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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000810023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900081002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900081002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
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Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-10
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Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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Dresdner Nachrichten. Freitag, 10. August 1000 »M Nr. 218 . Hausbesitzer ln jedem v ^ . Da- ganze Taxwesen liege überhaupt im Argen und erscheine daher die Schaffung von Toxämien, dringend notwendig. Nach langer ^Debatte wurde ein Antrag des Referenten in folgender gekürzter Form angenommen: .Die Schaffung von öffentlichen Taxämtern ist anzustreben." lieber das Hnpothekenwescn (Sicherung der Baufvrderungen und Bildung von Piandbriefämternf erstattete sodann ebenfalls Rechtsanwalt Dr. Baumert-Spandau ein ausführliches Referat. Redner empfahl dem Berbandstage, sich für die Errichtung von städtischen Pfand brief-Instituten auszusprechen, sah icdoch von der Vorlegung einer besonderen Resolution ab. Hierauf wurden die weiteren Verhand lungen vertagt. —* Die für gestern Abend aus der Voaelwiese angesetzte Illumination ist des schlechten Wetters wegen auf heute» gutes Wetter vorausgesetzt, verschoben worden. Der gestem Nach mittag wüthende. orkanartige Sturm hat auch dem von Herrn Deputirten Büttner entworfenen und von Herrn Deputirten Maler —' Montag den 24. September und folgende Tage findet im Versicherungsgesellschaften. Anschlüsse an die Generalversammlung der Deutschen Geschichts- Falle schlecht fahre. Di und Alterthuinsvereine in Dresden der erste deutsche Denk- malpflegcr-Taa statt. Tie drei grossen Gebiete der Denkmal pflege werden bei dieser aus allen Tbeileu Deutschlands besuchten Zusammenkunft durch Referate niit Thesen und anschließender Be rathuna erörtert, und zwar die Gesetzgebung zun, Schutze der Denk mäler von dem Provinzial-Konservatvr der Rheinprovinz, Professor Dr. Elemen Düsseldorf, die Jiiventarisirung der Denkmäler von dem Inventarisator des Königsreichs Sachien, Hofrath Professor Dr. Gurlitt-Dresdcn, die Grundsätze der Restaunrung von Denk mälern von Banrath Tornow-Metz. Von Professor Dr. Dehio- Stwßburg liegt ei» Plan zu einen, Handbuchc der deutschen Denk mäler vor. Von Architekt Bodo Ebhard-Eharlottenburg ist ein Vortrag über Deutsche Burgen niit Vorführung von Lichtbildern zu erhoffen. —* 22. Verba ndstag dcsCcntralverbandes der städtischen Haus- und Grundbesitzer Deutsch lands. Die erste Hauptversammlung nahm gestern Vormittag im Feslsaale des Hotels „Europäischer Hof" in Erfurt unter sehr zahl reicher Betlieiligung ihren Anfang. Als Vertreter der Stadt Erfurt wohnten Oberbürgermeister Dr. Schmidt und Stadtverordncten- vorsteher Tr. Weldemann der Sitzung bei. Ter zweite Vorsitzende des Verbandes, Vicc-Stadtvcrvrdnctenvorsteher Baumeister Hartwig-Dresden, cröffncte die Verhandlungen mit einer längeren Begrüßungsansprache, in deren Verlauf er zunächst die Ehrengäste willkommen hieß und sodann die gegenwärtige Lage des Hansbesitzes einer eingehenden Besprechung unterwarf. Der HanSbesitz sei der Repräsentant der Seßhaftigkeit und als solcher einer der wichtigsten Faktoren im heutigen Staatslrbru. Leider werde der Hausbesiy in gegenwärtiger Zeit in dieser seiner volks- wirthschaftlichen Bedeutung vielfach unterschätzt und verkannt. Man macht in letzter Zeit in öffentlichen Blättern. Broschüren und auf Nniversitätskathedern den Hausbesitzern den Vorwurf, als ob sic sich einer einseitigen, eigensüchtigen Vertretung ihrer Inter essen hingäben, insbesondere, als kämpften sic gegen die Inter essen der Micthcr. Ich betone demgegenüber mit allem Nachdruck, daß uns Hausbesitzern nichts ferner liegt, als der Kampf gegen die Micthcr. Wir fordern gleiches Recht, und in dem Augenblick, wo uns dies wird, hört der Centralverband auf. eine Kampfpartei zu sein. (Beifall.) Redner schließt mit einem stürmisch aufgenomme nen Hock ans den Kaiser. Namens der Stadt Erfurt begrüßte hieraus Oberbürgermeister Dr. Schmidt den Kongreß. Die Ver sammlung sandte dann an den Kaiser ein Huldigungs-Telegramm und wählte neben Baumeister Hartwig-Dresoen noch Rechtsanwalt Tr. Hettersdors-München, Stadtverordneten Barth-Erfurt und die Verbandssekretär Neubauer und Poeschl in das Verbandst»,reau. Von dem Ehrenverbandsdirektor Oberbürgermeister Dr. Strauß- Rhehdt ist die Mittheilung eingegangen, daß er sein Amt nieder lege. Ueber die Wohnungsbeaufsichtigung im Deutschen Reiche sprach hierauf Baumeister Hartwig-Dresden. Er beschäftigte sich einleitend mit der Vorgeschichte der Forderung der WohnungS- beaussichtigung, die wohl von Leuten erhoben werde, weiche um jeden Preis den Hausbesitzern etwas an, Zeug flicken wollten. Daß die Wohnung auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung bei Weitem n'cht von dem Einfluß sei, den man ihr zumesse, beweise die Beschaffenheit der alten Wohnungen, in den die älteren Generationen gesund und zufrieden gehaust hätten. Aus der nuderen Seite domrnire in den mittleren und unteren Volksschichten immer noch zu sehr die Meinung, daß cs besser sei, sein Geld für Beköstigung. Bekleidung und Luxus auszugeben als für die Wohn ung. Eine verhängnißvolle Erscheinung in der WohnungS- beaufsichtignngsfrage sei der „irrende Mediziner", der überall die Wohnungen für den schlechten Gesundheitszustand der Bevölkerung verantwortlich mache. Auf jeden Fall sei die Wohnnngsbcaussich- tigung nicht etwa nochwendig der Hausbesitzer und ihrer Häuser wegen, sondern sie erscheine wünschenswerth, nm Ordnung und Reinlichkeit da zu erzwingen, wo sie von den Wohnungsiniassen nicht selbst geübt werde und wo der Wohnunasinhaber gegen die Forderungen einer pfleglichen Behandlung der Wohnräume verstoße. Sie erscheine auch da nöthig, wo eine zu dichte Belegung statt- fiude und der nach dem heutigen Stande der Gesundheitslehre und der Praktische» Erfahrung erforderliche Luftraum und die erforder liche Bvdenfläche dem Einzelnen nicht zukommc und insbesondere da, wo die Löhne der Jiffassen recht wohl zur Beschaffung einer theuren Wohnung hinreichte». Die Hausbesitzer hätten nach dieser Richtung hin aho nur die Beaufsichtigung zu wünschen, mit der Maßgabe, daß die Aussicht ortsbchördlich geregelt werde. Redner empfiehlt daher die Annahme folgender Resolution: l. Ter Centralvcrband billigt im Prinzip durchaus alle aus Herbeiführung einer dauernden Wohnungsbeaussichtigung gerichteten Bestreb ungen. Er hält aber sür nöthig. daß die Art und Weise der Ein richtung dicker Beaufsichtigung sich immer den örtlichen Verhält nissen anvasse. 2. Ter Centralverband hält sür nöthig, daß bei der Handhabung der Wohnungsbeaussichtigung neben den behörd lichen Organen in jedem Falle auch Personen ans den Kreisen der Hauswirthc, Miether uno Aerzte mitzuwirken habe». 3. Der Eentralverband steht der Frage, ob die Wohmmgsbeaiissichtiglmg durch Reichs-, Landes- oder Ortsgesetzc zu erstreben sei, gleich- giltig gegenüber und wünscht nur, baß die Einführung einer solchen Beaufsichtigung sobald wie möglich allgemein in's Werk gesetzt werde." In der Debatte über diese Thesen machten sich zwei Strömungen geltend. Während ein Theil der Delcgirten sich der Frage durchaus ablehnend gegcnübersteÜtcn, führte u. A. Prahl- öiamburg aus, daß die in Hamburg bereits eingeführte Wohnunas- beaufsichtigung sich durchaus bewährt und nicht etwa als schädlich für die Grundeigenthümer erwiesen habe. Das Gesetz regle die Rechte und Pflichten von Wirth und Vermiethcr gleichmäßig und sehe die Ausübung der Beaufsichtigung als bürgerliches Ehrenamt vor. Darauf müsse allerdings gesehen werde», daß nicht Äcamtc , mit der Beaufsichtigung betraut würden. In Hamburg habe sich ung sei sie angelegentlich empfohlen, hernnsaestcllt, daß in den meisten Fällen die Miether den schlechte» —* Pvl, zeibericht ,k9. Ai» Zustand der Wohnungen verschuldet hätten. Krüger-Hamburg stellt zu These l dcS Referenten den Zusatzantrag: „Daß die Wohnungsbeaussichtigung durch ehrenamtlich thütige Bürger aus geübt werde." Bei der Abstimmung wurden die Thesen l und 2 des Referenten mit dem Krüger'sche» Zusatz angenommen, dagegen die These 3 abgelehnt. — Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf die Schaffung von Taxämtern. Rechtsanwalt Dr. Banmert- Cpandau als Referent betlagt die zu niedrigen bezw. zu hohen Taxirungen der öffentlichen Sozietäten und der Privat-Jeuer- , Bethetliatei haben, um den Defekt rechtzeitig zu reparirrn. — Bei dem Damen- Prämienschießen fiel gestem Abcno der Königsschuß von der Hand der Frau Galerie-Inspektor Hänisch, während das Land kleinod Frau Maler Schlenkrich, das Elbkleinod Fräulein Heller das Schwanzkleinod Frau Brancreibesitzer Naumann mid die Fahne Fräulein Richter gewannen. Nach dem übliche» Umzüge nach deni Königszclt wurde die Königin daselbst durch Herrn De- pntirten Jähne, dem König!. Kommissar Kamnierherm v. Staminer, vorgcstrllt und von diesem in ihrer neuen Würde mit wohlwollender Ansprache bestätigt. Als der Zug wieder in die Scbießhalle zurück gekehrt war. wurde die Königin Namens der Gesellschaft durch Herrn Stadtrath Weigandt begrüßt und ihr die Königin-Medaille überreicht. Darauf folgte die Prämienvertheiliing und die Auf führung einiger Tänze durch Herrn Balletmeister Friedrich mit seinen Eleven. — Trotz des rinfreundlichen Wetters entwickelte sich im Lause des Nachmittags auf der Vogclwie, ein ziemlich reger Verkehr, der sich gegen Abend, nachdem der Regen aufgehört hatte, erheblich steigerte und womit erneut der Beweis erbracht ist, daß der Dresdner eben seine Vogelwiese haben muß, gleichviel, ob Iran Sonne ihre sengenden Strahlen zur Erde sendet, oder ob schließlich Jupiter Pluvius dis Schleusen des Himmels unbarmherzig öffnet. Dieses Gefühl allgemeiner „Wurschtigkeit" gegen bas Wetter wird von den Firanten der Vogelwiese natürlich mit Freuden begrüßt und wer wollte ihnen, die sich's vielfach ein gut Stück Geld haben kosten lassen und ein vielfach gewaltiges Risiko auf sich genommen haben, nicht ein gutes Geschäft von Herzen gönnen! — Zu den Variötü s, die man besucht haben m n ß, gehört unstreitig der Feen-Pa last des Herrn Cleinens Fischer. Dieses Etablissement zeichnet sich besonders vortheilhast dadurch aus, daß das Programm sich flott hinter einander abwickelt und zwischen dem Auftreten der einzelnen Künstler nicht V« und >/« Dutzend meist ohrenbetäubender und nervenstrapazierender Musikpiecen eingelegt sind. Im Feen-Palast begegnen wir vor allen Dingen unserem beliebten Gesangshumoristen Herrn Richard Merker, der mit seinen neuesten Schlagern aufwartet und damit wahre Beifallsstürme entfesselt. Eine Glanznummer des reichhaltigen Programms bildet hier die Original Frank- Grigorp-Truppe, 6 Akrobaten, die mit ihren ikarischen Spielen, deren Kühnheit sich bis zum Schlüsse fast bis zur Grenze der Möglichkeit steigert, gerechte Bewunderung erregen und sich leb haften Beifalls erfreuen. Lill» und Billy erzielen als Original- Lady-Clown und August stürmische Lacherfolge. Hervorragendes leisten auch Seppl Ernesty mit seiner Iagdstene „Der Wildschütz" auf dem Telephondraht und Frl. Bertha Nother mit ihrer hochdezenten Darstellung lebender Bilder theils nach Gemälden der Prof. Bodenhausen und Wichert, theils nach selbsterfundenen Motiven. — Zu einer Sehenswürdigkeit ersten Ranges gehört E. Freimuth' sKunstbläserer, -Spinnerei und -Flechterei (neben Cirkus Maine). Man sieht hier am Gasfeuer-Apparat das Rohglas schmelzen und daraus alle Arten nur erdenklicher Figuren (Hirsche, Hunde, Körbchen, venezianische Vasen. Scherzartikel) ohne Anwendung einer Fonn von knnstgcübter Hand anfcrtigen. Ferner wird das Glas auf einem großen Spinnrade — in der Minute ca. 3000 Meter — gesponnen und steht an Weichheit und Feinheit der feinsten Seide kaum nach. — Auch der Pariser Flohcirkus des Hemi S. Günther hat auf der Vogelwiese wieder seinen Einzug gehalten. Die Vorführung der dressirten Flöhe erregt gerechte Bewunderung und es scheint fast unglaublich, daß diese ob ihrer „Blutgier und Bissigkeit" so unbeliebten, von Jedermann energisch verfolgten „Schwarzburgcr" doch „gezähmt" werden können, daß sie sich willig an Wagen aller Art, Walzen. Kanonen re. anspannen lassen, ein regelrechtes Degengesecht nach Kommando aufsühren, ja, daß sich sogar ein solch' „feister Schwarzburgcr" als Jongleur mit einer Kugel produzirt ic. Alle Anerkennung muß jedenfalls der außergewöhnlichen Ausdauer und Geduld des Herrn Günther gezollt werden, der unter monate- und jahrelangen Mühen diesen „kleinen Thierchen" „Raison" beigebracht hat. — Reitlustigen Damen und Herren bieten der HiPvo - drom N oblesse deS Herrn Dechant und der HiPvodr o m des Herrn A. Reibehvlz reichhaltiges und gutes Pferdematerial und die Ausstattung beider Etablissements macht einen durchaus eleganten und vornehmen Eindruck. — Liebhabern von Tanz- Vergnügungen ist in reichem Maße Rechnung getragen in den parkettirten Tanzsalons der Herren Dietzel (Carola-Tanzsalon) und C- Jül. Fischer (Apollo-Tanzsalon), sowie im Albcrt-Tanz- salon des Herrn C. A. Anger. — Nicht verfehlen wollen wir. darauf hinzuweisen, daß die rasch beliebt gewordene Anskunfts tasel „Wo bin ich zu treffen" während der Vogelwiese am Haupteingange zum „Krystallpalast" ausgestellt ist. Der Benutz- . August. Einen Unterschenkelbruch erlitt gestern Nachmittag aus der Schandauer Straße cm Kutscher dadurch, daß er beim Absteigen von seüiem im Gange befindlichen Geschirr zu Fall kam und überfahren wurde. Er fand Aus nahme inr Earolahauje. — Am letzten Montag sprang aus der Vogelwiese eine Frau von einem im Gange befindlichen Damvs- karroussel herab und erlitt einen UnterIchenkelbruch. Ein Verschulden Dritter liegt nicht vor. — Gestern Vonnittag stürzte ein mit Reparaturarbeiten auf dem Dache eines Hauses der Dürer straße beschäftigter Schieferdecker ungefähr 20 Nieter rief herab in den Hofraum. Schwer verletzt und ohne Besinnung wurde er i» das StadtkrankenhauL überführt, in dem er einige Stunden darauf verstorben ist. —* Seit heute ist der Kaitzbachweg zwischen der Palais- straße und der Wienerstrabe wegen Herstellung der denselben kreuzenden Straßen auf die Dauer der Arbeiten für deu Jußverkehr gesperrt. -- Wetterbericht der Hamburger «erwart« vom S. August. Ein Maximum de« Luftdrucks von über 7SK Mm. bedeckt Süddeutschland, »LH. rend ein Minimum sich über Südschwcdcn befindet und «ine neu« Leores- sion ostwärts nahe der britischen Inseln lagert. In Deutschland tft küble«, im Norden ziemlich trübe«, im Süden theclweise heitere« Wetter. — Wahr scheinlich ist nach weiterem Ausklaren wieder trübere« Wetter mit stelzender Temperatur und Regcnsällen. Tagesgeschichte. X Deutsches Reich. Ueber die Ankunft des zum Ober befchlshaber der Verbündeten Truppen in China ausersehenen Grafen Waldersee in Kassel wird noch berichtet: Gras Waldersee wurde am Bahnhof von einer kaiserlichen Equipage ab geholt. Eine nach Hunderten zählende Menge brachte ihm eine herzliche Huldigung dar. Während die Gräfin sich in's Hotel Schombardt begab, fuhr der Feldmarschall direkt nach Wilhelms höhe zum Kaiser, der ihn sofort in Audienz empfing. Daraus machte der Monarch in Begleitung des Grasen Waldersee einen längeren Spaziergang im Schloßgarten. Auch die Gräfin wurde später nach dem Kaiserlichen Schloß abgeholt. — Die Londoner „Daily News" schreiben: Die Ernennung des Grasen Waldersee zum Oberbefehlshaber in China, falls sie von den anderen Mächten angenommen ist, wird, daran zweifeln wir nicht, in England mit Freude ausgenommen werden. Waldersee's große Fähigkeiten sind bekannt. Wir halten indessen dafür, daß das Hauptwerk der Ex pedition vollendet sein wird, bevor er m China eingetroffen ist. Der „Standard" sagt: Die Genugthuung, mit der die civilisirte Welt die Kunde vernommen hat, daß das Werk der Befreiung der Gesandten in Peking wirklich begonnen hat, wird noch erhöht durch die weitere Kunde, daß ein so ausgezeichneter General wie Gras Waldersee durch den einstimmigen Beschluß der Mächte zum Ober befehlshaber in China ernannt worden ist. x In Wilhelnishöbe trafen die vom Leutnant Boselli ge führten italienischen Staffettenreiter ein und wurden vom Kaiser empfangen. Boselli überreichte dem Kaiser ein Handschreiben des verewigten Königs Humbert. x Auf Befehl des Kaisers läuteten heute Vormittag von 10>^ bis 11V» Uhr zur Tobten fei er für den König von Italien die großen Glocken der Kaiser Wilhelm-Gcdächtnißkirche in Berlin. x Italien. Der König empfing in Rom gestern Nach- mittag die fremden Fürstlichkeiten, die zur Leichenfeier ein- aetroffcn sind. Wie es heißt, wird der König am Sonnabend früh den Eid auf die Verfassung leisten. Am Sonntag werden die Minister zur ersten Unterzeichnung von Dekreten empfangen. Der Fürst von Montenegro empfing im Quirinal sämmtliche fremden Missionen. Telegramme aus den Stationen, durch die der Zug mit der Leiche König Humbert's ging, melden, daß die Be hörden, Vereine und die übrige Bevölkerung auf den Bahnhöfen erschienen waren und ihrer Trauer um den dahingeschicdenen König Ausdruck gaben. Die Königinnen Margherita und Maria Pia sind niit den Prinzen und den Prinzessinnen um 9 Uhr Abends in Rom eingetroffen. Auf Wunsch der Königin Margherita war Niemand zur Begrüßung am Bahnhöfe erschienen. Die Königinnen sowie die Prinzen und Prinzessinnen bestiegen Wagen, die von Kürassiren eskortirt wurden. Die auf den Straßen bis zum Quirinal angesammclte Menge begrüßte die Königinnen ehr furchtsvoll. Die Trauerausschmückung der Stadt ist fast vollendet. Eine große Anzahl Kränze ist bereits im Quirinal eingetroffen. Etwa 900 italienische Städte haben Vertreter zur Leichenfeier entsandt. x Wegen Vertheidiaung des Königsmordes wurde Giovanni ürno in Jvrca zu 6 Monaten Gefängniß und Filippo Ricci in . 'esaro, der den Bürgermeister beleidigt und gerufen hatte: „Es lebe die Anarchie!" zu 2 Jahren Zuchthaus verurt heilt. x Afrika. Lord Roberts tciegraphirt aus Pretoria vom 7. d. M.: Ich fürchte, daß die Garnison von Elandsriver unter Oberstleutnant Hoare nach zehntägigem Widerstande gefangen zenommen worden ist. Als Delarey erfuhr, Hamilton nicke ans Rlistenbnrg an und er, Delarey. habe keine Aussicht, Baden-Powell gefangen zu nehme», wandte er sich in aller Eile nach Elandsriver. Hamilton meldet, daß das Feuer i» der Richtung aus Elandsriver gestem nachließ. — Hoare ist offenbar gefangen genommen. Hamilton verließ früh Rustenburg. die Truppen Baden-Powell's niit sich führend. Dewet begann gestern den Vaal zu überschreiten. Kitchener befindet sich ans dem Mariche. um Mcthnen cmfzusuchen, der am Südnser des Vaalflusses offenbar mit Dewet's Vorhut znsnmmenstieß, da Kitchener heute früh Melhucn's Geschütze ge hört hat. Der Krieg in China. x Der amerikanische General Chafsce lagt bei Beschreibung der Einnahme von Peitsang: Die Amerikaner hatten die rückwärts gelegene Stellung inne, von wo aus eine Nmgehungs- beweguiig gemacht werden sollte, konnren sich aber nicht in Linie formiren. Die Verbündeten werden früh auf das linke Peiho-Ilfer hinübergeben und aus Aangtsun vorrücken. x Die Russen nahmen die Eingeborenenstadt von Niutsch- wang ein und zerstörten sie. x „Ncnter's Bureau" meldet ans Shanghai, daß Lord Sey in o n r mit dem Vicckönig Vereinbarungen hinsichtlich einer Besetzung der Fremdeiiniederlassung in Shanghai durch die Eng länder getroffen habe. — Zwei indische Bataillone haben den Be fehl erhalten, sich bereit zu balten. nach Shanghai zu gehen. 3000 Schwarzflaggcn haben Kanton verlassen, augenscheinlich, um nach Peking zu gehen. x Der Generalgouverneur von Kanton hat dein italienischen Konsul versichert, daß er die von diesem an den italienischen Ge sandten in Peking gerichtete Depesche dem Tsungli-Aamen über mittelt habe. Nach einer kaiserlich chinesischen Verordnung vom 2. August sollen die fremden Gesandten in Peking unter dem Schutz von chinesischen Truppen nach Tientsin abgehen. oer Achsel und sind fast bis zum Ellbogen mit de» rosa Knöpfen besetzt. Bei dem ersten Anblick nimmt man kaum die Farbcn- hacin'niic in der Zusammenstellung dieser Toilette wahr. Erst all mählich wird man sich ihrer bewußt, und damit gewinnt sie an Reiz. Freilich stört unbedingt das grünicidene Futter des Bolero, das sich aiisdringlich bemerkbar macht. Solche kleine Fehler schaden oft dem Ganzen. Die Ausstellung eihebt aber nicht den Anspruch, die Kunst, sich zu kleiden, muslergiltig gelöst zu haben. Tic will nur Anregung geben, neue Bahnen mene». Auch will sie keine deutsche Nationaltracht schaffen, wie vielleicht das betonte Abwenden von der Pariser Mode gedeutet und belächelt werden könnte. Ten in der Trnchtengcschichte Erfahrenen würde vielleicht die hübsche Geschichte einfallcn, wie man nach den Freiheitskriegen dinchnus für die Frauen eine Nationaltracht cinsnhrcn wollte, ein nnsinnigc's Unterfangen. Man kam zu dem Entschlüsse, auf einem Ball in Flottleben in vollständig neuer Tracht zu erscheinen. Das beste Kleid sollte als Nationaltleid angenommen werden. Als eine Dame in einer Pariser Toilette sich unter die komische Menge mischte, wurde allgemein Beifall geklatscht, und man war für immer von dem Wunsch, eine spezifisch deutsche Tracht zu besitzen, geheilt. Dieser Bankerott eigener Erfindung scheint mir nach dem heute Gesehenen vollkommen ansgcschlossen. Tenn ernste Künstler stellen sich die Aicsgabe, neue Grundlagen der Franenkleidung zu geben. Aus sic soll des Prinzip, welches das Kunstaewerbe beseelt und ihm einen nrnen Aufschwung gegeben bat, übertragen werden: Bei größimoglichster Zweckmäßigkeit das Dekorative der Linie und Farbe zur Geltung zu brinaeii. Affred Mohrhutter batte häufig Gelegenheit, lebende Bilder aus der Gegenwart zu stellen. Dabei fiel ihm die Unzulänglichkeit der Frauenkleidung in künstlerischer Hinsicht auf. Er machte sich daran, ein Kleid zu komponiren Als eine der Hnuptichwierigkeilen stellte sich ihm der Mangel an vcrwerthbaren Materialien entgegen. Uni dein Material an sich, wie es in allen Gebieten des Kmistgewerbes üblich ist. Bedeutung z» verleihen, bliebe» ihm mir, wie allen anderen Künstler», glatte Stoffe zur Verarbeitung übrig. Sie suchen nach solchen Mustern, welche der Bewegung des menschlichen Körpers »achgebcn und in keiner Weise die von ihnen bevorzugte Ornamentik gefährde» Henri van de Velde hat bereits Eniwüne sür solche Stoffeaezeichnet. die schon in Kreield hergcstellt werde». Indessen half sich Mohrbutter in geistreicher Weise. Er bemalte eine Balltoilette aus mattgrüner Seidengaze mit Linien, die das Wiegen und Kreisen beim Tanzen ans- drücken. Es istein ausgeschnittenes, lose hängendes, aberleichtdieJigur markirendes Kleid, das vom Knie aus rn ein hohes Volant aus weißem CrSpe-Chiffvn verläuft. Den Hals decken auf weißen Erkpe-Chiffvn strahlenförmig gelegte Ketten auS Silberperlen. Sic werden von einem schmalen, schwarzen Sammelband zusammen- gefaßt, daß >>n Nacken zu einer Schleife geknüpft, während es unter dem Kinn mit einem silbergesaßten Perlenschild geschmückt ist. Um den Rock winden sich zwei silberne Ketten, welche die Hinteren Falten des Rockes raffend umspannen. Die kleinen weißen Atlaspnfsen als Aermel bemerkt nur der scharf Zusehende. Das Coneertklcld Mohrbutter'S drückt die Tendenz des Künstlers zur Symbolik der Linie noch stärker ans. Dle Toilette aus weißem Taffet ist ini Rücken geschnürt und gewandartig mit weißem Eröpe-Chifson verhüllt. Ein großes, placmesähnliches Ornament aus avplicirtcm rothen Tasfct, aus Sikberschnur umrandeten Figuren gebildet, bedeckt wie ein Sattel das Leibchen. Nach der Körpermitte verschmälert sich diese Garniruna, nm sich dann voll und breit über den Rock zu ergießen. Wie das Hauptmotiv einer Melodie ist diese Ornamentik gedacht. Kleinere Ranken in rosa und grauer Tasfet-Applikatio» klettern daran empor und ziehen sich über den Rock bis zur Schleppe hin. Die Combination von Weiß und Grau verstehen die modernen Künstler wirksam anznwenden. Sie findet sich in der interessanten Gcsellschasts-Toilette der Frau Margarethe v. Brauchitsch in München. Leider hasten diesem Kleide technische Mängel an. die aber doch nicht den Reiz des Entwurfes zu verwischen vermögen. Während Mohrbutter in dem beschriebenen ebenso wie in den Straßentoilciten und Tea-Gowns eine Linienführung gicbt, die den Zweck des Kostüms shmbolisirt, ist van de Velde in der Er findung seiner Ornamentik ganz frei und Original. Den ihm oft gemachten Vorwurf, daß er sich wiederhole macht er hier glänzend zunichte durch eine reiz- und kraftvolle Entwicklung seiner Linie. Sie ist so reich, wanvlung^ähig und vlastisch, daß sie sich mit Hilfe der Farbe bald zu Besäc,. a, zu Bordüren und sogar zu Ein sätzen formen läßt. Sie gewinnt auch die Uneingeweihten und hat den wichtigen Vorzug, sich maschinenmäßig appluiren zu lassen. Auch der Schnitt der Kleider ist durchweg neu um> weicht noch mehr von der herrschenden Diode ab. als die freiest erfundenen Tea-GownS Mobrbutter'S. Ter Faltenwurf macht überall den Eindruck des Großgefühlten. Sie scheinen sür majestätische Ge stalten bestimmt zu sein. Es liegt dies wohl daran, daß die Kleider für seine Gemahlin im eigenen Atelier gefertigt sind und er seinem künstlerischen Programm gemäß ganz individuell ge schaffen hat. Die meisten Anhängerinnen wird sicherlich ein Jackenkleid aus rehbraunem Alpacca finden. Der Rock ist glatt, die Nähte sind durch fünf nebeneinander liegende, feine braune Schnüren verdeckt. Er ist schleppenlos, weil van de Velde die Schleppe nur für den Salon und das Haus dekorativ und nicht störend ansicht. Die Jacke reicht fast bis znm Knie und fällt lose herab. Sie besteht aus einem Sattelstuck, das zweireihig mit silbemen, limenverzierten Knöpfen geschloffen wird. Von hier aus öffnet sie sich in zwei »ach innen geschweiften Quetschfalten. Das Achselstück aus feiner, brauner Schnur reicht von der Mitte der Brust über die Schulter bis zum Schulterblatt. Das einfache Muster setzt sich aus immer kleiner werdenden Rechtecken zuiammxn. Tie anderen Kleider niit Ausnahme des für die Geigerin Saenger- Sehte sind auffallend weit und faltig und aus schweren Stoffen gearbeitet. Ein Tea-Gown seiner Gemahlin aus schwarzem Sammet mit brauner, fein schattirter Ornamentik erregte in der Berliner Over allgemeine Svottsucht. während es in Brüssel schon in seinem Werthe erkannt wird. Van de Velde geht vielleicht augenblicklich zu weit mit diesen weiten faltigen Kleide«, da er den jederzeit verwendeten Gürtel vollkommen fallen läßt. Als weidendes Moment hierfür ist wohl sein Abscheu vmc der herrschen den vollständig decadenten Mode anzusehrn. Pur in groben Zügen habe ich hier die Formen der Kleider schildern können, all die feinen Details, wie das Hineinragen kleiner farbiger Blüthen des NasenS in den schlichten Saum des GarienkleidcS, der erst dadurch Farbe erhält, vermag die Feder nicht wieder zu geben. Nock viele andere Künstler sind aus der SonderauSstelliliig vertreten: Van der Wonde, Bankok. Kurt Herrmanu. Sie alle gehen eigene Wege. Bei aller künstlerischen Bedeutung, bei aller Berücksichtigung des hygienischen Standpunktes durch die Befreiung deS Brustkorbes von dem ungesunden Korsci, kann Alle» der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie vorläufig keine Kleider, in denen sich arbeiten läßt, geschaffen haben. Aber schon sind sie damit beschäftigt, auch für diesen Zweck Vorbilder herauszu- bringen.
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