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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000906014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900090601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900090601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-06
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
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dresdner Nachrichten. Nr. 248. Seite 2. >^l Tonnerstag. 6. September 10UV daß ab Hamburg. Hiesige Finanzkreise erfahren aus Pari-, eine russische Anleihe daselvst durch das HauS Rothschild geschlossen isl, und zwar betrügt die Anleihe 500 Millionen Francs zu 4 Prozent, der Emissionskurs ist 95 Prozent, die Plazirungs- kominissio» 2 Prozent. Die Anleihe soll eine Hnvothek aus neu zu bauende Bahnen darstellen. Die Emission erfolgt durch die Bankhäuser Rothschild. Credit Lvonnaile, öaogiis äs Paris st äes pazrs bas. Köln. Die „Köln. Ztg." wendet sich in scharfen Worten gegen die ausländische» dlusstrcuuiigcn, der Czar habe durch die Znnickziebung der Truppen sich dafür rächen wollen, daß Kaiser Wilhelm die Ernennung Waldersecs aus die Initiative des Czaren zurückgeführt bade, und sagt: Wenn durch die Haltung einzelner Mächte anscheinend die Einigkeit erschüttert werde, so seien nicht persönliche Empfindelcien. sonder» Erwägungen der Grund, welche der natürlichen wenn auch egoistischen Intercsscnpolitik entspringen Eine solche Wendung lei zwar unersrenlich, sie war aber voraus Zusehen und bringe den peranlwoitlichen Leitern nichts Neues Die Wirkung, welche Rußlands Vorschlag aus die Chinesen aus- geübt, sollte indeß Europa stichig machen: es stehe denn auch zu hoffen, daß dasselbe namentlich aus Rußland Eindruck machen werde. A s ch a s fen b u rg. Bei einem in vergangener Nacht in der Wirthschaft „Deutscher Hof" ausgebrochenen Feuer ist der Magazinier Tech erstickt. Zwei Frauen wurden als Leichen in der Brandstätte gefunden Wien. Der „Neuen Freien Presse" zufolge ist die Auslösung des Abgeordnetenhauses bereits vollzogen und die bezügliche Kund machung nahe bevorstehend. Die Ausschreibung der Neuwahlen Wird der Bekanntmachung der Auflösung in kurzer Zeit folgen. P e st. Vor ungefähr 10 Tagen sollen die Signatarmächte des Berliner Vertrags die Intervention im rumänisch-bulgarischen Konflikt übernommen haben. Nachdem aber der Schritt bei der bulgarffchen Regierung reiultatlos geblieben sei. weil dieselbe zögere. Genngthuung zu geben, gilt es für wahrscheinlich, daß die Mächte bald von einer weitere» Intervention alffehen und es Rumänien überlassen werden, sich selbst event. mit den Waffen Geniigthiinng zu verschaffe». — In Rumänien wurden mehrere bulgarische Geueralslabsosfiziere als Spione verhaftet. So oft rumänische Schiffe die bulgarischen Donaustädte paisiren, finden feindliche Demonstrationen gegen diese statt. Paris. Reichskommissar Richter tbeilte den deutschen Aus stellern mit, daß Kaiser Wilhelm seiner lebhaften Befriedigung über die deutschen Ersvlge aus der Pariser Weltausstellung Ausdruck gab. Pari s. Der Kongreß der englischen Handelskammern wurde heute srüh im Pavillon deS Koloniatministeriums auf dem Trocadero eröffnet. Handelsminister Millcrand hieß den Kongreß willkommen und fügte hinzu, der Kongreß in Paris sei an sich die beste Ant wort für Diejenigen, welche sich bemühten, Zwietracht zu säen zwischen zwei Völker, welche geschaffen seien, sich zu verstehen und zu schätzen und die so viele Handelsinteresscn unter einander ver bänden. R o m. Die beiden Amerikaner Harrv Hengel und George .Loughnch vom geistlichen Seminar in Eichstedt, welche sich in den Katakomben Santa Domitilla verirrten, wurden während der Nacht von mehreren deutschen Kameraden unter Fühlung des Archäologen Maruchi gesucht und heute Morgen um 3 Uhr von diesen aufgesunden. Antwerpen. Der Dampfer „Stuttgart" mit den aus China znrücklehreudcn deutschen Soldaten ist heute Vormittag nach Bremen abgegangen. London. Ei» Telegramm des Korrespondenten des Reuter- scheu Bureaus in Pretoria, in welchem er über die jüngsten von den Buren zur Zerstörung der Eisenbahnlinie unternommenen Strcif- züge berichtet, wird gesagt: Buren, die, wie mau annimmt, unter dem Befehl Dewet's stehen, haben die Eisenbahnlinie an zwei Blähen im Oranje-Freistaat nördlich und südlich von Kronstad zer stört. Sie erbeuteten einen Eiseubahuzug und zerstörten die Eisen bahnlinie bei Standelton, doch ist diele bereits wieder herncstellt. Die britischen Truppe» haben im Ganze» 19 Magen mit Vor- räthcu und 25 mit Artillerie-Material, aber keine Munition, ver loren. In dem betreffenden Telegramm heißt eS dann weiter, daß die Meldung. General Telarcy sei gefallen, in Pretoria mit großem Bedauern ausgenommen wurde, da Delarch ein tapferer General war, der immer in der schonendslen Weite vorging. In Bloem- fontein herrschte am letzten Sonntag großeAufregmig, als gemeldet wurde, daß eine Burenabtheiluiig bei Thabanchu ausgetaucht lei. Bruce-Hamilton rückte am Sonnabend nach Thabanchu vor. Eine fliegende Kolonne hat Bloenffontein am Sonnabend verlassen. Ein Gefecht hat zwischen den Wasserwerke» und Thabanchu slatt- gefundcn. — Aus Maseru vom 2. September wird genicldet: Buren unter dem Befehl des Kommandanten Fougie verlangten beute früh die Ncbergabe von Ladhbrand. doch wurde diese ver weigert. Hierauf wurde die Stadt beschossen. Kapstadt. Die Belagerung von Ladhbrand ist aufgehoben. Pretoria. Der Burengeneral Dclarey soll an den Wunden gestorben sein, die er in dem Kampf bei Elandsrivcr erhalten hatte. Lourengo Morgue s- Eine Anzahl Buren zieht von Lhdenburg nach Swaziland. Es verlautet, ein starkes Buren kommando stehe in Offwek in der Nähe von Darkcston unter Kommissar Krogh. Dic Swazi plündern das Eigenlhum der Buren. strtMkfurr a. M. «Cchlutz.» vred,» 209.50. Trsconro . LreLdner Bank . LtaalSbahn 112.70 Lombarden 26,SV. Laurahütte 202,50. Ungar. Gold —. Porwgieien . Still. Bariö. i'.r Uhr NaLniittlisiS., Rente 101,00. Italiener 93.65. Spanier 73.60. Portugreien 23.60. Türken 23.40. Türkenloole 115,20. Ottomanbank 543.00. Staats, bahn 715,—. Lombarden 143,—. Behauptet. Bartö. Droduttenmarkt. Wetten per September 20.05. per Jan.--April 21.60, bev. Spiruu» orr September 36.00. ver Jan.-April 34.00, ruhig. Rüböt per September 67,50, per Januar-Avril 68.00, behauptet. A"sterdam. Produkten - Bericht. Weiten per November 163,0V, per März träge. Roggen per Oktober 131,00. per Mär» 132.00, flau. ' ' London. Produktenbericht. Sämmtliche Gettetdearlen ruhig. Stadtmehl 25'/« bis 3V Sh. — Wetter: Schön. " nun — und da» Ist da» Wesentliche — kommt in so gediegener > reicher geworden, für dessen Weise Alle» da- zu Worte, was die moderne Kunst zu lagen weiß, daß iondern vielleicht noch mehr dem Kiv. cr—--.-c- >>!- m—!.r—- parochie zu danken ist, der all' den neuen Bestrebungen der und sonstigen Künstler berrltwllllgst entgegengekommen ist. Oertliches nnd Sächsisches. — Se. König! Hoheit der Gencralfeldmarschall und General- Inspekteur der 2, Armee-Inspektion Prinz Georg wird heute Voimittag den Manövern der 03 Jnsantene-Briqade bei Stülpen beiwohnen. Abends begiebt sich Se. König!. Hoheit nach Chemnitz, um am Freitag Vormittag den Manövern der 48. Infanterie-Brigade bei Ekcmnitz heizuwolinen. In der Be gleitung befinden sich Oberst nnd Chef des Genemlztahes v. Carlvwitz und Hauptmann im Gcneralstab Frotscher. — Ce. Majestät der König hat den Krv »Prinzen des Deutscden Reiches und von Preußen. Kaifcrl. König!. Hoheit. Leutnant ä I» ^nits des 2. Grenadier-Regiments Nr. lol, zum Oberleutnant befördert. — Se. Mmestät der König hat die von dem Kreissteuerrath Oberst,lanzratl, R oßbach in Bautzen erbetene Versetzung in den Ruhestand genehmigt. — Ter Bahnhofsinspcktar 1. Klasse a. D. Friedrich Fischer in Kamen; erhielt den preußischen Rothen Adlcrordcn 4. Klasse. — Sir Condie Stephen, englischer Ministerrcsident in Dresden und Coburg, wurde zumRittcr deSVictoria-OldenS ernannt. — Nur noch wenige Tage — und die „Nene Kreuz- k i r ch c" wird unter der freudigen Antheilnahme der ganzen Stadt in feierlicher Weiie geweiht werden. Noch regen sich in dem weiten Gottcshause. an dessen Wiederaufbau seit der Brandkata strophe von, 10. Februar 1897 säst ununterbrochen gearbeitet worden ist. Hunderte von fleißigen Händen, aber das Ganze dars als fettig gelten und ermöglicht schon heute eine Ueberschau, die. io flüchtig sie für s Erste nur sein kan», das bedeutsame Werk in jeder Beziehung alö außerordentlich gelungen, ja mehr wie das: als bahnbrechend und epochemachend aus dem Ge biete der kirchlichen Baukunst erkennen läßt. Die Schwierigkeiten, die cs für die Architekten, die Herren Schilling und Gräbncr. bei der Inangriffnahme des Neubaues zu überwinden galt, waren zahlreiche. Vor Allem galt cs, sich über den Stil klar zu werden, in dem die neue Kreuzkirche zu halten war. Da er sich »ach Möglichkeit den Linien des alten Baues, dessen Grund mauern ja benützt werden mußten, anvasfcn und dabei dock etwas Modernes und künstlerisch Eigenartiges bedeuten sollte, so war mit demHcrkvmmlichen und Traditionellen der alren Kiickenbanstile nichts nnzusangen, und man wandte darum — eine Kühnheit sonder Gleichen! — zum ersten Male die neue Formen iprache auf den Bau eines Gotteshauses an. bei dem es sich neben der wesentlichen Ausgestaltung des Vorhandenen zu handeln hatte Am die völlige Neuschaffung der schmückenden Formen. In diesen das Ezveriment auch die Anhänger der Gvthik und Renaissance als architektonisch durchaus befriedigend nnd dem Charakter de» Baues würdig gelöst erklären werden. Wa» im Einzelnen be trachtet. lo lange die Gerüste noch standen, vielleicht überreich er scheinen konnte, da» gebt nun zu ruhiger, straffer und außerordent lich schöner Wirkung zusammen. Der erste Eindruck, den man beim Betreten de» neuen Gotteshauses empfängt, Ist ein feierlich festlicher. Er wird in seinen künstlerischen Faktoren bestimmt durch die vorzügliche Raumwirkung, malerisch durch das lichte Gelb der Decken, Wände und Säulen und das dunkle Braun des Orgel- aehänseS, der Emporen, der Kanzel und des Gestühls. Sehr ge schickt ausgestellte siebenarmige Tempellenchter. ein goldenes Gitter vor dem Altarplatze und einige Goldslccken. hier und da überaus glücklich vertheilt, geben dazu die Accente einer maßvollen Brach tigkeit. während ein Kranz von Glasfenstern, die neben dem Altar bilde das einzige Bunte in der Kirche sind, für eine lichtvolle Hellig kcit Sorge trägt. Hat man durch das Hauptvortal die Kirche be treten, so fesselt, nachdem der Blick das geräumige Schiff durch flogen hat, vor Allem der A ltar, aus dessen künstlerische Ans Ichmückiing besonderer Werth gelegt morden ist. Der Altartisch ist, wie früher, in weißem Marmor, der 10 Meter hohe Altnrausban in schlesischem Sandstein erfolgt, dessen Kolorit mit der Farbe der Putzstächen ziemlich zusammenaeht. In sinniger Symbolik sind als Ornamente an den, Altartnch und seinem AufbauAehren und Traube» <Brot und Wein), Passionsblumen. Feigen und Dornen gllenthalbe» angebracht. Ueber dem Altartiich ist das vergoldete Bronzcrelics von Professor Evvler csngelassen. das die Emsüho nng der Reformation in den Meißner Landen durch die Darreich ung des ersten Abendmahls in beiderlei Gestalt an Heinrich den Frommen vorstellt. Mit der ihm eigenen leinen Durchbildung des Einzelnen hat der Künstler, von dem übrigens auch das Relief „Christi Predigt am See" für das Verlesirngspiilt herrührt, aus dem sür die Plastik schon durch die steifen Trachteiiformcn ziemlich spröden Stofs gemacht, was möglich war. Weiter hinans fallt der Klick, nachdem er sich an die etwas iiiiruhine ornamentale Um rahmung des Evvler'schen Reliefs gewöhnt hat, auf das neue Altarbild, dessen Ausführung, wohl aus Gründen der Pietät, dem Leipziger Professor Dietrich, dem Schöpfer des verbrannten Altarbildes, übertragen worden ist. Es stellt wieder die „Kreuzig ung Christi" dar. nur mit Hinznfüguiia der Gestalt der Maria Magdalena, die ans dem alte» Bilde nicht mit unter dem Kreuze zu sehen war. und wirkt im Ganzen und Großen recht gut. ohne reilich einer schärferen Prüfung in Bezug auf Malerei, Zeichnung und Komposition Stand Hallen zu können. Rechts und links von dem Altarbild stehen die Marmorffguren der Apostel Petrus und Paulus von R. Koenig. Als Marmor wirken die trefflichen Mwerkc schon ans einiger Entfernung leider kaum in der Sand- leiiiumgebnng, was selbstverständlich den künstlerischen Eindruck >r Figuren — namentlich der Petrus ist gut aeglückt — abloluk nickt beeinträchtigt. Als Abschluß hat der Altar nach einem wiederum viel zu reichen und niiinhigeri Ornameiitenübergang, i» dem auch der bekannte Pelikan erngeschachtelt ist. die Grnvpe des anfcrstehenden Christus mit Thomas und Maria Magdalena von Fr. Os ferm an» erhalten, die sich als der künstlerisch werth- vollste Schmuck des ohne Frage bedeutend wirkenden Aufbaues erweist. Die Silhouette des Christus mit dem großen und dabei einfachen Wurf der Gewandung hat etwas Dommirendes. und die beiden Gestalten des Thomas und der Maria Magdalena sind wunderbar eindrucksvoll charakterisirt. lieber dem Haupte dieser Ehristusgestalt. die wie i» einer lichtvollen Gloriole zu stcben scheint, befindet sich an der Decke der Kirche, von vem Bildhauer Hottenroth sehr glücklich Knuts, bcm-rvlisk ansgcsührt eine Dar- lellung Jerusalems, als der hvchgebautcn, heiligen Stadt, durch zogen von einem Bande mit der Inschrift: „Ehre sei Gott in der Hohe". Von der sonstigen Ausschmückung des Altarplatzes ver dienen die von dem Bildhauer Paul geschaffenen großen Statuen Lnthcr's und Mclanchthon's noch besondere Erwähnung, ebenso wie die von dem Bildhauer Kramer entworfenen Köpfe von vier alttestauieutlichcn GoltcSmäuner» über den Sakristeithüren. Ueberaus reizvoll ist auch da» neue Taufbecken mit de» an- nnrthigen Krndergestaltcn von Schreit müller, denen wir u. A- wieder a» den Jnichristtciseln sür die Emvorcn be gegne», während sich die Wirkung der in Stuckmasse an- zetragencn Neliess von Wedeurer,er — „Die Belehrung des Saulus" und „Der verlorene Sohn" — vor der crrdailtigen Fertigstellung noch nicht beurtheilen läßt. Wendet man sich aus dem Altarplatz um, »ach der Orgclscite zu, io bleibt das Auge unwillkürlich an den acht hoben Kircheiisenstern hängen, die das Schiff der Kirche begrenzen. Sie sind nach Cartons des Historien malers Ludwig Otto ohne Glasmalerei in Ovalescentgias von der Firma Gebrüder Liebert ausgesührt und stellen die acht Selig- vrciiuiigen des Heilands dar. Die Glasbilder unterscheiden sich von den sonst übliche» Kirchenfenstern nicht unwesentlich dadurch, daß sie nicht tu voller Buntsarbigkeit im Fenstercabme» sitzen, sondern daß zwischen dem farbigen Bilde und dem Mauerwerke ei» breites Siück weißen GlaseS bleibt. Geht ihnen dadurch ein Theil der mristiichen Wirkung verloren, die im Halbdunkel gordischer Kirchen so recht zur Geltung kommt, so haben sie dafür in ihrer schlichten Klarheit etwas, das gerade in eine protestantische Kirche so recht vasse» will. — Das Schiff hat im Wesentlichen die gleiche Einkheilung wie früher behalten: nur das Gestühl nnd die Kanzel, die, wie aus einem Weinstocke hcrauswachsend. an das Wort des Herrn „Ich bin der Weinstock, Ihr seid die Reben", erinnert, sind reicher gehalten und repräsentiren prächtige Schnitz arbeiten, die in der Fülle ihrer ornamentalen Einzelheiten sich harmonisch in das reiche Eoncerl der neuen Jornrciiiproche einfüge». Dabei ist bei der Ornamentik überall der frische Griff in die Natur zu spüren; namentlich sind die Blätter der Kastanien und des Lorbeers in feinen, eigenartig reizvollen Linien mit schlingpflanzennrligcn Ranken dargestellt, während das früher in der Renaissance allein ieligmachende Akanthrrsblatt überall verbannt ist. BemerkenSwerth ist, um bei der Kritik der schmückenden Ausgestaltung zu bleiben, an der Bewältigung aller dieser Einzelheiten der seine Takt, niit dem die Architekten unter den neuen Formen de» ursprünglichen Stil der Kirche durch- schcinen lassen Um die Einzelheiten der autzerordentlich reizvollen Ornamentik, die ohne Ausnahme nicht gegossen und angeietzt, sondern ans freier Hand nach Zeichnung an Ort und Stelle in Masse modellirt worden ist, hat sich der Bildhauer Hottenroth ein großes Verdienst erworben. — Eine» weiteren Ruhepunkt beim Ucberschanen der Kirche findet das Auge in den beide» Emporen, von denen die zweite gegen früher nickt unbeträchtlich zurück- gerückt ist, und der Orgelempore, die ebenfalls mit reichem Bildcrschmuck i» Holzschnitzerei versehen ist. So sieht man unter ihrer Brüstung statt der Koniolen eine Reihe entzückender Engels- köpschen von HanS H a r t m a n ir - Maclearr. während die Ballnstrade selbst rechts und links von schwebenden musizirenden Engelsgestalten dieses Künstlers flankirt wird. Tie Orgel, mit deren geschnitztem Gehäuse die Firma Udluit u. Hartmann eine seltene Höhe der Lcistungsfähigkeit beweist, erhält durch zwei kleine, aber recht gelungene singende tzigurcn des Bildhauers PövVel - mann einen würdigen Schmuck, während ihre Bekrönung durch einen großen Engel, wieder eine Arbeit von Harlmann-Maciean, gebildet wird. Leider komme» gerade die letzterwäbntcn drei Bildwerke in dem zerstreuten Lickte, das notbwendiger Weise hock oben im Raume herrschen muß. nur wenig zur Geltung. Um so schöner und groß artiger isl der Geiammkeindruck.den man namentlich von dieser Empore aus von dem Bau empsängt. Das kräftige Braun des Holzwerkes i» dem gelben Grundton. nickt minder aber auch die knapp in den Massen zusammengehaltene Art der Ornamentik, die glückliche Disposition des ganzen Raumes, wie der einzelnen Flächen. — alles Das bringt zu Wege, daß trotz der große» Mannigfaltigkeit der Details kein Stück hcraussällt, alle Einzelheiten vielmehr har monisch Zusammengehen und erst nach und nach dein suchende» Auge ihre Reize offenbaren. Die wenigen Ausstellungen, die etwa »och im Einzelnen geltend zu machen wären, können den großen Vorzügen des Baues gegenüber kaum tn's Gewicht sgllen. So hätte man vielleicht den Altar um eine» Meter vorgerückt ge wünscht. die überichlankcn Stützen, die das Kanzeldach tragen, er scheinen zu schwach, der Adler, der über dem Hauptvortal im Inneren der Kirche schwebt, zu groß, und Manches in der Orna mentik des Altars hätte, wie schon erwähnt, sich ruhiger in der Wirkung halten lassen. Aber das Ganze — und darauf kommt es doch ichlieglich an! — ist, soweit der Augenschein rrrtheilen läßt, nach Art und Umsang der in ihm bewiesenen Knnstbelhäligung ein großartig gelungenes Werk, das seine Meister — die Herren Schilling und Äräbner — nur loben kann. Wenn, wie sich er warten läßt, die ausführenden Architekten den rein praktischen Forderungen in gleicher Weise gerecht geworden sind, so ist unsere Stadt mit der neuen Kreuzkirche nicht allein um ein schönes und würdige», sondern auch um ein künstlerisch eigenartige» Gotteshaus . nicht nur keinen Erda» eiworstande der Kreuzkir — Kirchliche Septemberfeste. Au» Anlaß der 81. Jahresleier de» evangelisch-lutherischen Sächsischen Hauvt- miisions-Vereins fand gestern Nachmittag Haid 4 Uhr tn der Frauenkirche ein Festgottesdienst statt, bei welchem Herr Rektor Pastor Dr Mvlwitz die Predigt hielt, welcher er die Worte der Schrift Jes. 55. 3—5 zu Grunde legte und daran» das Thema ableitcte: „JesuS Christus soll ein Herr sein". 1. Woraus gründet sich das? und 2. Was fordert daS? — Am Schluffe des Gottes dienstes gab Herr Sekretär Dr. Otto den Bericht über daS 81. Gelchaftsiahr des Sächsischen Haiivt-Missions-Vrreins. dem Folgendes entnommen sei. In stiller Arbeit ist da« Geschäftsjahr des Vereins zu Ende gegangen, wenn auch gewaltige Ereignisse draußen und mächtige Gedenktage m Haus nicht spurlos an ihm vvrnbergcyangen sind: Die Jahrtiiinderlwendeieier. Zinzendors'S Gedächtnis, die Hungersnoth in Ostnsrika und in Ostindien, in letzter Zeit die Wirren in China haben nicht nur den engeren Kreis der Vercinsmitglieder berührt, sonder» auch die Blicke der ganzen Welt aus das Werk der Mission gelenkt. Leider sind dabei in einer Reihe von Zeitungen besonders die evangelischen Missionare in gehässiger Weise angegriffen worden, wobei die geringe Kenntniß der Miisionsiache und eine Feindschaft gegen die Mission überhaupt zum Ausdruck gelangte, doch ist zu hoffen, daß die Vorgänge der letzten Wochen zu einer gerechteren Beurtheilnng, vor Allem der evangelilchen Mission, rühren werden. Das Werk der Mission ist in Indien und Ostafrika ein reich gesegnetes gewesen. In Ostafrika Hot die Mission in Folge eines Aufruhres schwere Zeiten bestehen müssen. Das größte Sorgenkind der Mission war das Volk der Wakamba, das von furchtbarer Hungersnoth und Vestkrankhelt heimgeiucht wurde. Leider droht dort in Folge nu, durstiger Ernte tm Herbste wieder bittere Nvth. Durch die Kasse des Vereins gingen Im ver soffenen Jahre im Ganzen rund 160.090 Mk.. darunter über 6000 Mk. sür die Judenmission. Darnach ist die Einnahme um 19.000 Mk. gestiegen. Als Nothstnndsgaben sür die Hungersnoth in Ostasrika bezw. Ostindien sind 28.000 Mk. angrzeiat worden. An Vermächtnisse» sind ausgezahlt bezw. in Aussicht gestellt 8270 Mk., darunter NOO Mk. für die Judenmiision. Die Epiphanias kollekte ergab 33,000 Mk., die Werdauer Blätter brachten einen Reingewinn von 820 Mk. Der Bericht gedenkt auch des Dresdner Zrauenmissionsvercins. der über 2M Mitglieder zählt und bemerkt chließlich, daß nicht geleugnet werden kan», daß die Missionsarbeit in unserem Sachjeniande sich eines zahlenmäßig nachweisbaren Auf schwunges erfreut; doch könnte die evangelische Bevölkerung noch mehr thun, damit ihr Miisionsbcitrag den anderen Kirchen des Landes aleichkommt. — 2m Jahre 1699 sind in Sachsen 508 Uebertritte aus der römisch-katholischen Kirche zur evangelisch- lutherischen Kirche erfolgt, denen nur 41 Austritte aus der Landes kirche zur römisch-katholischen Kirche geflenüberstehen. 31 Personen nid ans dem Iudcnthum zur Landeskirche übergetreten. 1 Person aus der Landeskirche zum Jndcirthum. Die meisten Austritte aus der Landeskirche sind zu den apostolischen Gemeinden erfolgt, nämlich 263; zu den Methodisten find IlO. zu den Baptisten M, zu der Tcinpelgeinelnde und anderen Sekten 56 Personen über getreten. Jnsgesammt stehen 669 Uebertritte» zur Landeskirche 603 Austritte aus der Landeskirche gegenüber. Das Landes konsistorium stellt folgende tn den letzten Jahren regelmäßig zu beobachtende Erscheinungen fest: Mehr Austritte aus der Landes kirche zur rciormirte» Kirche, z» den Deutschkatholiken, den separir- ten Lulheraiier» und den Sekten, als Uebertritte von da zur Landeskirche: immer noch weit mehr Austritte zu den apostolischen Gemeinden, als zn irgend einer anderen Religionsgeiellschait; weit mehr Uebertrlktc von der römisch-katholischen Kirche und vom Jndeiithlimc zur cvangclffch-lntheriiche» Landeskirche, als Austritte ans dicicr zn jenen; stetiges WachSthnm der Zahl der Uebertritte zur LandeSiirche überhaupt. Im Berichtsjahre ist dieses Wachs- thnm ei» besonders starkes gewesen. — Die gegenwärtige kühle Witterung, die sich im Hinblick aus das vorher herrschende heiße Wetter um io fühlbarer macht, ist ür die Elbbäder von sehr »achtheiligem Einfluß. Wo noch vor nngcsähr zwei Wochen das regste Leben herrschte und zu manchen Zette» die Badegäste kaum Platz finde» konnten, ist es letzt öde und leer, und nur wenige beherzte Schwimmer, meist Abonnenten der betreffende» Anstalten, stellen sich »och mm Baden ein. So ist denn die „Saison", die bei den meisten Privatbädern erst am 20. September, für die in städtischer Verwaltung stehenden An stalten aber am 15. d. M. offiziell ihre» Schluß erreicht, in Wirk lichkeit bereits jetzt zu Ende gegangen. Das Elbwasser zeigte gestern Vormittag nur 12 Grad Rsauinur; in den Mittagsstunden war die Temperatur zwar etwas gestiegen, doch ist dres keine Waffcrwärmc, um noch Viele zn einem Bad zu verlocken. Im Allgemeinen find aber in diesem Jahr die Wärmeverhältnisse der Elbe recht günstige gewesen, d. h. das Wasser hat im Durchschnitt wesentlich mehr Wärmegrade ausmweilen gehabt, als in den legten Jahre». Nnr am Anfang der Badezeit mar sehr kühles Wetter, dann besserte es sich aber bald und die Hitze hat fast ohne Unterbrechung bis vor Kurzem gewährt. Eine Folge der heißen Tage war der niedrige Wasserstaird. der die Freude am Baden etwas beeinträchtigte. Die neben der Hitze lange andauernde fast regenlose Zeit nnd die dieses Jahr gleichfalls ungewöhnlich lange herrschenden Winde östlicher Richtung waren die Ursachen für diesen Ucbelstand. Gestern zeigte der Pegel an der Alten Brücke einen Wasserstand von 177 Ctmtr. unter Null an. nachdem in den letzten zwei bis drei Wochen die Elbe schon beinahe ohne Unterbrechung immer über 170 Etinti. gestanden hatte. — In der Geichichte des sächsischen Heere» hat die Bctheiligung sächsischer Truppe» an der ostafiatischen Expedition kaum einen Vorgang. Die Truppen, welche am weitesten in die Ferne gezogen sind, waren bisher die sächsijchen Soldaten, die 1685—1<B7 im Solde der Nepndlik Venedig standen und aus der Halbinsel Morea mehrere feste Plätze wie: Kalamata, Ncwarin, Modon und Napoli di Romania mit erobern halfen. Am 21. Mai 1685 fand in Gegenwart des Kurfürsten bei Pegau die Musterung des mobilen Korps statt. Es waren auserleiene, gute Truppen, wohl der Kern der knrsächsischen Armee an Offizieren und Mannschaft, etwa 3000 Sachsen. Kamps und Krankheiten führten enorme Verluste herbei. Unter diesen Umständen bestand der Knr- ürst bei der Republik Venedig auf Znrückjendnng seines Kon tingentes. Das sächsische Korps schiffte sich deshalb am 4. März 1687 zu Navarrn ein, gelangte am 4. Juni nach Venedig und marichirte dann über Roveredo, Augsburg. Nürnberg zurück nach Sachten, wobei es das Vogtland berührte. Ende September traf es in Pegau wieder ein. Der Mamrichaftsbestand war nur noch 761 Mann. Unter den Führern der in weiter Ferne kämpfen den Sachsen befand sich auch, wie der „Vogtl. Anz." mittheilt, der Oberstleutnant Salomo v. Trützschler-Falkenitem. Dieser berichtete an seinen Kurfürsten fleißig über die Lage der Truppen. In leinen im sächsischen KriegSaicyive heute noch ausvewahrten Briefen schildert er in redseliger Weiie. mit soldatisch-heiterem Sinne und in launigem Tone die Beschwernisse des weiten Marsches und die Erlebniffe im Kriege. „Sie haben mich", schreibt Oberstleutnant v. Trützichlrr an den Kurfürsten, „zum Oberstleutnant im „Rothen Regiment" gemacht und eben dies ist die Farbe, wodurch ich dero Hohe Kurf. Gnade endlich zu bezahlen gedenke." Nur zu bald fand dieses Soldatenwort seine Erfüllung; v. Trützschler starb al» einer der Ersten in der Schlacht bei Kalamata am 4. (14.) Sep tember 1685. — Das „Dresdner Journal" meldet: In mehreren Zeitungen ist die Mitcheilung enthalten, daß „die sächsische Regierung ein Geietz, betr. den Kontrgktbruch ländlicher Arbeiter, vorbereile". Stach an zuständiger Stelle cingezogencr Erkundigung bestätigt sich diese Mittbeilung nicht. — Die Heizung der Personenwagen beginnt auf den sächsischen Staatserienbahnen am 15. Oktober. In der Zeit vom 1. bis 15. Oktober tritt nnr dann eine Erwärmung ver Personenwagen ein. wenn die Außen-Temveratur unter 4 Grad Rsaumur t--> S Grad Celsiuöl sinkt. Es ist deshalb angeordnet worden, die entivrecheirden Einrichtungen am 30. September io wett fertig zu stellen, daß eintretendenfalls ohne Weitere» die Hetzungvorgenommen werden kann. — N iederpoyritz. Am 2. September beging d« hiesige M"itärverein das Fest der Aahnenweibe. Zabirciche Vereine batten sich eingestrichen, und wurden der neuen Fahne ca. 70 Ge- ichenke zu Tvell. darunter Fahnenbänder von Ihren Majestäten dem Deutschen Kaiser und dem König von Sachsen. Unter den zahlreichen Ehrengästen veiend sich Herr Amtshauptmann v. CrauSbaar. Dt« Weihrrede hielt Herr Pastor Gast; den Begrükungsgeiang batt« der hiesige Gesangverein übemommen. Die Feier fand ihre» Abschluß durch einen am Montag Abend abgehaltenen Festball.
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