» Ostra wohnhaft, kam in den Morgenstunden de» 7. Juli mit mehreren Bekannten in das Schutze'sche Restaurant daselbst, l aerieth aber mit dem Wtrth wegen der Zeche in Differenzen, in ! deren Verlauf er handgreiflich wurde und mit dem Taschenmesser Schütze am Kopfe so schwere Verletzungen beibrachtr, daß dieser besinnungslos wurde. Der Angeklagte bestreitet, ein Messer bei den Schübe ertheilten Schlägen gebraucht zu haben, jedoch ergiebt die Beweisaufnahme seine völlige Schuld. DaS Urtheil lautet auf gefährliche Körperverletzung, die mit 3 Monaten Gefängniß zu sühnen ist. Die Strafe ist sofort anzutreten. —' Wetterbericht der Hamburger Herwarte vom S. Oktober. Während ein Hochdruckgebiet sich über Continentaleuropa auSbrellet, lagert ein Minimum unter 780 Mn. über dem norwegischen Meer. In Deutsch, land ist es meist ruhig. tbeilS beiter, theilS neblig, außer dem Süden mild bei zunehmender Bewölkung. — Wahrscheinlich find ausfrischende West, winde in Norddeutschland; sonst dürfte wenig Aenderung in der Wetter lage rintreten. Hauptgewinne der 138. Kgl. Sächs. Landeslottcrie. Vierte Klasse. Ziehung rnn 9. Oktober 1900. (Ohne Gewähr.) «n.nnn M. ans Nr. 93118. 20,1»»« M. auf Nr. 81007. 5»(wn M. aus Nr. 70kl 3>388 31812 82637 89017. »Mit» M. auf Nr. 11108 21289 82683 68393 70220 81871 92321 99878. I00» M. aus Nr. 9986 10779 1906S 1K8S8 19821 22909 S2927 36118 39190 48721 86887 87811 87714 89221 72118 72360 72748 73671 78628 83882 88376 88683 98670 96881 97787 9836». Tagesstvschichte. x Deutsches Reich. Vom gegenwärtigen Aufenthalte deS Kaiserpaares in Hubertusstock wird mitgetheilt, baß die Um gebung des kaiserlichen Jagdschlosses in der Schorshaide auf eine weite Entfernung durch eine starke Postenkette für den öffentlichen Verkehr völlig abgesperrt Ist. Die Abreise des Kaiserpaares von Hubertusstock erfolgt am Abend des 10. d. M. üher Station Werbellinsee: die Fahrt geht, ohne Berlin und Potsdam zu be rühren, nach Homburg v. o. H., wo die Ankunft am 11. d. M. Bormittaas erwartet wird. An demselben Tage wird der Kaffer auf der Saalburg der feierlichen Grundsteinlegung zum Relchs- Limes-Miiseum beiwohnen. x Staatsministcr Graf Bülow ist ans Hubertusstock nach Berlin zurückyekehrt. x Die „Nnt.-Ztg." berichtigt ihre Meldung von der Reise des Ministers v. Miguel »ach Hubertusstock. Der Minister war allerdings einen Tag verreist, aber nicht in Hubertusstock, sondern in Hannover zum Besuch und zwar bei Verwandten. x Die Verhandlung in dem MajestätsbcleidiaungS-Prozessc gegen Maiimilinu Harden in Berlin dehnte sich vis zum spaten Abend aus. Der Ausschluß der Ocffcntlichkcit wurde bis zur Urlheilsverkündung ausrccht erhallen. Bei dem inkriminirten Artikel handelt es sich um Betrachtungen, die sich an die vom Kaffer am 27. Juli in Bremerhaven gehaltene Rede knüpften, jene Rede, deren wortgetreue teiegraphffche Wcitcrverbreitung Graf Bülow — wie damals behauptet wurde — verboten haben soll. Der Artikel stellt als Tbatiache fest, daß der Kaiser den nach Cbina nbzichenden Truppen befohlen bade, keinen Pardon zu geben, keinen Gefangenen zn machen und nach dem Beispiel Attilas und feiner Hunnen in Ostasien einen tausend Jahre lang nachwirkenden Sckrcckcn zu erregen. Diesem Befehle hatte der Kaffer hin zugefügt: „Gottes Segen möge an Eure Fahnen sich heften »nd dieser Krieg de» Segen bringen, daß das Christenthum in China seinen Einzug hält." Dieser Rede sind die Betrachtungen des Artikels gewidmet. Es werden die Thoten des geschichtlichen Königs Attila im Gegensatz zu dem König Etzel des Vvlksepos historisch-kritisch beleuchtet, »in zu beweisen, daß er nicht geeignet sei, deutschen Soldaten als Vorbild zn dienen : cs wird ausgeführt, daß das Deutichc Reich nicht die Mission habe, in China wieder das Eliristeiichuiil einznsübren, nnd schließlich ein Rachekrieg gegen China als ein Jeyier bezeichnet. Nach geschlossener Beweis aufnahme bcaniragte der Staatsanwalt 6 Monate Gefängniß. Nach 10 UI>r Abends verkündete der Vorsitzende das Urtheil des Gerichts dahin: In der Kritik, die der Angeklagte an dem Ver halten des Kaisers gegenüber den Clnnawirreir und besonders an der Bremerhavencr Rede geübt, finde der Gerichtshof nicht blos eine Hiiitaiisktzung der den, Kaiser schuldige» Ehrerbietung, sondern direkte beleidigende Angriffe gegen den Kaffer. Der Angeklagte habe sich daher der Mniestätsbcleidiguiig schuldig gemacht und !ei vom Gerichtshof zu 6 Monaten Festungshaft verurtheilt worden. Außerdem wurde auf Vernichtung der Nr. 45 der „Zukunft" erkannt. x Frankreich. Tie Budgetkominission trat zusammen und bewilligte 1 Million 400.000 Francs zur Beschleunigung von Schiffsbauten, sowie einen Zusatzkredit von 1 Million 200.000 Francs, welcher durch das Steigen der Kohlenpreife er forderlich geworden ist. x Italien. Einem römischen Blatte zufolge ist in den Diebstahl im Vatikan auch ein höherer geistlicher Beamter verwickelt, welcher den Hauvtdicb in keinem Zimmer versteckte. x England. Ter „Daily Telegraph" meldet, daß särmnt- liche Mitglieder des Kabinets ihre Rücktrittsgesuche in die .Hände des Premierministers nicdergelegt hätten, um jede etwa in's Auge gefaßte Aenderung in der Zusammensetzung des Ministeriums zu erleichtern. x Bis heute früh waren 327 Uiii'onisten, 96 Liberale und 69 Irische Nationalisten gewählt. Die Unionisten gewannen bisher 23. die Opposition 13 Sike. x Afrika. Wepcncr, Roncoille und Vricksburg sind in den Händen von B u re n a b th c i l n n gen. die augenscheinlich süd wärts von den Engländern getrieben werden, die eine Linie auer durch den Oranje-Freistaat von der Bahnlinie bis zur Grenze Natals ziehen. Es wird der Versuch gemacht, diese Burennotheilungcn zu umzingeln. x Der „Daily Telegraph" meldet ans Loureneo Marques vom 8. ds. M., es feien abermals 200 Buren daselbst eingetroffen, welche die Grenze in der Nähe von Sabi überschritten hätten. Der Krieg in Estin«. x Der chinesische Gesandte Wickingfang hat dem Staatssekretär Hay in Washington mitgetheilt, er habe von den Bice-Königeir der südlichen chinesischen Provinzen die telegraphische Nachricht erhalten, daß der kaiserliche Hof sich auf dem Wege nach Siangfu befinde, wo ein kaiserlicher Palast erbaut werden werde. x Der „Daily Telegraph" meldet aus Kanton vom 7. d. M-: 6000 Aufständische von der San-Ho-Hwei (Dreifaltigkeils- Gesellschaft) haben die kaiserlichen Truppen geschlagen, verschiedene Plätze zwischen der Mirsbai und der Deepbai eingenommen und rücken jetzt südwärts vor. Der Bice-König Takau hat heute den Admiral Ho und den General Tong obgesandt, um sie zu bekämpfen. x Nach Meldungen, welche dem russischen Generalstab zu gegangen sind, haben sich die zur Eroberung von Mukden bestimmte» Truppen auf der Linie Jnkow-Hai-tichen gesammelt. Sie bestanden aus 11 Bataillone», 40 Geschützen, 2 Sotnien Kosaken und 4 Schwadronen von der Effenbahnschutzwache und wurden von dem Generalleutnant Lubbotitsch befehligt. Am 24. September begann das Vorrückcn der Truppen mit der Einnahme von Alt- Nlutichwang. am 26. September wurde An-schau-tscban und am 23. September Liaojang genommen. Während aller dieser Opera tionen befehligte General Fleischer 6 Bataillone Infanterie mit 10 Geschützen und 2 Sotnien Kosaken auf dem linken Flügel, daS Centrum unter Oberst Certemonow bestand aus zwei frisch aus Odessa angekommenen Schützen-Regimentern und einem sibirischen Bataillon und verfügte über 26 Geschütze. Die rechte Flanke, welche aus 4 Schwadronen der Effenbahnschutzwache mit 4 Ge schützen bestand und lediglich mit dem linken Flügel der Chinesen zu kämpfen hatte, wurde von dem Oberst Mifchtschenke befehligt. Der Feind zog sich kämpfend langsam aus den eingenommene» Stellungen zurück. Die russischen Truppen haben bis zum 28. September dem Feind 8 Geschütze neueren Systems ab genommen. Die Verluste der Russen betrugen: 3 Offizier« veo» wundet: 10 Mann tobt, 64 verwundet, lieber die Operation do« ! 2V. und SO. September stehen die Berichte von Snbbotitsch noch aus. Am 1. Oktober haben unlere Truppen Mukden eingenommen, ! nachdem die Neste der fliehenden chinesischen Truppen von Mukve» nach kurzem, unregelmäßigem Widerstand am 27. September bet der Station Schi-chc-pu geschlagen waren. Hierbei erlitten 4 Kosaken durch ! Minenexplosionen Brandwunden. Die Stadt war von den chinesische« i Soldaten geplündert und in Brand gesteckt Wochen. Der Braich wurde jedoch bald gelöscht und die Ordnung wieder hergestellt. Et« ! Theil der Bewohner blieb in der Stadt. Einige Geschütze neuer«! Systems sowie eine große Menge Kriegsmaterial wurden erbeutet^ ' Gesundheit und Geist der Truppe sind ausgezeichnet. >
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)