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842 er war ganz leer. Sie kam in de» zweite» und wich etwas betroffen zurück Vor der zu einem mächtigen Portal aussührende» Treppe stand ein Stallmeister in hell-lederfarbener Uniform, die Ulir in der Hand, Er wartete augenscheinlich aus ein Zeichen, um einer in einiger Entfernung haltenden Eauipage das Signal zum Vorfahren zu geben. Flore konnte nur die nickenden Kopse der ungeduldig Icharrcnden Pferde jeden, aber ein Instinkt veranlaßtc sie, sich im selben Augenblick hinter die mächtige Marmorgruppe zweier kämpfender Ecntaucrn zurückzuziehen, denn drüben traten mehrere Personen aus dem Portal, und der Wagen fuhr vor. Pu»; Earl rotto geleitete seine Schwägerin, die verwittwete Erbprinzcssin, zum Wage», gesolgl von zwei Hofdamen und Herrn von Wilcken. Wie die beiden hohen, hochblonden Erscheinungen so nebeneinander die Stufen herabschritten — er führte sie mit höflicher Zuvorkommenheit am Arm — zuckte durch Flores Kops der Gedanke: wie für einander geschaffen! Sie konnte sich dies nicht verhehlen und sie that es ohne Bitterkeit, ja mit einer Ruhe, die sie selbst in Erstaunen setzte. Sie stellte gleichsam nur eine für sie nebensächliche Tbatsache fest. All' ihr Sinnen und Trachte» war eben nur aus den einen einzige» Punkt kvnzcntrirt, neben welchem ihr alles Andere glcichgiltig wurde. Mechanisch beobachtete sie die Abfahrt, sah den verabschiedenden Handkuß, das huldvolle Reigen des Kopses dieser schönen, fürstlichen Frau, und sah dann den Wagen an ihrem Versteck vor überfahren, daß der Kies anfspritzte. Rur ein einziger Seufzer, dann ging sie wieder weiter und trat nun in das Helle Sonnenlicht. Ein Lalai stand noch an den Treppenstufen, er sah die fremde Dame zuerst zweifelnd an dann jagte er herbeicilend: „Entschuldigen Sic, aber das Schloß ist dem Publikuni nicht mehr geöffnet." Und Flore erwiderte wieder mit einem etwas iniiden Lächeln: „Ich wünsche nicht das Schloß zu besichtigen, sondern Hoheit zu besuchen." Der Lakai riß die Augen weit auf. Für eine Bittstellerin hätte er diese Dame nimmermehr gehalten. „Bringen Sie ihm diese Karte," sagte Flore und suchte in ihrem Täschchen. Ta kamen Schritte die Treppe herab und den zaudernden Diener bei Seite schiebend, stand der Herr Hosmaischall in sichtlicher Verwirrung grüßend vor der Fremden. „Gnädigste Gräfin — Sie?!" „Ach. Herr von Wilcken! Bitte führen Sie mich zum Prinzen. Ich habe in einer wichtigen Geschästssache mit ihm zu sprechen und — meine Zeit ist knapp. Mein Zug geht in zwei Stunden." Was sollte er thun ? — Er, dem soeben noch eine Caroline ein schnelles Wort höchster Belobigung zugeflüstcrt hatte? — In dem armen Mann kämpften die widerstreitcndsten Gefühle. — sic wurden aber alle dem sanften Willen dieser Augen unterthan, die cs als selbstverständlich cinzunchmcn schienen, man werde der Bitte respektvoll Nachkommen. Er tröstete sich damit, eS werde vielleicht wirklich nur eine Geschäftssache sein, zu welcher sic gekommen. Sie sah so sehr ruhig, so gar nicht dramatisch aus- Und so führte er sic, ihr rmmer den Vortritt lassend, durch die hohen, düsteren Empsangssäle. deren Deckengemälde und goldaepreßte Sammet- und Leder- lapeten, Nokkokomöbel und Kostbarkeiten sie dereinst, als schüchterner Backfisch zwischen Mutter und Tante sichend, betrachtet hatte. Im kleinen, gelben Salon, welcher an das Empfangszimmer des Prinzen stieß — einst der Privatsalon seiner Mutter — bat Wilcken sie. einen Moment zu warten ... er werde sehen — ob der Prinz allein sei. Er schob ihr eine» Fauteuil hin, aber Flore blieb ruhig mitten ini Zimmer stehen und sah mit zerstreuter Verwunderung auf die gleißende Pracht dieses Gemachs. Goldgelbe Atlastapeten, goldgelbe schwellende Ottomanen und Sessel, spiegelnde Tische vv» gelblichem Marmor mit vergoldeten Beine», sogar gvldschiinmcrndc Scidengnzcoorhängc an den Fenstern, durch welche die blasse Herbstsonne in wunderbar feuriger Pracht schien. Dies Gemach hatte in der That etwas Zaubervolles. Eine große, kostbare Pendnle tickte unermndich auf einer Konsole und dorthin richtete sich Flores Blick mehrere Mal mit bewußter, ungeduldiger Erwartung. Sie ahnte es nicht, welchen Hinter grund die goldene Herrlichkeit dieses Zimmers für ihre Gestalt abgab, wie ihr im reinen Ebenmaß geschnittenes Prvficl sich vom Goldgrund abhob gleich einer griechischen Kamee. Hätte sic es geahnt, sie wäre »och in derselben Minute fortaeetlt und hätte versucht, alle UeberredungSkunsi, die ihr zu Gebote stand, in einer schriftlichen Aussprache nicderzulege». So stand sie wartend, sich nur quälender Spannung bewußt und sich mühsam daraus vorbereitend, daS Gesicht des Kalinnerherrn in verlegener Verneigung wieder auftauchcn zu sehen. Aber so kam's denn zum Glück doch nicht. Wilcken erschien wieder, verneigte sich sehr tief vor ihr und flüsterte: „Hoheit wird augenblicklich erscheinen!" Dann huschte er zu einer anderen Thür hinaus. Wieder eine endlose Minute, da endlich trat der Erwartete ein. Er war im Dineranzug und trug zum Uebersluß, wie um Eile zu markire», Hand- Ichuhe und Hut in der Hand. Sein Gesicht war blaß und erregt, die stahlgrauen Augen funkelten zornig. So stand er einen Augenblick auf der Schwelle, als sei er dort Men seinen Willen durch sine Erlcheinung angewurzelt — dann aber schloß er brüks die Thür hinter sich und srug heftig und unhöflich: „Was hat Dich veranlaßt, hierher zu kommen?" Bei diesen Worten kam eine wunderbare, me geahnte Kraft und Entschlossenheit über sie. Sich hoch aufrichtend, sah sie ihm fest in's Gesicht: „Rach Empfang Deines Brieses mußte ich Dich persönlich sprechen, und je eher dies erledigt rst, desto lieber ist cs auch mir." „Ich bin im Begriff, zum Diner zu fahren, wie Du siehst — darf nicht fehlen, da wir einen Gast erwarten — könntest Du nicht ein andermal —" „Nein!" unterbrach sic ihn mit sprühenden Augen, „denn zum zweiten Mal dürste ich mich schwerlich so weit - 818 - ^ ^ überwinden können, Dich aufzusuchen! Mein Anliegen wird sehr rasch erledigt sein." Er ganze, ihm war so betreten über freilich spöttisch genu völlig fremde daß er nur zu sagen vermochte — ansieht — als ihn ihr voller, zurückweiiender Bl!ck traf und mit grenzenlosem En behagen erfüllte. „Sag's nur geradeaus. Florentine — mein Brief hat Dich beleidigt." ..Ja!" versetzte ^sie ruhig, ohne den Blick^vo» ihm rühmenden, aber mich ohne dem Wört^ Dir sva^eich^zugi nicht ohne Verlegend geschrieben. . ." Hier hob sie die feinen, schwarzen Brauen. — es lag ungläubiges Staunen, leiser Spott r» dieser einzigen Gesichtsbewegung. Sie sagte aber nichts und. obgleich momentan verwirrt, fuhr er fort: „Kaum war der Brief abgegangeu. als mich die widerlichste E»>- »findnng beschlich — die Einsicht, gegen ein wehrloses Weib unritterlich gesprochen zu haben. An, Inhalt des Briefes hätte ich nichts ändern können, aber die Form hätte rücksichtsvoller sei» müssen! — Der Bries war meiner nicht würdig." „Deiner — nicht — würdig!" wiederholte sie langsam, und — hörte er recht? — mit wahrhaftem Spott — .der Brief ist Deiner Handlungsweise entsprechend — also Deiner völlig würdig." .Jlorentinel" Er fuhr aus, beugte sich dann heftig vor und seine starke, sehnige Hand umfaßte die Armlehne ihres Sessels. Sein Gesicht war fahl und sie fühlte das Erbeben des «tubles unter seinem Griff. Es fehlte nicht viel, so hätte er den goldleuchtcnden Fauteuil geschüttelt. Sie bereute ihre Worte, welche die innere, mühsam beherrschte Empörung ihr abgepreßt hatten. Lag ihr doch Alles daran, seine Wuth nicht zu reizen. „Weshalb singst Du von dem Brief an, Eberhard ? Ich bitte Dich, erinnere mich nicht an die Stunde, da ich ihn empfing und Dich Plötzlich sah, wie Du bist! Ich möchte am liebsten kein Wort mehr davon sprechen, denn die Bitterkeit will heraus aus dem Herzen und soll doch darin bleiben. Also nichts mehr davon. Mich führt ein anderes Anliegen hierher ... laß mich nun endlich davon reden —" er wollte sie unterbrechen, aber sie wandte sich nach der Uhr, die so silberhell tickte: „Wir haben Beide so wenig Zeit. Du fährst zun, Diner — und mein Zug geht um fünf Uhr ab, also —" „Ich will von keinem anderen Anliegen etwas hören, als bis diese meiner Ehre so nahegehende Angelegenheit erörtert ist." fuhr er heftig dazwischen. „Ich kann es nicht dulden, daß Du so — von mir sprichst. Als ich den Bries schrieb, war ich —" „Nicht allein!" unterbrach sie ihn ruhig. Wieder fuhr er zusammen und starrte sic au. „Du siehst, diese Entschuldigung habe ich für Dich bereit. Im Uebrigen vergebe ich Dir alle in dem Briefe enthaltene rücksichtslose Härte Was den Inhalt des Schreibens betrifft, so bleibt mir ja nichts übrig, als mich rn die Scheidung zu ergeben, — aber ich gedenke nicht, mich widerstandslos ui die von Dir aus geklügelte, sür mich so schimpfliche Formel zu fügen. Aber Alles dies nur nicht mündlich. Eberhard, — Du sollst es brieflich erfahren. Konntest Du wirklich denken, ich wäre gekommen, um Dir eine Scene zu machen? — Nein!" Sie erhob sich plötzlich und suchte in momentaner Verwirrung in den Falten ihres Kleides nach Etwas, wovon sie nicht mehr zu wissen schien, wo sic es hingcthau hatte. Dabei glitt ihr der hellgraue Scidenmantel von den Schultern und inmitten der goldenen Pracht des Zimmers stand sie da in ihrem schwarzen Spitzenkleide. Sem Blick folgte schweigend, halb unbewußt jeder ihrer Bewegungen, für deren Anmuth er nur zu viel Kennerblick hatte — es lenkte seine Gedanken in völlig andere Bahnen, diese Gestalt vor sich zu sehen, die ihm, so lange er lebt, das Ideal weiblicher Schönheit bleiben wird, dieses feine, edel geschnittene Gesicht, dem, das gesteht er sich. Ernst und Entschlossenheit „zur Abwechselung" so reizend stehen, wie den großen, sausten Augen das Blitzen und Sprühen erzürnter Gegenwehr. Das schwarze Haar, dem die Sonne goldbraune Lichter zu entlocken pflegte, hob die Perlmutterweiße der Schläfe und der Stirn immer noch so frappant hervor — der Faden seiner Gedanken riß. sie hatte gefunden, was sie suchte, ein Blatt Papier schien cs, welches sie zuiammcngcialtct in der Hand hielt „Und nun zur Sache! Ich bin gekommen, um Dich zu bitte» — nein! — von Dir zu fordern, daß, wie cs auch kommen möge, unser Sohn Eberhard bei mir und seine Erziehung mein un bestrittenes Recht bleibt!" Sie sprach die Worte, vor denen sie seit der Nacht gezittert hatte, schließlich mit klarer, fester Stimme. Der brennende Wunsch, der sie bis hierher getrieben hatte, trug in sich selber eine große, ruhcspendende Krast — „und" — fügte sie hinzu, „ich gehe nicht von dannen, bis ich diese Zusicherung auch schriftlich erhalten habe!" Die Antwort kam äugen blicklich: „Konmest Du >e hieran zweifeln ? — DaS ist doch selbstverständlich. Wem sollte daran liegen, Dich von dem Kinde zu trennen? — Mir gewiß nicht! Was sollte ich mit ihm?" — Das bittere Weh, welches diese säst verächtliche Frage in ihr von Neuem wach ries, wurde sogleich durch ein starkes Gegengesühl verdrängt Mit fast wilder Freude stieg's in ihr auf. das Bewußtsein, daß dem so sei, daß die Existenz dieses Knaben für den Vater gleichgiltig geblieben, säst belanglos war! cS-r>i«»>>n, »<ng>., dvslvr k'ussboüsvdolax kür Alwmsr, Lorrläorv, Lüedvu, Groppen vte. 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