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Vermischter. ** Lieanider Gattenmordvrozeß. Zweiter Tag. Aurz vor 11 Uhr Bormtttaas wird die Oessentlichteit wieder her gestellt. Der Angeklagte Markwitz steht sehr niedergeschlagen aus. die Mi geklagte Verndt macht dagegen den Eindruck grober Zuver sichtlichkeit. Auf Antrag des Vertheldigers Rechtsanwalt Dr. Ziehe wird ein Brief verlesen, den der Rittmeister Berndt als Bräutigam an die Angeklagte, seine damalige „heißgeliebte Braut", geschrieben hat. um dadurch den Beweis zu liefern, daß Ritt meister Berndt seine ehemalige Gattin ansrlchtig geliebt habe. — Es ist noch eine sehr große Anzahl weiterer Familienbriese als Beweismaterial herangezogen worden. Ter Vertheidiaer Rechts anwalt Dr. Mamroth bemerkt: Eine Anzahl dieser Briefe ist seiner Klientin von dem Angeklagte» Markwib gestohlen worden. Einen Brief, der die. Ueberschrist: „Meine süße, geliebte MauS" trägt, ist von einem früheren Liebhaber der Berndt. Namens Anders. dem Vorgänger des Markwib als Wirthschasts-Aisisteitt aus Nieder-Schükendors, an Frau Berndt geschrieben. Anders, der anscheinend als Reserve-Offizier eine militärische Uebung mit- gcmacht hat, schreibt in den zärtlichsten Ausdrücken an Frau Bericht. Unterschrieben ist der Brief „Unter tausend heißen Küssen Dein Dich aufrichtig liebender Schlumperle". Der Angeklagte Markwib bittet hierauf um eine kurze Paule, da ihm unwohl ge worden sei. — Der Präsident läßt eine kurze Pauic cintrctcn. — Nach Wiedereröffnung der Sitzung wird ein Brief Anders', datirt vom 13. Juli IM, an Frau Berndt verlesen. Dieser trägt die Anrede: ,,Gnädige Iran" und ist mit Milch geschrieben. Auch dieser Brief ist mit heißesten Llebesbetheuecungen erfüllt. Der Briesschreiber stellt in dem Briefe die Anfrage, ob er einmal „bei Nacht und Nebel" unerkannt »ach Niedec-Schützendors kommen könne. Aus die Frage des Präsidenten, ob eine solcw heimliche Zusammenkunft mit Anders stattaesundcn habe, bemerkt die An geklagte Berndt: Sie sei mit Anders lediglich einmal eine Stunde auf dem Oberschlcsischen Bahnhos in Breslau rusammengetrossen. Es wird ferner ein Brief verlesen, den Frau Berndt an Anders geschrieben hat. In diesem schreibt Frau Berndt, daß der fetzige Assistent wohl sehr nett und sehr zuvorkommend gegen sie sei. sie könne aber ihn lAuderst niemals vergessen. Nachdem er (Anders) von Nieder-Lchützendorf abaereist war, habe sie sich nur mühsam von dem Wohnzimmer in ooS Eßzimmer gcschlevvt und sei dort ohnmächtig geworden. Es wird ein weiterer Briet des Anders an Frau Berndt verlesen, der ebenfalls mit Milch geichrieben ist. Der Präsident bemerkt: Es sei bcrciis in »ichtösieutlichcr Sitz ung erörtert worden, daß Anders der Berndt den Rath ertheilt habe, die Milchschrift über's Feuer zu halten, dadurch werde die selbe lesbar werden. Es werden weiter vorgelegt zwei Photo graphien der Frau Berndt. die diese dem Markwib mit einer ans der Rückseite vefindlichcn Widmung geschenkt hat. Eine dieser Widmungen lautet: Zum Andenken an Tein mir gegebenes Per sprechen vom 14. 12. 98. — Frühere Lehrer und ein ehemaliger Mitschüler des Markwitz bestätigen M.'s Aussage betreffs des Hhpnvtisirens. Frau Gutsbesitzerin Polkow (Pvwallet), eine junge, hübsche Frau, bekundet, iin Jahre IM sei Markwitz einige Wochen auf ihrem Gute als Wirthschafts-Aistsleut Ihätig gewesen. Eines Tages habe Markwitz den Versuch gemacht, sie zu küßen. Sie habe sich seinen Liebkosungen durch die Flucht und durch Hilferufe nach ihrem Gatten entzöge», zumal Martwitz in furcht barer Erregung war. Ihr Mann habe den Markwitz darauf sofort entlasten. Amtsvorstcher Schulemaun bekundet: Es war ihm initaetheilt, daß Markwitz mit seinem Kindersräulcin ein intimes Liebesverhültniß unterhalten habe. Ta er das Kinder- fräulein unter diesen Umständen nicht für geeignet erachtete, seine Kinder feiner zu erziehen, so habe ec das Fräulein entlasse». Später habe sich herausgestellt, daß die ganze Geschichte von Markwitz. der sogar mit angeblichen Liebesbriefen des Fräuleins renommrrte, erfunden war. Er habe schon danials gesagt und habe die Ueberzeugung »och heute: Markwitz sei entweder ein ver logener Lump oder ein Mensch, der an geschlechtlichem Wahnsinn leibe. — ES wird alsdann der Vater des Angeklagten Martwitz, Oberstabsarzt o. D. Dr. Markwitz, ein ehrwürdig aussehender Herr von 57 Jahren, als Zeuge in den Saal gernsen. Als der Angeklagte Markwitz feinen Vater sieht, birgt er sein Gesicht in seine Hände und weint bitterlich. Oberstabsarzt Tr. Markwitz er klärt, daß er Zeugntß ablegen wolle. Sein hier angetlagter Sohn habe sämmtliche Kinderkrankheiten dnrchgemacht und habe vielfach schon als Knabe über heftigen Kopfschmerz geklagt. Trotz tüchtiger Lehrkräfte konnte sein Sohn im Lernen nicht recht vorwärts kommen. Bisweilen habe er den Cäsar fließend übersetzen können, eine Minute später konnte er wieder nicht einen Satz übersetzen. Aehnlich sei es seinem Sohne in der Mathematik ergangen. Als derselbe in Mcseritz auf dem Gtzmnasium war, habe dcrNeligions- lehrer an ihn einmal telegrophirt: „Holen Sie schleunigst Ihren Sohn von hier fort, mit diesem wird ein furchtbarer Mißbrauch getrieben. Er wird von seinen Mitschülern vielfach hhpnvtisirt. Halb verrückt ist er schon, wenn dies noch eine Zeit lang so weiter geht, dann wird er ganz verrückt." Aus Antrag desVectheidigers Rechtsanwalt Dr. Ziehe, dem sich der Staatsanwalt und der Ver- theidiaer Rechtsanwalt Tr. Mamroth anichlicßcii, beschließt nun mehr der Gerichtshof: für die weitere Vernehmung des Zeugen, sowie des Zeuge» Georg Anders, von dem eine Anzahl Briefe verlesen worden sind, und während der Vernehmung noch einiger anderen, damit in Verdindung stehenden Zeugen, die Oeffeiitlich- keit auszuschließen, da durch diese Verhandlung der guten Sitte Gefahr drohe. — Gegen 2Vi Uhr Nachmittags wird eine cin- sründige Pauke gemacht. Nach Wiedereröffnung der Sitzung wird dann der frühere Ehemann der Angeklagten Berndt vernommen. Er erklärt, von dem Rechte der Zengiiißverweigerung nicht Gebrauch machen zu wollen. Er habe seine Frau ans Liebe ge- heirathet und von ihr ein gleiches angenommen. Er habe sich während der lAe sehr glücklich gefühlt. Präs.: Ihre Frau beklagt sich, daß Sie sie einmal bei einer Schlittcnpartie rück sichtslos behandelt haben. Der Zeuge giebt das z». schiebt die Ursache des Zwistes aber aus die Frau. Die eheliche Untreue habe er seiner Frau nie zugetraut. Martwitz war cm sehr brauch barer, thätiaer Mensch und halte Familienanschluß. Bei einem Streit mit Markwitz habe seine frühere Frau sur denselben sich in's Mittel gelegt. Der Angeklagte habe ihm erzählt, ec Habs der den Husaren gedient und sei als Unteroffizier angegangen. Im unteren Wohnzimmer sei zwei Mal während der Anwesenheit des Mackwitz der «Schreibtisch, in dem seine frühere Fran das Geld für vereinnahmte Butter und Eier anjbcwahrtc, aufgcbrochcn ge sunden worden. Beim ersten Male habe seine Frau festgeslellt, daß etwa 180 Mk. fehlten. Ein Mädchen sei in Verdacht gekom men, es habe sich aber nichts erweisen lasten. Der Zeuge berichtet sodann noch über verschiedene auffällige Ereignisse. Ten Pferden seien die Haare abgeschnitten worden. Dann waren eines Tages die Hwide roth gefärbt worden. Tie Mädchen erklärten, daß Markwitz die Hunde in seinem Zimmer gehabt habe und brachten die Waschschüssel, in welcher sich Spuren von rvther Farbe be fanden. Markwitz sei aber so grob geworden, daß er, Zeuge, gar keinen Verdacht geschöpft habe. Wieder ein anderes Mal wmden Re Fenster eingelchlagen. — Präs.: Ist Ihnen das Alles nicht ausgefallen k Zeuge : Es war sa das reine Romanschloß. Ich wollte es auch deshalb verkaufen. Er habe in Folge des Ver dachtes das ganze Personal gewechselt und inzwischen habe seine Frau Alles selbst gekocht. Er habe auch Markwctz kündigen wollen, worüber sich seine Frau sehr aufgeregt gezeigt hätte. Inzwischen sei ihm erzählt worden, daß Markwitz behaupte, daß er, Berndt. ein Vcrhältniß mit der Schwester seiner Frau habe. Er habe dies den beiden Frauen, als sie bei seiner Mutter m Breslau waren, mitgetheilt und gesagt: „Denke Dir, Mariechen. jetzt behauptet der Mensch, daß ich mit Deiner Schwester ein Vcrhältniß habe." Meine Frau wurde sehr erregt, daß ich Markwitz so beschuldigen könnte. Sie wurde so ausfallend gegen mich, daßwnciue Mutter sie aus ihrer Wohnung wies. Ich fuhr nach Haufe und forderte Markwib auf. sofort das Haus zu verlassen. Bei dieser Gelegen heit geberdele sich meine Frau io, daß mir das Bcnchmcn einem Manne gegenüber unbegreiflich erschien. Sie wollte durchaus immer aus lein Zimmer gehen. Markwitz verließ das HauS unter Drohungen. ** Der Umfang des Brandes' im Gelson'schen Waaren- b a za r in Berlin rst nunmehr festgestellt worden Der Schaden, der in Folge dcS Brandes und der damit verbundenen Löschungs arbeiten entstanden ist. beträgt trotz des kleinen Raumes, aus den der Brandherd bejchcänkt worden war, 230,000 Mk. Die hohe Summe erklärt sich daraus, daß ein Theil des Seidenlagers der Firma ein Raub der Flammen geworden ist. - Ar Meseritz sind der Gastwirth Stengert und seine Fra» an Kohlendunstvergrstung Nachts.gestorben. Hortsrtzunv siehe nächste Geile. MIttl«. Schcffelstr. 18, 2. El„ heilt Haut-Ausschläge. Astechte»» Geschwüre. Ausflüsse, Schtväche. 9—5, Ao. 7—8 " ^ Tchlostttk. 8. Atz seit 20 Jahren ,rische u. 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Dasselbe heilt I I«« I»t«n <!»-,orlnk>1^z, Ilautnns- ««Iilsisrv aller Art, selbst veraltete schon nach « eniKinnIein «el»r»u<Ii, und entfernt 8on>nier8l»ro88vo, l-ester- lleelzv und AI1tv8««r et«. kreis xsr Dvss Isld. 1,5V. Zu haben in der HI«>»ren-.4p«tI»vIt«, Pirnaischcr Platz, Königl. priv. 8a>on»»»nl8-.4i»o<I»vIt«, Neuniarkt. I2nzr«I- .4,»otl»elte, Annenstraße, .Inl»anne!»-.4>»o<>»elte, Dippolvis- waldacrplatz, Nr«n«n-.4po<I»eIte, Bautzncrstraßc. 8«Iit»er- 4i»ntl»eli«, Blaicwitz, HInv IIi»i>»<>I. Drogerie «Zum Löwen". Loschwitz. Vietve, Drogerie, Oichatzerstraßc. W im«! ßlilMiii. W°«, IRbnic - ^rei-s. Orestleu, Aseamni'iLtirr. kktien-LrpLlLl: Mark S,V00,S0V, novou Hlarlt 3,280,00V eiosoralllt. Wir vergüten bis auf Weiteres für Bankeinlagen aus Dcposltcnbuch bei täglicher Berfttgnng 4 Zinsen ». bei einmonatlicher K»,ndignng ° 4/. Zinsen p ». bei dreimonntlichev Knndignng 4'/. Zinsen p. ». Wir euipschlen uns ferner zum An- «nd Berkanf von Staats- und Werthpapieren, zur Annahme offener und geschloffener Depots, zur Gewährung von Darlehen auf Wertpapiere, zur Einlösung von Coupons und Dividendenscheinen, zur DiSkontirnng von Wechseln «nd Eröffnung von laufenden Rechnungen. SLedslsvkv Lrulckolsbrwk, Se«str«88v V. 11 ..Dresduee Nachrichtcu" 11 Freitag, IO. Iaimgr lOtlv MM Nr. 17