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- Erscheinungsdatum
- 1890-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189011127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18901112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18901112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-11
- Tag 1890-11-12
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Monat
1890-11
-
Jahr
1890
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«tapiüaü^d«*-u^l8°88t^e»ÄuÜ!m" Stettin für Haniburg-Rmnilnzffch« Packrlfabtt'ßlMen^seVfchaft 1« s armen«, Doppelschcanbrn-Schnelldampfn» „Kürst Bt«marck" wird Kürst Bismarck, auf der Rückreise von Bariin nach Frlrdrlchsnch, dort eintrefsen und den Taufakt persönlich vollziehen. Beim Untergung de» KviilgSberger Dampfer« .Kurier' in tzelsingör ertranken 6 Mann der Besatzung. Stach näheren Mttrbeilunaen Uber die schon erwähnte Sttan- düng de» deutschen Torpedobootes G. 5? erfolgte dieselbe bei Frrnnemark vor dem Hafen von Svancke an der dänischen Insel Bornbolm. Nacht» 12 Uhr bei halber Fahrt, in dichter» Nebel und fast in unmittelbarer Nübe de» kurz zuvor dort gleichfalls nuiaelaufenen dänischen Dampfers .Öresund', mit dessen Flott- machuug bereit« der Tcmcherdampfrr »Kattegatt' bcsibästigt war. TaS Torpedoboot lies unmittelbar vor der Militär-Schietzinauer bet Jrennemark aus eine Klippe auf, die 1'/« Meter über dem Meeresspiegel hervorragte. Dreißig Mann wurden sofort zu Hilfe vom Land bernseu und e» wurden kolossale Ballons herbeigeschafft, nni das Vorderschiff. das aus dem Felsen fest sab. zu hebe», was erst am andere» Tage gelang, nachdem der Tauchcrdainpser »Katte gat t" zn Hilfe areilt war und die Maschine des Torpedobootes rückwärts arbeiten konnte. Am Sonnabend ist cö dann, wie mit- getheilt, gelungen, das Torpedoboot wieder flott zu bekominen. In Kitzlngen wurden durch anöströmende Most-Gase die Bor- sleheri» tSchwester deö SieuendcttclSaner DiakvnissenhaujcS) und ein Zögling der evangelischen Kinderbewahranstalr gelüdtet. Der Zögling der Anstalt wurde in den Keller geschickt, um Kartoffeln zn hole», kam aber nicht wieder, was die Vorsteherin veranlabtk, nach ihm zu sehen, wobei sie von dem gleichen Schicksale ereilt wurde. Eine andere Schwester wurde bet dem Versuche, die Beiden zu rette», ebenfalls betäubt, aber noch lebend uns dem Keller gebracht. Lesterreich. Der böhmische Landtag wird am 28. d. Ni. ge schlossen und nach Neujahr zu einer Nachiitzuno einberusc» werden. Ter Ankgleicheansschub wird spätestens am Mittwoch seine Be- laiiningen über die LandeSknllurvorlage beenden, woraus das Ber- schleppnngsspiel der Jnnaczechen im Landtage selbst in nächster Woche wieder beginnen wird. Das offiziöse „Frenidenblati" schreibt, die feierliche Großjäh- rigktil-erkläriing deö Kronprinzen von Italien finde ein shnipa- ibischeS Echo auch in Oesterreich-Ungarn, dessen Herrscherhaus mit der Dynastie Savoyen durch die Gefühle gegenseitiger Werih- schahuug und durch verwandtschaftliche Beziehungen verbunden sei. Las Blatt schlicht seinen Artikel mir den Worten: ..Mit aufrich tiger Genugthriung begrüben wir das srendige Ercianiß, das in Italien die Zuversicht in die Dynastie vermehrt, ivelche die innere und änbcre Ruhe zn sichern bcsnebt ist." Im Palais des Eubiichoss Gruschau in Wien haben die Kon- sercnicn der österreichische» Bischöfe, denen auch Fürstbischof Kopp auS BicSlan beiwohnle, begonnen. In erster Linie dürste sich die Konferenz niit der Sckulftagc, dann aber auch mit den übrige» Fragen der inneren Politik, wohl auch mit den kommenden Reichs- laibswahle» beschäftige». Wie zu vetiiinihen stand, hat sich die Nachucht des Londoner Jlc-tteS „Truth". die Kaiserin Elisabeth wäre unter dem Inkognito cuicr Madame Nicholson in Rom angckommeu und vom Papsie in Privatandicni empfangen worden, nicht bestätigt. Der Kohlenniarkt in Prag ist, wie gemeldet, der Schauplatz ciucs schrecklichen Unglückes geworden. Gegen VM Uhr sliirztc au, Neubau des Eckhauses ein Stück des Gesimses unter genial ligem Krachen ans das Gerüste. Der Anprall war rin lo genial üger. dass das Gerüste deö vierten Stockwerkes in Trümmer ging, berabsiel und die unter demselben befindlichen Gerüste der übrige» drei Stockwerke mitnb. Von vier Arbeitern, welche bei dein obersten Gesimse beschäftigt waren, sprang einer noch rechtzeitig zur Seite, während die anderen drei mit den Trümmern in die Diese inilgcrijsc» wurden. Ihre Verletzungen waren so schwer, das; sie »ach wenigen Minuten denselben erlagen. Die furchtbar verstümmelten Leichen derselben wurden in das pathologische Institut übertragen. Die Lbsthändlerin Barbara Ha sek. welche vor dem betreffenden Hause Achsel verkaufte, wurde durch die herablassenden Tbcffe de? Ge rüstes verschüttet. Zwei andere Obsthändlern»«:» sowie 3 Arbeiter wurden verletzt, andere hotte» sich glücklicherweise noch retten können. Besonders tragisch ist das Schickial des ebenfalls getödtelen Hcius- inerslerS Brosche, der TngS zuvor erst geheirntbct hatte. Da man einen weiteren Einsturz befürchtete, wurde der Platz um den Neu bau abgesperrt. Eine starke Abtheilung SicherheilSwache hielt die Lrdinnig aufrecht. Hunderte von Menschen waren herdeigeciit und sammelten sich ans dem Kohlenniarttc au. Auch die Weiber vieler dort beschäftigter Arbeiter strömten herbei, um sich nach dem Schicksal ihrer Männer zn erkundigen. Die Arbeit bei dem Ncn- baue wurde sofort bis aus Weiteres eingestellt. Tie Untersuchung ist eiugeleitct. Frankreich. Bor einiger Zeit haben die Auseinandeisetz uugen zwilchen den Leitern des Credit sonxier daraethcm, daß letz tere innerhalb 12 Jahren 22 Millionen für die Presse auSgegcben hat und einer Anzahl Blätter feste monatliche Zuschüsse zahlt. Daß andere Bankanstalten ähnliche Summen der Pariser Presse niwendeii, ist bekannt. Jetzt steht derselben wiederum ein fetter Bisse» in Aussicht. Der Conseil general — etwa Berwaltungsralh - der französischen Bank hat zwei Millionen für außerordentliche, d. h. Preßzwccke, bewilligt. Doch ist dies nur ein Anfang, es werden noch weitere Millionen folgen, denn eS handelt sich um einen Feldzug, der wahrscheinlich einige Jahre dauern, wenn auch sicher vor Erneuerung der Kammer, also vor 1893, beendet sein wird 7 ab Privilegium der Bank läuft 1897 ab und mehrere Blätter haben schon ans dieselbe loSaescylagen, ihr namentlich vorgcwcnffen, gar zu sehr im Dienste gewisser Geldmächtc zu stehe», anstatt den cigeullichen Gewerbe« und Handelsstand zu fördern. Das Prlvilc- guun wird von der jetzigen Kammer erneuert werden müssen, denn die nächste Kammer ist möglicherweise viel ungünstiger zusammen gesetzt. I» Dünkirchen wurde eine Vorstellung der Over .Jaust" durch »umiiiche Kundgebung«! unterbrochen. Das Publikum hatte cr- mhren. daß einer der beide» Lecker des Stadttbeaters, Mertel, Teulscher sei und zchrie: »Nieder mit dem Prussicn! Nieder init dem Deutschen! Zurücktreten!' Es forderte die Marseillaise und beruhigte sich nicht eher, als bis ihm von der Bübne herab mitge- theilt winde, man werde sich unverzüglich mit seinen Beschwerden beschäftigen. Mertel ist übrigens keineswegs.Prussien", sondern (Mister. Sänimllichc Kapitel des Kultnsbudgetö wurden von der De- vulirteiikainmer ohne Abänderung angenommen. AIS Etchcvcrrey iRechte! die Unterdrückung deö Gehaltes von Geistlichen als nn- gewtzmäßig brzeichnete. erklärte der Justizinini er Fallie-rcs cS als ein nnlengbarcS Recht des Staate?, die Gehalter von der Regierung feindlich gesinnten Geistlichen zu unterdrücken. Der Staat werde Niemand verfolgen, aber er wolle die Gesetze von Allen respektirt wissen. Laaucrrc übersandte anher an Deroulede auch an den bou- lanqistischcn Dcpntirkrn Lesenne eine Ducllsordernng wegen einer Streiterei in den Wandelgängen der Kammer. In der Kammersibimg beantragte Maurice Fanre bei Berathung des KnilnSbndget- die Streichung des gelammten Budgets, das mit heutigen Ideen nicht mehr vereinbar sei. Die Bcratyung des Budgets wird mit 358 gegen 151 Stimmen angenommen. Schweiz. Bei der Wahl des «rohen RatheS in Gens wurden 51 Llbciaikonservative. 44 Radikallibernle. 4 Disscndcntcn und ein Unabhängiger gewählt. Der in dieser Weise ncngebildetc Grohc Rath wiw voraussichllich die bisherigen radikalliberalen Mitglieder deS Schweizerischen SlanderatheS dncch Libeialkonscrvalive ersetzen. Danach würden von den 44 Mitgliedern deS Sländcrathes 22 der konservativen Gruppe und dein Eentrnm angchören. Belgien. In den grötzercn Städten iand eine grohe Mani festation zu Gunsten des allgemeinen StimmrcchleS statt. Die Arbeiter durchzogen die Straßen mit rotben Jabnen und Tafeln mit de» Inschriften: »Wir sind der Sklaverei niüde! Wir er mahnen die Bourgeoisie zum letzten Male vor dem allgemeinen Streike" und Ähnlichem. In Brüssel wurde ein Meeting ge halten, i» welchem Polder» sprach und unter brausendem Beisalle erklärte: „Wir wollen das Recht, das selbst die Unterthanen der sehr katholischen Königin von Spanien haben!" Die Manifestation zu Gunsten deö allgemeinen Stimmrechie» in Brüssel verlief ln guter Ordnung, der Zug nmfatzle gegen 10.000 Personen. Bei Entgegennahme der bczilgltchen Bittschrift erklärte der Bürgermeister, er sei für die Erweiterung deS Stimmrechtes, aber Gegner deS allgemeinen Stimmrechtes. England. Bei dem Lordmayors-Banket hielt Lord Salisbury eine Rede, in welcher er erklärte, alle Anzeichen deuteten auf Er haltung des europäischen JriedenS hin. Der Besuch des russischen Thronerben in Indien sei hierfür eine gute Vorbedeutung. Mit Beziehung auf die Antistlaverci-Konferen, sagte der Minister, Holland allein drohe die Ergebnisse der Konferenz zu vereiteln. Loch Salisbury, sprach sodann die Hoffnung au», die Unterhand« t Italien betr. die Äbaremung der Interessensphären in «Yen alsbald abgelchloffen fern; mich die Unterhandlungen mit Portugal seien frei von jeder ernstlichen Besorgnitz, zumal heute mit diesem Lande ein provisorisches Abkommen getrosten worden iri. Der erste Lord der Admiralität, Hamilton, beantwor tete den Toast aut die Fstotte und erklärte, die für die Berslärkunq der Flotte genehmigten Schisse würden innerhalb der ursprünglich in Aussicht genommenen Zeit fertig werden; die jüngste Expedition gegen Witu beweise die Nothwendigkeft einer starken Flotte selbst m Frieden-,eilen. Der Staatssekretär des Kriege», Slanhopc, erwlederte den Toast auf da« Heer unv machte dabei die Mittbe»- luna, eS sei nicht wahr, dah inan mit dem Magazingewehr einen Miherfolg erlitten bade, er hoffe im Gegenthell. im nächsten Jahr da» gesammte reguläre Heer im ganzen Reiche damit zu bewaffnen. Salisbury kam sodann aus Amerika zu sprechen und erklärte, er sel erfreut, dah der Freihandel jrnleit« des Atlantischen Ocean» einen Sieg oder doch einen icheinbaren Sieg errungen Hab«: sollte eS sich nicht in» die Sache des Freihandel« gehandelt haben, so sei es doch meisten» ein Protest gegen sie extravagante Schutzzollpolitik ge wesen ; der Tarif-Konflikt dauere ober i» der ganzen Welt fort. England müsse diese» Kamps aussechten, cs könne aber keine Re- prestalieii üben, da der englische Toris bereit» aus den niedrigsten Stand gebracht sei. Was den Konflikt zwischen Kapital und Arbeit nngehe. so müsse er jede legislatorische Beschränkung der Arbeitszeit bekämpfen : der einzige Bortheil, den England vor anderen Ländern im HandelSvertehrc habe, bestehe in der Freiheit seiner Institutionen. Begebe sich England dieser Freiheit, io werde es durch andere Länder an Kapital, Handel und Wohlstand überflügelt werden, und die Ersten, welche darunter zu leiden habe» würden, wären die Arbeiter. Ter ziemlich uneranicklichc Streitfall Stanlcy-Barttelot zeitigt eine wahre Flulh von Erklärungen und Gegenerklärungen. Das englische Emin-Ersatzkoinitce stellt in Abrede, das; das Bestreben, Emin zu rette», von den, Gedanken an persönliche Vvrtheile und der Sucht nach Ruhm. Ncichthümcrn oder Elfenbein einaegebcn gewesen sei; eS wäre nur festgesetzt woide», das;, falls in Wadelai Eckendem voigesunden werde, dasselbe nicht gänffich der egyvtischcn Regierung znsullen, sonder» in gerechlem Verhältniß zur Deckung der Auslagen des Komitees verwendet werden sollte. Stanley habe der Expedition seine Dienste nicht nur unentgeltlich gegeben, sondern ihr auch große Geldopser gebracht. (Wer's glaubt!- Leut nant Ward erklärt, er habe Barticlot nie etwas thun leben, dessen sich Stanley nicht auch schuldig gemacht habe. Uedrigens geht aus allen Veröffentlichungen hecvor, daß Stanley'S neueste Ge schichten aus dem Nambuya Lager schon seit zwei Jahren bekannt sind. Damals erklärte das Emin - Evmitee sie für märchenhaft, während Stanlen selbst sie als erlogen <!) bezeichncte. lieber die erwähnlc» groben Stürme in England laufen nähere Nachrichten ein: In Becknst waren die liesgelegenen Strichen unter Wasser nnd in Eheihirc wurden die Dächer von mehreren Häu sern herabgeweht und Bäume entwurzelt. Tie höheren wallffischen Berge sind mit Schnee bedeckt. In Eastlisland richtete der Orkan grche» Schaden unter der Menagerie von Bostock und Barle» an. In mehrere» Fällen wurde die Bemannung verunglückter Fahr zeuge durch Naketenleine» gerettet In Dover hatten die Post- dampier eine Haide Stunde lang Mühe und Noth mit der Land ung. Der Hasen von Holyhead in voll schntzsuchender Schisse. In Liverpool wurde die Fahrt der Lokaldamvier aut dem Meise» ein gestellt. In Wales wurde der Betrieb in den Kohlengruben. Stein brüchen und Ziegeleien io sehr gestört, daß 8t»0 Arbeiter feierten. Ter Advokat EastioniS gab zn, daß sei» Elient Rossi erschossen habe, betonte jedoch den Politischen Charakter des Mordes. Stanley strengt einen Prozess gegen Barttelot's Familie an nnd hat bereits für diesen Zweck den Notar Lewis und den Advo katen Sir Charles Russell engagirt. Bei Tcmnton hat ein Zuiammciistoß zwischen einem Gülerzng und einem Sondcrznge staltgefnnden, welch' letzterer von Süd afrika in London angekoininenc Passagiere nach Pinmonlh beför derte. 10 Personen sollen gctödtck, 8 verwundet sein, darunter mehrere schwer. Dänemark. Ter schwedische Dampfer „Kurcr" und die nor wegische Barke „Rex" sind im Sunde znsaminengestobeu. Der Tampser sank augenblicklich: Kavitä», Maschinenmeister, drei Männer und 2 Frauen ertranken, drei Mann sind gerettet. Tic Barte ist stark bcsihädigt nach Hrlsingör bngsirt worden. tHriechenlmid. Tie Thronrede bei Eröffnung der Kammer erwähnte der Geburt des Enkels de? Königs. Sie sagt weiter, Griechenland wünsche stets freundschaftliche Beziehungen zu den übrigen Mächten. Ter Mmisleiwechscl sei durch Kundgebung der Polksmcinnng bei den letzten Wahlen herbcigeftihrt. TaS Mi nisterium sei von der Zweckmäßigkeit der Rücktehr zu einem Wahl system überzeugt, welches aus dem alten Wahlgesetz sich gründe: es werde keine Anstrengungen fehlen lasse», die Finanzen zu ver bessern, damit der Staat alle seine Verpflichtungen erfüllen könne und daS Gleichgewicht in den Finanzen anfrecht erhallen. Tic Ordnung des nationale» Vcrlhcidigungssystcins werde die Auf merksamkeit der Regierung ernstlich beschäftigen, ebenso die Ent Wickelung der Gemeindeeinrichtungen. Die R ' fällig ausgenommen. Die Rede wurde sehr bei' Kunst und Wissenschaft. -f- Die Musikaufsnhrungen vom Montag. Cvn- certe höheren Stiles bis zu vieren und fünfen an der Zahl an ein und demselben Abende sind bei uns in Dresden keine 'Selten heit mehr und ein mit der nöthigen Ruhe nnd den erforderlichen Nerven auSgcstatleter Mensch hat sich mit der Zeit gewöhnen ge lernt, solche weit über das Bedürfnis; gehende Erscheinungen mit derselben Resignation über sich ergehen zu lassen, wie etwa einen regelrechten Platzregen in Milten einer anmntbigen Sommerpartie. Eine solche Miniatur-Sintflutb von musikaistchen Darbietungen ging auch am Montag aus uns Dresdner nieder und um von ihr beruhten zn können, wäre es entweder nüthig geworden, sich in diei Tbcilc zu zerlegen, oder von einer jeden der in Aussicht stehen den Ausführungen nur 33'/r Prozent zu berichten. Da die crsterc Bedingung schwerer zn erfüllen war. als die letztere, so konnte die Entscheidung keine weiteren Schwierigkeiten bereiten und präzise zur gegebenen Stunde mußte denn der Anfang mit der Orchesicc- mifsühriing des Königl. Conscrvatoriums in Brauns Hotel gemacht werden. Ei» außerordentlich zahlreiches Publikum begrüßte hier warm und sympathisch die Borträge des jugendlichen Orchesters und der Solisten-Elevcn des Instituts, welche diesmal zur Beschaffung von Existenzmittcln für ihre ärmeren und armen Mitschüler mit ganzer Hingebung cintralcn. TasConscrvaloriiims- Orchester, das gegcinvärlig ca. 30 Vertreter nnd Vcriictcrinnc» des Streichquartetts anfweist nnd in den Holz- nnd Blechinstrumente» (namentlich in den Trompeten) sehr befriedigend besetzt ist, spielte unter der feinsinnigen und geistvollen Führung des Königl. Concert Meisters Pros. Rapvoldi zunächst in abgerundeter und lovcnswcrthcr Ausführung die Gadc'jchen „Nnchklänge von Lisian" (Ouvertüre) und begleitete später, unter Führung eine? Mitschülers, Herrn Bruck (aus der Rappoldi'schen Direktivnsklasse). mit gleichem Ge lingen einige Jnstrilmental-Solonummern. Bon den Solisten deS Abends zeichneten sich in erster Linie Frl. v. Nießen. von Herr» Hofopernsänger Jenscn gebildet, und Herr Kaffer, ans der Klasse deö Königl. Kammermusikers Herrn Gabler, am vorlheilhafteften aus. Frl. v. Nießen sang mit hervorragenden Mitteln (Alt) nnd einer vortrefflichen Schule vier Nummern auö Jcnscir's Tolorosa- Geiängen. Die junge Dame gab sich als ein entschiedenes Talent von vielversprechender Zukunft, als eine Sängerin, die schon heute Anspruch auf «ine nicht gewöhnliche Kiinstlerichast erbeben darf. Herr Karl Kaiser ist (als Sohn des Königl. Kammermusikers Kaffer) in Wahrheit ein geborener Elarinettist. Im Vollbewnßtsei» dieses Bortdeiles hatte er sich eine» der schwierigsten Wcrke, die fürElari- nette geschrieben sind, das Svohr'schc zweite Conccrt (op. 57) znm Vortrag gewählt. Wohl sah man diesem, wie es schien, gewagte» Anstiche mit einigen Zweifeln entgegen, rndetz ging Herr Kaiser siegreich au» allen Schwierigkeiten hervor. Seine Technik ist sauber und gelänsig, er spielt mit großer und seltener Tonfülle nnd mit einem aparten Geschmack, der irinem jugendlichen Alter alle Ehre macht. Direktor Prot. Krantz, Concertmeistcr Rappoldi und andere Professoren des Instituts Machen nach dem Vorträge Herrn von Ehopl», Schumann, LiSzt (ka-ilur-Polonaise) als künstlerisch veranlagte Pianistin (aus der Klasse des Herrn Direktor Pros. Krantz) und Frl. Wilhelnismann (Klasse Rappoldi) mit der lobcns- wertben und technisch befriedigenden Ausführung de» Gade'ichen Violm-Eoncertes, op. 56 (Romanze nnd Rondo). DaS Programm vcrzcichnete noch: Die erfteArie der Königin der Nacht („Zaubcr- flöte") von Frl. Malmcds (Klasse der Hofopernsängcrin Frl. Orgeni) und Beethoven » 7. Sinfonie (EonjervatoriumS-Orchester), indeß war der Zeig« ein« alten bewährten Remontolr-Uhr bereits auf eine Zeit gerückt, die im Hinblick auf die noch zu erledigenden Pflichten eigentlich schon als Berivätung gelten mußte und jedes weitere Verweilen in Brnm's Sälen ansmiloß. Mit Hrlie eines noch ziemlich feurigen Araber-, dessen Voriahren belfere Zeilen gesehen haben mochten, und dem dazu gehörige» Geschirre (Droschke 78) war der Weg von der Pirnaischen Straße nach dein Martin Luther-Platz mit einer an dergleichen Thieren und Gefährten sonst nicht gewohnten Schnelligkeit zurückgelegt und man kam dein, Ein tritt in das schöne und stimmungsvolle Gotteshaus der Martin Luther-Kirche gerade noch recht, nm von dem hier (zum Besten der Unterstützungsknsse für arme Konfirmanden) veranstal teten geistlichen Concert den allerbesten Eindruck zu erhalten. Die Aufführung war mit der Rbeinderger'schrn Fuae ans der Pastoral- Sonate (von Hern, Organist Bruchmann gespielt) und zwei alt- kirchlichen Gelängen von Joach. v Burgk nnd Joh. Waller l 15.57,- eingeieilet worden, welchen sich, als Haavlnuminer, die Reforma tions-Cantate für Soli. Orchester, Ehor und Orgel von Alb Becker aiischlok. DaS Wert ist gelegentlich des Luther-Jubiläums (10. Nov. 1883) geschrieben, nach Worten der heilige» Schrift mil Hin- zusügung zweier Ebvrälc nnd eines Liedes von Luther. Es ist eine wohlgelungcne und treffliche Eomposiiion. voller Weibe und Kraft, ein echt protestantischer Lobgeiang, der sich Lnlher's Ebvral „Eile feste Burg ist unser Goll" zum Leitfaden nimmt und die Cantate überzeugungsvoll in die Worte auskiingeii lasst: „Das Reich muß u»S doch bleiben!" Herr Kantor Romhlld Halle daS Merk svrgiältig und gewissenhaft stndirt und brachte es un'eeMi! Wirkung des freiwilligen und ständigen Kirckenchvies, de, Solisten Frau Camilla Popp (Sopran). Frl. Helene Knanth (Alli, Herrn Kannneriünger Glömme »Baß), Herrn Organist Brnchma»» und des Philharmonischen Orchesters, in hoher Besriedigniig zn Gehör. Die i Kirche war lehr gut besucht »nd io hat die Aufführung auch nach der materiellen Seite hin ihren Zweck vollständig erftrllt. — Unter dem Anhoren deS gröberen DHeues der Eanlale waren aber wieder 45 Minuten vergangen, die meiner Rvsinante aus dem spärlich er- lenchlelen Martin Lnlher Platz zn einer Ewigkeit geworden ichicnen, den» ungeduldig schnaubte mir da? gute Thier beim Wiebereeicheinen entgegn», »in mich, nach dem »iismunternden Ruse seines Fuhier? „Allons Rose", innerhalb weniger Minnten nach den Nenslädicr Casino-Sälen in das EoneerI der R c >- source der Dresdner Kanftnannickait zu bringe». Hier beendigte eben den letzten Satz des Vecthoven'ichen Eoucerlcs in ft (die Ani- iährung batte erst um 8 Ul e begonnen) d»e feinsinnigste und poe- titchsle aller Pianistinnen. Frl. Elotffde Kierberg. Tein Beelhoven- schen Werke ließ Frl. Kleeberg in gcroohnler Vollendung drei kleine Solostncke: Miguoiine-Elnde v. Schält, Chaconne von Dubais nnd einen Steph. Hcller'ichen Walree iolgen. Daneben ersccnle Herr Kammersänger Anton Erl mit der technisch vollendete» Ans- fülming einer Anzahl reizender' nnd graziöser Lieder van Schumann, ! Sucher und Gomiod. Die Attraktion de? «tanzend verlaufenen j Coneert-Abends wurde indes; Frl. Emm» Tcwky, der Eolomtiir- j iängcrin des Hamburger Sladlli-ealcrS, welche man hier znnr ersten Male hörte. Die, nebenbei gesagt, vitdschviie Künstlerin, machte den Eindiuck einer ganz hervorragenden Sängerin. In der Tra- viata-Arre, einer» Lolcrv uns der „Sizilianrichcn Vesper" nnd in nngarffckcn Liedern zeigte sic große und bedeutende Stimmmittel, die »ul voller Kraft bis zum hohen lt und in etrKovistnmrie noch höher hinausrcichen nnd von seltener Lcuchltrail getragen sind. Dazu gesellt sich Temveramcnt nnd ein Empfinden, nie es sonst unter ihren Fachgenossinnen nur selten zu finden ist. Allerdings enibchrt die Slimmc in der Höhe, trotz ihrer Kraft nnd Fülle, manchmal des Wohllautes, aber dieser Umstand m jedenfalls nur die Folge einer weniger vornehmen Gesangsmcthode. Würde Frl. Tclely unter hervorragenden ninsikalffchen Leitern singen, so wäre dieser Erscheinung gewiß bald abzuhelfen. Die Künstlerin wurde mit allen Ehren ausgezeichnet nnd mit besonderem Interesse von Herrn Geh. Rath Bär gehört. Die Lrchesterbeglcitung führte die Gewrrbc- hauskapellc nnler Trenkler — für das Vccwovcn'iche Concert sehr befriedigend ans — in der Begleitung der Opern-Fragmente »Frl. Teleky) waren dagegen verschiedene nicht ganz unwcicnttichc Schwan kungen zu beinerlcn. Das Elavicr-Aecvinpaaneineiit hatte Herr Müller-Reuter übernominen, selbstverständlich in ausgezeichneter Durchführung. — Nach Erledigung dieses dem Charakter unserer Zeit nnd der praktischen Devise „timo w inouez'" in jeder Beziehung entsprechenden Massengennsses der gedachten drei Eoncertc durste man dem Rest des Abends, oder vielmehr dem der Nacht, mi! dem gehobenen Bewußtsein näher treten: seine gute Schuldigkeit gethan zu haben. Herrinaun tarcke. Im Residenztheater erweist sich Direktor Kari's „Kafsec- Gust' l" noch immer als Zug- und Kasscnstiick. Die brillante Lokalkomvdie gehl, aus vielfachen Wunsch, auch beute Nachmittag 4 Uhr (bei gewöhnliche» Preise») r» Szene. Abends gelangt mit Herrn Carl Sonlag als Gast das Wildcubrnch iche Schauspiel „Die Ha u b e n l e rcb e' zur Aufführung. DaS Stück gehört zu den interessantesten Bühncinverten, die in jüngster Zeit ge schrieben wurden. Die fesselnden, aus dem alltäglichen Leben ge griffenen Situationen und die meisterlichen Cbarakterzeichnungen machen das Werk zu einem Schauspiele, das Jeder, der unseren Zcilfcaacn Beachtung schenkt, geichcn haben muß. v In dem für nächsten Dienstag, den 18. d. M., bevorstehen den Wohlthätigkeits-Eonccrte in der Johanneskirche singt Hofovernsängerin Fr. Witlich die Arie „Höre, Israel" (aus dem Mendelssohn'schen „EliaS") und Hofopernsängcr Stritt die Arien: „Mit Würd' und Hoheit" („eschüpfung") und „Sei getreu bis in den Tod" („Paulus"). Eonccrtsängcrin Frau Bächi-Fährmann be- theiliat sich an dein Programm mit dem Hymnus: „Erbarmen" von Nicode und einem geistlichen Liede: „Ich möchte henn" von Fährmann. i Herr Hugo Koppel, den hiesigen musikalischen Kreisen als trefflicher Eoncertsänger nnd Musiker bekannt, ist nach einem jahrelangen Aufenthalt m Amerika in seine Heimath zurückgckehrt, »in sich hier dauernd als Conccrt-, Oratoriensänger nnd Gesangs lehrer niederznlasscn. -f Im Stephansdom wurde gegen Anzcngrnber'S „Vierte? Gebot" gepredigt. -f Die Berliner „Vörjen-Zcilung" berichtet: Ein Konslitt zwischen Herr» Dr. Dcvrient und Herrn Ma t k owsky soll die Ursache zu der plötzlich etfoltsten Verschiebung der für Sonnabend angesetzt gewesenen Aufführung des „Kaufmann von Venedig" im Berliner Königl. Schanspielhame gewesen sein. Ans der Probe des Dramas am Freitag soll sich zwischen Direktor Devricut und dem genannten Künstler ei» Streit entspannen haben, der einen sehr gereizten Charakter annahm und dainit cnbcie. daß HerrMat- kowsky dem Direktor empört die Rolle .vor die Füße warf", er klärte, nicht Wielen zn wollen, nnd das Theater verließ. > Der „Deutsch. Ztg." zufolge beabsichtig! die Grillparzer- Gesellschaft anläßlich des hundertsten Geburtstages Grill parzers (l5. Januar I8!ft) die Aufführung der Wcrke des Dichters an deutschen Bühnen zu veranlassen. -t- Nachdem der »ichrfach erwähnte Prozeß zwischen dem Te noristen Herrn Birrcnkoven und dem Kölner Stadtthcatcr in allen Instanzen von Herrn Direktor Jul. Hostnann gewonnen wurde, ist Herr Birrcnkoven nun als Mitglied der Kölner Bühne ausgetreten nnd hat glänzend debntirt. „Herr Birrenkoven", wird uns von kompetenter Seite berichtet, „sang den Lyonel nnd der Erfalg war genau wie bei Emil Götze. In der äußem, Erscheinung freilich nicht jene behäbige Pächtcrsigur, wie svlchr seit den letzten zehn Jahren auf imserer Bühne stereotyp geworden ist, sondern mehr ein junges Bancrnhürschcben, der freilich von Akt zu Akt mit keiner Aufgabe wuchs und im Finale des dritten und i» der großen Dno-Szcne des vierten Aktes mit heldenhafter Kraft einietzle nnd nach berühmtem Götz'schen Nüster den ursprünglich schüchternen Lyonel in einen verkappten Lohengrin ninwandelte. An der ge sanglichen Leistung BirrcnkovenS mußte man seine Freude haben, so voll tönend »nd sympathisch ilangen die Töne von seinen Lippen. Wir freuen nnS, in Herrn Birrenkoven einen wirklichen gediegenen Repertoirsänger und teincn sogenannten Thcalcrprinzcn, die heu tigen Tages immer häufiger werden, gewonnen zn haben." Der Bericht ist für Dresden »mso interessanter, als Herr Binen- knvcn von 1893 ab für die Königl. Hofopcr fest engagirt ist. 1' Herr Karl Heinrich Döring, Professor nnd Lehrer am Königl. Konservatorium, bat im Verlage van L. Hofsarlh, hier, acht neue Klavicr - Ctride» (a>>. 67) erscheinen lasten. Wie alle Töring'- tchcn Werke Lehrmittel Non hoher Bedeutung sind, sn dienen auch die neuen Elnden vortrefflich ihrer Bestimmung nnd bezwecken zu nächst die Beförderung von Kraft, To» »nd Geläufigkeit (bei rnhlger »nd fortrückendcr Handlage) für Vorgeschrittene der Mit telstufe. Das den Elnden bcigegcbcnc Vorwort werden Lehrer »nd Schüler mit gleichem Vvrthcil nnd Interesse lese». Von Pros. Döring erschienen in jüngster Zeit ferner vier neue Männerchöre, die sich durch Sangbartcit nnd sriiche, ungekünstelte Empfindling onszcichncn. Tic biibjchen, melodiösen Gesänge (Verlag von E. Enlcnburg, Leipzig) sind dem Kölner Männe-gesangvereiii nnd de/ deutschen Mäimcrgesangvcrcin in Prag gewidmet. sr ^ <8 »» 2. A !? ZV <-* ö s *
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