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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000906022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900090602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900090602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-06
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
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: iZ - Vi WM !-i K ! W ^ MÄ U-^k U Li Hjj'i L v ?S r» 'S r» «» L -s «r» <» r. l-> 6t IN das Innere des Lande? zu komme», Kapellen zu errichten und das Evangelium zu predigen. Doch sei dieses Zrrgeständniß nur ans Noch gemacht und linde den Clnneic» abgerurigen werden müssen. Wer Haus und Hof an die Mission verkauft, werde noch heute in den Kerker geworfen oder gefoltert. Diesem Nationalstolz, dieser Abgeschlossenheit entsprechen aber auch die religiösen An schauungen des Chinesen. Man habe vielfach gesagt, die Chinesen halten gar keine Religio». Allerdings passe das, was wir Religion nennen, nicht auf ihre religiösen Vorstellungen. Bei den Chinesen handelt es sich zumeist nur um eine Lebensweisheit, um gewisse Lebensregeln, nach denen man das Leben fuhren soll. Man könne sogar von drei Religionen sprechen, die der Chinese hat: dieLcbrcn des Konfntse die des Lnotse »nd den Buddhismus. Allmählich haben sich diese drei Lehren zu einem Neligimisst>stein erweitert und n. A. den Aberglauben in alle Gebiete des tägliche» Lebens hincingetragen. Cin Chinese kann allen drei Religionen zugleich angehoren, er will ihnen auch angehörcn. je nachdem die eine oder die andere seine Bedürfnisse für den jeweiligen Fall am besten befriedigt. Alle drei Religionen wende» sich gegen daS Chnslen- tbnm und haben einen Ckristenhas; in das Volk gepflanzt, wie er ähnlich nur in der römischen Kaiserzeit der ersten christlichen Jahr hunderte seine Parallele bat. Die Volksgeschichte Chinas sei uralt und gebe weiter zurück als die Israels- Die ersten Versuche zur Christianisilnng Chinas reichen bis in das 7. Jahrhundert zurück: im 13 Jahrhundert habe bereits in Peking eine christliche Kirche bestanden, die aber von den Mongolen zerstört wurde. Immer und immer wieder habe China des Eindringens der Mission sich erwehrt. Auch der Ovinmkrieg habe darin keine Besserung gebracht. England dachte damals wohl an den Opiumhandel, aber an das Evangelium nicht. Erst im nächsten Kriege 1860 wurde daS damals Versäumte nnchgeholt. Manche schöne Zuge finden sich aber in China trotz des allgemeinen Hasses gegen das Christenthnm von dem Verlangen nach den Wahrheiten des ewigen Lebens, und die Zeit werde kommen, wo auch in China das Evangelium Eingang finde und daS Zeichen des Krenzcs über das des Drachens siegen werde. schließlich widersprach Redner dem durch einen Tbei! der Presse gegangenen falschen Urthcil, das; innere evangelische Mission für die Wirren in China, für das Blutbad, das dort angerichtet worden sei. die Verantwortung trage. Der Herr Vortragende ver wies hierbei auf die Schrift von Prof. Tr. Warneck über die tbinesnchc Mission und betonte ausdrücklich, daß die evangelischen Missionare nie Helfershelfer der Politik gewesen seien. Herr 1'. Panl-Lorenzkirchc» gab einen Neberblick über den Stand der Mission in den deutschen Kolonien, aus dem hervorgehoben sei. das; seit Beginn der kolonialen Bewegung im Jahre 1884 das Miisionswerk in den Kolonien nnsjerordentlnh gewachsen ist. Es giebt kein Stück auf der Erde, welches in dem kurzen Zeitraum von 15 Jahren soviel Missionsanfängc aufzuweisc» hat, als die deutschen Kolonien. Es sind aber nur Anfänge und es wird noch längerer Arbeit bedürfen, bis das Evangelium dort zum Sieg ge langt. Jede Missionsstation in Afrika koste jährlich 10,000 Mk., und unsere Missionsleistungen müsse» noch ganz erheblich wachsen. Viel Schaden werde der Mission durch unchristlich lebende Euro päer zngefügt, und es müsse verhindert werden, das; in unseren Kolonien schlechte Leute leben, vielmehr sollten nur die besten Elemente hinkommen. Der evangelischen Mission in unseren Kolonien drohe von Seiten Roms eine Gefahr, die von de» Meisten gar nicht erkannt werde, insofern sich die katholische Mission leider immer dorthin wende, wo die evangelische Mission schon lange einen feste» Sitz habe, sich immer angenehm zu machen t suche, aber nur oberflächliche Erfolge erziele, wogegen die evan gelische Mission gründlich arbeite und die beste Fienndin der Kolonialpolitik sei. Kolonialvolitik und evangelisches Christenthnm gehören zusammen. Schließlich erstattete Herr Pastor Schcinz- Dresden ausführlichen Bericht über das zu Pfingsten statlgefnndene Missionsiahrlmndertfcst in Hcrrnhut. Mit Gesang und Gebet fand diele öffentliche Missionsversammlung, die des Interessanten außerordentlich viel bot, »m 10 Uhr ihr Ende. — Heute Vormittag !) Uhr trat ebenfalls im großen Saale des Vereinshanses die Dresdner Pastoralkonferenz, welche von 200—800 Per sonen besticht war, unter dem Vorsitz des Herrn Konsistorialrath Superintendent v. Bear zusammen. Dieselbe wurde mit gemein schaftlichem Gesänge und einem von dem Herrn Vorsitzenden ge sprochenen Gebet eröffnet. Nachdem derselbe herzliche Worte der Begrüßung an die Erschienenen gerichtet, sprach Herr Privatdozenl Lic. thevl. v. Böhmer-Leipzig in interessanten, wissenschaftlichen, mit lebhaftem Beifall aufgenommcnen Ausführungen über neue Funde und Forschungen auf dem Gebiete der ältesten Kirchen- geschichte, welche zeigten, welch' große Fortschritte die Kirchen- geschichtc in den letzten Jahren gemacht hat und an denen besonders der bedeutende Auftchwnng der orientalischen Philologie, der es heute ermöglicht, die ältesten Schriftdenkmäler zu lesen mw zu deuten, einen ganz wesentlichen Antheil hat. Dem Herrn Vor tragenden wurden durch den Herrn Vorsitzenden herzliche Dankes- wortc ausgesprochen. An der sich an den Vortrag amchließendca Debatte betheiligten sich die Herren Pastoren II. Schmidt, Paal und der Herr Vortragende. Unter Gesang und Gebet wurde die Ver sammlung gegen i/»l2 Uhr geichlvsscn. — Heute Nachmittag werden die kirchlichen Septembcrfesie durch einen um 4 Uhr in der Frnucn- kirche stattfiudcnden Festgottesdienst zur 81. Jahresfeier des evan gelisch-lutherischen sächsischen Hauptmissionsvercins ihren Abschluß finden. —* Der für den 19. Reichstags-Wahlkreis errichtete sozialdemo kratische Wahlverein hat in Oelsnitz i. E wiederholt Versamm lungen abgehalten Deshalb hatte der dortige Gcmeindevorsiand die Einreichung eines Mitglieder-Vcrzeichnisses gefor dert. Die hiergegen erhobene Beschwerde hatte die Amlshnupt- niannschaft Chcmuitz verworfen. Es wurde vom Verein nunmehr die Entscheidung der Kreishauptmannschast Zwickau angcrusen Sim des Köllns „nd öffentlichen Unterrichts brachte er im Januar 1849 seine Vorschläge für die Nengründung ein, denen sich die Gut achten der chlrnrgisch-medirinischen Akademie befürwortend an- scblassen. Die Vorlage, welche nun das Ministerium auSarbeitete, fand die Zustimmung der Kammern, 4350 Thaler werden bewilligt, und die Anstalt im sogen. Menagerirgarten i» Friedrichstadt an gelegt. Zum Leiter war der Turnlehrer des Dresdner Turnvereins iheute Allgemeiner Turnverein! Eduard Lehmann und für die anatomisch-phpsiologffchen Vorlesungen Dr. Günther bestimmt. Am 16. März 1849 wurde zur Betbeiligung an den Kursen auf- gesordert. aber die Eröffnung unterblieb in Folge der Maiereigniffe des Jahres 1849, in die besonders Lehmann verwickelt war. Er ging nach Amerika, Prof. Köchlt, nach Zürich, und erst am 28. Oktober 1850 Nachmittags 4 Uhr fand die Eröffnung der An stalt durch Gekcimrath Dr. Meißner statt. Zum Direktor war Moritz Kloß aus Zeitz berufen worden. —* Aus Anlaß des Kon stitu tions festes brannten gestem Abend auf den öffentlichen Plätzen die Gasphramiden und Gasflambeaux. —* Nus den amtlichen Bekanntmachungen. Mit der Anhebung der Hospitalsiraße. zwischen Unterem Kreuzweg und Wasserstraße, und mit der Asvhalttrung der Reichsstraße, zwischen Schnorr- und Neichcnbachstraßc, soll am 17. September begonnen werden. —* Durch die jetzt erfolgte Aufstellung von zwei Fahr karten-Automaten im Hauptbahnhvse an Treppe Ader Südhalle Kat die Slaatsbahnverwaltung wiederum eine Erweiterung im automatischen Fahrkartenverkauf geschaffen. Diesen Automalen können Fahrkarten nach Niedersedlitz und Mügeln entnommen werden. Nach Einwnrf eines 50 Psg.-Stückes erhält man von der einen Verkaufsstelle eine Rückfahrkarte nach Niedersedlitz und 5 Psg. in Baar zurück, während der andere Automat Fahrkarten nach Mügeln abgiebt. Für 1 Mk. erhält man eine Rückfahrkarte und 35 Psg. in Baar wieder. —* Pvli; eibericht. 5. September. In der Nacht zum 28. v. M. ist auf hiesiger Vogelwiese ein ziemlich neuer sogen. Steinwagen ohne Bock — der rechte Banm ist rund, der linke viereckig und in der Mitte angebrochen, an letzterem befindet sich der Name „Ernst Pietsch, Dresden-Pieschen" — abhanden ge kommen und vermuthlich gestohlen worden. Sachdienliche Mittheilnngen über den Verbleib des Wagens werden an die Kriminalabtheilung der König!. Polizeidirektivn erbeten. —* Der Maschinenschlosser OskarDöltsclic aus Coswig stürzte gestern Abend gegen 10 Uhr. nachdem er einen Wagen der elektrischen Straßenbahn Mickten—Kötzichenbroda überholt batte, von seinem Rade ans das Gleis. Dem Wagenführer war cs nicht mehr möglich, rn halten, und Döltsche mußte arg ver stümmelt unter dem Wagen hcrvorgeholt werden. Das rechte Bein war unterhalb des Knies völlig zerschmettert. Außerdem stellte der hcrbeiacrnfeiie Arzt eine starke Verletzung des Rücken- m ailS fcst. Nach Anlegung eines Nothverbandcs wurde Döltsche in daS städtische Krankenhaus überführt. —* Herrn Dr. Eduard Blockbaus in Leipzig wurden ans Anlaß seines 50jährigen Vernfsiubiläums von verschiedenen Seiten herzliche Glückwünsche dargebrackit, so vom Deutschen Bnchdrncker- vcrein und vom Vorstand des Borsenvereins der deutschen Buch händler. Wetterbericht der Hamburger Tecwarte vom 6. September. DaS Marinmm des LustdnickS mit 77» Mm. rulit noch immer über Irland, daS Minimum mit 748 M. ist dagegen nach Nordfinland gedrückt morgen. In Deutichland ist cs ziemlich kübl, im Norden trübe, im Süden vielfach beiter. An der Küste Kerrschen ziemlich starke Westwinde. — Wnhrschclnlich ist molkiges, ziemlich lühleS Weller niit etwas Ncgen, besonders sür Nord deutschland. genehm. Ihnen diesen Beweis melner Wertschätzung zu einer ZrN zu geben, wo da« so glücklich zwischen Frankreich und Rußland bestehende vollständige Einvernehmen mehr denn je seinen wohl- thuenben Einfluß nicht allein auf ihre direkten Interesse», sondern auch auf die Ausrechterhaltnna des allgemeinen Frieden- au-üben kann, der uns in gleicher Weise am Herzen liegt. Mit wirklichem Interesse verfolge ich den Erfolg der glänzenden Ausstellung, auf welche Frankreich mit Recht stolz ist. und ich brauche Ihnen nicht erst daS aufrichtige Bedauern auSzndrücken, daS ich ebenso wie die Kaiserin empfinde, in diesem Augenblick Paris nicht besuchen zu können. Aber aus der Ferne wie in der Nähe an Allem, was Frankreich betrifft. Thctl nehmend, nehmen wir mit um so ' was zu seinem Ruhm und zu semrr Handschreiben an Loubet macht tarken Eindruck. Wohl wird daS Wort „Bündniß" auch in diesem Schriftstück vermieden, wohl vereitelt cs die Hoffnung auf den Czarenbesuch. wenngleich mit der Milderung „in diesem Augen blick". an welche drei Trostworte einige Blätter sich noch klammern möchten, aber es spricht von den Banden herzlicher Freiindschast, die Frankreich und Rußland verknüpfen, von der ^ hergestellten Ueber- " ' en Einfluß aus- . last des Czaren. Ileberdirs bezeichnet« Botschafter Urussow in seiner Ansprache Frankreich ausdrücklich als verbündetes Volk tnation aMba». Minister Witte's Anwesenheit bei der Ceremonie in Rambouillet wird gleichfalls politische Bedeutung zngeschrieben. x Afrika. Eine Depesche des Feldmarschalls Roberts aus Belfast vom 3. September besagt: Da Buller bei seinem Vor marsch ans Lydenbnra den Feind direkt vor der Front in einer starken Stellung vorfand, die er nicht umstehen konnte, sandte Ich beute eine Kolonne ab. um ihn zu unterstützen. Am 2. September wurde von den Buren auf der Pctrusbnrg-LInie ein Eisenbahnzug, niit welchem Truppen befördert wurden, zum Entgleisen gebracht. Tmiesqckchiklite. x Deutsches Reich. Der Gouverneur von Dentsch- Ostafrika Generalmajor v. Liebert ist, von Neapel kommend, in Berlin eingetrosscn. x Ter Polizeipräsident von Berlin bewilligte die Bildung einer Sachveiständigeii-Kommission nii§ den Mitgliedern des Goethe-Bundes, die in zweifelhaften Fällen die Polizei- organe mit ibrem Nrtbeil unterstützen soll. x Die Thphusepidemie im Mülilheimer 65. Infanterie- Regiment nimmt beständig zu. Täglich werden weitere Er krankungen gemeldet, bisher sind zwei Mann verstorben. In das Kölner Garnisonlazarrlh wurde mich ein Offizier einacliciert Die Mühlheimer Kaserne ist für den Verkehr mit der Civilbevölkeiung streng gesperrt. x Im Hinblick auf die P e ste r k ra n k n n g en in England beben die .Beil. Polit. Nachr." hervor, daß in dem Reichsgesetz über die Bcfämvstliig gemeingefährlicher Krankheiten der Bnndes- inlh erniächligt sei. die geeigneten Maßnahmen zu treffe». Tn das Gesetz erst vom Juli 1900 datirt, seien indessen noch keine ent sprechenden Vorschriften ergangen. Ties werde aber eine der eisten Anfgaden des Bniidcsrgths bei seinem Wiederzuicimmentritt lein. Bei direkter Eimchleppnngsgcscihr gebe das Grieß übrigens schon jetzt Handhaben zum wivicigen Eing-eiscn, zumal mich der zunächst bedrohte Ernzelstnai im Einvernehmen mit dem Reichs kanzler festgesetzte Vorschriften durchführen könne x Ungarn. Um die Mitte des vorigen Monats soll in Pest eine Vcisainmlung von Anarchisten statlgcfnndcn haben, in welcher auch ein Anschlag gegen das Leben des Fausten Ferdinand von Bulgarien beschlossen worden sein soll. An der Versammlung solle» 50 Anarchisten aus Rußland, Deutschland und Italien theil genommen haben. Einige Anarchisten sollen sich am Tage »ach der Schließung der Verhandlungen nach Bulgarien begeben haben. Die übrigen Theilnehmer der Versammlung seien thcilS nach Rußland. Italien und Deutschland abgereist. Die Polizei hat-begangen wurden st'eie verfügte, daß als Ortsbchördc im Sinne des Vereins-: sofort die energischsten Nacbsolschmiucn cingeleitct, über deren Er- gesetzes nicht der Gemeiiidevorstand. sondern die Amtstimwlmmin- - gebniß jedoch »och nichts bekannt ist. Der Krieg in CAina. x Wie erwähnt, berichtet der „Ostas. Lloyd" über die P l ü ndernng der Chinesenstadt Tientsin durch Franzose». Eng länder. Amerikaner »nd Russen. Die mündlichen Berichte wieder- maebcn, die vo» Augenzeugen nach Shanghai gebracht sind, tränkst sich, schreibt der „Ostas. Lloyd", die Feder. Wie cs aber in Tientsin zugegangell ist. davon erhält man einen Begriff ans dem folgenden Schreiben, das dem Blatte von befreundeter Seile zur Beringung gestellt worden ist: Tientsin. 16. Juli 1900. Sofort nach Besetzung der Ehinesenstadt iah man Leute, die während des BombardcinentS nur in den tiefsten Kellern zu finden gewesen waren, dorthin ziehen und schwer beladen niit Beute aller Art, namentlich aber Silbcr-Sycces. helmkommen. Die Freude dauerte indessen nicht lange. Bailie. der englische Oberst- konimandircndc in der Stadt, »ahm den Räubern Alles schnellste»? wieder ab. Keiner von ihnen hatte auch nur eine Hand gerührt in Zeiten, als die Lage für uns Alle recht gefährlich war; das hinderte sie aber nicht, sich an der Plünderung zu bethciligen und dabei gründliche Beule zu machen. Alles ihnen wiedembgenom- mene Geld und Silber fällt dem Kriegssonds zu. Das Abnehmen war übrigens sehr einfach. Ehe man sich dessen veriah, erschien Kapitän Bailie mit den Warten: blverv kockv ia tbw place ig arrc-stsäDann winde» Thüren und Tbore besetzt und gründliche Hanssiicluliig vorgenoinmcn Am meisten enttäuscht war ein eng lischer Berichterstatter, der sich Sucres im Wcrthc vo» 28.000 Tacls mühsam helbeigeschleppt hatte Heute tritt in dieser Sache ein Kriegsgericht zusammen. Sonst kann ich nicht viel berichten. Es brennt, rings umher, wohin man auch sei» Auge wendet. Auch ein Tbeil der Ehinesenstadt steht bereits in Flammen. Die Luft ist ganz entsetzlich. Zn der ganz enormen Hitze kommen nach die üblen Geinchtc der Leichen und des Feuers. In »nsercm Bureau sieht es wüst ans. Ich kann keine Safe öffnen, da alle Griffe abgehanen und die Safes selbst »mgcschmiffen sind. Die süininl- lichen deutschen, in der sranzösi'cheir Niederlassung ansässigen Famen haben nach Rücksprache mit dem deutschen Konsul durch ihn ein Schreiben „n den französischen Generalkonsul gerichtet, in dem sie Schadenersatz beanspruchen. In einem weiteren Schreiben vam folgenden Tage heißt es: „Ich muß Ihnen heute die traurige Mittheiluny mache», das; inzwischen unser ganzes Haus vollständig van den rim'iichcn und französische» Soldaten nnsgeranbt »nd alles Mobiliar gewnttsmn demvlirt worden ist. Alle Safes sind eben falls erbrachen und ich bin letzt bemüht, wenigstens »rffere Bücher zu retten." Dom französischen Konsul war keine Hille zn er langen : und der deutsche und der russische konnten nichts machen. Konsul Dr. Zimmcrmann hat sich aber die zerstörten Plätze an gesehen und ist dann persönlich im französischen Geiierastoninl Cvmte du Ehaylnrd gegangen, der ihm versicherre. daß die Ansprüche der denlschcn Firmen, fnlls sie vom deutschen Konsul gegcnge,zeichnet würden, genau in derselbe» Weise von ihn, bei seiner Regierung verttetcii wüldcn, als kämen sic von französischen Filmen. x Einer vom Krlegsamt in Washington veröffentlichten ver stümmelten Depesche des Generals Chaffee ans Peking zufolge sind die Feindseligkeiten Ihatjächlich eingestellt. Eine kleine chinesilcde Triippenablheilnng wurde längs der Verbindungs linie vargeslinden. China hat ungefähr 50.000 Mann reguläre Truppen. Ebaffcc hält 5000 Man» amerikanischcl Truppen für genügend. Wenn die Truppen in Peking bleiben, müßten sie in j Zelten überwintern. Tas Wasser des Flusses fällt Die Eisen bahn wird nicht wiederhergeitellt, bevor der Fluß gefriert. x Ans Shanghai eingetroffene Berichte schildern entsetzliche G r e ir e l tb n te n. die n» den Missionaren in cillerneueiicr Zeit Zu Taiyuaninh, der gegenwärtigen Residenz schaff nnziiielre» sei und daß daher das Mitgsicderveizcichnrß nicht x Frankreich. Ter Wortlaut des Handschreibens des vom Keiiicindevorstand oder auf dessen Betreiben für ihn gefordert! Kaisers von Rußland an den Präsidenten Loubet ist nachsolaender: Herr Präsident! Sehr lieber und großer Freund! Die Gefühle, die ich Ihnen persönlich eittgegcnbringe, und die Bande herzlicher Freundschaft, die Fiankreich und Rußland verknüpfen, haben mir den Wunsch eiiigegebcir. Ihnen den kaiserlichen St. Andreas- Orden zu veileihcn. dessen Insignien Ihnen gleichzeitig mit diesem ir ganz besonders weiden könne. —"Die h i cs i g e K ön ig l. Turn lehrer- Bildun gs- anstaIt, die am 26. und 27. September ihr Mjährigcs Jubiläum feiert, verdankt ikie Enlslehnnq dem Prvsessor Köcb!». einem Manne, der in der Tiiingcnchichle der vierziger Jahre eine hrrvvr- ragende Rolle spielte. Rach seiner Bcinfnna in das Ministerium Schreiben nbeneichl werden. Es iff mir an der Kaiserin, wurden 50 Perioncn abgeichlachlct und ihre Leichen den Hunden vorgeworfen. Vier Frauen wurden den Boxern aus- aclicfett. vielfach vergewaltigt und in unbeschreiblich bestialischer Weise gctödlel. In Ehnchan wurden 14 cnginchc Missionare und 6 Frauen und Kinder mit Heugabeln erstachen und Nachts ge hängt. I» Shanghai herrscht die größte Erbitterung. Die Euro päer werden durch Plakate zum entschiedensten Widerstand gegen die Räumung von Peking aiisgefordert. die nur das Signal zu neuen Greueln geben würde. Im Eingeborenenviertel werden Bilder verkauft, in denen chinesische Siege verherrlicht werden. gesessen, vom Schweiße triefen. Ein alter Kapitän ist ohnmächtig van der Hitze vom Pserdc gesunken; man hat ihn in eine Hausflur gebracht, wo er wie leblos daliegt Ein Mar», seiner Schwadron, auch ein Bild der Erschöpfung, lehnt als Wache an dem Thür- Pfosten und jammert in einem fort: „Sion pauvro Onpitnins!" Endlich kommt der Abend, mit ilrm ein wcnia Knlrlc, aber auch ein beispielloses Gedränae. Vom Gehen ist keine Rede mehr: rrrair wird geschoben Es beginnt rinn die Jagd nach einem Fiaker, und endlich gelingt es, einen zu erobern. Ter Kutscher, ein innger eleganter Mann, ist zwar etwas angetrunken, aber danach fragt man nicht. Vorwärts! Wir sind ans dem ffoulovarck ävs Italiens Schon wiegen sich die herrlichen Blumenketten mit den elektrischen Sternen und Sonnen über Miseren Häuptern. Wir sind z» Dreien und fahren wie eine Hcrrschersamilie inmitten einer wogenden und jauchzenden Menge. Jetzt hat die Festfreude zwar den Höhe punkt erreicht, aber unser Wagen hat auch seine Bcstrmmuna voll ständig verloren — die Räder drehen sich nicht mehr, der Kutscher senkt machtlos die Peitsche, wendet sich lnstia zu nirs und rnsl resignirt: ..VmIL colls!" Und wir sitzen i» dcr That wie festgcleimt irr der Kuo rnval, unmöglich vorwärts oder rückwärts zu kommen, hinter irnS irr leuchtenden Linien die Illumination, die herrliche Madelaine, vor uns der Concorberrplatz mit de» irr tausend Farben und Lichtesfekten spielenden Fontaine», den schlanken, tarnend- jähriaen Obelisk irr der Mitte. Es wogt und braust und saust, es schwirrt und klirrt um mich; Feuergarbcn überall: jauchzende Stimmen erklingen, abgerissene Laute rnnschender Musik ertönen über den Platz aus den lustigen, vornehmen Etablissements der Clinmps-Elysees. auch Nationallieder hört man, überall Freude, Freiheit und Jubel. Aber wir sitzen fest! Fast eine Stunde müssen wir so eingekeilt verweilen. Da macht unser lustiger Rosse- lcnker plötzlich eine letzte verzweifelte Anstrengung, seine Rosinanie bäumt sich, er schwingt die Peitsche, es entsteht eine kleine Bresche in der Mauer dieser rrngezühlten Menichenlerber — noch eine kühne Schwenkung »nd unser Kutscher jagt durch kleine Nebenstraßen aus llmweacn nach den Orrai«, um von dort nach dem Concorvenvlatz zu kommen. Bald sind wir dort. Tie rauschenden Fontaine» grüßen mich, unbeschreiblich ist der Anblick dieses Platzes, märchen haft schön dehnen sich die Champs-Elhsses aus — ich bin in Tarnend und einer Nacht! Um und über den weiten Platz schweben Tausende aus Milchglaskugeln gebildete herrliche Guir- landen. die Wasser der Jontainen werden bunt beleuchtet, aus un zähligen Lichtkörpern sind französische Wappen und Trikoloren gebildet Die schier endlose Allee bis zum Trilimplibogen. fast 2 Kilometer lang, ist mit denselben schwebenden Lichtgnirlanden geziert, wie der Eoncordenpiatz. aber noch mehr gehoben durch das diuikle G-nn der dahinter ausraaenoeii Bäume, rn denen, bis in die höchsten Gipfel, vurpurrvthe runde P.rvierlaterneir eingestrent sind, die den magischen Effekt dncch ihr mattschimmerndes Licht noch bedeutend erhöhen. Wie Rielenvecleil glänzen diele matten Kugeln, und die Laternen schweben gleich kolossalen Rubinen darüber, von dem Smaragd der Bäume sich hcrauSkebend, wie ans einer Edelstkiniaffnng. Die zarten Linien des HanpteirigangeS zur Ailsircllimg sind alle mit elektrischen Lichtern nachacjvgen, die Piloten r.echlS und links sind transparent. rS leuchten durch sie lichte, zarte Rococosarben — ein reizender Anblick! Um dem aanzen Bilde aber den Zauber des Märchenhafte» noch mehr anf- zudrncken, um, wie in einem Zaulrerstück. Himmel und Erde zn verbinden, so fallen von dem dnnkclnächtigcn Himmel riesige Kelten wie von Diamanten gebildet herab, leuchtend und sprühend, aber unbeweglich: sie gleichen einer Himmelsleiter, an der über irdische Wesen licrunterrteigen in die mcirschenbeivoh'lteir Thäler. Diese Kelten sind die Tausende vo» elektrischen Lampen, mit denen der Eisfelthurm an seinen vier Kanten geziert ist. Der ganze mächtige Bau ist in leinen Umriffen feurig Hochgebildet, auf seinem Haupt eine Strablenkrone tragend, deren Lichtschein im bunten Wechsel elektrischen Lichtes Platz und Häuser, Menschen und Bäume mit märchenhaftem Licht übergießt. Man ist geblendet von all' der Schönheit auf diesem einzigen, unbeschreiblich schönen Punkt. Das kann eben nur Paris bieten ! Ich kann nicht mehr scharren, ich schließe die Augen: wir fahren, müde von all' den Herrlichkeiten, nach den Boulevards zurück. Ader auch hier hat das Wogen der Menge kaum nachgelassen, obgleich es schon spät in der Nacht ist. Ans und ab drängt und stößt es sich — die fliegenden Künstler geben hier vor den Caiss und Restaurants ihre letzten Gastspiele: Cin Teppich wird aus- gebreitek. von kaum S Fuß Länge, mitten auf dem Trottoir, aut ein Geigen- und HarmonikavirtuoS: auf diesen folgt ein Savoyarde mit tanzenden Affen; cin alter Mann mit weissagenden Kanarien vögeln humpelt herarrz ein Springer wirst seinen Ro vgl voltigirt im Tricotkostüm über als Zuaven angezogen, singen Rock ab und che und Stühle: kleine Kinder, mit greulichen, auSgedörrten Stimmen, indem sie sehnsüchtige Blicke auf Wein und Bier ricksten. Ich retirirc vor diesem Höllenlärm in eine Nebenstraße, komme aber, o weh. ans dem Regen in die Traute, denn dort ist trotz der Enge ein Orcheuer aufgciclstngen, und eine über die Straße gezogene elektrische Jmchrist besagt: „Ball". Man tanzt und rchwcnkt sich und lanchzt. Dasselbe Bild bietet sich in fast allen Straße», die von de» großen Boulevards sich seitwärts ziehen. Ans den Polksvlätzen selbiwerständlich Ball, vor den öffentlichen Gebäude» Ball, vor den CasoZ und Restaurants Guitarre. Geige »nd Ball — Alles tanzt heute Nacht, jubelt und freut sich des schönen Lebens, ohne in Rohheit anszuarkcn; es ist eine kindliche Fröhlichkeit, die unwillkürlich milreißt, die sür cin io knltivirtes Volk, wie die Franzosen, überraschend im höchsten Grade wirkt. Nun ist cs 2 Uhr geworden und noch kein Ende. Immer noch flammt die Beleuchtung, klingt die Musik, jauchzt die Menge: nur die Schaar der Bankisten und Bänkelsänger hat sich jetzt ge lichtet. entsendet aber noch immer de» einen oder den anderen Jünger Apolls, der sich bemüht, die Leute zu ergötzen und seine Einnahme zu vermehre». Da humpelt aus einem Bern mit mn einem Auge, fast in Lnmpen. auch ein alter Mann noch herbei. Er nimmt seinen Hat ab. graue Locken fallen auf die Schaltern: mit schönem sonoren Organ theilt er mit, daß er uns eine Ballade Vorträgen wird, die Ballade von .Leus und dem Dichter". Ein Dichter, hebt er an. ist gestorben, kommt vor den Thron des ZmrS: der Welt .DaS mac lethan. en viele? ant- dieser fragt ihn, was er denn auf habe ich gemacht," sagt der Dichter. wartete Zeus. „Ich habe auch Heldengedichte geichrleben." .Da gilt uns schon etwas, aber nicht genug," entgegnet der Gott. „Nömertragödien habe ich gedichtet." .Das machen Alle." erwidert ZenS, unangenehm berührt, „was hast Du mehr geschaffen 7" .Die Marseillaise habe ich gedichtet." — „DaS? ruft Aeu» freudig, „das ist eine Thal, dafür winkt Dir der Himmel, komm, tritt ein!" — Der arme Sänger unv Recitawr ist zu Ende, er lammest ei». Der Mond scheint silbern aut rein «rgrantes Haupt unv webt eine Aureole um sein kummervolles Antlitz. Mit de« schlichten Stotze eine- Barben entfernt er sich. Der Morgen dämmert, der Tag der Bastille. daS Natkonakkest. beginnt endlich einzuschlafen — nur leise, aber bestimmt, gleichsam als ob eS mahnen wollte, wach zu bleiben, tönt es im Liede vom Ballplatz der Rue Favart über die Boulevard- herüber: ^Lur »rwss. dtozwus — t'ormsr vos dstLltiolls".... eS istI die über der Republik wacht l Gustav >s herüber: „Lurc istd^Marsetöatie.^
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