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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000707021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900070702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900070702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-07
- Tag 1900-07-07
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Monat
1900-07
-
Jahr
1900
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Vervollkommnung entgeacngefuhrt werde. (Beifall.) St.-V Scheibe fügt bicran »och elniae Worte, in denen er das strenge Vorgehen der Polizeibehörde bestätigt und die Schädigung der dortigen Unternehmer, welche vor Eingehung des Pachtvertrags von den neuerlichen Bestimmungen keine Ahnung hätten haben tönneu. betont. Alsdann beschlieht man einstimmig, den Rath zu enuchen, dem Kollegium seine Entschließung aus die Interpellation neu mitzutheilcu. — Eine geheime Schling folgte. —* Zum Andenken an ihren am tl. Juni 1897 verstorbenen Vater, Kvmmerzienrath Joseph Bondi, überwiesen dessen vier Kinder 18!»8 dem Gemeinnützigen Verein ei» Kapital von 1««n.OOO Mk. mit der Bestimmung, ein Genes uugs - und Er hoIungShrim siir arme schwächliche Kinder zu errichten. Das zur Verwaltung dieser hochherzigen Stiftung eingesetzte Euratorium erwarb vom Staate dicht neben dem Klingcnberger Sommerheinr des Gemeinnichigcn Vereins ein Waldareal. 13,770 Quadratmeter aroh. und erbaute darauf nach den Plänen des König!. Bauraths ^tadtrath Adam durch den inzwischen verstorbenen Baumeister Leuschncr in Klingenbern ein stattliches Haus zur Unterbringung von 50 Kindern. Dieses Genesungsheim wurde am letzten Sonn abend bereits von 50 schwächlichen erholungsbedürftigen Mädchen bezogen. Am Mittwoch erhielt cs in Gegenwart einer großen Zahl geladener Herren und Damen, darunter die Herren Amts- hauptmann Geheimer Regierungsrath Dr. Schmidt, Obelfinanzrath Oberforstmeister Tittmann. Oberförster Bührdel, König!. Baurath Adam. .Hofrath Dr. Oehme, Dr. Gmeiner, Dr. WachSmnth, Dr. Oster (Colmnitz), die Herren Geistlichen von Klingcnbcrg und Colmnitz u. s. w., seine feierliche Weihe. Herr Rechtsanwalt Dr. Felix Bondi begrüßte zunächst init herzlichen Worten die Er schienenen, dankte allen Denen, die sich um den Bau und die innere Einrichtung des Hauses verdient gemacht, und übergab das Heim dem ainvcscndcu Vereinsvorstand zur ferncreu Benutzung. Herr Mcdizinalrath Dr. Schmaltz übernahm mit herzlichen Dankes- Worten an die anwesenden Glieder der Familie Bondi Namens des Vereins das stattliche Heim. Der Gesang: „Nun danket alle Gott" beschloß die schlichte, aber eindrucksvolle Feier. Alsdann traten die Geladenen einen Rundgang durch die schöncu^Räume des HauscZ an. Es enthält im Erdgeschoß, wie im rtock je -LZ LZ rr? es r» ^ -Z ein großes Wohnzimmer, Kleiderzimmer, einen Schlafsaal und da neben das Führcrzimmer. Im Mittelbau befinden sich die großen Wirthschoftsräninc und das Badezimmer. Die Kosten des Areals, des Baues und der inneren Einrichtung belaufen sich auf etwa 68,000 Mk. Die ganze Anlage des Heims giebt die Möglichkeit, noch einen zweiten Flügel für weitere 50 Kinder anznbauen, sobald die Nothwendigkcit hierfür sich Herausstellen sollte. Die innere Einrichtung des „Joleph-Bondi Haines" wurde beschaff! von fol genden Firmen : Horst Tittcl (eiserne Bettstellen». I. F. Notz-Pirua «Matratzen», Eschcbach'sche Werke und Bernhard Lanae (Küchen- geräthe), W. Metzler (Schlasdeckcn), Rich. Flach n. Comp, und Robert Bemhard (Wäsche), Behersdorsfer u. Comp. «Lampen»; die Stühle lieferte die Stuhlbauerei von Hoffman» n. Kittel-Colmnitz, die Tischlerarbeiten Tischlermeister Batzia-Klingenberg. Bei allen Bezugsquellen gewährte man dem Ausschuß die denkbar günstigsten Lieferungsbedingungen. Möge aus dem neuen Heini und seinen Bewohnern allezeit der Segen des Höchsten ruhen! —* Die Ankunft der deutschen Schützen in Dresden wird sich in der Hauptsache morgen Vormittag und Nachmittag auf dem Hauptbahnhof vollziehen, und zwar sind für diesen Tag über 130 fremde Schützengesellschaften angemeldet. Es treffen Extrazüge ein ans Mähren, aus Wilhelmshaven, aus Berlin, aus Baden, aus München-Gladbach, aus Mvslowitz, aus Frankfurt a. Dä, aus Bremen, aus München, aus Stuttgart, aus Wertheiin a. M-, aus Jglau, aus Uelzen :c. Ferner langen am Sonnabend noch mit Extrazügcn hier an die Schützen ans Obcischlcsien, ans Hessen rc. Am «svnntag Morgen treffe» noch mittelst Eztrazugs ein die Schützen aus Zlllerthai, aus Jinsterwaldc, 'Rosien und aus Grüna bei Chemnitz. Der WohnungsauSschuß wird während dieser beiden Tage sein Bureau nach dem Hauptbahnhof verlegen, um gleich an Ort und Stelle über alle Wohnungsfragen Auskunft ertheilen zu können. Am Sonnabend Abend findet dann bekannt lich der große Empfangsabend im Gewcrbchauic statt, an dem auch Damen theilnehmen können. Bei dieser Gelegenheit sei noch mals auf den Aufruf des Festausschusses ausmcllsaiu gemacht, in dem die Bürger unserer Stadt zur Schmückung ihrer Häuser aus- gesordert werden. Tausende deutscher Schützen werden in den nächsten Tagen unser schönes Dresden aussuchen und au unserer Stadt ist es, ihnen durch den Schmuck der Häuser und der Straßen ein herzliches „Willkommen" zu entbieten. Aber nicht nur in den Fcstzugsstraßcn. sondern auch bis hinaus in unsere idyllischen Vororte und unsere herrliche Umgebung möchte sich der Schmuck erstrecken, denn wer Dresden besucht, besticht auch seine entzückende Umgebung und je besser der Eindruck ist. den die fremden Schützen wieder von hier mit iortuchmen, um so mehr kommt dies unserer schöne» und gastfreundliche» Stadt wieder zu Gute. Der Festzug selbst marschirl am Sonntag Vormiltag Punkt 11 Uhr von der König Albertstraßc ab. Der gelammte Zug be wegt sich auf der südlichen Seite der Fahrbahn der König-Älbert- straßc in der Richtung nach dem König Albcrtplatz, biegt am Ende der König Albertstraßc nach links ab und nimint dann mit Schwenkung rechts wieder die Richtung nach der Könitz Albert straße ein. Nun marschirt der Zug an der nördlichen «scite der Fahrbahn dieser Straße hart an der Bordkante entlang nach der Carolobrücke. so daß sich sämmtliche Zugtheilnchmer auf der König Albertstraßc begegnen und begrüßen können. Nach Ucber- schreitung der Königin Carvlabrücke wird durch die Amalicnstraße, über den Pirnaische» Platz, durch die König Johaunslraße. am Altwarkt die östliche, südliche und westliche Seite entlang bis vor das Rathhaus marschirt, wo die Uebcrgabe des Bundcsbanners erfolgt. Von dort aus bewegt sich der Zug durch die Wilsdruffer straße. über den Postplatz, an dem Köuigszelt vorüber, durch die Wettiner-, Jahn-, Wcißcritz- und Maadeburgerstraßc über die lange Brücke auf den Festvlatz, wo sich der ganze Zug vor der Festballe auflöst. Die Marschordnung ist in 'Reihen zu ti Mann abaetheilt. Der Festziig besteht ans drei großen Äbtheilungen und führt ungefähr 10 Misikchörc, eine Anzahl Equipnaen und Reiter- züge mit sich. Von ganz besonderem Interesse wird die historische Abtheilung des Zuges sein. Bei jeder Zugabthcilung befinden sich Zamaritermannschafte», welche an weißen Armbinden mit rothem Kreuz kenntlich sind. —* Für die Dauer des 13. Deutschen Bnndes- schießens vom 8. bis 15. Juli wird aus dem Festplatz im Großen Ostraaehegc eine mit wetegrapheubetrieb und öffentlicher Fern- sprechstellc verbundene Postanstalt mit der Bezeichnung „Dresden 13. Deutsches Bundesschießen" eingerichtet. Die als Zweigstelle des hiesigen Postamts I geltende Postanstalt hat sich mit der An nahme, Ausgabe und Bestellung von gewöhnlichen und ein geschriebenen Briefsendungen, Postanweisungen nnd Telegrammen zu befassen. Tie Dienststunden im Verkehr mit dem Publikum sind ans 8 Uhr Vormittags bis 8 Uhr Abends festgesetzt. —* D» zum 13. Deutschen Bundesschießen hier eintrefsenden Schützen auS Prag ist es seitens der dortigen Kaiserlichen Statthalterei nicht gestattet worden, sich von Prag aus in Uniform und in oorparo mittelst Extrazuges nach Dresden zu begeben. Jedenfalls befürchtet man in Prag beim Abmarsch der uniformirten Schüben czechischc Demonstrationen und um diese zu vermeiden, ist dieser Befehl erlassen worden. Die Prager Schützen werden deshalb nicht uniformirt in Dresden cintresfc» und den Extrazug der Wiener Schützengesellschaft mit benützen. Von der Festzeitung des 13. Deutschen Bundes schießcns ist Minimer 2 erschienen, die gleichfalls durch Wort und Bild bcachtenswertbe Beiträge liefert. —* Heute Bormittag kurz nach 8 Uhr entstand in dem Schaltraiiili des Verwaltungsgebäudes auf dem Ausstellung s gruiidstück an der Stübelallec ein Transsormatorenbrand. durch den indessen nur geringfügiger Schaden verursacht worden war. Dem zur Bedienung der elektrischen Anlage bestellten Beamten war cS In Gemeinschaft eines Mannes der AnsstellnngS-Fener wache in kurzer Zeit gelungen, die Gefahr zu beseitigen, so daß die Mannschaft des sehr bald eingetroffenen Löschzuges nicht mehr nöthig batte einzugrelsen. —* Zu einer „caiwo eöwbrs" für die schaulustigen Friedrich städter wurde die A n ku n ft derDa h om e»- N eger-Trupp e, die heute Vormittag kurz »ach halb 9 Uhr unter der Führung ihres Impresarios, deS Herrn Urbach, aus dem Bahnhof Wettiner straße erfolgte. Die außerordentlich mobilen Westasrikancr - ca. M Weiblein und 30 Männer — die seit August 1896 den Kontinent bereöen und von Europens übertünchtcr Höflichkeit schon Manches prositirt haben, schienen die Strapazen der mehrstündigen Eilenbahnsahrt — die Truppe kam direkt von Halle, wo sie mit zroßcm Erfolg ihre Schaustellungen vorgcführt hat — sehr gut iberstnnden zu haben und überwachten mit Argusauaen die Unter bringiing ihrer überaus zahlreichen Gepäckstücke, die auf zwei riesigen Frachtwagen Platz landen. Am meisten waren natürlich die Frauen um ihre Habe besorgt: besonders werthvolle und ihnen allein Anscheine nach lehr an, Herzen liegende Gegenstände ließen sic überhaupt nicht aus den Händen, sonocrn »ahmen sie mit in ihre Wagen, so ihre langen Jagdflinten, welche die meisten der Frauen mit der gleichen Geschicklichkeit wie die Männer handhaben. Hat doch der König von Dahome» bekanntlich eine ans 5000 Amazonen bestehende Leibgarde, die sich in Westafrika des 'Renommees besonderer Tapferkeit, aber auch exorbitanter Grau samkeit erfreut, die nian freilich den Damen dieier Truppe nickt zutrailt. Sie hatten in der kühlen Ruhe, mit der sie sich heute früh vvn Alt und Jung bewundern ließen, eher etwas Naives und schienen selbst einem kleinen Späßchen nicht abgeneigt: daraebotene Cigarren und Cigaretten nabmen sic ganz imgenirt und lachten herz lich niit, wenn Der oder Jener aus der „komvakten Majorität" irgend «in mehr oder minder gewagtes Scherzwort riskirte. Unter den älteren Frauen fehlt es übrigens nicht an einigen grotesken Erscheinungen, die in ihrer nickt allzu reichlichen Gewandung, mit den große» Holzpantinen an den Füßen und den cigenthnmlich frisirten Köpfen einen nicht gerade malerischen Eindruck machen, während einige jüngere Mädchen thatsächlick als schwarze Schönheiten zu gelten haben mit dem satten Ebcnholrton ihrer Hautsarbe, den blitzenden schneeweißen Zähnen und den Icnchtenden, großen Äugen, die selbst beim Lachen etwas Schwermüthiges behalten. Auch drei Säuglinge sührt die Truppe Mit sich, die in huckenartig arrangirten Tüchem von ihren Müttern ans dem Rücke» getragen werden: der Anblick dieier kleinen Dinger, von dcncii nur die nnnzigen Köpf chen zu iehen waren, die verwundert ans das bunte Gewimmel unter sich herabsahcn, hatte etwas ungemein Komisches, da die kleinen Dahoilicncr in ihrer Schlaftrunkenheit den Lärm ui» sich ziemlich ungnädig aufzunehmen schienen und ihre Stumpfnäschen »ehr entschieden rümpften. Als das Gepäck ziemlich ganz verladen war. nähme» die Mitglieder der Truppe in den tür sie bestimmte» Wagen, zwei großen offenen Kremsern und zwei Omnibussen Platz, welche der Fuhrwerksbesitzer G. Thamm gestellt hatte, nnd fort ging die Fahrt nach deni Großen Gehege, wo die Westasrikancr bekanntlich während der Dauer des 13. Deutschen Bundesschießens ihr Lager aufschlagen werden. —* Ueber die Thätigkeit der Sanitätswachcn des Samariterbcreins (Freiwillige Rcttungsgesellschast» zu Dresden im Monat Juni ist zu berichten: Die I. Sanitätsmache, Wallstraße l i. wurde im berslosirncn Monat Vvn!X» Hilsciuchenden in Anspruch genommen, und zwar: 83, Mal bei Tage nnd 7 Mal bei 'Rächt. Die Hille wurde bei 83 Fällen ans der Wache nnd bei 7 Fällen in den Wohnungen geleistet. Die II. Sanitätswache. Mnrichcill- strnßc 8. nnhuien 103 Hilfesuchende in Anspruch, und zwar: 89 Mal bei Tage und II Mal bei 'Rächt. Geleistet wurde die Hilse bei 96 Fällen ans der Wache nnd bei 7 Fällen in den Wohnungen. —* P otichapoel. Im Segen Gottes-Schacht wurde am Dienstag Bormittgg der im 5-1. Lebensjahre stehende, verheirathete Häuer August Lcuteritz aus Großbnrgk durch hcrcinbrcchendc Tach- kohlc verschüttet. Trotz vereinter angestrengter Thätigkeit gelang es seinen wackeren Arbeitskollegen erst Abends gegen 11 llhr den Unglücklichen cuiszugraben Der Tod war bereits cingetrcten. lieber die Werner'sche Brandstiftung in Werdau giebt das dortige „Tageblatt" noch verschiedcilc.Eiiizelbeiten bekannt, die besonders auch kennzeichnen, auf welche rafsinirte Weise der Plan vorbereitet war, der anscheinend eine hohe Entschädigung durch die Versicherungsgesellschaften und sodann eine Berwerthung des Grundstücks als Wohnhausbaiisiellc» herbeiführcii sollte. Durch Voreiligkeit oder durch einen Zufall ging das Feuer im Hinter gebäude, in der sich das Comptoir befand, bereits in die Höhe und schlug zu den Fenstern heraus, als Richard Werner noch im Hauptgebäude mit weiterem Fcneranzünden beichäftigt war. Die sehr unerwünschte Hilfe der Feuerwehr kam ihm so schnell über den Hals, daß die so sorgfältig aufgebciutc» Vorrichtungen im Haupt- gebände ihren Zweck verfehlten. Uebcrall waren nicht nur Kisten, Schränke sowie zahlreiche andere hölzerne Gegenstände niit leicht brennbaren Stoffen umgeben, sogar ein zum Dache hinauffi'chrcn- getten. da er vemillthlich selbst doch auch ein Dienstmädchen hält — vier ein „brutales Herrschaftsverhültniß" herrsche. Natürlich klatschten die anwesenden Damen vom Herde und vom Bcien diesem „erhebenden" Ergebniß rasend Beifall, während ein an wesender „Genosse" schnell mit dein guten Rath zur Hand war, alle „Hausgehilfinnen", die ihre Würde wahren wollten, möchten schleunigst der „Organisation, die natürlich in sozialdemokratischen Händen lieg!, beitretcn. Auch ein bekannter „Nationalsozialer", Herr v. Gcrlach, bemüht sich imi die Seelen der Arme» und suchte ihnen klar zn machen, wie entsetzlich unterdrückt sic sind und welche »liechte ihnen eigentlich zustehcn. Wir sind die Letzten, die verkennen, daß seitens vieler Herr schaften auch gegen die Dienstboten viel gesündigt wird. Aber bin in Berlin fehlt cS nicht an einer mehr als ausglcichcnden Ge rechtigkeit, da von den Dienstboten noch weit mehr gegen die Herrschaften gesündigt wird. — Von den Anivrüchc», von der Un bescheidenheit lind der geringen LcistnngSfähigkett, wie sic im Durchschnitt die hiesigen Dienstboten entwickeln und zur Geltung bringen, kann mau sich bei Ihnen in Dresden, wo in dieser Hin sicht wobt noch bessere Zustände vorherrschen, gewiß keine zu- tressende Borstelluna machen. Eine bessere Köchin, die 300 Mk. jährlich und mehr Lohn bekommt, weist nicht nur jede Hausarbeit «sie ueunt sich datier mit einem stolzen Pleonasmus „Kochköchin") entschieden zurück, sic verlangt auch, daß mau ihr ein „Abwasch mädchen" stellt, das die groben Küchenarbeiten ansführt, so daß sie sich lediglich mit den Werken der edlen Kochkunst zu befassen hat. So wird durchweg hier aus eine strenge Arbeitslheilimg gesehen. Bei dem wachsenden Mangel an leidlichen Dienstboten ist schon jede Hausfrau im eigenen Interesse geoöthigt» ihre Leute gut zu halten und zu behandeln. Ausnahmen kommen natürlich hier, wie überall, vor — aber im Allgemeinen können sich die Berliner Dienstboten mit ihrem Schicksal zufrieden geben. AuS eigenem Antriebe wären sic wohl auch schwerlich darauf verfallen, eine Organisation zur Besserung ihrer Lage in's Leben zu rufen. Der Anstoß ist vor einem Jahre insbesondere von dem Herausgeber einer hiesigen Dienstboten-Zeituiig ausgegangeu. der die sommer liche Stille zu einer kräftigen Reklame für sein Blatt benütz« wollte. Weiter scheint die Sache auch keinen rechten Erfolg ge habt zu haben. Unsere Dienstboten sind denn doch im Durch schnitt zu vernünftig, um ihr Geld für überflüssige VercinSzwecke fortznwcrscn und ihre freie Zeit ans den Besuch von Versamm lungen zu verwenden, in denen chncn von eigensüchtigen Thoretikem Weisheit gepredigt wird, über die sic sich nur lustig machen tönneu, da sic cs doch besser wissen. Ganz besonders unverständig ist die Forderung auf Ab schaffung der Dicnstbücher. Mit dielen nnd trotz dieser macht man ja in der Großstadt bäusig genug böse Erfahrungen. Wie soll mau aber z. B. im Fall einer »Reise seine Wohnung einem Dienstboten anvertraucn, von dem inan gar nichts in den Händen hat? Wer würde sich dazu wohl verstehen, wenn er nicht wenigstens in einem einigermaßen guten Dienstbuch eine gewisse Gewähr dafür hätte, daß sich die Betreffende in früheren Stellungen ordentlich geführt hat. Alles in Allem erscheint es daher nicht so sehr erforderlich, für die Dienst boten hier eine schützende Organisation zu schaffen, als vielmehr für die Berliner Hanssraucn, die wirklich übel daran sind nnd sich zur Abwehr der Hebelgriffe oder, um im Versauimlungsdeutsch zu sprechen, der Tyrannei ihre dienstbaren Geister je eher je lieber zu einem großen Brrnde zuiaiiimenschlicßen sollten. — Da wir aber nicht nur in einer Zeit der Erhebungen, sondern auch der halben Maßregeln, die man Kompromisse nennt, leben, so hat man einen Mittelweg beschritten und hier soeben einen „Verein der Berliner Dienstherrschaften und Dienstairgestellte»" gegründet. Die Elfteren sollen die Letzteren durch die Pflege ..edler Geselligkeit" zu sich emvorheben. Das ist wirklich ein kurioser Gedanke, der nur in dieser kuriosen Zeit geboren werden konnte. Ich bin sofort diesem famosen Verein im Interesse der geehrten Leser der „Dresdner Nachrichten" beigetrcten (der Spaß kostet mir drei Mark jährlich, wird aber Wohl unter Brüdern das Zehnfache werth sein) und Watte nun mit Spannung auf den ersten geselligen Vereinsabend', um darüber wahrheitsgemäß zu berichten. Ich stelle mir die Ge schichte furchtbar schön vor, wenn die Frau Bankier L. oder die Frau Gebcimrath Z. im Kreise der Julen. Jetten nnd Rieten „edle Geselligkeit" pflegt, um die Küchenfee» zu unterhalten und zu erheben. Stur fürchte ich. wenn jene genug Ausdauer haben sollten, wecke» diese die Geduld bald verlier« und sich aus dem Kreise noch so edler Damen nach dem „Ewig-Männlichen' im zweierlei Tuch, wofür sie ia «ine besondere Vorliebe Häven, sehnen. deS Seil war unten mit einem Wollbündel umkleidet und an^ scheinend auch angezündet worden. Der Umstand, daß eine An zahl von Arbeitern der Fabrik bei einem Fasse Bier in einem Hinterzimmer vereint war, wird so erklärt, daß man nach dev FeueiSounst. die ja nur durch Zufall verhindert wurde, die Schuld« leicht auf eine wegaeworfene Cigarre oder dergleichen hätte schieben können. Die im Publikum und theilweise in der Presse umlaufen den Gerüchte von einer Verhaftung des Vaters der Gebr. Werner, der Fmu des Louis Werner und des Dienstmädchens sind unwahr,: dagegen ist der dritte der Brüder. Bruno Werner, der in München-« Gladbach ein Garnagenturgeschäst hat und am 5. ds. M. früh hier etngetroffen ist, bald daraus in der Wohnung einer Verwandten Verhaftet worden. —* Schwurgericht. Am 1. April d. I. lockte der 40 Jahre alte Schuhmachergescllc Ernst Hermann Sieler aus Riesa auf listige Weise ein Schulmädchen in einen Hausflur und ver suchte unter Anwendung von Gewalt ein Sittlichleitsverbrcchen. Nach geheimer Verhandlung wird er unter Zubilligung wildernder Umstände zu 6 Monaten Gefängnis; verurthcilt, wovon 1 Monat als durch die Unterjuchungshaft verbüßt gilt. 'Als Vertreter der Anklagebehörde fungirte Assessor Ihlberg. alS Vertheidiger Rechts anwalt Dr. Knoll. — Eine zweite geheime Verhandlung richtete sich gegen den am 2. März 1870 in Niederlößnitz geborenen, hier wohnhaften, verheiratbeten Gastwirth Ernst Emll Otto Höhne, bisher unbestraft. Er hat in zwei Fällen sein Dienstmädchen zn vergewaltigen versucht. Auch ihm werden von den Geschworenen mildernde Umstände zugcbiüigt, dock erwägt der Gerichtshof bei der Strafaiismcssung, daß der Angeklagte lein Dienstverhältniß zur Verletzten gröblich aemißbrancht hat Das Unheil lautet ans 1 Jahr 6 Monate Gefängnis; und 3 Jahre Ehrenrechtsverlust Staatsanwalt Petri und Rechtsanwalt Dr. Thieme waren als Ankläger bezw. Vertheidiger thätig. Wetterbericht der Hamburger Srewarte vom 6. Juli. Die Depression beherrscht fast ganz Europa, der niedrigste Luftdruck befindet sich über der Gegend von der Nordsee bis nach Nordrusiland bin. der höchste südwestlich van Irland. In Deutschland ist cs trübe und innst warmer bei mastigen Süvweslwindcn. — Wahrscheinlich stt Fortdauer dieser Witterung oder nur wenig Aendenmg. Tagesfleschichte. x Deutsches« Ncich. Dem Kaiser, welcher heute. Freitag. Nachmittag ans der „Hvhenzollern" von Brunsbüttel in Kiel eintrifft. telegraphirtc Admiral Hoffman», daß die erste' Panzerdivision Sonnabend Mittag seeklar sein wird. Sonnabend Nachmittag oder Sonntag Morgen wird die Division vom Kaiser insplcirt und tritt dann die Fahrt nach der Nordsee durch den Kanal an. x Für die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert in Plön haben mit Donnerstag die großen Sommerferien begonnen und die Prinzen sind zum Sommeraufcnthalt nach Homburg v. d. H. abgereist. In der zweiten Hälfte dieses Monats werden ich die Prinzen in Begleitung der Kaiserin nach Kiel begeben, von dort aus an Bord der kaiserlichen Nacht .Iduna" Fahrten in die Ostsee unternehmen und verschiedene Inseln anlaufen. x Betreffs der am Montag zu Posen abgehaltenen Sitzung des Gesammtalisschusses des Deutschen OstmarkenvereiuS hören die „Berl. Neuest. Nachr.", daß die vierstündigen Verhand lungen eine erfreuliche Nebereinstimmung der Ansichten ergaben und den allgemeinen Wunsch nach thatkrästiger Fortsetzung der Vcrcinsthätigkcit in der bisher verfolgten Richtung erkennen ließen. Die Arbeiterfrage wurde eingehend erörtert. x Belgien. Das Donnerstag Abend gefällte Urtheil gegen Slvido lautete auf Eiiischließnng m ein Besserungs- Haus bis zniii 21. Lcbensiahr. Die Geschworenen bejahten zwar die Schuldsragc, verneinten jedoch die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagte». Die Vertheidiger von SiPido'S Genossen stellten in Abrede, daß ihre Klienten Anarchisten seien, und betonten deren jugendliches Aster. In dieser Erwägung wurden die drei Komplizen sreigcsprvchen. Unmittelbar nach dem Urtheilsspruch erklärten die Vertheidiger die Inkompetenz des Tribunals, Sipido in ein BefferiingshaiiS zn verweisen. Daraufhin verfügte der Gerichtshof ebenfalls die sofortige Freilassung Sipido's- Das Publikum klatschte nach der UrthcitSverkündigimg lauten Beifall. Der Krieg in China. x Der chinesische Gesandte in Berlin hat. wie dem Karre pondcisten der „R. Fr. Pr." auf der Gesandtschaft mitgethetst wurde, gestern ein Telegramm an Li-Hnng-Tschang, den Viceköuig von Nanking, gerichtet, in welchem der Gesandte de» Vicckönig beschwört. Mittel und Wege zu finden, um nach Peking die Meldung gelangen zn lassen, daß die Berliner chinesische Ge audtichast die chinesische Regierung dringend ersuche, die Europäer in Peking mit ollen verfügbaren Mitteln zu schützen. Der Gesandte schloß die Depesche mit den Worten, daß er im Interesse deschinc ischen Reiches selbst diese Aufforderung an die chinesische Regierung ichtc. Während so der Gesandte den Vicckönig für einsichtig genug hält, die Warnung zn beherzigen, wird einem Berliner 'Ratte über London aus L-haughai berichtet, Li-Hung-Tschang'S Haltung sei durchaus zweideutig. Er hebe 200,000 Milizen aus. angeblich um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Vicekönig Lio schere dagegen die Ordnung durch energisches Vorgehen und Köpfung aller Unruhestifter. Die Ermordung des Kaisers am 19. Juni be stätige sich. Ter Kaiserpalast sei während der Erstürmung durch die Boxer zum größten Thcil niedergebrannt worden. Das Kaiser!,cer habe Peking am 30- Juni verlassen und rücke gegen Tientsin vor. x In der französischen Kammer brachte der Abgeordnete Pioux eine Interpellation ein, welche lautet: Aus welchen Gründen hat der chinesische Botschafter in Paris seine Pässe noch nicht erhalten? x Jni englischen Unterhaus erklärte Unterstaatssekretär Brodrick, die britische »Regierling habe dem chincsiichen Gesandten bedeutet, daß die Behörden in Peking persönlich für schuldig ge halten würden, falls Mitglieder der europäischen Gesandtschaften oder andere Ausländer in Peking Verletzungen erlitten. Der chtnc- nche Gesandte sei ausgefordcrt wockcn. diese Botschaft in solcher »Leise zu befördern, daß ihre Ablieferung an die Behörden in Peking gesichert sei; der Inhalt der Botschaft wecke den Bice- koiiigen im ganzen chinesischen Reiche bekannt gemacht wecken. Dillon fragte an. ob die Regierung darüber informirt sei, daß der amerikanische Admiral Kempff den Angriff auf die Forts von Taku deshalb beanstandete, weil dadurch die regulären chinesischen Truppen gezwungen worden seien, mit den Boxern gemeinsame Sache zn machen. Dillon wünschte zu wissen, wie sich jetzt die amerikanischen Strcitkrästc verhielten. Unterstaatssckretär Brodrick antwortete, er sei darüber nicht insormirt. Der englische Admiral habe telegraphisch gemeldet, sämmtliche Verbündeten Admirale wirkten in Tarn in vollkommenem Einvernehmen. In Erwiderung ans eine andere Frage erklärt Brodrick, es sei zweifelhaft, ob eine vraanisirlc Negierung in China vorhanden sei, mit der England ich als in, Krieg befindlich betrachten könne. Die ersten Angriffe aus das Personal der englischen Gesandtschaft seien am 9. und 10. Juni erfolgt. Die Sommerrcsidcnz der englischen Gesandt chaft, wclcke außerhalb Pekings liege, sei an letztgenanntem Tage zerstört worden. Der Vormarsch gegen Peking sei am 10. Jmii auf Verlangen des englischen Gesandten Macdonald unternommen worden. x Der britische Konsul in Shanghai hat, um ein letztes Mittel zn versuchen, an General Auan-schu-km telegraphirt und ihn dringend gebeten, seinen Beistand zur Rettung der Euro-, päcr in Peking zu leihen. x Im Nocken und Osten Tientsins erschienen MM) von! Lutai kommende Chinesen. Es gelang den russischen und lavani- schen Truppen, sie zmückzuschlagcn; doch wurden die Operationen der Truppen durch Mangel au Nahrung und Wasser beeinträchtigt. Täglich treffen starke chinesische Verstärkungen auS derl Mandschurei ein. x Amerikanische Missionare ans Shrmtung und andere.: im Ganzen 35 Personen, find gerettet und am 3. ds. M. in Tsingtau eingetragen. x Der britische Gouverneur Blake ist vom Nock« nach« und hat daS Anerbieten dentscherj an der Berthekdignng der Kolonie zu be ug zmückgekrhrt u oillzger. sich m u, welches in seiner senheit angenommen worden war.: ' geben sollte, fei er bereit, st« verwenden. DaS KowS hatt lieber erklärt« sich nach einer! . jede Weise der Bettheidignng der' onie zn dienen, wenn die- uothwendig sei. Infolge dieser Ab-, wncken die Anerbieten der übrig« fremden Korps zurück-« Falls sich E andere Polizeimanns« daher, aufgelöst. Die bereit, aus
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