Suche löschen...
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000627015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900062701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900062701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-06
- Tag 1900-06-27
-
Monat
1900-06
-
Jahr
1900
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Da» Urtheil Iqutet auf 1 Woche Gefängniß und 4 Tag« Haft. Letztere Straft gilt durch die UiircriuchnngKhast lür verbübt. — Die verehrt. Morgenstern hatte an die Erbe» des im Januar ver storbenen Privatmanns Alschner für Krankenpflege eine Forderung von 46.60 Mk. eingereicht. Dos Geld zur Begleichung hatte die Angeklagte, die jetzt in Copitz wohnhafte Musikersehefrau Barbara Alschner geb. Röbl, erhalten, die Rechnung von der Morgenstern sich auch quittiren lasse», jedoch dieser den Betrog nicht etn- gcbändigt Nach umsünglicher Beweisaufnahme gewinnt das Ge richt die Neberzcugung von der Schuld der Angeklagten und vcr- mtbellt sie wegen Unterschlagung zu 3 Wochen Gefängniß. — An, Abend des 11. Februar begehrte der ani 5. Juli 1876 in Coburg geborene Klempner Theodor Ernst Bernhard GenSler, jetzt i>. Berlin wohnhaft, in das Kanalgasse 4 belegen? Grundstück Einlab. der ihm aber nicht gewährt wurde. Aus Acrger darüber zertrüm merte er eine Fcusterjcheibe und lief davon; zwei des Weges kommende Männer hielten ihn aus und übergaben ihn einem Gendarmen. Wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung wird der bisher unbestrafte Angeklagte, der wegen der weiten Ent fernung vom persönlichen Erscheinen entbunden ist. zn 30 Mk. Geldstrafe oder 6 Tagen Gefängniß vernrtheilt. — Am Vormittag des 2- Mai veranlabte der hier wohnhafte Christian Martin Thier bach mit seinem Rade durch Fahren auf falscher Seite der Annen- strgße den Zusammenstoß mit einem Sportsgenoslen. Das Gericht belegt ihn dafür mit einer Geldstrafe von 20 Mk., bezw. mit 4 Tagen Hast. — Mit seinem Einspruch gegen einen ihm zu- gegangcncu auf 150 Mk. lautenden Strafbefehl erzielte der 1854 in Oberlangenau geborene Bäckermeister Oswald Robert Grieß- bnch thellweisen Erfolg. Gr. hatte gegen den vorschriftsmäßigen Aushang der vom Reichskanzler für die Bäckereien erlassenen Bekanntmachung verstoßen, rudern er Geselle» und Lehrlinge an mehr als den behördlich nachgelassenen 20 Tagen über die ge setzlich festgesetzte Arbeitszeit hinaus beschäftigt. Gr. bekannte sich nicht schuldig, da sein Personal die Ueberarbeit häufig selbst dadurch verschuldete, daß es später als zur angelegten Stunde die Thätigkcit beginne. Nach Abhörung mehrerer Zenaen setzte das Gericht in seinem Urlherl die Geldstrafe aus 100 Mk. herab. — Ter 1875 am 2. Oktober a. St. im Bezirk Erivan (Kaukasus, ge borene Student Arininiak Valbnndian ist beschuldigt, in den letzten Monaten zu wiederholten Malen die hier wohnhnstc Kauf- mannsehefrau Mirimanian, die er vor 13 Jahre» bereits in seiner .Heimalh kennen gelernt hatte, mit dem Tode bedroht zu haben. Auch in Briese» an ihre» Ehemann hat V. diese Drohung wieder holt und dahin erweitert, daß er auch den Sohn und sich er schießen wolle. V. der Anfangs in der M.'schen Familie ver kehrte. hat an dem Benehmen der Frau ihm gegenüber Anstoß ge nommen und sich beleidigt gefühlt. Der ein gebrochenes Deutsch sprechende Angeklagte, der seine frühere Wirthirr cbensalls mit Er- fckffeßeir bedroht bat. räumt ein. die Worte geäußert, jedoch niemals ein Instrument dabei gehabt z» habe». Die Zeugin be kundet. daß der Angeklagte sie des Oeslereu auf der Straße verfolgt habe So wollte er ihr auch am 11. Juni, als sie sich in eine Droschke flüchtete, folge», was durch herbeigeeilte Männer vereitelt wurde. Als B. ihr auf der Canalettoslraße begegnete und sie ihn wieder abwies, ries er gleichfalls: „Tann tödte ich Sie!" Erschrocken suchte sie Zuflucht aus einem Packctwagen, während Männer den Angreiftr zurückhielte». V. wurde in Haft genommen und nun zu 2 Monate» Gefängniß vernrtheilt. — Lurch Beleidigung einer Strnßenpassantin durch unsittliche Redens arten verwirkte der 1861 in Dresden geborene vorbestrafte Schlosser Theodor Friedrich Otto Bonjcs 2 Wochen Gefängniß. — Mit der gleichen Strafe wurde der ledige Handarbeiter Arthur Bruno Wendisch in Pieschen belegt, weil er am 3. Juni in einer Re stauration einem eingcschlafenen Gaste aus der Tasche 6,25 Mk. gestohlen hatte. Taqessteschichte. Deutsches Reich. Ein nochmaliger Besuch des Kaisers in Lübeck steht für Sonnabend, den 30. d. Mts., bevor. Der Monarch wird an diesem Tage dort cintrcfsen, um in den Räume» des Nathskcllers an einen, Frühstück theilznnehmen, welches im Anschluß an die Segelfahrt Kiel-Travcniünde von den Mitgliedern des Kaiserlichen Nachtklubs, des Norddeutschen Negattavereins und des Lübecker Nachtklubs veranstaltet wird. New-Norker Blätter melden aus St. Lonis, das dortige deutsche evangelische theologische Eden-College habe aus Anlaß seines 50jährigcn Jubiläums eine Glückwniischdcpesche vom Kaiser Wilhelm erhalten. ^ ^ Rach dem „Figaro" spricht man davon, daß der Deutsche Kronprinz den große» Manövern bei Krasnoje-Selo bei wohne» wird, welche ans Anlaß des 200jährigc» Bestehens des Russischen Garde-Regiments, dem er angehört, stattfindcu werden. Indessen ist Positives »och nicht zu erfahren. In der vldenbnrgischcn Presse wird nachträglich Mißfallen darüber laut, daß nach dem Tode des Großherzogs Peter von Oldenburg im „Neichsanzeiger" — und ebenso i» der „Nordd. Allgeni. Ztg." — der Verdienste dieses schon vor der Begründung des Reiches nationalgcsinnten Fürsten gar nicht gedacht worden ist. I» der Thai hat die Reglern,igspresse sich ans einige thatsächliche Mittheilungcn über den Lebenslauf und den Tod des Großberzogs beschränlt. Die Telegramme des Kaisers an den nunmehrige» Großherzog und die persönliche Betheiligung des Kaisers an der Bestattung schließen indeß jeden Gedanke» aus. daß das wunder liche Verhalten der Regicru»gspresse etwa einen andere» Grund gehabt habe» könnte, als den Mangel an einer bezüglichen In struktion ; vielleicht war derjenige Beamte, von dem sie hätte ausgchen müssen, auf Urlaub, oder es war sonst irgend eine Schraube an den« Apparat rucht in Ordnung. Tie Oldenburger, meint die „Nat.-Ztg.", können sich jedenfalls im Hinblick auf die persönlichen Klindgkvungen des Kaisers und auf die Anerkennung,k welche dem Grvßherzog Peter in der geiammlcn unabhängigen Presse gezollt werde», über das rathlvse Schweigen des „Reichsnnzcigcrs" trösten. Zur Verleihung des Ordens pour I« indrito an de» Komman danten des „Iltis", Kapitän Laus, bemerken die „B. N. N.": In der gesammten Marine wird diese Auszeichnuiig des tapferen Kameraden mit größter Freude begrüßt werden. Seit dem Tode des hochseligen Prinzen Adalbert war der Orden povr Is rndrits in der Marine nicht mehr vertreten. Kapitän Lans ist somit der erste deutsche Seeossizier, dem diese auch in der Landarme«; selten gewordene Kriegsauszeichnung zu Theil wird. Je mehr dos Eiserne Kreuz auch aus der Manne schwindet — der letzte Träger ist, wenn wir nicht irren, Viceadmirai Bcndemann — um so er freulicher ist es, daß das blaue Kreuz Friedrichs des Großen in der Flotte Bürgerrecht gewonnen, die durch die Aktion des „Iltis" von Neuem den Beweis erbracht hat, daß sic an kühner und ent schlossener Initiative, an KanipseSmutl, und Siegesfreudialeit hinter der Armee nicht zurücksleht. Hoffentlich gestattet die Ver wundung des Kapitäns LanS sein Verbleiben im Dienst, möge die Freude über die Auszeichnung zu seiner baldigen Genesung bei- rragen. Kaiser Wilhelm ll. hat damit diesen Enden zum zweiten Mole verliehe», den ersten erhielt der jetzige General Freiherr 1 ichen Hände». Umfanges dieser Art nagen. Kaiser rle verliehe, v. Scheele für fernen KriegSzug in Ostafrika. Uebcr die letzte Sitzung des preußische» Staatsministe- riuins wird der „Voss. Ztg " von einer Seite, die gut unterrichtet sein will, mitgethcilt: Das Staatsminislcrium hat hauptsächlich die Polenfrage und Kanalvvrlagc einer eingehenden Besprechung unterzogen. Gerüchtweise wird erzählt, daß im Schooße des StaatSministeriumS sich wieder eine Strömung dahin geltend mache, wenn mpglicb den Landtag zu einer Herbsttagung zusammen zu bernsen und die Kanalvvrlnge alsdann dem Landtage zu unter breiten. - Tie Frage der Reform der Eiftnbahn-Personeutnrife hat dos Staatsininisterium bereits in einer früheren Sitzung (An fang April) beschäftigt und ihm auch in der letzten Sitzung zur Prüfung und Entscheidung Vorgelegen. Sie ist >edvch noch nicht zum Beschlüsse gekommen, den» die süddeutschen Regierungen haben Einsprüche erhoben, die noch nicht aus dem Wege geräumt worden sind. - Generalmajor v. Lieb er t. der Gouverneur von Deutsch- Ostafrika, wird, wie man der „Tägl. Rund sch." mittheilt, dem nächst von seinem Posten zurücktreten. General v. Licbert wollte vor einigen Wochen nach Berlin kommen, um die Angelegenheit der Centralbalm selbst i» die Hand zu nehmen Der damalige Kolonialdirektor Herr v. Buchka bedeutete ihm darauf in sehr be stimmter Form, daß er die Ausführung des angekündigten Ent schlusses als Abschiedsgesuch aufsassen würde, woraus General v. Liebert die Reise unterließ. Trotz dieses Rückzuges sei die Uebereiiistimmung des Gouverneurs v. Licbert mit dem Kolonial amt so mangelhaft geblieben, daß ein Wechsel im Gouvernement für die nächste Zeit zu erwarten sei. 2» ganz Berlin, schreibt die „Tägl. Rundsch ", befindet sich nach Mlttbeilring.-von durchaus authentischer Seite kein einziges größere» Geschäft für effektive Getreidelieferungen mehr in ch r ist - Die wenigen christlichen Geschäfte kleineren nd von untergeordneter Bedeutung und voll- von den Großhändlern abhängig. In Verbindung damit ist auch dir Thatlache verständlich, saß i» den vorgedruckten „Schlußnoten für Zeitgeschäfte in effektivem Getreide" der ständige Passus enthalten ist: „Die beiden jüdischen Neujahrstage und der VersöhnungStag gelten, wie überall, in diesem Vertrage bezüglich der Anlieferung von Getreide als Feiertage." Frankreich. Im „Deutschen Haus" (kavillon ^Ilemsncl) in der Rue des Nations der Weltausstellung fand der offizielle Empfang der Delegirten zum Frauen - Kongreß der Osuvres vt Institution» ftminine» (durch Frauen gegründete Unternehm ungen). der gegenwärtig in Paris tagt, durch den deutschen Reichskommissar Tr. Richter statt. Dr. Richter begrüßte die Frauen aller Länder. Die Hauptvertreterinne» der größeren Gruppen von Frauen-Bereinen aller Nationen erwiderten die Begrüßung des ReichskommifsarS mit warmen« Tank. Für Deutschland sprach Frau Marie Stritt uns Dresden, die Vertreterin des Bundes deutscher Franenvereiiie. Dr. Käthe Schirmncher erklärte überdies im Namen der deutschen Frauen, daß sie mit Freuden der Ein ladung des Reichskvmmissars zum heutigen Fest gefolgt seien, daß das Vaterland aber sicher sein könne, sie mit noch größerem Eifer berbereilcn zu sehen, sobald es sie zu ernstcr Arbeit rufe» wird. Bayern war durch die Delegirte des Vereins für Frauen- Jnteressen zu München, Dr. Gräfin v. Geldern-Egmond. vertreten. Cur Zwischenfall beim Landesiurnsest im Tuileriengarten in Paris wurde viel bemerkt. Ta das Fest von der Stadt Paris veranstaltet wird, führte der nationalistische Stadtraths-Vorsitzende Grsbauval mit zwei Stadträtheu als Beisitzer» den Vorsitz. Um 3 Uhr erschien Loubet, und Gräbauval erhob sich, um ihm seinen Lehnstuhl zu überlassen: da bemerkte er neben Loubet Waldcck- Rousseau, aus dessen Besuch, wie GrSbauval später erklärte, nicht gerechnet war. und er verließ sofort mit seinen beiden nationalisti schen Kollegen den Feslplatz. Die Negicrunasseindc in Clermont-Ferrand veranstalte» eine H un d er t > a h r s e i er sür General Deiaix und luden dazu die Bertreter der 24 Regimenter ein, die beiMarengv gekämpft haben. Die Regimenter beeilten sich, Abordnungen von je 4 Offizieren und Soldaten zu bestellen: die Regierung verbot ihnen indeß die Thcilnahme an dem politisch gefärbten Feste. Italien. I» dem bereits erwähnten Artikel Erispi's über die auswärtige Politik Italiens, namentlich im Hinblick auf die Vorgänge in Ostasie», heißt es: Es handelt sich nicht mehr nur ein Kolonialabcnteuer, über dessen Angemessenheit inan ver schiedener Meinung sein kann. Wir stehen vor einem blutigen Tanz, nach dessen Beendigung gewaltige und reiche Beute Denen winkt, die beiheiligt sind. Italien aber, das sich bei Seite ge halten hat. wird in der Stunde der Theilnng ausgeschlossen werden. Dann werde» wir unsere Uiicrsahrenheit. unseren Mangel an Voraussicht beklagen: aber die Thronen der Schwäch linge werden die Starken nicht bewegen, »ach ihrem Siege auch nur auf ein Blatt der errungenen Lvrbccrkränze zu verzichten. Die äußere Politik kennt zwei Arten von Verzichtleistungen, die aus drückliche, förmliche, die durch einen Vertrag oder eine Abmach ung i» Kraft gefetzt wird, und die stillschweigende, sich von selber ergebende, die durch Fernbleiben besiegelt wird. Leider versteht unsere Diplomatie sich meisterlich auf beide: I» de» letzten fünf Jahren haben wir ans jedwede Zukunst in Afrika verzichtet und uns dadurch Vorwürfe zugczogen, die ebenso schmerzlich wie be gründet sind. Wir haben auf die blühendste und ansehnlichste unserer Mittelmcerkolvnien verzichtet, indem wir uns mit Hoff nungen auf Zugeständnisse und Gunstbcweiie abspeisen ließen, die nicht für nationale Selbstachtung zeugen. Wir haben in Marokko alle Freundschaft verloren wo der verstorbene Sultan uns Zugeständnisse von der größten Bedeutung gemacht hatte, die wie geopfert haben ans Furcht, daß die Ausrüstung eines Kreuzers, der bei unseren Wersten bestellt war. einer Nachbar-Nation miß fallen könnte. Nachdem wir in diese enge und peinliche Gasse ge- rathcn sind, sehe ich keine Möglichkeit, die großen Ucberlicferungen der italienischen Politik wieder aufzunehmen, deren Spur und Angedenken sich von Tag zu Tag mehr verwischt. Indem wir »ns freiwillig von allen großen Unternehmungen sernhalten, die die wirthschaftliche Zukunft und die künftige Blüthe bedeuten, ver gessen wir alle Ursachen, aus denen unser Name in früheren Jahr hunderten auf ruhmvolle und glänzende Tafeln eingezeichnet ward. In Folge seiner Lage hat Italien zwei Grenzen zu bewachen und zu befestigen, und zwei Meere, zwischen denen es ganz ein geschlossen ist, bespülen weilhin seine Ufer. Aber nachdem wir Schätze geopfert haben, nur uns zu Lande und zur See zu rüsten und wieder neu zn rüsten, besitzen wir keine Armee »nd keine Flotte, die unsere Zukunft, unsere Sicherheit, inrsere Pracht ge währleisten. Im Innern habe» wir uns, Liebhaber der Formeln, heiser geschrieen über die Pflicht dcS Vorbeugens oder das Recht znnr Ernschreiten. In kläglichem persönlichem Ehrgeiz versunken und vom Parteihaß hingerissen, haben wir vergessen, daß zwei Pflichten der Klugheit die äußere Politik einer große» Nation be herrschen müssen: rechtzeitige Voraussicht und rechtzeitiges Ein greifen. England. Die Prinzessin Ludwig von Battenberg wurde von einem Prinzen entbunden. Rnstland. Ter Petersburger Vertreter der „Daily Mail" will wissen. M u r a w i e w ' s Tod sei durch die Aufregung über die Lage in Ehina veranlaßt worden. In der letzten Audienz beim Ezarc» habe dieser großen Unwillen über den Nachrictsteiimangel und die Verluste an Offizieren und Mannschaften vor den Tatrr- sorts gezeigt und ausgerusen, Rußlands Vertreter in Peking hätten geschlafen. Afrika. In St. Helena grassirt gegenwärtig die Influenza unter den gefangenen Buren. Der Burcngeneral Dcwet hat, den Londoner „Central Skews" zufolge, eine aus 140 Mann bestehende Adlheilnirg der Hochländer- Brigade. die eine VerpslegungSlolonne von 61 Wagen begleitete, umzingelt. Ter Ucberfall fand zwischen Rvdewall und Heilbronn statt. Tie Streitmacht Dewet's betrug 1400 Mann und 7 Ge schütze. so daß die Hochländer nur geringen Widerstand leisten konnten und sich ergeben mußten. Der Krieg in Cliina. Durch den Wunsch Kaiser Wilhelms, die beiden Ser ba t a i l l o n e und die sich ihnen anschließenden Truppentheile der Armee vor ihrem Abgänge nach Ehina zn besichtigen und sich von ihnen zu verabschiede», ist das Programm für die Mobilnation der Truppe und deren Ausrüstung wesentlich geändert worden. Der Kaiser trifft »ach den neuesten Dispositionen am 2. Juli Nach mittags mit der „Hohenzollern" ein und tritt, nachdem er am 3. Juli die Dause des neue» Linienschiffes -.6" vollzogen hat, am selbe» Nachmittag die Nordlandsrcisc an. Die Ausreise des Transports ist demzufolge ans den 3. Juli festgesetzt und cs wird dem entsprechend auch entweder am 2. oder 3. die Besichtigung der beiden Lccbataillone durch den Monarchen stattfinden. Für die Ausrüstung der Truppen ist hierdurch kostbare Zeit gewonnen. Der Llvyddampfer „Frankfurt" trifft jetzt am Dienstag ein, der „Wittekind" am Mittwoch, um zunächst die Fracht an Bord zu nehmen. Auf der „Frankfurt" schiffen sich das II. Seebataillon, die 8,8 Etm. Feldbatleric und das auf besonderen Befehl des Kaisers zniammengestellte Pionierdetachcmcnt ei». Auf dem „Wittekind" wird das I. Seebataillvn und der Inspekteur der Marine-Jnsanterie, General Major v. Höpfner, welcher den Trans port nach Ehina leitet, eingcichisst. Las I. Secbataillon wird von Kiel nach Wilhelmshaven ani Tage der Einschiffung mittelst Extrazuges befördert. DaS II. Scebataillon ist bis uns die zu seiner Completirung auf Kriegsstärke gewährten Freiwilligen aller Armeekorps vollständig und konnte bereits durch seinen Kom mandeur. Major v Krvnhelm. in der kriegsurarschmäßigen Aus rüstung inspizirt werden. Während der Lloyd für die Verpflegung der rund 2500 Mann vom Tage der Einschiffung bis zum Tage der Landung in China zu sorgen hat, hat das Kollert. Verpflegungs- amt für die Verprvviantirung der Truppen zunächst für drei Monate Sorge zn tragen. In den, Proviantamt herrscht daher Tag und Nacht eine außerordentliche Thätigkeit. Außer den Hunderten von Fässern mit Rind-, Schweine- und Haminelslestch handelt es sich darum, über 6000 Kisten in sog. Marine verpackung für den Tropenversandt mit allen nur denkbaren Nahrungsmitteln als Hülftnsrüchte, Mehl. Hartbrot. Backobst, Corned-Beaf, Zucker. Kaffee, Thee. Gewürze u. s. w. zu füllen und an Bord der Lloyddampfcr zu verladen. Aller Proviant wird zunächst in Mengen von 50 Kg. und darüber in verlöthcte Zinkkistcu gefüllt. Diese werden mit eurer starken mit Bandeisen um- schlagenen und schließlich signirtcn Holzkiste unrgebcn. deren Teckel ansgeschraubt wird. Zur Aufnahme des festen Proviants weiden 700 Cbm. Raum an Bord gebraucht. Hierzu kommen noch die Getränke, Lazareth, Apotheleneinrichtung und Kriegsmunttion Zum Uebertritt in die aus Kriegsstärke zu ergänzeitden Marrne-Insairterie-Bataillone und die neu zu bildende Feldbatterre haben sich von bayerischen Trnppenthcilen freiwillig gemeldet und sind dienstfählg für die Tropen befunden worden: Bon der In fanterie 137 Sergeanten und Unteroffiziere und 727 Gefreite und Ge meine. von der Feldartillerie 23 Unteroffiziere und 50 Kanoniere und Fahrer; es könne» jedoch nur von den Angemeldeten 3 Unter offiziere und 100 Gefreite und Gemeine von der Infanterie und 1 Unteroffizier und 15 Mann von der Feldartillerie berücksichtigt werden, welche ivätcstens am 28. d. M. sich bei dem zweiten Ccc- bataillo» in Wilhelmshaven stellen müssen. Dem „Figaro" zufolge ist der Großfürst Aleris. der zu längerem Ausenthalre »ach Paris gekommen war. über Toulon plötzlich abgereist, um den Oberbefehl über die russische Flotte in Port Artbur zu übernehmen. Der Großfürst, ein Oheim des Kaisers Nikolaus, ist Generaladmiral und oberster Chef der gc sammle» russijchen Kriegsmarine. Er steht im 5l. Lebensjahre Die Entsendung des Großfürsten nach Ostvsien würde darlhiin. welche Bedeutung Rußland den ostasiatrschen Norgäirgcn bewirbt Sie würde zur Folge haben, daß bei dem Koopcriren der ver schiedenen ausländrschcir Geschwader die Oberleitung stets in lussifche» Händen läge. Nach einer Meldung der „Nowvjc Wrcmja" ans Wladiwostok verschlimmert sich die Lage in China. Ter Aufstand hat bereits größere Gebiete erfaßt und ziebt sich nach Süden fort. In Shanghai streiken die Arbeiter. Schiffe können nicht aus- laufen -a keine Arbeiter vorhanden sind, um die Verladungen auszni^hre». Man erwartet täglich, daß auch in Shanghai ein Aufstand ausbricht. Tie Zahl der chinesische n Truppe n in Tschili soll sich ans «iO.OOO Man» belaufen, von denen die meisten von deutschen und rnisischen Offizieren ausgebildet worden seien. Die vier chinesischen Generale Niha, Hung-Tsching, Ma und Nuainchikai. welche an dem japanischcri Kriege tbeiliiahmc», operireu zusammen unter dem Kommando des Prinzen Tnan. Sinnst «nd Wissenschaft. st Im Königl. Hofvpemhause gelangt heute „Der Frci- s ch ü tz" zur Aufführung. Ansairg halb 8 Uhr. st Nei idenztbcater. Die erste Aufführung des französi schen Schwankes „Die Dame von Maxim" mit Herrn Richard Alexander und Frl. Frieda Brock als Gäste findet an, Sonnabend statt. Tie Besetzung des Schwankes ist folgende, Pctnpon—Hr. Alexander. Erevctlc—Frl. Brock. Fr. Petypoir- Fr. Kronchal, General—Hr. Funk. Dr. Mongieourt—Hr. Bayer, Marollier—Hr Althanscr. Corigiion—Hr. Reiter, Clementine— Frl. Jcmda, Ebantrenu—Hr. Janda. Herzogin—Fr. Herinan«, Herzog Guy—Hr. Witt, Madame Po,mal—Frl. Blanden, Aiadame Häutig,wir—Fr. Häusel, Madame Vivctte—Frl. Inder, Madame Elaux-Frl. Mallana. st Centraltl> eater. Der musikalische Leiter dcS oouiials Fra»; v. Jauner'schcn Overetten - E »scmble vom Kaiiecl. Königl. priv. Earltheater in Wien, Herr Felix, ist von Berlin ern- getrofsc», wo seine Operette „ RHodope" am Svnnabend in, Operntheater des Westens mit Erfolg in Scene ging. Das Werk ist, wie bereits mitactheilt, zur Eröffnung der Opercttemaison der Wiener Gäste im Centraltheaker bestimmt. st Wie mehrfach mitgetheilt, vcranstallct das Königl. K o nse rv a t v r i n m Donnerstag den 28. Juni d. I. Nach mittags halb 4 Ubr im R e s i d e n z t h e a t er eine Schau spiel - A u f f ü l> r u n g. Zur Aufführung gelange» Seenen aus „Kabale und Liebe" von Schiller, „Der Arei»eidbauer" von Anzengruber und „Tie Hochzeitsreise" von Benedix. Eintritts karlen sind im Königl. Konservatorium (LaudhauSslraße) zu er halte». st Im heutigen zweiten Novitäten-Concert im königl. Belvedere kommen zur Aufführung: Ouvertüre rieonore Ar. 1 von L. van Beethoven: Einkeilung aus der Oper „Das Heimchen am Herd" von C. Goloinark: „Wo die Citronen blüll'n", Walzer von Jüh. Strauß: Fantasie aus der Over „Der Pottilion von Loniumeau" von Ad. Adam: Ouvertüre zur Oper „Der Edelknecht" vo» C. Kreutzer: Bcrreiye von E. Rost <l. Mal», „Klingclingeting", Polka aus der Operette „TierWahrt,eitL- niund" vo» H. Ptatzbecker (l. Mall: I. Suils iür Orchester von rm Toni- bella <1. Mals: Ouvertüre zur Operette „Im Reiche des Indra" von P. Linckc tl. Mals, Nocturne sür Cello von F. Chopin: Slcueriiiciunslied und MMroienchor aus der Oper „Der biegende Holländer" von R. Wagner; „Mit Eichenlaub und Schwer,ern", Marlch von Fr. v. Blon. st Zn Eyre» Eurl Sonlng's fand gestern Mittag ein stiller, feierlicher Akt auf dem katholischen Fried Hofe statt. Am Grabe des heimgeganaeneil Künstlers batten sich die Herren Hvffchanspieler Bauer »»d Wiecke eiliges»,idc». um einen prachtvollen Lvrbeerkrnnz nieder;,,legen. Herr Wiecke sprach hier bei berzliche Worte der Liebe und Verehrung, einen von tiefer Enivffnduizg eingegebciieii Nachruf, der, von Niemand gehört, als »ur von einem einzigen stille» Beobachter, in der feierlichen Stille und Einsamkeit zu einer ganz eigenartigen Feier wurde. st DaS Eonecrt des Dresdner L e h re rge > a ngv c rcins in Teplrtz war von großen, Erfolg begleitet. Obwohl die ab scheuliche Witterung am Sonnabend das prvkektirte Eoneert im Freien unmöglich machte und die Stimmung nicht unwesentlich beeinflußte, fanden die Sänger auch in Leu, für giößere Auf- fühlungen nicht geeigneten Vereinsbause rauschende Anerkennung Air das Eoneert schloß sich ein Jestkvmmers, i» dessen Verlauf manch' schönes und zündendes Wort zn Ehren Deutschlands und der Tcntichen in Oesterreich gesprochen wurde. An der Durch führung des ConeerlprograniinS belhciligte» sich sehr erwlgreich die „Teplitzer Liedertafel" und der Teplitzer MännergesangUerein". st Die aus der v. KLtzebue'schcil Schule h-roorgegangeuc junge Sängerin Frl. M arga Ncisch , zuletzt an, Mainzer Sradttheatcr engagirt, hal einen simsjährigeir .ttonlralt mit dem Breslauer Stadl,heatcr abgeschlossen. st Bei dem am Sonntag in L v m in a tz s ch gelegentlich der Fahnenweihe des Gesangvereins „Liedertafel" im Saale des Schützenhauses abgehaltenen Pre is-S innen, an dem sich 11 Vereine des Sängerbundes des Meißner Landes belhciligken, errang de» Ehrenpreis der Stadt Lommatzsch (1 gr. silv. Pokal, der Gesangverein „ L ied erta fe l" - G ro ß en ha in (Ding., Herr Kantor Schönes mit dem Liede, „In die Ferne" von Rebling Ter erste Preis (1 silb. Pokals wurde dem Gesangverein „A mph i on"-Niesa (Dirig.: Herr Lehrer Kährig. Lied, „Gut' Nacht" von Silchers zuerkamit. Den 2. Preis erwarb ü»h der Gesangverein „Liederkranz", Meißen (Dirig.: Herr Lehrer Fiedlers mit dem Liede: „Zieh hinaus" uou Drcgert. Ten 3. Preis erzielte der Gesangverein „Germania", Meißen (Dirig Herr Lehrer Fiedler) mit dem Liede: „Der frische grüne Wald" von Wenzel. Ten 4. Preis erhielt der Gesangverein Weinböhla (Dirig.: Herr Lehrer Prügcr) mit dem Liede: „Die Nacht" vor« Schubert st Ter weithin bekannte Leipziger Verleger B a r t h o l f W. Sensf ist, 85 Jahre alt, in Baden weilend, wo er Erholung von seinen Leiden suchte, gestorben Ter Heimgegangene wurde in Friedrichshall bei Coburg geboren: in jungen Jahren kam er nach Leipzig, wo er als Redakteur und Herausgeber der „Signale sür die musikalische Welt" sich alsbald eine» Namen erwarb und zn den bekanntesten und bedeutendsten Mnsikichriststellcrn in nähere Beziehung trat. Tie genanirle, von ihm zu Beginn der 40er Jahre gegründete Zeitschrift gewann unter seiner Leitung großes Ansehen und weite Verbreitung in musikalischen Kreisen. Besonders hervor- zuhcbcn ist. daß der Verlag des Verewigten eine ganze Reibe be deutender Werke A n t v n R »bin st ern' s enthüll. st Nach einer» Bericht über die Tbüligkeit der K ö n i g l. Theater in Berlin ist die „I leder in a u s" im verstoffenen Svieljahre 105 Mal rn der Berliner Hosoper gegeben worden. IM Vorstellungen fanden im „Neuen Königl. Operntheater" statt. 5 im Königl. „Operiihanse". st Im Berliner Palast-Theater ist für die Zeit vom 21. Juki bis 10. August eine Internationale Ausstellung für Theater und Variete geplant. Mit der Ausstellung werden Opern-, Operetten- und Schauwiclvorstcllungen geboten werden. Der Reinertrag soll dem Fonds zu einem Heim sür darstellende Künstler znfließeir. st Der Prozeß um den Nachlaß Johannes Brahms' beschäftigt gegenwärtig wieder das Wiener Civrl- Landesgcricht. Der Wiener Tvnkünstlcr-Peiisivns- und Untcrstütz- ungSverein Carl Czerny, der PerrsionSverein LiSzt in Hamburg und die Wiener Gesellschaft der Musikfreunde klagen solidarisch gegen die 22 gesetzlichen Erben Brahms'. Die genannten Vereine verlangen als testamentarische Erbe» de» Zuspruch des auf 4M,OM Kronen bcwerthctcn Nachlaßvermögens. und zwar auf Grund eines von Brahms im Mai 1607 aus Jichl an seinen Ber- leger Simrvck in Berlin gerichteten Briefes, der als Testament anerkannt werden loü. Der Brief, der »ach dem Tode BrahmS' in dessen Schreibtisch gefunden wurde und vom Bezirksgericht Wiede» als DerlassenschaftSbehörde als eine letztwilligc Dresdner Nachrichten. 174. Seite 3. «s Mittwoch, 2«. Juni 1K00
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)