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- Erscheinungsdatum
- 1890-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189007257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18900725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18900725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-07
- Tag 1890-07-25
-
Monat
1890-07
-
Jahr
1890
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201». Leite 2. »» Freitag. 2?;. Juli 1»4'.,tt waltnnaSkostrn sind erwachse» den OrtSkraukenkasserr 453.078 Mk. de» freien HIlf-kasse» l(8,4W Mk. Lei den OktSkiankentasjen kommen dabcr im Durchicknitt aus jede» Mitglied l^l Mk.. bei de» freien Hrlsskassk» l.41 Mk. Venvaltungskoste» Die vorlchriftS- mäßig anzuiammelnden ReiervefondS beliefen sich Ende 1880 auf 0.314.907 Mk. ,1888 nnf 5.303.521 Mk ). sind daher von etwa 7 Mk. pro Kopf im Jahre 1888 auf nahezu 8 Mk. gestiegen. Im Nebligen baden bei Ali ,1888 bei 211) Kassen, nämlich ll8 (128) Gemeinde- kiankenvrrsicbeningeii. t>6 (37> OrtSkrankenkasscn. 47 (27) Betriebs- krankenkassen. 4 ,8> J,inu»gSkrankenkassen unv 26 (22) freien HilfS- kasscn die regelmäßigen Einnahmen nicht hingereicht. uni dieAuS- »abe» zu derlei, Otienbar haben wir eS hier schon mit den Ein flüssen der im Dezember 488!) aufgetretenen Influenza zu thu>n. — Der Fcslplan für die dicsjähriae Vogelwiese ist von der privileairten Bogenschützeiigeiellschast cndgiltrg wie folgt sest- gesebt woiden. Das Aufziehen des^xrvßeir Vogels geschieht in der herkömmlichen Weile am nächsten Sonnabend Mittag 12 Uhr, an welches sied das übliche einfache vebeessen ansrt,liefst. Da» Schieben nir die Schützeniiiitalieder n»d deren Gäste beginnt am Sonntag Nachmittaa 4 Uhr. während das Hairptichicßcn am Montag llkach- »üikag 4 Ubr durch den König!. Kommissar eröffnet wird. Dem selben gebt Vormittaas Probesitneßen voraus. DaS Damcnschieben in auf Mittwoch Nachmittag halb 8 Uhr festgesetzt, und am Abend findet die berkönimliche Illumination, später im Schükcnzelt ein Täincbcn der Gesellschaft statt. Das grobe Festmahl der Bogen- schützeugeiclltchast wird am Donnerstag Nachmittag Punkt halb 2 Ubr im Schützenzeltc seinen Anfang »elnnen. Von der sonst an diewm Tage »eranstallelen groben GesangSaiissührung wird diesmal Abstand genommen werden Am Freitag Abend wird dagegen altem Herkommen gemäß wieder cm grobes Feuerwerk veranstaltet. Am Sonntag Mittag l Ubr soll ein einfaches Schutzcnmabl i»it Dame». Nachmittags t Uhr ein Prämienschießen für die Schützen und Gaste, sowie Abends ein Tänzchen ltattsinden: wllle jedoch das Hnwtichießeil am Coimahend nickt beendet worden iein. so wild dasjclbe an Stelle deS PrämicmchießenS am Sannlag fortge setzt. Zu gleicher Zeit erfolgt mich das Schießen der Sohne, dresscii und Enkel der Schlitzen. An jedem Nachmittag concertirt das N>nsikclior des König!. Sachs. Lcibgrenadier-'ReginrenlS 'Nr UX> Musikdirektor Herrmann). Ihre Nc'aicftätcii der König und die König,n werden auch in diele», Jahre die Fesiwiew mit allcrhöchslilnciii Bestick anszeickneii. — Die Zelistadt gebt nun allmählich ihrer Pollondnng entgegen: einzelne Bauten zeigen zum Thcii sehr ge- ichmackvalle Tckoralionen. Die zwei mächtigen Knppein de-sHippo droms lassen von Weitem schon die Festwiese erkennen. Auch das Münchner Büräccbrän irr wieder vertreten, wird aber diesmal von Ecnn Shlbe bewnllüchaftcl, während Herr Prokesch das Restau rant zur Hofbräniiisel übernommen hat. An Stelle deS icüheren Wrcksa'icke» ZclteS hat Herr Sieg von der Güldenen Aue ein! oroszes llleslanrant mit Hamburger Bussel e,»gerichtet. Neben dem, Wildichloßcheiizelt in der DaiiwfschissSrcihe hat sich ei» neuer „National Talon" anfgethan. bewirtlnrhaftet vom Oberkellner Bnino Sinio,, zGttidene A»e>. DaS Wiener Orplieiini ist von Herrn Nestanrakeur Lc'iliS Fuchs iVictoriaslraße) übciiiommeii worden. Das Feld'cklößckeiizelk ist diesmal in den Händen des Herrn Neslanratenr Schecke. Eine originelle musikalische Unterhaltung w„d in dcm Zelte „Rothe Amsel und Planen',cher Lagerbierkeller" l Inhaber Karl Arndt) geboten sein. Es concertirt dort alltäglich die Dresdner Sextett-Kapelle Posselt unter Mitwirkung desOecarinn- Blittio,en Eailo 9,'imakei ans Ercmona, eines inngen. vor Kurzem bier etablirlen Italiener-, der es ans dem etgenariMii Instrument ..Oeeariiia" zu grober Bollciidnng acbiacht bat. selir reiche Ab- wcch'elniig wird in diesem Jabre das Scbanvudenviertel bringen. An Museen verschiedenster Ark sind allein »der ein halbes Dutzend angemcldet, u. A. sind zu nennen das Mnicnm von Bolz. Schert, Sondermanii. Riedel, Ackert, Paty, sowie die groben Panoramen von Liebi,ig, Härtig und Kleeberg. Ferner haben sich angemeldet Mcver's Rutschbahn, Schlosjer'S Zwcrglheater. Rcisfarih'S EirknS, Hempel'-s Zoologischrs Theater. Tücher'-- Zaubcriheater. Wolsiiigcr'S j'N'cnagerie. Rühlmami'S Lachkabinet. Ferner erscheint der Inhaber des bekannten Floh-Enkus, Herr Johannes Günther, mit einer neuen „Kitnstlerschaar". die er erstmalig bei dem jüngst in Berlin abgchalkeneii Schützenfest prvduzirt hat. (Herrn Güntbcr ist seitens des HofmarschaüamiS zu Ailenbnrg ein Schreiben zugestelll worden, in welchem ihm für die gelungenen Vorführungen der Dank meh rerer fürstlicher Personen ausgesprochen wird.) Mit ihm konknrrirt nock ein zweites Floh-Theater. Ter neuesten Errmigeiiscknft. der Elektrizität, haben sich die Dampf-EarwimelS bemächtigt, indem nicbt weniger als vier mit elektrischer Beleuchtung anSgestattet werden. Für Sübigkeiten ist natürlich in Menge gesorgt. U. A. wird, wie seit 1875 in jedem Jahre. Herr G. Tob. Thomas ans Pulsnitz mit seinen Pfefferkuchen wieder vertreten sein. — ES schadet immerhin, mich bei einer trefflichen Forstverwal- lung und guter Gcntenanisicht. flcibigem 'Abprallen der Rinde und Spiogelreibcn der Ranpenncster im Mai. nichts, wenn man an gesichts der Verheerungen, welche der Nacht,chmetterling, die 'Nonne tUanchvi iiwmwba) in Bauern, namentlich nm München im großen und schönen Ebersberger Forste, bei Perlach, Sanerlach, Hofoldüia aiirichkct, auch andciwärtS zur fleißigen Durchsicht des Waides anffordert. Wenn 500,) Tagwerke Wald kahlge- frcsscn sind, so läuft der Schaden in die Tausende: da hätte aber ^ auch schon lange energisch ausgetreten werden müssen, umsomehr, als ,'cit 1888 die Pcnnehrimg der Nonne in dem Schleißdeimer Reviere eine anställig stacke war. Damals hätte man schon Gräben ziehen, die Weibchen ablesen, Rinden anfeuern, die schlimmsten Re viere cckbrenneii sollen, kurz alles das lhun, was man nun im ver größerten Maßstabe thunums:. Wir baden ja alle Jahre denBnch- drnckerkäier t ijc^tiwbiw 'I'vpc.crrai'lrrrs; und die Nonne, diese ärgsten Verwüster der Fichtcinoaldungen, bei uns und achten ihrer als cinicln verkommender Thiere wenig, weil kein gesunder Baum ver- rrocknct, wenn er nur von ewigen dicicr Käfer oder Schmetterlinge befallen wirk. Aber ihre Menge ist gciährlich: sie nur mackr die Wälder dürr und tvdt. Scbon der alte Lberjägermetster E. H. v. Sierstorpsf uno nach ihm viele Andere machten daraus aninrcrk- ,a»i, daß dir,e Insekten lieber solche Bäume ansallen, die nicht in vollem Safte stellen, sondern bereits kränkeln, sowie auch, daß sie dem grünen Windbrnch zuciicir. Im August fliegt rinn die Nonne, und auch wir werden das Tbier mit seinen weiße» Boiderflügcln. in denen schwarze Zickzacklinien sichtlich sind und ein rchivarzes V die Mitte cinnimmi, ieben. Der rosenrothe Hinterleib zeigt jchwarze Qucrbindcn. die Hinterfingel sind weißgrau und dunkel gezackt und linkt. Jetzt lebt die bräunliche Raupe, die auf dem zweiten Ge lenke einen sammetschwarzen Fleck zeigt, noch ans Fichten-, Eichen- nnd Akpftlbänmen oder findet sich am untere» Stamme als Puppe. Man muß sie nm Tage sowie später den Schmetterling an den Stämmen ablelcii und tödte», insbesondere nach den kranken, gipfeldnrren Bäumen sehen, auch in Friedhöfen, Privatwaldungen, Gärten und Promenaden. Solche aipfcldürre Bäume sind z. B. ans linieren alten Friedhöfen, zwischen KönigSbrückcrslraßc und Earolabrücke und aiiverwärts zu sehen, wenn wir auch nicht be haupten, das; sie befallen sind. — Das „Meißner Tageblatt" schreibt: Am Sonntag wurde bier ein Mann festgeiwinmcn, dessen Signalement genau ans jenen Menschen paßt, welcher dm Ran bau fall ans den Papier- waarenbäiislec nur dcm Fischhofplatz in Dresden gemacht haben soll. Dieter Mann wurde durch einen Dresdner Eriminal- gendnrmen nbgclwlt und der Eriminnlpolizci Dresden überliefert. — Tic verkohlte Leiche eines neugeborenen Kindes wurde, wie der amtliche Polizeibcricht vom 20. d. M. meldete, Tags zu vor irr der O'cnröhrc eines mckewohntcn Hintcrzimmers des Hauses an der'Apostelkirche Nr. 8 >» Berlin aufgesimden. Dieser grausige Fund bat inzwiichm die Kriminalpollzer beschäftigt, und die „Post" weiß darüber Folgendes zu berichten: In dcm Harne Avoslelkirche 8 wohnt ei» nach Berlin kommandirter Piomer-Ossizier. dessen Bursche am 19. Juli Nachmittags beim Reinigen der Wohnung der ersten Etage in dem Ofen des nach dem Hofe zu gelegenen cinfenstrigen Stübchens die kleine verkohlte Leiche fano. Der Bursche, iPionier K., machte dem Diener M. sofort Mittheiluna, und nun erfolgte die Anzeige bei der Polizei, woraus die krimInaE polizeilichen Recherchen ihren Anfang nahmen. Große Unannehm lichkeiten erwuchsen aus dem grausigen Fund der einstigen Wohmiiigsinhabcrm, einer jetzt in Cdarlottenburg wohnhaften Frau v. S^ welche den Burschen unter Versprechung eine» Trinkgeldes um Reinigung de» Ofen» gebeten batte. Die etwa 40jabrige Dame war bi» zum 1. April d. I. Inhaberin der Wohnung und batte die Zimmer an verschiedene Herren. Damen, zuweilen auch an Familien abvermiethet. Es ergaben nun die weiteren Recher chen. d.ih da» in Rede stehende Zimmer nacheinander verschiedene Damen bewohnt Hallen: der Verdacht, mit der verbrannten Kindes leiche in nächster Beziehung tu sieben, mußte sich aber aut eine junge Dame wenden, welche da» Zimmer vom August bis Sep tember V. I. bewohnt halte. Die etwa 26jährige Dame stellte sich der Frau v. S als Fräulein Jerry Norderney vor und bezog das Zimmer in leidendem Zustande. Eines Tages bat Fräulein Norderney ihre Wirihin, cmelsHebamme zu holen, da sie unter- leib»leidend sei und sich Rath erbitten möchte. E» kam auch eine in der B.-Ttraße wohnhafte Hebamme, welche sich nach einiger Zelt wieder entkernte. Bald darauf mußte ein Arzt geholt werden, weil Fräulein Norderney sehr krank geworden war. Dr. B. stellte starken Blutvslust fest und glaubt beute, daß der Zustand der inngen Dame die. Folge einer Geburt gewesen iein könne. Die noch nicht genug aufgeklärte Sache gtwrnnt dadurch an Jntrwssk. daß eines Tages bet Frau v. G rin Herr Vvrarsprochen batte, welcher nach seiner .Frau N. fragte, die bei ihr in, September v. I. ge wohnt haben sollte. Frau v. S. antwortete, es babe nur ein „Fräulein Norderney* bei ihr gewohnt, aber nicht eine Frau N., deren Name ähnlich dem genannten klingt, hier aber begreiflicher Weile verschwiegen bleiben muß. Der Herr erklärte hieraus sehr erregt, biß dies „Fräulein Norderney" seine Ehefrau sei. welche ihm von Dresden, wo er wohne, auSgrrückt sei. So weit sind bis heute die Recherchen in dieser Sache gediehen. Fräulein Norderney ist ermittelt, bestreitet aber, entbunden zu haben. DaS Weitere wird wohl die ürzlliche Untersuchung ergeben, ebenst' die Obduktion der verbrannicn und fast gänzlich verkohlte» Leiche. — Ans der Hauptstraße entstand vorgestern Abend in der Haus flur des Hauses Nr. 26, wo ein Bäcker sich einen Verkaufsraum eingebaut hak. ein Brand dadurch, daß die Gasflamme, weiche nicht mit einem Schutzblech vergeben war, die leichte Hoizbecke durchgebrannt hatte. Die Verkäuferin griff energisch ein nick löschte das Feuer selbst, obwohl die Jenerwehr mit möglichster Schnelligkeit erschien. — Gestern Nachmittag nach 3 Uhr ward die Feuerwehr nach Hotel Lingke, Secstraße, gerufen, woselbst infolge von Nauchansammlung im Keller blinder Feneriärm eulstanden war. — Im Hinblick auf die bevorstehende Zeit der Ernte- arbciten sei a» die geietzlichen Vorschriften erinnert, weiche über die SonrikagSarbeit m der Laiidwirtht'chaft zu beachten sind. Nach § 3 des Gesetzes vom 10. Ceptrmber 1870. die Sonn-, Fest- nnd BußtagS Feier betreffend. sind gewöhnliche Hantirnngen nnd die Wochcnarbeiten im Bereiche der Landwnthschaft, wenn sie außerhalb der Wohnungen und Ockononiiegebände stattfinde», ver boten nnd eS unterliegen dcm Verbote in» folgende Arbeiten nicht: 1) Ernrearbeilen nach Beendigung des PormillagSgotlcrdienttcS, vor nnd während des VvrmitiagSgvitesdiensteS nur in Nothsällen: 2) die Einholung des Grünfnticrs anßerhalb der Zeit de-s Vor-nnd NachniitlagSgotleSdienücs z 3> AnS- nnd Eintretve» des Vicheö außer den Stunden des Gottesdienstes. — Die diamantene Hochzeit stiert heute in Klipp Hausen Wilsdruff der 84iähnge 'Auszügler Karl Philipp mit seiner 82jährigen Ehefrau. — Ein begüterter Leipziger Bürger hat 15,000 Mk. zu dem Zwecke testamentarisch festgesetzt, die an verschiedene» Stelle» der Leipziger Umgebung besiadlichen Gedenksteine der Völkerschlacht bei Leipzig durch Marinoisleine zu ersetzen. — In Riesa wird seit mehreren Tagen der 8 Jabre alte Knabe Kurt Täschner vermißt: man vermnthct, daß er in der Elbe ertrunken ift. — Eine kürzlich wegen Uinändernng des Mcldcwcsens vorge- noiiimene Zählung der Bewolmer R ie > a ' S ergab eine EinwvN- »erzähl van !M3 Bei der letzten Volkszählung am 1. Dezember 1885 waren 7423 Bewohner vorhanden. Infolge dzeser Nevölkcr nngSzniialmie ist es nicht zu verwundern, daß trotz der vielen Neu bauten Mangel besonders an kleineren Wohnungen eingctrcten ist nnd in nenerer Zeit die Stadl mehrfach wohmmgslostn Familien ei» Unterkommen verschossen mußte. Ter Stadtralh hat sich daher schon intt der Frage der Erbauung von 'Arbcitenvohnhäusern be faßt. deren NenlalnlftÜl in Riesa außer Zweifel steift. — 'Am Sonnabend siarb in Zwrck a n der älteste dortige Einwohner, der !»0 Jabre alte pens. 'Anstaltsoberanfsehcr Herbrig, dem auch der dortige Militärverein seine Entstehung verdankt. — Landgericht. Als sich am 'Abend deS 4. Mai im „Eldo rado" ein hiesiger Handwerker Vvrübcrglhend einmal an einem Tan; bctkeiligtc, jchlenderte ein Frcindcc de» ans einem Tische der Galerie abgelegten Hut des Tänzers binunier in den Saal nnd bei dem Gewirr der Tanzenden konnte es nicht Wunder nehmen, daß der , lurpaan in wcnigcn Augenblicken ein ganz untörmiiches AenßercS erhielt. Zornentbrannt ließ der Besitzer des Hutes durch Eiinittclnng der anwcicndcn Gendarmen de» Namen dcsMissethästrS feststelleri. 'Als solcher wurde der Dachdecker August Reichgrdt ennitlelt, der zunächst Angabe seines Namens venvciacrle und, weil er sich auch nicht legitlinirte. verhaftet wurde. Dieser ganz natürliche Bcrlcius der Tinge war Wasser aus die Mühle des darüber erznrnstn Bru ders N. S, deS Bildhauers Eduard Reichardt, nnd da sich derselbe ganz nnbeingt in die dienstlichen Handlungen der Beamten mischte, wurde auch er als Aneslanr erklärt. 'Anfänglich fügst sich das Brüderpaar in's Unvermeidliche und raisorinnst mir. schließlich leisteten aber die inngen Leute hochgradigen Widerstand, indem sie sich mit den Füßen einstcmmtcn und niit den Händen nm sich ichlngcii. Vom iLchöfserigericht zu je 3 Monate» Gejängniß und l^Wochc Haft vernrtheift. legten Becke sowohl als auch die König!. Staatsanwaltschaft dnS Rechtsmittel der Berufung em. Bon den 'Angeklagten erschien gestern nur Emil Reichardt nnd nachdem Herr StaalSariwalt Tr. Bahr das Rechtsmittel zurückgezogen hatte, be stätigte die II. Fcrtenstrafkcnnmer unter Vorsitz des Herr» Larck- gcrichtsdirektors Kurs, das erstmstanzliche Urtheil. — Ter 36 Jahre alte Grnnwaarcnhandler Karl Heinrich Törichel war vom Schvsscn- gericht für schuldig befunden, am 26. August aus der Güterexpedr- tion der Neustädter Balmhöre mehrere Säcke im Wcrthe von 2Mk. gestohlen zu haben. Man fand die letztere» im Tragkorbe D.'s vor und überdies ist Tvrschel bei der Estzmiotage von einem Verwalt- nngsassistenten beobachtet worden. Ta der Angeklagte zum zwei ten Male schon gegen das siebente Gebot gesündigt hatte, so konnte er mit der Strafe von 4 Tagen Geiängniß sehr zufrieden sein. Allein er behauptest, trotz seiner vollständigen Ueberftihrnng unschul dig zu icin und legte deshalb Berusung ein. Sein haltloses E»t- laslnngsinvment war die Versicherung, er habe für 30 Pfennige Schnaps getrunken nnd sei sinnlos betrunken gewesen. Törtchel gcrirlh im Lause seiner Vcmehniuna in eine hochgradige Erregung, die in dcm kühnen Schlußsätze gipfelst: „Mich bam'ie Wiede Reiber ibeisallen, als wenn ich den ganzen Babnhof fvrlschlcpven wollte — zum Donnerwetter, ich bin doch kee Reiber »ich!" Da hierbei die Stimme des Redners einen solchen Umfang annahm, daß man sie auch außerhalb des Saales dcnllich verstehen konnte, io ließ ihn der Herr Vorsitzende wissen, daß eine derartige Tonart vor Gericht nicht zulässig sei, nnd daß im Falle der Wieoerholung sosorlige Abführung m die Hast erfolgen werde. Dem Antrag der Staats anwaltschaft gemäß winde bic Berufung verworfen. — Theresia Kaut, eine junge Münchncri», war im Sommer v. I. dis zum Oktober bei dcm Gaslwnth Lavcr Schund, Zacherlbrä», thälig ge wesen und ist angeklagt, dennelbe» eine Anzahl kupferner Zcihlmar- kcn im Werthe von 5 Mark gestohlen zu haben. Ein Theil dersel ben wurde auch in dcm Koffer der K. bvrgesriicken. Bei ihrer ersten Befragung in Posen, sowie vor der» hiengcn Schöffengericht leug nete die K. rundweg. Nach ihrer Venntheilnng zu 2 Tagen Ge fänglich war sic jedoch geständig, legte aber trotzdem das Rechts mittel der Berufung ein und machte gestern vor dem Landgerichte geltend, sic habe ihrem früheren Herrn nur einen Possen spielen wollen. Die Berniiing wurde einfach verworfen. — Ganz unver wüstlich im Lüge» ist der Maurer Johann Karl August Böhme aus der Lausitz. Obwohl der wegen Diebstahls im wiederholten Rückfalle vor die II. Fcricnstrciskaminer verwiesene Angeklagte schon 26 Mal, darunter mit 3 Jahren Zuchthaus, vorbestraft worden ist, log er doch anfänglich dcm Gericht vor. er ici noch ein unbescholtener Mann und ebenso benahm er sich der Anklage gegenüber, die ihm zur Last legt, «m II. Juni d. I., 6 Tage nach inner Entlassung aus der Strafanstalt, aus einem verschlossenen Keller eines Neubaues in Riesa ein Schurzlcder und diver'cs Mamerhandwerkszeng gestohlen zu haben. Der unverbesserliche Dieb verkaufte die Beute für 1 Mk. 50 Psg. und schob schließlich die Schuld an dem Vorgang auf angeblich sinnlose Betrunkenheit. Die Antwort auf diese neue Lüge läutete aus 2 Jahre Zuchthaus, K Jahre Ehrenrechtsverlust vom Schöffengericht Tragung der Gerickts- I. Tränkner wurde infolge eingewendeter Berufung, kostenlos irrigesprochen. hingegen der Prtvalkläger Hofheiduck Spiegel mit Zahlung der Kosten belegt. Fortsetzung de- örtliche« Theiles Seite t». vluge laurere am 2 xzayre Zucvivaus, a Joyv und Stellung unter Polizeiaufsicht. — Die l wegen Beleidigung zu 5 Ml. Strafe ur.d Tro kosten vernrtheule Schlossermeisterssrau I. Träi TageSgrschichte. Deutsche- Reich. Unter der Ueberschrlft: „Die deS Fürsten Bismarck" bringen die-Hamb. Nachr." folgende Aus führungen : Gewisse Prcßfedern sind eifrig am Werke. auS der Einfluiznahme de» früheren Kanzlers auf die in- und ausländische Publizistik zu beweisen, daß Fürst Bismarck geheime Pläne ver folge, daß er wie die Spinne im Netze nus der Lauer liege, um im gegebenen Augenblicke ans seine Bcnle lvszufahren urid waS dergleichen Unverstand mehr ist. Man will au» de» Aenberunaeir des Fürsten ein politisches System als das von ihm befolgte dcdirzlren. das nicht entfernt da» seine ist. um dasselbe ze nach dem Laufe der Dinge gegen ihn verivenden zu können, vor Allem aber ist eS darauf abgesehen, der gefürchtete» Wiederkehr de- Ver haßten in seine Aemter nach Kräfte» und mit allen Misteln vor zubauen. Daß diele Meiahr nur in siebte dir ihr Partei-Interesse ihn verwenden zu können. . der gesürcktele» Wiederkehr en und mll alle» Mil . r der Einbildung Derjenigen be« — ihr Partei-Jnteresie von ihr bedroht glauben, »aß es. abgesehen von der Unwalftschelnlichkktt einer kaiserlichen Zurück- benrsung de« Fürsten auf seinen Pasten, zur Einwilligung de» Fürsten einer Nothlaae des Vaterlandes bedürfen würde, die ihm reder gute Patriot erwart sehen wollen muß. nimmt den fraglichen Prrßbemühungen nichts von ihrer sie nach der anderen Seite synrptomlüiichen Bedeutung, während sie nach der anderen Seite hin freilich den besten Beleg dafür bilden, wie wirksam Fürst Bismarck, als e^nockr im Amte _ Sinarck durch die Geiprächc. die er mit fremden und elnheiinÜchcn Publizisten über Frage» der inneren und der ä»' immer nur der Erhaltung des Friedens und war. diejenigen Interessen vertreten hat. deren Bekämpfung die sozlaldemokratiich-forlschrittllch-radikal'kleritale Koalition aeaen den cschiedene» Staatsmann vereint. So gewiß es Ist, daß ' einhein . eren Politik führt, er Wohlfahrt des Reiches dienen will und dient, so frivol ist die Annahme, daß der Fürst bei seinen publizistischen Unterhaltungen eine periönliche Politik mit bestimmter» Endziele betreibe. Diese Annahme enthält nicht nur eine Verdächtigung deS Patriotismus des Fürsten, son dern ist außerdem willkürlich und gesucht. Der Fürst dürste sich mährend seines ganzen Lebens alS Staatsmann niemals in einer Phase von größerer Harmlosiakeil befunden habe», als gerade jetzt. 'Andererseils aber ist cs natürlich, daß ein Man», der 40 Jahre hiiidinch nur politischen Leben des Vaterlandes io hervorragenden Antheil genommen bat, wie er, nicht mit seinen Aemtem auch das Bedürfnis vcrlicri, sich niit der Politik zu befassen, über die Ziele und Wege derselben im Gespräch mit rliitcrrichtetcn Leuten seine Ansicht zu außer». Ta er diesem begreiflichen Bedürfrriß in der Einiamkcit von FrirdrichSruh. ii» Vcrkebc mit seinen steten Haus- ' ' ' ikii geiwssen u. s. w. nicht hinreichend enisprechcn kan», die aktive» Politiker aber Scheu tragen, ibn nlifzilsuchen und seine Ansichten zu vernehmen, jo bleibt dem Fürsten nichts Anderes übrig als der Empfang von Vertretern der politischen Tagespreise. Was die Gespräche leibst betrifft, so muß bei ihrer Beurlheilung bedacht werden, daß der Fürst dabei ganz nach jeweiliger Stimmung, nach jeweiligem Bedürfnis; versälnt. Nichts ist liier vorbereitet und dient eincin bestimmten System, wenn man nicht etwa die Absicht, stets Nutzen zu stiften, als das System des Fürste» bezeichnen will. Tie momentane DiSvvsiiion des Fürste», iein Befinden und die airßeren Umstände entscheiden in ganz zufälliger Weile über Wadi der Gegenstände des Gesprächs, über die Fori», in der sich der Fürst äußert, »»d über die Ausdehnung seiner Mittlieilnngcn: nußcrdcm kommt die PeriönlichkeitDericriige», mit denen er spricht, die Art der Fragestellungen an den Fürsten und die politische Materie, »m die es sich bandelt, i» Betracht. Aus allen diesen Umständen erklären sich zur Genüge d>e mancherlei 'Abweichungen, die den Berichten der Interviewer betreffs mehr nebensächlicher Puiiklc vorznkvmmen pflegen. Wir wissen nicht, ob diese gelegent lichen Bemerkungen hinreichen werden, die gegnerische Presse davon z» überzeugen, daß sie mit ihren, a»f die politischen Gespräche des Fürsten Bismarck bezüglichen 'Vorspiegelungen in den Auge,, aller Untcrrichlelen eine lächerliche 'Rolle ipielt; jedenfalls hoffen wir, daß sic außerhalb ihrer engeren Kreist mit etwaigen ferncrcn Be schuldigungen keinen Glauben mehr findet. lieber die Stellung des Fürsten Bismarck zum Sozialistengesetz geben die „Hamb. Nachr." im Hinblick aus daS Interview der „Dresdner Nachrichten" folgende naheliegende Erläuterung: „In freisinnigen Blättern wird ans Grund der an anderer Stelle dieses Blattes mitgetheilten 'Aeiiberrmg des Fürsten Bismarck über seine Stellung zur Sozialdemokratie der Vorwurf erhoben, der Fürst versiebe nur mit Gewaltmitteln zu regieren. Dabei wird übersehen, daß es gerade der Zweck des Sozialistengesetzes war, die Anwend ung wirklicher Gewaltmittel fo lange als möglich zu vermeide». Wenn durch Maßregeln ans administrativem Wege versucht wird, dcm Hereinbrcchen von Katastrophen thniüichsl vvrznbeugen, so ist das jedenfalls im Staatsinteresse nützlich und deshalb gutzuheißen." lieber die Interviews in Friedrichs»!!, schreibt in einem Leit artikel die „Nalional-Zeitung" : „Was die Interviews anbetrifft, so ist die Interviewnna des Fürsten Bismarck namentlich durch einen deutschen Journalisten, der naturgemäß vorzugsweise innere Fragen berührt, etwas ganz anderes als eine Interviewnna ge wöhnlichen, gewerbsmäßigen Schlages. Ein ausländischer Jour nalist. der den Fürsten nm eine Audienz ersucht, will in erster Reihe seinem Blatt einen Dienst erweise», der Sensaiionssucht, der Nenaierdc seines Publikums dienen; ein deutscher Journalist, welcher sich beim Fürsten Bismarck anmelden läßt, muß das Gefühl einer ganz anderen Verantwortlichkeit in sich tragen. Er macht sich an ein Unternehmen, das ein besonderes Vorstudium, eine sorgfältige Vorbereitung nnd eine ernsthafte Selbstbrüsuiig cr- hestcht. Thatiache ist, daß die erste Jntervicwnng des Fürsten durch einen deirlichcil Jonrnalisten — wir reden selbslvciständlich ohne jede persönliche Spitze — kein glückliches Ecgcbniß gehabt hat. Es bediirite erst der Audienz eines zweiten Redakteurs, da mit die Unvollsländigkeit, die Ungenanigkeiten und daö nnrichiige Relief des ersten Berichts oder der 'Aciißeriliigen des Fürsten richtig gestellt wurden. Tie Zwischenzeit aber benutzte» die vorhin ge nannten Partciblätter (Franks. Ztg. u. s. w ), um wieder einmal so recht in dem Genuß einer Bismarckhatz zu schwelgen und jede Aenßerung desselben so lange zu drehen und zu wenden, bis sie die gehässigste Deutung derselben berauSgesunden. um sie dann als des Fürsten eigenste, von ihm selbst bekannte HerzenSmeinung in ihren Leserkreis hinailSziischrcien unter reichlichster Zurschautragrmg moralischer Entrüstung. Dcm wahren moralischen Niveau dieser Blätter freilich entiprach es durchaus, daß sie, als die Richtig stellung deS ersten Berichtes erfolgt war, ans dieser nur ganz inr- vvllsländige Bruchstücke — den Schern zu wahren — mitthciltcn. um so den Glauben zu erwecken, als ob überhaupt eine wirkliche Berichtianng gar »ichi erfoigt wäre. Das erste Interview hatte ionach bloß die Wirkung, datz Alles, was in der Verlästerung und Verkleinerung des Fürsten Bismarck eine LieblingSausgabe erblickt, sich beeilte, dcm, nach der Meinung der Betreffenden, altgewordenen Löwen den üblichen Husschlag zu versetzen, wobei dies und jenes Blatt sich so gnrnicht genug thnn konnte, daß sein Verhalten eher die Vorstellung eines mit Hufeisen beschlagenen Tausendfüßlers als eines normalen Vierlinsers erweckte." Was dem großen Staatsmanne Freiherrn von Stein nach seinem Rücktritt vom Amte widerfuhr, darüber berichtet Pertz Fol gendes : „Tie nächsten Tage, welche der Entfernung eines großen Ministers aus seinem Wirkungskreise folgen, sind für ibn und ferne bisherigen Untergebenen und amllichc» Freunde eine Zeit der Prüf ung. Ter Geist, welcher bisher Alles bewegte, dessen Rath und Entscheidung Jeder zu suchen beflissen war, findet sich in einen Zustand nugewohittcr Untkäiigkeit und Vereinsamung versetzt, dessen Druck mir durch das Greisen zu einer anderen würdigen Thälig« keit gehoben werden kann. Er sieht sich von den meisten seiner täg lichen Genossen verlassen, die ihre amtliche Thätigkcit und Aufmerk samkeit reinem Nachfolger, wer er auch sei, znwendcn; es ist unge wöhnlich, wenn von dem eisernen Inventar der Gewalt sich Viele durch ihre eigene Gesinnung frei genug über die Rücksicht auf Vorthcil und Gunst erhalten, nur des alten Führers Werth vor seinem Nachfolger nicht zu verleugnen: und die schlechtesten unter denen, welche der Macht am nächsten stehen, suchen sich dieser durch absichtliche Kälte gegen Alles und Jeden, der der niedergebendcn ' frühere Hingeb- vcrlorene Muhe .. befällt den todtge- glaubten Löwen. Aber in solchen Augenblicken springk auch die Hülse von den Herzen besserer Männer, welche durch den Abstand ihrer Stellring bisher keine Gelegenheit sich auszusprechen, oder die sich in würdiger Selbstständigkeit von dem Mittelpunkte deS Einflüsse» und des Genusses fem gehalten hatten: sie treten nnae- rufen hervor, und ihr Händedruck, die Thräne in ibrem Auge ober der ungestüme Strom ihres GesüblS sagen dem edlen Manne, daß er verstanden ist, daß Herzen für ihn schlagen, wo er eS nie geahnt; sie geben ihm die Zuversicht, datz er nicht für lauter Undankbare oder Unwürdige gearbeitet hat. Auch Stein waren Auftritte dieser Art vorbebalten, rein Abgang schied dir Gemiither noch ichärfer alt bisher; mehr als Hmer von denen, welche sich bisher seine Anhänger letzt ihre wahre Natur hervor, man war um sie Reaiernnasbenmten, wie eS Sö scheint. Aber Atein war auch die reinste Hos- ner in seinem Leben zu schildern . . sie reinste Belohnung bcschieden, die allgemeine Trauer deS Landes um ihn nnd die Liebe der Besten. Er spricht sich darüber gegen die Prinzessin Wilhelm au», deren Thrilnabme wiihrend deS schweren Oktober« und Novembers ihn für Immer zur innigsten Dankbarkeit verbunden hatte." Fürst Bismarck cinpsing abermals den Korrespondenten de» Nowoje Wrcmjn und versicherte ihm. die Förderung des Friedens
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