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- Erscheinungsdatum
- 1900-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190001022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19000102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
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Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-02
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Monat
1900-01
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1900
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Dresdner? NaHriHten« 1. Seite S. Dienstag, 8. Januar LSVV sich zu den aufaestellten Truppen des Garde-Korps, schritt die "ront unter den Klänge» der Prüleiitirmärsche ab und nahm einen Vorbeimarsch ab. Hierbei hatte der Kaiser seinen Stand gegen über dem Palais der Kaiserin Friedrich. Die Infanterie ging in Kompagnie-Kolonnen, die berittenen Truppe» in Zügen vorbei, die Jahnen bcz. Standarten marschirten geschlossen in der Richtung nach der Schlvßbrücke. Endlich wurden die Feldzeichen wieder in's schloß abacbracht, wohin auch der Kaiker mir den Prinzen-Söhnen nur 1 > 2 Uhr zurückkehric. Am Rachmittag unternahm der Kaiser die übliche Besuchsfahrt zu den hier accredltirte» Botschaftern; er snhr i» einem zweispäniiiaen Galawagen mit 3 Spitzenreitern bei den einzelnen Bolschastcr-Palais vor. Um 6 Uhr fand im Königl. Schlosse Familiendiner statt, zu den, die hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen geladen waren. Uni 7'/» Uhr begab sich das Kaiserpaar mit den ältesten Prinzen und den anderen Fürstlich leiten nach dem Königl. Opernhanse, wo eine Ausführung der . Meistersinger" stattfand. Erschienen waren anher de» Damen und Herren der Umgebung und des Gefolges zahlreiche Mitglieder der Diplomatie und der Generalität. Berlin. Eine Sonderausgabc des..Armee-Verordnungsblattes veröffentlicht nachstehenden Erlag des Kaisers. A» Mein Heer! Voll- Nt'kiiiiii in sinnig endet ist das Jahrhundert, liefflcn Erniedrigung sah, dessen Beginn das Vaterland in seiner dessen Ausgang gekrönt ist durch die Ocich! U ' Königs, welches einer Welt in Waffen siegreich Trotz geboten hatte. Wohl hatte »ach 7 unvergessenen Leidensjahrc» Preujsen i» wunder barer Erhebung mit der ganze» Kraft eines zur Verzweiflung ge brachten Volkes die Ketten der Fremdherrschaft zerbrochen und da mit Deutschland sich selbst wiedergegebe»; wohl hatte in dem Be freiungskämpfe sein neuerstandencS Heer ungezählte RuhmeSkräme nm seine Jahnen gewunden: der höchste Lohn für seine opservolle Hingebung blieb dem Vaterlande versagt, unerfüllt das unauslösch liche Sehnen nach Deutschlands Einheit. Hadernd und ent fremdet gingen die deutschen Stämme neben einander her, Deutsch land blieb gering im Rache der Völker. Endlich lieh Gott ihm die Männer erstehen, die das ans blutgetränkten Schlachtfeldern begonnene Einiguugswcrk zur Vollendung führten. Heute steht daS gemeinsame große Vaterland, geschirmt durch sein von einem Geiste beseeltes Heer, machtvoll, ein Hort des Friedens, da. Dankerfüllten HcrzenS richtet sich an dem Wendetage des Jahr hunderts Mein Auge zu dem Throne des Allmächtigen, der so Großes an uns gelhan hat; zu ihm flehe Ich initMeincin Volke in Waffen, dass er auch in Zukunft mit uns sein möge. Voll freudigen Stolzes gedenke Ich Derer, du: er seine Werkzeuge sein ließ: Meines vielgeprüften Herrn Urgroßvaters, des unvergeßlichen großen Kaisers, Meines geliebten Herrn Vaters und ihrer treuen Verbündetenihrer Bcrathcr und Heerführer, die Preußens Schwert geschärft und, als die Stunde des Kampfes schlug, sein Heer von Sieg zu Sieg geführt haben: der Männer, die für des Vaterlandes Befreiung und Ehre willig und furchtlos Leben und Blut zum Opfer ge bracht haben. Unauslöschlich wird diese Erinnerung an diese .Velden im deutschen Volke fortleben. Ich danke Meinein Heer für Alles, was es in diesem langen Zeiträume Mir. Meinem Hause und dem Vaterlande geleistet hat, für seine Hingebung und Opferwilligkeit, für seine Tapferkeit und Treue. Und wenn sich heute seine ruhmgekrönten Jahnen im Schmucke des Lorbeers vor dem Altar des Allmächtigen neigen, um von Mir das Erinner ungszeichen zu empfangen, das nach dem cinmüthigen Beschlüsse Meiner erhabenen Bundesgenossen dem Feldzeichen des gesammten deutschen Heeres als ein neues Unterpfand seiner Einheit und seiner Untrennbarkeit zu Theil wird, dann soll es das Gelübde erneuern, immerdar cs den Vätern und Vorvätern gleich zu thun, mit deren Blute der Bund gekittet ist, der Deutsch lands Fürsten und Völker setzt und in alle Zukunft umschließt Mögen dann nach dem Willen der Vorsehung auch neue Stürme über das Vaterland hinbrausen und seinen Söhnen abermals das Schwert in die Hand drücken: an Meinem tapferen Heere werden sie sich brechen, es wird sein und bleiben, waS es war und ist, ein Fels, auf dem Deutschlands Macht und Größe ruht. Das walte Gott! Berlin, den 1. Januar 1900. Wilhelm. Berlin. Der „Staatsauzcigcr" veröffentlicht in einer Ertra- ausgabe: Die Verleihung der Herzogswürde an den Fürsten Hermann v. Hatzfeldt zu Trachenberg; dieEchebnng in den Fürsten stand mit dem Prädikat „Durchlaucht": des Kaiser!. Deutschen Botschafters in Wien Grafen Philipp zu Enlenburg, des Grafen Richard zu Dohna-Schlobitten und des Wirt!. Geh. Raths Grafen Edgar zu Jnnhausen und Knhphauscn: die Erhebung in den Grafenstand: des Kammerherrn Roland v. Brünncck; eine Reihe Verleihungen des erblichen Adels, darunter: dem Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, dcni Landrath des Kreises Teltow Ernst Stubenrauch, des Admirals Köster. Gencralinspcktcurs der Marine und Chefs der Marinestation der Ostsee, des General leutnants z. D. Spitz, des Generalleutnants z. D. Kamphövener in Konstantinopel und des Generalmajors Liebcrt, Gouverneur von Deutsch-Ostafrila Leipzig. „Klsmet". arabisches Märchendrama in 4 Akten von Adolf Rvsee, eine dichterische Verherrlichung der orientalischen Fatumslchre, erzielte bei seiner heutigen Erstausführung im Neuen Theater großen Erfolg. Der Autor wurde stürmisch gerufen. Dar stellung und Jnscenirnng war reich von prächtigen Effekten. 'Mehrere auswärtige Bühnenleiter wohnten der Aufführung bei. Wien. Der Komponist Millöcker ist in Baden bei Wien gestorben. Tislis. Sonntag Nachmittag 1 Uhr 50 Min. wurde ein 1 Minute 4 Sekunden dauerndes, von drei Schlägen begleitetes Erdbeben wahrgenommen. Einige in der Nähe der heißen Schwcfelauelle» befindliche Häuser erlitten Nisse. Menschen sind nicht verunglückt. Am Nachmittage gegen 4 Uhr wiederholte sich das Erdbeben in schwächerer Form. Auch in Poti. Kntais und Alcxandropol wurde das Erdbeben verspürt. Kapstadt. Der Rittmeister Mrmtmorcncp von den 21. Lancers stieß mit einer überlegenen feindliche» Streitmacht, die Artillerie mit sich führte, zusammen und wurde im Laufe des Tages ge zwungen, sich nach Dordrccht znrnckznzicheli, was in guter Ordnung geschah. In Dordrccht befinden sich die Engländer in einer Ver- lhcidigimgsstcllung. Kapstadt. 'Die englischen Truppen in Dordrccht bestanden mit den Buren einen erfolgreiche» Kamps, trieben dieselben zurück und entsetzten eine schwache englische Trnpvcnabthelümg, die bei Unternehmungen am vorhergehende» Tage zurückgeblieben war. Frere. Die Buren halten noch immer de» Jlangwane Berg südlich vom Tugcla besetzt. Sic schossen auf eine RekvgnvszirungS- Oertliches «nd Sächsisches. — Ihren Majestäten dem Köirig und der Königin wurde gestern Vormittag 0 Uhr zum Neujahrstage von den'königlichen Hoftrompetcr» eine Morgenmusik dargebracht. Bald nachher er schienen die Prinzen und Prinzessinnen des Köni"l. Hauses zur Beglückwünschung. Dann empfingen Ihre Majestäten die Geist lichkeit und die Leibärzte und besuchten darnach den Gottesdienst in der katholischen Hoskirche. Um 12 Uhr 45 Minuten begannen die Gtückwunsck-Couren in den Paradeiälc» des Königl. Schlosses mit dem Königl. großen Dienste. Ihre Majestät die Königin nahm an der weiteren Cour nicht Theil, die von den Herren Staats- ininislcrn. den Herren des (Rips cliplonmtious, den am Königl. Hose vorgestellten fremden Kavalieren und den hier anwesenden Mitglieder» beider Ständekammern fortgesetzt wurde. Nachmittags 1 Uhr 30 Minuten gratulirten die am Königl. Hofe vorgestellten einheimischen Herren vom Civil sowie die Herren Militärs z. D. und a. D. Von V-3 Uhr ab erschienen die Generalität »nd die Ossizierkorps. — Abends >/s8 Uhr empfing Ihre Majestät die Königin die Frauen Obeihosmeistcrinnen, die Zutritlsdamen, die Palastdamen und die Hofdamen und später die Damen des Oorps cliplamatiqrw Beide Majestäten sowie die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses nahmen um 8 Uhr die ge nehmigten Vorstellungen der angemcldeten Dame» und Herren in der Präsentations-Cour entgegen, d Uhr versammelten sich die am Königl. Hofe vorgestelllen fremden und einheimischen Damen und Herren im Banketsaale. die Herren der 4. und 5. Klaffe, die nicht in Begleitung ihrer Damen erschienen, sowie die in der Hosrcmgordmmg nicht mit inbegriffenen Herren im Ballsaalc zur Assembler. Die Prinzen und Prinzesinnen des Königl. Hauses nahmen in der Assembler die allgemeine Glück- wünschungs-Cour entgegen. Mittags »nd Abends hatte sich dem Schlosse eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, die Auffahrt der Wagen mit Interesse beobachtete. — Bei Ihre» Königl. Hoheiten Prinz und Prinzeß Friedrich Angust erschienen gestern Mittag 12 Uhr nur die Suiten und Aerzte zur Cour. Zahlreiche Herrschaften, von hier «nd auswärts trugen ihre Namen im Taschcnberg-Palais ein. zündet wurden. Bel dem luftigen Aufbau de» AmmavnentS von künstlichen Palme». Blumcndekorationen u. s. w. griff das Feuer so ungeheuer rasch um sich, daß i» wenigen Minuten der ganze Laden in Flammen stand und in Folge der Hitze die beiden nach Herr Rathsassesso'r vr. Dietrich in Chemnitz Spiegel?chc^"dcr''^a>ffe^ ^höi?>arem"Kna^I°jer- — Herr RegiemngSrath HanowSkybeider KreiShauptmann- schaft Leipzig trat mit dem 1. Januar in den Ruhestand. An seine Stelle trat Herr Regierungsassessor von Leipziger, seither juristischer Hilfsarbeiter an der Amtshauptmannschast Döbeln. — Als fünfter besoldeter Stadtrath zu Planen wurde vom Stadtgemeinderathe Herr Rathsassessor Dr. gewählt. — Das Königl. SSchs. Militär-VerordnungSblalt veröffentlicht folgenden Armee-Befehl. Ich verleihe in Ueberclnstiininnng mit der von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preuße» für die Königlich Preußische Armee gefaßten Entschließung auch den Fahnen Meiner Armee zum 1. Januar 1000 Spangen als Erinner ungszeichen an die glorreichen Waffenthaten in der Vergangen heit. zum ehrenden Gedächtnis; an die ruhmreiche Mitwirk ung bei Wiederbegründung des Deutschen Reiches und als sicht bares Mahnzeichen, cs auch in Zukunft den Altvordern immerdar gleich zu thun an Tapferkeit und Treue bis zum Tode. Diese Erinnerungszeichen sind an silbern-grünen Fahnen bändern, wie solche die Fahnen Meiner Armee in Zukunft zu füh ren haben, zu befestigen. Das Anlegen der Spangen und Fahnenbänder an die mit zu " "" " " gc frischem Lorbeer zu schmückende» Jahnen hat in feierlicher Weise zu erfolgen. Das Krlegsniinisterium hat das Weitere zu veranlassen. Dresden, den 1. Januar 1900. Albert. von der Planitz. ^ jae ... ^ die i» Trümmer gegangenen "Schaufenster hervorauollen. gaben dem Brande anfänglich ei» überaus gefährliches Aussehen, so daß ein weiterer Alarm auf „Großscuer erfolgte, der außer einem Dampsspritzenzug noch von anderen Wachen Hilfskräfte herbeirief. Diese kamen jedoch nicht mehr in's Tressen, den» inittels dreier Schlauchleitungen war es rasch gelungen, die Flammen zu dänipfen. Die umsänglicheu Ablösch- und Abraumungs-Arbelten hielten die Mannschasle» aber noch längere Zeit a» dem von zahlreichen Zu schauern umstandenen Brcnidplntze in Thätigkeit. Die frei aus gestellten Wanren sind säinmtlich vom Feuer zerstört worden, während die Einrichtung des Ladens einestheils vernichtet, andercntheils schwer beschädigt ist. so daß der Besitzer seinen Schaden auf etwa 10,000 Mk. bezifferte, während sich der Gc- bäudcschaden auf etwa 5000 Mk. belaufen soll. Obwohl Herr Rvthcr versichert hat. ist schon die zeitweilige Unmöglichkeit einer Bemitznn^ des in bester Lage befindlichen Ladens ein schwere» — Klingenberg. Wie bereits in früheren Jahren, so be wiesen auch am letztvergangenen Weihnachtsfeste Herr Ritterguts besitzer Wolde und Frau ihre Opferwilliakeit insofern, als sie die Familie» ihrer Arbeiter und eine größere Zahl hilfsbedürftiger iersonen mit nützlichen Geschenken bedachten. ten Tage des Jahres noch einmal mit andachtsvollem Herze» das und ent- Wort Gottes zu hören, erfreulicherweise immer allgemeiner. Sv war es denn kein Wunder, das; vorgestern schon weit vor 0 Uhr die Kirchen alle bis auf den letzten verfügbaren Platz besetzt waren und daß mau froh sein mußte, noch vor Beginn des Gottesdienstes ein bescheidenes Stchplähchen in der Nähe oder direkt an den Thnrcn zu erobern, sodaß diese, wie z. B- in der Sophien- kirchc, gar nicht geschlossen werde» konnten. Eingelcitet wurde hier der Gottesdienst durch den allgemeinen Gesang des Liedes: „Nun danket alle Gott", woraus der Kirchenchor Albert Becker s schwungvolle Motette „Kommt, laßt uns frohlocken dem Herrn" zu Gehör brachte. Die Predigt hilt Herr Hofprcdiger Dr. Friedrich über den vorgeschricbcnen Text aus deni 21. Kapitel der „Ossenb. Joh.". In lichtvoller Weise behandelte der Geistliche das Thema „Gott ist das und das 0. der Anfang und das Ende" nach den Warten der Schrift, in der Einleitung nur flüchtig mit zwei Wor ten der amtlich verordnetcn „Jahrhunocrtswende" gedenkend, um de» Text an drei Weiterungen in erhebender Weite auszulcgen: 1. Wir preiseip: „Was Gott lhut, das ist wvhlgethan", 2. Wir beichten: „An mir und meinem Leben ist nichts ans dieser Erden", 3. Wir bitten: „Jesu geh' voran auf der Lebensbahn". AlS Kanzclspruch hatte der geschätzte Geistliche das bekannte „So nimm' denn meine Hände und führe mich" gewählt. Kurz nach 7 Uhr war der weihevolle Gottesdienst zu Ende. — Auch die Inter- imskirche der Krcuzparochie. m welcher Herr Diakonns Rudert den Sylvestergottesdicnst hielt, war bis i» die entferntesten Winkel mit Andächtigen gefüllt. Im Anschluß an das Psalmenmort: „Die Güte des Herrn ist, daß wir nicht gar aus sind" re. hatte der Geist liche sich als Thema seiner gehaltvollen Predigt erwählt: „Gottes Güte — unser Psalm an der Wende des Jahrhunderts!" In den drei Theilen der Predigt führte Redner in herzbewegenden Worten uns, wie uns Gottes Güte, die ohne Grenzen kci. auch dann, wenn unsere Zeitrechnung gewaltige und bedeutsame Grenzen uiartire. nufere Herzen 1. zmn Danke wecke. 2. zur Buße treibe und 3. mit froher Hoffnung erfülle. Eine feierliche Stunde, wie wir sie Alle nur ein einziges Mal erleben könnten, habe geschlagen. DaS Jahrhundert, in dem wir geboren, erzogen, gebildet worden seien, dem der größte Theil unseres Lebens angehört habe, das uns den Stempel seines Geistes aufgedrückt, kurz, n nser Jahr hundert gehe zur Rüste. Großes habe dasselbe vollbracht. Wenn cs die Frage zu beantworten gelte: „In welchem Jahrhundert möchte ich wohl geboren sein?" io könne die Antwort kaum anders lauten als: „In dein jüngst vergangenen 10." In keinem früheren Jahrhundert sei ein so gewaltiger Kultursortschritt. insbesondere für unser deutsches Volk, zu verzeichnen. Man denke nur an die gleiche Stunde vor hundert Jahren zurück! Damals gab es noch keine befriedigende Antwort auf die Frage: „Was ist des Deutschen Vaterland?" Damals zitterte ganz Europa vor dem korsischen Ad- vokcitensvhnc, und deutsche Söhne kämpften unter den Jahnen des ranzösijchen Welterobcrers. Damals waren der Dampf und sic Elek- rizität noch nicht vom alles beherrschenden Menschengeiste zu willi gen Dienern unterjocht worden: Eisenbahn, Dampfmaschine, Tele graph, elektrische Kraftübertragung, Telephon und hundert andere unschätzbare Erfindungen und Entdeckungen waren noch nicht ge- vor Sie macht nnd die sogenannte „gute alte Zeit" würde nns Kultur menschen von heute wohl als eine gar „böse alte Zeit" erscheinen müssen. Im letzten Grunde sei aber all' dieser ungeheure Fort- chrilt nicht blvs ans menschliche Größe und Weisheit, sondern auf Gottes Güte zurückznfühle» ; darum könne der Grundakkord, der unser Inneres an der Pforte der neuen Zeit dnrchklingc, nicht an ders lauten, als „Ehre sei Gott in der Höhe!" — Von jeher war der Altmarkt in der Splvesternacht der Sammelplatz stflvester- und neujahrsfroher Menschen. Wie hätte es da anders sein können, nachdem man mit aller Wucht amtlicher Autorität die Jahreswende zur „Jahrhundcrlwende" ge stempelt hatte? Als die Zeiger der erleuchteten Nathhansnhr ihrer Begegnung in der Mitternacytsstnnde zuslrebtcn, ging cs wie ae- heinmißvoÜes Rauschen durch die Straßen. Uebcrall öffneten sich Fenster und Hausthüren, und Alle, die unterwegs waren, schienen magnetiich nach dem Markte gezogen zu werden. Bald war der weite Platz denn auch von Menschen gefüllt. Alt und Jung, Männlein und Weitsten» fand sich ein. Alles beglückwünschte uiid freute sich seines Daseins. Von !1 bis 3 Uhr Nachts war der Altmarkt für den gesammten Fährverkehr gesperrt, nur die Straßen bahnwagen durften passiren. Eine ansehnliche Zahl Schutzleute war auf alle Zugänge des Alimarkts und auf letzterem selbst verthcilt, um Ordnung und Ruhe möglichst aufrecht zu erhalten und gegen gar zu Uebermiithige einznschrcitcn. Bis früh gegen 3 Uhr setzte sich das Drängen und Treiben fort, die Äbziehcnden wurden immer wieder durch neue, nach und nach auS den Wirth- schaftcn kommende Menschen ersetzt. Äerhaftungen imlßteii, wie verlautet, vcrhältnißmäßig aber nur gegen Wenige verfügt werden. Im großen Ganzen verlies — immer die große Masse von zum guten Theile nicht mehr ganz nüchternen Leuten berücksichtigt — die Wendefeier in recht znfiiedenstcllendcr. der gutmüthigen Sinnesart der Dresdner Bevölkerung entsprechenden Weise. Bis in die äußersten Verkehrsadern der Vorstädte hinaus pulsirte übrigens allenthalben reges Leben: Dort wie hier glaubten Manche, cs müßte ihnen das Herz abdrücken, wenn sie ihrem Drange, „Prosit Neujahr!" i» die Sttlvcsternacht hinanszuichrcien, nicht hätten genügen können. Möge das neue Jahr Allen, ob sic cS nun nach amtlicher Vorschrift als das erste des 20. oder nach mathematisch-logischer Ueberzcugung als letztes des 19. Jahr hunderts ansehen, recht viel Glück und Freude bringen! — Gestern feierte der Auswärter im Königl- Oberhof marschallamt, Herr Carl Lehmann, sein 25jähriges Dienst- jnbtläuin. Dem allgemein beliebten Manne wurden zahlreiche Auszeichnungen zu Theil. Se. Majestät der König ehrte ihn durch eine Geldspende. — Das B earäbniß des Herrn Stadtrath Dr. Phil. Bierey findet morgen, Mittwoch, Mittags 12 Uhr aus dem Trinität' sriedhofe von der Todtenhallc ans statt. -Mit - - Tagen Herr Geh , ^ . . Glücklicherweise ist seit gestern eine Besserung in dem Befinden cingetretcn. — Die ans Grund des Jnvaliditäts- und Altersversicherungs- Gesetzes vom 22. Juni 1889 »nd des Invalidenversicherungs-Gesetzes vom 13. Juli 1899 für das Königreich Sachsen init dem Sitze in Dresden errichtete Versicherungsanstalt führt vom I. Januar 1900 ab den Namen „Landes-Vcrsichcrimgsanstalt Königreich Sachien". Vorsitzender des Vorstandes ist der Geh. Re- gterungsrath Weger: z» dessen Stellvertretung ist der Odcr- regierungsrath v. Steindel und in dessen Behinderung der Re gierungs-Assessor Dr. Haberland berufen. — Einen schlimmen Jahresschluß batte Herr Blimienfabrikant G. Rothcr durch ein in seinem Laden im „Kaiserpalast " am Sonn tag gegen Mittag entstandenes Feuer. Der Besitzer war in der II. Stunde im Geschäft anwesend, als plötzlich durch Kurzschluß der elektrischen Lichtleitung einige der leicht brennbaren Waaren ent- :is- großcm Bedauern vernimmt man, daß seit einigen Geh. Rath Professor Dr. Fiedler schwer erkrankt lst. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Wie die „Schles. Ztg." von gut unter- steter Seite erfährt, wird der 200. Jahrestag der Krönung dcs crstcn prcußisck> en Königs an» 18- Januar 1901 in Königsberg (Preußen) in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin, zahlreicher Fürstlichkeiten und sonstiger geladener Gästen durch eine große Feier begangen werden. Die .Hauptstätten der geplanten Festlichkeiten werden die Schloßkirche. in der sich Friedrich I. am 16. Januar 1701 und Wilhelm I. am 18. Oktober 1861 dieKönigs- krone aufsctztcn, und der über der Kirche liegende, zu allen großen Festen beiintztc sogeiianistc „Moskowitersaal" sein. Dieser rst bei 83 Meter Länge. 17.9 Meter Breite und 6 Meter Höhe einer der größten Säle Deutschlands. Bei der Krönunasseier im Jahre 1861 waren zu einem dort anaeordnetenConcerte 5000 Einladungs karten ansgegeben worden. Der Name „Moskowitersaal" ist auf den Saal wahrscheinlich von einem Gemache übertragen worden, in dem die moskowitischcn Gesandten ausgenommen wurden, die sich 1516 dort befanden, als der Markgraf Albrecht ein Bündniß mit dem Großfürsten Wasilij gegen den König von Polen einaing. Wie das „Bur. Ncnter'^ erfährt, soll der beschlagnahmte deutsche Dampfer „Bundcsrath" drei deutsche Offiziere und 20 Man» an Bord haben, die beabsichtigen, in der Armee der Buren Kriegsdienste zu thun. DaS „Bur. Reuter" erfährt ferner von amtlicher Stelle, der von einein englischen Kriegsschiff vor der Delagoa-Bai beschlagnahmte deutsche Dampfer .Bundesrath" solle bis zur Entscheidung des Durbancr Prisengerichts unter Beschlag nahme bleiben. Es werde hervorgehoben, daß ein ernster Gruiw für das Vorgehen der britischen Behörden vorliegen müsse, da die selben die Beschlagnahme vor dem Priscngericht vollständig recht fertigen müßten. Ueberdics werde erklärt, es sei der Wunsch der britischen Negierung, daß der gewöhnliche gesetzliche Handelsverkehr sremdcr Schisse an der Ostküste von Afrika möglichst wenig Be schränkung erleide. (Wiederholt.) Das in Windhock gegen den Prinzen Arenbera gefällte kriegsgerichtliche Erkenntniß ist kassirt und der Prinz, wie schon gemeldet, sofort nach seinem Eintreffen in Berlin in Untersuchungs haft genommen worden. Das neu cingeleitetc Verfahren wird mit voller Strenge geführt werden. Hintzc. Inhaber der großen Hamburger Exportfirma Hintze u. Möller, ist vcrichwuuden. In Straßburg i. Eis. erschoß in der Züricherstraße der Kaufmann Lud sicher, ein heruntergekommener Mensch, seine von ihm getrennt lebende Fra», sodann die Frau des Hauswirthes und sich selbst. Ein Berichterstatter, welcher das Wrack des Hamburger Damvfers „Pelotas" besuchte, meldet entgegen früher ver breiteten Berichten, daß der „Pelotas" keine Pnsfagiere an Bord hatte. Ein Theil der Gctreideladung wurde über Bord geschafft in der Hoffnung, das Schiff wieder flott zu machen. Für den Dampfer besteht keine unmittelbare Gefahr. Eine Llonddcvesche aus Dilngencß vom 30. Dez. Nachm, meldet: Die Mannschaft be findet sich noch an Bord des .Pelotas". Der Sturm läßt nach. Rettungsboote stehen bei dem Schiff: letzteres befindet sich in schlechter Lage auf einer Sandbank 300 Uards vom Ufer. (Wiederholt.) Oesterreich. In Wien fand im Ministerpräfidium unter Vorsitz des Kabincischess Dr. v. Wittek ein längerer Ministe r- ra t h statt, an welchem sämmtliche Mitglieder des Kablneis Theil nahmen. Wie die „Fr. Pr." inittheilt, hält das Ministerium Witiek mit der Publikation der 8 14-Verordnungen in der „Wiener Ztg." seine Mission für beendet nnd es wird sich in keine weitere volitischc Aktion, auch nicht in eine Einmischung in die deutsch- czcchischen Verständignngsversnchc einlasscn. Die „Neue Freie Presse" meldet: Das definitive Beamten in i n i st e r i u in. welches daS Kabinet Wittek ablösen soll, wird bald nach Neujahr gebildet werden. In parlamentarischen Kreisen wird der frühere Minister des Innern v. Körber als der in Aussicht genommene Ebel der künftigen Regierung bezeichnet. Mit ihm sollen Graf Weljersheimb als Landesvertheidigungsminister und der gegenwärtige Vorsitzende iin Ministerrathe v. Wittek als Eisenbahnminister >n die neue Regierung cintreten (Wiederholt.) Ungarn. Nach dreitägiger Verhandlung erfolgte die Ver kündung des Urthei ls gegen die 15 Personen, welche wegen Betheilignng an den Ausschreitungen in Holleschau angeklagt waren. 13 Angeklagte wurden zu Strafen von 13 Monaten bis zu 6 Woche» schweren Kerkers vernrtbeilt. 2 freigesprochen. Fast bei allen Verurtheiiten wurde aus Strafverschärfung durch Fasttage und zeitweilige Einzelhaft erkannt. Belgien. Wie das „Journ. de Bruxelles" meldet, wird der König, weil er leidend ist, keinen Neuiahrsempfang abhalteu. Das Leiden des Königs besteht in einer unerheblichen Verstauchung des Fußes, die sich der König im vorigen Winter an Bord seiner Jacht zugezogen hat. Transvaal. Die in dein Gefecht bei Bkalopo gefangen genommenen drei englischen Soldaten sagen aus, daß ein Stabsoffizier Baden- Powell'S in dem Kainpse getödtet und Lord Edward Eecil, ein Sohn des MarguiS Salisbury, und Lord Charles Eavendish Äcntinck verwundet seien. Die Engländer hätten den Ausfall ge macht, uni die große Kanone der Buren zu erbeuten. Die Verluste der Engländer seien sehr schwer. Der Vertreter des „Allaemeen HandelSblad" in Amsterdam hatte eine Uliierrednng mit Dr. Leyds, welcher erklärte, die Gerüchte von der Einführung von Waffen und Munition über die Dclnaoabai seien durchaus unbegründet und nur ein Vorwand für die Besetzung der Bai durch England. Leyds fügte hinzu, er glaube nicht, daß England in völkerrechtswidriger Weise die Bai besetzen werde. Uebrigens habe Transvaal einen genügende» Vorrnth an Waffen uiid Munition nnd fabrizire auch selbst die ihm nöthigen Munitionsvorrälhe: Lebensmittel seien für zwei Jahre gelingend vorhanden. Leyds bezeichnet«: alle Nachrichten über eine Intervention als völlig erfunden. Bezüglich der Be- bauvtiliig der „Daily Mail", er habe am 21. Dezember eine Zusammenkunft mit dem Minister Dclcassö gehabt, sagte LeydS: An jenem Tage hütete ich in Folge eines Jufluenza-AnfalleS das Bett, das besagt Alles. (Wiederholt.) Das britische Lager zu Victoria - West wurde am 28. De zember Abends alarmirt. Es entstand ein heftiger Kampf mit einer Abtheilung Buren, welche, wie geglaubt wird, die Bahn zerstören wollten. (Wiederholt.) Kunst und Wissenschaft. s Im Königl. Hofopernhause gelangt heute die reizvolle Weih- nachtspailtonnme „ D e r Kinder Weihnachtstraum" von Robert Köller und Flotow's „ Alcssandra Stradella* zur Aliffühnlng. Anfang 7 Uhr. - Das Königl. Hoffchanspiel giebt „Maria Stuart. Anfang halb 7 Uhr.
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