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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000810012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900081001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900081001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-10
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Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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orr iveriamsprriie ntwr oeoeuieno gewcien. Gleichzeitig lp jenem Bezkk ein Rückgang der Produktion einaetrrten. Mr h- bereits der Einwirkung deS Herner Stteiks gedacht. Noch stö der wirkte aber der un Dezember eingetretene sehr starke Wagen- mangrl. der viele Zechen zu tagelanaem Feiern zwang. Dazu kam dann noch die Unmöglichkeit, die Belegschaften dem Bevürfnih entsprechend zu vergrößern, ferner die immer stärkere Abnahme der Arbeitsleistung de» einzelnen Arbeiters. Somit war es den Zechen nicht möglich, ihre Forderung bi» zur Grenze ihrer natürlichen Leistungsfähigkeit zu vergrößern, sie blieben sogar mit 6'/» Prozent hinter Ihrer Betheuigunasziffer zurück, obwohl da» Syndikat die Förderung aanz frei gegeben hatte. Ader im rheinisch-westfälischen Revier machte sich sofort eine Hausse-Bewegung unter den Händ lern bemerkbar, die von kleineren, nunmehr mattgesetzten Händlern die Borräthe aufkausten und rasch stapelten, oder nach dem Aus lande schafften, um im Ausland eine Preistreiberei herbeizuführen. DaS rheinisch-westfälische Syndikat hat deshalb alte Verbindungen gelöst und eine eigene Verkaufsstelle eingerichtet. Gerade die Thatiache. daß der Kohlenpreis an der Grube sich pari pass» mit der Steigerung der Selbstkosten entwickelt, während er mit exorbi tanten Zuschlägen in den Konsum übergeht, beweist, daß dieses Mal daS Händlerthum die Hand im Spiele hat. In der Frei handelspresse aber hört man hiervon keinen Laut, weil Spekula tionen ä la Hausse oder ä la baisss eine legitime, dem königlichen Börsengeschäft abgelauschte Geschättstechnik derAwischenhändler ist. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Art Monopolstellung des Zwischenhandels und diese Thalsache zeigt auch den Weg, wo der Nebel anzusetzen ist. Am Rhein also ist diese Erscheinung laut Mittheilung des Prodnzentensyudikats vorhanden: im oberschlesischen Kohlenrevier sollen nach der Mittheilung der konservativen „Tborner Presse" zwei Berliner Großfinnen über das oberschlesische Gebiet geradezu den Zwischenhandel monopolisikt haben. Und diese beiden Firmen, deren Namen wir erst nennen werden, wenn sich die An gaben über ihre Geschäftspraktiken bestätigen, sollen ähnlich wie im Westen die Äorräthe in Deutschland durch Abschub ihrer Bestände nach Pole» knapp gemacht und so die Industrie in eine Nothlage gebracht haben, deren Rückwirkung sich in unserem gesammten wirthschaftlichen Leben äußerst drückend fühlbar macht. Der Gesandte der Transvaalrepublik Dr. Levds ist in Berlin eingetroffen und hat dem stellvertretenden Unterstaatsfckretär des Auswärtigen Amtes einen Besuch abgestattet. In ihrem Nachrufe über Wilhelm Liebknecht schreibt die -Köln. Ztg.": Er war für die Sozialdemokraten eine ehrwürdige Reliquie: man trat ihm nur ungeni offen entgegen, aber sein wirklicher Einfluß war m den letzten Jahren nicht mehr bedeutend, und jüngere Kräfte hatten sich thatsächlich an die Stelle gesetzt, die er der Form nach noch immer einnahm. Eine Rede von Liebknecht war früher oft ein parlamentarisches Ereigniß. aber wenn er in den letzten Jahren sprach, so machte er nur noch ge ringen Eindruck, und der Beifall, der ihm von seinen Partei genoffen zu Theil wurde, aalt oft mehr dem Veteranen der Partei, als dem Redner und den Sätzen, die er vortrug. Er wußte den neuen Verhältnissen eben keine neuen Seiten abzugewinnen Auch als leitender Redakteur des „Vorwärts" vermochte er nicht mehr den durchschlagenden Einfluß auszuüben, wie in den ersten Jahren seines politischen Lebens. Wenn die Sozialdemokraten ikm dennoch Nur einmal offenen Undank zeigten, so war dies, als sie ihm unverhohlen vorwarfen, daß er als Redakteur des „Vorwärts" ein Gehalt bezöge, das weit über das hinausginge, was ein das Gleichhcitsprinzrp vertheidigeuder Sozialist beanspruchen könne. Man ging damals in der Kleinlichkeit !o weit, daß man ihm vorwarf, daß er in einem Hause wohne, das zwei getrennte Ein gänge belaß, eine» für „Herrschaften" und einen für die „Diener schaft" : aber im Ganzen und Großen muß man lagen, daß solche Angriffe noch zu den Ausnahmen gehörten. Als persönlicher Cha rakter war Liebknecht unantastbar, und auch leine politischen Gegner werden ihm zugestehen, daß man es in ihm mit keinem Heuchler, sondern mit einem, wenn auch verbissenen und oft ge hässigen, so doch überzeugnngstreuen Manne zu thun hatte, dem keine persönlich unanständige Handlung vorgeworsen werden kann. Die auch dem Alter trotzende Elastizität eines Bebel war ihm nicht eigen, und ebenso wenig die Fähigkeit anderer Genossen, den neuen Zeiten eine neue Taktik anzupassen. So wird sein Tod nicht viel ändern oder höchstens dazu beitragen, das Auf kommen »euer Führer zu erleichtern, denen heute noch durch die alte Garde, zu deren hauptsächlichsten Vertretern Liebknecht ge hörte, bis zu einem gewissen Grade der Zutritt zu der Herrlichkeit eines Parteiführers erichwert wurde. Das Begräbnis; Liebknecht s wird sich zu einer Parteikundgebung gestalten, wie wir innerhalb der sozialdemokratischen Partei noch keine gesehen haben: man wird den alten Genossen und Führer in unzähligen begeisterten Artikeln feiern; aber die Leute, die in der Sozialdemokratie a» der Spitze stehen, werden wissen, daß Liebknecht s Zeit schon vorbei war, ehe man ihn z» Grabe trug. Für den sozialdemokratüchen Parteitag, der am 17. September in Mainz in der Stadthalle beginnt, veröffentlicht der Parteivorstand jetzt die Tagesordnung. Außer den alljährlich wiederkchrenden Nechenschaftsberichteu — den der Fraktion erstattet diesmal Singer, den über die Organisation Auer — steht »och die Frage der Verkehrs- und Handelspolitik (Berichterstatter: Reichs- tagsabgeordneter Calwerl und die Taktik der Partei bei den Land tagswahlen (Berichterstatter: Bebels auf dem Programm. Für das Referat über die Weltpolitik, das Liebknecht innehaben sollte, wird nun nach dem Tode des Seniors der Partei ein Ersatzmann zu beschaffen sein. Die Handhabung der Berliner Fremdenpolizei soll verschärft werden. Die Attentate gegen gekrönte Häupter, so macht das Polizeipräsidium bekannt, machen es den Polizei behörden zur Pflicht, sich über den Personenstand der in ihren Bezirken lebende» beziehungsweise neu zuziehenden Fremden, namentlich Reichs-Ausländern, genau unterrichtet zu halten. Auch für Berlin ist deshalb die genaue Handhabung der Fremden kontrolle den Polizeirevieren wiederum eingeichärft worden. Die Reviere sind angewiesen, namentlich die Gasthöfe. Herbergen, Schlafstellen und überhaupt alle derartigen Unlerkunftsgelegen- heiten unter genauer Kontrolle zu halten und die vorgeschnebcnen Aufenthaltsanzeigen ungesäumt auch dann zu erstatten, wenn der Aufenthalt der Fremden auch nur ein vorübergehender sein soll. Oesterreich. Zum Selbstmord des englischen Botschafts sekretärs Grosvenor nt neuerdings das Gerücht aufgetaucht, daß hohe Spiel- und Turfwettschulden, welche Botschaftssekretär Grosvenor nicht zu begleichen vermochte, den rungen Mann veranlaßt haben sollen, sich das Leben zu nehmen. Diese Gerüchte sind augenblich lich schwer kontrolirbar; denn die beiden Briefe, welche der Bot schaftssekretär zurücklicß, sind noch nicht eröffnet, und von eventuellen Gläubigern hat sich noch keiner gemeldet. Im Wiener Jockey-Klub hält man das Gerücht nach wie vor für unrichtig. Im Kottenspiel kann der junge Mann keinesfalls nennenswerthe Beträge eingebüßt haben, da dies im Jockey-Klub genau kontrolirt werden kann. Er spielte ausschließlich Whist und dies nur zu mäßigen Bedingungen. Auch wurden die vorgekommenen Verluste stets pünktlich ausgeglichen. Was aber die Turfwetten betrifft, io wäre es immerhin möglich, daß er unbemerkt, vielleicht durch zweite Hand im Buchmacherring gespielt hätte. Es könnte sich aber auch dann nur. so meint man. um verhältnißmäßig kleinere Beträge und keinesfalls um die Summe von 100.000 Gulden, die gerüchtweise genannt wird, handeln. Im Wettrina besteht für Mitglieder des Jockey-Klubs die Gepflogenheit, daß die Einsätze innerhalb acht Tagen gezahlt werden müssen. Nach Ablauf dieser Frist erfolgt eine Diohnung an den säumigen Zahler, und wenn dieser auch dann nach nicht seinen Verpflichtungen nachkommt, so erfolgt die Anzeige bei der Direktion des Jockey-Klubs. Eine solche Anzeige ist aber weder früher noch nach dem Bekanntwerden d«S Selbstmordes gemacht worden. Italien. Die „Basler Nachrichten" veröffentlichen fotzende „aus Grund guter Informationen" beruhende Darstellung der Thätiakeit de» KonigsmörderS Bressi und leiner Genoffen: Das mit der Ermordung König Humbert's schließende Komplot des ÄnarchistenbundeS lateinischer Zunge ist nunmehr in allen Einzel heiten erwiesen und der Weg genau festgeftellt, den Bressi und die Härwter der Verschwörung vom 1. Jnni bis zum 29. Juli, d. d- von Paterson (New-syerseys über Newyork nach Monza. zuruckgelegt haben. Die Häupter des Verbrechens sind: Gaetano Bressi. der italienische Trientiner Lanner, der ToSkaner Ouinta- valle von der Insel Elba, und ein Vierter, Unbekannter. Dieser Letztere, ein hochgewachsener, blonder, battloser Mann, gilt als d>.l Organisator und Generalstabschef de»Mordfeldzuae». In den hungSaktrn heißt er der „Schweiger". Es ist zweifellos, igrr italienisch verstand, aber nur englisch sprach. Bressi » Revolver ist in Paterson um den hohen Preis von linie. und deren 18 Dollar» gekauft worden; es ist eine Präzissionswaffe voll-ndeter > Verbrennen der Art. Am 1. Juni hielten dir Anarchisten v e geheime Zusammenkunft ab, we . m Staate New-Jersey eine große geheime Zusammenkunft ab. welche mit einem Freuden feste abschloß. Am 10. Juni schiffte sich das Kleeblatt auf der „GaScogne" im Hafen von Newyork ein. nachdem es am Abend zuvor von den Anarchisten in Newyork, Brooklyn und Hoboken als Befreier Europas von der Tyrannei gefeiert worden war. Mehr als 100 Personen haben das Kleeblatt an Bord der .Gascogne" begleitet und mit Hochrufru auf die intemationale Anarchie verlassen. Als die „GaScogne" in Havre anknm. wurden die Vier von den Anarchistenbäupteru Nordfrankreichs festlich empfangen. Die Geliebte Bressi s. Emma Quazza, gab an. daß Bressi in Havre 8000 Francs in Gold und italienischen Bank noten eingekäudigt erhalten habe. Die Reise Bressi » über Paris, Lyon und Marseille glich einem Triumphzuge In den Kreisen der „Ausgewählten" und intimen Eingeweihten legte Bressi geradezu staunenSwetthe Proben als Revolverschütze ab: so durch schoß er in Lyon einen an einem Leidenfaden aufgehängten Ehe ring einer Genossin, ohne den Reifen selbst zu berühren. In Movane trennten sich die Vier: Der „Schweiger? fuhr über Turin und Mailand nach den oberitalienischen Seen in Begleitung von Lanner. Bressi führte ein abenteuerliches Liebesleben. welches der Untersuchung ermöglichte, seine Neiie über Genua. Pisa, Livorno. Florenz, Prato, Bologna. Piacenza. Forli, Pavia, Mailand. Monza fcstzustellen. Da Bressi im Golde schwamm, stets erster oder zweiter Klasse reiste, in den theuerslen Hotels ein- kchrte und gleichwohl offen mit dem anarchistischen Gesindel aus der ärmsten Heie des Volkes verkehrte, so mußte er aller Orten mit Naturnothwendigkeit das größte Aussehen erregen. Er hatte in oberhalb Kroonstad» — nur durch daS Machen, die in seine Hände sielen, befleckt — drücken selnem Kriegsruhm. seine ausnahmslos gütige Behandlung der Kranken. Verwundeten und Gefangenen seiner Humanität daS Siegel aus. Er hat sich wirklich als ein Dorn in unserer Seite erwiesen, und zum Besten Aller, die es angeht, ist zu hoffen, daß er endlich in die Enge getrieben ist." Noch schmeichelhafter sprechen sich die „Cape Times" aus: „Es ist eine Thatiache, daß Christian De Wet alle seine glänzenden Streifzüge mit weniger als 1500 Mann ausgesührt hat. Mit dieser fliegenden Kolonne hat er Züge ausgehalten und bemoltrt oder Meilen lange Proviant- kolonnen abgeschnitten, ein Dutzend Meilen Eisenbahnschienen zerstört und die rückwärtigen Verbindungen der Briten wochenlang unterbrochen und mit Hilfe eines kleinen Kommandos unter seinem Bruder nicht weniger als 1300 britische Soldaten als Gefangene zum Hauptquartier der Buren in Osttransvaal gesandt. Alle späteren Nachrichten bestätigen die ersten Eindrücke über die wunderbare Strategie, die unbegrenzte Findigkeit und den Schneid und die Tapferkeit, mit der alle seine Operationen ausgeführt wurden. Jedermann stimmt darin überein, daß De Wet stets nach Prinzipien der Ritterlichkeit gehandelt hat, gegen die selbst ein Methucn nichts einwenden konnte. ^ Der Krieg in Cbina. Es wird nunmehr in Washington zugegeben, daß die Depesche an den Konsul Goodnow thatlächlich ein Ultimatum darstelle, da die Lage unerträglich lei. Es sind Vorkehrungen getroffen worden, um. falls es nothwendig werden sollte, sofort weitere Truppen von Luzon (Philippinen) nach China zu senden. - ägt- , schläfst. veriuchteBressi den Tag zur Erfüllung seinerMilsion möglichst hinanszuschiedrn. In Prato erhielt er das Telegramm: „Du läßt nichts von Dir hören! Es ist höchste Zeit! Stehst Du in Verbindung mit Ancona? Antworte!" Ancona ist seit Jahren Hauptsitz der Anarchisten am Adriattschcn Meere. Das dringliche Telegramm mit der Aufforderung zur Thal erhielt Gaetano Bressi in Bologna, wo er in dem guten Gasthose „Zur Stadt Mailand" mit einer Bologneser Geliebten hauste. Die Depesche war in Biella. dem piemontesischen Manchester, aufgcaebcn worden und lautete: „Alles ist parat, komme sofort! Leandro Nicoli." Anstatt sofort nach Turin zu reisen, fuhr Bressi nach Piacenza. Seine dortige Geliebte klagte über große Unruhe, Zornesausbrüche und nachhaltige Verstimmung ihres reichen Verehrers. In Piacenza hat Bressi im „Weißen Kreuz" für Salon und Schlafzimmer 8 Lire im Tag bezahlt. Die Unterredung zwischen den versammelten Häuptern der Anarchisten muß am 23. oder 21. Juli in Turin stattgesunden haben: dort ist die Ausführung des Mordes in allen Einzelheiten beschlossen und jedem Einzelnen leine Rolle zugetheilt worden. Bressi reiste über Pavia. Mailand nach Monza, wo er am 27. Mittags eintraf. Schon zwei Tage zuvor war er mit dem „Schweiger" in der tos kanischen Weinstube in via 8. Lietro äoll'orto zu Mailand wieder holt gesehen worden. Da Bressi außer seiner Heimathsprache das Französische. Teut'che, Spanische und Englische beherrscht, lo war es den Gästen jener schlechten Schänke unmöglich, aus dem eifrigen Gespräch der Anarchisten klug zu werden. Der Arbeiter Leandro Nicoli ist seit dem 28. Juli aus Biella verschwunden; er war am 28. Juli nach Monza gefahren und scheint von dort in die Schweiz geflüchtet zu ein. L. Nicoli ist ein von der Polizei überwachter Anarchist. Lanner war von Jvrca am 27. nach Monza gereist; ebenso war Quiistavalle, nachdem er sich den Bart abrasirt hatte, am Tage des Morves in Monza: desgleichen ist der berüchtigte Anarchist Ghizzi ans Berganw am 27. verschwunden und am Morgen des 29. in Monza gesehen worden. Ferner kommt von Forli. Ravenna und Faenza die übereinstimmende Nachricht, daß aus jenen anarchistischen Centre» am Abend des 26. und 27. die gefährlichsten und jüngsten Burschen verschwunden sind Sie bildeten die Leibwache der Königsmörder, aber im entscheidenden Moment erlag diese Leibwache der Nebermacht der königstrenen Turner, der starken Mannschaft der Mailänder Feuerwehr und der zwar spät, aber dasür mit Energie eingreisenden Gendarmerie von Monza. Der verhaftete Anarchistensübcer Possanzini von Ancona hat emgeräumt, daß er am M. v. M. von Monza nach Ancona zurück reiste: er trägt am ganzen Leibe Beulen, blutige Striemen und blaue Flecken: Weste. Hemd. Kragen, Kravatte und Taschen tuch sind mit Blu: besudelt-, er muß beim Befreiungsveriuch Bieisi's wie ein wildes Thier gekämpft haben. Die wichtigste Bestätigung aber, wie vortrefflich in allen Einzelheiten das Kom plott ausgedacht worden war, beweist ein Ausspruch des verhafteten Bressi. Als dieser in das ZellcngesSnaniß von Mailand über geführt wurde und dort in den, Musterbau moderner Gefänglich Wissenschaft die Hoffnungslosigkeit einsah. aus diesem Gewahrsam entfliehen zu können, stieß er den Fluch aus: „Die Hunde! Im letzten Augenblick, da Alles gelungen, haben sie mich nicht heraus gehauen!" England. Tie Thronrede besagt, die Beziehungen zu den europäischen Mächten und Amerika sind dauernd frenndlich. Bezüglich des Krieges in Südafrika drückt die Rede nach einer lobenden Anerkennung des Heldenmuihes und der hohen militärischen Eigen schäften der Truppen die Hoffnung aus, daß die Anncktiruna des Oranjc-Freistnales der erste Schritt zur Vereinigung der Nassen unter Einrichtungen sei, welche, während sie von Anfang an eme gute und geiechte Regierung für Alle aufrichten, mit der Zeit der artig entwickelt werden könnten, daß sie gleiche Rechte und Privi legien in den südafrikanischen Herrschaften der Königin sichern. Die Thronrede fährt iodann fort, die britische und die anderen Gesandtschaften in Peking wurden unerwartet von aufständischem Pöbel angegriffen. Man befürchtet, daß viele ihrer Mitglieder ermordet sind. In wie weit die chinesischen Behörden Mitschuldige dieses schrecklichen Verbrechens sind und ob der britische Gesandte und seine Familie sich unter den Opfern befinden, ist noch ungewiß. Die äußerste» Anstrengungen werden von der Königin und ihren Verbündeten gemacht werden, um den Ulhebern dieses beii'piel losen Verbrechens eine gerechte Strafe zu Theil werden zu lassen Bedeutende Massen britischer und indischer Truppen sind entsandt worden zum Schutz der europäischen Interessen in China und das englische Geschwader in jene» Gewässern ist stark vermehrt worden. Die Thronrede weist sodann noch aus die Ashanti-Expedition und die Hungersnoth in Indien hin und bespricht schließlich Innere Angelegenheiten. Schweden. In Stockholm wurde der Fabrikbesitzer Ferdinand Grumme. Vater des Flügeladjutanten des Deutschen Kaisers. Korvettenkapitän Grumme. zur letzten Ruhe bestattet. Der Trauec- seier in der Kirche wohnte die ganze Kolonie mit dem General konsul vyn Kcencki an ihrer Spitze bei. Besonderes Aufsehen er regte es, als ein hochgewachsener Herr in ungewöhnlicher Uniform einen riesigen Kranz auf den Sarg iiicderlccstc; erst später wurde allgemeiner bekannt, daß es der den meisten Anwesenden nicht belannte deutsche Gesandte Graf v. Wallwitz war. der von Kaiser Wilhelm den Befehl erhalten hatte, in dieser Weise den dahin geschiedenen Vater seines Flügeladjutanten zu ehren. Rumänien. Die Polizei in Bukarest ist von Rom, Wien, aris. London und Brüssel aus verständigt worden, daß das in akerson ausgeheckte Anarchisten-Komplott sich auch auf Rumänien ausdehne. Die Polizei hat viele Verhaftungen ein heimischer, bulgarischer und italienischer Anarchisten vorgenommen. Die „Ngence Roumaine" lenkt die Aufmerksamkeit auf einen Artikel der „Constitutioncil Tutz". des Organs der ehemaligen Berfa sslinasvartei. In dem Artikel heißt es. der Minister des Äeußeren beauftragte den rumänischen Agenten in Sofia, die bulgarische Regierung auf die Umtriebe des makedoni schen Komitees in Sofia aufmerksam zu machen. Der Mörder des Professors Michaelowitsch. Dimitrow, erklärte, er habe das Ver brechen auf Befehl des Präsidenten jenes Komitees ausgeführt. Wie das Blatt versichert, fügte die Note des Ministers des Äeußeren hinzu, wenn diese Propaganda der Tbat, die ebenso ge fährlich lei wie die anarchistische der westlichen Länder, länger von der bulgarischen Negierung geduldet werde, würde sich für die rumänische Negierung die gebieterische Nothwendigkeit ergeben, egen die zahlreichen, in Rumänien wohnenden Bulgaren die staßregetn zu ergreifen, die die öffentliche Ordnung und die politische Nothwendigkeit erheilchen. Afrika. Der Korrespondent deS „Daily Graphic" in Pretoria über den Buren-General De Wet: „Ein en Ueberresten der Buren-Armeen). über . Inffcht sein kann — General oder Kom mandant De Wet. Schon sein glänzender Rückzug von Storm- berg. als wir bereits mit 60.000 Mann in Blocmiontain warteten, um ihn abzufangen. giebt ihm den Anspruch auf den Namen eines Seine Operationen in den westlichen chreibt Mann den Niemand wir«. -r.er non folgendermaßen ist unter ihnen i cmand zweierlei hervorragenden Generals. Sein Bezirken der Oranjefluß-Kolonie. besonder» die gegen die Bahn- Kunst und Wissenschaft. -fResidenztheater. Der Autor des Schwankes „Nackte Kunst", Herr Lehsels. wird der am Sonnabend stattfindenden ersten Aufführung des Stückes beiwohnen. — Von „Flotten-Manöver" findet beule die letzte Ausführung statt. Sonntag Nachmittag wird „Die Dame von Maxim" zum letzten Male (zu ermäßigten Preisen) gegeben. -j- Das Gastspiel der Wiener Operetten-Gäste im Central- Theater neigt sich dem Ende zu. Ucbermorgcn findet die letzte Sonntagsaufführnng der Operette „Wiener Blut" von Johann Strauß statt, nach der nur noch drei Aufführungen des Schwankes sich ermöglichen lassen, da der definitive Schluß des Gastspiels aus 15. August festgesetzt ist. Eine weitere Ver längerung der Stagione ist trotz ves überraschend großen und an dauernde» Erfolges von „Wiener Blut" ausgeschlossen, weil die meisten Mitglieder des Ensembles bereits Ende der nächsten Woche in Wien rimresfen müssen, um an der Probe für die geplante russische Tournee des Carl-Tbeater-Ensembles theilzunehmen. tz Der vorgestern im König l. Belvedere unter Herrn Musikdirektor Trenkler's Leitung veranstaltete Rich Wagner- und Job. Strauß-Abend war, bei vortrefflichem Besuche, von großem Erfolge begleitet. Die Ausführungen des geschmackvoll gewählten Programms waren tadellos und besonders interessant waren sehr oft die Gegensätze der Stimmungen, die eine Gegenüberstellung von Werken wie Meistersinger-Vorspiel—Frühlingsblumen. Chor der Friedensboten—Kriegsabenteuer, Isoldens Liebestod—Wiener Blut -c. Hervorrufen mußte. Die Belvedere-Eoncerte stehen übrigens, wie immer, auch diesmal wieder im Mittelpunkt des sommerlichen Musikinteresses und bilden, ganz besonders bei schönem Wetter, den Sammelpunkt der Dresdner distinguirten Kreiie und der Fremden -s- Im Kuvpellaale der Kunstakademie findet von heute Vor mittag 10 Uhr an eine Ausstellung von Wolfram- Berlin statt. i In Bayreuth werden im nächsten Jahre'wieder Fest spiele statlsinden. Zur Aufführung werden gelangen: „Der Ring des Nibelungen" (2 Mal), „Parsifai" (7 Mal) und „Der fliegende Holländer (5 Mal). Das letztgenannte Werk wird bei dieier Gelegenheit zum ersten Mal im Rahmen der Festspiele er scheinen. Die Wahl der Mitwirkenden ist noch nicht ganz ab- qeichlossen, doch ist schon bestimmt, daß unter ihnen Herr Erich Schmedes (aus Wien) als Parsifai und Siegfried, ferner Herr van Roy und die Damen Gulbranson und Schumann-Heilst. sowie Frau Wittich aus Dresden sich befinden werden. Die Oberleitung der Festspiele wird Siegfried Wagner führen, der gegenwärtig in Bayreuth an seiner zweiten Oper arbeitet. Hans Richter ist aus ersehen. zum ersten Male den „Parsifai" zu dirigiren. Bei den ersten Ausführungen im Jahre 1882 haben alternirend Levi und Fischer, bei späleren Aufführungen Mottl und Seidl den „Parsifai" dirigirt. tz lieber die kommende Saison der Münchner Theater plaudert ein Mitarbeiter der „M- Ztg." aus anscheinend bester Quelle verschiedene Einzelheiten ans. Die mit Spannung er wartete neue Oper Siegsried Wagner's, deren Erstausführung am Hoftheater für den November geplant war, wird länger auf sich warten lassen, da erst anderthalb Akte des Werkes komponirt sind: es ioll eine volksthümliche Over echt deutschen, aber nicht märchen haften Charakters werden. Siegfried Wagner soll sich ferner mit der Absicht tragen, zur Eröffnungsfeier des „Prinz-Regenten- Theatcrs" eine Ouvertüre zu schreiben, was bei der bekannten nahen Beziehung dieser Bühne zu dem alten Plan des Münchner Wagner-Theaters nur angemessen und reizvoll wäre. Es war auch geplant, in die Anlagen vor dem „Prinz-Regeistcn-Theater" das projektirte Monument König Ludwig II. zu stellen, während eine von dem künstlerischen Personal des Hoftheaters gestiftete lebensgroße Statue des Prinz-Regenten das Vestibüle des Hauses ichmücken sollte: dieser Plan scheiterte jedoch vorläufig an dem Widerspruch des Re genten, der das Komitee zur Errichtung des König Ludwig-Denkmals in der Bestimmung des Platzes nicht beeinflussen wollte. Außerdem Werk des jungen Wagner's hat die Hofbühne, angeblich aus Em pfehlung Hofkapellmeister Fischer's. die italienische Over „Weih nachten" von Alberto Geistili. Text von E. Richatli. erworben, auch spricht man von der Erwerbung von Saint-Saöns erfolg reicher Over „Simson und Delila". Für das Schauspiel hat die Hofbübne Snvermann's neues Werk „Johannisseuer" im Manuskript erworben. Die Direktion Stollbera-Schmederer hat sich Meffager's Operette „Brigitte" gesichert, welche in Wien bereits glänzende Aufnahme fand. f Las deutsche Bühnen wesen fand bei dem Pariser dramatischen Kongreß in ganz unerwarteter Weise eine Wür digung. die für unsere Theatermcinner äußerst schmeichelhaft sein muß. Der Vertreter des Unterrichtsministeriums. Mr. Bernheim, kam auf die deutschen Theater zu sprechen, die er im vorigen Winter an Ort und Stelle eingehend besichtigt hat, und erklärte diese in ihrer Organisation und in ihrem technischen Dienst einfach für mnstergiltia und unübertrefflich. Da sich gerade der bekannte französische Bühnenreformator Antoine im Saale befand, der bekanntlich aus Deutschland viele Anregungen nach Frankreich ge bracht hat. forderte ihn der Regierungsvertreter auf, seine Ansichten in dieser Beziehung zu bekräftigen. Herr Antoine kam diesem Er- ' ^en freudig nach und entwarf eine kurze und überaus schmeichel- Schilderung des deutschen Tbeaterwesens. wobei er besonders eingehend auf die vorzüglichen technischen Einrichtungen der deutschen , ihnen, die ingenieusen Erfindungen und das gut geschulte und intelligente Maschinistenversoiial zu sprechen kam. Las gab zu einem drolligen Zwischenfall Anlatz. Einer der anwesenden Fran zosen ärgerte sich über dieses den Deutschen gespendete Lob der artig, daß er mit zornrothem Gesicht von seinem Sitze aufsprang und gegen die Zurücksetzung des französischen Bühn-nwesens hinter die fremdländischen Einrichtungen wütheno und gestikulirend prv- testitte. Der Vorsitzende wies diesen Chauvinisten, der sich als ein Maschinenmeister eines Pariser Theaters entpuppte, energisch zur Ordnung und machte ihn darauf aufmerksam, daß es ihm frei- tünde, ans der Tribüne die Vorzüge der französischen Bühnen einrichtungen auseinander zu setzen. '' """ " ' ^ ' soll die gcsammte seinerzeit von suchen hafte Der Impreiario Dorval onen zusammen: sie wird auch die Ausstattung 'ür die zur Aufführung kommenden Werke mit 's- Die Königliche L London soll in des Karltheaters . Dpernbühne des CovenVGarden i» I» zu der nächsten Saison eine gänzliche Um ber Art der Wiesbadener Bühne erfahren. Die Intendanz deS Wiesbadener Theaters hat sich zu diesem Zwecke der Direktion des Covent Garden bereitwillmst mit Rath und Tbat zur Verfügung gestellt, und der am Covent Garden be- chäftiäte Elektrotechniker wird nach Wiesbaden geschickt werden, um die Bühne und die Maschinerie einer genauen Prüfung zu unterziehen. DaS Orchester wird nach Bayreuther Muster ein- erichtet werden Dresdner Nachrichten. 218. Seite 3. WW Freitag, L«. August t»«0
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