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S-ü-SZk Nur kcine Ucbereilung. Sic: „Aber Mann! Du kommst ja schon wieder bejchwippst nach Hause und Du hast mir doch am Sylvesterabend versprochen, daß Du im neuen Jahrhundert niemals inebr trinken wolltest, wie Du vertragen kannst!" Er: „Das habe ich allerdings versprochen, aber ich gehöre zu den Leuten, die richtig rechnen gelernt haben und das neue Jahrhundert nach Adam Riese erst am f. Januar isso; beginnen. Die gute Aöchin. Soldat Piefke (in einem Geschichtswerke lesend): „Napoleon ver ließ Helena nicht mehr dis zu seinem Tode." (Für sich): „Heiliger Sebastian, muß die aber gut gekocht haben!" Gleichmäßige Vertbeilung. Rentier Schulze (zu einem Brauer, der ihm eine Offerte in Flaschenbier macht): „Bedauere, Iknen nichts abnehmeu zu können. Ueber meine schwelle kommt überhaupt kein Bier!" Brauer: „Ja, was trinken sie und Ihre Frau Gemahlin denn da, wenn Sie durstig sind?" Schulze: „Nichts anderes, als Mein und Wasser." Brauer: „Das ist allerdings ein sehr solides Getränk! In welchem Verhältnis trinken Sie es denn?" Schulze: „Nun, ich trinke den wein und meine Frau das Wasser!" Unter Gaunern. Ede: „Also der schwarze Willem feiert nächstens sei» 25 jähriges Jubiläum als Inbrecher? Da müssen wir ihm doch eene klcene Auf merksamkeit erweisen. Wat meensr'n, wat wir ihm schenken?" Lude: „Na, ick bin für eene solide, aber ooch recht sinnige Ehrenjabe. Schenken wir ihm doch eenen silbernen Dietrich!" ^ s s rot" rs Die ortskundige Uub. Tochter: „warum mag sich denn das Tbier aus einmal so sträuben, weiter zu gehen? Es ging doch vorhin noch ganz willig mit." Vater: „Ja, das war auf der Krautstraße, da hat Sic Kuh wahr scheinlich geglaubt, es gehr nach der Milchkuranstalt des vegetarierhcims, während sie jetzt merkt, daß sie sich auf dein Wege nach dem Schlachthofe befindet." Zugegeben. Gattin: „wer war denn der Herr, mit dem Du im Rauchsalon ! zilsammcngcstandcn und so viel gelacht hast?" E r: „Ach, das war ein Jugendfreund von mir, wir hielten sehr ! zusammen." Gattin: „Aha, Ihr habt da wohl auch so manche Dummheit mit > einander gemacht?" Er: „Das will ich meinen! wenn ich nicht irre, haben wir sogar an dcmsclbeu Lag gcheirathet l Endlich Licht. Er: „Du, Hanne, hier liegt ja eine Haarnadel in der suppe!" sic: „Was Du sagst! Nun weiß ich doch, wohin eigentlich unsere Sachen kommen. Der Stiefelknecht fehlt auch l" Vorsicht ist dic Uiuttcr dcr U?ci-Hcit. Student dl.: „Sag' 'mal, Sck'laucb, hast Du schon bemerkt, daß sich Kollege Spund vor dem Betrete» des Hörsaales stets eine» wattpropfeu in das eine Ohr steckt? war»», mag er das wohl tbun?" Schlauch: „Sehr einfach — er will dadurch verhindern, daß Das, was er mit dem einen Ohre hö.t, gleich zum andern wieder hinansgcht." h>crschicdcne 2ln;iehung-pnnktc. Erster Soldat: „Ich babe die Emnia ans den ersten Bück geliebt!" Zweiter Soldat: „Und ich dic Kalhi aus den ersten Wurstzipfel I" 4 ver- - Meint ikik» LUNllökUll. >«» ii Sonnabend, den 13. Januar wen,» n»an Lourage bat. „Herr Gott, jetzt Hab ich's bald sattl Es möchte kein Hund so länger leben!" rief der Schriftsteller Erich Steiner und stürmte erregt über den verschossenen Teppich dahin. „Sei gut, Erich," beschwichtigte ihn seine Braut, ein allerliebster Blondkopf mit sanfte», schelmischen Augen. „Es wird ja Alles werden! Endlich muß das Glück doch einmal kommen! „Na ja," grollte er, „wenn man alt und grau ist und mit dem Glück nichts mehr aiizufangcn weiß! Mein Gott, ich für meinen Lhcil Hab' eigentlich noch nie darunter gelitten. Ulan schlägt sich eben durch. Aber Dich, Lieb, Dich! Da ver geben nun die schönsten Jabre in fruchtlosem Harren und Sehnen und Schuften, und man kommt keinen Schritt weiter." „wir können ja warten, Erich!" „So ? Noch länger warten ? Und w i e lange noch, wenn ich fragen darf? Da habe ich Romane geschrieben, und Niemand 'kauft sie. Ich babe grundgelehrte Abbandlungc» geschrieben und Niemand druckt sic. Ich habe ein Drama ge schrieben und Niemand führt es auf; auch linier Siadtibcater schickt es mir zurück. ,z)uin Kukuk, von den paar Leitartikeln und Feuilletons kann man nicht fett werden und an Renommee ist auch nichts zu holen, denn das Publikum nimmt ja gar keine Notiz von unser Einem. Das kann nicht so fortgehe,i!" „Ja," rief er dann plötzlich, seine ruhelose wandeiung unterbrechend und das Mädchen mit zärtlichen Blicken betrachtend: „Ja, da ist nun mein Glück, so greifbar nahe, und ich darf's doch nicht iii meine Arme nehme» und damit hcini- gehen. Aber so ist es." lachte er bitter ans, „wenn E iieni wirklich einmal das Schicksal die Suppe beschert bat, 10 fehlt Einem ganz gewiß der Löffel dazu. Mit den paar Kröten, die man im Monai znsammenstoppclt, läßt sich doch kein Hausstand begründen." wieder begann er seine ruhelose Wanderung auf den, Teppich. „Eni Haupischlag muß riskirt werden, ein Geniestreich," iprach er i» lautem Monolog. „Halt! Ich hab's! Die Leine wollcn's ja nicht anders! Man muß sie mit der Naie darauf stoßen, fönst zehen sic's nicht. Gut, wird gemacht l" „vast Du einen plan, Erich?" „O und was für einen! Paß auf! In ein paar Wochen bin ich ein berühmter Mann l Und dann kommt Geld in's Sans und Du wirst meine liebe kleine Frau! willst Du?" „Ob ich will," lackte der Blondkopf. „Aber wenn das so leicht wäre, berühmt zu werden, dann wär' cs schon Mancher geworden, der darauf hnngcrlc." „Ist auch lcick't, Kind, spielend leicht. Man muß nur das Rezept kennen." „Ah, und Du hast cs gefunden?" „wirst sehen, Schätzchen, ich hab's I Laß mich nur machen I" Nach einigen Tagen stand im „Eourier", einem Blatte, das gern „in Sensation und in Opposition uni jeden Preis machte", anläßlich der E>st- aufsühruna des „Allerneusten" eines gehaliloieu Modedramaiikers im Stadltheater, ein fulminanter, mit Dr. N. Unterzeichneter Artikel, in welchem Ei ich Steiner seinem gepreßten Herzen gründlich Luft machte und über den Knnstverstand des Publikums und die Unfähigkeit der Lbeatcrleitung ein kraftvolles wörtlein iprach. Die ganze Schaale seines Zornes batte er i» diesem Artikel aus- gc. offen; eine Legion von treffenden Bosheiten und geistreichen Spöttereien und Angriffen haue Neic geharnischte Sonetten jetzigen Renndier ^Neisgen in Dräsen. 7<;u. Schiffe her! Die wuth i- aroß, daß England sich erfrecht Und unsre Schiffe nimmt als gude Briese, Daß es im Größenwahn als Mccresriese Mir blumbcn F>cßen dritt das Völkerrecht. Sogar die Frcisinnsblädder nciinen's schlecht Und winichen, daß der Raiber dosier bieße Und Jeder Hälse acrn mit Schwert und Sck'bieße, Daß England sier'die Frechheet dichdig blecht! Blos wccß mcr nicht, wo mcr'sch beim Wickel kriegen, Ob »icr'sch zu Wasser oder Land besiegen, wenn Bülow ihm das Uldimadum fchdellt. wer schießt die Bombe, die in's Baus ihm fällt? Da helfe» schwer die Diblomadcnkniffe, Jetzt schäl mer'sch wieder: Schiffe, Schiffe. Schiffe! er aufmarschircn lassen. Man las den Artikel, gönnte der Theatcrleitung die Prügel, schimxste über die Unverschämtheit des Artikelichrcibcrs, Ser die Sclbstherrllchkcit des Publikums aiizngreifcu gewagt, und hätte, da mau keine Ahnung hatte, wer der Verfasser des Artikels war, die ganze Sache bald vergessen. Aber da erschien Erich Sieiner in der Redaktion der „Morgcnxost" und leale dort eine mit vollem Namen gezeichnete Er widerung auf den Kampsartikel des „Eourier" vor. Es braucht wohl kaum gesagt zu werde», daß er jenen Artikel allein z» dein 5zwecke ge- schrieben hatte, eine glänzende Folie für feinen zweiten zu gewinnen. In unbarmherziger weife wurde der Aufsatz des angeblichen Dr. N. zer pflückt, mit ätzendem Spott und treffsicherer Logik die aegneriiche Darstellung in ihr Gegenthcil ver kehrt, was ihm ja um so leichter wurde, als er die Mine», -,e er hier zur Erplosion bringen wollte, dort vorher sorgfältig gelegt hatte. Dabei ließ der erbarmungslose Spötter durchblicken, daß der vcisasser des elften Artikels am Li,de gar Jemand tei, dessen elendes Machwerk von Ser trefflichen Bühne zurückgewiesen sei und der nun auf Siete weife aus dein versteck der Aiionvmilät sein Müthchcn küvlen möchte. Erich Steiner hatte die Lacher auf seiner Seite. Man freute sich über die Ehrenrettung des Publikums nnd über die geistreiche Abfertigung des Anonymus. Aber man hätte auch diesen Zwischenfall bald vergesse», wenn nichts weiter nachgckoniiiien wäre. R»d es kam noch etwas »ach, sogar die Hauptsache. Am nächstfolgenden Tage las man in der „Morgenposr" Folgendes: „In eigener Sache! Herr Dr. N. vom „Eourier" hat unser» Mitarbeiter Erich Steiner wegen der gestrigen Abfertigung gefordert. Herr Steiner schreibt »ns: Ich habe das Duell abgclehnt, indem ich dem Herrn, der eben so schnell mit der Pistole zu sein scheint, erklärte, daß man dergleichen Differenzen mit der Feder, aber nicht mit den Waffen austrägt. Für der gleichen Streiche sei ich zu alt geworden. Erich Steiner." Das gab ergiebiges Thema für sämmiliche Stammtischgespräcbe. Jedermann lobte die gute Haltung des Schriftstellers. Nach wieder 24 Stunden brachte die „Morgcn xost" folgende Notiz: „Unser geschätzter Mitarbeiter Herr Erich Steiner wurde heute vormittag im park von seinem Gegner Dr. N. wegen der Duelloer- weigcrung zur Rede gestellt. Den Vorwurf -er Feigheit beantwortete er mit dem Hinweis, daß e r sich 11 i ch t in den Schleier der Anonymität hülle wie Andere, dic sich vielleicht ihrer Ge sinnung und Geschmacklosigkeit schämen. Dr. N. wurde dabei so zudringlich und provokant, daß Herr Erich Steiner, dessen ruhige und vornehme Gesinnung unseren Lesern ja bekannt ist, sich seiner nur durch handgreifliche Zurückweisung erwehren konnte." Line ungeheuere Aufregung bemächtigte sich der ganzen Stadt. Man sprach nur noch von Erich Steiner. Alle Symxanfien waren auf seiner Seite. Nä.vsre Nummer der „Morgenxost" : „Aus der geistvollen Feder unseres gefeierten Mitarbeiters Erich Steiner werden wir in der kommenden Soilnragnunimer eine Serie von Bildern aus dem Hoflhcaterlcbcn und der Theater-Eaniarilla beginne», denen der Amor de» Titel „Hinter den Eoulisscn" gegeben hat." Die Soniitagnuinmcr brachte jedoch den Anfang der in Aussicht gestellten Serie nicht, statt dessen folgende Notiz I „Leider mußte der Beginn der Bilder aus dem Hofthcatcrlcben hinausgeschoben werden, da der Autor, Herr Erich Steiner, an einer ge fährlichen Verwundung darniederliegt, dic er sich infolge seines mannhafte» Auftretens zu- gezogeu hat." weiter nichts; aber es war genug. Das Duell hatte nun doch srattgefuiiden; er hätte ihm jetzt nach dem vorgcfallcnen nicht mehr ans dem Wege gehe» können. Es war ja sonnenklar. Und ver wundet war er! . . . Erich Steiner war mit einem Mal der populärste Mann »1 der ganze» Residenzstadt und weit darüber hinaus. Der Held der Tragödie aber saß in seinem Zimmer, dessen Fenster verhängt waren, und lachte, daß ibm die Thräncn über die Backen liefe», und seine Braut saß bei ihm und lachte ebenfalls. vor ihm lag ein Schreiben vom Leiter des Stadttheaters, das also lautete: „wenn ich mich recht entsinne, hatten Sic vor Kurzem unserer Bühne ein sociales Drama cin- gcrcicht, das wir Ihnen leider unter de» damals herrschenden Umständen zurückgcbcn mußten. Sollien Sic noch über das Stück z» verfüge» habe», so würden wir Sic bitten, dasselbe noch einmal cinzureichen. wir würden dann binnen wenigen Wochen eine Aufführung ermöglichen könne»." „Na," jubelte Steiner, „was Hab ich gesagt? Hab ich nun das richtige Rezept gefunden? Aber freilich, Eourage mutz mail haben, man darf sich vor einem — Duell nicht fürchten."