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- Erscheinungsdatum
- 1887-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188712295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-29
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Monat
1887-12
-
Jahr
1887
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Grönings anfznsuchrn und ihr. da sie i« dem Rufe ungewöhnlichen Wissens stände, de» Antrag zn ««che», aus de« Klosttrhofe in die Stellung des versiorbenen Bibliolhrkar« zu trete». Ein wunder. licheS Amt für eine Fron, nicht wahr?' setzte der junge Graf ein wenig gezwungen lachend hinzu. Er brach dann vo» diesem Thema ab und leitete dir Unterhaltung mit seiner Gemahlin in ankere Bahnen. — Tie Zeiten rauschten dahin, sie brachten be- dcutung-vvlle Veränderungen, aber Fräulein Latte Gröning wohnte nach wie vor in ihrem Mansarden- studchen neben de« mächtigen Bibliothekzi«iuer, das eine Sammlung der trefflichsten Werke enthielt. Es waren zum grüßte» Theil gelehrte Bücher, in srem- den Sprache« geschrieben; aber die kleine Person wuße in alle« Bescheid, und die ältesten Folianten waren ihre besonderen Lieblinge. Freilich ging Lotte Vröning nicht so vollständig in ihrer verwunderlichen Bücherweisheit, aus, daß sie nicht auch ein Herz gehabt hätte für die Men schen. Im Gegrnlheil, sie liebte Frau Mathilde mit vollster Hingebung, und den Kindern derselben widmete sie zu alle» Zeiten eine echt weibliche Zärtlichkeit. Besonders Lomtesse Brigitte lebte unter ihrem Schutz, die Hilflosigkeit der ar«en Kranken erregte das innigste Mitleid Lottes. Und da Gitta, nachdem sie den Kinderschuhen und dem Unterricht des Hauslehrers entwachsen war, sich »uch noch von ganzer Seele für die wissenschaft lichen Forschungen des weiblichen Bibliothekars in- teresfirle, so gab es zu Beginn unserer Erzählung keine intimeren Freundinnen als die junge, Herz- leidende, gelähmte Cvmiesse und das alte, gelehrte Fräulein in der Mansarde. Es verging kein Tag, au dem Lotte Gröning nicht mit Büchern und Scripluren belade» in dem grünen Nestchen Bri gittas erschien, um der Leidenden Unterhaltung, Belehrung und Geselliäiaft z, gewähren. Auch heute, an diesem Festabend auf dem Kloster- Hofe, war das Fräulein sofort bereit gewesen, die Gesellschaft zu verlassen, um Gittas Wünsche zu erfüllen. Ader Lotte Gröning mochte auch schon recht hinfällig «worden sein im Laufe der Jahre, trotzdem sie sich gerade hielt wie eine Sebzehnjährige; denn es hatte eine geraume Zeit gewährt, ehe sie bei der Kranken erschien und so auch dem freund lichen Leser Gelegenheit gab, ihre persönliche Be kanntschaft zu machen Las alte Fräulein mußte auf jedermann einen eigenthümlichen Eindruck machen, trotz der einfachen Eleganz, in der sie sich zu kleiden liebte. Aber es hätte Niemand zu sagen vermocht, wie alt diese seltsame Person mit der auffällig kleinen, schmalen Figur eigentlich war. Das winzige gelbe, aber klassisch edel geschnittene Gesicht zeigte bereits un endlich viele Furchen; aber das Haar, welches in schweren Flechten auf dem kleinen, schöngeformten Kopfe lag. war noch tief-, beinahe blauschwarz, und die großen, dunklen, geistvollen Augen hatten einen strahlenden, jugendlichen Glanz. „Ta bin ich, mein Herzblatt!' rief unsere neue Bekannte jetzt mit einer Stimme, di« man schwer lich in diesem winzigen Körperchen vermuthet hätte. Fräulein Lotte halte nämlich ein merkwürdig sonores Organ, un» wer sie sprechen hörte, ohne sie zu sehen, stellte sich in ihr einen Riesen vor. Und es lag auch ein bezaubernder Wohlklang in dieser Stimme, und eine Frische, die ebenfalls nicht zu den unzähligen Furchen in ihrem Gesicht paßte. Ein nnanikulirter Fceudenlout kam über Gittas Lippen, und beide Arme der Eintretenden entgegen- strcckend, erwiderte sie: „Gott sei Tank. dag Sie endlich wieder hier sind. So — und nun etzen Sie sich auch zu mir. Sie wisse» gar nicht, wie angstvoll mir heute zu Mulhe ist/ w die Krnike fort, als Lotte Gröning kimn Sessel on Ve- ,'?;er gerückt, und ihre kleine Gestalt sich in e-e weihen Polster geschmiegt hatte. „Ter Festjubel .w:eie mich fast! Mir gehl es wie Mama, die vor in bei mir gewesen und sich hier ausgeweiHel, — das heißt, Fräulein Lotte, mich pl gen die trübsten A inngen und — und, aber jebellen Sie mich ch! — ich hatte auch wieder einen io abscheulichen Traum. — Denken Sie nur," fuhr sie hastig fon, , ir war's, als wenn jene stöne, dunkle Frau v -tzlich lebend vor uns ge- treten sei, deren Bild Mama auf einer Boden kammer des Set.losics Görgenstein gefunden, als sie zum Auszug räumen l>cß. Mit leichten Schritten näherte sieh die grazsti Gestalt der geheimnißvollen Fremden dem Brainpaar. Alfonso und Angelica wollten eben im volle» Hochzeitsstaat das Haus verlassen, um in den Bälgen zu steigen, der sie zur Kirche führen sollte. Mt einer einzigen raschen Bewegung der zog die Hand des todtblassen, jungen Weibes Angclieas Arm aus dem ihres Verlobten. Während dann die Amen in dem wundervollen, s. mdländischcn Antlitz traurig in das erschrockene Antlitz meiner Schweiler schauten, flüsterte sie: „O, die Sünden der Väter rächen sich an den Ä ndern! Arme — arme Braut, — und die Rüle von Görgenstcin baden iel gesündigt!" „Aber, Fräulein Lotte," unterbrach sich die Er zählerin hier betronen, „waS ist Ihnen? Sie sind ja ga»; blaß geworden md zittern wie Espenlaub! Fraulein Lotte," fuhr sie in nervöser Hast fort, „gestehen Sie cs doch: sie wissen durch die allen, in der Bibliothek ausbcwahrten Papiere, wie so vieles ans der Vergangenheit der Görgensteins, auch wesentlich mehr ron der Geschichte dieses Bildes und seines Ori'inols, als Sie offenbaren wollen. Mine Schwesiuc hat das trefflich aus- gesiihrle Porträt übrigen» jetzt anektirt und will es mit in ihre neue Heimalh nehmen. Erzählte ihr doch die alte Kindcrsrau Papas, die noch in der Stadt bei einer verhriratheten Tochter lebt, daß i.e vor fahren von dem greisen Gorgensteiner Haus- bosmeistrr Joseph, der es aber nur vom Hvren- lagcn gewußt, erfahren Hube, wie das seltsam schöne Bild das gelungene Cont?rf«i einer Italienerin mit Julia auf seinen weiten Reise» keunen gelernt nnd, trotzdem sie die Braut seines damalige» Reise- bezleirer« Le» «tegmüller war, doch geliebt haben." „Auch geliebt haben," flüsterte Gitta «it einem Senfzer, „denn bie Ueberliefernng »ad dieser stein- alte, freilich jetzt stumpfsinnige Haushvf«tister sngt, biß Goto Rüle von Görgeastein zn alen Zeiten ein gefährlicher Do» Juan gewesen sei." „Die Liebe zu den Frauen und die Treulofig- keit ihnen gegenüber ist ei» Erbfehler unter den männlichen Görgrnsteins!" sagte das alte Fräulein jetzt, uud ein harter, strenger Ausdruck legte sich über das kleine, gelbe Gesicht. Im Moment aber verschwand er wieder. — Lotte Gröning schaute liebevoll in Gittas Gesicht, und ihre Stimme Nong vollkommen ruhig als sie fortfuhr: „Sie irren aber, Gitta! Ich vennog sehr wenig mehr von dem Original de» in Frage stehenden Bildes zu erzählen, als wa» Sie bereits Wissen, »ub kann m»r hinzu- setzen, daß Ihr Großvater — Gott verzeihe ihm seine Sünben! — diese arme Jnlia namenlos elend gemacht hat. Aber nnn brechen wir von dem heiklen Thema ab, Kind!" Gitta erhob bittend ihr« Hände. „Fräulein Lotte, mich täuschen Sir licht!" sagte sie. „O, Liebste, TP-uerste, seien S.e doch aufrichtig, und erzählen Sie wir, was Ihnen von der alten, dank- len Begebenheil bekannt ist!" Lotte Gröning blickte einen Augenblick mit zu- sammengezogeneo Augenbrauen vor sich hin, bann zuckte sie mit der Achsel und erwiderte mißmnthig: „Es ist «ahrhaftig wenig mehr, als Sie bereits wissen: Ihr Großvater liebte die schöne Julia, von der niemand weiß, ob sie die Gattin oder nur die Braut Leo StegmüllerS gewesen; er liebt« sie, wie die Grafen von Görgenstein — von denen die Tradition sagt: „Der Letzte seines NainenS könnte sich Häuser bauen aus den Kraneohrrzen, die seine Väter gebrochen" — eben zu liebe« Pflegen. Den- noch behauptete die Aermste, und behauptete es noch auf ihrem Sterbebette, welches sie nahe der Heimath, in der alten italienischen Stadt N., leider aber in einem Jrrenhause gefunden, daß Graf Golo sie in Englnnd zu seinem rechtmäßigen Weide erhoben, und er der Vater ihres legitim geborenen KindeS sei. Aber eS ließen sich keine Beweise für solche Behauptung beibringen, da die Aermste den Ort nicht zu nennen wußte, wo Graf Görgeustein sie zu seiner Gemahlin gemacht haben sollte." „Und ihr Kind, — ihr armes Kind, — waS wurde ans ihm?" fragte Gitta athemlos und setzte rasch hinzu: „Sehen Eie, — von diesem Kinde wußle ich noch nicht»!' ' Lotte Grönin, blickte wieder eine« Moment starr vor sich nieder, dann kam e« zögernd, leise wie ein Hauch über ihre Lippen: „Ich vermag rS Ihnen nicht zu sagen, Comtefse!" Trüb und regnerisch war der nächste Tag an gebrochen. Auch nicht ein Sonnenstrahl stahl sich durch die dunkelgrünen Seidenvorhänge der breiten Fenster des luxuriös auSgestaltelen Gemach-, in welchem Herr von Marenlo die Aufregungen seines Polterabends verschlafen. Eben erst hatte» sich seine Augen geöffnet, als auch schon auf den Zehen spitzen der alte Carlo», sein treuer Diener und Vertrauter, den er auS der Heimath mitgebracht, bei ihm eiutrat: „Stehen Sie aus, gnädiger Herr!" sagte der würdige Greis in der Sprache seines Landes und setzte sichtlich in großer Erregung hinzu: „ES ist Besuch da, — ein Besuch, aus den Sie jedenfalls nicht vorbereitet find." Alfonso blickte verwundert in das zuckende Greisenantlitz. „Und wer giebt uns die Ehre?" fragte er gähnend. „Eine Dame, gnädiger Herr! O, und sie war schon zweimal hier und verlangte, zu Ihnen gelassen zu werden." „Eine Dame? Aber, Alter, ich bin mir doch nicht bewußt, weibliche Bekanntschaften zu haben, die den Muth nnd die Rücksichtslosigkeit besitzen, mich am frühen Morgen besuchen zu wollen." „Nun, so gar früh ist es nicht mehr! Im Gegenkheil, gnäoiger Herr, in Bürgerhäusern ist man »m diese Zeit schon zu Mittag; übrigens—" „Mache keine langen Vorreden, Carlos, nnd sage mir unumwunden, wer die Dame ist und was sie gerade an meinem Hochzeitstage von mir will." „Erschrecken Sie nicht, gnädiger Herr," erwiderte der Diener langsam, „aber — aber die Dame steht in sehr nahen Beziehungen zu Ihnen, — es ist — Ihre gnädige Frau Mutter, welche heute mit dem Morgenzuge hier anlangte." „Die Mutter?" Alfonsos Augen öffneten sich weit, und sein schönes, braunes Gesicht nahm einen ihm sonst fremden Ausdruck an. Es lag Schmerz und Verachtung in den feinen Zügen, als er mit leidenschaftlicher Hast hervorstieß: „Die Mutter, sagst Du, wartet auf mich? Jene geschiedene Frau meines theuren verstorbenen Vaters, von der mir derselbe erst in seiner Todesstunde erzählte, daß sie sich in ganz Madrid und im weitesten Umkreise der Stadt die Verachtung jeder ehrenhaft denkenden Seele zugezoge»? Sie. die den edelste» unter den Mensche» elend, unglücklich gemncht hatte, und anch im Stande ivar, zu vergessen, wa« sie ihre» hilf- losen, kaum siebenjährigen Kind« schuldig? Carlos, ich will sie nicht sehen!" rief der Erregte und er- hvb wie abwährend seine Hände. „Es sei denn, sie nennt den mir vvn dem Vater vorenthaltenen Namen des Schurken, welcher fi« dazu veranlaßt«, die Familienehr« der Mareoto» mit leichtfertiger Hand auf's Spiel zu setzen." „Gnädiger Herr, verurtheileu sie die Dame nicht, ehe Si« dieselbe gehört haben! Und wenn die unglückliche Frau auch wirklich gesündigt haben sollte gegen Pflicht, Recht und Gewisse», wvrau ich noch gar nicht zu glauben vermag, so — ver- zeihen Sie Ihrem alten Carlo« die offene Sprache! — so dletdt sie doch immer Ihre Mutter, die Frau, der Sie Ihr Leben verbanken und welche ich selbst so oft — ach, so oft, gnädiger Herr, an Ihrem Brttchen knieen gesehen habe. UedrtgenS hat sie e» in späteren Jahren auch nicht an Versuchen fehlen lassen, sich dem geliebten Sohn wieder zu nähern, von de» fi« freiwillig ganz gewiß nicht gegangen wäre. Natürlich blieben aber alle der- artigen Bemühungen vergeblich, denn der alte gnä dige Herr hatte es auf da« Strengste verboten, daß die Donna jemal« zu Ihnen gelassen würde. Und nun? Nun sind so viele Jahre über die traurige Geschichte dahiagrrauscht, — Jahre tiefster, qualvollster Reue für Ihre Mutter, — Jahre, die die Aermste zur Greisin gemacht haben. Gnädiger Herr! Donna Marento ist fast gestorben vor Sehnsucht nach ihrem Kinde — uud" Alfonso unterbrach den Redenden/ Es hatte furchtbar gekämpft in seiner Seele, aber jetzt trug der natürliche Edelmuth in ihm doch den Sieg davon über den Stolz des spanische» Granden. „Genug, genug!" rief er und sprang eilig auf. Während er sich mit Hilfe des Dieners ankleidete, sagte er «it fliegendem Athen,: „Ich will sie sehe», Carlos! Du hast Recht, sie bleibt doch immer meine Mutter." — I» wenigen Minuten stand Marento im ele- gantesten Morgeuanzuge vor dem Spiegel, und mit tiefer Verbeugung trat der Diener, der in mehr als einer Beziehung der treueste Freund seines jungen Herrn war, einige Schritte zurück. „Wünschen Sie nun vorerst Ihre Thocolade, gnädiger Herr, »der wollen Sie sofort in da» Be suchszimmer?" „Ja, ja, — das letztere meine ich!" erwiderte Marento und setzte hastig hinzu: „Gieb aber Be fehl, daß daS Frühstück im Speisezimmer für zwei Personen servirt wird; alsdann bereite sofort alle« zu meiner Toilette vor. Wir hnben keine Zeit zu verlieren, denn schon um zwei Uhr muß ich auf dem Klosterhofe sein, »m meine Braut zur Trauung abzuholen." Carlo- verbeugte sich von neuem, dann ent fernte er sich rasch durch die Thür linker Hand, während Alfonso de Marento die Portivre zu seiner Rechten auseinander schlug, um mit rasche» Schritten und mit stürmisch schlagendem Herzen eine Flucht prachtvoll eingerichteter Gemächer zu durchschreiten, die der vornehme, südländische Millionär alle in dem elegantesten Privathause der kleinen deutschen Resioenz bewohnte. Endlich hatte er das Empfangs- zinimer erreicht und stand zum ersten Mal« seit sechSzehn lange» Jahren wieder seiner Mutter gegenüber, die bereit- Hut und Umhang abgelegt hatte. Douno Juanita Marento de Monte Barben war noch heute, lrotzdem das üppige, natürlich gelockte Haar silberweiß ihr Antlitz umrahmte, eine wahr haft königlich schöne Erscheinung. Aus dem für eine Südländerin sehr zarten, wundervoll geschnit tenen Gesicht leuchteten mandelförmige Augen von sammetdunklem Braun, aber ergreifend traurigem Ausdruck. Die feingeschuitlrnen, jetzt vor Erregung bebenden Lippen waren noch kirschroth, die hohe, in ein schwarzes Sammetcostüm gekleidete Gestalt der vielleicht vierzigjährigen Frau zeigte da- ent- zückeudste Ebenmaß, und alle ihre Bewegungen waren vollendet graziös. Die schmalen, ineinander verschlungenen Hände «il unbeschreiblicher Geberde dem Eintretenden ent- gegenstreckeud, verharrte die Unglückliche einen M». ment schweigend, dann aber löste sich der Bann von ihrer Seele. Mit dem Rufe: „Alfonso, — mein Lind! eilte sie auf den jungen Mann zn und wollte ihn in ihre Arme schließen. „Sennora!" klang^es da von den Lippe« des Sohnes entgegen, und was für sie in diesem einen Worte lag, war so viel, so qualvoll viel, daß sie aufstöhncnd die erhobenen Anne sinken ließ und eine Thräne über ihre erblaßte Wange rollte. Sie bot dabei einen so ergreifenden Anblick, es lag eine solche Verzweiflung in dem schönen Gesicht, daß Alfonsos Herz auch jetzt wieder schnell überwunden war. Er trat rasch auf die Aermste zu, und ihren Arm i» den seinigen legend, sagte er ungleich freundlicher uud versöhnlicher: „Lassen Sie sich zum Divan führen, Sennora, ich bitte darum." Sennora!" stieß sie unter heftigem Aufschluchzen Dieser Zettel ist abzutrenncn und entweder in einem unverschlossenen mu einer K Psg.-Marke versehenen Couvert in einen Psstbriefkasten, oder ohne Couvert und Briefmarke in den Briefkasten de« Dresdner Stadtblattes, Prager- strafte s, zu werfen. B e st e l l z e t t e l. Unterzeichneter bestellt ein Exemplar des Dresdner ZtndMattes für das I. Quartal Itttttt zum Preise von KO Pfg. monatlich, 1,75 Mk. für dos Vierteljahr. Wohn ng: hervor. Und jetzt, jetzt lag die schöne, stolze Er scheinung plötzlich dem Sohne zn Füßen. „Alfons», wenn Du rin Herz trägst i» der Brust, eine füh lend« Seele hast, so nenne mich Mutter!" flehte sie. Dann seine Hände fassend nnd sie an ihre zuckenden Lippen ziehend, setzte sie in der ganzen Qual ihrer armen, gemarterten Seele Hinz»: „Kind, Kind, ich bin keine Berbrechrriu, und Dein un- glücklicher Vater ließ sich durch den Schein täuschen! Alfonso, ich schwöre es Dir bei der Madonna und allen Heiligen, zu denen wir beten, daß Du Dich meiner nicht zu schämen hast. — O, ich Hobe mich jahrelang nach dieser Stunde gesehnt, nach den Minuten, in deuon ich Dir meine Rechtfertigung geben könnte! „Aber Dein Bater haßte mich so glühend, daß er da« eigene, heißgeliebte Kind wie mit einer Mauer umgab. Du solltest eS nicht erfahren, wie sich damal» - in j«»r fürchterlichen Stunde vor sechszehn Jahren — die Trennung vollzog, daß ich auf den Knieen vor dem Wüthrnden gelegen und meine Unschuld betheuert habe. „Alfonso, ich war rein wie das Sonnenlicht, — ich wußte, daß ich die treueste, die liebevollste Gattin, eine aufmerksame, zärtliche Mutter war, — ich wußte, doß ich nicht einmal in Gedanken gegen Sitte, Pflicht und Ehre gesündigt, — und Dein Bater, Dein unglücklicher, durch Schmerz und Eifer sucht bis zum Wahnsinn verblendeter Vater b«. schuldigte mich doch." Leidenschaftliche- Schluchzen erstickte jedes weitere Wort ans den Lippen der unglücklichen Iran. Da aber fühlte fi« sich emporgehoben, sie lag an der Brust des Sohnes, und Alfonsos Stimme flüsterte an ihrem Ohr wieder und wieder: „Meine Mutter, meine arme, heißgeliebte Mutter, ich wenigstens glaube jetzt an Dich!" Bald darauf saßen beide Hand in Hand auf dem Sopha, nnd während die Augen Donna JaanitaS zärtlich an dem schönen Gesicht ihres Sohnes hingen, erzählte sie ihm leise die Geschichte ihres Leben- — von dem schönen Rom, in dem ihre Wiege ge standen und wo sie in einem Kloster gelebt bis kurz vor der Zeit, wo »er greise spanische Grande die kaum erblühte Mädchenknospe kennen gelernt und heimgeführt hatte in seine eigene Heimath. Alfonso hatte ihr theilnehmend zugehört, jetzt aber fuhr er heftig ans: „Mutter, ich flehe Dich an, nenne mir nur deu Namen des Nichtswürdigen, der sich unter standen hat, den Schein der Ehrlosigkeit auf die Gemahlin eine« Marento zu werfen!" tz Ein schwerer Seufzer hob die Brust Donna Jnannitas: „Gleich," hauchte sie dann. Und plötz- lich ihre Arme um den Hals ihres Sohnes legend, sngte sie hastig: ,O, Kind, vorher «der muß ich Dir gestehen, daß mich außer der grenzenlosen Sehnsucht, Dich zu sehen, «uch noch eine unendlich schmerzvolle Pflicht hierher gerufen hat. Alfonso, nur durch Zufall habe ich den Namen der jungen Deutschen erfahren, die Du in wenige« Stunden zu Deinem Weibe machen willst. Und ich bin Tag und Nacht gereist, um noch vor der Traunngsfeierlichkeit bei Dir zu sein, denn — Kind, eS bricht mir fast das Herz, daß ich es Dir sagen muß; aber —" sie stöhnte schmerzvoll auf, dann setzte sie mit dem Aufgebot ihrer ganzen Kroft hinzu: „Aber Du darfst die Tochter Otto von GorgensteinS nicht zum Altar führen." Forts,tzung liehe: Dresdner ÄadMatt vom 1. Januar 1888. ö.t<üieusl nteüt stattyast. Das „Dresdner Stadiblatt', das verbreitetste Abendblatt unserer Residenzstadt, erscheint täglich Abends, mit Ausnahme des Sonntag Abends. Das „Dresdner Stadtblatt' wird, wie bisher vor Allem den wichtig» Ereignissen und Ang lcgenheit.n der Stadt Dresden »nd Sachsens seine Aufmerksamkeit widmen. Ebenso wird er sich auch bemühen, den von Parteien unabhä «Bg«i Politischen Theil in Rücksicht aus die stetig wachsende Aahl seiner Leser immer reichhaltiger zu gestalten. Allgemem verständliche Leitartikel über alle Zeit- und Streitfragen, umfassende und klare poli tische Uebersichten und be anders eine rasche und zu verlässige Berichterstattung über alle interessanten vor- kemmniffe aus Nah und Fern w rd die Leser des „Dresdner Stadrblattes' über alles das unterrichten, was die Gegenwart Bemerkensw-rthes birt.t. Der reichhaltige Bärsentheil enthält einen voll, ständigen Lourszettel, zahlreiche Lörsentclegramine und zuverlässige Nachrichten über volkswirthschast und Kandel, und bietet, da das „Dresdner Stadtblatt' Abends er scheint, jedem Kaiffmann nicht unerhebliche vortheile. Unser Feuilleton wird sich den Vorzug seiner viil- seitigkeit zu wahren wissen. Mit gediegenen Berichten über die Kunstereignisse Dresdens werden Plaudereien aller Art abwechsein und eine reichhaltige Auswahl von Kunstnotizcn wird die Leser über alle» lviffenswurdige im Bereiche der Künste unterrichten. Außerdem werden wir im I. Quartal ,888 fol gende hervorragende neue Romane zum Abdruck bringen: Von Generation zu Generation von M. Widdern. Moderne Kultur von Ch Regenftetn. Aus eigner Schuld von v M. Kapri Alles dieses bietet das „Dresdner Stadtblatt' unfern Lesern für nur » Flll. 7» kl. Da das „Dresdner Stadtblatt' monatlich mindestens einen größeren Roman zum Abdruck bringt, so erhalten seine Leser demnach, außer anderem reichen Inhalt, für «0 vscnni« einen vollsttndtgen gediegenen Roman, der r« Buchhandel das Drei bis Fünffache kostet. Da, „Dresdner Gtadtdlatt" ist trotz seines reichen, vielseitigen Inhalts da» I»tIIäU»te Tageblatt Dresdens. lvir laden daher Jedermann, der das „Dresdner Stadtblatt' noch nicht kennt, «in, durch ein Probeabonne ment von demselben Ke mtniß zu »ehmen. Man bestellt dasselbe bei jedem Postamt sAmt^ lich? cheitingsli e Nr. nnd in der mitnnt.rzeich^ nctcn Krprlittion Neda tion und Erpedition des „Dresdner Stadt lila 11". P?., .-rstrasjL
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