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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000802014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900080201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900080201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-02
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Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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Sibirien derart eingeschüchtert sind, daß ihre Oraanisatton fast voll ständig ausgedört babe und ihre Tbatkraft seit Jahren erlahmt iei. Gerade in Italien aber lei man mit unverzeihlicher Nachsicht argen die Entwickelung des Anarchismus verfahren. Auch König Humbert selbst hatte für diese Gesellschaft viel ru hochherzige Regungen. Zu den bei der Berliner politischen Polizei reaistrirten Perionrn gehört Breis, allerdings nicht, man ist aber über. daß angesichts der Ermordung des Präsidenten Carnot. der Kaiserin von Oesterreich und >eht des Königs von Italic» durch italienische Anarchisten, in Italien ein Geheimbund zur Tödtung von Staatsoberhäuptern bestehen müsse. Ueber die Truppen ei »schiss»» gen in Bremerhaven am 31. v. M. wird des Näheren berichtet: Die Truppen nahmen vor den beiden Schiffen Ausstellung, die sie nach China befördern sollen. Um 2N- Ukr gingen das Kaiserpaar und die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert an Bord des Hascndainpfers .Retter" und landeten kurze Zeit darauf. Im Gefolge befanden sich u. A. Staatsmiuister Gras Bülvw und der sächsische Militärbcvoll- inächtigte Major Krug v. Nidda. Der Kaiser trug die Admirals uniform und weiße Mühe. Die Kaiserin war in Schwarz gekleidet. Die Herrschaften begaben sich zunächst zu den Truppen, die vor der ..Straßburg" Ausstellung genommen batten. Diese präsentirten das Gewehr, worauf der Kaiser die Truppe» begrüßte. Ter Kaiser schritt hieraus alle Glieder ab, berief die Offiziere zusammen und richtete an sie eine kurze Ansprache. Alsdann ließ der Kaiser die Mannschaften von seinem sächsischen Grenadier-Regiment vortrcte» und sagte ihnen einige freundliche Worte. Nachdem der Kaiser auch die Truppen von der.Aachen" abgcschritteu hatte, besichtigte er in Begleitung der Kaiserin, der Prinzen und seines Gefolges das Schiss- Nach Besichtigung der .Aachen" schritte» die Herr schaften über die Schleuse zu dem großen Trausportdamvfer „Rhein", der Donnerstag abgeht. Hier herrschte die lebhafteste Thätigkeit; cs wurde Ladung übernommen, das Schiff und die Boote wurden neu gestrichen :c. Eine große Menschenmenge war über den Deich und die Schleusen herbeigeströmt und brachte lebhafte Hochrufe aus. Die Herrschaften besichtigten auch den „Rhein" und schritten sodann zwischen den Lagerplätzen und dem Maickinenhame hin durch zurück nach der Llvhdhalle, wo inzwischen die Mannschaften die „Straßburg" beseht und auf Deck, sowie in den Wanten Auf stellung genommen hatten. 'Nach Besichtigung der „Straßburg" durch die Herrschaften und das Gefolge spielte die sächsische Kapelle das Niederländische Dankgcbet. die Sachsenhnmne, den Zapfen streich und Anderes. Als der Kaiser und die Kaiserin das Schiss verließen, der Kaiser ernst und die Kaiserin sichtlich ergrisscn, brachte der Bataillons-Kommandeur drei Hurrahs auf den Kaiser aus. das Publikum stimmte ein. Der Kaiser ries: ..Adieu, Kameraden!" Hieraus kehrten das Kaiserpanr und die Prinzen nebst Gefolge auf die „Hohenzollern" zurück. Um 4>d Uhr machte die „Straßburg" los unter Hurrahrufen und Tüchcrschwenken der Menge. Die Kapellen des Infanterie-Regiments Nr. 107 und der Matrosen-Ärt'llerie spielten, ebenso die Schissskapclle auf der „Hohenzollern". Der Kaiser stand auf der Kommandobrücke, die Kaiserin und die Prinzen standen auf Deck. Die Mannschaften brachten Hurrahs aus. der Kaiser salutirte; die „Hohenzollern" gab das Flaggensignal „Wir wünschen glückliche Reise". Die .Straßburg" signalisirte „Danke". Um 5'/c Uhr ging die „'Aachen" unter gleichen Kundgebungen in See. Für die Truppentransporte nach China wurden drei weitere große Lloydbampicr gechartert und zwar „Barbarossa", „Königin Luise" und „Friedrich der Große". Die Privatlektüre polnischer Ghmnnsiasten ist bis zum Beginn der Svinmcrsericn sortgeielst an allen Ghmnasicn der Provinz auf Veranlassung der Schulbehörden, u. A. in Gnescn, Krotoschin und Fraustadt, rcvidirt worden. In mehreren Fällen fanden Konfiskationen polnischer Bücher statt. Hierbei wurden in erster Linie Werke, die sich mit polnischer Geichichte und Littecatnr befassen, betroffen. Bei einigen Schülern wurden die Haussuch unaen 3 oder 4 Mal unmittelbar hintereinander vorgenvmmcn, wohl weil man der Ansicht ivar, daß diele Gpmnasiasten ihre pol nischen Bücher versteckt hielten. Seitens der Lehrer wurde den polnischen Gymnasiasten bei Beginn der Ferien ganz besonders anempfohlen, sich für die Privatlektüre möglichst nur deutsche Litteratur zu wählen, um die deutsche Sprache mündlich und schriftlich auf das Beste beherrschen zu lernen. Ferner wurde an mehreren Gymnasien polnischen Familien, welche Zimmer an Gymnasiasten vennicthen und diese verpflegen, unterlagt, künftig Gymnasiasten zu sich in Pension zu nehmen Der Reichsbote ist in den Besch einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung übcraegangen. Geschäftsführer sind der br herige Chefredakteur Enget und Rendant George, als Gesellschafter werden genannt: Graf Werner von der Schulenburg zu Bechen darf, Graf Ernst von der Schnlenburg zu Emde. p. Rohr ZU Hohenwnlich b. Bismarck. Graf v. d. Osten zu Grvß-Iannewih i. P Graf v. Finkensteiu zu Jästcndmf in Ostpreußen, v. Brcdvw zu Scichke, Westhavelland, v. Nathusius zu Greifswald. Italien. Königin M argherita war den ganzen Tag vor dem Unglücke von trüben Ahnungen gedrückt. Nach Schluß der Hostafcl nahm sie ihren Gemahl zur Seite und bat ihn. in der Villa zu bleiben. „Was willst Tu dort ?" (Sie meinte in der Turnhalle.) „DieJugend ist >o lebhaft, eS könnte Dir leicht etwas Unangenehmes begegnen!" .,'Nein, nein!" war die Antwort Humbert's. „Ich versprach, der Preisverlheilung beizuwvhncu und will mein Wort halten." „So geben Sie gut Acht auf den König. Ponziovaglia!" rief die Königin dem Flügel-Adjutanten zu. König Humbert meinte noch lachend: „Wenn sie mich zu Gaste bitten, werden sic doch freundlich sein." Das waren die letzten Worte, die er z» seiner Gemahlin sprach. Sie sollte nur seine Leiche Wiedersehen. Im klebrigen würde K önig Hu m bert, selbst wen» er die Seelenstimmung seiner Gemahlin gcthcilt hätte, seinen Vorsatz mit der gleichen Ruhe und Festigkeit ausgesührt haben. Er war durch und durch Fatalist, vom Glauben au die unabänderliche Macht des Schicksals durchdrungen. Als ihn im Jahre 1884 der Bürgermeister von Padua aus seiner Fahrt zu den Cholerakranken bat, sein Leben nicht unnöthigcr Gefahr auszusetzen, antwortete er: „O> mein Bester haben Sie keine Sorge. 'Niemand lebt länger, als ihm bestimmt ist. Ist meine Zeit uni. daun ist es Einerlei, ob ich nach Neapel fahre oder nicht. Nicht hiufahren und dennoch sterben, pfui, was muthcn Sie niir zu!" 'Nach dem Anschläge Acclarito's sagte er. als ihn die Minister beglückwünschten: „Es war nicht bestimmt, danken Sie dem Schicksal, das mich noch am Leben läßt!" und er drückte den Verblüfften lächelnd die Hand. Im letzte» Augenblicke seines Lebens aber sprach er. wie General- Adjutant Ponziovaglia erzählt, nur ein einziges Wort: „AcüIioG Der „Matm" erhält aus Gens Mittheilungen. denen zufolge die Schweizer Polizei an einen Zusammenhang des Attentates mit dem Mvrdanschlag gegen die Kaiserin von Oesterreich glaubt. Luccheni und Bressi seien Genossen, welche Vollstrecker eines Mordplanes seien, der sich aus Ermordung einer 'Anzahl regieren der Personen erstreckt. Die Genfer Polizei hat festgcstellt, daß Bressi vor zwei Jahren in Genf geweilt und als Anarchist über wacht wurde. In euiem Monat wird cs zwei Jahre, daß Kaiserin Elisabeth von der mörderischen Hand Lucchcni's getödtet wurde. Jetzt in seinem Gefängniß gefragt, ob er Bressi kenne, verweigerte Luccheni jede Antwort. Vor seinen Richtern in Genf hat Luccheni gestanden, daß die Ermordung Carnot's und der Kaiserin Elisabeth nur die ersten Episoden seien in dem festgestcllten Plan der Er mordung mehrerer Souveräne. England. Im Unterhaus erklärte Brodrick. den letzten Nach richten des Generals Gaselee zufolge habe dieser den sofortigen Vormarsch nach Peking in's Auge gefaßt, wobei er aus die Mitwirkung der verbündeten Truppen hofsc. (Beifall.) Serbien. Der Fackclzug der Belgrader Gemeinde ist glänzend ausgefallen. Der Zug begab sich, mit der Militärmusik an der Spitze, vom Gemeindehaus zum Wohnhaus der Braut, wo kurz vorher die kirchliche Verlobung des Königs stattfand, und wo sich alle Minister befanden. Als der Zug ankam, bemerkte man den König froh erregt im Zimmer hin- und hcraehen. Alsbald zeigte sich die Braut und nach ihr die Minister. Der Zug machte Halt. Der König zeigte sich am Fenster mit der Braut zur Rechte», und hinter ihnen standen im Halbkreis die Minister. Nachdem die Hymne abgesungcn war und der Vertreter des Bürgermeisters Jocovic seinen Bewillkommnungsgruß gesprochen halte, ergriff der König mit kräftiger Stimme das Wort. Er sagte: „Die Bel grader sind vor mir öfters erschienen, um mir ihre Treue und Liebe zu beweisen, sie sind mir aber nie willkommener, als in diesem Moment, in welchem ich mich glücklich schätze, da ich Diejenige gefunden habe, die ich liebe und verehre. Ich danke daher meinen treuen Belgradern von Herzen. Bei mir sind Viele erschienen, die berufen wähnten. >»«r ihre Ansichten über die künftige serbische ' ' . Die Einen sagten Dies, die Anderen Jenes, die Königin von Serbien nicht so sein muß, ich glaube a!>er, daß die Königin von Serbien nicht so sein muß. wie Andere wollen, sondern wie ich will und wie ich sie liebe, denn die Königin wird nur mein sein. Die Erwählte meine- denn die Königin Herzens aehörl meinem Volke an und jener achtbaren Familie, die s meinem Ahnherrn Milosch treu geholfen hat. Serbien zu befreien und auszubauen. Ich liebe sie und bin fest überzeugt, daß ich mich an ihrer Seite durch dos ganze Leben glücklich sichten werde. In meinem Haule wurde viel Politik gemacht, die wenig im Ein klänge niit den Gefühlen meines Volkes stand. Der Hof war ein 'Nest der ärgsten Jntriguen. (Allgemeine Rufe: „So ist es. Herr I") Das soll von nun an anders werden. In unserem Haule nagte ein Wurm seit langer Zeit, der den häuslichen Frieden störte, und unter welchem sowohl ,ch als mein Volk zu leiden hatten. Serbiens 'Anseheu hat dadurch stark gelitten. Es sank in Folge dessen aus die tiesste Stufe, sowohl im In- als auch im Auslande. (All gemeine Ruse: „So ist eS, Herr!") Allgemein sagt man, daß Serbien ein Land der Ueberraschungen ist. (Ruse: „So ist es. König!") Und alle diese Ueberraschungen gingen immer nur vom Hose aus. (Rufe: „So ist es. Herr! ) Ich gelobe, daß meine nunmehr erfolgte Verlobung mit einer Frau aus dem Volke die letzte Uebenaichung ist. die ich meinem Volke bereitet habe. In der Zukunft wird und muß cs anders werden. Wenn meine Trau ung vollzogen sein und mein Leben glatt wie ein ruhiger Strom sortsließen wird, werde ich mich mit sünfzigmal stärkerer Kraft an die Arbeit machen, mein Volk zu beglücke». Sagt allen Bel gradern. sagt ganz Serbien, daß mich zwei starke Bande an mein Volk fesseln: das eine ist die Königin, die ich aus dem Volke wählte, und das andere die Liebe, die sie uns bezeigen und die wir erwidern." Die Rede wurde sehr oft mit srcnetijchen Zivio- Rufeu unterbrochen. Ueber die Vorgänge bei der kirchlichen Verlobung des Königs Alexander von Serbien erfährt ein Korrespondent des „B. T." Folgendes: Um 6 Uhr waren im Salon dcc Frau Traaa Makchm. in ihrem Hause, die Minister, die Generäle, die obersten Staatsbeamten sowie das diplomatische Korps versammelt. Es scblte nur der Gesandte Rumäniens Maniocordato. der durch Krankheit am Erscheinen verhindert war. Als Alles versammelt war. trat König Alexander in kleiner Uniform ein. mit ihm seine Braut in lachsfarbener Toilette. Der König richtete nun eine Ansprache an das diplomatische Korps, wonach er die Anwesenheit der Gesandten für ein Zeichen der guten Beziehungen zwischen Serbien und den Mächten ansehe. Sodann ward die religiöse Ceremonie vorgenommc». Hierauf kam eine Tesilircvur der an wesenden Serbe», welche dem König die Hände und Wangen küßten, der Braut aber nur die Hände. Ter König umarmte und küßte alle Verwandten der Frau Draga. Dan» folgte eine garten partx, die bis 7 Uhr währte. Während derselben unterhielt sich der König mit de» meiste» der Anwesende» und äiißertc sich Meh reren gegenüber in ganz ungewöhnlich scharfer Weise über das frühere Kabinet. So sagte er z. B.. die früheren Minister hätten sich alle in der Vcrwbungsiache wie Vcrräthe: benommen. Speziell über zwei der Exminister war der König entrüstet, weil diese ihm ganz unerhörte Dinge über seine Braut gejagt hätten. Interessant ist. daß von den Damen des diplomatischen Korps keine Sollte «S sich bewahrheiten, daß in der That die Fremden in Peking noch leben, daß man also seitens Chinas Herr der Lage geworden und demgemäß auch willens und ün Stande iei. die Mörder der bisher umgekommenen Ausländer gebührend zu bestrafen, so würde fraglos die ganze Situation eine andere Färbung bekommen! Dann würde die von unserem aus wärtigen Amte sestgehaltene Auffassung, daß man nur den Krieg mit Aufrührern sichre und bemüht sein müsse, die chinesische Re gierung zu festigen und neu zu organisiren, sich bewährt haben und die Aufgabe der Mächte bedeutend erleichtern. Da Rußland ebenfalls diese Art der politischen Behandlung der Dinge in Ost- Asien wiederholt betont und sie konsequent vnrckgehalten hcct. so könnte es dann gelingen, bei geschickter Handhabung der 'An gelegenheiten den etwaigen Zug auf die Grenzen zu beschränken, sie der Bedeutung der Dinge entsprechen, da dann nur von einem Morde ausrührcrncber Banden gesprochen werden kann und die Verletzung der Ehre, die alle Nationen, auch die deutsche mit Recht in Groll brachte, unter Mitwirkung der chinesischen Ne gierung eine scharfe Sühne erhalten könnte. einzige bei der Verlobung erschienen war, obwohl alle eingeladen Nock interessanter ist, >»- Fenster der deutschen und finster blieben, während waren. Roch tntereyantcr ist. daß die der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft die der russischen glänzend erleuchtet waren. Rumänien. Ter Tod des Herzogs von Sachsen- Koburg und Gotha, des Vaters der Prinzessin von Rumänien, hat im ganze» Lande tiefes Beileid hervorgerufen. Zahlreiche Beileidstelegramme sind der König!. Faniilic zugegangen. Ter König sandle ein überaus herzliches Beileidstelegramm an die Herzogin-Witlwe, in dem er seine» und der Königin Schmerz über den großen Verlust Ausdruck gicbt. Auch au die Königin Victoria und an die Mitglieder des englischen Königshauses wurden Beieids- tclegramiiie abgeiandt. Ter Ministerpräsident sandte derHerzvgin- Wittwe ein Beileidstelegramm der Regierung. Tie Vertreter der auswärtigen Mächte schrieben sich in die im Palais ausliegcnden Beileidsliste» ei». Das Prinzenpaar von Rumänien wirb nach Kobnrg reisen. Afrika. Die angeblichen 5000 Buren, die mit General Prinsloo in Gefangenschaft gernthe» sein sollten. sind nun mehr laut der mitgctheilten amtlichen Meldung Lord Roberts auf !)80 znsammengeschrumpft, was hier nochmals ausdrücklich hcrvor- gehodeir sein mag. Ter Krieg in Elnna. Eine über Tschisn nach London gelangte Depesche ans Tientsin vom 27. besagt: Heute kam hier ein Kurier mit Depeschen aus Peking an, die vom 21. datirt sind und von dem Gesandten Eongcr. und britischen, japanischen und deutschen Vertretern, sowie von Privatperionen Herrühren. Sie bestätigen alle die srü bereu Berichte. Ter Kurier seinerseits bestätigt die Nachricht über den schlechten Zustand der Wege und die Menge der Ehinese», die sich längs des Wegs nach Peking befinden. In der 'Note Eongcrs an den aincrikanische» Konsul heißt es: „Gemäß einer Vereinbarung wird seit dem 10. Juli nicht mehr geschossen. Wir habe» Lebensmittel für verschiedene Wochen, jedoch nur wenig Munftivn. Wenn die Chinesen sortsahre», uns zu beschießen, wie sie es gelha» haben, so können wir nicht langer anshalten. Eine Niedermctzelung Aller wird folgen. Ich hoffe, daß der Entsatz bald kommt." — Eine Privatnachricht ohne Datum besagt: Gestern brachte ei» Bote mit weißer Flagge dem Gesandten Macdonald eine Note von Uung. in der dieser fragt, ob man gewillt sei. einen Waffenstillstand abzuschließcn. Macdonald erwieoerle. er sei geneigt, vorausgesetzt, daß die Ehinese» anf- hören zu schießen und nicht näher an die Gesandtschaften kommen. Das Schießen hat jetzt ansgehört. und überall herrscht vollkommene Ruhe. Die Lebensmittel bestehen aus Reis und Pferdefleisch. Eine große Gefahr besteht darin, daß die in Tientsin geschlagenen Ehinese» nach Peking kommen. Die Amerikaner machten in der 'Nacht des 3. Juli einen mnthigen Ausfall und fügten den Chinesen schwere Verluste zu. Ein Kaoeltelegrnmm des Generals Ehafsee aus Tschisn vom 30. besagt: Wie verlautet, besteht in Takn die Absicht, morgen nach Peking vorzumarschircn. Admiral Courrsiolles sandte an den Marineminister ein in Tschiiu am 20. Juli abgegebenes Telegramm, welches lautet: Es sind deutliche Anzeichen einer Beruhigung vorhanden. So ist uns insbesondere ein kaiserliches Edikt über Tschisn zn- gegangcn, in welchem die chinesische Regierung sagt, sie sei für den gegenwärtigen Zustand nicht verantwortlich, alle ihre Handlungen seien auf Erhaltung des Friedens gerichtet gewesen und sie sei noch bestrebt, die Verträge gegenüber den Fremden und den Missionen gegenüber zu beobachten. Der „Agenzia Gteiani" wird aus Tschisn über Takn ge meldet : Der Kommandant der „Elba" hat ans Tientsin die Nach richt erhalten, daß bis zum 2!). alle Italiener in Peking wohl behalten waren. Der belgische Minister des Aenßeren hat von dem belgischen Geschäftsträger in Shanghai folgende Depesche vom 31.V.M. erhalten: Am 22. Juli hat der amerikanische Generalkonsul an den amerika nischen Gesandten in Peking durch Vermittelung der Lokalbehördcn tclegraphirt. Der Taotai Scheng theilte dem Generalkansul mit, daß das Tsungli-Bamen sich weigere, chissrirte Depesche» weiter zu befördern und verlangte, daß die Telegramme offen ab gesagt seien. Der japanische Militär-Attachö schreibt aus Peking unter dem 22.: Vom 13. Juni ab wurde» die auswärtigen Gesandt schaften belagert, am 24. Juni begannen die Angriffe aus die Gesandtschaften, die bis zum 17- Juli dauerten. Die Belagerten haben wenig Lebensmittel und Munition. Entsatz wird sehnlichst erwartet, da die Gesandtschaften nickt mehr Widerstand leisten können. Bis zum 22. Juli waren 60 Europäer in Peking getödtet worden. General Grodekow meldet vom 28. Juli aus Chaborowsk: Blagvwjeschschensk wurde am 26. Juli von den Chinesen be schossen, ebenso der Dampfer „Selenga", als er den Amur aus wärts snhr- Das Feuer der russischen Geschütze brachte die Chinesen jedoch zum Schweigen. Die Verluste waren unbedeutend. Am 28. Juli wurde BlagowjeschschenSk mit Artilleriefeuer beschossen, aus welches die russischen Truppen antworteten. Verstärkungen sind im Anmarsch. — Am 24. Juli rückte das Detachement des Generals Lacharow vor die Festung Bajantyun und unternahm eine Rekognosziruna, welche ergab, daß die aus 2000 Mann be stehende chinesstche Besatzung zu unterhandeln bat. Als der General sich aber der Festung näherte und die Kosaken vorrücktcn, eröffneten die Chinesen ein Gewehr- und Geschützfeuer. welches gegen Abend heftiger wurde. Die Chinesen stoben dann. In der Festung wurden fünf Kanonen, eine große Anzahl Patronen, vier Schiffs- aeschüde und Artillerie-Munition erbeutet. — Der Konsul in Kuldscha telegraphirte am 24. Juli, daß der Gouverneur von Zjanziun von der Kaiserin den Befehl erhalten habe, alleRussen »ieverzumachen. Nach Ankunst von zwei ESkadrons Russen »um Schutze des Konsulats trat wieder Ruhe «in. Kunst und Wissenschaft. tz Im Residenztheater geht beute Abend der Lec'schc Schwank „Busch und Reichenbach" in Scene, der morgen zum letzten Male gegeben wird. Am Sonnabend findet daun die Premiere des Schwankes: „Flottcn-Manover" statt und zwar in nachfolgender Besetzung der Hauptrollen: Ilgen — Herr Frieie, Frieda — Frl. Huß. Johanna — Frl. Krauß. Wernke — Herr Funk, Agathe — Frl. Krvnthal, Hans Wernke — Herr Sturm, Fritz von Wcstrupp — Herr Reiter, Will» Richter— Herr Athauier, Mr. Slang — Herr Witt. Schulze — Herr Bayer. 4 Das Residenztheater steht mit Frl. Adele Sand- rock in Unterhandlung bezüglich eines längeren Gastspiels, das als „piöeg 6c> räNstawP" die Aufführung von Edmond Rostand's „U'ajrzlaa" mit der Künstlerin in der Titelrolle bringen soll. Das Stück, das bekanntlich einen ganz außerordentlichen sccnischcn Apparat erfordert, wird in einer eigenen Bühnenbearbeikung und mit Zuhilfenahme zweier weiterer Gäste in den tragenden Rollen gegeben werden. 1' Im Ccntcal-Theatcr bleibt heute und die nächsten Tage die prächtige Operette „Wiener Blut" von Johann Strauß ans dem Spiclpla», nachdem es der Direktion gelungen ist, das Gastiviel des Wiener Ensembles aus 14 Tage zu ver längern, zum Theil mit großen Opfern, da einzelne Solo-Mitglieder bereits anderweitige Verpflichtungen eingcgangen waren. Das Hans ist Abend für Abend vorzüglich besticht, und das Publikum nimmt die Fülle graziöser Melodien, die ans den Werten des WalzerkvnigS längst znm Gemeingut der singenden und tanzenden Menschheit geworden sind, in jeder Vorstellung mit dem gleichen Enthusiasmus auf: daß der „Wiener Blut"-Äalzer und manche andere der großen Nummern stets cia errvo begehrt werden und die Gstanzcln der beiden Waschermcidln im letzten Alt ebenfalls immer um einige „Zugaben" vermehrt werden müssen, ist selbstverständlich. Vorgestern, Dienstag Abend in der vermeintlichen Abschieds Vorstellung, war das Hans nahezu nusvcrkanst und der Veisall an den einzelnen Aktschlüssen besonders stürmisch. 'Namentlich die Herren Bauer und Pagiu. sowie die Damen Reichsberg und Gvldcck wurden ans das Lebhafteste applandirt. s Tolstoi' s Drama „Die Aiacht der Finsterniß", dessen öffentliche Aufführung dem „Deutschen Theater" in Berlin verboten wurde, nachdem das Drania z. B- in Wien inc „Deutschen Volksthcater" unbeanstandet über die Bühne gegangen war. ist >ctzt vom Direktor Dr. Brahm der Censnrbchörde nochmals zur Freigabe überreicht worden inil einer von Tolstoi selbst gegebenen mildernden Variante, welche die ursprünglich nnf die Scene ver legten aufregenden Vorgänge des vierten Aktes znm größten Theil hinter die Bühne rückt und nur ihren Reflex darstellt. Das Ber liner Polizeipräsidium hat sich jedoch nicht veranlaßt gesehen, in die Aufhebung des Verbotes zu willigen, und hat, ohne Angabe von Einzelheiten, aus „sitten- und ordiiuiigsvolizcüichen Gründen" die Aufstchrnng neuerdings untersagt. Der Direktor des „Deutschen Theaters" bemerkt nun m einer an die Berliner Zeitungen gerrch- teten Zuschrift: „'Noch erstaunlicher als die sittenpolizeilichen Be denken. welche ein Werk von so tiefem sittlichen Ernst erwecken soll, erscheinen die ordnungspolizeilichen Gründe, da das Drama in der jetzt cingercichlen Fazsung bereits in Preußen gespielt worden ist. und zwar am Breslauer Lobe-Theater. wo es 1800 nach der Einrichtung der Berliner Freien Bühne in Scene ging, derselben Einrichtung, die Direktor Brahm auch jetzt vorgeleat hat. Von irgendwelchen Bedenken, die in das Gebiet der Ordnnngspolizei fallen, hat dabei nichts verlautet, weder vor noch nach der Aus führung. und es beleuchtet grell die geplanten „Reformen" unserer Theatercensur, wenn heute in Preußen verboten wird, was vor zehn Jahren noch erlaubt war. — Gegen die Entscheidung der Polizei ist Beschwerde beim Oberpräsidenten eingelegt worden: nvthigenfalls wird der Instanzenweg weiter beschriften und Klage beim Oberverwaltungsgericht erhoben werden." tz Der ans dein Berliner Tuberkulvsen-Kongreß im vorigen Jahre von Herrn Ferd. Mannheimer ausgesetzte KongrcßPreis von 3000 Mt., der seitens der Firma Knhncmann um 1000 Mk. erhöht wurde für die beste populäre Schrift über „Die Tuber kulose als Voltskrankheit und ihre Bekämpfung", ist von dem Preisgericht einer 'Arbeit zngesprochcn worden, als deren Verfasser sich Herr Dr. S. A. Knopf aus Ncw-Avrk erwiesen hat. Es waren im Ganzen 81 Arbeiten eingeganaen. Es wurde eine drei malige Sichtung porgenommen und schließlich unter 5 Arbeiten die erwähnte als die beste anerkannt. Der Druck der werthbolleu Arbeit wird demnächst erfolgen. v Bon der verkrachten „Internationalen Ausstellung" für Theater und Bariötö" in Berlin berichtet der „Börs.- Evur.". daß eine Versammlung der Geschädigten im „Palast- Theater" stattfand. Es ging hierbei sehr stürmisch zu. Die Ge schäfte der Ausstellung werden vorläufig von den Ausstellern Herren Proskauer, Frendenberg, Michaelis. Schröder und Direktor Winkler geleitet. tz Der Verein Berliner Journalisten ließ am Diens tag durch seine drei Dclegirtcn auf dem Internationalen Preß- kongrcß in Paris ani Grabe Heinrich Heine' s einen prächtigen Kranz niederlcgen, dessen lang herabwallende Atlas- schleifenbnnder in den Farben der Stadt Berlin, schwarz-rotb-weiß. gehalten waren. Auf dem schwarzen Bande las man sie Worte: „Dem unsterblichen Dichtergenius . Das mittlere rothc Band trug als Inschrift Hcine'S eigene Worte aus dem „Buch der Lieder", nur mit der Aendernna des persönlichen Fürwortes: Du bist ein deutscher Dichter, — Bekannt im deutschen Land. — Nennt man die besten Namen, — So wird auch der Deine genannt. Das weiße Band endlich zeigte die Inschrift: „Gewidmet vom Verein Berliner Jonrnalistcn. Juli 1900." tz Agnes S v r m a hat für ibrc große interncitionalc Tournee, die bereits im September beginnen soll. Sudcrmami's Johannis feue r" erworben: die Künstlerin wird die Maricke aus Wunsch des Dichters erciren. Wer die überaus schwierige Rolle bei der Berliner Premisre des Werkes spielen wird, die man im Lessing thcater für Oktober plant, ist noch nicht bestimmt. tz Eine neue Expedition zur Erforschung des Nordp o ls wird in allernächster Zeit von Hamburg ausgehen. Kapitänlcutnaiit a. D. Baucndahl, der sich seit drei Jahren mit diesem Plane beschäftigte, hat de» 44 Brutto Rcg.-TonS großen Segler „Matador" erworben und wird in etwa 14 Tagen seine Reise antreten. Der kühne Forscher hat die Erfahrungen anderer Nordpolfahrcr sich dienen lassen und hvsst mit Hilfe seiner aus die Eigenarten des nördlichen Pvlannceres eingerichteten Be fvrdcrungsmittel, die znm Theil noch Geheimnis; des Eigenthümers sind, selbst die schwersten Hindernisse überwinden zu können. Herr Baucndahl. der 17 Jahre ans Sec gefahren ist, beabsichtigt, mit seinem Fahrzeug direkt in die Packeisrcgioiicn nördlich vv» Spitz bergen vorzudrmgen, dann östlich steuernd an einer geeigneten Stelle, die eine Durchfahrt gestattet, nach Norden zu gehe». Sollte sich nicht genügend freies Fahrwasser bieten, so will der Nordpolfahrer sein Segelschiff aus einer der sieben Inseln lassen und in Böten weiter Vordringen. tz Eine sehr originelle AusstclInng wird ini Museum zu Krefeld anläßlich des dort stattsindendcn Allgemeinen deutschen Schneidertagcs veranstaltet werden. Es ist dies eine Ausstellung von Dame »kl e^d ern. die nach Entwürfen von Künstler n iird vom hergestellt sind. Die Ausstellung wi 4. bis 13. August . . , .. - au dauern und soll vorsühre»: 2 Brautkleider, 10 Ball- und Gesell schafts-Kostüme, 5 Straßen Neider, I TrauerNeid. 3 Haus- bez. Morgenkleidcr, 1 Gartenkleid und 2 Schneider-Kostüme. tz Da« neue Arbeiterstllck „Der Herr Meister" von Joles TrübSwaffer. das augenblicklich vom Münchner L'olkStbcaler mit sensatio nellem Erfolg argcben wird, ist jetzt in Buchsorm in E. Dierion'S Verlag in DrrSdrn erschienen. DresSirer Nachrichten. Rr. 2t<>. Seite i. M» Donnerstag. 2. Slugnst
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