Volltext Seite (XML)
— 778 - ' k'. SÄ»: ! l/e!--' HM M» Duchbronn. am 4. Juni. ,...„ Ich will versuchen es Alles war. Ein Thcil der Badeg ' , . , . n. ganz vernünfl.g hinzuschreiben, wie . - . - ^ „ tzhellscha ft macht einen großen Spaziergang nach der ziemlich hochgelegenen gräflich Wessel kchen Försterei. Man geht die Kanainenallee nach dem schloß hinauf und dann links ab. einen Waldweg, der an der schönen Quelle vorbei bergan führt. Eigentlich ist es nicht erlaubt, dort zu gehen, aber er bat. so lange er hier ist, all' diese Verbote der Forstverwaltung aufgehoben und die ganze Badegesellschaft aus- gefordcrt, die Wessel fchen Wälder zu durchstreifen nach Herzenslust. ^ Ich ging mit Tante, der Beuchen und den Haberstein's - es war ein herrlicher Tag und ich freute mich Anfangs, die Quelle wieder zu sehen mit ihrer Steinumfassung und ihrer Fülle lieblicher Waldblume». Als die Gesellschaft am Schloß vorbei kam, traten gerade der Prinz und Herr von Wilcken aus dem Thor und schlossen sich an. Ec grüßte Tante und mich höflich, ging aber nicht mit uns. sondern fast die ganze Zeit neben der jungen Frau von Hahnau. einer Wittwe, deren Mann erst vor einem Jahr gestorben ist, die aber schon wieder lauter rosenrvthe und himmelblaue Monsselinklcider trägt und Pariser Hüte, wie halb verdeckte Wagen, die ganz mit bunten Blumen ausgesüllt sind. Sie hüpft und lacht und spricht sehr viel, und ihre Unterhaltung schien chm Spaß zu machen, ^räulein von Beuchen und die Haberstein's flüsterten zusammen. .Sonderbarer Geschmack," sagte Trante: „aber sie scheint ihn wirklich zu fesseln." Je länger wir so hingingen, desto weniger freute mich das Wetter und der schöne Wald — ich fühlte mich müde und traurig, der Weg schien endlos. Als man schon den Giebel des ForstbauseS auf einer Waldwiesc erblickte, sah mich Tante plötzlich prüfend an. „Aber, Flore! Was ist denn mit Dir? — Du bist ja ganz blaß. Liebste Reuthen, ich werde mich mit dem Kind aus die nächste Bank setzen, sie dars den steilen Weg wirklich nicht Heransteigen." Nichts war mir lieber. Unbemerkt kchten wir »m und gingen gucr in den Wald, ich wußte eine Bank in der Nähe der Quelle. Auch Fräulein von Bcuthen kam mit uns — sie pustete schon lange nach Lust und war froh, sich zu verschnaufen. Eine Weile laßen wir ruhig auf der Bank. Die Beiden singen an zu reden und kamen so in Eifer, daß ich mich fortstchlen konnte — denn meine Sehnsucht ging nach der Quelle, die noch etwas weiter zurück hinter dichtem Gesträuch murmelte. Hier nun war ich ganz allein, setzte mich auf den Rand und hörte dem Murmeln und Plaudern zu, — es war wie eine St-mme, die mich trösten wollte .... und je länger ich aus sie horchte, desto trauriger wurde ich. Zuletzt half Alles nichts — ich muß wirklich sehr schwach und müde gewesen sein, denn tch fühlte die salzigen Thronen heranfkomineii, steckte mein Gesicht in beide Hände und weinte. Da kamen ganz leise, schnelle Schritte über den weichen Moosteppich. Jemand blieb vor mir stehen, setzte sich dann neben mich aus die steinerne Rampe und — ich war gar nicht erstaunt, gar nicht überrascht, seine Stimme zu hören — aber wenn ich eine theilnehmende Frage erwartet hatte, wurde ich enttäuscht. „Wie gefällt Ihnen eigent lich Frau von Hahnau?" fing er ganz unbefangen. Ich fühlte, daß ich bis unter die Haarwurzeln roth wurde. Ist er den» ein Zauberer, daß er mir so aus der tiefsten Seele einen Gedanken hervorholt, der da drin wie ein kleiner, scharfer Stachel sitzt? Ich vergaß ganz, daß ich weinte — ich hob das Gesicht aus beiden Händen und sah ihn sprachlos an — und da begegnete ich einem so wunderbar guten, lieben Lächeln, ganz tröstend. „Das dürfte sie schwerlich wagen!" sagte er heiter. „Was?" frug ich verwirrt. „Das dürste überhaupt keine Andere fertig bringen, schön zu sein, nachdem sie sich eben in beiden Hündchen so recht herzhaft ausgcheult hat . . . verzeihen Sie dies ein fache Wort!" Ich verstand ihn nicht, aber ich suhlte mich io wunderbar getröstet, ich mußte über das Wort „ausgeheult" lächeln und fühlte, daß er cs gewählt hatte, um mich dazu zu bringen. „Wir wollen nichts mehr hierüber sagen, das ist nun vorbei, nicht wahr ?" Ich wagte es nun endlich, ihn anzusehcn und mein Herz wurde so leicht und glück lich — solch eine Medizin trägt er in seinem Blick. Ich nickte nur und sah dann schnell in das guirrende Wasser herab. „Würden Sie mir wohl eine Bitte erfüllen, Fräulein von Toskh?" „Gern, Hoheit!" sagte ich schnell. „Sehen Sie. gerade da sitzt es! — Dies „Hoheit" von Ihren Lippen kann ich nicht hören. Ich bitte, lassen Sie das weg! — Wie würde es Ihnen gefallen, wenn ich Sic bei jeder Gelegenheit Ew. Hochwohlgeborcn titulircn würde?" Nun mußte ich lachen. „Aber wie soll ich denn anders —", begann ich. „Nehmen Sie sich ein Beispiel an Ihrer Iran Tante — sie sagte „man privoe" .... wie wäre cs. wenn Sie das im Deutschen sagten?" „Mein Prinz," wiederholte ich gehorsam. „Sic sprechen damit nur eine Wahrheit aus," sagte er leise — und sah mich so sonderbar an, „erlauben Sie mir, dasselbe zu thun? — Darf ich sagen, mein Fräulein ?" Zuerst dachte ich mir nichts dabei und nickte nur — dann aber, wie ich mir in Ge danken wiederholte, „mein Prinz — mein Prinz" — da stieg mir's mit einem Mal heiß zum Herzen — ich begriff, ja. was eigentlich? — Daß das ein süßes Wort sei, daß es etwas Liebes. Eigenes um diese Anrede sei. Er überließ mich meinen Gedanken, saß ganz ruhig neben mir und pflückte einige der am Qucllenrand sichenden blauen Vergißmeinnicht zu einem Sträußchen, welches er mir dann hin hielt. Wie ich darnach griff, hielt er meine - 779 - Hand mit seinen beiden Händen fest, eS war solch warmer, Inniger Druck und sprach wieder mehr wie Worte. Dann stand er schnell auf und ging davon. Ich saß dort, bis Tante und die Benthe» kamen, nachzusehcn, was ich nur treibe. „Bist Du nun wieder erholt?" frug Tante, „dann können wre ja nach Hause gehen. Fräulein von Beuthen hat keine Lust, das letzte steile Stück zu steigen." Mir war Alles recht. Ich hatte meine lieben Gedanken und fühlte mich so leicht und froh; all' die verworrene Trübsal war auS meinem Herzen wie weggeblasen ... ein Rauch, ein Nebel, den der Wind zerweht! Buchbronn, am 5. Juni. Heute, als ich mit Tante zum Brunnen ging, stand er schon da und begrüßte uns gleich, auch frug er mich io Vieles, und ich habe „Ja. mein Prinz," und „Nein, mein Prinz." geantwortet. Schade, daß ich icdes Mal roth wurde. Er ist 25 Jahre alt. Fräulein von Beuthen hat cs mir gesagt. Ach, ich bin so glücklich über den schönen Frühling! Buchbronn, am 9. Juni. Er ist seit drei Tagen nicht von Schloß Wessel herunter gekommen. Nur Herr von Wilcken erschien zwei Rial und plauderte viel mit den Haber- stein'schcn Damen und wurde von der hübschen Frau von Hahnan bestürmt, zu berichten, was Prinz Earl Otto da oben in seinem einsamen Schloß treibe. Er zuckte die Achseln und sagte geheimnißvoll. der Prinz sei leidend, sehr beschäftigt, gedenke nächstens abzureisen. Als ich das Hörle, mußte ich schnell ausstehen und fort eilen — wir saßen vor der kleinen Konditorei und die Kurmusik sidelte und flötete und Alles lachte und schwatzte und aß Eis und Kuchen — und ich hatte ein Gefühl, als müsse ich sterben. Vor den Augen wurde mir's dunkel und vor den Ohren brauste es. Tante Dorette kam mir nach, nahm nieinen Arni und lustwandelte mit mir ganz unbefangen nach einer einsamen Bank hinter einem großen, blühenden Fliederstrauch. „Liebes Kind." sagte sie mW zog mich neben sich. „Du mußt cs lernen, Dich mehr zu beherrschen. Du benimmst Dich auffällig." „Tante, mir ist so schlecht, so elend ... ich — glaube, ich bin krank!" „Krank! Unsinn: Ich weiß cs besser, was Dir fehlt." Darüber erstaunte ich doch. Da wußte sie mehr wie ich selber. „Was ist es?" frug ich ängstlich, „weshalb fühle ich mich so seltsam — so — unglückselig?" Tante sah sich ringsum, dann begann sie hastig: „Sage mir 'mal. Florentine ... ich komme, wre Du sichst, der Sache gleich aus den Grund — wie stehst Du mit Fritz Brencken?" Ich war sprachlos. Ihre Worte fuhren mir wie lauter schneidende Schmerzen in'S Herz und doch begriff ich nicht, wie sic darauf kam, mich eben nach Fritz zu fragen, an den ich seit einer Ewigkeit nicht gedacht hatte. „Sprich doch. Florcntine — Deine Träumerei ist zeitraubend. Erwache doch endlich aus diesem unfertigen Zustand und werde Dir klar über die Situation! Tn kannst doch Vertrauen zu mir haben: Deine Mutter ist schonungsbedürftig und darf in diese Assaire gar nicht eingcweiht werden. Das könnte ihr lehr schaden. Also bin ich Deine natürliche Berathcriu. und frage Dich noch einmal: bist Du mit Brencken in aller Form verlobt?" Statt der Antwort bedeckte ich das Gesicht mit den Händen, ihre Frage that mir so unbeschreiblich weh. Sie wurde ungeduldig und verlangte »och einmal, ich solle antworten, und als ich endlich „Ja" sagte, denn natürlich ist Fritz mein Bräutigam, runzelte sie die kohlschwarzen Brauen und ihr scharfes, kluges Gesicht sah ganz böse ans. Sie that nun eine Menge Fragen, aus die ich nur Ja oder Nein zu antworten brauchte. Als sie endlich fertig war, sah sie aus wie Jemand, der ernstlich nachdenkt, und meine armen Gedanken flatterten davon, sie begehrten Einlaß in Schloß Wessel, sie suchten in all' den Räumen, die wie Herr von Wilcken sagte, so prächtig sein sollen —ja, sie juchten ihn. Ob er wirklich leidet? Fiebert? Ob ich wohl deshalb so unruhig bin ? Ob er wirklich fortreist? Tantcns trockene, deutliche Stimme weckte mich. „Nun, die Sache ist denn doch nicht so ungünstig. Du bist eben noch sehr jung, das wird Dich entschuldigen und Tein übereiltes Verlöbniß läßt sich redreisiren. Hm! Also nichts mehr hiervon. Nun bitte ich Dich aber ernstlich, Flore, Dich, wenn Du glücklich werben willst, bedingungslos meiner Leitung zu überlassen. Ich will ja nur Dein Bestes, das sage Dir immer. Ich will Dein Glück. Vor allen Dingen verschone Deine Mutter mit einer Beichte dieses Konsliltcs. So, mm komm''" Ich hatte nun schon solche Kopfschmerzen, daß ich völlig Lerwirrt zu Allem Ja sagte und mich dann sortichlich. uni mich in unserem Zlmmer auf'S Sopha zu legen. Da habe ich lange gelegen wie im Halbtraum. geängstet und nach Klarheit ringend. Jetzt ist mir wohlcr. Bahamische Abendlust strömt durch das offene Fenster, am Mühlgraben schlägt die Nachtigall lo süß, in der Ferne blinken Lichte und das Wasser der wilden Wessel rauscht. Mil diesem Namen will ich schließen. Buchbronn, am 10. Juni. Heute wollte ich allein spazieren gehen. Tante erlaubte es nickt. „Unter keiner Bedingung." sagte sie; „denke dran, daß Du mir Gehorsam ve» sprachst." Ich seufzte tief auf. Ich hatte solche Sehnsucht nach dem Buchbronn — nach meiner Quelle da oben im stillen Walde — mir war, als müsse mir dort leichter um s Herz werden. Wüßte ich nur, ob er wirklich abgcreist ist. Heute kam auch Herr von Wilcken nicht. lieber mir liegt es immer noch wie ein finsterer Nebel, durch dm ich ver geblich zu sehen strebe. »8or>l«dung >»lgt>i voll k. A. LürMsr, Mvukirvk tlMM). DMIKV liorllhrlllllltMinIn'evlleroi SM l'llltro. Alleinige Haupt Niederlage für Dresden und angrenzende Ortschaften bei Herren 8edU11lls L Löruvr, vmStzii-z., 6r. kriMiZWe 16. in prachtvollen» billigen» auch gebrauchten im kirulobkiis ii Kmm-U Leili-Jnstitut. MMN»! »rauoostrassv 2. VsMiilimIisslliclie llmnelmle ru Varrvn. Beginn des Unterrichts im Winterhalbjahr Dienstag den v. Oktober d. I» Nähere Auskunft ertheilt aern n V» . Hurzn HV«1nvvIl, Direktor. I»re«ckoii-X., Struvestr. SS. Der Beginn der nächsten Kochkurse ist aus folgende Tage fest gesetzt und zwar: Für Abtheilung IX am 18. September» „ „ 1v am S8. September» ., .. 16 am 4. Oktober. Einige sunge Damen finden Pension im Hause. Näheres durch Prospekte und durch die Vorsteherin Nach I-sillvu « llioskstr ' Vaiiimvach» kaltslüffiges und festes empfiehlt SsrwLUll kovb, vi-esckeii, Altmarkt 5. Bienenhonig, garantirt rein, hochfein, 8 Psd. netto Mk. 6.— srko. Nachnahme. Heitmann, Biencnwirthschast. Brockel, Bez. Bremen. s kVv»»d.- lehr billig zu verkaufen Löbtanrrftr. SV. Gartenhaus. vi« »stt- o. ri LIu»«I»oi« in Holsroio, Protektor 9. H. Lvraox llrvvt Onvldor »u Lodl.-Plolat.» Institut ä. Vvrdsvä»» 6. 1. 6. 8olat«iv. »»ravdvn. v. 6. w. d. ll.. 6«r Kodtiou 6. Kodl.-Lolst.» liat'ort « ^ in »Hon pralal»-«» f/ö. v«raodie6ov,t«n Ov- drsu^darvEvvk« bei r««Ust«r L»äivvu»x rn Al«ürl«v Verkaufspreis« «rwossliokt «lurok äirvktoo vsrux v. ^uektvr. — I^dr-^dtdvlino» v. Staat. provw» u. L«»vävr.-L»ww«r als l«odrsnst«lt sub- vvytlouirt,». Xnslülä. 1. Loodtor, ptorä«I,»1l«r, Lut«od«« «to. — L«edtm»t»«1»l- A»odMsis Kontsvlos. — Prospekt« — ^är.r „V«rd»»R äv« PL««Re» «Redler io seo Svl»t«l»lsed«» »»««ad«», LI«»dor»." i Pt» Wiie Ackits-Mck für schweren und leichten Zug passend, werden zu KMen slliirlil. Offerten u. Chiff. «. »VVV4 Exp- ds. Bl. erb. Lroltbodsl rtsollmbsier Vbiisrtmvsror rr»llcbirm«ssar 0d»tw«s»br ri«lbobmvi»or klüobsllw«lls«r 8od««r«ll Liier Xrt Isscdevwesser Sorvdbstbvla v.r.d.ktvttsrL8odL llrbsüoo. 'Vglletr. 7. ». ci. ?o»f LsKoo. 31 Sack roher Costarico, 15 Sack roher Caracas sind sos. sehr billig abzugeben. Ges. Off. unt. V. IVVU Exp, d. Bl. und Geschirr» sowie kl. Tafel wagen (in gutem Zustandes zu kaufen gesucht. Offert, mit Preis unter «. Ml. LV postl. Bautzen KH-Ml.1i-.WcI, sofort oder später zu vergeben, haltbar u. fettreich. Off. erb. u. S. ». VS» an «t«Ii> «L Voxlvr, Zc.-Vl., »rssck«»». Sn KlaseMde» Ausfluß sind «rvtrllsr'iod« ^arolmeapstzlll lNsme geschützt, da« vielfach und «lrNich vewährteste ' — kiAlIllV. prachtv.,gea.Kasse sehr billig. Moritzstr. 18» 2. likwährteste Mittel. Erfolg über» rafchend, dal °hn« Berusdstorung a>>- g«w-n>» wild. Man verlange stell OriNrner- »>:>>, r»r»linoil»»ln und n>«is« kille« aedttch bessere ileeng »urüa. Inhalt »I» Lrhail,>»>--- soilavseU >l Sandeldl.«kalal, !» ljudebenerlrari. Preld 8,40 Vif. >»«> L». -- t.L» V». Stdalili» und lUerla»«! In den Avvidelen -Depot«: «ngel-Apotli-k» Annen-Otr. ne» kd>«l,r»>> - ^»«tbeli». lsinrclillcdloilgimtt« «»ii Uttcliill kann abgeladen werden Schandauerstraffe VS, Neubau Ja-matzi.