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- 292 -/ Allerlei sür die Frauenwelt. Goethe und die deutsche Frau. (Schluß.) Erst der große Brite. William Shakespeare, schuf wahrhast schöne weibliche Charaktere. Er gab uns Ophelias rührende Gestalt, deren trauriges Loos uns zu Thränen des Mitgefühls rühren kann. Cordelias Liebe zu ihrem Vater und Desdemonaö zarte Weib lichkeit. PorziaS Verstand, der Witz und Humor seiner „lustigen Weiber", die heroische Begeisterung Bolumnias. die allen weiblichen Schwächen siegreich trotzende Gemahlin des Brutus, Jmogen'ü standhafte Gattcntreue, welch' eine reiche Skala von hervorragenden weiblichen Eigenschaften! Aber wenn inan sich dann fragt, ob diese herrlichen Gestatten denn Britinnen sind, wenn man nach dem nationalen Moment in all' diesen herrlichen Werken eines DichtergcisteS forscht, dann giebt cs nur eine Antwort: Es ist keines da. cs fehlt! Weder Ophelia, noch Dcsdemona, weder Cordelia, »och Jmogcn, noch die Anderen sind britische Frauen. Shakespeare giebt uns keine nationalen Jrauencharakterc. er schildert die Frauen als Menschen. Ec giebt uns dieFra u. Shakespeare und Goethe, als sich am nächsten stehend und auch vielfach verwandt, lassen sich hier am besten ver gleichen. Und wenn man nun Shakespeare durchforscht hat, so wende man sich zu Goethe. Welche reiche Fülle von Schönheit, Weiblichkeit und edler Würde bieten uns feine Jraucncharaktere dar — und sie sind deutsch, deutsch bis in's Mark. Man unter suche nur! Rann es etwas Deutscheres gebe» als Gretchen. dieses deutsche Mädchen in seiner lnngcbendeu, opferwilligen Liebe ? In seiner Treue für den geliebten Mann? Hier ist Deutschthum. Wer wollte das leugnen ? Und in Dorothea, mit welcher Sicherheit und Feinheit ist hier die Tüchtigkeit und Einfach heit der dcutichcn Frau verkörpert! Wie sind hier die Häuslichkeit des Weibes, ihr prak tischer Verstand und ihre einfache Geradheit geradezu verklärt dargestellt worden. Und selbst, wo Goethe fremde Gestalten schildert, in Iphigenie, wie tritt uns da die Würde und die stille, keusche.Hoheit der deutschen Jungfrau entgegen, ebenso wie auf die Leonore im Tasso manches deutsche Element übertragen erscheint. Und .Märchens Hingeb ung und Treue, die dem gesiebten Manne im Tode vvrangeht. iver könnte eine solche Figur anders als germanisch neunen? Und einen solchen Dichter, der die tiefsten Tiefen der germanischen Frauennatur ergründet hat, den nennt man nicht national gesinnt!" Noch Eins kommt dazu: Shakespeare schilderte neben seinen edlen Fraucntvvcn auch andere. Eine Lad» Macbeth, eine frivole Amme, eine ehebrecherische Helena, eine ränkesüchtige Königin, eine untreue Kressida. eine Regan und Goneril stellte er neben die edlen Naturen und zeigte auch das dämonische Element im Busen der Frau. Goethe, der nur nationale Frauentypen gab, fand nur eine un sympathische Frau. die Marthe im Faust, und die ist humoristisch behandelt. Er, der die deutschen Frauen leimen zu lernen in seinem Leben reichlich Gelegenheit hatte, «c hat die deutsche Frau nicht ein einziges Mal von einer uuvortbeilhasten Seite gezeigt. Er, dcr große Realist, vermochte nicht eine unedle Eigenschaft an dcr deutschen Iran aus» zusrnden l Was das sür uns bedeutete, haben erst spätere Jahre, nach seinem Tode, gezeigt: hat er doch gleichsam als Erster den Charakter des deutschen Weibes sirirt und ihn in dieser Fassung dem Anslande zur Kenntniß ge bracht. Zunr größten Theilc haben wir es ereiil großen Nationalhecoe» zu danken, in der ganzen civilisirten Welt das Wort >e deutsche Iran" solch' einen guten Klang hat. Deutsche Franentreue. deutsche Frauenkeuschheit, deutsche Haussrauentugcnd. sie sind ini Auslande berühmt geworden. Und wem verdanken wir dielen Ruhm? Zum großen Theilc unserem Johann Wolfgang Goethe, dem „nicht national, nicht patrio tisch" gesinnten Dichter. Wahrlich, wenn jemals ein solcher national gewesen ist. so ist es Goethe gewesen, dcr die deutsche Frauen seele so gründlich erforscht hat, daß er seinen Gestalten diesen nationalen Stempel auf- zu drücken vermochte. Wie er, ganz davon abgesehen, im Faust selber das Deutschthum mit seinem Grübeln über die höchsten Dinge, mit seinem Drange nach Wissenschaft, mit seiner Liebe zur Arbeit und mit seiner Ehr furcht vor der Weiblichkeit geschildert hat, darauf braucht man wohl nicht erst hin zuweisen. Jedenfalls haben wir Frauen vor Allem Grund, gegen die immer wieder auf- lauchende Fabel von Goethe's NichtpatriotiL- mus, lvo sie uns cntgegentritt. energisch zu Felde zu ziehen. Hat er doch schon zu einer Zeit, als es noch kein Deutschland, keine Deutschen gab. das Bild der deutschen Frau aus einen Altar erhoben, von dem es bis heute noch nicht wieder gestürzt worden ist. Freilich sollten wir uns auch redlich bemühen, diesem Bilde einer deutschen Frau, wie es Goethe geschaffen hat. ähnlich zu werden, lknd dazu kann jede deutsche Iran ihr Theilchen beitragen. HlüiNL L chuhcrt. K - tbsel. Was dem einen schwer und unerreichbar dünket, Wenn die Erste sicht als Attribut dabei. Lockt den Andern wiederum zu ernstem Streben, Macht von mancherlei Bedenken oft ihn frei, Meine Zweite hat zwei Füße nicht, noch Räder Und doch hat sie Tag und Stacht nicht Ruh' und Ras:, So ein willig Ohr Jemand von Dir begehret. Freut er sich, wenn Du sie selber für ihn hast. Ach. mein Ganzes auch dcrcinstens selbst zu feiern, Hält' sich manches junge Herz gar schön gedacht, Aber niemals hat das Schicksal ihm beschleden, Was bei Andern es wohl ostmals miigcmachi. L. p. MinM täglich Gegründet 188» ^ 6 Mr. SS Dienstag» den 24 April. !««>«> .' ö Warum. - Roma» von Max Kretzer. (Nachdruck »erboten» gortletzung, „Wie kamt man nur sich so zu Thätlichkeiten hinreiben lassen?" fragte Volihasc. Unter gebildeten Leuten sollte das gar nicht Vorkommen." „Gerade vor Ihren Äugen wollte ich ihn züchtigen," erwiderte Karrenstein. „Diese Schmach hätte er nicht überwinden können." „Dann hätte er Sie zum Duell gefordert." „Das wollte ich eben." „Daß Sie daraus ausgingcu wußte ich bereits gestern," gab Vollhase wieder zurück. .Ich hätte ihn dann ohne Gnade getödtet." fuhr Karrenstein fort, dem es eine gewisse Gcnugihuung war. sich zu dem Alten über diese Sache aussprechen zu können. Vollhase lachte leicht auf, dann warf er wieder ein: „Besser gesagt. Sie hätten ihn einfach aus dein Wege geräumt." ..Meinetwegen, nennen Sie es auch io." Vollhase schwieg eine Weile. Es ging ihm etwas im Kopf herum, was ihm der Ueberlegung werlh erschien. Plötzlich bannte er seine Schritte und sagte ganz unver mittest: „Ich begreife gar nicht, mein lieber Herr von Karrenstein, aus welchen- Grunde Sie eigentlich diese fortwährenden Skandnlscenen Hervorrufen. Was Sie persönlich mit .Herrn Botlield vvrgehabt haben, geht mich gar nichts au. Ich kann mir denken, daß wohl Eifersucht dabei in, Lpiele war. Jedenfalls aber hatten Sie gar keine Ursache dazu. Ich will Ihne» die Sache einmal i» aller Ruhe auscinandersetzen." Er wollte diplomatisch Vorgehen, und so rief er ihm noch einmal alles Das in's Gedächtniß zurück, was sic Tage-' zuvor am frühen Morgen besprochen hatten : daß sie durchaus freundlich voneinander ge schieden waren und Vollhase ihn eingeladen hatte, ihn in Berlin zu besuchen. Er Hütte das wahrhastig nicht getha», wenn Karrenstein nicht in so offener Weise von seiner Liebe zu Mieze gesprochen haben würde. Seiner Ueberzeugung nach sei das schon jo viel ge wesen wie ein halbes Anhalten um die Hand seiner Tochter. „Alles war ganz gut," schloß er dann. „Sic wollten abreisen, den Grund konnte ich natürlich nicht kennen. Meine Tochter schenkte Ihnen 7wch die schönsten Blumen. Daraus hätten Sie doch wahrhaftig genug entnehmen können. Und nun kommt das Verrückte. Statt abzureisen, tauchen Sie rn Schrciberhau auf, fangen Streitigkeiten an, blamircn sich und machen sich lächerlich. Verzeihen Sie meine Offenheit, aber " „Verrückt, verrückt! Das ist der richtige Ausdruck dafür! Sie haben Recht," siel Karrenstein ihm in's Wort. Er war wie umgcwandest. Seine Aufregung hatte sich ge legt, die Augen irrleu nicht mehr nach rechts und links und -eine Stimme hatte eineu ruhlgeu, gedampften Klang angenommen. Er glaubte aus Vottyaie's Worten den alten freundschaftlichen Ton zu entnehmen nnd so gab er sich nun freudigen Hoffnungen hi», die ihm die Erfüllung seiner heißesten Wünsche bringen würden. „Es kommt eben manchmal über mich und dann folge ich nur meinem Temperament." sügte er hinzu. „Tann müssen Sie sich eben zu überwinden versuchen," wandte Vollhase ein. „Ja. das will ich, das will ich," rief Karrenstein aus „Nun Sie so zu mir sprechen, hat das Dasein wieder Freude sür mich. Sie haben mein Leben in Ihrer Hand, Sie ganz allein — wahrhaftig! Sie können nickt wissen, wie lieb ich Sie gewonnen habe, Sie werden es aber eines Tages erfahren. Und wenn Sie wüßten, was gestern in inir vorging als weder Sie noch Ihr Fräulein Tochter meiner Situation Verständniß entgegenbmchren, dann würden Sie mich verstehen." Vollhaic konnte sich einer gewissen Bewegung nicht entwehren. „Aber Effe muffen doch Alles berücksichtigen," sagte er dann lebhaft. „Wir waren ja Alle paff! Und als ineine Tochter sah. daß Sic nicht einmal einen Gruß für sie bereit halten — na, da dursten Sie wahrhaftig von ihr nicht mehr erwarten." Ohne daraus zu achten, hatten sie de» Wald betreten. Karrenstein blieb stehen, schlug sich mit der Hand gegen die Stirn nnd brach in die Worte aus: „O. ich Thor! Ich habe alle Veranlassung, mich zu schämen. Jetzt sehe ich cS ein." Und Vollhase, der sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte, seine Ansicht gründlich zu erschöpfen, warf wieder ein: „Und vor Allem Ihre Beleidigung gegen Bottseld! Meinetwegen hätten Sic ihm das unter vier Augen sagen sollen, aber nicht in meiner Gegenwart .... Der reim Zufall hatte uns dort zrffammengeführt. Sie wissen außerdem, daß ich Unhöstichkeit nichc leime. ES wäre aber unhöflich von mir gewesen, die Herrschaften ohne Veranlassung zu schneiden. Ich hätte Sie auch aus alle Fälle zu der Partie noch eingeladen, Sie waren mir ober mit Ihrer Abreise zuvorgekommen, Irre ich mich nicht, so hatte ich bereits am Abend vorher davon gehört, Karrenstein stutzte leicht und sah ihn etwas mißtrauisch von der Seite an. Ta er aber annahm, es könnte sich wirklich so verhalten, so machte er eine varmstaät I8V vresäon WU I''rkmk5urt SW b'reidurx i.ssliimii iiilr » alilitt «egr. L8S». vor leltvncke Geckankv ist: volles 8tüek muss einen bieibenlivn Lancken erverbvo. 28 MilrMrstr. 28 Llrsssburx Oüsobacb Kürnborg Llünedoo Llano beim ^Vor «Ivlit, «livLmstrsiuas», AsvrvvusvIiiiivrLvil, IliiliUiniiKvii, UlAttSllovlLiinsv» löläüt, vorsliums iliM, älls lüor vou vwxMdrto im vilil Wies. keinigeiÄi'. 24 bvsuelisu. Dllssöllio ist kür ciioso LrrmkdoitM ein uousr uullbortioü'ouvr llolHaktor iwä kswv8V6§8 mit 6su Msixoll LIsLtrisollSU oclsr IM- l'rwvwbiiäoru rw vsrxlviodou. Ü?eil>ni«»»» > Xenwarkt 4. l*ickock L IHK. r>a«leu«tra»sv l. lör-vLvLo 3 MniA Zvbriiiielito kirniiii» Nnkbanm, kreuzsaitig, sür ZU Ri» ii, ZW Mi. gegen Kasse zu verlausen. WmdUL stäche nicht hne Buch lcber die Ehe". 1 Mt -Marken ' 'ta-Verlcig vr. 50 Hamburg. KlM« Höllische unter aUerilüclisleni Protektorat 8r. UjeM «I«8 li-iniM um 8llkbM »M 27. Lpril bis mit 7. Mai. - O — » A>" 27, April von 12 Uhr an S Mark. M86 . Bon. 28. Avril bis mit 4. Mai 1 - Vom 5. Mai bis init 7. Mar 3V Pfg. Kinder unter 11 Jahren die Hälfte. Dauerkarten; Giltig für alle Tage, pro Person 3 Mark, i amUtenkarteu r Giltig sür alle Tage, pro Jamilicnkarte LS Mark. Mnkackii mi!> Amlikliknltii W zii bükt in: Hugo Werdermann, Schloßstraßc. Rudolf Böhm, Pragerstraße l. Julius Konrad, Bismarckplatz 16 nnd Bautznerstraße 16. Oscar Kreiser, Bismarckplatz 4. Carl Weise, König Johaimstraße 2 C. v. Wehre». Secstraßc 6. Albert Kaul, Pillnitzerslraße 10 u. Albrccht- straße, «Ale Pittnitzerstraßc. Max Kelle, Hauptstraße. Sllbin Müller, Wilsdruffcrstraße. Aug. Zschille, Amaliciistraßc 12. Lohmann, Marschallstraße 4. E. Mitfchin, Waisenhausstraße 31. tSebr. Wangemann. Seestraße, Ecke Waiscnhausstraße. Rülcker, Kgl. Hoflieferant, Georgplatz C. -H. Wagner, Hauptstraße. Otto Bunge, Gerokstraßc 54. -Hermann Presse!, König Johann-Straße. L. Wolf, «ccstraße 4. Jul. Klickermann, Bautznerstraße 0. Felix tHehcr. Annenstraße 17. Krumnau, Pragerstraßc 58. P. Eckclman», Pragerstraßc 16. Kunath, Lindcnaustraße 16 AnSttellnngS - Bureau, Ausstcllnngsplatz. Eingang Stübcl-Allec. Gcbr. Kanl, Secstraßc. KMiing silier llslsiigsrMftsrllli lMMöllrilim Wickln. Emcm intelligenten Kaufmann, welcher ein Kapital von mindestens 20 Mille Mark besitzt, würden wir den General-Veit rteb innerer ilierni»,,!»«! - l atnilr-ite (Küchen-, Haus- und Tasel-Geräthe, sowie Artikel für Krankenpslegel für Dresden nnd Um gegend übertragen. Unser Vertreter. Herr v«ear I»rr^t»,I«kt, wird vom 23. bis 26. Avril in Dresden, Hotel Wettin, anwesend sein, um den Herren Rcflekt. näh. Auskunft zu erthcilcn. Vvutsvl»« VI»vriuopIior-^lLHvUkxv8v1l8vI»»tt, »siUn 8rv.»». k