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- Erscheinungsdatum
- 1889-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188910077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18891007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18891007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-10
- Tag 1889-10-07
-
Monat
1889-10
-
Jahr
1889
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* r«ß«vt«tl sitr P«lUU. UnUrbaltm«. «,UW»««r. vörtendntillt. »r»«d«l»,. v«.u,»aet>ijl>r vikr,-NUrlt«!0r.L«. t»u» Ec Pos, M^r.7» - Lnnabm« i Lukun«iäu>i»k»Man Sott«la,» d>» » Ubr. Ar. »Imirr,, b. nur ai bl», Ubr. Pielsvalll,, «unarsüvr »Lilden) Mm Linrli DI». Anklindigimarn aus! »sie ürilk L^.Psa,. kur »lr Lli»k i , Ivarliac U....,— - Xjvrlieibkkülilmiü, üämlmia' ae AuInabmk d«r »eso«n w>>t> »imt aeardni. Lu«» riiac A»I»»d>a»iia»aui,lwak aear» «vriieibccaiiiimu d»w> Bnesmam» oder Polielmntilmia. Vllr Rji-sanbt' muak andik> Schrtltl - -äud^' """ K «Mudiaunaku »rlimen «nminill»«' »amlmilc Kriimllklunarsleli?» an. r-niivrechlilll« 3!r. ' ^.Kn»k«np»Iet«tn». Kiiiüs-i-miiiitkl .»» « mit. kll',!'< >» Mick Krimmvr lionotrt. UriiiUk ktoü'i-. liübneli« d'ileon». I! LXmrU. «srwulu, «errkvIL Ktmiirlit. Aufl. 47.V0V Stück. Dresden. 1889. MoMik ÜUM von Hi.L.Li88linxL6o., kLbrill. unter umtl. 6on- trolo, von Vision krcch- vissonkelioftl. Uliittorn unck bvrülnnten dorrten omptoiilon. im Uroisv von 6V. 70. KO. IM Llark, empüoblt «n.il ILINIii», 2, Dwkcksn-J.JV.'cklickr. 10a. w Iftlicckon: Naunt8tr. 12 u. H üaut/.nvr^ti 48a. KLiiibNvI»« LSI»»« rwä ««!»>»«« krtt» S»ll»«u. » S«I»te««M«»»»« », I., Leks König.lolianaslrassv. Z Z kmvtoklvn von Dr. ^ N.MPWNISN von irr. msil. Trssling. A »«parat»»«», I'lamI,«». I VIvtorl»-u.1V»lavn s 1>»os-8tran,sn. 8vIlS. laxeten- Oro^-Ungor: » Ulai-üeliallntrLnns 29» i Julias SvkLSIivl», 40 4ri» lBvv 40 I»«tr «Ii iiii»-1 rHinp«n, vmstzM VornivkolMM-Anstalt von VUo SMllvr, ^!l(tz»8liWi) 1 Neueste Femsprech- und Iernschreib-Bcrichte. Eommers der Licdetlasel. Genchtoverhandlnngcn. TageSgeschichte. Jubiläums- VUI-» KzUIMI. Cvncert der Liedertafel, Feslactns. Briefkasten. Aernschreib- und Aerns-rech-Bertchte. Berlin. Einem hiesigen Börsenblatte zufolge trifft der Aar morgen i» Ludwigslust ein. — DaS „Wiener Tagcbl." behauptet, es habe seiner Zeit aus allerbester Quelle erfahren, daß der tzoi- Vrediger Stöcker im Jahre 1887 aus Grund des Sozialisten-Geseves aus Berlin ausgewiesen werden sollte und nur durch die Ver wendung des damaligen Ministers des Innern, v. Puttkamer, davor bewahrt geblieben sei. - Paris. Im Allgemeinen herrscht Ruhe. Es wird ein ruhiger Verlaus der heutige» Wahlen erwartet. Gestern Abend kam es in verschiedenen stattgehabten Wahlmeetings zu regelrechte» Prügeleien. Die republikanischen Kandidaten mußten aus einem Lokal in einen Tabakslnden flüchten, wo sie von der Polizei befreit wurden. — Die Boulangisten werden sich von jetzt ab »Neue Oppositionspartei nennen. Bonlanger bezeichnet sich als Ehef derselben. P aris. 6. Oktober, Abends 6 Uhr. Die Betheiligung an den Stichwahlen war sehr zahlreich. Es herrscht vollständige Ord nung und Ruhe. London. Eine Abordnung deutscher Fabrikanten aus der Rhcinpcoviiu und Westfalen besuchte den Sekretär des Arbeiter- Vereins zu Newcastle, Stanley. Der Hauptzweck des Besuches der Abordnung, welche im Namen einer großen Anzahl deuticher Ar beitgeber handeln soll, ist, die Beziehungen zwischen britischen Ar beitgebern und Arbeitern, sowie die in England angewendcten Mittel zur Negelung va» Differenzen zwischen diesen zu untersnchen. Stanley empfahl in dieser Beziehung besonders dre Einrichtung von Schiedsgerichten. Die Abordnung reiste Abends »ach Glasgow ab. Belgrad. Tie Angelegenheit der Königin Natalie und des Königs Alexander ist noch nicht endgiltig geregelt. Die Negierung verhält sich dabei neutral. Allem Anscheine nach wird die Regelung der Verhältnisse zwischen dem König Alexander und seiner Mutter die Sknpschtina hinsort beschäftigen. Die Meldung von einer angeblichen Unterredung zwischen der Königin Ratalle und dem Ministerpräsidenten Grnic wird von maßgebender Stelle als voll ständig erfunden bezeichnet. A t l> e ». Die Königssamilie ist Sonnabend Nachmittag hier cingetrosfen und von einer zahlreichen Menge ans das Wärmste begrüßt worden. Ungefähr 100 Studenten versuchten dem Könige eine Petition betreffend die krctensischcn Angelegenheiten zu über reichen. Es entstand ein unbedeutender Auslauf; nachdem einige Verhaftungen vorgcnommen waren, wurde die Abordnung der Studenten ohne weiteren Zwischenfall zum Anscinandcigehen gezwungen. »I c w . IN o r 1, 5. Octoicr. WaarenberiLl. »paiimwollk In New-rwft 10°/«. !w. i» Ncw-Orlcan» 10. Rail. INclwIeuni 70".'n ewe! Test In Ncw-barl 7.00 si.. da. in Miladkwbia 7.oa st. Roder» Petroleum In ?!ew-?!m7 7.SS. da. l',po Uno o«n.itie»rv» zier Rovcmbcr MV». INndgi. sletni. Schmal» loco bS7 da. Nabe u. BratberS 8.95. .gnckcr <!'»>- roiunno .No»o„v»l>>»> 5"!,,. Mm« <!<»»> «'/». Roiber lwmierweUe» loco 86. NasieeUnm »w-> 19'.». Mcdl ? D so ll. vlelrcldciracht s. Kiwier zier November nominell. Wci-.en der Oktober »«V.. ver November 86'/,. ver December 87'/,. Kalter «>» d'r. ? Iu» ver lltovembcr is.47. ver Januar is.47. Oertliches nnd Sächsisches. — Die hier im Victoria-Hotel wohnende Gesandtschaft des Sultans von Sansibar stattete gestern Vonnittag Sr. Grc. dem Kriegsminister Grafen von Habrice einen Besuch ab und be sichtigte alsdann mit vielem Interesse das grüne Gewölbe. Zu dein Mittags eingenomnienen Diner wurden die Speisen, insonder heit Gänse nnd Hühner, von der Dienerschaft selbst zubereitet. — Hrohstimmend und erhebend zugleich, just so, wie es das deutsche Gemüth zu seiner Befriedigung verlangt, Verlies der „Kom mers", genannt Hestkneipe, welche die Liedertafc Gesangsaussnhrung im Hoitheater folgen ließ. Der Schauplatz war das Gewerbehaus, an dessen Eingang auf der Ostraollee Herr Baumeister Mirns vier Hlaggenmasten batte auspflanzcn lassen. Sie waren mit Bildtafeln geschmückt, welche das Kirchenlied, das .Heldenlied, das Volkslied und das Liebeslied in lebensvollen Ge nauen sehr kennzeichnend zur Darstellung brachten, lieber dem Ein gänge brannten in Gasflammen die Jubiläumszahleri I8M und 1889. Der Grwerbehaussaal war prächtiger als je geschmückt. Die Orchester- »urschcl zeigte eine aus Leinwand gemalte Ansicht der Stadt Dres den und zwar von der Waldschlößchenwiese aus ausgesaßt, da, wo 1865 die Sängerhalle stand. Sieben diesem Wandbild erhoben sich zwei säulenortige Schmalbauten, die man mit dem Modewort „Py lonen- bezeichnen darf: sie trugen an der Seite Gemälde mit alle gorischen Figuren der Musik und des Gesanges. Die Brüstungen der Galerie waren mit einzelnen Hahnen nnd ganzen Bündeln ge raffter Fahnen, Reichs- und Landeswappc», Tannenguirlanden nnd golddurchwirkten Traperieen geschmückt. Dazwischen erhoben sich die Büsten der berühmten Componistcn, die der Liedertafel als Mit glieder angehört haben, sowie Täfelchen, welche die Namen ihrer Dirigenten tnigen. In den Ecken des Saales gewahrte man die beiden kostbaren Porzellanvascn, die, von der Kaiserin Augusta ge stiftet, ir Liedertafel sich im Kölner Prcissingen errungen batte. Diese Vasen erhoben sich vor mächtigen Gruppen herrlicher Topf pflanzen.' Tic ganze Ausschmückung des Saales, ein verdienstliches Werk des Architekten Große, zeigte einen Zug Makart'scher Farben pracht und Fülle, ohne jedoch überladen zu sein. Die Liedertäsler und ihre Gäste ließen sich an den Taicln des Haupt- und der drei Rebrnsälc nieder. Gegen V-10 Uhr eröffnet«: Herr Schifsfahrtsdirek- tor Philipp« das Frstgelage. Der Vorstand der Liedertafel, Hof- musikalicnhändlcr Näumann, richtete das erste Wort an die Ver sammelten ; «er bezcichnetc es als das Wesen des Männergesanges. daß in ihm alle Schichten des Volkes vertreten sind und brachte den zahlreichen Gästen einen herzlichen Willkommengruß. Diesen erwic- derte der Sprecher der Berliner Liedertafel. Kanzleirath Weiße. Er führte in gewandter Rede aus. wie die Dresdner Liedertafel in den 60 Jahren ihres Bestehens als leuchtendes Muster den deutschen geboten, gehörten de mit zu dem Vollendetsten, was nian auf dem Gebiete dcS Männergesanges gehört habe. Der Sprecher, der mit den besten Wünschen für da« fernere Gedeihen der L. T. schloß, überreichte ihr ein höchst geschmackvoll und künst lerisch ansgcsührtcs ErinnerungSblatt in kostbarem Einband mit vergoldeter Metall-Lyra. Dasselbe enthielt ein Begrüßungs- lied der Berliner Liedertafel, gedichtet von Cornelius, komp. von A. Zander, daS dieser Verein unter Zander s Leitung mit hoher Vollendung zum Vortrag brachte. Bald darauf betrat der Dresd ner Lebrergesangveretii den Orchesterraum, um unter Prof. Wer- mann'S Leitung Körners Schwertlied. Suchers „Jetzt gang i" und „Die neue Loreley,- eine Eomposition Pros. Wcrmann'S, oorzu - tragen. Die wackeren Sänger batten allgemeinen Beifall. Sic wurde» durch den Dresdner Mannergesangverein abgclöst, der unter d« sicheren Leitung leine« LiedermeisterS Jünast eine einzige, aber zündende Gesangsnummer vortrug i Des Kriegers Wache, ein Gedicht von Müller von Königswintei. komp. von Ludw. Liebe, das der badische Sängerbund preisgekrönt hat. Die Deklamation des Vereins war vorzüglich; die künstlerische Wirkniig durchschlagend. Dann betrat Eivilingenieur Hartwig a>e Rednerbühne, »in die Ver dienste des inzwischen mit seineni Kollegen, HoskapcllincistecHagen, erschienenen Gencralmnsikdirektors Schuch nnd des L>edcr»ieii:crs Reinhold Becker zu fciern. Herr Hosraih Schuch dankte schlagfertig Namens der gesammten König!. Kapelle, die. zu allgemeiner Heiter keit, sich sofort als ein »euer Gesangverein anithat und aus die Liedertafel ein dreifaches barmoniiches Hoch sang. Bald daraus brachte Prof. Hohl vom Prager Männergcsangverein Grüße und Glückwünsche. Am Moldanstrande wüßten die Teutichen die Zu sammengehörigkeit der deutschen Sänger besonders zu schätzen. Habe doch Reinhold Becker ihnen den „Mahnruf an die Dentschen in Oesterreich- gewidmet; dieses Lied solle die Dentschen stets sichre» und anhalten, fest und treu zu dcni geiiieinsamen Volksstamme zu stehen. Stürmische Zurufe begleiteten diese patriotischen Worte. — Nach kurzer Paule übergab sodann der Vorstand Naumann dem Liedermeistcr Reinh. Becker in launiger Ansprache für seine vielen Verdienste um die Liedertafel zuerst einen Lorbecrlrnnz von dem jetzt üblichen Umfange eines Wagenrades, mit der Bitte, ihn gesund zu verzehren, sodann aber eine Ciqarettentaiche. Es solle zwar im Saale nicht geraucht werden, letzt aber ranckc die ganze Partitur nnd da möge Becker nur »ütraiichen, aber mit Auswahl. iJn .5 der Cigaretten waren nämlich als Ehrengabe des Vereins 6 Einhnndeit- Markscheine eingewickelt.) Nachdem sodann ein Quartett der Lieder tafel ein von deren 2. Liedermeister Ehrlich kompvnirtes Lied ge schmackvoll vorgelrngen, betrat ein Leipziger Muscniohn. Herr Stu dent Lohmann, die Rednerbühne. Studenten sind wir. hob er an, und Sänger zugleich. Das Herz de-) Jünglings wallt auf bei sol chem Jubiläum; begeistert erscheinen wir liier im Hestsaale. Der jugendliche Sprecher gelobte Namens seinerEommililonen den älte ren Sängern in der Pflege der Sangeskiinll nnd des Patriotismus nachzueifern. Rach allem Välerbranche rieben die Mnsensöbne einen kräftigen Salamander. Alles klappte, Niemand brauchte nachzucxe» zieren. Nach diesem sehr erfrischenden Zwischenfall richtete Herr Rechtsanwalt Dr. Pötzsch eine längere Ansprache an die Hestgenossen. Er erinnerte an das deutsche Sängerfest von 1865; damals sei unter allen Hahnen, die die Elbbrücke zierten, das Schwarz-Weiß am Wenigsten beliebt gewesen; jetzt wisse man es zu schätze»; denn der Preußische Staat habe für Tentschland Großes geleistet: das Schwarz- Weiß sei das Symbol der Manneszncht und diese Manneslugend zeige sich auch in den Gesangvereinen. Redner leerte znm Schlüsse seinen Becher ans Alles, was Sänger heißt und auch im Gesänge Manneszucht übt. Der Vorstand des Dresdner Orpheus, Herr Schu bert, ergänzte diese Worte, indem er sich zunächst gegen die Mein ung wendete, als ob für die Gesangvereine mit der Einignng Deutsch lands ihre Ausgabe erledigt sei; die Pflege deö idealen Geistes ini herrlichen Deutschen Reich sei recht eigentlich die Ausgabe der Gesang- veieine. Auch der Vorstand des Nenstädter Turnvereins, Herr Rüdiger, wies- aus die Pflege des Riännergesangs nnd Turnens als nationale Bindemittel hin nnd Herr Kantor Schoene brachte Namens deS Elbgaiiiängerbundrs ei» Hoch aus aus die Vereinigung der Dresdner Sangcsgenosscn. Tic Teplitzcr Liedertafel überreichte der Dresdner durch eine Deputation einen Lorbeerkcan;; anch die Zit- taner Liedertafel brachte herzliche Grüße und Glückwünsche. Mitt lerweile waren Bcgrüßlingstelegramme eingelauscn vom Stuttgarter Liederkranz, der schon seit ii«> Jahren besteht, von Alba» Fvrfler- Neustrclitz, von Hans Kößler in Pest, vom Kölner Männergesang- verein und vom Leitmeritzer Musikverein, vom Kölner Sängerkreise, von Dr. Kalbe aus Italien und von Fabrikant Fedor Tcuchcr aus Teichen: sowie ein Glückwunschschreiben des Allgemeinen Turnvereins. Künstlerische Gaben ersten Ranges boten noch der Herr Kcniirncrmuslkns Hrickc, indem er eine treffliche Eomposition des stellvertretenden Liedermeisters Ehrlich mit bekannter Meisterschaft auf der Trompete blies, ein Quartett deS Dresdner Mannergesang vereins, daS mit dem „Unter dem Lindenbanm- von Wilhelm Sturm einen Beifallssturm entfesselte, endlich die Berliner Liedertafel. Nach einem äußerst geluiigencn humoristischen Vortrag des Rechtsanwalts Dr. Pötzsch nnd einem sinnigen Trinkspruch deS Herrn Hosrath Schuch auf die Berliner Liedertafel, deren Gesänge gute Schneide (Helle Tenöre) und breiten Rücken (tiefe Bässe) hätten, schloß das Hohe Gelage. Den dabei getrunkenen Stoff hatten gespendet: Herr Praetorius (Pilsener Aklicnbier), derselbe und Commerzienralh Taeffncr in Kulmbach (erstes Knlmbacher Aktienbier), Herr Röttgcr (Pilsner Büraerbräu), Direktor Krimpe (Dresdner Helsenkcller), end lich Gebr. Sedlmaycr durch seinen Vertreter Oskar Renner Münchner Spatcnbräu. — Bei Gelegenheit der Erörterung der Ncbertragbarkeit von Retourbillets wirkt die „Conservative Korrespondenz" die Frage auf, ob es im Interesse der Eisenbahnverwaltungen nnd zur Verhütung der täglich vorkommendcn Durchstechereien bei der Benutzung von Netonrsahrkarten nicht am Platze sei, diese Einrichtung ganz abzulchafscn nnd die mit ihr verknüpften Vergünstigungen dem Publikum auf andere Weise zu gewähren. Diese Frage ist vielfach — auch in unserem Blatte — erörtert worden. Das Tagesbillel (Retonrbillet) ist ursprünglich doch nur der Absicht entsprungen, dem Reisenden, der die Eisenbahn auf eine gewisse Strecke benützte, durch Gewährung eines billigeren Rückfnhrprcises auch für die Rück reise zu gewinnen. In der ersten Zeit der Eisenbahnen war beson ders ans kürzeren Strecken die Rückfahrt aut der Eisenbahn noch keineswegs eine so ausgemachte Sache; die Eoncnrrenz der Land straße war damals umso fühlbarer, je weniger dem Reisenden bei der geringen Zahl der verkehrenden Züge gerade die ihm passende Rücktahrgelegenheit immer geboten war. Im Lause der Zeiten haben sich diese Verhältnisse gänzlich verändert. Es handelt sich heute in der Regel nicht mehr darum, einen Reisenden für die Rückreise zu gewinnen, sondern ihm für die Reise überhaupt eine Ermäßigung zu gewähren. Zu diesem Zwecke ist auch die ursprünglich nur aus einen Tag berechnete Giliigkeitsdaiicr vielfach verlängert worden. So ist nach nnd nach das „Retonrbillet" eine für den Reiseverkehr geradezu unentbehrliche Einrichtung geworden, -- unentbehrlich für den spei senden und unentbehrlich für die Eisenbahnvcrwaltnng, die heute mit den gegebenen Mitteln die Billctabsertigung ohne das Rctvur- billet häufig gar nicht ermöglichen könnte. Sind doch aus de» säch sischen StaotSbahnen im Jahre 1888 von 2!» Millionen Reisenden allein 18 Millionen auf Rückfahrkarten befördert worden, für welche, wenn die Letzteren nicht vorhanden wären, 9 Millionen Billets mehr hätten ansgegeben werden müssen. Die Abschaffung der Retoui- billcts würde deshalb beute nur unter zwei Bedingungen angängig Irin: erstens daß der Reisende nicht mehr Fahrgeld bezahlte als mit dem Retonrbillet und zweitens, daß Einrichtungen getroffen würden, welche die zweimalige Lösung einfacher Fahrkarte» dem Publikum und auch der Eisenbahnverwaltung ersparten Ist diese letztere Bedingung vielleicht unschwer zil erfüllen, so stößt dir elftere ans umso größere Schwierigkeiten. Will man die vielen Millionen, die das Tageslnllet Montag, 7. Oktober. gegenwärtig benutzen, nicht schädigen, so muß der Fahrpreis i'ür ein einfaches Bittet aus die Hüllte des RrlonrbiUct-Pceiies herabgesetzt werden. Für diese Reisenden würde dann die Aushebung der Rctpnrbilleleinrichtung leinen Rnchtheil, aber auch keinen Vorthcil im Gefolge haben. Dagegen würden die Reisenden, welche nur eine einfache Fahrt znrücklegen wollen, die mit dem Rückiahrbillet ver bundene Ermäßigung für ihre Reise genießen. Dies würde bei der »nmcrhin großen Zahl von Reisende» aus Tonrkartcn einen aanz bcdenlendcn Einnahmcanssall znr Holge haben, den man in Sach sen ans etwa 2 bis I! Millionen Mark schätzen kann. Hiernach läuft die Frage der Abschaffung der Retourbillets, die übrigens keine einzelne Eisenbahnvcrwaltnng allein zu lösen vermag, hauptsächlich aui eine Budgelirage hinaus, über welche »ran in den verschiedenen deutschen Staaten und Eisenbahnverwaltungen wohl nicht so ohne Weiteres hinwegschreiten kann. — Tie fatalen Neujahrsrechnungen. Recht be herzigende Winke zur Besserung in dieser Beziehung finden sich im neuesten Handclskammerbericht für Osnabrück. „Sowohl bei den Detailgeschästen, als auch bei den Handwerkern", heißt es da. „be gegnet man noch sehr häufig einer übertriebenen Furcht vor recht zeitiger Ueberreichung der Rechnung über gelieferte 'Arbeiten und Waaren, und eS muß namentlich gerügt werden, daß der Gebrauch, die ganzen Bezüge eines Jahres erst mit dem Eintritt eines neuen Kalenderjahres zu berechnen, »och immer in einer Welle gepflegt wird, welche jeder gesunden Ueberlcgnng in's Gesicht schlürft. Dieie Gepilogenhcil hätte doch nur dann Sinn, wenn man annchmcn könnte, daß daS gelammte Publikum mit dem Beginn des neuen Jahres regelmäßig mit einem ganz besonderen Goldregen beglückt würde. Es ist daher auch unverständig, zu befürchten, daß die frühere Ertheilung einer Rechnung für dre Krmdschaft etwas Be leidigendes haben könnte. In Wirklichkeit kann es dem Kistner nur angenehm sein, dann zur Zahlung der von ihm gemachten An schaffungen veranlaßt zu werden, wenn er in Besitz versclben tritt, da, wenigstens in Bezug aus die Bedürfnisse des täglichen BerkehrS, im Allgemeinen nur Derjenige etwas kauft, der sich in der Lage befindet, anch zahlen zu können. Wer von diesem einzig richtigen Grundsätze, „sich nach der Decke zu strecken" — von solchen Aus nahmen größerer Beschaffungen, welche die Regel bestätigen, selbst verständlich abgesehen — abweicht hat vielleicht im einzelnen Falle triftige Gründe, für die Berichtigung des Kaufpreises Stundung zu erbitten, oder aber verdient keinen Kredit. Wir können nur aus das 'Nachdrücklichste empfehlen, so weit und so lange die Baar- zahlnng im Kleinhandel und Handwerk noch nicht vollständig diirchznsühren ist. wenigstens die Ertheilung monatlicher oder doch höchstens vierteljährlicher Rechnungen zur allgemeinen Regel werden zu lassen. Tie Gewerbetreibenden werden damit sich leibst und ihrer Knndschnft den größten Dienst und eine unbestreitbare volks- wirthichaftliche Wohlthat erweisen." Diese Mahnung kann nicht ost und nicht dringend genug wiederholt werden. Das Kleingewerbe wird sich an die Fordeningen der modemen Zeit gewöhnen müssen, nnd z» diesem gehört unstreitig auch die der Beweglichkeit im Bcikehrslcben. — Die Zeitschrift das Aachener „Zertungsmuserim" schreibt: Gegen Mitte Juni d. I. erließ das Museum irachstchcn- dcn Ausruf: „Das Zettungsmusciim beabsichtigt alle Veröffentlichungen der periodischen Presse, welche sich aus das achthunderffährige Jubi läum des Hauses Wettin und dessen Feier beziehen, zu sammeln. Die Redaktionen, vor Allem die der im Königreich «Sachsen erichei- nendcn Zeitungen und Zeitschriften, werden deshalb gebeten, die be züglichen Nummern an das Zcitnngsnnllcnm in Aachen zu senden Dieselben sollen in einer besonderen Abtheilung vereinigt sowohl dem späteren Historiker und Culturhistoriker wcrthvolles Material lieicrn, als auch beredtes Zeugnis; ablegen von der Liebe und An hänglichkeit, welche das treue Sach'envolk seinem Herrcherhause zollt und in diese» Tagen so glänzend zum Ausdruck zu bringen suchte". Dieser von vielen Zeitungen ln dankenswerther Weste verbreitete Aufruf hatte zur Folge, daß deni Museuni 40 Zeitungen und Zeit schriften in 103 Nummern, welche Aussätze über die Geschichte LcS Hauses Wettin bczw. über die Feier des Jubiläums im Sachscn- lande enthalten, zngesandt wurden. Viele der Zeitungen, wir nen nen nur das „Dresdner Journal", die „Leipziger Zeitung", dir .Dresdner Nachrichten", die „Jllnstrirte Zeitung", das „Chemnitzer Tageblatt" re. haben den Inhalt und der Ausstattung nach wahr haft werthvolle Nummern geliefert, deren reiches Material nunmehr im „Zcitiinasmnleum" zur nutzbringenden Durchforschung für spä tere Geschlechter aufbewahrt bleibt. Die „Wettin-Mappe" wird dem einstigen Forscher eine reiche und willkommene Fundgrube rein, so wohl für die Geschichte des sächsischen Königshauses, als auch für die glanzvollen Festlichkeiten, welche, ans der treuesten Liebe des Sachlcnvolkes zu leinem Königshanse hervoraeganaen, in den Tagen des Jubiläums in der Hauptstadt wie ln dem kleinsten Orte des Landes König Albert und Königin Carola als Huldigung dargebracht wurden. — Von einem löblichen Eller sind die Leiter des Wintergarten- Theaters in Berlin, die Herren Toni und Baron, erfüllt. Sic unternehmen nichts Geringeres, als den Versuch, die Fremd wörtelei von der Spezialitätenbühnc zu verbannen. Die Herren haben sich entschlossen, einen Preis von 300 Mk. anszillchreibcir zunächst für die zutreffendste Verdeutschung der folgenden Ausdrücke: Spezialität, Programm, Phantasie-Equilibrist, Akrobat. Gymnastiker. Parterre Gymnastiker, Exccntric, Malnbarift, KickaboutS. Tric. Jongleur, Grotesl-Excentric. Der besten Ncbersctznng dieser 12 Ausdrücke wird der Preis von 300 Mk. znerkannt. Der letzte Auszahlung gelangt. — Für die im Jahre 1890 zur Verwendung gelangenden Paß - karten ist der gelbe Unterdrück gewählt worden. — Zn der vor einigen Tagen gebrachten Notiz wird von der Direktion der Aktiengesellschaft für Glasindustrie (früher Siemens) mitgethellt, daß nicht Diejenigen, welche der betr Versammlung bclgewohnt, entlassen worden sind, sondern daß nur 2 Arbeiter, welche andere Unbetyeiligte zu verspotten versuchten, mit Bezahlung des I4tägigen Lohnes sofort aus der Fabrik ent fernt und weiteren 7 Arbeitern, von denen den Interessen der Fabrik zuwiderlansende Umtriebe bekannt wurden, gekündigt ward. — Die hier aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums des Königl. Stenographischen Instituts versammelten Stenographen unternahmen gestem einen Ausflug nach der Sächsischen Schweiz. Ein Sondcrschifs brachte sie nach Wehlen, von wo sie die Baste» bestiegen. Nachher rraten sie unter der Führung des Gedirgs Vereins Vorsitzenden Pros. Dr. Lehmann eine Wanderung durch die Schwede»löcher an. — Um die Steinbocksziicht aus dem Semmering zu beleben, hat vergangene Woche Sc. K. K. Hoheit Erzherzog Leopold von Oester reich a»S dem hiesigen Zoologischen Garten zwei Schweizer-
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