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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000309015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900030901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900030901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-03
- Tag 1900-03-09
-
Monat
1900-03
-
Jahr
1900
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«es. Üe H Petition »es Allgemeinen tvttethvewoynervereinS zu 2 Anscdlußpetition des Vereins selbstständiger Miether zu Leipzig- Neustadl um staatliche Unterstützung der gemeinnützigen Baugesell- schasten auf sich beruhen zn lassen. Tie Deputation ist mit den Petenten darin einverstanden, daß eine Wohnungsfrage in den, von ihnen dargelegten Sinne, wenn auch nach den örtlichen Äer issen verschieden gestaltet, thatsächlu nao besteht und daß weck- gsten ' t entgegen, zumal sich erwarten läßt, daß die getroffenen Ein lichiungen vorbildlich und erzieherisch aus weite Kreise wirken werden, und es kann nur der lebhafte Wunsch ausgesprochen werden, daß diese Bestrebungen namentlich von Seiten der Arbeitgeber und menschenfreundlicher Kapitalisten eine recht wirksame und nach haltige Unterstützung erfahren möchten. Aber sie befindet sich auch mit der Königl. Staatsregierung im Einklänge, wenn diese eine Zuwendung von Staalsacldern oder fiskalischen Grundstücken in den oben angegebenen Richtungen für bedenklich erachtet. — Lie Petitions-Deputation der Zweiten Kammer beantragt, die Petitionen der Düngerexport-Gesellschaft zu Dresden und der landwirthschaflichen Vereine zu Langebrück und Laula auf sich beruhen zu lassen und die Petitionen des Gemeinderathes zu Klotzsche und Ä. H. Schöncrt'S daselbst hierdurch für erledigt zu erklären. Wenn auch die Deputation die gegenwärtige ungünstige Situation der Lanvwirihichast nicht verkennt, so konnte sie doch nicht annehmen, daß die Existenz der selben gerade von dem Fortbestehen der Jäkalienniederlage in Klotzsche abhängc. Große Landstriche mit gleichen und noch schlechteren Bodenklassen wie in der Langebrück-Lausacr Gegend können der Entfernungsverhältnisse wegen sich die Jäkaliendünguug nicht ausgiebig zu Nutze machen, ohne daß die betreffenden Land- wirthc dadurch dem Ruin und der Verarmung entgcgengesührt worden wären. Dabei sind die Absatz- und VerwerthuiigSverhält- nisse der landwirthschaftlichen Produkte in der Nähe von Dresden naturgemäß weit vorthcilhaftere. als in jenen entlegenen Gegenden. Durch die in Dippelsdorf. Cunnersdorf und Klein-Wolmsdorf er richteten Fäkalienmcderlagen dürsten die unter der Petition auf- gefnhrten Ortschaften ihren Bedarf zum Theil noch billiger zn decken im Stande sein, als von Klotzsche. Wenn auch die näher von der Anstalt gelegenen Orte bisher einen gewissen Nutzen von derselben hatten, so darf derselbe jedoch nicht als ausschlaggebend in's Gewicht fallen. Bei ollem Wohlwollen, welches gegenüber der Landwirthjchaft in der Deputation zum Ausdruck gekommen ist, vermochte dieselbe die Gründe, welche sür Erhaltung der Klotzscher Fäkalienniederlage in dieser Petition angeführt sind, nicht als durchschlagend und genügend beachtlich anzuerkenuen, umio weniger, als auch die der Deputation angchöriaen Landwirthe die Ueberzeugung theilten, daß die Petition an Uebertreibung leide. - Die Fiiicmzdeputation L. der Zweiten Kammer beantragt, bei Titel 20 des außerordentlichen Etats betr. Scminar- bauten unter A bstrich eines Betrages von 86,000 Mk. bei dem Neubau des katholischen Seminars in Bautzen, statt der ein gestellten 1,866,000 Mk. nur die Summe von 1,780,000 Mk. zu bewilligen. — Die Rechenschafts-Deputation der Zweiten Kammer beantragt, der Königl. Staatsregiernng wegen der Ver waltung der Staatsfinanzen in der Finanzperiode 1806,97. insoweit dieseVerwaltung sich aufdie in den Kapiteln 1 bis mit2l des dcnStän- den vorgelegten Rechenschaftsberichts aus die Finanzperiodc 1896/97 gedachten Vcrwaltungszweige erstreckt. Entlastnng zu erkhcilc». - Dem Vernehme» nach beabsichtigt die Mehrzahl dpr Mit glieder der Zweiten Kammer für eine Abänderung des die Handelskammern bezw. Gewerbekamin ern betreffenden Gesetzentwurfes dahin einzutrcten, daß es den in das Fmiieii- register eingetragenen Handwerkern frcigestellt bleibt, ob pe das Wahlrecht für Handelskammern oder die Gewerbekammer» aus üben wollen. Die betreffenden Handwerker hätten eine sic aus drei Jahre bindende Erklärung vor der Wahl abzugeben, sür welche der beiden Kammern sie das Wahlrecht auszuuben beabsichtigen. Auch die Kaufmannschaft hat zu dem Gesetzentwürfe in einer Petition Stellung genommen, in welcher sie den Wunsch nach der Einrichtung von Detaillistenkammern zum Ausdrucke bringt, zu der alle diejenigen Kaufleute gehören sollen, welche ihr Einkommen auf unter 2500 Mk. einschätzen. Der Entwurf hat als Grenze zwischen Handwerks- und Gcwerbekamnicrn bekanntlich ein Einkommen von 3M Mk. in's Auge gefaßt. Es würde dann drei verschiedene Kammern geben. Ucber die Stellung, welche die Deputation zu dieser Petition einnimmt, verlautet noch nichts Bestimmtes. Da gegen scheint sich die Kammermehrheit der Auffassung zuzuneigcn, daß die im ordentlichen tzstaatshaushaltsetnt eingestellte Summe zur Unterstützung von Landwirthschast und Gewerbe als nicht zu reichend zu bezeichnen ist, mithin eine Erhöhung derselben zu be fürworten wäre. — Angesichts der interessanten, verdienstlichen Marine- Aus stell» ng. der aus allen Theilen Sachsens auch so lebhafte Theilnahme entgegengebracht wird, erscheint es als eine Ehren pflicht. des Mannes zu gedenken, dessen leuchtendem Geist, dessen Kunst und Energie das Deutsche Reich die Pläne unserer heutigen Kriegsschiffe verdankt. Und dieser Mann, der am 6. September 1898 verstorbene Chefkonstrukteur der Kaiser!. Marine, Alfred Dietrich, war ein Sachse, gewiß ein Sohn, dessen sich sein engeres Vaterland mit Stolz erinnern könnte. Seit 1880 sind alle Schiffe, mit Ausnahme der Torpedos, von Dietrich entworfen und nach seinen Plänen gebaut worden, auch die beiden größten deutschen Panzer, Kaiser Friedrich III. und dessen Schwcsterschiff „Erhitz Friedrich der Große", sowie die nach jeder Richtung hin als Musterschiff geltende Kaiser!. Nacht „Hohenzollern". Die Geld summe, die zur Herstellung dieser Schisse erforderlich war, über steigt 250 Mill. Mk. Es dürste schwerlich in Deutschland ein zweiter Mann die Verantwortung für Verwendung solcher Riesensummen ge tragen haben. Außer der unendlichen Arbeitslast, die ihm aus seiner Stellung als Chefkonstrukteur erwuchs, widmete er sich als Dozent für Schiffsbau an der Technischen Hochschule mit ^ und Vorliebe noch der Ausbildung Stammes deutscher Schiffsbau-Jv„ . . , den Entwickelung des deutschen Schiffsbaues die geeigneten Kräfte innerhalb des Vaterlandes zu sichern und zuzufuhien. Obgleich ein strenger und anspruchsvoller Lehrer, hat er doch hier viel Tank und Anerkennung geerntet, seine Studenten haben seinen frühen wichen Tod als unersetzlichen Verlust empfunden und beklagt. In rastloser Arbeit, in vollem Aufsehen in seinen geliebten Beruf hat er seine Kräfte untergraben und sich den vorzeitigen Tod bereitet, der ihn mitten ans unermüdlichem Schaffen hinwegriß. — Die Dresdner Gesellschaft zur Förderung der Amateur- Photographie veranstaltete am Montag Abend im großen Saale des Vereinshauses „Hospiz" ihren 8. öffentlichen ProjektionS- vorkag, in welchem Herr Rentier M. Herrmann sprach über .Hochtouren in der Schweiz". Den Glanzpunkt des nahezu zwei stündigen Vortrags bildeten die Bilder, welche während der Be steigung des Wetterhoriis, des Mönch, der Wilden Frau und des Montblanc gewonnen worden waren. Höchst reizvoll waren ferner die Bilder vo» der Tour von Mehringen bis Grindelwald, von der Partie nach Bcllenhöchst und Murren, sowie von den Aus stichen in die Dlümlisalparuvpe. Die vorgeführten Lichtbilder — es waren deren inehr als 100 — zeichneten sich durch seltene Schönheit, Klarheit und charakteristische Wiedergabe der Natur aus mW der lebhafte Beifall, welcher dem Bortragendem von dem an IM Kopse zählenden Auditorium dargedracht wurde, war vollauf berechtigt. Die rührige Gesellschaft hat die Reihe ihrer Projektions- vorirage der gegenwärtigen Saison mit dieser Vorführung in der würdigsten Weise beschlossen. — Von Berlin aus wird »lilgeiheilt, daß eine rclchsgesetzlichc Regelung der Dienstboten-Krankenversicherungs- p sucht in Aussicht genommen ist. wodurch die sich in dieser An gelegenheit vom Landtage gethanen Schritte ebenso erledigen würden, wie die zahlreichen in Bezug auf diese Angelegenheit vei den Kammern eingegniigeuen Gesuche. — Der Männergesanavcrcin „Liedcraruß" hielt am Mittwoch seinen humoristischen Untcrhciltungscwcnd in Meinhold's Sälen ab. Dieser wurde eingeleitet mit dem Chor von Mendelswhn- Bartholdi, „Rheinweinlied" und „Ritters Abschied" von I. Kinkel. Zwei Solo-Quartette vo» Witt und das ewig schöne Ständchen von Franz Abt „Sonnenlicht ist schlafen gangen", vom Vereins- ouartett gesungen, wurden mit reichem Beifall ausgenommen. Frau Fnblikanr Schneider und Frl. Gantze im humoristischen Ensemble .Die beiden Gevattern", sowie Herr Franz Zulcaer. als sprechend ähnlicher „Winter-Thymian" re., leisteten Vorzügliches. Jemer brachte der Verein Chöre von C- H. Döring, Sucher, Otto und Bünte ausdrucksvoll und sicher znm Vortrag. Ein Ball beschloß dal Fest. — Landgericht. ">°ll E Die Handarbeiter Karl Robert Münchhof Leh in aus Brieg und Adolf Emil Lehmann aus Diera stiegen Stacht des 4. Januar in das Kontor des Kohlenhändlers Saa>s m Meißen ein mw stahlen eine Anzahl Cigarren und andere Kleinig keiten. Beide waren früher bei S. beschäftigt und daher mit den Oertlichkeiten vertraut. Jeder der Angeklagten erhält 6 Monate Gefängniß unter Anrechnung eines Monats der Unteriuchungshaft und 2 Jahre Ehrverlust. Von der Anklage eines weiteren in der Centralherberge in Meißen verübten Diebstahls wird Di. frei- gefprochen. — 2 Wochen Gesänaniß erhält der 18jährige vorbestrafte Marklhelser Carl Friedrich Munch, weil er im Dezember seinem Stubengenoffeil Micth aus dem aufgelprenaten Kleiderschrank eine Hole stahl. — In der Bäckerberberge stahl der Bäckergeselle Robert Eduard Schemel! aus Schlesien nach Auswrengung eines Koffers verschiedene Kleidungsstücke. I» Gemeinschaft mit dem Bäcker gesellen Otto Richard Schott aus Neustädte! bei Zwickau drang Schemel! Ende Januar in den Taubeiischlag eines Bäckers in Prießnitz ein und nahm 5 Tauben mit. Der erste Angeklagte er hält 1 Monate, der andere 6 Wochen Gefängniß. — In geheimer Sitzung wird von der 6. Strafkammer die Einziehung einer An zahl Postkarten unsittlichen Inhalts und der zur Herstellung der selben benutzten Platten und Formen verfügt. — Es folgen noch zwei nicht öffentliche 'Verhandlungen gegen den Kutscher Georg Alfred Tittmann aus Hänichen, jetzt in Striesen wohnhaft, bezw. egen den Arbeiter Friedrich Hermann Rohrbach aus Mühlberg de haben sich wider den 8 1/6, Absatz 3. vergangen, u 8 Monaten Gefängniß und 3 Jahren Verlust der Ehrenrechte, >er in dieser Beziehung schon bestrafte N. zu l Jahr 6 Monate» Gesänaniß und o Jahren Ehremechisverlnst verurtheilt. — In der Schänkwirthschaft der Wittwe Beper in Lotzdorf versuchte der in Radeberg wohnhafte Tagearbeitcr Paul Robert Wagner mittelst Einbruchs die Tageskasse zu stehlen, wurde aber überrascht und büßt, weil wegen Diebstahls bereits vorbestraft, den Versucl 1 Jahr Gefängnis ' ' ' ' „ ' aure Gurte. . . , .... .. in einem ver schlossenen Wandschrank in der Schänkwirthschaft von Kraus. Der Friedrich Franz Schulze „ ?vicbstahss bereits vorbestraft, den Versuch mit ahr Gefängniß und 3 Jahren Ehrcurcchtsverlust. — In Laube- gast besteht ein Kegelklub mit dem schönen Namen„> Dieser verwahrte sein Vereinsvermogcii bislang i schlossenen Wandschrank in der Schänkwirthschaft vo> Kegeljunge des Vereins, Friedrich Franz Schulze aus Lockwitz, erbrach das Schränkchen und stahl 8 Mk. Vereinsgelder. Er ver wirkte 3 Monate Gesänaniß. wovon 2 Wochen als verbüßt an gesehen werden. — Ein „schwerer" Junge ist der 32jährige Kellner Friedrich Max Richter aus Rochlitz. Außer langjähriger Gcsäiigniß- strcife hat er schon über 10 Jahre Zuchthaus aus dem Kerbholze und verbüßt gegenwärtig eine ihm in Bamberg ziierkannte 4jährige Zuchthausstrafe. In Gemeinschaft mit dem 18,6 geborenen eben falls vorbestraften Arbeiter Carl Max Schulze aus Dresden steht er wieder vor Gericht. Der Letztgenannte entnahm im Juli 1899 aus zwei hiesigen Abzahlungsgeschäften auf Grund von Mieths- verträgen 2 Nähmaschinen im Wcrthe vo» 85 und 90 Mk., ver pfändete sie umgehend, verkaufte die Pfandscheine und stahl am 21. September in Leipzig einem Schuhmachergeiellen Anzug und Ueberzieher. Richter nahm am 15. Oktober im Beisein seines Freundes auf der Brüdergasse ein welthvollcs Fahrrad mit und isch. verschaffte sich auf gleich wohlfeile Welle wenige Tage später ein solches in Pirna. Beide radelien nach Görlitz, um die Räder zn verkaufen. Tort wurde zunächst Schulze, der sich „Hugo Heiland" nannte, festgenvmineu, Richter konnte erst später erwischt werden. Ter Haupt-Matador Richter erhält 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus Zusatzstrafe. Sch. 2 Jahre 6 Monate Gesänaniß und 3 Wochen Haft und verliert auf 5 Jahre seine Ehrenrechte. Be- Letztercm gelten die Haftstrafe und 3 Monate Gefängniß als verbüßt. — Tagesordnung der Erstrn Kammer. Freitag, den 9. Mürz, Mittags t2 UI>r: Vortrag aus der Registrande und Beschlüsse auf die Ein gänge : — Wahl von »ins Mitgliedern »nd drei Slellocrtretern in die Zwischcndepulalion sür den Stänvehausbau: — Antrag zur Erweiter ung der Bahnhöfe in Rcichenbach i. V. lzweite »nd letzte Rates, Brambach. Voiiersreutl, und Mügeln bei Oschatz, sowie zur Erbauung eines Diensi- gebäudcs für die BetriebSdireklion Leipzig I und zum Umbau des Bahn- Hass Radcbeul lNachpoltulats. — Tagesordnung der Zweiten Kammer. Freitag, den 9. März, Vormittags 19 Uhr: Schlußberathung über Landesloiterie, Lotteriedar- lehenskasie und Einnahnien der allgemeinen Kaffcnvsrwaltung, sowie über Seminarbaute». Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Dem „Hann. Courier" zufolge hat der Kaiser befohlen, daß die nach Berlin gebrachten Waterloo fahnen der vormaligen deutsch-englischen Legion dem Magistrat zu .Hannover, in dessen Gewahrsam sie waren, znrnckgegcbcn werden. Beim Reichskanzler Fürsten Hohciilohe-Echillingsfürst fand am Dienstag Abend wiederum ein größerer Herrenempfang statt, zu dem in erster Linie an alle Mitglieder des deutschen Landwirthschastsrnthes Einladungen ergangen waren. Die Herren waren dieser Einladung vollzählig gefolgt. Daneben waren die Chefs der Reichsämter, die preußischen Sraatsminister, zahlreiche höhere Beamte ciuS dem Auswäiligen Amt. dem Reichsamt des Inner», dem Ncichsschatzamt, dem preußischen landwirihschasilichen Ministerium und die Ruschen Gesandten und Bimdesrathsbevoll- »iächtigien erschienen. Nach der „Köln. Ztg." wurden die Aus- stchlcn der Flvttenvorlage, über die nach wie vor Admiral Tirpitz sich mit großem Zutrauen ciusjprach. vieiiach besprochen und dabei durchweg die Hoffnung aufrecht erhalten, daß eine Annahme ohne Auflösung des Reichstages zu erwarten sei. zumal die Mitglieder des Landwirthschastsrathes auS Süddeutschland bestätigten, daß in der dortigen Bevölkerung angesichts der jüngsten politischen Ereig nisse. und ganz abgesehen von der parteipolitischem Stimmung der Einzelnen der Wunsch nach baldigster Annahme der Flottenvorlage sich immer mehr Bahn breche. Der preußische Kultusminister Studt, der zur zweiten Lesung des Kultusetats im Abgeordnetenhause erschien, ist von seinem Unfall immer noch nicht hcrgcstcllt. Er trägt den linken Arm in einer Binde. Zu seiner Bcguemlichkest hatte^man am Minister tische einen mit Kissen versehenen gepolsterten Sessel ausgestellt, in welchem der Minister Platz nahm. Auf die Resolution, die die Mitglieder der Abtheilung Hamburg der Deutschen Koloiiialgcsellichaft in ihrer Haupt versammlung an den Präsidenten der Kolonialgesellschast. den Herzc Regenten Johann Albrecht von Mecklenburg - Schwei richteten, hat der Adressat Folgendes erwidert. „Der Abtheilung Hamburg danke ich sür den erneuten Ausdruck weitblickender vater ländischer Gesinnung, der ich wünsche, daß sie auch außerhalb unseres Vereins vom Meer zum Fels siegreich das ganze deutsche Vaterland durchdringe." Nach dem Beispiel des Kommandeurs des l5. Armeekorps hat nun auch Graf Häieler, der kommandirende General des 16. Armeekorps, den Offizieren und Militärbeamten seines Korps den Beitritt zu den Flottenvereinen untersagt mit der Be gründung, die Flottenvercine leien politische Vereine, mit denen das Militär nichts zu schaffen habe. Dem Dr. Lieber soll aus Eentrumskreisen des RhcingaueS eine Flaschenweinspende gemacht werden. Samnielstellc ist das Pfarrhaus in Oestrich. Oesterreich. In Lemberg fand Nachts eine eigenthümliche Kundgebung statt. Etwa 100 indische Anwälte, Aerzte und Stu denten zogen vor das Wohnhaus des Rcichsraths-Abgeordnetcn Dr. Emil Bbk und riefen: „PereatBttk! Hoch Daszynski!" Dr. Byk ist Anhänger des polnischen Ministers Dr. Pientak, der bei der Land- tagswahl als Gegenkandidat des sozialistischen Abgeordneten Das- znnski austritt. Aehnliche Kundgebungen fielen auch vor dem Amtehause der israelitischen Kültusgemelnde vor. Ungarn. Wie verlautet, soll der Abg. Uaron in geheimer Sitzung des Abgeordnetenhauses erklärt haben, daß er die Mittheil ung über die Wahlgelderangelegenhcit des Barons Banffy an das „Vaterland" gemacht habe. Frankreich. Der „Köln. Ztg." wird aus Paris geschrieben: Im Auswärtigen Amt ist man keineswegs erbaut von den chau vinistischen Reden des Kammerpräsidenten Deschanel, weil sie im Auslände die irrige Meinung Hervorrufen könnten, als habe Deschanel Einfluß auf die auswärtige Politik. Es braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden, daß Niemand die sranzösischc Re gierung und den Minister des Aenßeren, Delcassö, für die Aeußer- ungen des Kammerpräsidenten Dcschanel verantwortlich machen möchte. Mit der französischen Negierung unterhält Deutschland, wie neulich schon bei Gelegenheit des Diktaturparagraphen im Reichstage der Reichskanzler. Fürst Hohenlohe, hervorhob, die besten Beziehungen. Die anscheinend halbamtliche Diittheiluna des „Matin" über Deschanel's Reden in Nogent-le-Rotrou schlägt daher offene Thüren ein, sagt uns nichts Neues. Es heißt darin, daß der Kammerpräsident nicht Mitglied der Regierung sei, daß er weder von der Regierung noch von der Kammer den Auftrag er halten habe, über auswärtige Politik zu sprechen, daß seine Ideen nur einen persönlichen Werth besäßen. Mittelbar ober rechtfertigt der „Makin" das Mißtrauen der deutschen Preise, indem er hinzu-l fügt, daß DeSchanel „augenblicklich" ' -- Ae . . wenigstens nicht im Stande feil irgend welche Verwickelungen herdeizuführen Der Kammer präsident von heute kaim eben morgen Minsterpräsident sein, also Vorsicht! Der .Matin" ermahnt selbst gegen ihn zur Vorsicht, denn an einer anderen Stelle hebt er hervor, daß inan von eineni Manne, der sich in Frankreich hervortkue, nie wisse» könne, ob er nach der persönlichen Gewalt strebe ober nur der Diener des Ge meinwohls sein wolle. Deschanel bleibt daher sür uns bedenklich, und im klebrigen liegt auf dem Quai d'Orsan seine Amtswohnung unmittelbar neben dem Ministerium des Aeußeren. Norwegen. Den Jesuiten ist »och immer der Aufenthalt in Norwegen verboten. Das Verbot gegen Mönchsorden ist auf gehoben, es ist aber für die Jesuiten eine ausdrückliche Ausnahme gemacht worden. Türkei. Der „Köln. Zta." zufolge wurden die neuerdings erzielten Erfolge Englands rn Südafrika im Konstantinopelcr Nildiz-Kiosk freudig begrüßt, weil sie die Hoffnung erwecken, daß die Pforte gegen Rußlands übermächtiges Drängen nunmehr an England eine Stütze finden werde. Rumänien. Die Depniirtenkammer »ahm in dringlicher Berathung mit 60 gegen 15 Stimmen die Vorlage an. 4prozentlgc und bprozenlige Rente ini Gesammtbetrage von 13 Millionen Lei von dem Snndikat Berliner Bankhäuser zurückzukauscn, welches diese Renten übernommen hatte. Asien. An amtlicher russischer Stelle verlautet, ans Formosa sei ein weitverzweigter Aufruhr im Entstehen bc griffen, dessen bisher die Japaner nicht Hcir zu werden vermöchten. Transvaal. Das „Reuter'sche Bureau" meldet ans Ossontein: Die Buren haben aus ihrem Rückzüge ein Geschütz und große Mengen von Joiirage sowie Zelte zurückaelassen. General French verfolgt jetzt die Buren aus dem nördlichen User des Flusses. Dem „Reuter'schcn Bureau" ist eine Depeiche aus Mafc- king vom !9. Februar ziigeaangen, die lautet: Unter den Kinde,n im Fraiieiilager wüthen Typhus und Malaria, und unter der Be satzung herrschen Dysenterie und Magenkrankheiten wegen Mangels an guter Nahrung, namentlich an Pstanzenstossen. Tie Spitäler sind überfüllt. Ter Kindersriedhos bei dem Jrauenlagcr wird von Woche zu Woche größer. Ter Feind beschieß! von vorgeschobenen Posten ans die Hauptstraße und den Markt. Seit Anfang der Belagerung sind 292 Personen getödtet und verwundet worden. Die Besatzung ist klein, aber jeder Mann ist zum Aushalten ent- schloffen. In einer der Kasematten des ehemaligen Cronie'schen Lagers, die in Folge der Explosion einer Granate ewgestiirzt war, hat man einer Meldung des .Manchester Guardian" aus Ossontein zufolge 60 tvdte Buren entdeckt, die den Erstickungstod gefunden haben. Nach Telegrammen aus Kapstadt befinden sich unter den dort eingelieserten Gefangenen von Cronie's Armee eine Menge als Männer verkleideter Burensrauen. die sich in allen Kämpfe» betheiligt hatten. Es soll beschlossen worden sein, General Cronje und seine Truppen sogleich nach St. Helena zu bringen, wo sie bis znm Ende deS Krieges bleibe» sollen. Die Rebellion in der Kapkolcmie greift um sich. Tie ganze holländische Bevölkerung wirst sich de» Rebellen in die Arme, wo sie sich zeigen. Schon stehen 3000 Rebellen mster Waffen. Die Schwierigkeiten, denen das Borrückcn der Engländer im Oranje-Freistaat begegnet, treten immer klarer zu Tage. Man Mährt jetzt, daß die scincrzeitiae Erbeniung eines englischen Transporttrains durch die Bure» die Engländer in große Nahr- iliigSiioth versetzte, so daß sogar die für die Pferde bestimmte Krater grütze für die Mannschnst Verwendung fnnd. Erst neuerdings wurden die Rationen ans drei Viertel des normalen Ausmaßes ge bracht. Normal also sind sie noch immer »ich!. Ferner betonen alle Depeschen den Mangel an Remonlen. Es scheint, daß die englischen Pferde stark hergenommen sind. Der große Wasser Mangel scheust weiter das Festhalten a» der Flußlinie gebieterisch zu verlangen. Das englische Lager befindet sich gegenwärtig bei Stinlsontein südöstlich von Ostsontein. Ei» Korrespondent berichtet, daß neben dem verunreinigten Wasser von Stinlsontein auch gutes Truikwasser im Lager vorhanden sei. Ter Modderstuß fällt trotz der Regengüsse vom Freitag wieder mich. Jrench's Kavallerie er spähte bei einer Rekognoscirnng auf dem Norduser des Modder einen Biiren-Propiantziig, und man wollte, unterstützt von einer Batterie, ihn abfangcn, aber die Buren erschienen in großer Masse und verhinderten den Uebersall. Dr. Tbeiier, Landes-Thierarzt der Transvaal-Republik, ein geborener Schweizer, Hai über die B n rcn - K a m v fw e is e aus dem Lager von Ladysmith unterm 16. Januar eine» Brief an die „Schweizer Freie Preise" in Bern gerichtet, worin es heißt: „Der phlegmatischen Ruhe der Buren sind tollkühne Soldatciiwagnisse fremd. Was er immer ihn» mag: sein erster Gedanke ist stets, wie cr sich am besten koiiservircii und dabei dem Feinde doch Schaden zufügen kann. „Stürmen" ist bc! ihm mir ein Borincken unter Bedeckung; er springt von Klip zu Klip, duckt sich, und wehe dem Engländer, der seinen Kopf hinter seinem Stein hervvrstcckt. Der Bur bewundert die Todesverachtung, mit weicher der englische Soldat mit offener Brust ans ihn losslürmt: aber cr bedauert sic, weil sie zwecklos ist. Tollkühnheit ist nach seinen Begriffen an nähernd Dummheit: man geht doch nicht in den Krieg, UNI todt- gcschosscn zu werde», sondern um seinen Feind todtzuschießen! Bei icdcr Stellung, die der Bur ciniiimmt, fragt er sich in erster Linie: Wie komme ich da am bestell wieder heraus? Nichts ist ihn» widriger, als eingeschlosscn zu werden: erst dann kämpft er eigent lich mit Mnlh. Die Führer wissen das und stellen nicht selten ihre Truppeiikörpec so, daß die Buren gezwungen sind, mit äußerster Anstrengung zu fechte», wenn der Feind sie einzuschlicßcn versucht. Es ist die Roth, die sie zu Helden macht. Ter größte Fehler der Lureniruppe» ist der Mangel an Discipmi. Doch muß wohl verstände» werden, daß cs nicht etwa an Zucht und morali schem Hali des einzelnen MnnncS fehlt. Der Bur erlaubt sich im Felde keine Excessc; cr wird kein Verbrechen gegen die Sittlichkeit begehen: er ist auch nie betrunken. Aber cs kann ihm einfallen, einmal den Gehorsam zu verweigern: oder er stellt sich hin und räsonnirt mit seinen Vorgesetzten über eine Position, die ihm an gewiesen wird, weil sie nach seiner Meinung nicht paßt. Jeder glaubt, cr verstehe den Krieg ebenso gut wie sein Vorgesetzter. So ist cs vorgekommen, daß Beschlüsse des Kriegsraihs nicht ausgeführt wurde», einfach weil die Buren dos Unternehmen als zu gefähr lich betrachteten oder dessen Endzweck nicht cinznsehen vermochten Der leicht bewegliche Bur ist überall, und wenn er heute aus einer Stellung verschwunden ist, so ist er morgen schon wieder da. Was ihm zu seinen Siegen verhall, ist hauptsächlich eine weitgehende Terrainkcimtniß und die Fähigkeit, sie zu seinem Borthcil aus zunutze». Neben dstser Haupteigcnschast zeichnet den Buren große Treffsicherheit im «schießen und unerschütterliche Ruhe und Be sonnenheit aus. Nichts regt ihn auf. Er sitzt in seinem selbst- gewählten Versteck, streckt seinen Kops nicht weiter heraus, als ge rade zum Abgeben des Schusses »ökhig ist, zielt und schießt ge mächllch, wenn er einen Feind aus Schußnähe erblickt. Dabei versäumt er nie, sorgfältig sein Visier zu stellen. Er schießt nicht in's Blaue, sondern schätzt die Entserilimg und richtet daS Gewehr darnach ein. Wenn cr seine Stellung verläßt, druckt cr sein Visie» nieder; niemals sah ich einen Buren nach einem Gefecht mit ans gestelltem Bisier. All' das thut er. ohne daß ein Bcfebl dazu ge geben wird. Dabei bringt ihn keine Bewegung des Feindes ans der Fassung, auch bcrläßi er seine Stellung nicht, um dem Feinde etwa von einer anderen Seite besser bciziikömmen. Er weiß, dort stehen ebenfalls Buren, die genau so bandeln wie er." Nach der Brüsseler „Jndopciidailce" bezweckt die Reise Cccil Rh ödes nach London ausschließlich die Verhinderung eines Friedensschlusses ohne Annexion der Burenstaaten. Die .Times' sagen bei Besprechung der Frage der A nncl- tirung der südafrikanischen Republiken: Wir könne» Gebiete, von denen wir stets behauptet haben, daß sie zu unserem Reiche gehören und der Königin als Suzeränin iintelthan sind, wem, ihnen auch große autonome Rechte zugcstandcn wniden. nicht unserem Reiche einverleiben unter Bedingungen, welche dieselben mißachtet haben, iondern es besteht kein Zweifel über das. was bezüglich ihrer beabsichtigt ist. Unser Land hat opfervolte An strengungen gemacht, um eine Organisation zu zerstören, welche mit dem Bestehen der Reichsautontät in Südafrika unvereinbar und ihr feindlich ist, und es ist vollständig ausgemacht, daß dort kein Kern Zurückbleiben darf, um welchen eine solche Organisation sich von Neuem bilden könnte. Es ist ein Glück, daß die Hand lungsweise des Oranjefreistaates uns von jeder Schwierigkeit be freit hat. die entstanden sein würde, wenn dieser ehrliche Neutrali tät beobachtet hätte. In Aberdeen (Schottland) ist die Gemahlin des Frei staatspräsidenten Stell» zn längerem Aufenthalte cingetroffen. 'Z> 5?
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