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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000802014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900080201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900080201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-08
- Tag 1900-08-02
-
Monat
1900-08
-
Jahr
1900
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DvesSirer» Nachrichten. 21V. Seite 3. »» Donnerstag, 2. August 1VVV r» Srrt deijeiilgen von König Victor Emanuel zu bewilligen. Nach der Thronbesteigung und dem Schwur aus die Verfassung wird der Vatikan den bekannten Protest gegen die Usurpation Roms wieder holen. N o m. Dem Vernehmen nach scheint es nach den Aussagen Bressi's im gestrigen Verhör nicht ausgeschlossen, das; er im Auf trag gehandelt hat. Man glaubt, die Ausführung des Verbrechens sei in Paterson beschlossen worden. Bressi giebt zu. in Paris ge wesen zu sein, leugnet aber, Zusammenkünfte mit Anarchisten ge ballt zu habe». Ein gewisser Salvator Ouintavalli, der mit Bressi aus Amerika zurückkehlte und mit ihm nach Paris zu einer Ailarchistenversaminlung ging, wurde gestern in Rio Marina Insel Elba) verhaftet. Dem Vernehnem nach wurden bei ihm mehrere Briefe, die Photographien von 5 Anarchisten und eine Postkarte beschlagnahmt, aus welcher er zu einer Zusammenkunft bestellt wird, zu der er auch hingegaugcn nt. Ouintavalli wurde ir, das Gefänglich nach Porto Ferra») gebracht. Ein gewisser Antonio Lanner aus Trient, welcher gleichfalls mit Bressi und einer Frauensveisvn aus Amerika zurückgekchrt ist, wurde gestern in Jvrea verhaftet. Die Gründe, weshalb Lanner sich in Jvrea aufhielt, sind nicht bekannt. In Folge der Verhaftungen vermehren sich die Verdachtsmomente, daß cs sich um ein Komplott gehandelt habe. Leutnant Bressi, der Bruder des Mörders, bezeichnet das Verbrechen als die feigste That des Jahrhunderts. Er fügte hinzu, er habe seit langer Zeit keine Nachricht von seinem Bruder gehabt, den er immer noch in Amerika glaubte. Nach einer Mailänder Meldung hat sich Lanner in Jvrea als Komplize Bressi's bekannt und ausgesagt, daß er und Bressi ausaclovst worden seien, die Königin oder den König zu tödtcn. Aus Reggio Emilia wird depcschirt, daß ein früherer Pvlizeibcamtcr am Sonntag früh bei der Behörde ein bevorstehendes Attentat anküudigte. Von derselben Gefahr sei noch ein anderer Herrscher bedroht. Monzn. Heute Vormittag fand im hiesigen Dome ein Trauergottesdienst für König Hninbcrt statt, welchen« Vertreter der Behörden, Militärdeputativnen und eine große Menschenmenge beiwohnten. Saut and er. Ein Brand zerstörte die Niederlagen der Tabakreale. Ter Verlust wird auf 3 Millionen geschäht. Bern. In Weggis im Kanton Glarus ist ein Werkführer Jndermauer ans Glarus beim Edelweißsuchen von einer hohen Fels wand abgcstürzt und hat den Tod gesunden. Cliarleroi. In 19 im Becken von Charleroi zerstreut liegenden Fabriken legten heute die Glasarbeiter die Arbeit nieder. I I von diesen Fabriken wurden geschlossen. In nächster Zeit wer den voraussichtlich noch mehr Glashütten außer Betrieb gesetzt werden. Die Zahl der ausständigen Arbeiter beträgt ungefähr 10,000, sie verlangen die Entlassung der nicht im Shndikat befind lichen Arbeiter. London. Ucbcr den Mörder des Königs von Italien liegen aus New-Uork weitere Meldungen vor. Darnach wurde er im vergangenen April in einer Anarchisteiiversammlung zu West- Hvbokeu in Ncwjersey zur Ermordung des Königs ansersehen und verließ zu diesem Zwecke unter Zurücklassung seiner Familie New- Nork, am 22. Mat an Bord eines französische» Dampfers. Bressi's Frau Sophie hat einem Interviewer gegenüber erklärt: „Mein Naim war Sozialdemokrat und haßte als solcher alle Könige und -kapitalislcn. Daß er Anarchist wäre und gar die Absicht hätte. Jemand zu tödten, hat er mir niemals gesagt. Erst vor drei Tagen noch empfing ich einen liebevollen Brief von ihm aus Mailand, der nicht den Eindruck macht, gleichsam am Vorabend eines furcht baren Verbrechens geschrieben zu sein. Sollte er die That wirtlich mit Ikeberlcgung im Verein mit Anderen auSgcführt haben, so bin ich überzeugt, daß er die Namen seiner Mitschuldigen nie und nimmer angeben wird." Petersburg. Für den Herzog Alfred von Sachsen-Koburg und Gotha ist eine Iwochige Hoftrauer angcordnet worden. Petersburg. Aus Charkow wird geschrieben: Im Kirch- dorfe Petrowsk sind großartige Kohlennicdcrlagen entdeckt worden. Der Fundort ist so reich an Kohlen, daß jährlich an 40 Millionen Pud gefördert werden können. fliranNnrl a» M« (Schluß» Credit LM.7V. LNconio I7S.S0. Dresdner Bank H8.M. LiaatSbahn —. Lombarden —. LamahiiUe Lil.M. Ungar. cSoid —. Pormgieien —. Süll. Parts. iS Uhr NachmMags.i Rente UM.ISV,. Italiener sr.85. Svaiuer 71.70, Portugleten 22,M. Türken 22,SS. Tiirkenioole 111.80. Lttomanban! öSl.üü. SlaatS- dahn —. Lombarde» —. Fest. Paris, Produkienmarkt. We»en per August IS,88. »er Noobr.-Febr. 21,10, ruhig. Spiritus per August .75,2S, per Januar-April SS,00, ruhig. Alibi» per August Lü.vo, per Januar-April tiS.OO, ruhig. A usterdam. Produkten - Bericht. Weilen per November 180,00, per März unverändert. Aogge» per Oktober 122,00, per Mär, 120,00, flau. London. Produktenbericht. Getreidemarkt trüge. Meister Weilen >/, Sh. höher, rother matter, gemischter amerikanischer Mais >/, Sh. niedriger. — Wetter: Siege». als im Vorjahre. Auch in böhmischen Braunkohlen ist der Ver sandt der letzten Monate gegen 1899 ein ganz erheblich größerer. — Etwas abweichend hiervon lauten die Berichte aus Böhmen In Prag fand vorgestern eine Versammlung von Kohlenhändlern statt, in welcher übereinstimmend betont wurde, daß das Publikum durch die Clrkulare einiger Kohlciifirmen ln Verwirrung g' worden ist. und daß von einer Kohlennoth noch nicht die Rede sei» könne, obwohl die Nachfrage und der Wunsch, Kohlenreierven an- zukaufen. noch niemals so heftig gewesen sei. als jetzt. Die Prager „Politik" kündigt in einem Artikel sür den 1. September oder 1. Oktober eine neuerliche Preiserhöhung von mindestens 10 K. an. Wie aus Aussig gemeldet wird, ist für den 1. September in der That eine Prcisregulirnng in Aussicht genommen, die jedoch im Allgemeinen nicht als eine erhebliche Erhöhung bezeichnet wird, da vielmehr nur die schon früher erhöhten Preise im Herbst allgemein durchgeführt und stabilisirt werden sollen. Ueberhanpt sind die Braiinkvhlemverke bemüht, einen caimircnden Einfluß auf den aufgeregten Kohlenmnrkt ansznüben. Auch die Aussig« Groß- verschleißcr haben dem Inländischen Markte zu relativ günstigen Preisen Kohle^ zur Verfügung gestellt, um eine Beruhigung Vor hand und auf Werke , , , , Es gehen aus dem nordwest - böhmischen Kohlenmarkt deshalb Vorgänge vor sich, wie sie in der letzten Sitzung der Krefclder Handelskammer für den rheinisch-westphälischcn Kohlenmarkt er mittelt wurden. Eine Anzahl von Firmen benutzt die günstige Konjunktur, um die Abnehmer zu verwirren und eine stürmische Nachfrage zu erzeugen. — Auf Antrag des Herrn Reichskanzlers und mit Bezugnahme ans eine Bekanntmachung vom 21. Juli 1899 bringt das sächsische ltzie zur Vertilgung aeneur, um eine Vcruiiigiiiig vor- Dagcgen hat eine Anzahl von Verkäufern aus zweiter aus dritter Hand Eirknlare erlassen, in denen sie sich berusen, mit denen sie gar nicht im Verkehr stehen. . a . Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zur öffentlichen Keimtniß. daß die königlich preußische Akademie keiner der beiden Arbeiten, welche sür die in der Sitzung der Akademie vom 29. Juni v. I. gemäß dem Statut der „Eharlotteiistiftiing sür Philologie" gestellte PreiSaufgabe eiiigcgangeil sind, de» Preis hat ertheile» könne». Die Ausgabe ist deshalb von der Akademie wiederholt gestellt worden. Die Stiftung der Iran Ehariotte Stievel, gcb. Freiin von Hovfigarten. ist zur Förderung junger, dem Deutschen Reiche angehöriger Philologen bestimmt, welche die Nniversitäts- Oertliches und Sächsisches. — Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Iran Erzherzogin Maria Iosepha von Oesterreich ist am Dienstag Abend mit dem Schnellzuge 10 Uhr 6 Min. von Pirna aus in Begleitung der Hofdame Gräfin Znmopsla und des Dieilsikämmerers, Ober leutnants Altgrafen zu Salm-Reifferschcidt nach Wien zlirückgereist. — Se. Majestät der König hat den Betriebsinspektor bei der Staatscisenbahnverwaltiing Baurath Kreul zum Finanz- und Vaurath und zum Mitglied der Gcucraldirektion der Stnnlscisen- bahneu und die Regieriuigsbauilieisicr Haeuscr und Schindler zu Bauimpettoicii bei der Slaatscisciibahuverwaltung, sowie den Braildvcrsicherlillgsiilspcktvr Georg Gustav Waldemar Wolfs zu Plauen i. B. zum Brandvecsicherniigs-Oberinsvektor für den In- speltionsbezirk Leipzig mit der Stadt Leipzig ernannt. — Hinsichtlich der starken Befürchtung einer namentlich im kommenden Winter sehr sichtbaren Kohlenuoth werden letzt beruhigendere Aeiißeruiigcn laut. So schreibt ein Gewährs mann der „Sächs. Nat.-lib. Zcitungskorr.": „Der Behauptung, daß m Sachsen eine Kohlennoth vorhanden oder zu erwarten ist, kann mit Fug und Recht widersprochen werden. Denn die Förderungen in Sachten selbst sind im Großen und Ganzen nicht nur nicht ge sunken, sondern sogar gestiegen. Der Kohleuversandt an sächsischen Steinkohlen ist im ersten Halbjahr des laufenden Jahres gegen 1899 gestiegen: Aus Zwickau um 47,257 Tonnen, aus Lugau- Oclsnitz um 16,916 T., aus Dresden um 44,857 T- Der Versandt an ausländischen Kohlen: Steinkohlen auf den sächsischen Bahnen aus Schlesien um 127.349 T., Westfalen, Rheinland und böhmische» Steinkohlenreviere» 99,81 l T. oder zusammen 336.190 T. In Braunkohlen ist die Sache nicht so günstig, weil die Verheerungen, die der böhmische Arauiikohlenarbeiter-Strcik angerichtet hat, ja wesentlich großer waren, als die in Sachsen cingetretcnen Störungen, nach den Bersaildtziffern aber jetzt auch völlig über wunden zu sein scheinen. Es sind auf sächsischen Babueu ver frachtet worden im ersten Halbjabr 1900 gegen 1899: Böhmische Braunkohle!! 1899 2,150,453 T.. 1900 1,615.223 T.. mithin weniger 535,230 T. Dagegen im gleichen Zeiträume mehr: Altenburger Braunkohlen 95,386 T-, Braunkohlen anderen Ur sprunges, aus Borna. Grimma, der Lausitz u. s. w. 438.122 T., zusammen 533.508 T-, bleibt ein Minus von 1722 T. in einem Zeitraum von 6 Monate», wovon ca. 3 Monate auf den Streik abgehcu. Im böhmischen Bralinkohienrevier müssen aber auch längst wieder normale Verhältnisse obwalten, denn der Verkehr böhmischer Braunkohlen auf den säcMchcn Staatsbahncn betrug in den Woche» vom 4. Juni bis 1. Juli 18M 321.410 T-, vom 3. Juni bis 30. Juni 1900 344.045 T.. mithin in diesem Zeitraum von 4 Wochen ein Plus von 22.635 T. Diesen Zahlen gegenüber ist die Bcbanvtiing eines bestehenden oder kommenden Kohlen- niaiigels nicht aufrecht zu erhalten. Allerdings, theurer sind die Kohlen geworden, das ist richtig: der Preisunterschied ist sogar »ege» die gleiche Zeit des Vorjahres ein ziemlich erheblicher Aber was ist denn in der Zwischenzeit nicht theurer geworden? Unsere sämmtlichcn Materialien, wie Holz. Eisen, Benzin u. s. w.. find erheblich gestiegen, und die Löhne ziehen fort und fort an. Jeden falls aber sind die Preise nicht so hoch gestiegen, wie das offenbar mit Geslissentlichkeit in der Öffentlichkeit breit getreten wird " Ebenso wird der „Lugauer Zta." von der Leitung eines dortigen Werkes mitgetheilt. daß sür die nächsten Monate und, wenn nicht unvorhergesehene außergewöhnliche Umstände eintreten, wahr scheinlich sür das ganze lausende Jahr eine Erhöhung der setzt giltigen Verkaufspreise nicht zu erwarten steht. In Hausbrand- kohlen, nicht minder aber auch in Jndustriekohlen bedienen die Werke des Lugau-Oelsnitzer Reviers ihre langjährigen und regel mäßigen Abnehmer im Verhältmß der vorjährigen Bezüge, theil- weu'e sogar darüber hinaus, denn die Versandtzissern beweisen, dag trotz des Ausstandes ans verschiedenen Gruden im ersten Halbjahr 1900 ein Plus von 6000 Ladungen gegen 1899 zu kon- — - ttatiren ist. Ter Jnliversandt wird voraussichtlich ebenfalls stärker > mächtigen Forts verlegt wird studien vollendet und den philosophischen Doktorgrad erlangt oder die Prüfung für das höhere Schulamt bestanden haben, aber zur Zeit ihrer Bewerbung »och ohne feste Anstellung sind. Privat- dozenteu au de» Universitäten sind von der Bewerbung nicht aus geschlossen. Tie Arbeiten der Bewerber sind bis zum I.März 1901 an die Akademie einzusende». Der Verfasser der des Preises wür dig erkannten Arbeit erhält die Jahreszinsen des Stiftnngskapitals von 30.000 Mk. auf die Dauer von 4 Jahren. Die Prelsalifgabc lautet: „Die Führung doppelter Personennamen bei den Griechen und ilamcntlich bei den Egypten, soll untersucht und insbesondere eine ciiigcheiide Darlegung der Ursachen und des Gebrauchs der alternatiuen Doppelnamen, die sich hauptsächlich durch die Formel <! xat charakterisiren, gegeben werden." — 14. Sächsischer Gastwirthev erbau dstag in Chemnitz. Unter lehr zahlreicher Bel Heiligung fand am Dienstag Abend V-9 Uhr in den weiten, prächtigen Räumen des neuen Kauf männischen Vercinshanses das Fest banket statt, das eine» überaus fröhlichen Verlauf nahm. Während des Essens conccrtirte die Kapelle des 104. Jiisantcrie-Regiments. Der Verbands- Vorsitzende. Herr Facins, erösfnetc die Reihe der Trinksprüche mit einem begeistert aufgenommenc» Hoch ans Se. Majestät König Albert, von dem aus das Hnidigniigstelegramm der Hauptversamm lung folgende Antwort aus Pillnitz eingegangen war: „Ich danke dem Sächsischen Gastwiriheverband herzlichst sür seine warme und treue Begrüßung. Albert." Stehend sang die Festversammlung die Sachjenhhiiuie, dann sprach in ausdrucksvoller, formvollendeter Weise Frl. Kinzel einen Prolog, in dem sie den sächsischen Gast- wirthcn unter lebhaftem Beifall den WillkommenSgruß der Chem nitzer entbot. Ans die Königl. und städtischen Behörden, ins- beiondere Herrn Oberbürgermeister Dr. Beck, toastete sodann der Vorsitzende des Chemnitzer Verbands Herr Adler. Ihm dankte für dic.Aegrüßungsworte Herr Oberbürgermeister Dr. Beck Namens des Ratbes. indem er der Siimpathic. die er, wie die Chemnitzer Bürgerschaft dem Sächsischen Gastwirtheverband c»tgegeiidri»ge, Ausdruck vcrlieh. Sein Hoch ans den Vorstand und Alle, die zu dem Berbandstag als Gäste in Chemnitz weilten, fand freudige Zustimmung. Herr Ctadtverordiietcii-Vicevorstehcr Uhlich dankte >m Namen des Stadtvervrdnctenkollegiiims sür die Einladung zum Feste und trank auf ein erneutes Blühen und Wachsen von Handel und Industrie, die in den jetzigen Zeiten schwer zu leiden hätten und von deren Blüthe ja auch das Wohlergehen des Gastwirths- geivcrbcS abhängc. Eine gegen Ende des Festessens zu Gunsten unserer Truppen in China veranstaltete Sammlung ergab den Betrag von 251 Alk. 40 Pfg.. die an die Stadlkasse zur Ab lieferung gelangten. An das Festessen schloß sich rin Ball. — Ueber M e tz n a ch Paris! In der „Volisneielligkeit". dem Monalsblattc des Vereins „Volkswohl", findet sich folgender, namciitlich unsere Kriegsveteranen gewiß a»mu!hci,dcr Aussatz: 9lach Paris! ist die Losung dieses SommerS. Aloen und Scc- küsle, sic müssen Heuer den Rang abtrelcn der Weltstadt, wo der Eine lernen, der Andere schauen, der Tritte genießen will, die Meisten wohl alles Drei miteinander zu verbinden trachten. Während nun aber auch, wie nach Rom. viele Wege nach Paris führen, so könne» sie doch nur einen wählen, um hinzugelangen. Tie gewohnten Straßen führen den Süddeutschen über Straßbnrg- Avrievnrt, den Nord- und Mitteldennche» über Köln und Aachen durch Belgien. Der goldene Weg der Mitte wird vechältnitzmäßig selten eingeschlagen. trotz der guten Ellzuasverviirdnng. die !h» anszeichnet. Er führt über Kassel-Gießen, die malerische Lahn entlang, an Ems vorbei nach Koblenz, dann die wein- und wald- umklünzte Mosel mit ihren herrlichen Burgen stromauf nach Trier und von da, stets der Mosel folgend, in s Reichsland. Ist man Morgens von Dresden oder Berlin abgereist, so gelangt man gegen Mitternacht an unserer Westgrenze in Rietz an. Hierher einmal zu pilgern, um den blutgetränkten Boden, aus dein die ent- Icheidungsschweren Schlachten des 14.. 16. und 18. August 1870 geschlagen worden sind, mit eigenen Auge» kennen zu lernen, sollte die patriotische Pflicht eines jede» Deutschen sein' Die alte Festungsstadt Metz bietet außer dem schönen Dom wenig An ziehendes. Interessant ist es zu beobachten, wie wenig die 30 Jahre deutscher Herrschaft den Charakter der französischen Provinzialstadt haben verwischen können. Im „Englische» Hos" am Dom ist man aber vorzüglich aufgehoben. Nach einem kleinen Rundgang besteige man den vom Hotelier besorgten Wagen, um den Besuch der Schlachtfelder anzutrcten. Mein Kutscher, ein früherer branden- burgischcr Kürassier, dessen Vater um Metz mit gejochten, war ein wohibeichliigener Führer, der unterwegs den Gang der Schlachten gut zu vernnjchanlichen verstand und die bedeutungsvollste» Punkte rn wohlüberlegter Reibensolge ans der Fahrt berührte. Der Weg führte zuerst in einem Scitciithal der Mosel unterhalb des bekannten Forts St. O.ueiili» entlang, bis man nach etwa einer Slniidc auf der lothringischen Hochebene anlommt, deren Erstürmung und Be setzung den Franzosen den Abzug verwehrte. Nachdem man das Dorf Amanweilcr hinter sich gelassen, erblickt man in der Ferne die ersten stummen Zeuge» der Schlachten, weiße Kreuze mitten im Feld. Nach wenigen Minuten rollt der Wage» an einigen verstreuten Ofsiziersgräbern vorbei, die Gatten- und Elternliebe mit einfachen Denkmälern geschmückt hat. Der Flecken Jerusalem und daS Dorf St. Privat sind erreicht. Jedes Bauerngehöst ward hier zur Festung, jede Gartenmauer zur Schanze. Stoch deutlich erkennt man, wo die Kugeln einschlugen. Die von den Granaten in die Gartenmauern gerissenen Löcher dürfen nicht ausgebesscrt werden, sondern sollen als dauernde Wahrzeichen erhallen bleiben. Die Denkmäler des preußischen Gacdekorvs. des I. preußischen Garde-Regiments zu Fuß und des sächsischen Armeekorps erheben sich als künstlerisch verklärte wuchtige Werksteine der damals unter furchtbaren Wehen geborenen deutschen Nation. Soweit das Auge reicht, zeichnen sich im Grün der Saaten die weißen Kreuze ab. die Massengräber unserer braven Soldaten bezeichnend. Im weiten Bogen führt der Weg nach Gravclolte, vorbei am Platze, von wo der alte Kaiser am 18. August den Gang der Schlacht beobachtete. Hier besucht man den Friedhof, wo an 3—4000 Gefallene ruhen. Dan» kommt man nach Räzvnville. wo das Zimmer, in dem der Kaiser übernachtete, gezeigt wird. Hinter Vionville rollt der Wagen über die fran zösische Grenze nach Mars la Tour, dessen kleine Kirche von den Franzosen zur stimmungsvollen Gedächtnißkirche umgeschaffen worden ist. Hinter dem Orte erbebt sich ein prächtige- Monument, das die 3. Republik den Schlachtenopseru des 2. Kaiserreiches er richtet hat. Ter Rückweg führt durch die Schlucht von Gravelotte mit dem lebensvollen Jageidenkmal wieder zur Höhe, vorbei am Aussichtsthurm von poiot rtu jour, der wegen de- Baues eines Zum letzten Male grüßen wir hier die Massengräber und die Schlachte,idenkinäler, der Blick öffnet sich auf das tief unter uns liegende Metz und da« Moselthal, zu dem wir auf steiler Straße hinadfahren. Der Besuch der Schlacht- selver eröffnet dem Altdeutschen einen interessanten Einblick in die Wirthschastsverhältniise dieses Theiles Lothringens, der »eben einiger Montanindustrie vornehmlich von Landwirthschaft leb, Das Eigenthiimllche der Bauernhöfe, der Dörfer, des Betriebs, des ganzen '- - - - - gar. urtheilslvse . fällt grell in die Augen und jeder vor teilende wird dem Altdeutschen die Palme dem Lothringer gegenüber znerkenne» müssen. Im äußersten Osten wie im äußersten Westen scheint unsere Kultur ihren Tiefstand zu er reichen. — Der nächste Morgen führte uns aus dein agnkolc» deutschen Lothringen nach dein industriellen französische;! Lothringen hinüber. Ein kleiner aber lohnender Uniweg bring! uns nach Nancy. Einige Stunden Aufenthalt genügen, die herr liche», graziösen Bauten und Gartcnnnlagen oeS Herzogs Stanislaus Lescynski, dcS vertriebenen Pvlenkönigs, anzuschaue» und den Charakter einer gewerbreichen französische» Prvvinzialstadi kennen zu lernen. Die Fahrt von Nancy nach Paris bietet dam, Gelegenheit, das Leben und Treiben auf dem Mosel-Marne- Kanal, der der Bahn entlang führt »nd eine Menge Waarenkähnc trägt, kennen zu lernen. In Evernay. dem großen Wetnort der Champagne, stärkt uns ein Glas kühlen schönen Sekts, das u 50 Centimes verabreicht wird, zur letzten Strecke der Reise. Hegen 11 Uhr zeichnen sich als erste Vorboten von Paris die dunklen Umrisse einiger hoher Miethkasernen am Nachthimmel ab, bald schließt sich das Häusermeer zusammen, die hellerleuchteien Straßcnreihen sagen uns. daß wir gleich am Ziel sein werden. — Den Abschluß des diesjährigen Pontonirens des hiesigen Pionier-Bataillons Nr. 12 bildete gestern früh 7 Uhr das Schlagen einer Brücke bei Brießnik-Kaditz. Der Armeekorps ivor bei brückentrain war wie Tags zuvor bei Serkowitz per Achse an gelangt; hingegen kam hier der zur Reserve zugezvgene Tivisions- train nicht zur Verwendung. Gegen Mittag beförderte ein Dampfer das Bataillon nebst dem Train nach dem Wasser- Übungsplätze, wo ein Feldlager bezogen wurde und das Bataillen abkvll)te. Später rückte es mit Musik nach der Kaserne ab Nächsten Dienstag begiebt sich eine kriegsstarke Kvmpagnie nach Köln a. Rh., um im Verein mit den Denker und Koblenzer Pionieren größere Uebnngen am Rhein abzilhalte». — In erfreulicher Weise bekunden weitere Kreise ihr Jntereise lir die nach Ostasicn entsandten Truppen. So sind, wie wir erfahren, neuerdings dein Kriegsministerium von der Finna Christoph Keßler n. Co. in Bremen 200 Mk. „für das sächsische Komitee für freiwillige Krankeiipstcge der Truppen in Ostasien zur Verfügung gestellt worden. — Herr Dialomis Goebel in Kötzschenbroda. der persönlich an den Nachforschungen nach Herrn Pastor Füllkruß. Lampelts walde, theilnnhm, schreibt den „O. G. Bl.": „Stach meiner Rück kehr iion Admont in Steiermark halte ich cS für meine Pflicht. Nachstehendes über die Berungiückung meines Schwagers, de Herrn Pastor Füllkiliß in Lamvertswalde. zur öffentlichen Kenntnis; u bringen. Frisch und fröhlich unternahm der Verunglückte an; 22. Juni früh >/«7 Mir die als gefahrlos bekannte Besteigung des Nattcrricgels und erreichte die cschntzhütte gegen 11 Uhr. Er war erschöpft, denn der Tag war heiß. Nach einstiindigein Rasten brach er ans zum Gipfel, ca. 1 Stunde Weg. Da der Hüttenwirlh iNamens Mnyerhoser, ein Protestant), den er als Führer begehrte, gerade abwesend war. mußte Pastor Füllkrnß den Weg allein zurücklegen, denn bis zur Rncktehr des Wirthcs wollte er nicht warten. In 1>/2—2 Stunden wollte er zurück sein und hatte auch schon das Mittagsbrot bei der Hüttenwirthin bestellt. Aber er kehrte nicht zurück. Was war ihm zugestoßcn? — ES wird wohl nie gelingen, hierüber völlige Gewißheit zu erlangen. Am wahr cheinlichsten ist. daß ec droveii zur kurzen Rast sich ausgestreckt hat. elilgeschlasen und von dem gegen 3 Uhr hcranbrauscndcn snicht baren Gewitter mit Wvlkenbrnch überrascht worden ist. Ob er nnn vom Blitz getroffen oder vom Äirbelsturm erfaßt worden ist, ode ob er im dichten Siebet sich verirrt und durch Absturz einen jähe;, Tod gesunden hat. wer will das sagen ? Sicher ist wohl, daß der entseelte Körper von den reißenden Bcrgwässern mit fvrtgerisscn und mit Sand und Geröll bedeckt worden ist. Ich iai^ a» ein zeliien Stellen den Waldbodcn mit 2—3 Nieter hohen Sand- und Geröllschichtc» bedeckt. Wie furchtbar das Unwetter gewüthct bat. geht daraus hervor, daß in Admont die Feuerwehr wegen Hoch Wasser alalmirt werden mußte; auch fürchtete man, das L-chutzhans am Natlerriegel wülde vom Wirbcliturm hinweggerissen werden Wenn der Leichnam vielleicht in einer der nnzngälrgliche» -chlnchten des Schwarzenbaches unter Sand uiid Geröll begraben liegt, ist cs wohl erklärlich, daß die mit größter Sclbstlvsiakett »nd Gewissenhaftigkeit betriebenen Siachiiichungen des Delitich-^citcl rcichnchcii Alvcnvereins Sektion Ennsthal erfolglos geblieben sind, ja es erscheint unter diesen Umständen fraglich, ob der Leichnam überhaupt icmalS zu Tage gefordert werden kann." Tttueöjieschichte. Deiltscsieü Reich. Zum bevorstehenden Kaiscrbcsuch in Bielefeld wird noch berichtet: Ncncstcn Nachrichten zufolge werden die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert daS Kaiservaar begleiten. Das Kaiservaar trifft, von Bremerhaven kommend, Mittags 11V» Uhr hier ein. Stach Ankunft aus dem Svareuberge wird zu nächst ein geistliches Lied geiniigen werden, woraus nach der An sprache des Kaisers die Enthüllung des Denkmals erfolgt. Den Dank der Stadt wird der Oberbürgermeister abitatken und sodann dem Kaiser einen Ebreittrnnk reichen. Hieran schließt sich die Vor stellung der Vertreter der städtischen Behörden. Die Begrüßung der Kaiserin geschieht durch Damen in historischen Trachten auS der Zeit des Großen Kurfürsten, während die kaiserlichen Prinzen von Gvmnasiaslcn, die ebenfalls historische Trachten tragen, be grüßt werden. Zu einem weiteren feierlichen Akt wird sich die Einsetzung eines Reises der Eiche gestalten, die der Kauer in früherer Zeit im Garten dcS Herrn Geheimrath Hinzveter gepflanzt hat. Während der Pflanzung werden etwa 1000 Posaunenbläser unter der Leitung des .Herrn Pastor Kuhlo von der Anstalt Bethel das ,,Westsatcnlied" intoniren. Daran schließt sich der Rundgang wobcr das allniederländische Vollslicd „Wir treten zum Beten" nach dem Tonsatze des Herrn Musikdirektors Lamping vom Posauncnchor vvrgetragen wird. Die Abfahrt vom Sparenberge ist gegen 12^c Uhr vorgesehen. Das Frühstück wird bei Geheim- rath Hinzveter eingenommen. Um 2 Uhr 40 Min. erfolgt die Abfahrt nach Kassel. Zur Theilnahme an der Feierlichkeit sind auch der kommandirende General des 7. "Armeekorps, sowie der Divisions- und der Brigadekommandeur befohlen. Gegen die Erhöhung der K 0 hienpreise ist jetzt in Pots dam eine energnche Kundgebung erfolgt und zwar von einei Anzahl angcichener Männer, an deren Spitze der langjährige frühere Oberbürgermeister, Geb. SiegieriliigSrath Boie. der Geh. Reprcriiiigsrath Zimmler und der RrchniliigSrath Spieth. Schatz meister des DialoiiissciivcreinS. stehen. Diese haben an die Pots damer Kohlenhändler ein Schreiben gerichtet, in welchem sie aus die Gesabren sür die ärmere Bevölkerung Hinweisen, wenn in Jolgc der Vereinigung der Kohlenhändler die Preise für Kohlen noch mehr steigen. Sie fordern die Kohlenhändler auf. in einer öffent lichen Erklärung gemeinsam oder einzeln den Preis der böhmische» Braunkohle sofort auf 95 Pfg. für den Centner herabznictzen und sich zu verpflichten — falls nickt ganz besondere Berhäitnisse ein treten — auch iia kommenden Winter und auch für Lieferungen in kleinsten Quantitäten an Selbstabheber nicht über 1 Mk. sür den Centner zu erhöhen. Falls die Kohlenhändler dis zum 4. August nicht eine solche Erklärung adgeben, soll ein Kohleneinkaufs iKowilm)-Vereii> begründet werden, der dafür Sorge tragen soll, daß fernerhin eine Ausbeutung der großen Mehrheit, insbesondere der finanziell schlecht gestellten Potsdamer Bevölkerung, durch eine kleine Anzahl von Kohlenhändlern, deren Vorgehen ev. bei Schlächtern. Bäckern, Brauern re. Nachahmung finden könnte und das Gemeinwohl bedroht, ansgeschloffen bleibt. Die Offiziere sind durch einen Armeebefehl airgewiesen. vom 2- August bis 13. September sür den Herzog von Sachsen-Koburg und Gotha Trauer aiijulege«. Der preußische Minister des Innern hat. wie die „Rh.-Wests. Ztg." mittheilt, mit Rücksicht aus die Zunahme schwerer Verbrechen «egen Eigeiithnm und Leben und die Schwierigkeiten, welchen die Feststellung der Thätecichast bei derartigen Verbrechen immer mehr begegnet, die Regierungspräsidenten ermächtigt, künftig in solchen Fällen selbstständig sür die Ermittelung von Verbrechen Be lohnungen bis zum Betrage von 3000 Mk. auszusetzen. In Berliner gut insormtrten Kreisen ist man überzeugt, daß hochstehende Personen, besonders gekrönte Häupter, anarchistischen Attentaten solange zum Opfer fallen werden, bis man gegen die Anarchisten dieselbe rücksichts lose Strenge anwcndet. wie in Rußland gegen die Nihilisten, die durch sofort vollstreckbare Todesurthrlle und Verbannung nach
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