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- Erscheinungsdatum
- 1889-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188910253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18891025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18891025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-10
- Tag 1889-10-25
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Monat
1889-10
-
Jahr
1889
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' en in erfoiatrn Versetzung in Disponibilität begab sich Erzherzog Johann auf Nellen. Bon denselben zurückgekehrt, dielt er sich >m Schlosse Orth bel Gmunden und ln letzter Zelt in Flume auf, wo er mit literarischen und musikalische» Arbeiten beschäftigt war. »uglelch aber mit Eiler jenen ernsten wissenschaftlichen Studien oblag. die ibn »ur Ablesung der KapitänSprüfung befähigten. Erzherzog Johann verläßt, indem er in eine neue Leben-sphäre eintritt. eine 7Kjädriae Mutier, an der er mit zärtlicher Liebe bängt. Er batte dieselbe von leinen, feststehende» Entschluß in Kenntnis, gesetzt und blieb den Versuchen der greisen Grokberrogin von ToSkana geaenüber, ihn in seinem Entichlusse wankend zu mache», unerschütterlich. Außer den erwähnten militärischen Schriften veröffentlichte der Erzherzog vor nicht langer Zeit ein künstlerisch auöacstatteteö Werk über die Baudenkmäler Overösterrcichs. Auch zur Mitarbeiterschaft an dem Werke: „Oesterreich-Ungarn in Wort »nd Bild" wurde der Erz herzog berangezogen. Er hatte die Beschreibung der Baudenkmäler Dalmatiens übernommen. In seinen Mußestunde» bat der Erz herzog gelegentlich auch ein kleines Ballet: »Die Assassine»" ver faß!. welches, im Wiener Hoiopenitbcatcr zur Ausführung gebracht, die Tendenz hatte, dem Tanze eine möglichst vernünftige Handlung zu »nlerleaen. Tie Abgeordneten von Südtirol haben beim Landtage einen Antrag auf Geivühnuig eines eigenen Landtages für Wülsch-Tirol cmgcbracht. Der czechische Numvslandtag geht diesmal mit vcinlicher Ge nauigkeit vor. Kaum daß die nvtbige Zeit verstrichen ist, erläßt Oberstlandmarschall von Böhmen, Fürst Lvbkoivitz. die Aufforderung an die deutschen Abgeordnete», ihre Sitze im Landtage einzuncb- me». Da diese Einladung selbstverständlich fruchtlos bleiben wird, kann der Rumpflandtag binnen Kurzem an die Ungiltigkeitserklärnna der deutschen Mandate schreiten, und die Probe machen, ob das deutsche Volk wirklich das Vorgehen derselben billigt. Die Probe wird jedenfalls nicht nach Wunsch der Ezechen auSsallen. Die evangelische Gencralsynode von Oesterreich ertheilte ihrem Präsidium die Ermächtigung, dem württembergischci, Köniashaust anläßlich deS Attentats die freudigen Gefühle der Generalsynode über die Abwendung der Gefahr zu übermitteln. Der Uebcrtritt der slavischen Gemeinde Podraga im Wivvacher Tbale (Kärnthen) zur griechisch-orthodoxe» Kirche und die ähnlichen Vorbereitungen in der Nachbarschaft dieser Ortlchait baden, nach dem der Abgeoidncte deS sürstbischöslichen Ordinariats. Pater Kln», unverrichteter Dinge znrückaekehrt ist, zum Einschreiten der staat lichen Faktoten geführt. Es haben nch nämlich mit dem Eilzuae der Südbahn der StaatSanwalts-Sndstitut Knucic lein Tlovenc) und der Rathsiekielär deS Landgerichtes, Herr Haussen, nach Adelsberg begeben. Die Gerichtskommifsion hat den Agitator Ivan Bozic verhaftet. In Folge heftigen Südwindes und neuerlichen anhaltenden Regens ist ui Südtiwl die Etsch mit den Scilcnbächen »nd der Eiiack wieder bedeutend gestiegen und der Wehrdienst in dcr gaine» Elsch-Renulirnng wieder ausgenommen. Der Travignolo zerstörte d.e provisorischen Sctmtzporkeliruiiaeii bei Predazzo und setzte diele Ortschaft thcilweisc weder unter Walser. Mehrere Häuser am Ein gänge des Marktes, der Friedhof und die Kirche St. Nicolo sind arg geiälndet. Das Militär leistete Hilfe. Eine Deputation der 5». evangelischen Ge»erals»»odc begab sich zu dem Ministerpräsidenten Grasen v. Taasfe. um denselben um Schutz und Wohlwollen für die evangelische Kirche zu bitten. Graf Taasfe erwiderte, die evaniiclische Kirche bedürfe seines Schutzes nicht, da die Staatsgesetzgebnng hierfür ausreichend sei, sic könne jedoch seines Wohlwollens, wie bisher, sicher sein, die Generalstmode möge aus ein niedliches Wirken der Seelsorger Einfluß nehme». Ungarn. DaS Preßburger Gericht bat den Rabbiner Winter, welcher ei» Brautpaar ohne vordcrgegangene Verkündigung getraut hatte, zu sechs Monaten Kerker ve>nrkhcilt. Frankreich. Fünfzehn der als Boulangisten gewählten Abgc ordneten schlossen sich der bvnapartistischcn Partei an: der Zerfall der Boulangistengruppe dürste noch vor dem Zusammentritt der Kammer cisalgen. Die kleine schmalspurige Decaubillc - Eisenbahn, welche die AuSstellunaefclder des MarsseidcS und der Jnraliden miteinander veibnidet, hat ln den .''»Monaten ihres Bestehens (bis DM15. d.) eine ganz außerordentliche Le itnngsfähigkeit bewährt. sie beför derte in oie-er ^eit 5'/-.' Millionen Reisende in 37.!>08 Zügen, wo durch den Stahlschwellen und Stahltravericn eine Leistung zuge mutbet wurde, die einem 26jährigen Betrieb auf einer Bahn unter geordneter Bedeutung gleichkommen soll. Es ist daß bekanntlich die Bahn, die ihie Fahrgäste in allen lebenden und tobten Sprache» ivaint, Arme und Beine zum Fenster hcranszustrccken, die aber neben Keilschrift und Aethiopisch allein das Deutsche vergessen hat. Paris. Erzherzog Aibrccht, Großonkel de? österreichische» Kaisers, ist unter dem Inkognito eines Grasen Friedenecke zum Be suche der Ausstellung eingctrvssen. Zn gleichem Zwecke weilen gegenwärtig in Paris der Bruder de- Zaren Großfürst Alexis, Großfürst Georg Michaelowilsich, der Herzog und die Herzogin von Lenchtenberg und Fürst Wladimir Dvlgornkoff, General - Gou verneur von Moskau. — In den großen Wein- und Spirilnoieu- kelleieie» der Grange-Bateiiocc-Straße brach am Dienstag Abend Feuer ans. Ter Brand setzte das ganze Viertel in eine fieberhafte Auflegung, denn es ist bekannt, daß in den Kellereien durchschnitt lich gegen 560 Hektoliter Spirituosen aufbewahrt liegen. Alles was Paris an Feuerwehilenten anfzumeiscii hat. erschien an Ort und Stelle und ibr Eingreifen geschah den» auch mit einer solchen be- wunderungLwüidigeu Präzision, Kaltblütigkeit und Geschicklichkeit, daß nach Istündiger Tbätigkcit, während welcher das ganze Pom- pierö Korps jeden Augenblick in die Lust gesprengt werden konnte, jede Geiahr beseitigt war. Viele der nächsten Anwohner beschenk ten die todesmulhigen Männer auf offener Straße mit aiisthii- lichcn Summen. Portugal, lieber das Ableben des Königs Ludwig liegen folgende Meldungen vor: Ter Todcskampf Dom LniS begann am Freilag Abend gegen 8 llhr. Ter König bewahrte fast dis zum letzten Augenblick sein Bewußtsein und war in der Lage, noch in der letzten Nacht ohne Unterstützung das ihm dargereichte Glas Milch an die Lippen zu führen und zn trinken, während dessen der Patriarch von Lissabon, zu den Füßen des Sterbebettes kniecnd, inmitten der versammelten königliche» Familie Todtengcbete sprach. Sobald der Monarch sein Ende herannahen fühlte, verweigerte er weitere Bemühungen der Aerzlc. Seine Augen waren beständig aus die Königin gerichtet, bis der Tod eintrat. Königin Maria Pia drückie dem Stechenden den letzten Kuß aus die Lippen, so dann wandte sie sich an Tom Carlos mit den Worte» : »Der König ist tobt, lange lebe der König." Nachdem sic auch ihn nmarint Halle, fügte sie hinzu: »Ich segne Dich als Monarchen und wünsche Dir. daß Tu allzeit em so quler König seiest, wie Du ein guter Sohn wärest." Schweiz. Ter Ingenieur der Brünig - Balm, Trantweilcr, hak cbenialls ein Gesuch um Conceffion für den Bau einer Bahn auf die Jungfrau eingcreichk. Vorgesehen ist ein Röhrcntnnnel in wer Abweisungen. Die Anlage soll vom Fuße bis zur Spitze des Berge» nntemdisch sein. Die Kosten für den Bau sind ans k?.« Millionen veranschlagt, der Fahrpreis dürste sich aus 65 (!) Francs, bei großem Verkehr niedriger stellen. Bei einer Frequenz von 8M0 Personen dürste sich ein Ertrag von 7 Prozent ergeben. England. Gladstone hielt In Soulhvort die mit Spannung erwartete Rede. Die Cambridge Hall war mit über zweitausend Zuhörern gefüllt, von denen' viele einen hohen Preis für ihre Sitze gezahlt hatten. An den Wanden prangten Inschriften wie »Alad- stone lebt, um zn siegen". »Die strömende Fluid ist mit nnS." Gladstone S Empfang war begeistert, der Bestall wollte nicht enden. Gladstone's Rede berührte zunächst die auSwäriige Politik. Er sagte, er freue sich, zu sehe», daß gegenwärtig keme Ursache für Be- socgniß vorhanden sei; man dürfe sich indeß nicht verhehlen, daß große Gefahren die Ruhe Europas in der Zukunft bcdrohien. Er wüste den große» Negierungen des Festlandes einen Tribut der Anerkennung dafür zollen, daß sic alle, während sie Besorgnisse hin sichtlich derZukunslhegte»,doch den lobenSwerlhen Wunsch osscnbartcil. soweit eS von ilme» abbmge, die Krtsi» in den europäischen Ange legenheiten hinaus,»schieben. Ein großer Faktor, der zu Irgend einer Zeit dazu beitragen werde, den Frieden deS Kontinente» zu stören, wäre die Verwaltung der Türkei. Au» Kreta und Armenien kämen höchst ernste Meldungen über Mißwirthschast und Bedrück ung. Diese türkische Mißwillhschgft drillte sich in Zukunft als an dauernde Bedrohung de» europäischen Friedens und als eine Quelle furchtbarer Gcfabrcn sür die ganze Welt erweisen. Zu den inneren Angelegenheiten übergebend sagte Gladstone, es sei ihm unmgölich, da» künftige Programm der liberalen Politik jetzt vollständig vorzu- legen. Al» Hauptpunkte bezrichnete er jedoch die Reform der a, die Reform der Gesetze über . efsionrn. sowie die Entpsiünduna der Staatsklr, und Wale». Die Lage in Irland besprechend, ur da» ZwaugSaesttz einer scharfen Kritik: dasselbe st und e in unterzog tei über zeuge der Regierung da» Blut von Jrlänkern vergossen hätten in der Berübung grober Ungesetzlichkeiten, die niemals untersucht oder kt worden wären. vle Direktoren der Gesellschaft, welche sich unter dem Vorsitz de» Eisenbabnkönig» Sir Edward Wutki» gebildet hat, um tm Londoner Stadtviertel Kensington einen Thurm nach dem Vordildc de» Eisselthurme» zu bauen, haben zwei Preise von je 500 und 250 Guineen ausaesttzt für die besten Pläne eine» Tburmes. der eine Höhe von 1250 Fuß haben soll. Die Preise stehen Bewerbern aus allen Ländern offen. Unter den Dockarveiteur von Bristol ist ein Streik auSgebrochcn: 1000 Arbeiter habe» bcrciiS die Arbeit etiigcslcllt. Rustland. Trotz deS ZarenbciuchS in Berlin ist in Bezug aus die russische Polin! ans eine Abweichung von der bisherigen Bahn nicht zu rechne». Die russische Preise ist schon jetzt mit allen Kräften an der Arbeit, um jede Täuschung darüber zu beseitige», als ob Rußland auch nur um HaarcSbreile von seinem Stand punkte tu der bulgarischen Frage znrückweiche» könne. Wenn hier Wandlungen eintrcten sollten, w könnte» dieselben »nr von Seite» des Dreibundes komme». Die Ziele Rußlands aber seien unab änderlich. Die ganze politische Ausbeute des Zarcnbcnichö be schrankt sich demnach auf eine etwas freundlichere Gestaltung der Beziehungen zwilchen Berlin und Petersburg. Wie lange diese Bcffcruizg der Beziehungen vor den Einwirkungen Stand hatte» wird, denen der Zar nach seiner Heimkehr wieder ausgcsetzt ist, muß die Erfahrung lehren. Bekanntlich giebt eS eine Parle, am russi schen Hofe, die Alles daran setzt, die freundliche» Eindrücke, die der Zar hin und wieder von Berlin aus empfängt, zu beseitigen und durch nationalruisiscbe. d. h. deutschfeindliche zu ersetze». Erst vor Kurzem ging eine Erklärung des Generals Obrutschew, Leiters deS ruisilchen GeneralstabeS, durch die Presse, nach welcher es vor zwei Jahre» »Mühe genug gekostet habe", die damals voin Zaren ans Berlin nntgcdrcichle versöhnliche Stimmung gegen Deutschland wieder auS der Wett zu schaffe». Dieselbe Partei wird es auch dies mal an Anstrengungen nicht fehlen laste», der alten Stimmung gegen Deutschland wieder Geltung zu verschaffe» und den Zaren durch Ei»- flüsteiungeii aller Art wieder in die Netze des Panslavismus zu ziehen Alles das aber ist von geringer Bedeutung der Thaliache gegenüber, daß der einzige Monarch, von dem das Signal znm Kriege etwa ge geben werden könnte, seinen wiederholten Erklärungen gemäß, ent schlossen ist. an dem Frieden nicht zu rütteln. Die eindrucksvolle Macht, welche der geschloffene Dieivund mit den zn ihm haltenden Mächten jedem Angreifer vor Augen stellt, ist in Verbindung mit dem Umstande, daß die KriegStüchtigkeit der nlssiichen Armee »och lange nicht den erforderlichen Grad erreicht hat. Bürgschaft genug, daß tue friedlichen Versicherungen des Zaren mehr als leere Worte sind. In rulsischcn diplomatische» Kreisen circulirt, wie der »Eorr. de l'Esl" aus Warschau mitgetheiit wud, nachstehende, angeblich aiilkcnlische Aeußeuiiig des Zaren zu seinem Kriegsmiinstcr Wan nowsky: Krieg zu sichren habe ich gar keine Lust und denke nicht einmal daran. Tcijenige, welcher mich ui einen solchen verwickeln würde, müßte ein sehr geschickter M.iiin fein. Bei de» gegen wärtigen Verhältnisse» könnte ein Krieg »ur die Folge haben. d.,s; ich entweder .Kaiser des Orients" »der „invskoiviliicher Großfürst" würde. Die erste Alternative ist mir gar nicht nölhig, »nd die zweite wünsche ich mir nicht. Ter Kasicr und die Kciiicri» traien von Gatschina I» Peters burg ein, um in der Kaian'schc» »nd Peicr-Paulö-Kathedraie An dachten zu verrichten und statteten darauf dem Graßsüisleii und der Großfürstin Eonstantin in Pawlvivsk emen Besuch ab. Ter Oberpolizeimelsler von Warschau erließ eine Bekannt machung, welche die streiigslen Maßiegel» gegen ausländische Juden in Aussicht stellt, die ohne eut'piccbrnde Ellciubuiß des Ministers sich in Warschau aufdatteii. Ausländischen Jude» ist gesetzlich die Beiechtigiliig abaeiprochen worden, ohne besondere Genehmigung in Rußland Handel zu treibe» oder sich auch »ur zeitweilig wohn haft zu machen. Biele der Betroffenen haben ihre Familien zn- rückgclaffen und suche» offen oder heimlich znrüctzulehren. Diele sollen wird Pflicht gemacht. Türkei. Zwei türkische Panzerschiffe sind aus Konslantinovel nach den Dardanellen abgeg'dngeii. um daselbst die Ankunft des deutschen Kaisers u»d der deutichen Kaiie-in zu erwarten. Auf Befehl des Sultans wird anßer de» kaiserlichen Nachteil „Sullanieh", „Jzze- drii" mid „Stnmbul" ei» aus 6 Paiizer'chiffen und 2 Fregatten be stehendes Geschwader demnächst zu demselben Zwecke dahin abaeben. Amerika. Groß war der triumvhiceiide Lärm, welchen die ameritaniiche Presse über die neu erfundenen Dhnamilkaiiviie» erhob. Jetzt stellt sich heraus, daß das sofort weczen ihrer geringen Trag weite eihvbene Bedenken vollständig gerechtfertigt war. Das Marine- Kollegium, welches die Dynamilkanvncn an Bord des Kreuzers ^Besinn»-" in Philadelphia prüfte, hat einen Bericht erstattet. DaS Kollegium betrachtet Dmiamiikanonen als »»brauchbar für praktische Zwecke. Obwohl die pneumatische» Thnamitkcinonen geradezu vernichtende Wirkung innerhalb einer beschränkten Schuß weite besitzen, weide ihre Brauchbarkeit in hohem Grade beein- trächtiat durch den verwickelte» Mechanismus, den ihre.Handhnhniig erheische. Japan. Tie Verletzungen, welche dem Minister des Aeußere», Graien Okuma Sigenobu in Nokohama der dem letzthin aus ihn aiisge- übten Attentat beigebracht waren, sind clnstsicheier Nalnc, als mn» linsäiigttch anaenvmmen hatte. Das eine Bein mußte ampulirt weiden. Ter Kiaukheirsprozeß nimmt eine» günstigen Verlaus. . mit sofortiger Ausweisung bestraft werden. Ten Beamten besonde>e Strenge in der Ausführung der Maßregeln zur Kunst und Wissenschaft. -ß Im Köiiigl Schauspielhaus erlebten vorgestern »Die beiden Leo » orc» " von Paul Lindau einen recht zahmen, jeder eigentliche» Auslegung sür oder gegen die Novität entbehren den Preiiiwrenabeiid. Das Stück könnte und müßte einen viel durchschlagenderen Erfolg erzielen, wenn der Dramatiker Lmdau nicht allemal, so oft cs sich darum handelt, einen dsamatisckc» Trumpf auszuspielen, seine Karle» verleilgiiete (vulgo „maueltc") und eS dem Jeuilletonistcn überließe, die Stiche zu machen. In seinem .Er folg" hat Lindau cisolareich bewiese», wie geschickt und wirkungs voll er ein Theaterstück zu bauen versiebt: seitdem er diesen Beweis erbracht hat. verwendet er ans das dramatische Gerüste als tragen des Ganzes von Fall zu Fall immer weniger Sorgsall und hat »n vorliegende» psychologisch sehr mteieffaiiten Fall .der beiden Leo- noren" »i wahrhaft selbstmörderischer Weite darauf verzichtet, die gegebenen Conflikte und Situationen dramatisch auSznbeutcn, die Charaktere zu vertiefen. Spannungen zu erregen und Unicilassungen zu kneten. ES bat ihm, oer'ö viel besser kann und besser weiß, genügt, ein uraltes aber wenig junges Problem zur dramatischen Eoneen- trining und Vertiefung geeignet wie nur eins, in lauter kleine sce- »ische Einzelbilder zu zersplittern, deren jedeSdcn Meister geistreicher Dialogführung, den ichlagsertigen Satiriker, GcstÜichatts- und Menschenkenner, vor Allem aber den absolut geistreichen Autor über haupt verräth und der sympathischen Wirkung aus den Höier nicht ermangelt, während alle miteinander keine dramatische Handlung, kein packendes, fesselndes Theaterstück ausmachen. Es handelt sich um Folgendes: Die im häufig erst recht männeraesälirltcheii kriti sche» Aller stehende schöne, ilner Reize vollbewußte Frau, des tn Ehren bereits ergrauten Justizratb Kaiser langweilt sich: sie ist die moderne von Balzac in die Literatur eingesiihrte temmo incomprise, unveritonden, unbefriedigt, nach Abwechselung, nach pikanterem Lebensgenuß sich sehnende Frau. Wenn ihr letzt ein junger Klings- bcrg nah' kommt, so wud sic am Scheideweg stehen und sich sür den ersten folgenschwere» Schritt vom Weg oder zur Ein- und Umkehr zu entscheiden haben. Eine an sich spannende Gcmütlislagc. Ter lungc KlingSberg rst natürlich da — in Gestalt eines junge» Diplo maten, der mit naturalistischer Unverfrorenheit die Frau des intim sten Freundes seines Onkels begehrt. Dieser Ecbonkel. der mora lische Anwandlungen hat und seinen Neffen abhatte» will, wird von diesem gar nicht ernst genommen. Der Neffe acht stracks ans sein Opfer loS, der Ehemann spielt den Strohmann lwas durch ein Whist zu Dreien drastisch veranschaulicht wird) und am Schluß des ersten Aktes, wo Frau Leonore Kaiser sich ans die Ebni«? lonizuo bettet, eine Cigarette anzündet und mit dem frivolen .Piui, wie reizend!" einen Zola'schcn Roman leistet, ist Alles zu fürchten. Da kommt tm zweiten Akt zum Glück „unier Lorchen", die Tochter der Frau Leonore aus der Pension, ein reizender Backfisch — und nun weiß man Alles. Der junge KlingSberg kommt mit einem Bonget Mar schall Niel-Nostn — Parfüm Ehebruch kürdic Mutter, entdeckt aber m der letzenden Unterredung mit .Lorchen" sein Herz und der Aerwumuig oer rr)cneu>cya>isioiterke — vas eines kam oocy mai mal nicht ganz ungezwungen heraus und trug überhaupt mehr i einer gelungenen Parodie, als von einer aus Ongm'lilät aiüpn »lachenden Figur zur Schau. Frl. Basst war ein allerliebstes, Rosenstrauß athmet jetzt den vollen Frlihlingsdust »sie» Liebe. Diele innere Wandlung, etwas überstürzt zwar, berührt doch immer hin sympathisch. Ter Aktschluß, ein Contrastbild zum porhergehe»' buch aui der den — .Lorchen", die sich's mit einem poetischen Bilderbuch > Obuisv loiiß-uc, bequem macht, während die schöne Mama auf dem Eostümball koketlirt, ist von bestrickendem Reiz. Im dritten Akt. der ganz ohne allen tmiere» Grund, lediglich »ur theatralischen Stastage aus Schweninnger'S Sanatorium am Heidelberger Schloß spielt, — natürlich Liebeserklärung und io zu lagen Läuterung und Sühne der Frau Leonore, bei welcher der Courmacher bei Monden- schein mit Fackelzug und beleuchtetem Heidelberg, iowie obligatem verfallendem EommerSliedS um die Hund .Lorchens" aubält —. Umarmung vo» Mutter und Tochter, der reine Opernessekt Gou nod-Gretcheu-Stimmung. Immerhin, auch diele innere Wandlung berührt wohlthuend und der brave moralische Kern, die echt deutsch romantisch verlaufende, am moderne imgesiinde. sensationelle Wend ungeil gänzlich verzichtende psychologische Entwickelung ist cm einem Dichter, dem eS ein Leichtes wäre, m der beliebten neueren stark austragenden Klccksmamer naturalistisch effektvoll zu male», auf's Höchste anzucrkciiiien. Im letzten Akt prahlt der bislierge Stroh nimm ein bischen sehr damit, daß er ÄlleS gewußt, aber aus daö echte Goldgemüth seiner Frau gebaut habe, und verfällt in einen Anstug vo» Nachmittagkpredigcrto», — aber letzte Akte werden ja überhaupt nicht mehr geschrieben. Sie sind nothwendige Uebet: leider schwachen sic nur lehr ab. „Die beiden Leonoren" haben durch diesen Schluß natürlich nicht gewönne» und nichts eingchvlt, was sie so wie so schon durch ermattende Aktschlüsse, die es nur zu je zwei nicht sehr rauschendem Hervorrnstn brachten, persäumt hatte». Trotzdem ist als Gesai»mtet»druck zu kvustalircn. wenn auch eins der schwächeren Stücke deS mit Recht beliebten Verfassers, io doch immer ein lstbcnSwürdiges, viel Gutes und Schönes enthaltendes, au Anregungen für Geist und Gemüth durchaus nicht armes Theater stück, das unter allen Umstünde» dem Antor besser gelungen wäre, wenn er einen Schauivielgedanken nicht partout in die beliebtere Schablone des Lustspiels zwängen zu müssen geglaubt hätte. Die Darstellung legte offensimdlg Zcngniß von zahlreichen und ein- acheiiden Proben ab. Ob nickt durch die Besetzung (Iustizrath- Schubert, Onkel Wiebcrg-Swoboda) die drollige Gesammtivirkrmg wegen der dadurch ledigen Streichung der aus die eigentliche Schwcnniiigerkur bezüglichen Pointe» etwas Einbuße erlitten hat, lei dahingestellt: Herr Schubert hielt den ruhigen, in der Maste deS Strohmannes seiner Gattin sicheren, beboaiichen, gemütlivolleu Justizratb im Ton und Spiel aus der Höbe des Interesses und Herr Swododa stand ihm ebenbürtig als gulmülhiger. schwacher, aber zu streng auf Moral hallender Gemüthsoiikel zur Seile. Frl. Ulrich war selbstverständlich von bestrickendem Reiz des Conserva tionstons, dem sie die kinichmeichelndsten Nüanccli abzugcwiiineu wußte: ebcnio selbstvecstnndttch kamen die Momente innerer Wand lung bei ihr durch Naturwahrheit und einfache Größe zu vollende tem künstlerischem Ausdruck , den Grundton aber der ersten Akte, jenes »crvenaögespannte Hindämmern. die nwi'luilorra der Italiener und dabei das Kokettsten mit dieser Schwäche, die als Mittel der Koketterie eine Force ist, daS Erjchrecken über die groß und fertig Plötzlich dastebcnde eigene Tochter, diele Mischung von Natur und Unnatur, dieses Sich-.Hingebeii-Wolleu an das liebkosende eigene Kind und dabei zugleich Erlchrecklivcrdeu über die damit verbundene Verwüstung der GeiellschastSIoilette — daS Alles kam doch mancb- vou aiupruch , . „ . ... . rei zendes Lorchen. Die beliebte, wieder genesene Künstlerin, noch au gearmeu aussehcud. wurde empfangen llauge nicht nach Gebühr) und durch Blumen und Kränze bei Hervorruf aui offener Scene ausgezeichnet. Sie svieltc wie ein richtiger Ausbund von mädchen hafter Lieblichkeit und herziger Drolcrie. Die Nolle kann uumittcl- barcr, naturwüchsig irischer, elementarer gespielt werden (wenigstens der zweite Aktschluß), inniger aber gewiß nicht. Bei Irl. Bast«) klingen, wenn sie spricht, so zn sagen alle sympatbüchcn Obcrtöne mit und stimmen das Organ ans den weichsten, rührendsten Aus druck : sie gehört znm Herzblut unseres Institutes und der Freude, sie einer drohende» Gefahr entrissen zn sehen, soll den Ausdruck aufrichtiger Freude hier am wenigsten fehlen. Herr Paul spielte den Nesse», der vom kecken KlingSberg zum schwärmerischen Liebhaber wird, in seiner bekannlcii liebenswürdigen Weite »ist leider nur oft zn wohigezirkeiten Geberden, die Umwandlung zum Emst markirte er maßvoll und in guter.Haltung. Iran Wolfs war daS Muster bild einer mit Basittslenblicken um sich wettenden herzlosen alten Jungfer-Gouvernante, die mit den conectesten Menen zu jeder Jncorreetbeit ihrer Herrin sozusagen einladct. Herrn Jafse's Haus arzt war ein Cab»ietsstück, Herrn Löbcr's Damenschneider eine leine Episode, auch Frl. ^cbendler und Herr Franz spieilen mit Schalk haftigkeit ihre kleinen dienenden Rotten und dienten in ihrer Weite dem gelungenen, der Jntcene und Regiewaltniig alle Ehre machen de» Ganzem, dem wie gesagt, eine warme srcnndliche Ausnahme zu Theil ward. Dr. Franz Koppe l-Ellield. s- Das erste S i n s o n i e - C o » c e r t der König!. Kapelle findet beute präcis 7 Uhr in der König!. .Hofoper statt. Pargnet- sitze müssen vor Beginn de« Eoncerts eingenommen werden. v Im morgenden Sinfonie-Eonccrt der Gcwcrbcliaus-Kapcllc gelangt u. A. das Vorspiel der Over „Hertha" von Enrti— eui Werk, das in Königsberg. Danzig. Altenbnrg, Zürich :c. mit Erfolg gegeben wurde — sür hier znm ersten Maie znr Aussübrnng. r Herr Emil Sauer wird in seinem bevorstehenden zweiten Concert das O-cini-Concert von Beethoven und daS O'-moll-Eon- cert vo» Saint-Sasns (beide mit Orchcsterbegleitnng) spiele». s Direktor Kart hat das Ne s id c n z th e n t e r während der Sommermonate 1890 bis inet. 1892 der Thcalcragentnr Bloch in Berlin zur Benutzung von Ensemble-Gastspielen der ver schiedensten Art verpachtet. Während der Sommerzeit spielt T> rektor Karl bekanntlich in dem von ihm seit Jahren mit großem Erfolg geleiteten Thalia-Theater in Chemnitz. -j- Ans Belieben vo» Seiten der Eonecrtimterncbmer wurde in der Anzeige des Evncerles von Fräulein .Herrnine SpieS der bekannte russische Geiger Charles Gregorvwisich als mitwirkend an- gezeigt, während der Künstler um diele Zeit (29. Novembcrl in Rußland cvnccrtirt. 's „Givconda". Oper in vier Akte» von Ponchielli, kam voraestern im Berliner König!. Overichause znm ersten Mal zur Aufführung. ES war ein stattlicher Erfolg, der sich an das inter essanieWerk knüpfte. Bo» dem Textbuch kau» man nicht vielmehr rühmen, als daß cs eine bewegliche, aber auch sehr verwickelle und erkünstelte Handlnng bietet und dem Komponisten reiche Gelegen heit zur Entfaltung scnicr lyrilchcn und diamatüchen Begabung gewährt. Tic Musik aber zeugt, daß auch das ncueic Italien von dem Streben bestell ist, seine reiche melodische Begabung immer mehr in den Dienst des Dramatischen z» stellen. An Ursprung lichem musikalische» Genie war Ponchielli gewiß nickt seinen großen Vorgängern, einem Rossini, Bellini, Tonizctti und Verdi, eben bürtig, aber in der dramatischen Richtung slebl er ungefähr ans der Stufe, auf die sich Verdi erst in seiner letzten Zeit erhoben hol. den er freilich in der Kraft der Erfinduna nicht zn erreichen ver mag. Vor Allem ist das große Geschick in der musikalischen »nd dramatischen Gestaltung, in der Steigerung, im Ensemblcsatz, ia selbst in der Instrumentation zn rühme». j In Berlin wurde ein neuer Eoncertiaal, „Königs bräu" genamit. eröffnet. Johann Strauß leitete bei dieser Gelegen heit das 100 Musiker zählende Orchester und brachte u. A. sttnc» neue» „Kaistrwalzer" zur Aufführung. Die Eomposilion hatte eine» glänzenden Erfolg und mußte zwei Mal wiederholt werden. Die Over „Hans Sachs" von Albert Lortzing. ein aus dem Jahre 1811 stammendes Werk des licbcnswüidigen Kompo nisten, gelangt am Montag, de» 18. 'November, durch den Bloch'ichcn Opern-Berciii im Coiiccilhause zu Berlin zur Aufführung- f Karl Costa hat eine parodististhe Posse „D i e F a l l e E le in e n c e a u" geschrieben, welche in den nächsten Tagen tm Wiener Karlthcater znr Aufführung gelangt. * In der Dorfichule. Lehrer: „Sage 'mal. Hans, wenn Dein Vater seinem Nachbar IM Tbalcr zu 6 Prozent Zinse» borgt, wie viel hat er dann nach einem Jahre zurückznbekommen?" — Hans: „2M Thal«." — Lehrer: „Schäme Dich. HanS! Du bist schon so lange in der Schule und kannst immer noch nicht rechnen." — Hans: „Nee. rechnen keim' ich nich, aber ich kenn' mein' Vater I" * Im zoologischen Garten zu Hamburg wurde eine im alten Naul'thierbaust mit Neinmachen beschäftigte Fra» vom Jaguar «saßt, ans Gitter hcrangezogen und durch Tatzenhiebe erheblich an Hand und Kops verletzt. Hcrbeielleiidc Wärter befreite» die bereits Besiniiunqsiosc mittelst eisern« Stange». Tic Verletzungen sind gliicklicbcrwcitk nicht lebensgefährlich. * Welch' einträgliches Handwerk die Schlosserei sein könne, hat ein Züllcher Schlosser mit einem Sprüchlein bewiesen, welches ec an sein neues Haus bat malen lasse». Dasselbe lautet: „Wei», an ledeS böle Maul — Em Schloß gehängt müßt werden. — Dann wür die edle schlossere! — Tie erste Zumt auf Erden." Nr. 2»8. Seite». «M Freitag. 25. Öet. 188»
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