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- 6V4 - - ML Auflegung nicht einmal recht verstanden, was er gemeint. Jetzt lächelte er. „Macht sie «in todtunglückliches Gesicht, als wenn ich ihr 'was Schlimme- gesagt bätt', und dabei habe ich doch meine Freude an ihrer Jugend. Wie alt sind Sie — noch nicht Zwanzig — was?" Sie nickte. „Na ja. daß Sie kerne Greisin seien, so viel berauszusühlen hat ja meine Menichenkenntniß am Ende hin erreicht, aber so Fünf- bis sechsundzwanzig hatte ich erwartet." Die Mutier lachte herzlich. Es war ordentlich wohlthuend und wirkte etwas be freiend für Lotte. „Ach wirklich. Herr Professor? Aber wollen Sie nicht wieder Platz nehmen? Du auch, Lotte." Während sie sich setzte, fühlte sie. daß ihre Beklommenheit schon wieder wuchs, und daß sie nicht im Stande war. ihre Unsicherheit zu überwinden. Ter Professor mochte das emvsinden. den« er ignorirte sie jetzt ganz und nahm, wie es schien, das vorher unterbrochene Gespräch der Mutter wieder auf. denn er ging auf gewisse Zustände des Großstadtlebens ein, kam dann auf englische, amerikanische und russische Ver hältnisse im Gegensatz zu den deutschen zu sprechen, und schließlich kam man mehr in das soziale Gebiet und auf die Arbeiterfrage. Allmählich war Frau Fließ selbst still geworden und er sprach — nur von Zeit zu Zeit abbrechend und dann sich selbst anregend, wieder einen neuen Gedanken anschließend — weiter. Zuerst hatte das Gespräch nur beruhigend auf Lotte gewirkt, io daß sie nun den Mull, fand, ihn genauer zu betrachten. Er war schön. Dichtes schneeweißes Haar, eigen thümlich leuchtende, prachtvoll geschnittene blaue Augen, die von einer goldenen Brille bedeckt waren, und ein Gesicht mit scharfen durchgeistigten Zügen. Das weihe Haar lies; ihn auf den ersten Blick älter als ihren Vater erscheinen, aber nun. wenn sie die Beide» verglich, mußte sic doch den Professor sür bedeutend jünger halten: besonders seine groß. Gestalt hatte so viel Elastizität, daß man glauben konnte, er sei ein noch junger Mensch der geistig sehr viel gearbeitet hat. Er war eine Erscheinung, die man nicht Überlehen und nicht vergessen kann, wenn man sie einmal gesehen. Allmählich jedoch wurde Lotte von des Professors Worten gänzlich gefesselt, so daß sie sich selbst und Alles um sich vergaß und mit Spannung nur lauschte, ja. schließlich hatte sie ihre natürliche Unbefangenheit so weit wieder erlangt, daß ihr bei einem Anlaß eine rasche Frage herausfuhr. Der Pro fessor sah sic an — lächelte — und von da ab sprach er fast nur zu ihr. 3. Kapitel. Lotte war glücklich. Es war durch die Erscheinung des Professors etwas Neues. Wunderbares in ihr Leben gekommen, was sie früher nie gekannt. Es war. als hätte ein warmer goldener Strahl erst jetzt in ihr das Leben wachgeküßt und die Freude am Leben — und — Alles — Alles. Was vorher in Sehnsucht gerungen und nach Verständniß be- Heiterkeit, wie sie sie lange nicht in diesen stillen Räumen gehört hatte. Selbst der Vater, der erst etwas später nach Hause gekommen war und vor dessen Zusammentreffen mit dem Professor sie sich eigentlich etwas gefürchtet hatte, war angeregt und voll Laune, wie sie ihn selten gesehen. Der Professor erzählte von Rügen, wo er seinen Wohnsitz und sein Heini ausgeschlagen, das er allein mit seinem Pflegesohn und zeitweise auch ganz allein nur mit wenigen Dienstboten bewohnte, und ein kleiner Zufall, nämlich der. daß für Herrn und Frau Fließ gerade die schönsten heitersten Erinnerungen aus der ersten Zeit ihrer Ehe sich an Rügen knüpften, brachte schnell eine große Vertrautheit und Herzlichkeit zu Stande, wie es sonst kaum möglich gewesen wäre. Erst spät verabschiedete sich der Professor und sagte Lebewohl für vier Wochen, so lange wolle er auf dem Gut seiner Mutter in Mecklenburg bleiben und dann auf dem Rückwege sich noch einige Zeit in Berlin aufhalten. , r sich hin. sie war es. glücklich zu sein! Am nächsten Morgen war sie merkwürdiger Weise trotz des Wachens ganz frisch. Allerdings war sie gegen Morgen noch eingeschlafen, und nun war es ziemlich spät geworden. Lotte fand die Mutter allein am Kaffectiich. Der Vater war schon fort. „Nun. hast Du gut geschlafen, meine Lotte?" „Ja, Mutterle, und Du auch, ja?" Sie setzte sich an den Kaffeetisch ihrer Mutter gegenüber und sah diese erwartungsvoll an. Als Frau Fließ aber schwieg, fuhr es ihr heraus - „Nun, Mutter, sagst Du denn nichts?" „lieber gestern? — Ja. Kind, er ist ein ausgezeichneter Mensch. Dein Professor. So einfach und liebens würdig. Er hat auch dem Vater außerordentlich gefallen." „Ja?" fragte Lotte froh. Nach einer Welle: „Ob es ihm auch bei uns gefallen hat, Mutter?" . . . „Ich glaube, daß er Dich sehr gern hat." sagte Frau Fließ einfach. Lotte wurde roth. „Hat er Dir etwas von seinen persönlichen Verhältnissen gesagt, Lotte?" fragte Frau Fließ nach einer Pause. „Ich glaube, er ist Wittwer, er trägt zwei schmale Ringe an der linken Hand." Lotte wunderte sich im Stillen, daß sie das gar nicht bemerkt und überhaupt noch nicht darüber nachgedacht hatte, ob er wohl eine Frau haben mochte oder nicht. „Wie alt :r wohl sein. Mutter?" „Ich denke etwa wie T „Er scheint wohlhabend zu lein." „Ich ganz gleichgiltig bei Jemand, der als Mens ächlich. sich um die äußeren Dinge zu kümme denke etwa wie Vater, so GechSundfünszig." — Zvoch zu lein." „Ich weiß nicht. Mutter. ES ist la . der als Mensch so viel ist: da scheint rS mir o Dinge zu kümmern!" „Aber, Lotte, sei doch nicht so wird er wohl sein. Mutter?" schon?" auch i neben» heftig, ich — Ein kurzes starkes Klingeln an der Korridorthüre unterbrach sie. „Willst Du wohl mal nachiehen gehen, Loiting, die Merten s ist eben nicht da." Lotte machte aus. ES war der Professor. „Sie. Herr Profeffor?" fragte sie strahlend vor Ueberraictnmg. „Ja, Jräulem Fließ, »eien Sie mir nicht böse, daß ich Sie noch mal überfalle; sch hatte gerat? noch ein Stündchen Zeit." „Aber bitte, wollen Sie nicht hereinkommen, Herr Professor?" „Ja — also da wollte ich Ihnen noch etwas sagen, vielmehr geben." Dabei reichte er ihr ein eingcwickeltes Buch oin. „Ich entdeckte es gestern unter meinen Sachen und dachte mir, daß es etwas sür Sie wäre. Wenn Sie's gelesen haben, schreiben Sie mir. was Sie darüber denken: ja. wollen Sie das . . . Fräulein Lotte?" „Ja. Herr Professor, und ich danke Ihnen sehr, sehr, daß Sie so gütig gegen mich sind!" Er nahm ihre dargebotcne Hand und wehrte ihren Dank lächelnd ab. „Hat gar nichts auf sich, Fräulein Lotte, alles Egoismus — alles Egoismus! Habe ja selber die größte Freude an meiner kleinen Gelehrten." Lotte ging überselig mit ihm in s Eßzimmer zur Mutter. Nach einer herzlichen Begrüßung, wie unter alten Bekannten, setzte er sich mit der einfachsten Selbstverständlichkeit zu ihnen an den Frühstückstisch. Lotte holte eine der beiden Flaschen Wein, die zum Glück gestern noch übrig geblieben waren, und man kam in die angeregteste Laune. Lotte selbst war fröhlich bis zum Uebermuth. Ganz unvermittelt brach der Professor mit einem Mal das Gespräch ab und sagte, zu Lotte gewandt, als wenn ihm eben der Gedanke gekommen wäre: „Wissen Sie. am liebsten würde ich Sie mitnehmen, auf's Land zu meiner Mutter. Da sollten Sie einmal andere Farbe bekommen als diese durchsichtige Blässe. Was meinen Sie dazu, hätten Sie nicht Lust?" „Sie sind wirklich zu liebenswürdig," stammelte Lotte ganz verblüfft. „Ach was. liebenswürdig!" unterbrach sie der Professor ein bißchen unwillig. „Ich mache keine Redensarten, wenn ich das sage — und Sie sollen auch keine machen. Die Frage ist nur die, ob Sie Lust und Zeit hätten, und dann die zweite: obJhre Eltern Ihnen die Erlaub» niß geben würden." Lotte war abwechselnd roth und blaß geworden. Eine unglaubliche Freude überkam sie. Herrgott, wenn das einmal möglich gemacht werden könnte, wenn das ginge — wenn — ach. es wäre ;a säst zu schön sür die Wirklichkeit. „Gnädige Frau," sagte der Protessor jetzt zu ihrer Mutter, ohne ihre neue Erwiderung abzuwarten, „ich spreche ganz im Ernst und nickt blos einem augenblicklichen Impuls folgend. Schon gestern kam mir der Ge danke. als ich Ihrer Fräulein Tochter so blasses Gesichtchen sah. Aber ich wagte nicht gleich bei meinem ersten Hiersein mit meinem Vorschlag herauszukommen. Nun Hab' ich s mir ikdoch noch gründlich überlegt, und nur darum bin ich heute noch einmal mit her gekommen." Frau Fließ war ebenfalls so überrascht, daß sie keine rechte Antwort zu finden, noch viel weniger schon zu einem Entscheid zu kommen vermochte. Der Professor fuhr sott: „Die Zeit ist jetzt herrlich, gnädige Frau. Der Frühling ist wundervoll bei uns, weil wir viel Laubwald haben. Das Gut meiner Mutter in Mecklenburg, aus dem ich auch geboren bi», liegt prächtig. Und schließlich, wenn Sie sür de» Sommer Pläne haben, werden diese da es noch so früh ist, durchaus nicht durchkreuzt . . ." „Ihr Anerbieten ist in der hat so liebenswürdig." sagte Frau Fließ jetzt, „daß es einem fast zu schwer wird, cs zurück zuweisen — und wenn ich nicht den peinlichen Zweifel hätte, ob wir, die wir Ihnen noch so fern stehen, berechtigt wären, das anzunehmen . . ." „Aber, meine gnädige Frau," unterbrach sie der Professor heiter, „über solchen Dingen sollten wir doch eigentlich genug stehen, um ruhig und unbesangen eine kleine Freude hinzunehmen, die so froh geboten wird. Und wenn ich nicht irre, scheint mir, daß Fräulein Lotte ganz gern eine kleine Frühlings-Exkursion unternehmen würde I" Da wich bei Lotte auch der letzte Rest von Bedenken ja — ja — sie wollte —- tausend Mal wollte siel Warum mit solcher Schwere sich an das Hergebrachte klammem, warum nicht ein glückliches Geschenk, das der Augenblick bot. mit leichtem, heiterem Herzen nehmen und gemeßen! „Mutterle. wenn ich das könnte! Ich möchte so schrecklich, schrecklich gerne!" „Das war ein braves Wort, mein kleines Fräulein. Also abgemacht! Das Weitere wird sich nun schon finden." Und es sand sich. Professor W . . . . blieb zu Tisch, sprach länger, als es mit de» Frauen nöthig gewesen, mit Herrn Fließ, und Beide brachten schließlich der überseligen Lotte seine Einwilligung. Ihre Abreise wurde für ein paar Tage lpäter bestimmt. Nach dem er gegangen, war es Lotte wie ein Traum. Aus Berlin sollte sie nun hinaus, zum ersten Mal weit hinaus in eine herrliche freie Gegend, in den Frühling mitten hinein —! Sie wußte sich gar nicht zu fassen vor Glück, lief im Zimmer umher und tanzte und sang und küßte dazwischen ihr Mutterle. „Liebes, liebes Mütterchen, nicht wahr, er ist — ach, ich kann gar nicht sagen, wie er ist . . .!" Eortsctzung I»I,t.) ^ii meine HanÄenk Asur Äv«l8vl»«8 L'ttbi'ilLsl. L>/s ülü. ein guter Hut, 2 „ mit ssiänam butter, 2>/, „ in vielen b'uyous, :k „ krima-ljnalitLt. St unü -L'/r ülk. Lxtra-Hualititt. Olutvi» <Ivul8vI»«i' s M. eill sehr teiner Uut. « „ subserg. vrsisrvertk, 7 „ ein teäorleieüter Uut. HVivmvr Lütv. LiiAli-svIiv Hiilv. It»1ivni8vl»v LLütv. vlltscllsr Vvlltsedsr 4>/r bis 12 M. Mmsr-Mn habe grösiere Quantums abzugebe» auch waggonweise. 2 Unliliilolileli-Meltt. GvuLtvndvrxxvr I'oi'MLt), I"00 Stück frei Keller ... . . Mk. 7,K0. 400« Stück (volle Fuhre) L Mille . . 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