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624 Allerlei Wr die Frauenwelt. Stiefmütter. (Schluß.) Sehen die Kleinen nun, mit welcher Achtung der Vater der neuen Mutter begegnet, so werden auch diese sich vertrauend und liebevoll derselben zumenden, und die sriedenvolle Gestaltung ihres gegenseitigen Verhältnisses wird allen Betheiligten zun, Segen gereichen. Ich kenne eine sehr liebe Frau, deren Handlungsweise hinsichtlich ihrer Stellung als Stiesmultcc so manchem Mädchen, weiches diesen schweren Beruf auf sich zu nehmen gesonnen ist. als Vorbild dienen konnte. Dien: übernahm drei kleine Kinderchen, von denen nur das älteste, sünfiährige, die Erinnern»» an die Mutter schwach in sich fvrtleben fühlte, welches Gefühl die neue Mutter ja weder ertvdten wollte, noch konnte. Doch nie durste eines der Kinder daS Wort „Stiefmutter" oder „Stiefkind" hören. Und wenn ein taktloser Mund je in Gegenwart der Kinder die Frage aufwarf: „Welches sind denn Ihre Kinder, und hatten Sie nicht auch Stiefkinder?" io hatte die Mächtige Frau nur die eine Antwort, welche sie unter liebevollem Umfangen der Kinder der Todten gab: „Es sind Alles meine Kinder, ich hatte nie fremde oder Stiefkinder!" - Und in dieser edlen Auffassung erzog die schlichte Frau ihre und der Todten Kinder in einer Liebe, und die Stiefgeschwister untereinander, außer der ältesten Tochter, wissen noch heute nicht, daß sie nicht von einer Mutter geboren sind, und Alle umfangen sie mit der gleichen Liebe, die sie ihnen so treu von Anfang an eutgcgeuncbracht. Würden alle Stiefmutter io ihre Stellungen aussassen und alle Un- betheiligten mehr Rücksicht auf den schweren Stand einer zweiten Mutter zu nehmen wissen, so würde sich sicher manches unschöne Faminen- verhältniß zu einem besseren gestalten. Ganz falsch und unrecht ist es aber, Kindern gegen über sich bc- und vcrurthcilcnd über eine zweite Mutter nuszusprcchcn, mochte sie selbst einen gerechtfertigten Tadel sich durch ihre Hand lungsweise verdient haben. Tadeln ist leichter, als Besscrinachen. und wo lebt ein Menich. der nicht einmal irrte?! Gewiß wird es so manche Stiefmutter geben, die es nicht werth ist, daß man auch nur ein Wort zu ihrem Gunsten verliert: ein solch' charakterloses Weib aber wird auch ihre eigenen Kinder nicht besser erziehen, und von solchen Frauen soll hier ja nicht die Rede sein. Aber für alle diejenigen meiner Mitichwestern, welche aus herzlicher Liebe sich armer, verwaister Kinder anuehmeu, sie zu gute» Memcben zu erziehen, möchte ich hier ein bittendes Wort eingelegt haben, damit man die Handlungsweise der Stiefmütter mit Nachsicht und Milde beurtheilt und sie nicht stets nur durch ein schwarzes Glas angesehen werden. Bitten will ich, daß man ihrer schweren, opferreichen Stellung Gerechtigkeit aagedeihen lasse und ihnen die selbe zu erleichtern juche durch liebe- und rücksichtsvolles Bcurtheilen der Verhältnisse, anltalt durch leichtfertiges Verdächtigen edelster Motive die Kinder, zu deren eigenen Schaden und zu dem Gram der Mutter, ihrem Herzen tu entfremden. H-dwig Matches. Worthalteni Stets sollte man in großen und kleinen Sachen sein gegebenes Wort einlösen: nichts wirkt erkältender, als ein unerfülltes Versprechen. Wir haben vielleicht Jemand einen Besuch zugesagt und werden froh erwartet. Die Stimmung oder das Wetter ist uns jedoch gar nicht besuchs- mäßig: „es kann za wohl auch an einem anderen Tage geschehen!" denken wir sorglos, nicht darauf achtend, daß wir unS fest an- oemeldet haben und bestimmt erwartet werden. Stunde aus Stunde verrinnt in Erwartung unseres Bcluchcs. und ärgerlich zählt unsere Bekannte den Tag zu den verlorene», denn sie wollte doch keine größere Arbeit beginnen in Anbetracht unseres Versprechens. Noch schlimmer ist's, wenn uns eine kranke Persön lichkeit erwartet. Sie hoffte durch unseren Besuch eine Ablenkung von ihrem Leiden zu haben, horcht auf jedes Klingelzeichen, fragt ihre Umgebung wohl hundert Mal, ob wir immer noch nicht da sind. Bitter enttäuscht wird man sich Abends zur Ruhe legen und die Genesung wird oft durch solche Auslegung aufgehalte», denn ein Kranker nimmt -sich Alles mehr zu Herzen als ein Gesunder. Müssen wir uns da nicht die bittersten Vor würfe machen?! Und Alles nur, weil wir unser Wort nicht gehalten haben. Wenn es uns auch oft schwer fallen mag, Wort zu halten, so sollen mir doch lieber Unannehmlich keiten tragen, als wortbrüchig werden. Schon den Kindern sollen nur »ichls versprechen, was wir schließlich gar nicht halten wollen' eS wird darin viel gesündigt, und das Ende ist. daß uns die Kinder nicht mehr glauben und zuleht selbst lügen lernen. Wir sollen es ernst nehmen mit unicrem Wort, schon den Kleinsten gegenüber, denn auch sie halten fest an dem Versprechen, was man ihnen gab. Wäget Eure Worte und Versprechen, daß es Euch nicht so große Ueberwindung kostet, dieselben zu halten! Doch was Ihr versprochen, haltet fest und unverbrüchlich, daß man daraus bauen kann! Es wird viel Äergcr und Ent täuschung dadurch vermieden. Uns selbst gegenüber wird sich dann auch Jeder befleißigen, Wort zu halten, da man es von uns nicht anders gewohnt ist, also auch in dieser Be ziehung werden wir nur Rußen aus unserem Verhalten ziehen. crii« J-hrm-nn. viersilbiges Näthsel. Wenn i» der Sommcrmvudnacht laue Lust Dich leis' umfächelt, wenn der Vöglcin Sang Verstummt, wenn nurderBlumen wnrz'gerDuft Dich lüß uinwcbt und dann mit weichem Klang Der beiden letzten Töne Dich umschweben, Tann fühlst Lu von den Erücn Dich umgeben. Doch wenn des Ganzen reiche Melodien, Die märchenhaft phantastischen Gestalten Im heitern ^spicl an Dir vorübcrzieh'n. Ein Tongebild, dess' Reize nie veralten. Dann schwelgt Dein Aug. dann lauscht Dein Ohr cntznckl. Dann halten Dich die Ersten fest umstrickt. M. Momder. 'LdEaErittzikn.r-.sch 1886 ^ stz, ^«. SQEt Freitag, den 28. September. LSttE» Zur linken Hand. Roman von Ursula Zöge v. Manteufsel. cS°M-,una., °«b°t.ng „Ich mußte!" trotzte Lore, einige heiße Thränen tropften von ihrem Wimvcr», ihre Livpcn zuckten, sie wollte sich srci machen, aber es gelang ihr nicht, und so ergeh sic sich, schmiegte den Schwarzkovf n» seine Bmst und schluchzte ein vaar Mal, vergeblich gegen die Erjchütlernug kämpfend — „konnte ich den» Anders? — Du bist Schuld!" rief sie vlötzlich heftig, „jawohl — Du! — Was siel Dir ein, herzukomnien? — Dachtest Du gar nicht an Flore?" — „Nein, ich Halls nur an Dich gedacht . . . und wenn ich blind und thöriclit handelte und die Flore schuldige Rnckücht außer Acht ließ — mein geliebter kleiner Trotzkopf, hieran bist Du Schuld!" Sie seufzie kies ans. „Es kan» nun lein unnützes Rede» mehr helfen. Wir müssen eben sehe», wie wir mit einander fertig werde». Es war mein Jngendtrnni» seit früher Kindbett, eines Mannes erste Liebe zu sein . . . mir scheint, wir müßten 'Alle unsere liebsten Träume begraben. Schließlich muß ich min doch auch mich mit dem begnügen, was Flore von Deinem Herzen übrig gelassen hat." Das war nicht ohne eine gewisse Herausforderung gesprochen. Sie erwartete nun die Versicherung unwandelbarer Gefühle — Unit dessen sagte er ruhig: „Und womit muß ich mich begnügen? — Mit gar nichts wie einem rieleugroßen Opfer! — Wir werden ein reckt elendes Paar werde». Was?" „Fritz!" „In?" „Wer wird so kleinlich wägen und messen!" „Ich gewiß nicht! — Komm herein, so wollen wir unS Flore als Brautpaar Vorsteven . . . und dann ein weiter, herrlicher Spaziergang bei ^Sonnenuntergang in diese wundervollen Wälder!" „Allein wir Beide? Das schickt sich nicht!" „Nein, das schickt sich gar nicht." sagte Flore lächelnd, „ich lasse Euch die Wahl zwilchen mir und Fräulein Malve . . . Eine muß aber milgehcn!" sie unmrmte die Schwester und flüsterte ihr zu: „Ach. ich bin so glücklich . . . gicmbe mir's, Deine stille Heldenthat trägt ihre Belohnung in sich!" So gingen sie denn Alle durch den umfriedigten Park in den Waid hinaus — Flore mit Harr» an der Hand. Nachher wurde das Souper eingenommen, dann verabschiedete sich Brencken. Die Schwestern saßen noch eine ganze Weile ans dem Allan. Die Mond- nchel schimmerte zwischen den Zweigen der Platane am Sternhimmel, unten lagerte Finster niß, aus der Ferne der Kasianienallce erklang das Rolle» des Pounwagens schwächer und schwächer .,. . Lore legte die Anne ans das Geländer und starrte in die Richtung. „Ich möchte wissen, wie lange er Urlaub hat — ich hohe err.nlich, er reist morgen wieder ab " „Und ich würde mich herzlich freuen, bliebe er noch einige Tage hier ... cs wäre die beste Gelegenheit. Dich von Deiner fixen Idee zu heilen!" Lore iah sich schars um: „welche fixe Idee? Doch ich verstehe schon. Er soll mir beweisen, daß Dein Anblick ihn nicht der Ruhe beraubt . . . ein schauderhaftes Experiment für mich. Ahnst Du denn, was es für mich bedeutet, wenn er die Probe nicht besieht ?" „Aber Lore — Lore . . . Du muH es doch heute bemerkt haben, daß er überbauvt mir noch an Dich denkt »nd Dich sicht - ie»ie Rcn. hierher war der be„e Beweis dafür." „Wohl," war die gemessene Antwort, „ich will ehrlich vermchen, die Sache von der besten Seite cinziiichen. Gute Nacht," sic wandte sich zum Gehen, blieb aber in der Glasthür noch einmal stehen, „sei auch Du ehrlich, Flore, und sage mir, ob Tu eintt gern die Nach folgerin einer großen Liebe geworden wärst." „Darnach hätte ich nie gefragt — dazu war meine eigene Liebe viel zu groß — zu unermeßlich." Lore ging nachdenklich von dannen — ihre Schwester aber stand noch eine Weile sinnend da. Und wo war diese ganze, unermeßliche Seligkeit hi»? Was war ihr davon als dauerndes Lcbensgnt geblieben^ Mit scharscr Bitterkeit flieg in ihr wieder das volle Bewußtsein ihrer Verlassenheit auf. 18. Kapitel. Der Rittmeister Brencken balle Bad Buchbronn schon seit !l Tagen wieder verlassen, als die junge Gräfin sich in Begleitung von Schwester und Kind auf die Reue in die alte Heiniath machte. Bon Tag zu Lag watts verschollen worden, denn ia>r mit Verwundern ward es Flore klar, wie sie doch io mit hundert Fäden und Fadchen an ihr llelncs Reich gebunden war, soduß ein Losreißen ans voraussichtlich mehrere Wochen nicht io leicht von Statten ging. Auch hielt sie es selbstredend siir ihre Pflicht, ihrem Mann Mittheilung von ihren Reiiepläne» zu machen. Tie Zeitungen brachten 'Nachricht, er sei zu einem Besuch am englischen Hoj eingetrvfsen, aber ihr dorthin gerichteter Brief blieb Dis dssts rmä MiZLts DritsrliLkMZ Expedition: Kafcrnenstrafrc 16. Eintritt jederzeit. ^ Man verlange Prospekte. l8ar«Kelbftzii»,der ist die großartigste Erfindung auf dem Gebiete der Das lästige Anzünde» mittelst Streichholzes fällt weg! Einfaches Aufdrehen des Gashahncs genügt, um das Gas sofort zu entzünden! 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