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- Erscheinungsdatum
- 1888-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188807051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880705
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880705
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-05
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
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Oll s Q ^ I S s» G kt hon dem sächsischen KriegSmmrster General Graf Fabrice gearvene Abendgesellschaft. Auf derselben bildete neben den Majestäten lelbst- verstäiidltch der Prin» Wilhelm, welcher de! dieser Gelegenheit eben falls dle preußische Gardehusaren-llmform mit dem blauen Dolman auf der Schulter, sowie daS große grüne Band de- sächsischenOrden» der Rautenkrone über der Brust trug, den Gegenstand allgemeinster Aufmerksamkeit. Manche- leuchtende Augenpaar hing an der durch da- bunte HiOarkn-Waffenkleid i»'S beste Licht gestellten männlich schonen Gestalt de- Hohenzolleril-Plinzen mit dein energischen Antlitz und dem schlichten znrückgestrichenen Haar. Wenn er nun alS deutscher Kaiser und König von Preußen dereinst wieder nach Sachse» kommt, wird er in Gemäßheit der zwischen den befreundete» Fürsten herrschenden Litte die Uniform seine- sächsische^ Regiment-, der Kauer Grenadiere, tragen, in welcher sein auch in Sachsen unvergeß licher Großvater so oft erschienen ist in mancher frohen Stunde. - Rach einer neuerdings erlassenen Verfügung de- Reichs- Postamtes soll es hinfort keinem Bedenke» unterliegen, alle »>it einem bloßen Ramen adressirte Telegramme an einen be stimmten Tlägcr dieses Namens anSznhündigcn. wen» der letztere nicht allein eine in rechISgiliiger Form ausgestellte Erklärung aller sonst am Orte wohnende» Personen desselben Rainen- dahingehend, daß dieselbe» mit lener Aushändigung einverstanden sind, solidem auch eine obrigkeitliche Bescheinigung darüber bcibringt. daß außer den Unterzeichnern der vorgenannten Erklärniig weitere Personen, welche den betressenden Rainen führen, am Orte nicht wohnhaft sind. Die- bezieht sich, wir nochmal- hervorgehobcn wird, nur auf Telegramme, nicht auch ans Biieseorcesvondenzen. — U. U. R eisebriese (Schluß). Nachdem ich im letzten Briese berichtete, daß die als Krankenpslegerin iir^ Süddeutschland wert und breit berühmte Frau Elve Regit» in Stuttgart mittelst eine- eigenihiimüchen Heilverfahren- seit Jahren mit Erfolg eine große Anzahl Krankheiten, tn-weilen schwerster Art, behandelt, will ich seht dasselbe in Kürze zu schildern verinchen. Das kunstlose, naturgemäße Heilverfahren der Fian Neglin besteht darin, das Heilbestreben der Natur zu unterstützen, das dahin geht, krankhaste Stoffe an- de» davon ergriffenen Körperlbeilen lind Organen auS- zuschl iden. Sie wirkt daher durch enie »ianniglach abgestnste, durch- ii- nicht lästige, sondern belebende .Hautpflege aus die inneren erden. Ihr Verfahren ist ans der einfachen Prießnik'schcn Wasser heilmethode heran-gewachnn. In der ersten Zeit ihrer Thäligkeit bediente sie sich ausschließlich de- Pneßnitz'schen Verfahrens t da sie ledoch erkannte, daß dasselbe ans manche Kärperkonstitutionen zu lehr einstnriiite, Verben, rte sie da- Prießnitz'iche System, indem sie dem kalten Wasser Zusätze von wohlriechenden Substanzen gab. Solange es eine Heilkcntt giebt, werden wohlriechende Kräuter oder der Er tract an- solchen als Heilmittel angewendet. Man denke nur an die Rolle, die der Franzbranntwein unter den Han-mittel» spielt' Wie Viele setzen nicht Tannenzavsenspiritnö aus! Auch der Ainenenivlnkn- ist ein bewährte- Heilmittel. Frau Regst» ver letzte alio Weingeist mit aromatischen Kräutern, mit dem feinsten Auszüge krä'ttger, wohlriechender Pflanzen, die theils in den Alpen der Schweiz, theils >n Deutschland wachsen. Die Rccepte zu einer Anzahl dieser .Krauter Essenzen, die von eraunkstchstcm, stärkende» Wochgeruehe sind, hat Iran Regstn »ns Kloster» bekommen. Die Klonec waren nn Mittelalter die Stätte drr Heilpfleae: in den Klo- lau ii,o rin guter Th.il des Anneimitlesichatzes des Miuelaliecv l.s an- irascre Tage erhalten. Wie die Mönche ihre Krantcrkünde zum Brennen der feinsten Liauenre zu verwenden verstanden, weiß Jeder, der einmal einen echten Benedictincr oder Ehartrenie geicksinnl, Die Ntönche haben aber auch ihre Kräuter künde bei der wirklichen Heilvstege verwendet und manches Haus mittel der Rciueil -ührt ans klösterlichen Ursprung zurück. So auch eai guter Theil der Reglin'ichen aroniatisch-spiriluvien Essenzen. Frau Regstn wendet dieselben theils mit Wasser pernuicht, theils rem uns niwermsicht hei ihrem Heilverfahren an. da-s sich, wie gesagt, ans der Prießnitz'ichen Ratnr- und Wasserheilmethode ant- bant. Sie giebt bei den von ihr behandelten Krankheiten genau nn, in wetchem Verhältnis; man einzeln ihre verschiedenen Essenzen zu Wmchnnge», Bädern, Umschlägen, Abreibungen und Eiinvickc- umgeii zu verwenden hat. Ruhr minder empfiehlt Frau Regst» mit großem Rachdrack eme Reihe lener Hansmittel. die in unserer gelehrten Zeit nur zu -ehr »her die Achsel angesehen werden. Sie befürwortet für eine gcnne Zahl von Krankheiten Bäder von wildem Thymian, der in Rraddenlschlind als Feldkümmel, in Süddeulich- land als Quendel best.mit ist. Welche Mutter hätte nicht schon ihr schwächliches Kind durch Feldkummelbäder wnnderbar gestärkt! Fra» Reglm catbet ihren Gebrauch auch Erwachsenen an. Sodann vperirr sic mit einem seit den ältesten Zeile» als machtvoll aner kannten Hestsactor, der Fetleinreibnng, wozu sie aber wieder nicht bloßes Fett, sondern ein mit aromatischen Pflnnzcnexiracten ver mengtes Fett ganz bestimmter Tliiere verwendet. In ihrem Ver fahre» spielt daS Badöl und die Pflaster, die äußerlich auf innerlich entzündete kranke Tlieile gelegt werden, eine große Rolle. Die An wendung innerer Mittel beubränkt Iran Regst» einzig ans einige Weine,^die sie ebenfalls mit aromatisch-iviritnösen Substanzen ver setzt. Sic bereitet einen Gewürzkräuter-, einen Zimmet-, einen Hagebutten-, einen Brvmbecrwcin. Soviel ich davon verstehe, haben diese Weine, von denen der Kranke in gewissen Füllen täg lich iinr mehrere Lössel zu nehmen hgk, mehr einen unterstützenden, den Plage» stärkenden, die Verdauung rcgnliren sollenden Zweck, wie man ia auch Tokayer, Malaga und andere stärkende Weine ärzt licherseits verordnet Pekammk. — Mit diesen einfachen Mitteln, die je nach dein Krankheitsfall verschieden in Anwendung komme», behauptet nun Frau Regst», in einer ganzen Reibe von Erkrankungen innerer wie äußerer Organe, bei Fieber» und Entzündungen ganz außerordentliche staunenswerche Erfolge erzielt zu haben. Das Register ihres VnchS zahlt einzelne Fälle ans von Angcneittzün- dungen, Blculniuht, Blittvergütiiiiaen, Brechrnhr, Eholenne, Croup, T'phtherilis. Tristen. Tnich-all, Epilepsie, Fettsucht, die gastrischen Gallen, Schleim-, Nerven- und rheumatischen Fieber, Gelbsucht, Genickttamp-, GesichlSrose. Gicht. Hämvcrhoiballeldc», Harn- lmchwerdcn, Hcrzkranws, Impwergittung, Insekt>onskrankhciten, .'irvctilnntr,., vkaienkreb ß Lähmungen durch Schlagfluß, Leberleidcn. Ve.'ß-; i ngei-,' ßu ....'chwiudiucht, Magen'cidcn, Maiern, Migräne, Sbr,'!'- und Llnrenleiden, lllhochitis, fliiihr, Scharlach, Skrv- Vhulo'e, Schlagslnß. Typhus und die Entzündungen von Brnstiell, Darm, Luttröhre, Lunge n. s. w. u, f. tv- Alle dicie Falle und viele andere hat Frau Regst» in ihrem langen Leben »nt il rcn Pcitteln blliandclt, iKach ihrer dlngabe nnl Ettolg. Ich r tinag das nicht zu conlrostren. Im Ganzen leuchtet mir, dem Laien, die Lache cm, viel mehr mag und kann ich nicht tagen. Doch füge ich hinzu, daß. wenn ein mn die Gesundheitspflege so verdienter Man» wie Pro', Jaeger und ein so weltberühmter tüchtiger Arzt wie Tr. Rütingcr in Stuttgart für das aus dem Boden der Raturheilknndc emporgewachscne und die Wasserheil methode verbessernde Negstn'ichc Verfahren Feuer und Flamme sind, man die Sache nicht io von der Hand weisen kann, Frau Reglm macht durchaus nicht den Eindruck einer Quacksalbern» Das Malki'chreicri'chc liegt ihrem bescheidenen Wesen ganz fern, Geld gier ist ihr iremd. Sic behauvtet, durchaus keine Universalmittel zu haben, sondern beruik sich nur auf ihre Naturbeobachsting und ihre Er-ahrungcn an unzähligen Krankenbetten. Für Frauenkrank heiten aber, sowie für Alles, was mit Mutterschaft und der Aufziehung kleiner Kinder zinammcnhängt (das bezeugen die Empfehlungen Dr. Iaegecs und Nitttiigc:s) ist das Reglin'schc Verfahren unschätzbar. „Die Mittler werden an d m Regstn'schen Buche einen sicheren Becoilicr in vieler Roth nnk> Plage, welche die Entwickelung der Kinder mir sich bringt und in ihren Mitteln einen wahre» Haus- ichatz besitzen." Nach dem. waS ich bei Freunden und Bekannten damit erlebt und sonst in Erfahrung gebracht habe, hielt ich es für Mcnicheiip,lickst, darüber zu ichrcibc». Ich füge hinzu, daß viele Iaeger'schen Filialen die meisten der Reglin'ichen Essenzen führen. In Dresden speziell Hai sich die Firma Wcißbach (früher Jean Schieme im Nenstndlcr RcilhhauS) einen Vorrath von dem Regstn- scheu Buche sowie von einzelnen der Essenzen zugelcgt. Sie führen zum Theil sehr anmuthcnde Namen, B, Hertha-, Wotan- und Flora Essenz: andere nennen sich nach ihrer Farbe bescheiden braune oder wcnße Essenz. Sie werden al- kosmetische Essenzen verkauft und wirken als solche entschieden kräftigend, den Haarwuchs beför dernd uiid dienen auch bei Gesunden zur Hautpflege WaS aber die in dein Buche empfohlenen Fette, Pflaster und Gcwürzkräuter- weinc anlangt, die mir ans ärztliche Verordnung verkauft werden dürfe», so muß man sich der Vermittelung eines Arztes, beispiels weise Tr. Jaegers, bedienen. Nebrigcns ist Frau Reglm, Stutt gart, Blnmenstr, -2, zu brieflichen Auskünften gern bereit und eine der ansprnchslosesle» Personen der Welt, — Das 2, Feldartilleileregsment Nr. 28 Kat gestern den Schieß platz Ze > thain verlassen. Der Platz wird nunmehr mit folgen den Truppe» belegt werden: 6, Juli bis 30. Inst vom 1. Frld- Artillcne Regiment Skr, 12, von, 81. Juli bis 3. August vom 1. Leib - Grenadier-Regiment Nr, IW und von« 4. bis 7. August vom 10, Innmtcrie-Rcgiiiicitt Nr 134. Außerdem werden noch von den Cavalrrie - Regimentern Gestchtsübiingkn auf dem Schießplätze Zeithain abaehaltten. Die aut dem Schießplätze bestehende Post wird auch während der Hebungen mkeit ' spiel bequem beobachten. de» vequi — Herr Ingenieur Jolle» hatte sich bei dem 4 A nnern um Konzessi .... . n Kal. Ministerium Koniessivnirung einer Dampf skraßenbahn vom Altmarkt durch vie Könia-Jobannstraße und die Grunaer- e beworben, welche über Striesen, Tolkewitz und Laubegast nach Kleinzschachwitz mit einer Abzweigung von Striesen über Blalewitz, Loschwitz nach Weißer Hirsch weiter geführt werden sollte: es, wäre die» eni Unterirehmen, welches für den Verkehr litten Ortschaften von unbe>cchen- Das König!. Ministerium hat das straß . -n, wem zwischen Dresden und den genannten Ottichaste» barem Vortheil werden könnte. Das Könial. e- sich glicht empfehle, an einen Unternehmer zugehorü a< .... Linien geplant sei. . . . . sür eine einzelne diesem Nrhe zugehörige Linie eine besondere Konzession ru verleihen. Außerdem sei die Aufgabe der bei einem Betriebe »nt Dampf an die Regierung übergehenden Befugnisse nicht nnbedciiklich, auch bringe der Dampsbeirieb unvermeidliche Berkedrsstörungen mit sich. Der Rath beschloß, in diesem Sinne Bericht an da» königliche Ministern»» des Jnneru zu erstatten — Anläßlich der Wiederkehr des TageS der UnabhängigkeitS- erklarung der nvidninerikaittschcil Coloniee» 14. Juli 1776) batte gestern da- hiesige amerikanische Consulat geflaggt. Auch nn englisch-amerikanischen Viertel wehte mehrfach das Sternen banner. — Z» einer fünften Alpen turnfahrt ruft der T»m- lreisrath de- 1t. TurnkrciseS die Turner Sachsens aui, zur Fahrt durch da- gastliche Schwaben mit seiner schönen Hauptstadt Stutt gart, nach Friednchshafen nn'S Gestade des blauen BodenieeS, dem „blauen Auge des AllcmanncnlandcS", an die Schwelle der Alpen. Es ist eine billige Fahrt, diele Alpenturnsahrt, und wer in der Lage ist, sie zu benutze», der wird nur gut daran thnn. Von DreSden-A. nach Stuttgart und zurück kostet ein Villet 3 El. 42 Mk., in 3. Ci. nur 28 Mk., nach Fr>ednckSl>asen und zurück nur 52 und 34 Mk., nach Stnttgmk, Friedrich-nasen und zurück von Lindau 60 bez, 40 Mk. Dazu kommen tue wcsentiichen Vergiinstignnacii. welche die öslcrceichiichcn Bahnen bei einer Fahrt in ihre Alpengebicte ge währt haben. Während ei» cvnibnsirteS Rundreüebillet ab Dresden nach Stuttgart, Friedrich-Hasen. Bregenz, Jnnsbrnck, Kufstein und zurück über München in 2, El. 09,20 Mk., in 3. El. t>3,20 Btt. kostet, bezahlt cm Thcilnehmer der Turnersahrt sür dieiclbe Tour nur 75 und bez. 47,20 Mk. Die Turnfahit geht am Freilag, den 20. Juli Abend- 8 Uhr. von DreSdcn-A. ab. Tic Billets sind bi- Freitag den 13. Just zu entnehmcn. — Landesverratbs-Prozeß. Leipzig, den 3. Juli. Aus den gestrigen Verhandlungen sind folgende Vorgänge von bemerkcil-iverthem Interesse: Es erscheint zunächst al- Zeuge, aus dem Zuchthanse vvcgesührt, der ehemalige Kanzlist beim Straß burger Bezirks-Präsidium Paul EabanncS, Tcrlelbc sieht, seitdem er sich im Znchlhnuse befindet, furchtbar herabgekvmmen ans. Ec sagt etwa ans: Einige Zeit nach meinem Besuch Ostern 1883 in Paris brachte mir Appel Geld, ich glaube, eS waren 400 Francs, Appel iagle mir, daö Geld komme von dem Obersten Binecnt. In Paris besuchte ich Letlinger. Dort stellte mir Letiinger eine» Man» vor. der sich Brüller nannte und sich alsEhes-Redaktcur des „Figaro" bezcichncte. Letzterer forderte mich aus, ihm gegen Ho norar Eorreipondenren zu schicken, Leitniger sagie »nr später: der „Brüller" ist nicht E»es-Redatteur des „Figaro", sondern der Oberst Vincent vom französischen KriegSministerinm. Nach einem Zn- lammeittrefsen mit Vincent in Lmievitle nagte muh Appel in ganz gleicher Weise wie Vincent: ob ich den Esicnbahnbrainlcii Dirtz kenne u. s. w. Appel übergab mir 1400 Francs mit dem Be merken : das Geld >ei an- Paris; 400 Francs seien für mich und 1000 Francs sür Dietz. In Folge dessen begab ich mich zu Diez; und drachle ihm daS Geld mit der» Bemerken, daß dasselbe aus Paris sei. Frau Dietz sagte: „Das Geld habe» wir schon lange erwarten" Ich sag» schließlich zu den Tietz'scheir Eheleute», wen» sie nicht nach Frankreich reiien wollen, zo sollen sie mir die Sachen zur Beförderung nach Paris übergeben. Dietz übergab mir seine Sachen. Ich habe dieselben theils persönlich befördert, zumeist aber dem Appel zur Beförderung übergeben. Ich erhielt von Appel noch 200 Ir., einige Zeit daraus 4M F-c, und später 500 Fr,, mit dem Ersuchen: das Geld dem Dietz zu gebe». Dietz gntttirie mir stets über diese Gelder: die Quittungen übergab ich dem Appel. Da ich aber bas ganze Jahr 1886 fast gar kein Geld er hielt. so fuhr ich Neujahr 1887 nach Paris, dort sagte mir Vincent: er sei nicht mehr Elies des BnreauS, sondern ein Herr Sand- Herr. Diese» stellte mir Vincent vor. Vincent gab mir 600 Fr. und sagte mir: Dietz ist ein unersättlicher Mcnich, seine Sachen sind göldeswerllj, aber der Mann ist furchtbar unvorsichtig, er »kickt mir alle Sachen durch die deutsche Post. Sagen Sie dem Dietz: daß ich Sachen, die aui der deutschen Post ausgcgebeir werden, nicht bezahle. Im Februar 1887 Iheilte mir Appel mit: daß er »ach Paris reite; wen» ich etwas an Vincenk mitzngcbcn habe, io solle ich mich beeile». Ich llntt dies denn auch. Als Apvel »ach Straßlmrg znnickkehrte, brachte er mir noch t>00 Fr. mit dem Bemerken: ich tollte etwas mehr Eifer zeigen. Es war damals gerade der KriegSlärni. Erst von dicscm Zeitpunkte an — so fährt Eobcuines mit weinender Stimme fort — suhlte ich mich veranlaßt, den uiigtncklichen Klausingcr zu bitten, mir iccrete Sachen zu geben. Der Zeuge bekundet nn Weiteren, daß er später noch einige hundert Franken von Appel bekommen babe. Appel habe auch Brieftauben gehabt. — Präs.: Nun Eabaancs!, weshalb haben Sie das, waS Sie heute bekundet, nicht schon früher gesagt? — Zeuge: Herr Präsident, ich dachte an meine Frau und Kinder, denn ich wußte, daß, wenn ich die Andere» vcrrathc, meine Frau von Niemandem nitterstützt werde. — Präs.: Und weshalb sagen Sie cs jetzt ? — Zeuge: Ter Herr Anstaltsdirektvr sagte »nr. meine Familie iiinsse mir näher flehen, als meine Freunde Wenn ich Geständnisse mache, dann werde die dcntiche Regierung ei» Ein sehen habe» und meine schwere Strafe mildern. Präs.: Es ist ja selbstverständlich, daß Sie aui eine Begnadigung hoffen. — Ea- baiiiies: Herr Präsiden!, begnadigt kann ich »och nicht werden, aber ich hoffe, daß mir gestattet werden wird, meine Strafe i» Slraßbura zu verbüßen, damit ich An und wieder meine Flau und Kinder iehen kann. — Präs.: Ta Sie also durch ihre Geständnisse eine Milderung der Strafe erhoffen, so müssen Sie umsomehr vor sichtig sinn. Die Hoffnung aus eine Strafmilderung wild Sie doch nicht etwa veranlassen, einen Unschuldigen in's Unglück zu stürze» ? — Eadannes: Und wenn ich wüßte, sofort dadurch »ikme voll ständige Freiheit zu erlangen, so würde ich dies nicht thun. (Sich zu Appel wendend): Blag Appel selbst sagen, ob ich die Wahrheit getagt habe. — Appel, der bis dahin in ziemlicher Unruhe dage- lessen hat, ruft zitternd: das ist Alles erlogen, ich prolcstire gegen Alles. — Präs.: Cabannes, ich ermahne Sie nochmals, mit Ihrem Gewissen zu Rathe zu gehen, sich durch nicht- beeinflussen zu lasse». Sie würden, wenn Sie hier einen Unschuldigen beschuldigen wollten. Ihren bisherigen Verbrechen die Krone auffetzen. Appel hat selbst zugegeben, daß er Jlnc Frau unterstützt hat. Wenn Sic den Appel zum Dank dafür noch derartig, wie es geschehen, m umchuldiger Weite beschuldigen wollten, so würde daS eine grenzenlose Ver worfenheit sein! — Eabamics: Herr Präsident: Gott toll mich in meiner Todesstunde slraten, wenn ick ein unwahres Wort gesagt habe. — Präs.: Sagen Sie cs einmal mit wir es Alle hören. — Cabannes Sie können nicht bestreiten, daß Sie »... » ^..>- crnt an Sic geichickt hatte, gaben, daß Sic eine Anzahl an Vin cent bestimmte Sendungen sür »nch und Dietz nach Paris beför derten. Sie waren selbst bei Vincent und haben mir von ihm Gelder gebracht. — Apvel (mit zitternder Stimme): Sie lügen, ich weiß von nichts, ich kenne kernen Vincent. — Cabannes: Bei dem Wohle meiner Kinder rufe ich Gott zum Zeugen an, daß ich die Wahrheit spreche. Wenn ich auch jetzt im Auchthause sitze, so habe ich doch »irhr Wahrheitsliebe wie <vre — Appel: Ich wiederhole, daß ich Alles bestreite und Sie gelogen haben, die Sache wird sich ja finden. — Verth. Rechtsanwalt Dr. Reinhard: Hat Ca bannes nicht bei einer Vernehmung vor dem Herrn Ober-NcichS- anwalt gesagt: er sei in der Lage, über «ine unterirdische Min« etwas zu bekunden, dies thue er aber nicht früher, ehe ihm eine Strafmilderung zugcsichert sei? — Der Prüstdcnt constattrt auS den Akten: Cabanncs habe vor dem OberreichSonwalt gesagt: er kenne in Frankreich eine unterirdische Mine, über diese wollte er jedoch vorläufig noch Schweigen beobachten, btS ihm eine Straf Milderung oder eine Begnadigung zugesichert sei. Diese Angelegen beit habe jedoch mit der gegenwärtigen Verhandlung nichts z» thun. Es werden hiernach noch mehrere Zeuge» vernommen. U. A. wird auch die unbeeidigte gerichtliche Aussage der Frau Cabannes verlesen. Danach hat Frau LabanneS die Bekundungen ihres Manne» im Wesentlichen bestätigt. Ihr Mann habe ihr schon im einmal dem dlppel in's Gesicht, da- annes (zu Älppel gewendet): Appel, ß Sie mir mehrfach Geld, das Äin- aierung. Im Uebrigen sagte ihr Appel: sie sol Muth verlieren, die Franzosen werden sie nicht Weiteren bat Frau CadanneS bekundet: Appel h 28. Dezember 1887 in verschiedene» Ratrnzahlui Jahre 1688 gesagt: Appel ist General-Agent der sranzvsischen Re- olle nur nicht den t verlassen. 2m .. ^ . habe ihr bi» »um ember 1887 in verschiedene» Ratenzahlungen tni Ganzen VOO Mk. gegeben. Frau LabanneS babe ihre Auslagen in durchaus glaubhafter Weise abgegeben und sei auch bei ihren Bekundungen geblieben, als sie mit Avpcl confrontirt wurde. — Bürgermeister. Freiherr BancaltS (Gerstheim): Er sei mit Appel seit frühester Jugend bekannt und babe vielfach mit demselben verkehrt. Er habe niemals eine deutsch-semdliche Gesinnung bei Appel wabrge- nommen. Appel sei ein sehr wohlhabender Mann und stet« ein sehr offener, ehrlicher Charakter gewesen, der sich eines sehr guten Leu munds erfreue. Apothekenbesiker Klein (Straßburg i. E.) bestätigt diese Bekundung. Er könne bekunden, daß Appel sich in den Reihen drr Straßburger Bürgerschaft einer lehr große» Beliebtheit erfreut. Er traue ihm eine schlechte Tbat durchaus nicht zu. Der Zeuge, der ehemalige Neichslagsabg, Rittergutsbesitzer Hugo Zorn v. Bu lach lti» ersten Bericht ist dieser Zeuge irrihüml ich als der Sohn des ehemalige» NeichstagSabg. Zorn v, Bulach bezeichnet worden) be stätigt volliribaltiich die Bekundungen der beide» Borzeugen. Land lichter Munzinger berichtet über die Vernehmung deS Avpel. als dieser ihm iagle. daß er ein militärisches Geheimnis! entdecken wolle, wenn die Untersuchung gegen ihn niedergeschlagen würde. — Präs.: Nu», Appel, was sagen Sie dazu, wollen Sie jetzt vielleicht sagen, " ch zu vecrathen habe» ? — Avpel: Herr Präsident, ich »r Tage ganz wahnsinnig, ich wußte nicht, was ich lnlrag des Vertheidigers RechlSanwalt Dr. Reinhard c Präsident auS den Akten, daß Appel auch gesagt hat: i im Stande, noch 20 Straßburger Bürger in's Un reinem 'oucyiiancncr meyr erlanvr >ein iou. vci Vc das Publikum Rabatt zu gewähren; nur 5 Proz. L Verein noch bri Zahlungen gestaltet wissen. Z dieser Bekanntmachung Hai der Vorstand an alle Si waS Sie noch zu vecrathen haben? — Avpel: Herr Präsident, ich war an jenem Tage ganz wahnsinnig, ich wußte nicht, was ich thal. Auf Antrag deS Vertheidigers RechlSanwalt Dr. Reinhard konstatirt der " ' ' ' ' ' - - - Cabanncs sei _ , .. glück zu stürze». — Haublmann Budde: Im Monat März d. I. beschloß daS Kriegsinlnisteriniii, das von Appel nngeküiidigte Ge heimnis; entge^ieiizunehmen Ich wurde deshalb vom Herrn Kriegs- Minister nach Straßburg geschickt und begab mich, in Begleitung des Herrn Landrichter Munzinger, zu Appel in die Zelle. Herr Landrichter Munzinger sagte zu Appel: Hier ist ein Offizier vom Großen Generalsiab, dem Sie Ihr Geheiinniß nnuertraiieil wollen. Appel erzählte »nn: Cr sei einmal durch dle Bogeien gefahren. Als er von dort einen Vvrpaß passicte. habe ihm ein französischer Beamter bedeutet, daß es nicht weiter gehe, da unterirdische Spreng- versilchc gemacht werde». Cr habe nun wahrgeiiommen. daß unter Mithilfe von Militär diese Sprengversuchc von wesier Ferne aus- gefnhrt werden. Man habe ihm »tltgelbcill, daß dies eine ganz neue Entdeckung sei, die n» Kriege dem Feinde ganz erheblichen Schaden znlügen könnte. Ich erwicderte dem Apvel, daß Spreng- versuche mittelst Clectrieitat, von weiter Ferne unternommen, durch aus kenic neue Erfindung sei. Ick fragte ihn weiter, ob er noch etwas anderes zu entdecken habe, vielleicht über das Bricstauben- wcscii. Appel verneinte aber diese Frage. Derselbe war wohl sehr erregt, ich nahm aber nichts wahr, was aus eine Geistesgestörtheit desselben schließen ließ. Der Präsident forderte sodann das Publi kum aus, sich zu cutterne», da der Gerichtshof von der Obcr- ReichSanwattichaft cinen Antrag ans An-ichlnß der Oeffcntlichkeit cntgcgcnznnehinen habe. R ich etwa 5 Minute» werden die Thüren wieder geöffnet und es veclündcl der Präsident: Ter Gerichtshof hat ans Antrag der Ober Reichsanwaltichait beschlossen, sür den folgende» Theil der Verhandln»» die Ocssentlichkeit anszilschsieße,,. — Der im letzte» Herbst von den Buchhändlern D eil ts chIandS ge,chlossrne Bücherring hat »»»mehr iein Wirken begonnen. Der Vorstand des „Börienvereins denischer Buchhändler" erlögt unter dem 28. Juni 1888 im „Börscnlil. sür den deutschen Buchhandel" eine Bekanntmachung, »ach welcher es von jetzt ab keinem Buchhändler mehr erlaubt sein soll, bei Biichverkünfen an Skonto will der Luc Verbreitung Stacttö»li»isterien die Bitte gerichtet, den ihnen iintcrgcvrdiieken 'Behörden die Weisung zu crlheileii, in Zukunft nicht mehr bei Bücheckänsen aus Rabatt, grwöbnlich 10 bis >6"-> Proz., zu bestehen. Das Ge- sammlniinlstecium des Königreichs Sachsen und das Ministern»« des Innern des Grvßherzvgthnins Baben haben dieser Bitte ge willfahrt. Harte Strafen treffen de» Buchhändler, welcher vieler Aufforderung nicht Folge leistet. Wie .inichneidcndcr Natur diese Strafen sind, erhellt aus den eigenen Worten des Vorstandes in seiner Dankadresse an das königlich iächsi sche Gcsamintinillisterium: „Die Durchführung (der neuen Satzungen) wird nicht ohne Kampf geschehen, und cS kann nicht >ehlen, daß emzclne Ficincn versuchen werde», sich gegen die feierlich gefaßten Beschlüsse antzulehnen, ja cS vielleicht maae», mit Beschwerden an daS könial. Ministerium beranzntrclen. Wir hoffen adcr, die Macht zu haben, den Eigen willen unter den Äeicnnn>iwillc>i zu beugen." — Eben bringt die „Soz.-Corr." folgende erfreuliche und be- hcrzigenSwerthc Mitlheilniig: An Svoti und müßigen Bemerkungen »ehlte es nicht, als vor längeren Jahren Bestrebungen sich Eingang zu verschaffen luchten, die durch praktische Einrichlnngen selbst den elermsten die Gelegenheit zum Sparen so nahe als möglich legen wollte». Heute sind jene Bestrebungen glänzend gerechtfertigt, sie haben den Sinn für das Sparen im Volke wieder lebendig geniachi und mit welchem Er'vlge, das möge rin Beispiel ans dem Gebiete der K o n i i r in a nd c n t p a r b e r c i n e beweisen. Der in Chem nitz seit einer Reihe von Jahren bestehende Spnevcrciii tue Kvn- sitinandcn zählt gegenwärtig 7(>00 Mitglieder, die im Besitz von etwa M.OM Sparbüchern sind. Der Umsatz deS Vereins an ein gehenden und ausgehenden Summen beträgt jährlich elwa 500,000 Mk.: letzte Ostern wurden an Konfirmanden 60,000 Mk. ansgezahlt. Das sind höchst glückliche Erfolge, die dazu dränge», mit Eifer ans dem einmal betretenen Wege sortznfahren. Konnte man schon früher den Spöttern zürnten, Laß. wer den Pfennig 'licht ehrt, des ThaleeS nicht werkh ist, so verstummt vor solchen Ziffern jeder Widerspruch uiniomehr. da sie meistens ans Pfennigen und Groschen »iigcwach- ie» sind, die ohne praktische Gelegenheit zum Sparen sich nimmer mehr zusammen gesunden hätten. — Lommatzsch. Der h i e n c n w i rt h s ch a f t l i ch e Haupt- Verein des Königreichs Sachsen »eiert in diesem Jahre das fünf niidzwanzigjährige Jubiläum seines Bcslcycns. verbanden mit Gene ralversammlung und Ausstellung bjenenwirihichaillichcr Gegenstände und Gerüche. Ans Anregung des Dresdner Bienenvereins »n Jahre 1863 gegründet, besteht der Hanptverein jetzt aus ca. 80 Zweigve» einen. — Das Jubiläum sollte erst in Dresden begangen werden. Eingekrekeitc Verhältnisse aber haben dem Vorstand des Haupl- pcrcnis Vcranlaffnng gegeben, Lonimatzsch in Vorschlag zu bringen. Es fand auch bereits am Sonntag in Lommatzsch von den Vor sitzenden der dortigen Zwcigbcrcine unter Vorsitz des Herrn Bürgermeister Pilz eine borberachendc Versammlung statt, in welcher die verschiedenen Fcstausichilssc ernannt wurden. Als Tage der Feier wurden der 23. bis 25. September festgcsteüt. Mit der Aus stellung bienenwirchickastlichcr Gegenstände wird auch eine Verloo- »ing, lowie eine Ausstellung von Obst. Beeren und Blumen ver bunden sein. Auch wurde in Vorschlag gebeucht, die Versammlung durch Abhaltung eines Festgvttcsdienstes zu verschönern. Herr Pastor Sauppe, der dermalige Präsident des Hauptvcreins, wird am 11. dies, nach Lommatzsch kommen, um weitere Anordnungen und Maßnahmen zu treffen. — Zu dem Unterkunstshause, welches auf dem höchsten Berge Sachsens, dem Fichtelberge, vom Erzgcbtrgsvcrcin errichtet werden soll, wird nächsten Sonnabend Nachmittag der Grundstein gelegt. ES wird da eine einfache Feier stattfindc». Man hofft das Haus noch in diesem Sommer unter Dach zu bringen. — Landgericht. Am 8. Juni d. I. besuchte die 20 Jahre alte, schon vorbestrafte Kellnerin Marie Louise Knchbach aus Eollm bei Oichatz ihre Freundin Brückner, die in einem Restaurant auf der Serrestraße servirte. Nachdem sic mit einer Portion Schweine braten und einem GtaS Zuckerbier Hunger und Durst befriedigt hatte, verschwand sie nnter Mitnahme einer der B- gehörigen Trirottaille, und 3 Tage später nahm die langfingerige Louise ein Tricol-Jaquet von einem Vorsaal mit fort. Die 3. Strafkammer sühnte die Diebereien mit 1 Jahr Gefängnis;. — Emilie Bertha Kluge auS Kaabs, eine erst 35 Jahre alte, aber auch schon vorbe strafte Dienstinagd. erhielt Anfangs Februar d. I. von ihrem Dienstherr», dem Malzmeister Sturm in Pirna. 1 Mk. 50 Ptg., um die DienstvermittelnngSgebühc sür eine Frau König zu entrichten. Um das Geld für sich zu behalten, schrieb die Kluge selbst eine Quittung des Inhaltes: „1 Mk. 50 Psg. dankend erhalten. Es grüßt Frau König. Pirna"; und nachdem sie bereits die Stellung bei Sturm verlassen, schwindelte sie dem Ficiscliermcister Walther 3 Pfund Cervelatwnrst und dem Fleischermcistee Ebcrt 3 Leber- Würste im angeblichen Anstrage der Frau Sturm ab. Die jugend liche Missethäterin wurde z» 3 Monaten Gefängnis; vernrthcilt. — Der Korbmachcrqehilfe Kart August Körb- erleichterte eine sremde Reisetasche um eme Banrschatt von 60 Mk. und verwirkte dieierhalb 6 Wochen GefäilgniH. — DaS noch unbestrafte Dlciistmädchcn änny Louise Krieg Köchin gelegentlich ienenden Mk. und 80 »iß. — DaS »och unbestrafte Dleiislmädchc stahl einer ihr bekannten, bei einem Minister eigentlich zweier Betuche Geldbeträge von 10 uns dafür traf sie eine Strafe von 4 Monaten
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