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- Erscheinungsdatum
- 1888-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188812087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18881208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18881208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-08
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Monat
1888-12
-
Jahr
1888
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HHMül f»r P«IM. »ekbinsdntckr. >», 8m» de«»»«. llbsvkrt.lUiln1ich.vr-«. KAM» »r» »> nur ag Wvclxr Di. Ilvaltuir Tu» sn »T>ldrn> lpM,. ltrr »ip.n- tdiiunaen^ it..vrlk «M. <Ä » hl. nacliltttnpLe Au , liirns.n »v>rd nicht acacbeil. Aut>> ünti». Anlundiaunuinnniiaar aeaea jurknrb.jntilmi» durch Ärteimarn» oder Püslrincantimil. tzllr Rpckaabe eiinie'andter SLritt- nuclc kr'iue Vtlbindlirtkit. Unliiudinunacn u.timcu iammtlichr namlmile ricruiittktimasUkllrn an. üemtvrcchsttllc t>!c. rr. ^»tnalu». d«r 33. Jahrgang. Aufl. 47,000 Stück. knms L Lrslläscks, unä Nnvps« VH xroi. Llx«ve ^okvrtlxua^ »u«e ko,». «vat«», kolckallolrvrsten, kociee - Vssatev, ksIr-üe-Lt-e, Vorivt», 'rttpIsnvris-LnMlvl, ULIrotmiiiter. Dresden. 1888. Iiilm kontier! iinrl Ms-eu, Mllr.7. »M4 SpSLlttlttLL: ^11v 8«rtvn vl8ornv Ovkva, Vau-^rtlkvl iiiicj Mrtlrsektttts- Ovxv»8Uta<Iv. Lei- 8Loks. NosduvddaniUiuiK 8vI>Ia»„tp. 82 8eltlo«n»tr. 82 r«U»»a>> ck Svtrtoi» ^ l-olülltlllll xeuoaltt >1 üotrlvmi U 0»t»>oz» xr»tt8 m»i tr«I. Ln-ickt-oixlanxo» NorottvitNx. W L»rnrpr--1,st»lle lSÄ. Ä A.eme chcokr- und Mklüllwnarkn ^ ^ Älbum, Facher wllsSrusseche. LL. I KM,Eichen P/>röflto Au-.>rvni)r irr cillon H'roie-Urgorr -hg Dresden l^- ^ 7 7-r, r^ Voll«»« LodlLtcksoksn, , ß 8peki»Iitiit:IlLi2Ss1IiLLrä.seLSQ » I-Mpkolrlv in mvinön riUrmliclist volumnten tjiurlitätvn. A « Ich»»» » ^Itmarlet ». K K MV » 1v> U^DMl>U7U G k'epn^pn^rtli.t. »I««. K „IllVLUävlläLitk". kür äis Nr. 3^3. Kpiegel: Alters- und Jnvalidenversorguiig. BmmtwoNIIchn R.rakt.iir für Politisches vr. tkmtl Bt.r.v in Dr«l>.» Sicherer «IS bei einem anderen großen und tiesergrrifendcn Gese» entwürfe läßt sich bei der Alters- und Jnvalidenversorgnng daS Schicksal Voraussagen, das ihr In der Volksvertretung bevor steht. Der Entwurf wird Gesetz werden, wahrscheinlich i» vielfach veränderter Gestalt, aber er wird nicht scheitern, obwohl die Zahl seiner unbedingten Anhänger recht klein ist, ja obwohl es vielleicht keinen einzigen Abgeordneten giebt, der sich mit jedem seiner Grundsätze zu befreunde» vermöchte. Nicht viel gröker aber wird auch die Zahl seiner unbedingten Gegner sein, sodaß der breiteste Nauru für Diejenigen geschaffen ist, welche mit bedingter Zu stimmung de» soziale» Vorschlägen der Rcichsrcgierung gegenüber« stehen. Der Boden für eine Verständigung ist also da und die mit Beifall bcgrüsjte Erklärung des Staatssekretärs v. Bötticher, das; rr den Entwurf alSverbessernugssähig betrachte und keinen brauch baren VcrbcsserungSvvrschlng zurückivciscu werde, erhöhr die Aus sicht aus Erzielung eines lebenslähigen Werks. Seit Jahren erörtert man in Deutschland die Grundzüge der Alters- und Invalid»»ver- sorgung: in Vereinigungen der Arbeitgeber und Arbeiter, seitens der berufenste» Volkswlrthschaftslchrer, in slaatswissenschasllichen Schrillen und der Tagespreise. Wesentlich neue Gesichtspunkte dürften kaum noch hewortreten und sie zeigten sich auch nicht in der l'/fftündigcn Darlegung des Staatssekretärs v. Bötticher, des Verfassers des Entwurfs und in der ll'/fftündigeu Rede des Sozial demokraten Grillenbcrgcr. Auch am 2. Verhandln,,gstage, an wel chem die Sachkenner aller Rcichstagsparlcien zu Wvue kamen, wurde in der Hauptsache nur die bereits bekannte Stellungnahme zu den Grundzügen des Entwurfs in großen Umrissen vorgesührt. Ungewöhnlich groß ist die Zahl der hierbei austauchcnden strittigen Punkte; aber trotz der weitauScinaudcrgehcndcn Meinungsver schiedenheiten sind, bis aus die grundsätzlich verneinende Soz al- demokratie, alle Parteien von dem lebhaften Wunsche beseelt, mit- zuhclsen, daß ^ie Ausführung der Alters- und Juvalidenversorgung nicht für spätere Zeiten zurückgestellt werde, lieber einige Haupt- grniidsätze herrscht eine beinahe allseitige Uebcreinstimmung: über die zlvangswcise Erstreckung dcS Unternehmens ans die gesummte männliche und weibliche Arbeiterschaft Deutschlands, die auf ist'/" Mill. geschätzt wurde, über die gleichmäßige Belastung der Arbeit' gebcr, der Arbeiter und des Reiches. Ucbrrblickeu wir einmal das große Gebiet der Fragen, um die eS sich bei dem Unternehmen handelt! Selbst grundsätzliche Gegner des Werkes rechnen mit den lhat- lächlichen Verhältnissen. Zwar liegt ihnen mehr daran, daß zunächst den Arbeitern bessere Arbeitsbedingungen, namentlich höhere Löhne gewährt, als Vorkehrung gegen die schlimmen Tage des Alters und der Invalidität getroffen würde, aber sie können letzteres Ziel an sich nicht bekäinpken. Ganz zu Unrecht verkleinern sie das Gesetz, das sie nur eine verbesserte Armenpflege nennen, denn sie können nicht leugnen, daß das Gesetz, indem cs dem alten oder invalid gewordenen Arbeiter ein Recht aus Versorgung gewährt, doch einen der Armen pflege bisher anhaftenden Makel nimmt. Wer Armenuntcrstütziing genießt, verliert die politischen Rechte, namentlich das Wahlrecht. Wer aber kraft der Alters- und Jnvalidenvcrsorgung seine Rente bekommt, behält nachwievor alle bürgerliche» Rechte. Die Rente braucht er aber nicht zu erbitten, sondern er hat sie krast Rechtens unweigerlich zu fordern. Dieses Gesetz bietet, so unvollkommen es auch zunächst noch ansiollen wird, den Arbeitern während eines einzigen Jahres mehr, als ihnen die ganze Sozialdemokratie zeitlebens gewähren kann. Diese fürchtet denn auch den Einfluß dieser Sozialre- sormen auf die Arbeitermasseu, darum vc>kleinert sie daS Gesetz, lieber die grundlegenden Bestimmungen des E»!wr»fs: die Organisation des Ganze», den Renlenanspruch und die Ausbringung der Mittel herrschen tiefgehende Meinungsverschiedenheiten. Während der Entwurf eine gemäßigte Eentralisation durch Errichtung particularer Versicherungsanstalten mit großen Bezirken in Vorschlag bringt, wollen die Einen vollkommene Ecnlralffalion durch Errichtung einer NeichSversichernngsanstalt, da nur diese die Gewähr steter Zahlungssähigkeit biete und nur dadurch die aus dem häufigen Ortswechsel der Arbeiter entspringende Verwickelung des NcchnuugS- und ZahlungSwescns vermieden werden könne: die Anderen dagegen wollen entschiedene Tecentralisation. entweder auf berussgenossen- schastlicher oder aus territorialer Unterlage. Unter den letzteren wieder stehen Diejenigen in der Mehrzahl, welche, gestützt aus Schäsfle's Autorität, ein schon vorhandenes Institut, die Kranken kassen, als die naturgemäßen Organe auch der Alters- und Jnvali- ditätSversicherung ei kläre», da gerade diele engeren Verbände die Gewähr der Eutwickelungs- nnd Leistungsfähigkeit, der Kvsten- ersparung. der S»nulat>o»sverhütung, der Zügelung des Geuosscn- kchaftsmißbrauches durch das gesunde Eigeninteresse der Mitglieder selbst zu bieten im Stande seien. Tie kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 zielt auf die Zusammenfassung der realen Kräfte des Volkslebens in der Form korporativer Genossenschaften; das Recht der Selbstveiwaltung, daS die Krankenkasse garantirt, muß als der wichtigste sozialpolitische Factor in der Organisation der Arbeiterversichemng erkalten werden. Krankenversicherung und In validenversicherung stehen sich zudem innerlich nahe, da die Er- werbsunsähigkei« am häufigsten durch Krankheit entsteht. Nicht minder abweichend vom Entwürfe sind die Vorschläge -.«lich des Nenlrnauspruches. Man fordert neben der gänz- en Erwerbsunfähigkeit, von der der Entwurf die Gewährung der Invalidenrente abhängig macht, die Zulassung einer theilweisen Erwerbsunfähigkeit resp. die Gewährung von Haibinvaliditäts- Pensionen, da absolute Erwerbsunfähigkeit nur selten nachweisbar. Luiiouvvii-Vsrmittelans oovvia tür ulla uuäorou Aoitungan. Oll'ertlrrlvt« ci'utt». wsnachrichle», Stadtverordueteuwahl, Effenbahirunfall, Schieuenbrüche, St.idtvccvrdnetcn- Sitzuug, Schule und Arzt. Gerichtsverhandlungen. Auch werde damit .eine Lücke der Krankeuversichcruiig und, was besonders schwer iu'S Gewicht lallt „IMMckenÄLilk". nusgeiüllt s gar nicht bcstaat worden. Freilich würden die ganze Altersversicherung ersparen. Man wüwcht Abstufung der Prämien nicht allein nach de» ortsüblichen Tagelöhiw» (Olts- klasse») wie im Eulwurfe, wildern auch nach der Jiwoliditäksaefahr in den verschiedene» Betriebe» lGcfahrciillaffcn). In diese,» Pnukic bat der Staatssekretär das Entgegenkommen des Bunbesralhs in Aussicht gestellt. Dies führt zur dritte» Hauplstage. der Ausbring ung der Mittel. Ter Enlwnrs will bas Eavilaldeckilugsverialiieii. Dagegen wird das Umlageverfahien veitbeidigt. das allein dem Prinzip der Zwaiigsversichkuiiig entsprechen toll. Das Prämicn- spstcni würde in Folge der sich annunmelnde» großen Eapitalieii den Zinsfuß herabdrückkn nnd de» Volkswohlstand schädigen. (Mail sagt: bereits 17 Jahre nach dem Inkrafttreten des Gesetzes werde sich der Kapitnlbestand der Alters- und Jnpalldenüissen aus IM Mill. Mark stellen.) Von dritter Seile wünicht inan ei» ans Deckung und Umlage ziiiammengcsetztcs Verfahren in der Weise, daß i» den erstell iüiii (oder zehn» Jahren durch Erhebung fester Prämie» zu drei gleiche» Thcile» chen» das Reich behält sich für sein Drittel die Umlage vor) eine Theilvecknug erzielt würde, woraus dann das Gesetz zu bestimmen hatte, ob jortan eine höhere Prämie erhoben ivrrde» toll. Von der Regelung dieser webe» nur augcdeutctcu inhalts schwersten Frage» wird die Gestaltung des großen Gesetzgebungs- werls abhängig sei». Hierzu treten noch eine ganze Reihe von Uiitersmgeu, bei denen vom Enlwurfe abweichende und unter sich verschiedene Ansichten zur Geltung gekommen sind. Dahin ge hören die Frage» der Controle der gezahlten Beiträge. Marlen- stffteni, Quittungr,buch, Verhütung des Mißbrauchs desselben, Be- thriligung der Arbeiter a» Organisation und Verwaltung. Ver pflichtung zur Annahme von El>re»aiurc>u. Wartezeit, Rückzahlung ver Beitrüge bei Ausscheide» ans dem Arbeilcrstandc, Richlbcrück- sichliguug der arbeilsloicn Zeiten für Erlangung der Rente. Ver- daltiiiß der zu gründende» VersicherlmgSanslriltcn zu den ich an be stehenden Jiwulidcnknsscii, sacullative Versicherung von Perloncn mit über 2rM Mark Einkommen, Einbeziehung der Dienstboten, HandtungS- und Apolhckergchilse», kleinen Betriedsunlernchiner, Hausgewerbetreibenden, Gewährung der Reale au Alle und Inva lide iir der UebergangSzeit, welche die gesetzliche Wartezeit noch nicht vollendet haben n. i. w. u. s. w. Aus dieser Arffznhlung aller» läßt sich ermesscu, welch' iimsangreiche und schwierige A»>- -wbe dem Parlamente zu listen bevorstehl. Wenn freilich auch im mau köniiic daun !cbaslen eilte Rcp>ga»isaliou erfahren müssen. Durch die Bclbehal Loimabend, 8. Deebr. die BerulSgrnossen- - Hx- - leichstage das Verlange» nach zialen Ausgabe, sollte, so hegen >r Sozialpolitik geübte weise Maßbalten nnd schrittweise Vorgehen sozialen Ausgabe, der Wittwen- und Ajaiscnvetsorguiia. llte. w Kegen wir das Verstauen, daß aas bisher in der deutschen er Lösung einer weiteren ulfftaucheii auch jetzt nicht verlassen nnd d"ß der Zukunft die Ausgaben Vor behalten bleiben, welche in Folge mangelnder Erfahrungen die Gegenwart noch nicht zu lösen vermag. hinsichtln licken E> Rrukste Trahlbtlichte der „Trrsötter Nachr." vom 7.Dcc. Berlin. Reichstag. Tie erste Beraihung des Gesetzent wurfs betreffend die Alters- und Invaliditäts-Versorgung der Ar beiter wird wrtgesrtzt. Dr Buhl (n.-l.) dankt der Regierung für die srnlizeiligc Veröffentlichung des Entwurfs. Z» der Vereinigung der Atters- mit der Invaliditäts-Versorgung nehme seine Frakliou eine besürworlendc Stellung ein. Tie rwrgeschlagcne Feststellung der AlteiSgreiize wirle nnglcich, da das dl»chlchn>ttliche Aller der landwiilhschaslttcben Aibeikcr ein Höheies sei. Dieser Punkt bedürfe der Prüfung in der Koinmnsion. Wnitichenswertb wäre eitle Reiste auch für vorübergehende Erwerbsunfähigkeit. Sobald um» sich enlschließe, einen NeichSbeilrag zu gewähren, müsse der Kreis der zu Versichernden ein möalichll weiter icia. Es sei aber zu Pinien, ob man die Frauen überhaupt >n das Gesetz mit aniiichinen iollle, oder ob man ihnen die Beiträge ganz oder theilwcije ziirückge- währen wolle. Zu prüfen iei ferner, ob inan sich diejenige» Ver sicherten, die sich jelbstsländig machen, nicht erhallen wolle, indem man sic ierncr zur freiwilligen Versicherung gegen Zahlung der vollen Beiträge zulassc. Was die Höhe der Rente anlange, io sei es leicht, dieselbe später zu crböbe», unmöglich aber, dieselbe herab- zusetzen. Deutschland sei in sozialpolitischer Beziehung der führende Staat: finde die deuische Snzialrrsorin Nachahmung, übernehme auch die ausländische Industrie d,e Lasten, welche sich die deutsche f auscrlegt, so könne dann auch die deulichc Industrie aus dieser Bahn weitergchen. Die Parallele mit der Armenpflege sei hin fällig : m Berlin werde cs beiwielsweise nach Zustandekommen des vorliegenden Gesetzentwurfes sichen Mal so viel Empfänger der Jnvalidenrcnte geden als jetzt. Gegen den Rcichszuschuß hätten sich seine Freunde bei der Unfallversicherung ausgeiprochci,: aber vier liege die Snche ganz anders. Die Alters- und Iiivaliditäts- Vkrsiicheriing sei keine Atmenpflege, aber sie erleichtere die Arme»' pflege, sie entlaste die Commune», deren Entlastung längst dringlich >ei. Da sei ein Zuschuß aus öffentlichen Mitteln ganz am Platze. Redner regt eine nnderweite Regelung der Beiträge an: der Rcichs- znschuß sollte allen Arbeiten, ganz gleichmäßig zu Gute kviiiiiicu. Die Organisation ergebe unsagbare Schwierigkeiten. DaS Richtige wäre eine Reichscinstalt an Stelle der territorialen Ver bände. Seine Freunde hofften, daß im Interesse der Ver einfachung des Gesetzes dieser Weg noch weide betreten ivcrde». Das vorgcschlagene Morkciisvstem werde in der Kommission eingehend erörtert werden: ganz unrichtig sei die B> Häuptling, daß durch dasselbe das Arbeitsbuch eingeführt werden solle. Seine Freunde würden einem derartige» Vernich entschieden Widerstand entgegensetze». Hoffentlich komme das Gesetz im Jnlrresse des soziale» Friedens zu Stande. (Beifall.) Hitze (Eentr.) erklärt, daß es sich für das Centrum nicht nm eine Neuoidimng der Armen pflege. sai.V'rii um neue organisatorische Maßregeln handele. Redner werde mit sulchen Behauptungen de» Arbeitern das Gesetz nicht vergällen. Während sich dieses aus 13'/» Millionen Arbeiter erstrecke, betrage die Zahl der selbstständigen Unterstützten nur 660,000. Tic Behgnptung. daß das Gesetz eine neue Belastung der Arbeiter bedeute, widerspreche dem sonst von den Sozialdemo kraten anerkannten ehernen Lohngesetze. Mit der Beitragspslickt sei es den Sozialdemokraten nie reckt zu machen. Werden die Bei träge dem Arbeitgeber auserlegt, sv beißt es, dieser werde sic schon auf die Arbeiter abzuwälzen wisse»: werden sie ans dcrs Reich übernommen, so heißt es, ja das Reich nimmt de» Beitrag aus den Steuern und diese müsse» die Arbeiter mit ansbringen. Eine ander- weite Abstufung der Rente sei nöthig, ebenso die Zulassung von Halbinvalidität und zcitiveffer Invalidität. Redner spricht sich gegen eine NcjchSanstalt nnd für möglichste Decentralilntion aus. Auch die Knappschastscassen verlegten «hr Schwergewicht in die Sektionen. Wichtig sei die Frage, ob die bestehende vcriissgenossen- Ichaftliche Organisation so ohne Weiteres bei Seile geschoben werden solle. Man sage, die Bcrussgenossenschastcn wollte» die neue Versicherung nicht übernehmen: aber dieselbe» seien doch noch iiiiig der Bciilisgenosseinchaslen werde eine Jndividualisirnng der Beitrage crinöglicht und die Bedenken wegen der Controte der Beiträge beseitigt. Eine Ausdehnung der Unfallversicherung aus weiieie Arbeitercategorien sei beabsichtigt, wdas; der geplante Uiniang der Invalidenversicherung kein Bedenken gegen die Beide Haltung der Bcrnisgcnoffciiichailen in sich schließe. Ter Ncichs- l eitrag sei sehe bedenklich. Zur ersten Enlrichtung sowie zur Aus hilfe m einzelnen Fällen könnte er sich mit dem Neichsbcltrag rinvcrslnnden erklmen, über nicht mit einem regelmäßigen und >» hohe» Zuschuß, wo daS Bedürfnis; noch gar nicht erwiesen sei. Rendcr spricht sich gegen das Tccknngsversahrcn aus, welches eine Kapilalansumiiilring mit sich bringen und damit den Zinsfuß drücke» wurde. Damit würde aber auch die ganze Grundlage der Berechnung hinfällig. Der Mangel einer Rückvergütung an zahl reiche Kategorien von Arbeitern sei eine Härte, die gemildert werden müsse. Auch das Eeiitrum werde an dem Zustandekommen des Gesetzes miiacbeilen. das den sozialen Frieden fördern werde. — v. Hclldorss (kons.): Der Gedanke deS Jndividual-L'ihncs sei in seiner letzten Konsegncnz undurchführbar. Der Rcichszuschuß rechtzeitige sich nur. wen» die Vorlage ans Alle ausgedehnt werde, deren einziges Kapital ihre Arbeitskraft bildet. Im Großen und Ganzen habe die Vorlage die Grenze richtig gewgcn. Ter Abg. Hitze setzt sich mit seinen Fraktionsgcnvssen u> Widerspruch, wenn er behaupte, daß die indirekten Steuer» vornehmlich die unteren Klassen belasten. Die formelle Abfassung des Gesetzes lasse viel zu wünschen übrig. Bestellende Organisationen müßten möglichst er hallen werden. Freiwillige Veisichemng sei für Diejenigen zu em pfehle», die als kleine Unternehmer oder bei ihrer Verhcirathung uns der Zivangsbeiffichcrung ausschciden. Das Markenshstem sei eine Lebensfrage inr die Durchführung des Gesetzes. Auch bei Jnmhaltnng der Altersgrenze von 70 Jahren werde daS Gesetz , viel Elend mildern. Er lei periönlich stir das DeckungSversahren. < Tie Kapitalaiisciinnilring könne dadurch unschädlich gemacht werden. ° daß man ihre Verwaltung decentralisirc; die Organisgtion der Ver- z Wallung nach Landcstheilen sei die richtige. Zu bedauern sei, s daß die Regierung uns auch das Haus zu wenig Verständ lich zeige für die wichtige soziale Bedeutung der Fabrik-, Arbeiter- und Hancwecker. Gesetzgebung. — Abg. Schräder spricht sich im ablehnenden Sinne zu der Vorlage aus. Tie alleinstehenden alten Arbeiter schütze man durch das Gesetz nicht vor der Aimcnpflegc. Dem invaliden Arbeiter gewähre die Rente keine Ausbesserung der Kräfte, wohl über könne der Arbeit geber ein Interesse daran haben, einen Arbeiter als invalid erklären zu lassen. Wen» das Gesetz in Krall trete, werde von den Sleuer- uberschüssen nichts mehr vorhanden sein, und dann würden zur! Deck»,,g des Reichsznschlisscs neue indirekte Steuern nöthig. DaS Gesetz werde den Arbeitern nichts nützen, sondern nur schaden und , ihnen den Glauben iiel-men, daß er aus eigener Kraft für sich sorgen könne. Man könne es den Arbeitern nicht verdenken, wenn sic immer höhere Ansprüche stellten, da die Landwirthschaft aus diesem Wege zu bedeutenden Zugeständnissen gelangt sei. — Lerffchner (Rcbsp.) beantragt Verweisung des Entwurfs an eine Mer- Kommission. Der Uiii'alig des Gesetzes sei zu groß. Eine Reichs- niislalt >ci noll-wendig. Tic Berufsgenosscnschatten hätten sich nicht bewährt, doch müsse man sic beibchalten, bis man etwas Besseres habe. Die Reiiteliabsluiung der Vorlage sei richtig, da gegen iei das Umlage- demDcckimgS-Vcrsahren vorzuziehen. Ohne Reichsbeitrag sei das Gesetz nicht annehmbar. — Die Wciterbe- rattmiig findet Montag statt, anßerdein die erste und zweite Lesung der Vortage bete, bas Kaffer Wilhelm-Denkmals. Berit n. Der Kaiser wolmic Mittags der Generalprobe zum „Nheingold" im Overnhausc bei. Derselbe lehnte die Genehmigung zur 'Anlage einer Pferdebahn in der Fricdrichsiraße über die Linden hinweg ab, da dm beabsichtigte Verbretterung für den Verkehr noch zu gering sei. ES würde »doch, wird hinzugesügt, der Uebcr- schrcitnng der Linden mittelst der Pferdebahn an einer anderen Stelle dmclbcii voraussichtlich nichts im Wege stehen, worüber eventuell neue Pläne vorzulegen seien. — In Remscheid ist gestern früh der Pnstdirektor ermordet worden. Der Mörder hat die Kasse beraubt. — Der des MeineiSs verdächtige Passauer Bankier Elsäsier wurde gegen eine Cauffon von 40.000 Mk. aus der Haft entlassen. l j Berli n. Im Reichstag har sich aus verschiedenen Fraktionen eine »eie Vereinigung gebildet, um einen Gesetzentwurf bctr. der Wc'iilsäffcbuiig ailöjliarbcitcii. Von sächsischen Abgeordneten gehört dccsclbeii Haiidelskammewräsident Hultzsch an. Die eigentlichen Berathiingcii haben noch nicht begonnen. Nach den Vorbe sprechungen ist aiiziliichlncn. dap man den Zusatz von Zucker und Wasser als zulässig, also nicht als Fälschung betrachte und den Leklarntionszwang nicht will. — Gestem ist hier ein Zweigverein des Attika-VereinS dcilNchcr.Katholiken gegründet worden, dessen Protektorat der Armeebischvs Aßmamr übernahm. Pfarrer Behrcnd Ihcilte m seinem Vvricagc mit, daß jeder Tag 3009 'Negern Leben oder Freiheit koste. 'Alle,» nach dem Norden Afrikas würden aus den. Inner» jährlich 100,000 Sklaven verkamt. Aus der oberen Nilnegend kämen 30,M, auS dem Sudan 15,000 jährlich. Tie fünffache Zahl gehe beim Raub nnd Transport zu Grunde. Berlin. Die Budaetküiniiiiision dcZ Reichstags führte heute die Berathliiig des Ezlra-Ordinariunis des Militär-Etats zu Ende und nahm die Positionen des sächsischen Etats ohne Abstriche an. Berlin. TuS Weißbuch über die ostasrikanffchcn Verhand lungen geht dem Reichstag voralissichtlich morgen zu. Dasselbe ist sehr iimsängttch. Es enthält eine historische Darstellung der Ueber- nahnie der ostastllnnffcken Küste in deutschen Schutz, sowie die Verhandlungen mit dem Sullan von Suirsibar, sodann einen Be richt über den Aufstand und die deswegen mit dem Auswärtigen Amte gewechselten Dcprschen, schließlich die Verhandlungen über die Unterdrückung des Sklavenhandels und die Durchführung der Blokadc. Ei» offizielles Telegramm ans Sansibar von gestern meldet: Das deutsche Blokadc-Geschwader brachte am 5. Dezember eine arabische Dhcm mit 87 Sltaven aus, Wobei eine Anzahl Araber gewnqen wurde. Berlin. Dem .Tagebl." wird aus Sansibar gemeldet: Um Baganivhv fand ein Kampf statt. Irr Sansibar, wo man noch keine bestimmten Nachrichten hierüber hat, geht das Gerücht, die Deutschen hätten sich noch Bagamoho zurückgezogen. Mehrere seien dabei gctödtet worden. . Paris. Die französische Regierung Kat bisher noch keine Mitthcilung über die Eiubcrusung einer asccknnischcn Konferenz und noch keine Anzeige von der Blokadc der vstasrikanischen Küste erhalten. Die Berliner Börse «öffnete ziemlich belebt, doch ver ringerte sich das Geschifft später. In der zweiten Börienhäfftc trat infolge größerer Realisationen eine allgemeine leichte Abschwächrmg >W
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