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- Erscheinungsdatum
- 1888-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188806196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-19
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Monat
1888-06
-
Jahr
1888
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Nacht-Telegramme. Sl,r I» «tnrm rv«tte d«r »uklag«) Pot-dam, 18 Juni. DK Predigt in der FriedenSktrLe unterblieb aus Anordnung der Saiserin-Wittwe Victoria nach den mündlich ausgesprochenen Wünschen des Heimgegangenen Kaisers. 33. Jahrgang. Aufl.46.VOO Exempl. L. L»a«r», ÜMisI-üm liR kllr IMoZiApIiI«. 11 (llintsrkLu«) V«I«pI»»i» Vir. 17L. Usuosts ^matsur- unä vilottantsn - Lppsr»te, -ZnoUo - IroekonplLtton. IN« S»rSi»»r»tv unä VInrinIm»Nv>i Mi ^Iiota«i»pl»t«. Dresden, 1888. vlo 1»vvLl»rt«»to» Laü«- Llllrlolitunxvu araxdolilt b.'ki'vltrndi, vrosäsu, ^1i»rion8lra88«d l6. Ä Mül. KSIlM. 8elitzlltzl8ti'. 34, ompüoklt sein xrvsstos Luxor äsr nsuostsn I^oek-, R0L6Q- Uüi! ^Q2U§L-8toÜö j unter Lusiedorunx dillixstor kreise unä reellster ltoäiennnx. »««««««««<>« ««««««!> 26r.Äe11in«r' äii'Lki. vlLSVLLrv» Lrt »us äon doäoutenästen 6I»sli litten äes In- ^uslunäos, vmpkelilen in reiodlialtixer L,usw»di IVMt. ILilll L 8ttl.n, A 11. r^«ra»,p, eeI»«t«N« I11V. Sr«AkA»Ät>«?««r«S ?> hf. vr. MMf'8 OriKiuLl-MormLll-I.MML8vdv 6M^kl6KIt Nr. 171. M»-l: »»> «°>-,->>« ii. Politik. Kaiserliche Proklamation. Reisebrief, Vor fünfzig Jahren. Hofnachrichlcn, Dresden am Bestetznngstag, Nalhsbekanntmachungen, Beisetzung in Potsdam. Sächsischer Kunstverein. >IsLii LMsins Hs-ckt., kVeuntürltvr 11atI»I»»«is. k Dienstag, IvTJnni. Die geehrten auswärtigen Leser der „Dresdner Nach richten" (mit humoristischein Beiblatt) bitten wir das AvonllemeilL für i>as Mlte Aarlkl 1888 baldigst erneuern zu wollen, damit die Nummern ohne Unterbrechung weiter geliefert werden können. Alle Postanstalten im Deutschen Reiche, in Desterreich< Ungarn und im Auslande nehmen Bestellungen auf unser Blatt an. Abonnement in Dresden bei -er Expedition (mal. Sringerlohnl 2 Mark 5V H»f. vierteljährlich, bei den Kaiser!. Postanstalten im Deutschen Reichsgebiet 2 Mark 75 Hkt., in -er Gesterreichisch - Ungarischen Ulonarchi« 2 Hutven 29 Kreuzer e«cl. Agiozuschlag. Zllr gesilssigell Kechtlttlg! Unsere geeinten Abonnenten, die die „Dresdner Nachrichten" nach den Bädern oder »ach anderen Kur- ober Aufenthalts orten nachgesandt wünschen, wollen die erforderliche UcberwcisungS- gcbllhr (im I. Monat des Kalender - Vierteljahrs M Pfennige, lim 2. Monat 40 Pfennige und im 3. Monat 20 Pfennige) nebst etwa noch zu entrichtendem Abonnement gefälligst vorher an uns einichickcn. Monatliche Reise-Abonnements (Kreuzband«Sendungen bis tiO Gramm) im Deutschen Reiche, Oesterreich und Ungarn zu 2 Mark 40 Pfennigen, sowie nach den Ländern im allgcm. Weltpostverein zu 3 Mark mit täglicher Abscndung werden von Unterzeichneter Expedition gleichfalls entgegcngenommen. Sx-editiou drr „Dresdner Nachrichten«. Politisches. Verstummt ist der eherne Mund der Tranerglocken. deren dumpfer Ton die sterbliche Hülle des unglücklichen Kaisers Friedrich zu ihrer Ruhestätte begleitete. Noch lastet die ganze Schwere des Unglückes, welches das Deutsche Volk getrosten, auf Aller GcmUthern. Doch das junge Deutschland ist stark in seinem Gottvcrtraucn und dem Gefühl seiner eigenen Kraft, rS wird daS schwere Geschick, welches ein unertorichlicher Rathichluß verhängt hat. mannhaft er tragen. Nicht in nutzlosen Klagen dürfen wir uns ergehe», sondern es gilt zu zeigen, dag Deutschland unerichültert, kraitbewußt in die Zukunft blickt! Eine jngcndslarke Hand hat des Reiches Banner er-aßi. Im Alter von »och nicht dreißig Jahren tritt Kaster Wil helm an die Spitze des Tculscken Reiches und des preußischen Staates. Auf ihm beruhen jetzt die Hoffnungen Deutschlands. Lange Jahre halte Deutschland zu einem ehrwürdigen Kaiser aus dem Throne cnipvrgeblickt, ihm war ein Mann in der Reife des Lebens gefolgt, und nun führt ein Herrscher das Szepter des mächtigsten Reiches, der erst in der ersten Vlüthe des männlichen Alters steht, blicht znm ersten Male ist in Preußen ciu so jugendlicher Monarch zur Negierung gelangt. Der Große Kurfürst übernahm schon im 20. Lebensjahre, Friedrich Wilhelm 1. im 25., Friedrich der Große im 26. und Friedrich Wilhelm III. im 26. Jahre die Ne gierung. Männer, die an den Sticken des Thrones stehen und die Pflicht haben, ihren künftigen Hcrrschcrberrck beständig vor Augen zu sehe», reisen in dem Ernst des Lebe»? rasch zu mannhaften Ehaiaktcrcn. Kaiser Wilhelm II. ist ausgewachsen in der großen Acra Wilhelm's l. Die großartigen Ereignisse von 1866 und 70 batten sich in die Seele LeS Heranwachsenden Knaben tief einge- prägt. Das Wiedererstehen des Deutschen Reiches, das Wieder- crwachen des deutschen Volksbcwnßtscins, das nationale Ringen und Vorwärtsstreben auf allen Gebieten haben die Seele des Jüng lings erfüllt. Seine Mienen haben immer einen Ernst gezeigt, der wenig zu seinem jugendlichen Alter paßte. Stets bat ihn das Be wußtsein erfüllt, daß er dereinst berufen sein würde, der Erbe Fricdrich's dcS Großen zu sein und die großen, herrlichen Schäpiungen seines Großvaters gegen innere und äußere Anfechtungen zu erhalten. Das ist eine große und schwere Aufgabe, die eine volle, ganze Manncskraft erfordert. Kaiser Wilhelm II. gilt als ein besonders energischer, zielbewnßlcr Charakter. „Wenn Prinz Wil helm einmal auf den Thron gelangt," — dieses Wort wird dem Fürsten Bismarck zugeschueben — „wird er Kaiser und Kanzler in einer Person sein." Fürst Bismarck ist ein Menschenkenner, wie cS deren wenige giebt, wir könne» seinen, Urtheil vertrauen. Niemals hat der junge Prinz ein Hehl gemacht ans der glühenden Verehrung, die er für den ersten Rathgebec seines kaiserlichen Großvaters ge hegt. In Aller Erinnerung ist »och der Toast, den der damalige Kronprinz am Geburtstage des Reichskanzlers dielt, damals, als wegen der Battcnberger-Afsaire ein Zerwiirlniß zwischen dem Kanzler und dem regierenden Kaiser drohte. Die Worte des Prinzen mußten als eine entschiedene Parteinahme für den Kanzler aufgc- faßt werden. Dies« und andere Versicherungen deS uneingeschränk testen Vertrauens zu dem leitenden Staatsmann geben uns die Gewähr, daß Kaiser und Kanzler fest Zusammenhalten werden — zum Wohle unseres Vaterlandes. Fast icdcr LejZcr eines großen, selbstständigen Staates hat cs sich gefallen lasten müssen, daß ihm, sobald er das Szepter erfaßt, kriegerische Absichten untergeschoben werden. Auch unser neuer Kaiser ist diesem Schicksal nicht entgangen. Namentlich in Frank reich — wohl auch in Rußland — ist die Ansicht verbreitet, daß die Thronbesteigung des jungen Fürsten mit dem baldigen Ausbruch n Auf den Thron meiner Väter berusen, habe Ich die Regierung des Krieges gleichbedeutend sei. Schon als Prinz ist der jetzige jm Ausblick zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott Kaiser dieser Insinuation energisch enlgegengetreten. Im .zebrnar j ... ^ den, R.mviel Meiner Räter Meinem Nnlke ein ae- dieies Jahres äußerte er bei eine», Fcstmahie: „Ich weiß wohl, daß nach vem Dci pici Meiner ^atcr seinem ^oue em ge- im großen Publikum und speziell im Anslande mir leichtsinnige, ^ rechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu nach Ruhm lüsterne Kriegsgedaukc» iinpulirt werden. G o t t b e - pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu wahre mich vor solchem vcrvrechcrischen L e i ch t - i sö^m, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein sinn! Ich weste ,olche Anschuldigungen »nt Entrüstung zurück. . M--.. r,i t->i„ Mrm, Ob Mutt »m Kraft bitte diese könia- ich Soldat, und alle Brandenburger sind Soldaten, das "^^Er zein. ^rnn ich Gott um Kran ville. dteie romg lasten Sie mich mit dem Worte schließen, welches Doch bin weiß ich. D'rum treuer Wächter zu sein, i lichcn Pflichten zu erfüllen, die sein Wille Mir auscrlegt, so bin ich unser großer Kanzler dem Reichsiage zuries, indem ich den Aus spruch auf die Mark Brandenburg ivezialisire: „Wir Brandenburger siirchtcn nur Gott und sonst nichts auf der Welt." Kann man bei all' dem stolzen Selbstgefühl, welches ans diesen Worten spricht, eine friedfertigere Erklärung verlangen? Nur von dem Auslände wird es also seiner abhängen, ob Europa den Frieden behalten soll oder nicht. „Tie deutsche Politik" — so schreibt die „National-Aeitung" — „ist zu staatsmännisch groß und ties angelegt und siebzehn Jahre lang mit uncittmeatcr Stetigkeit sestgchaltcn worden, um nicht ein von allen persönlichen Einwirkungen unbernhrbares Element der Tauer zu besitzen. Ans der geographischen Laae Deutschlands, aus der Erkennt»!» seiner eigensten Interessen, wie aus dem Wesen und der Grinidsckmmnng des Deutschen Volkes heraus ist der Fuedensbnnd erwachsen, der Emopa bisher vor den Diese Dinge sind von reich freilich ist in der auch »nmer ein kriegerischer und erobelnngssüchtigcr Herrscher ge wesen. In Preußen war dies keineswegs der Fall. Es gab vielleicht in der ganzen Weltgeschichte keinen Monarchen, der mehr Lust und Liebe stir das Soldaienwcscn gehabt bat, als Friedrich Wilhelm I., der Vater Friedrich's des Großen. Dennoch hat dieser König eine durchaus friedliche Regierung geführt und sich niemals kriegslustig gezeigt. Dagegen hat sein Sohn, der als Kronprinz nur für Kunst und Wissenschaften schwärmte und das Soldaten handwerk verachtete, gleich »ach seiner Thronbesteigung einen Er oberungskrieg geführt. Man sieht, wie wenig inan einen preußi schen König nach seinen persönlichen Neigungen und Liebhabereien beurtheiien darf. Daß Kaiser Wilhelm II. mit Leib und Seele Soldat ist, bedarf keiner Bestätigung. Gerade diel» Neigungen haben ihm als Prinzen die herrlichste» Svmpathieen seines Großvaters. Wilhetm's des Siegreichen, ermorden. Ganz im Geiste dieses seines militärischen Vorbildes ist auch der Erlaß abgcsaßt, mii welchem Kaiser Wilhelm II. dem Heere und der Marine die Ucberiiahme des Oberkommandos anzeigte. Wir haben die beiden Erlasse bereits im Wortlaut mit- getheilt. Nur eine, die bezeichnendste Stelle aus deni Erlaß an die Armee, mag hier nochmals Platz finden: „So gehören wir zu sammen — Ich und die Armee — io sind wir für einander geboren, und so sollen wir nnanslöslich fest znsainmenhalten, möge nach Gottes Willen Friede oder Sturm sein. Ihr werdet Mir jetzt den Eid der Treue und des Gehorsams schworen, und Ich gelobe, stets dessen eingedenk zu sein, daß die Augen Meiner Vorfahren ans jener Welt ans Mich hernicdersehen und daß Ich ihnen dermaleinst Rechenschaft über den Ruhm und die Ehre der Armee abzulegen haben wcrde!" Wer so spricht, den muß eine wahre, hohe Be geisterung kür seinen militärischen Beruf erfülle». Die zuversicht liche Sprache, das ruhige, eiUschlossene Kraftbewußtsein, weiches aus diesen markige» Worten spricht, müssen daS Verlrauen der Armee aus ihren obersten Kriegsherrn wecken und befestigen. Alle Vor fahren des jungen Fürsten ans dem Hohenzollernthrone waren Soldaten aus Neigung und Tradition. Die Popularität seines Vaters und Großvaters wurzelte znm nicht geringsten Thcile in dem Ruhm, den sich dieselben aut dem Schlachtsclde erworben; das Deutsche Reich selbst, dessen Szepter er führt, ist aus Blut und Eiten zu!amme»gc>chweißt — darf es da Wunder nehmen, wenn Kaiser Wilhelm das ccste Wort nach seiner Thronbesteigung an seine Armee richtet? Aus diesem Umstande einen Schluß ans die kriegerischen Intentionen des jungen Kaisers zu ziehen, dafür liegt nicht die geringste Veranlassung vor. Wenn die französische Prc»c trotzdem die Kundgebung an die Armee als ein kriegerisches Vor pichen auffaßt, io spricht aus ihr ein gut Thcil Angst, welche Frankreich aus Respekt vor der gewaltigen Militärmacht Deutsch lands cmvfindet. Wir dürfen — dies ist die Ansicht eines Berliner Blattes — annehmco. daß die Streitlust unserer Gegner leichter zur Ueberleanng und Vorsicht gelangt, da wir einen jngend lich feurigen, zur Abwehr eines Angriffs mit einer gewissen Vorliebe bereiten Kaiser haben, als wen» das Siechthnm des Monarchen linieren leichtfertigen Nachbarn die Illusion erweckt, sie würden leichte Arbeit haben oder im Falle des Mißgeschicks mit einem blauen Auge davonkommen. Der Wahn, welcher bald nach dem Regierungsantritte des Kaisers Friedrich zu Tage getreten ist, daß dieier bereit sein könnte, die Reichslande an Frankreich znrnckzu- geben, ist zwar durch den Kaiserlichen Erlaß an den Statthalter m seiner ganzen Absurdität gekennzeichnet worden, gleichwohl hat er sich unter den Chauvinisten in der Form erhalten, nach einer verlorene» Schlacht würde Kalter Friedrich durch die Hingabe von Elsaß-Lothringen den Frieden erkaufe». Solcher Aberglaube wird selbst von den größten Narren in Frankreich gegenüber Wilhelm H, nicht gehegt. .Dresdner Naivr." vom 18. Juni, und StaatSanzeiger" veröffentlicht Neueste Telegramme der > Berlin. Der „Reichs folgende Proklamation: An mein Volk! Gottes Rathschluß bat über uns cnck's Neue die schmerzlichste Trauer verhängt. Nachdem die Gruft über der sterblichen Hülle meines unvergeßlichen Herrn Großvaters sich kaum geschlossen hat. ist auch Meines heißgeliebten Herrn Vaters Ma jestät aus dieser Zeitlichkeit znm ewigen Frieden abgerusen worden. Die hcldenmüthigc ouS christlicher Ergebung erwachsene Thatkraft, mit der er seinen königlichen Pflichten ungeachtet seines Leidens gerecht zu werden wußte, schien der Hoffnung Raum zu geben, daß er dem Vaterlande noch länger erhalten bleiben werde. Gott hat es anders beschlossen. Dem königlichen Dulder, dessen Herz für alles Große und Schöne schlug, sind nur wenige Monate beschicken grwcscn, »m auch auf dem Throne die edlen Eigenschaften deS Geistes und Herzens zu bcthütigen, welche ihm die Liebe seines Volkes gewonnen haben. Der Tugenden, die ihn schmückten, der Siege, die er auf den Schlachtfeldern einst erklingen hat, wird dankbar gedacht werde», so lange deutsche Herzen schlagen, mid unvergänglicher Ruhm wirb seine ritterliche Gestalt in der Geschichte des Vaterlandes verklären. dabei von dem Vertrauen zum preußischen Volke getragen, welches der Rückblick auf unsere Geschichie Mir gewährt. In guten und in bösen Tage» hat Preußens Volk stets treu zu seinem Könige ge standen ; ans diese Treue, deren Band sich Meinen Vätern gegen über in jeder schweren Zeit und Gefahr als unzerreißbar bewährt hat, zähle auch Ich ,n dem Bewußtsein, daß Ich sie aus vollem Herzen erwiedere als treuer Fürst eines treuen Volkes, beide gleich stark in der .Hingebung für das gemeinsame Vaterland. Diesem Bewußtsein der Gegenseitigkeit der Liebe, welche Mich mit Meinem Volke verbindet, entnehme Ich die Zuversicht, daß Gott Mir Kraft und Weisheit verleihen werde, Meines königlichen AmieS zum Heile des Vaterlandes zu walten. Potsdam, den 18. Juni 1883. Wilhelm. Berlin. Die Kaiser-Proklamation macht hier den bestens Eindruck. Dieselbe wurde in den späteren Nachnnttagsstilnden. an den Straßenecken angeschlagen, noch bevor sie im „Reichs- H anzciger" erschien. Ueberall sammelten sich um dieselbe dichte «i Gruppen. Die Börse siel wegen der Traucrscicr ans. Hier 2. war der Himmel früh trübe, später aufgeklärt, als die Trauerseier », stattfand. Der Trauerzug setzte sich bei Sonncnjcheni in Bewegung. ^ Tic allgemein zugängliche Trauerstraßc war beschränkt, da der - ga»zc Sanssouci-Garten, durch welchen sich der Zug bewegte, ab- g gesperrt war. Die Statuen des Parks, sowie die Obelisken waren x umflort. Der Louilenplatz und das Brandenburger Thor trugen >. - ernstcn Trauerschmuck. Das Thor zeigte die Inschrift: „Letzter Z l Grilß der dankbare» Vaterstadt." Aus einem am Weae nach der ». - Fliedenslirche errichteten Velarium standen dir Worte: „Ruhe sanft, i Kaiser Friedrich." Der Sarg glich dem, in welchem der Große s j Kursürst und Kaiser Wilhelm beigesetzt worden sind. Ueber den A. > Sarg war ein weiter, piirpursaimnelncr, hermclinbcsetztcr Krönungs- Z ! mantel, mit umflorten goldenen Adlern durchwirkt. gebreitet. « ^ Degen, Schärpe und Fcldmarschallstab, sowie der Goldhclm der ! preußckchen Könige ruhten darauf. Ans den Stufen des Wagens" waren prächtige Kränze und Palincnzwcigc geordnet und über die- s? selbe» die schwarzvcrhüllte rothe Kalsersahne gebreitet. Der Zug F' setzte sich in der vorgesckricbenen Ordnung in Bewegung. Doch ^ sonnte diese Ordnung nicht lange sestgebalten werden. Kaiser Wil- » Helm schritt zwilchen dem Prinzen von Wales und dein König von ^ Sachsen. In der Nnche einer Glasthiire des Zimmers Fiiedrich's K. des Großen iah man die Kaiserin Augusta in tiefem Schwarz aus § den Zug hinnbichauen. Die Kaiserin-Witlwe Victoria mit den L Prinzessiiiiien-Töchiern wohnte der Feier nicht bei, sie weilte in " der Kirche zu Bornstedt. Ter Kaiser war blaß und schmerzbewegt, ebenso König Albert von Sachsen und Prinz von Wales ties er griffen. König Albert, der dem Kaiser zur Rechten schritt, trug die Uniform deS 10. Dragoner-Regiments. Der Reichskanzler war' nicht im Zuge, derselbe war durch Unpäßlichkeit an der Theil- nnhmc verhindert. Dagegen nalnn Gras Molikc thcil, auch Dr. Mackenzie fehlte im Zuge. Die Kaiserin Augusta, die Kaiserin Victoria und die Großherzogin von Baden, die Prinzessin von Wales und die übrigen fürstlichen Frauen begaben sich zu Wagen nach der Friedcnskirche, wo sie die Ankunft des Zuges erwarteten. Die Kirche war niit Blumen gefüllt. Unter Vorlrttt von vierzig Geistlichen, evangelischer wie katholischer Konfession, wurde der Sarg in die Kirche getragen und vor dem Altäre niedergesctzt. Die Feier in der Kirche beschränkte sich auf Liturgie, es ward keine Trulierrcde gehalten. Als der Segen gesprochen war, erdröhnten 101 Kanoiicnschiissc. Die Kaiserin-Wittwe mit den Prinzcisinnen- Töchtcrn erschien i» der Kirche. In ihrem Bestem erfolgte die Bei setzung der Leiche in der Sakristei. Während der Feier läuteten die Glocken aller Kirchen Potsdams und Berlins. In Berlin hatten während der Feier zahlreiche Geschäfte geschlossen. Berlin. Der preußische Landtag wird cun 28. Juni einbe- rufen. — Der Obcrpräsident Graf Zedlitz drückte den Wunsch aus, daß von seiner Person für die Besetzung des Ministeriums des Innern abgesehen werde. — Das Gerücht über die Eonvertirung der 4proz. preußischen CoistolS ist unbegründet. — Fürst Bismarck und Graf Kalnokt, tauschten Depeschen aus, die die Aufrcchterhal- tung des Bündnisses betonen. P e st. Graf Kalnokv erklärte im Budget-Ausschuß der öster reichischen Delegation, daß der Thronwechsel in Deutschland keiner lei Einfluß aus das Bündnis; mir DciMchland übe. Das Biindniß, stark durch die Zustimmung dcr Völker, hat schon Probe» bestanden. Unsere Allianz mit Deutschland ist ein FriedenSbund. Tie rassische Regierung steht den Verdächtigungen des Bündnisses seitens der russische» Presse kern. Tie Majorität und Minorität beantragten gleichzeitig ein Vertrauensvotum. Pari S. Ter kaiserliche Erlaß cm die Armee und Marine, als erste Kmidgebiiiigen des neuen Kaisers, werden benutzt, die öffentliche Meinung ciistzuregcn und zu ängstigen, wobei sich die Boulangisten-Blätter besonders hervorthiin. — Bei dem militäri schen Neiterscste in Marseille, dem Floguct beiwvbnte, wurde gestern ein Artillerist, der vor dcr Mündung einer Kanone stand, als ein Blindschuß nnS ihr abgefeuert winde, gräßlich gctvdtet. Das Fest ward sofort abgebrochen. v»li»oa, 18. Juni, v-rmitt. ri Ndr n> Mi». S«ulois !>!>>/,. l87.lt» Riiftru gl'/,, gtaltenkr S7>/,. Louidarden k'/,a- Ko»». Türkt» ll. «xroc. fsndirlc »Imerlkonrk 18». toroc. Un»ar. Noldrrmr 80-/,. Oefterr. Snio» kkntk 88. Vrtii». No-Ioll 100. «koovtcr 7!>>'/„. Nrut «l-nli-Icr >00-/,. Ul-irant. »»»vier I»2-/>. Otto,nandonk >»»/.,. «»cz-klcllen 8'i>/„ SUantrr 11',. 0 Kons. Mcxik. Su«crc SInI. 9->, Nglo. Nkuc l-,,«/, ckiiyi-». ?InlriI,c — Pror. Aal». — Sttmm»n0> ksrst. Wcitrr: Kalt. »> I k n. l8. Juni. «tk»i» 288.00. ktaat»dabu —«omlardr» — Siordwrstb. —. Marknatrn -. N»a. Mold 99,w. GtschüstSloS. Var « » . 18. Juni. «Schl»«., «kMk 82.1,7. »»Irtdr l'>:,.80. Jtalirncr 98,77. vtaatstabn <00,28. tjouidardc» >71,28, do. ArtorttiNe» —. soanirr 72. »avritk <98,99. vitaumnt» 818,78. »ikuc Anlkibt —. Türkt» —. Jcsi. »mfirrdam, >8. Juni. Vr-dultrn iSHIntzi. il0ki,e» »cr Juni —» Prr ?tovkiub«r >98. Nri,a»p«c«. Roaaen vtr Juni t>er vciobkr iB. Man. Pari» (Pro«,uktkn», 18. Juni. «SchluS.» Wcizkn »cr J,i,,i 2<,<9, per Sri»..Dtrbr. 2<>00, rutiia. Si-irllu» Prr Juni <2,78, »rr Sc»t.-Der. <1,89. bchauvtct. Rülwi Per Juni 80.99, »cr Srz-lrmbrr-Dcctmli-r 87,89, ruhig. Lon » , » . 18. Juni. .Produklcn, Süiiu». Mkijtn träge», mitunter nur nlrdrigrr »erkäuslt», angklommcucr Wetten sicttg, Mehl und «»crftc wcilnnd. Mm» kr», ^afrr thittig, Bollprris«, ruMsüier Hafer circa >/. S-h. niedriger. —
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