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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000421023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900042102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900042102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-04
- Tag 1900-04-21
-
Monat
1900-04
-
Jahr
1900
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«i-rlilWrll« S Mk. eo P,-.; durch die 1 Post 2 Mk. 7L M. Li« „»reidner N-chrlchlen" erscheinen eäglich MorgenL; die Besteder in Dresden und der nichsten Umgebung, mo die Autrogung durch eigene Beten oder Kommissionäre ersolgi, «rhaste» .das Blatt an Wochentagen, die nicht «ui Sonn- oder Feiertag« folge«, in .zwei DdeilauSgaben Abends »nd Morgens ^-gestellt. Für MSgabe eingesandter SchssttMe , kcine Verbindlichkeit. I Kernsprechonlchlub: I Nr. 11 «. Ur. L0S0. 1 relegrantm.Adresle: Nachricht«» Srrsdsn. Keitcrg-Abenvausgabe sur Dresden und Umgebung. Verlag von Kiepjcli Lr- Roiüiardt. Dzergen-Taris. Lik Annahme von Mrkündip.ungen erfolAt ,a der HauptgelchSstÄftelle und den libencumahmesteUen in Dresden bi4 i'.nchmrttags I Uhr. Lonn^ und -ftter» t^gs nur Marienstraße L0 von 11 bir V,1 Uhr. Die IspaMgL GrundzeU« tco. 8 Lilbe>0 13 Psfl., Ankündigungen nuf der Prwatftite ^jeile 20 Pfg.; die 2spaltige Zeile ai4 „Eingcsanoi" edcr auf Tertseile 4V Pfg. ^n Numiuern nach Loun- und Fcier- ligkn bez. 2spalüge Gruudzeilen !10, 40 bez. 60 und 80 Pkg. ugch » besonderem Tarif. ' ÄuSwLrlige Aufträge nur gegen Voraus bezahlung. , Lelegblittler werden mit ISPfg.berechnet. ' ^iliulielier Vorsauäi 1888 ,, „ 1890 12.720,000 üvkkLLv. 25,720,000 ^<7. Ä»//^s/ks§,/s/k/wFS //s/'^si7/§^s-7 «r. I«8. Slliesel:s-«»,-, ToimabenS, St. April IS««. ^cinschrcib- und Fernspreck) - Berichte vom 20. April. ' Berti»- .Heute Vormittag wohnte der Kaiser im Schlosse dem Empfange einer Deputation desElmiirgen-Kongrejscs bei der Kaiserin und daraus im Opernhause der Probe zur Oper ..Das eherne Pferd" bei. N aclynittaa empfing der Kais« dcnObcrbürg« meist« Kirschn« von Berlin und Stadtbanralh Hofmann, welche die Pläne zur Ausschmückung des Pariser Platzes am Tage der An- Imist des Kaisers von Oesterreich vorlegten. — Morgen Vor mittag 8 Uhr 30 Min. gedenkt der Kaiser nach der Wartburg ab- zurciicn. — Ter Meldung, ein Kopenhagen« Hoflieferant sei vom Berliner Hofmarschallanrt angewiesen worden, Vorräthc für die Ankunft des deutschen Kaisers im Juli vorzubererten. wird die Be gründung abgesprochcn. ebenso der Nachricht, wonach Eiseiibnhu- ininistcr v. Dhielcn nach Ablauf dieser Landtagsscssion aus dem Staatsdienste scheide» werde. — Staatssekrtär Graf p. Posa- dawskh ist von Homburg vor der Höhe, woselbst er das Saalburg- Min'euin und die Saalburg besichtigte, nach Berlin zurückgekchrt. Die Maul- und Klauenseuche unter Rinder und Schweinen des diesigen Ccntralviehhofcs ist heute für erloschen erklärt. — Der seit vorigem Sommer aus Fraiilfurt a. M. nach Unterschlagung und Entwendung von ungesühr 1200 Mt. flüchtige Gcsängniß- Grspektor Habermann ist in einem hiesigen Krankenhnnse, wo er sich unter falschem Rainen hatte aufiichmen lassen, festgcnommen worden. Berlin. Ter Kaiser dinrrt heute Abend 7 Uhr bei dem sächsischen Gesandten. Rath eil vw. Der Kaiser sandte der Wittive des Generals v. Ro send erg folgendes Telegramm: ..Ich betrauere mit Ihnen den Tod Ihres Gemahls ans aufrichtigem Herzen. Was «Plein« Kavallerie geleistet Hai, bleibt in der Geschichte der Armee unver gessen und ist vorbildlich für seine Waffe. Gott tröste Sie in Ihrem Schmerze." Rathenow. Anläßlich des Ablebens des Generals der Kavallerie v. Rosenbcrg ging dem Zieteii-Husaren-Regiment ans Wittenberge vom Kaiser folgendes Telegramm zu: »och spreche Aagemuth, der schneidige Rcitcrgeist, sein soldatisches Können und sein echt preußisches braves Soldaten!)«; machten ihn zu einem Kavalleriefnhr« erster Ordnung. Die Reiterwnffe. besonders das Zieten-Husaren-Regiment soll das Borbild dieses ausgezeichnete» Generals immer vor Augen und sein Gedächtnis; in hohen Ehren behalten, wie Ich dein kühnen Hnsaren-Gencral immer ein dant- barcs Andenken bewahren werde, lgez.) Wilhelm I. k. Leipzig. In der Rähc der Ortschaft Bocsdorf an der Elster wurde auf freiem Felde eine böhmische Landarbeit««: er mordet anigesundcn. Der Körper der Tvdten wies erhebliche Ver stümmelungen ans. Anichcincnd liegt Lustmord vor. Ein Land streicher wurde als der Tliat dringend verdächtig verhaftet. Hamburg. Inder aiis;«ordcntlichcn Generalversammlung der Chinesischen Küsten-Schiffahrts-Gesellschaft in Hamburg wurde der von der Wcchslerbank in Hamburg gestellte Antrag aus Liaur- dation des Unternehmens mit N71 gegen 1062 Stimmen abgelehnt. Hang. Bei der Audi e n z der Mitglieder der südafritani - scheu Mission im König!. Palais stellten Tr. Lehds und Dr. Müller die Mitglieder der Mission der Königin vor und später in ein« besonderen Audienz auch der Königin Mutt«. Die Unterredung mit der Königin dauerte eine Viertelstunde; die . ngc von den beiden Königinnen zu Theil wurde, sehr betricdrgt. London. Hills Bcach führte in einer Rede in Bristol ans, die Regierung werde keinen A ppcll an die Wähler richten, bis sie in der Lage sei, die Politik anzugebcn. welche sic als die für Südafrika geeignetste halte. Uedergchcnd ans die Frage der Reichskorporation, erklärte Redner, das hochherzige Vorgehen der Kolonien lasse eine Zukunft ahnen, wo eine Art gemciwam« Or ganisation zwischen den Kolonien und den, Mutterland eingesnhrt werden könne. Durch dicic Organisation könnte eine Kontrolc üb« die Politik des Reiches auSgeiibt werden, welche den Kolonien einen hinreichenden Änthcil an der politischen Verantwortlichkeit und der Vertheidigung des Reiches zngesteht. London. Wie die Abendblätter ans Blocinsontcin von gestern berichten, sind aus Glen Meldungen eiugegaiigen. daß südlich von der Karcc-Station und etwa 6 Meilen nördlich von Glen ein Gesecht stattsindct. Die englische Infanterie hat eine starke, von der Artillerie unterstützte Stellung inne. Einzelheiten fehlen noch. New-Port. 25 Streikst! h rer vom Crotonflus; sind verhaftet worden nntcr d« Anklage, daß sie unerlaubt« Weise Waisen getragen und össenllichcs Eigenthum und Menschenleben bedroht hätten. Washingto n. Der türkische Gesandte Ali Ferrnh Ben machte einen Besuch aus dem Staatsdepartement. Wie ver lautet. war der Zweck seines Besirches vornehmlich, sich wegen der Schadcirersavverhandlringen zu erkundigen. Der Gesandte erkennt l zwar den großen Emst der Lage an, hegt ober die Zuversicht, daß die Krisis ohne dauernde Storung der nberlieserten guten Bezieh ungen zwischen der Türkei und den Vereinigten Staaten vor- übcrgchcn werde. «simla. Die Roth nimmt überall in Indien zu, be sonders aber in der Präsidentschaft Bomban und in den Raiprrtana- Staaten. Jetzt erhalten sin Ganzen 5'H Millionen Meirichen Unterstützung. Acer a. Ein Telegrannn des Gouverneurs von K u m assi meldet, daß noch andere Stämme sich empörten und bittet um weitere Hilfstrupperr. Die AichantiS haben treugebliebenc Betwais arigegrisseii und Mi gelobtet. Mau befürchtet, daß dies die Betwais zwingen werde, sich dem Aufstande anznschließen. Die Lage wird für äußerst ernst angesehen. Alival North. Tic Telegraphenlinie »ach Ladhgrch. über welche der telegraphische Verkehr nach Vasiitoland gehr, ist unterbräche n. General Brabant hat den Landdrost von Roux- ville Tebecr, sowie den früheren Landdrost Hosmann verhältst. — 258 Buren unter dem Kommandant Odendard. die beim Arrrüllen des seid enttarne», sind Burcrrseite Helmut . .. per:« auf 6000 bis >0.000 Man» mit 15 Geschützen. Der Haupllanddrost irr Smith- sield ist von den Buren gefangen genommen worden. Der hcliv- graphischc Nachrichtendienst ist durch schwere Regengüsse unmöglich gemacht. Berlin. Nachbörsenbericht. Eiscnwccthe schwächer. Kohlcn- aktien fest aus unkontrolierbares Gerücht, daß der Märzüberschuß der Bcigwcrksgcsettschast Hibernia 1,028,000 Mi. beträgt. 'Frankfurt a. M. In der b-rinzcn Sitzung des AussicktsratbeS der konsolidincn r'llkaliwerkc in Wcsrcrcgclir wurde dis IahrcSrechnung für UM vorgelcgt, Li« >rack> Vamabme der Abschreibungen in Höhe von t,100.49k M. mit cinsm Ncingswin» von 0.980.496 M. abschtießt. Nach Totiiimg der gesetzlichen Reserven mit 118,899 M. und der besonderen Re serve mit tzvO.OM M., Zahlung der siatuiari'chen Tantitzmen, Vertbeilung von IN ')!, an die Stainmaktiomire, verbleiben 995,704 M. : hiervon ent fällt die Halste von 197,852 M. aus 7090 Kenutzscheine mit 28,26 M. pro Gemchscheiir, die andere Hälfte lommt den Stammairiouären zu öiute. La die Gesellschaft sich im Besitze von 6829 Genubscheriren besindei, partizrrm t sic an de» vorerwähnten 197,852 M. mit der Summe von 192,764 M. LiuS den den Stammaltionärsii zutommendcn ersterwähnten 197,852 M. und den letzterwähnten >92,764 M. ans 6820 Geiinsrscheme entsällt nach 'Abzug von 40,600 Dt. ftir den Peniions- und llirterilützungSsonds aus 7000 Stamm aktien eine Dividende von 6 '!si Es wird demnach der aui den 22. Mai cinberusenen Generalversammlung vorgeschlagen rverden, aus jede Stamm aktie eine Gcsammtditnseride von 17 und aus jeden Genutzicheine einen weiteren Betrag von 28,26 M. zur Vertbcilmig z» bringen. Taiet bei Sr. Majestät sind Prinz und Prinzessin .Heinrich von Schönaich-Eawlalh mit Einladungen ausgezeichnet worden, Hersir Abend 7 klhr gcdentt der König den vierten 2lnssührungSabcnd des Tonküilstter-Vcrcsirs im Gewcrbehausc zu besuchen. — " Ibre Pr'aicstät die K ö nrgr n ist gestern Mittag 1 Uh> im besten Wohlrein in Brussel erngetrofsen rrnd am Bahnhöfe von; Grasen und der Gräfin vo» Flandern, dem Prinzen Albert und dem deutschen Gesandten v. Alvensleberr empfangen worden. Ihre orden dem Vorstände des Königl.Hauvtsteueramtcs Meißen, Ober st«r«si»vcltor R h e irisch us I c l; daS Ritterkreuz 2. Klcose desselben Ordens dem pratt. Arzt Pfau irr Grobzüberri. sowie dem Lbersieuerkontrolcur Ssiurerimpektor Reinig in Leipzig das Verdienstkreu; dem Zolliekretär Lötzsch in Leipzig, sowie dem Oberlehrer Michael irr Zwickau; das Allgemeine Ehrenzeichen dem Rcvisivirsausseh« Thaßler in Leipzig. ' Dem Tr. med. Römer in Elsterbcrg wurde Titel und Rang eines SarritätsratheS verliehen. Ter Rektor der König!. Bergakademie. Herr Lbcrbcrgrath Prof. Ledebur in Jrcibcrg erhielt Titel und Rang eines Geh. Bergwthes. — Dem erste» Oberlehrer an der Realschule zu Glauchau. Gustav Hermann Hesse, ist der Titel nnd Rang als »Professor" in der vierten Klasse der Hofrangordirung verliehen worden. —^ Landtag. Die Zweite Kammer bewilligte vom außerordentlichen Etat nach kurz« Debatte die aus Neuänlage und Vermehrung der Neparaturstände für Lokomotiven. Personen- und Güterwagen 0. Rate), auf Umgestaltung der Verkehrsstellcn Teubcn und Hciinsbcrg und vrergleisigen Ausbau zwischen Pol- schavpel und Station I l6 I) IV, «2. Rate) bezüglichen Titel und uberwies die Petition des Sächsischen Schisservereins um Erricht ung eines Uoßhasens in der Nähe der sächsisch-böhmischen Grenze der Regierung zur Kenirtrrißncrhme. — Die Erste Kammer er ledigte eine Anzahl von auf das Departement der Finanzen bezüg licher Kapitel des ordentlichen Etats, indem sie, in Ueberein- stimmung mit der Zweiten Kanriir«, sämmtliche Postulate bewilligte Ferner erklärte sich das Haus durch den vorgelegten Bericht über die Verwaltung und Vermehrung der Konigl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft in den Jahren 1896 und 1897 für be- iriediat und ließ eine Petition, die Beleuchtung der fiskalischen Ecirolabrückc bei Wcndischfähre betreffend, aus sich beruhen. —* Nach den geschäftlichen Dispositionen des Direktoriums der Zweiten Kammer für nächste Woche soll am Dienstag der Etat der Zuschüsse und das Dekret über die Gerrchtskosten. Oertliches »md Sächsisches. Dresden, den 20. April. —* Sc. Majestät der K önig traf hcmc Vormittag '',11 Uhr im Rcsidcnzschlosse ein. nahm militärische Meldungen entgegen und empfing dann die .Herren Staatsminist«. die HofdcpartcmcntSchcfs und den König!. Kabiiictssckretär zn Vorträgen. Zur heutigen gelangen. —* Der Julius Otto - Bund wird S r. Majestät dem König am Sonntag Mittag im Hose des König!. Residenz- Der Zug bc- Vorstand, Ehrenmitglieder des Bundes und der Vereine, Dirigenten der BirndeSvereine und deren Vorstände und Abgeordnete, und Referenten der Presse: 2. Zug: Stimmsahnc, 1. Tenor; 8. Zug. Stimnriahne. 2. Tenor. Musikchor: 1. Zug: Stimmfahne, 2. Paß; 5, Zug . Stimmfahne. 1. Baß: 6. Zug: Die an dc Ovation iheiliichrnenden passiven Mitglied« der Bundesvercine. Mit den König!. Maiestäten werden die Mitglied« des Konigl. varneS und dre fremden zum Besuche hier weilenden Fürstlichkeiten der.Huldigung anwohnen. —' Nochmals sei daraus hingcwicscu. daß die vonr Konser vativen Verein zu Dresden aus Anlaß des Geburtsfestes Sr. Majestät des Könras geplante Fei« am Somrtag den 22. April Abends halb 9 Uhr sin großen Saale des Gewerbchauscs stcitisiiidcil wird und daß Eintrittskarten hierzu von den Mit gliedern des Vereins bis Sonnabend Abend bei Herrn Hoflieferant Stadirath Weigandt. König Iohannstraße 19. und in der Geschäfts stelle des Vereins. Sidvnienstraßc 12. entnommen werden können. Kuttst «ud Wissenschaft. 's* Köuigl. -vosschausviel. Reu cmsiudirt: Shakcipcare's: ..Antonius und Kleopatra". -- Zu den wcnigen deutschen Bühnen, die den Vernich gewagt haben und immer wieder wagen, auch des Briten letzte grandiose Römcrtragödre aus die welt- bedeutenden Bretter zu bringen, darf sich nrit berechtigtem Stolze unser König!. Hosschauspiel zählen. Jener 1. Januar 1852. an dem mit Emil Devricnt und der Baver-Bürck. zwei unvergeßlichen Künstlern, in den Titelrollen das Werl zum ersten Riale in der Baudissin'schcn Uebersetzung und der Bülinencinrichtuiig von Dr. Julius Papst im alten Dresdner Hoftheatcr erschien, bedeutet einen Markstein in der Geschichte Shakespcrares' in Deutschland. Oft freilich ist das Drama damals nicht gegeben worden — im Ganzen drei Mal: anr 1. Januar, 1. und 6. März 1852 — trotz deS außerordentlichen Erfolges seiner Anfsuhruiig. die hinsichtlich des scenischen Apparates wie der Interpretation der beiden schau spielerischen Hauptaufgaben auch hohen Ansprüchen völlig zu genügen wußte; auch der Papst'schen Bearbeitung, die es vornehmlich auf eine Einschränkung des allzu häufigen SccnenwcchsclS abgesehen batte, läßt sich noch heute manches Gute irachsagen. ohne daß sic freilich an allerhand dramaturgischen Gewaltthätigkeitcn gerade arm ist. Aber geht es bei der Gewinnung Shakespeares für die moderne Bühne überhaupt ohne solche ob?! Wohl nimmermehr. Hier heißt es: entweder — oder. Entweder: inan sieht die Werke des ..Schwans von Avon" heute als Buchdramen an. daun darf man sie nie und nirgends in irgend einen scenischen Rahmen zu bringen versuchen, oder: sie gehören jetzt wie ehedem zu dem eisernen Bestand des SpielplanS >eder Bühne, dann müssen sie sich eine »Bearbeitung" nothaedrungener Weise gefallen lassen. Laß diese immer io pietätvoll wie möglich vorzuaehen hat imd etwas mehr Hochachtung vor dem Dichter an den Tag legen soll, wie etwa die von Dingelstedt, der das Buch lediglich nach dem Rollcn- bedürfniß der Wolter zurecht schnitt, braucht dabei wohl nicht besonders betont zu werden. Worauf es ankommt bei all' diesen scenischen Einrichtungen Shakespeare'scher Dramen, das hat schon der treffliche Julius Hammer — und nach ihm noch viele Andere — in seiner Kritik der Erstaufführungvon „Antonius und Kleopatra" an der Dresdner Hofbühne in der „Sächsischen E ung" (I. Januar 18521 mit feinem Verständig Conftitutionellen Zeit lich erkannt, wenn er be tont, der Bearbeit« müsse sei» Augenmerk vornehmlich daraus richten, daß der Schwung und Fluß der Stimmung möglichst zmainmeii gehalten werde, und daher vor einer gewissen „dramaturgischen Sciltimciilcrlität" nicht genug gewarnt werden tonne, die in ihrer pedantischen Wcrchhcrzrgkeit seven kleinsten Zug eines Shatespeare'- schcn Stückes für unerläßlich hält und dabei das Pnvlikiim m» den Geinitz des Ganzen bringt. Diesen Rathrchlcrg. nach Möglichkeit die einheitliche Stimmung zu wahren, mit dem Einsetzen aller scenischen und bührrentechirischcn Kräfte und der Vetbätigung eines beträchtlichen künstlerischen Verständnisses, befolgt zu haben, ist daS höchste Lob, das mau der von Herr» Regisseur Lcwinger be sorgten Fassung der Tragödie wird spenden tonnen, die übrigens schorr am Stadttheat« zu Köln ibre ehrenvolle Feuerprobe be standen hat- Die wichtigsten Scerien sind, ähnlich nur noch dem Original getreuer wie bei Kilian, aus dessen trefflichem Reaic- buch sur die Karlsruher Bühne sich Manches lernen läßt, von Le wing« geschickt aneinander und ineinander geschoben, die rein politischen Erörterungen taktvoll eingeschränkt, der cillzuhäufige Wechsel des Schauplatzes oft überraschend glücklich — so nament lich im fünften Alt — auf das Maß des Erträglichen herabgesetzt, »nd der Tert »ach der neuen Buch-AuSgabe der Shakespeare- Gesellschaft, für welche die Baudissinüche Uebersetzung grundlegend ist, gründlich revidirt worden. Kleinigkeiten gab cs natürlich auch gestern auSzusetzen und wird cs wohl an jeder Bühuerreinrichtiliig aus- zusctzen geben. So ist es — um nur eine Einzelheit zu erwähne» — nicht besonders glücklich, die fünfte Scene des vierten Aktes »»mittelbar aus dre elfte Scene des dritten Aktes — nach der Baudissin'schcn Nummerirung — folgen zu lassen; dort hat Enobarbus eben erst den Entschluß angedeutet. Antonius zu ver lassen. und hier, wenige Minuten später, stellt Antonius an einen seiner Soldaten die Frage: „Wer ging heut' Morgenum die Antwort zu erhalten: „Wer? Dir stets der Nächste. Ruf'den EnobarbuS, — Er hört nicht oder spricht and Cäsar's Lager: — Nicht Dir gehör' ich an." Auch über die Aufnahme der großen Scene, die das Gastmahl der Trmmvirn auf der Galeere des Sextus Pompeius bringt und dle gestern doch etwas zu opernhakt arrangirt und durchgeführt wurde, kann man verschiedener Meinung sein. Gewiß ist sie an sich, was die Milieuschilderungund die Cha rakteristik der einzelnen Personen anbclangt. ein Meisterstück, in dessen Ausgestaltung sich Shalespeare's Ingenium in glänzendstem Lichte zeigt, ab« in ihr« Bedeutung für das Ganze ist sie von dnrchans episodischer Geltung, selbst wenn man zugicbt, daß sie einige neue, sedoch nicht wescnilichc Züge dem Eharaktcrbild des Mare Anton cinsügt. Somit könnte diele Scene, da sic noch dazu ziemlich lang ist. unserer Ansicht nach ohne Schoden für die Gc- mmint-Wirknrig der Tmaödre wegbleibcrr. Die Auftritte, in denen der Dichter mit voll« Deutlichkeit die vshchologrschen Momente der Träger der Handlung offenbart, waren anerkennender Weise in die Lcwinger'sche Bühircnbcarbcitimg alle ausgenommen: uw. einzelne Sätze schienen hi« getilgt, darunter freilich auch einer, der uns für die Charakteristik der Cleopatra als Courlisane — und das ist die „Schlange am schwarzen Nil", wenn auch dos Jsisdiadem aus ihrem cavriciosen Köpfchen funkelt — von größter Wichtigkeit zu sein scheint. Der fragliche Passus steht in der berühmten Scene illl., 3.), in der sich Cleopatra von na Mare Rivalin lenem Boten, der ihr die Nachricht von d« Vermählung Antou's mit Octcrvra gebracht hat. das Aeußerc ihrer schildern läßt; der willfährige Schwätzer ist abgegangen und Cbarmion, die Vertraute der Königin, sieht ihm nach und sprich! „Ein hübscher Mann!" — woraus Cleopatra antwortet: „Das ist er auch: und ich bereue sehr, daß ich ihn so gerauft". Was ist bezeichnend« sür die königliche Eourtisaire als diese Wendung r» diesem Augenblicke! ? Ihr Her; will zu Tode getroffen sei» durch die Nachricht: Antonius vermählt, und doch bäumt sich in ihr nicht der Stol; der Königin Egyptens, sondern nur das „Weibchen" Cleopatra aus. das noch Zeit findet, den hübschen Wuchs des Burschen zu bemerken, der rhr den Verrath ihres Herrn unv Gc bieters verkündet. Derartige kurze Sätze erhellen bei Shakespeare osk mit Blitzeshelle das Dunkel von Sltuationcn und Charakte die gerade m diesem Werke nicht immer mit der wünschenswert Eindeutigkeit gezeichnet sind. Sie zu verstehen bedeutet die außerordentlichen Schwierigkeiten für die Darsteller der beiden Titelrollen, die fast das ganze Interesse der Zuschauer absorbireu und deren quantitatives und qualitatives Neberaewtcht alle übrigen Figuren als Entourage erscheinen läßt. In em arges Dilemma kommt vor Allem die Interpretin der Cleopatra. In diesen Charakter hat Shakespeare so ziemlich Alles hinein versenkt, was er. vielleicht der größte Herzenskündiger unter allen Poeten der Welt, an feinster psychologischer Kenntniß besaß- Ob chm für die dämonische Ptolemäenn, die weder ihren Sitten, noch ihrem
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