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- Erscheinungsdatum
- 1886-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188610128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18861012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18861012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-12
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
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ve-sdrrov ZLcdchrichterr SI 0) Wege Monden hob« und daß die Angeklagten zweifellos der straf- baren »uändi'chen Verbindung zur Verbreitung verbotener Druck- schristcn sämmtlich angehörl hätten. sowie daß von keiner Perläh- rung der Slratversolguna die Rede sein könne. Was endlich den Vorwurf betreffe, das Freiderger Gericht habe sich aus da» Gebiet der Philosophie verloren, io sei einiach zu enviedern, daß die ganze Philosophie die Lösung v>'» Problemen auf dem Weg» vernünftiger » - I 2 o ei klagten an dieser strafbaren Verbindung aber stehe außer allem Zweitel. Deshalb beantrage er die Revision zu verwerfen. Nach einem längeren Wortgefecht zwischen Dr. Munckel und Reichsan walt Stenglei» zog sich der Gerichtshof zu fast zweistündiger Bc- raihung zurück, nach deren Verlaut der Vorsitzende erklärte, daß der Gcrichishor säimnlliche RevisioiiS-Eiii'vände als nicht zu Recht be stehend zurückwel'en müsse und hiermit die Revision aller Angeklag te» verwerte. — Der Mangel an Theologen, der noch vor einigen Jahren in Sachien sehr »ihlbar war. geht allmälig seinem Ende entgegen und schon jetzt fehlt eS nicht an theologischen Hilfskräften. Daß in neuerer Zeit sich mehr junge Leute, welche die akademische Lauf bahn einschlagen. der Theologie widmen, dürste wesentlich aus den Umstand zniuckilifnhren sein, das; durch die Fürsorge der StaatSregic- liing und durch die Bereitwilligkeit der LandeSvertretung die materielle Lage des geistlichen Standes gegen früher ganz wesentlich gebessert worden ,st Das Miriimaleinkonimen eiiicr geistlichen Stelle betragt ,etzi .'IM Mk. (nebst AmtSivohnung). Tie Alters zulagen nnd durch Zu'chnsse anS der Staalskasse in der Weise noruiirt. daß jeder Geislluln', lveiiii er nicht durch Ausrückung oder Berufung »r eine besser dotirte vorher schon einen Gehalt von 3900 Mk begeht, von Vollendung dcS 30. AmtSjahreS au dieses Ein kommen genießt, auch wenn die Stelle, die er bekleidet, erwähn tes Einkonuueu nicht gewahrt. — Herr Hofapolheker Dr Earo schreibt nnS:„In Ihrem werthen Sonntagsblalk lheilt Herr l'latiiralieuhändler Dr. phil. Schaufuß nähere Daten mit über ein Wundermittel. „Brach»»»»" genannt, welches io recht gegen G i ch c als auch gegen R l> euinatiS m u s helfen soll, und welches ..neuerdings in den Apotheken zu haben sei." Ich habe von der Existenz dieser epochemachende» Erfindung, die ledcn'allS von Herrn Dr Schanfuß selbst hcrrülirt. durch Ihr Blakt zum erileu Male gehört, obwohl cS in den Apotheken ver kauft werden soll: eigenthüinlicheriveffe aber haben eine Anzahl niemer Kollegen hier ebensowenig Kenntniß von dem Mittel. Ich mochte nun Ihre Hilfe, welche Sie zum allgemeinen Nutzen ja nie Verlagen, in Ampruct, nehmen, um em Verfahren zu kennzeichnen, welches neuerdings nut großer Vorliebe uirgewendet wird und leider nur selten ni>l Erfolg. Will ein Manu entweder zu vielem Gelde -ch mehr verdienen oder seine heruirtcrgekommcnen Verhältnisse bessern, w greift er zu dem einfachen und leider naheliegenden . ikie!: er spekulirt auf die Dummheit der Menschen. Er „erfindet" . i Mittel, ;rl>amme»gc>etzt aus Ingredienzen, welche mindestens .Neffeeffch fein „müssen", giebt einen mystisch pomphaften Namen und erklärt in geschickt abgesagten Reklamen, daß daS Wundermittel gegen gewisse häufiger verkommende Krankheiten, deren Bekämp'ung den Aerzten off sauer genug lallt, mit glanzendem Erfolg schon langer in der Familie angewendet worden ist. Ort wird auch eine von irgend eurem Urahn er'uudcne Zusammensetzung ploirlich unter einem vergilbte» Pavier au'gefunden und der leidenden Menschheit empfohlen. Zuletzt haben diese edlen Menschenbeglücker noch die Unverfrorenbeit zu sagen und zu schreiben, dieses Mittel wird in den Apotheken verkauft. Mit einfachen Worten: sie wollen die Apotheker rwingen zur Führung des Wunderwerkes. DaS Publikum liest die Anzeige», überlang die Apotheken und gar Mancher tragt den ungestümen Wünschen Rechnung und läßt das Mittel tommen, depea Heilwerth und Heilerfolg nur der groge Erfinder verbürgt. Er laßt sich noch nicht belehren, kamt, trinkt oder reibt ei» und nur wieder „der Erfinder" hak den Vortheil, während der Kranke ein langes Gesicht macht. Früher wurde eS solchem in Szene ge setzten Gcichä'ke leicht gemacht, je nt aber wehren sich die Apotheker uns lanen durch eine aus ihrem -Stande gebildete Kommission die anacboienen Mittel prüfen und ist deren abfällige, oder zusagende Bruuheilung auS'chlaggebend, ob da-S Mittel verkamt-werden soll oder nutzt. 'Wir haben keine Luft, uns weiter als Handlanger j solcher schmachvoller Krantenbeglückungen bezeichnen zu lassen, daS „Braclgmin" hat der erwähnten Kommission natürlich auch nicht Vorgelegen. Ist das Arkanum de-S Herrn Dr. Schanfuß wirklich io ausgezeichnet. >o giebk es ganz andere Wege, um eS 'Aerzten. Apo thekern nno kranken Mewchen znz»führen, alS auf den von.Herrn Dr. -cd. dis jetzt crwla.los angeweudelcn Zwangseouricm durch die Apohelcn. Möge das Publikum daher abwartcu in seinen Ver suchen mit dem Wundermittel Brachimur. In eine weitere Polemik kann ich mich natürlichen,chr einlassen." — Obgleich der Sonntag-Nachmittag nicht hielt, was der schöne Vormittag versprach, so war doch abermals der Eisen- b a li n verk e h ^am vorgestrigen Sonntage ein äußerst lebhafter, iodaß au, der Schandauer Linie 2 Epkrazüge in >ever Richtung und an» der Tüarandter je 3 nach und von Tharandt, aus der schle sischen Ertraziige von Radeberg bis Dresden verkehren mußte». An, der Leipziger Linie ging aus dem Kampfe des iüßen Mostes mit dem Regen der Entere siegreich hervor: es war ein ganz fabelhafter Verkehr, der sich nach Mittaa aut dein Leipziger Bahn- tw-e entwickelte. Ter Z»g, der um 1 llhr 55 Min. Nachm, nach Döbeln fahrplanmäßig verkeime, mußte durch 2 Ertraziige nach Meißen entlastet werden und bis Nachmittag 3 Uhr hatten die Billelslelleir des Leipziger Bahnhofs 3940 Billets nach Stationen der Loßnitz verkamt. Selbstverständlich gah es am Abend einen ebenw lrnbnlösen Rückzug. Im Ganzen mußten hier lLExtrazüge eingelegt werden. Und das am 10. Oktober! — Em hiesiger Bürger hak der l. Bürgerschule am Ver anlassung des bevorstehende» 50jährigen Jubiläums derselben ans welchem seiten» Sr. Mas. de» deutschen Kaiser» Korporation-recht« verliehe« sind, bereits KM Mitglieder zählt mit einer JahnSU». »ahme von 101,000 Mt. «nd einem VerniögenSbestande von es. 90,000 Mk. überhaupt aus solider Basis beruht, so ist der allen Angestellten zu empfehlen. Gäste sind wlllki somit Jeder Gelegenheit, sich insormiren. e Gesellschaft tm xstauront C. Auffcndors. den Frei Gäste sind willkommen. SS .. .. . . am Sonnabend eingehend über Verhältnisse zu imoriniren. — Die Oekonomi.. Sachsen, deren Lokal sich >m gass« 13. I M befindet, veranstaltet an folgen , -nBrüder MMßMWM mittags 5 Uhr VortragS- und DiSkuIsionSversäninilungen: 12. Nov., 10. Dez. 11- Jan.. 4. Febr. und 4 März. In Aussicht stehen zunächst folgende Vorträge: Oekonomierath v. Langsdorfs: Das Gesetz vom 19. Mai 1886, di« Bildung von^Zuchtgenossen schatten und Körung von Zuchtbullen betreffend. Dr. Platzmann- Sayda: Tie Steuer in der Landwirthichaft: Ockononlierath Steiger-Meißen: Bermsziele und BentiSgluck in der Landwirth- schast. Anschauungen seit 1750 bis zur Gegenwart. Fernere Vor träge werden später bekannt gemacht. Kleinere Mittheilungen und zu besprechende Fragestellungen sind stets erwünscht. Die Biblio thek der Gesellschaft in der Stadtbibliothck. Scheffelstraße 5, L Etg. ist jetzt täglich von 11 bi» 3 Uhr geöffnet. — Nach dem amtlichen Bericht der Kommission für daS Ve- terinärweien sind im Laufe des Monats September im König reich Sachsen erloschen: der Milzbrand in Rothenkirchen. Werns dorf und Niederschindmaas, sowie m Kleindorfhain. Nöthnitz. Klem- bobritzsch, Oberkunnersdvrs, Niederbobritzsch, Revven und Erossen-i die Rotzkrankhcit in Birkenhain und Ostrau: die Räude der Schake in Wcnda und der Bläschenausschlag in Göhrenz und Niederrossau.« — Vorgestern Abend ist in der Kliemt scheu Papierhandlung (Zahnsgasse) ein Schadenfeuer ausaebrochen. Der entstan dene Schaden soll mehrere Tausend Mark betragen. Die Feuer wehr war bald zur Stelle. So viel ermittelt worden, ist der in der Esse befindliche 'Ruß in Brand gerathm und daS Feuer durch den Rußkaslcn gedrungen. — Di- Zeit der diesjährigen Weinlese gebt schon aus einander. Während die sogen. Bauerberge meist schon abgelesen habe» und die Herrrnberge in Trauben-Schnitt stehen, beginnen im Laufe dieser Woche auch in den kgl. Weinbergen die Lesen. Tie 20 Winzerinnen der Wcmlage Pillnitz werden vom 14. Oktober an in 8 Tagen schneiden und eintragen. Die 12 Wimerinnen der Hoslößmtz beginnen den Schnitt der Trauben am l6. Okt und vollende» dcnielben in 6 Tagen und die 8 Winzerinnen der Wein lage Cossebaude leien vom 2l bis 23. Oktober. Tie Lese in den Tvmanialweinbergen nimmt der kgl. Bcrgverwalter dieses Jahr deshalb etwas zeitiger, und um einen Tag eher als 1885. vor, weil die Traube» allzustark abtrocknen und stärkerer Traudcnabfall in Aussicht steht. Der Weincrtrag des Jahres, allgemein um em Sechstel geringer in Quantität und gleictnverthig mit der vor jährigen Qualität angegeben, ist auf dm kgl. Bergen im Voraus aus 53 Faß abgcschätzt worden. — Auch im Monat September dieses Jahres ist Sachsen von Gewittern nicht verschont geblieben, welche durch Blitzstrahlen Schaden an Gebäuden verursacht haben. Bon den an Gebäuden vorgekommencn Brand- und Schadeiffällen — an Zahl >26 — rühren 30. alio ziemlich der vierte Theil von Blitzschlägen. 12 zün denden und 13 kalten, her: zweiundzwanzig mehr als im gleichen Zeiträume, dem Monat September des vorigen Jahres. Davon »eleu im Bezirke der Kceishauptinaiinschast Bautzen 8. Dresden 2. Leipzig 8 und Zwickau 12. -sechs vom Blitz getroffene Gebäude waren mit Blitzableitern versehen, an welchen der Blitz hcrabging ohne zu zünden. Der 8. Sevtcniber war der dlitzreichste Tag; an demselben wurden 15 Gebäude vom Blitz getroffen. — InDöbeln wurde das 2' -jahriac Töcbtcrchcii desKlemvner- meisters Horn von einem beladenen Wagen überfahren. Das un glückliche Kind blieb auf der Stelle todt. üortsttzniig de» lokalen Ivette» Sette ». nebst euier großen der Verlassenschaft 'eines Bruders einen Flügel nebst Partie klassischer Musikalicn geschenkt. — Die Fcsi emem früheren Schüler gedichtet und von Prot. Krantz (auch einem früheren Schüler) komvomrt. wird die in der StadtwaiienhauSkliche am I. November slattsindende Festieicr eröffnen. Tie von früheren Zöglinge» geflötete Sctmlkahne wird nach erfolgtem Auszüge aus d in Schulgebäude im Saale der TurnlehierbildnngSanstalt vom Vorsitzenden des Festkomitees. .Herrn Kommerzieniath Stadtralh v'iili"ch. in Empfang genommen und geweiht. — 'An dem am Festtage in Brann'S Hotel abzuhcilkendeii Familicnabcnde werden ic h namhafte Künstler und Künstlerinnen, welche einst der ge nannten Schule nngekörtcii. aktiv bekheiligen. — Ter Beziiksverem der Punai-cben Vorstadt bat bereits feine herzliche Thcilnahme an dem bevorstehende» Schubeste bezeigt. — Ta die'Angelegenheit Koni»! Tanncr contra Chem nitzer 'Wiikwaarenindustiie so erhebliche Bewegungen zur Abwehr c > r völlig in der Luit schwebenden und unaualifizirbaren Angriffe i MS amerikanischen Konsuls hervoraeruren hat, so ist cs nicht ohne! Interesse, zu erfahren, daß. wie onS „Chem. Tgbl." erfährt, die' E winnitzer Handels- und Gewcrhckaminer bei dem Ministerium! vo.ficllig geworden ist. au> diplomatischem Wege dabiii wirken zu >' "lleu, daß derartige, die Industrie perdachliaende Behauptungen nicht wieder unter offiziellem 'Namen in der Presse die größtmöglichste Veihreitniig finden. Tenn da die denl'che Industrie gegenwärtig »i ihrem Emporstreben durch mißliebige auSländi'che Konkurrenten, welche sie von der erreichten Höhe Herunler;»;iehen sich bemühen, durch Rede und Schrot aus mancherlei Weste geh,»seit wird, so ist es umso mehr zu beklage», wenn solche dunkle Bestrebungen von offizieller Seite eine völlig ungcrechtierkigte Unterstützung erhalten. Daher können Industrie wie Handel es nur »nt lcbhaffcr Sympathie be grüßen. wenn derartige Auslassungen ini! der noilngen Energie ein für alle Mal in die ihnen gebührenden Schranken zurnckvcrwiesen werden. — Tie Ermordung eines Wächters ans einer Haltestelle der Franz-Foiei bahn und vier Embriichsdiebstähle am der 'Wien-ASpangbahn mahnen die Effenbahnvmvallungen zu großer 'Vorsicht. ES giebt Viel solcher exponirler Haltestellen, am denen em Ranbaniall nicht zu den Unmöglichkeiten zu zählen sein möchte. Vor Allem werden die betreffenden Beamten selbst mit der größten Vorsicht verfahren und je nach Lage der Umstünde ihre Maßregeln ergreifen müssen: dann möchte aber auch von Seiten der Effen- bahnvcrwaltungen vielleicht durch Bewaffnung der betreffenden Be amte» oder sonstwie für besseren Schutz der'clbc» gesorgt werden. — Tie Vergütungen für die >m August und September d. I. stattgesundenen Verdingungs-Einquartierungen können gegen Rückgabe der Quartierzettel und Quittungsleistung au der OiiartieramlSkasse in Empfang genommen werden. . — Der Präsident des ÄuS'chuffcS des deutschen Drrvat- Ve amten - Bere > ns. Herr Robert Manß aus Berlin, wird nächste» Sonnabend Abends 8'/r Uhr in der Mitgliederversammlung des ZweigveremS Dresden, welche bei Helbig's (weißer Saal) statt- findet, einen Vortrag über den Entwicklungsgang und die Ziele des deutschen Privat-Bccimten-Vereins halten. Da dieser Verein, Ta.icSftesckrtchte. Deutsches Reich. Tie Einwc>vungsfeierlichkeiten deS neuen Haiens zu Wilhelmshaven, welche sprünglick am 27. oder 28. Okt. ftattffndcn sollten, haben verlegt werden müsse», weil bis dahin die 'Fertigstellung der noch rückständigen Arbeiten »icht zu bewerkstelli gen war. Als neuer Termin für die Feier ist jetzl dcr 10. November in Aussicht genommen, doch bängt die Einhaltung dieies Termins ebenfalls noch von gewissen Umsläildcn ab. Daß derKrouvrinz die EinweihunaS'cier durch seine Gegenwart beehren wird, gewinnt an Wahrscheinlichkeit. Er ist bereits zum Besuch der Großherzogltchen Herrschaften m Oldenburg angrmcldet. AnS der vom Kaiser!, staust. Amt hercmSgegebencn llcbcrsicht über die Schulbildung dcr im Ersatzjahre 1885,86 in das deutsche Heer und Flotte eingestellten Rekruten ergiebt sich, daß von sämml- lichen, in den hctrestendcn Jahren eingestellten Mannschaften ohne Lchulbilvung waren, d. h.. weder leie», noch ihren Namen schreiben ko,inten: 1885 86: 1657 oder 1,08.8185: 18-51 oder 1,21.8)81: IM oder l. 27. 8283: E oder 1.32 8> 82:2332 oderl.5l. 808l: 2106 oder 1.59. 7980: 22'7 oder 1.57, 78.79 : 2571 oder 1.80.77/78 : 2176 oder 1,73, 76,77 : 2975 oder 2,12, 75,76 : 3311 oder 2,37 Pro;, aller ElilgeUelltcn. — Hiernach ergiebt sich überall eine erhebliche A b- n ahme dieies Prozentsatzes. ^ Während die Stimmung in einem Theile Baherns, wie die Lchwiirgerichtsurihkile in den Mnnftervcleidigiingsprozessen zeigen, sich mehr und mehr aus die Seite des jetzigen Regiments neigt, kann ein anderer Theil der Bevölkerung die Eriunerung an den unglück lichen König Ludwig und die emst von ihm ausgegangene Herrlich keit nicht loS werden. Das gilt namentlich von jener Gegend, in welcher der König zuletzt residirte. Dcr Magistrat von Fünen giebt im Aufträge des Bezirksamtes kund, daß trotz des Nachweises der Geisteskrankheit des verstorbenen Königs noch immer von unver ständigen nnd böswilligen Aeußerungen über die Katastrophe ver lautet. Tie Behörde erwartet von der Bevölkerung, daß sie volles Vertrauen tür den Prinzrcgenten und Mäßigung an den Lag lege, widrigenfalls Strafanzeigen unvermeidlich wären. Wenn ein lvlcher Erlaß noch jetzt für nölhig gehalten wird, so beweist dies, daß die Gähning und ungläubiae Stimmung, die bei der Einsetzung dcr Regentichafl in der Gevirgsbevölkerung herrschte, zum Theil noch letzt fortdauert. — In Mimchcn haben inzwischen die Führer der Pattiotcnvartci über die zukünftigen Landtagswahlen beralhschlagt. Herr Sigl rcsiimirt das Ergebnis; der Verhandlungen in seinem „Vaterland" folgendermaßen : „Die ausgegebcnc geheime Wahlparole ist: Hin muß er werden, dcr Minister Lutz nämlich: das Feld- geschrei: Wir san könne Wöls', — San a könne Füchi': — Wir' >an Badrivtcn — Nnd sunst san mcr nix. — Aber g scheidt I" Wie nfftgetheilt. hat vor einigen Tagen im Gruncwald bei Berlin ein Duell staltgesnndcn, das einen tragiichcn Ausgang nahm. Ein Student, Namens Gerlach, wurde erschossen. Sein Gegner, der den tödtlichcn Schuß »bgad, war ein Otsizier der Spandauer Garnison: Leutnant v Strombcck, Adjutant des Füsilier-Bataillons des 4 Garde-Regiments. Die Herausforderung soll die Folge eines WirthShnllsstreites gewesen sein. In einer in Altona abgehaltcncn Versammlung der streikenden Bäckergesellen, welche von 400 Theilnehmern besucht war, sprachen sich sämmtlicke Redner dahin aus, daß der Streik gänzlich zu Un- gunsten dcr Arbeiter verlausen sei und daß derselbe aufgehoben werden müsse. Schuld hieran sei die schlechte Organisation nnd die Abtrünnigkeit vieler Genossen. Nach Angabe des Streik-KomiteeS sind 14,000 Mk. Unterstützungsgelder emgegangen und verausgabt. Nach den üblichen Auseinandersetzungen, wonach Einer dem An deren den Mißerfolg zuichob, wurde die Aufhebung des Streiks cinstlmmg beichlosscn. Zahlreiche Gesellen verließen, ohne das Ende der Debatte abzuwarten, schleunigst den Saal, um »ch nach Arbeit umznschcn. DaS bayrische Königshaus aus dem Schachen ist seit dem 1. d. M. wegen vorgerückter Jahreszeit der Besichtigung nicht mehr zu gänglich. Ferner wird der Betrieb der Wosterwcrke aus Herrcn- wörth und ini Linderhos mit dem 14. d. eingestellt: mit Ende des Monats sind iür dieses Jahr die Schlösser Herrenwörlh. Schwan stein und Lmderhos kür den öffentlichen Besuch geschlossen. Wie man uns aus Grcffenstaden bei Stratzoura mittheilt, wurde daielbst Sonnabend Abend 6 Uhr 34 Min. ein heftiger Erd stoß wahrgenommen, der die Gebäude erzittern machte. Oesterreich. Wien, oder zumindest einige westlich gelegene Vororte, sind einer argen Katastrophe glücklich entgangen Dank der Umsicht der Polizeibehörde und dem Zusammenwirken günstiger Umstände wurde ein böi« Anschlag, welcher der Residenz und ihren ahnungslosen Bürgern galt, noch m letzter Stunde vereitelt, und hoffentlich kür immer, da die Schuldigen, welche das Attentat geplant hatten, in den Händen der Polizei sich befinden. .. Die Organisation der Anarchisten war in Wien und in der Provinz nie vernichtet, doch waren bi« treu gebliebenen Anhänger Most'», welche übrigens der letzten Stuf« der österreichischen Arbeiterschaft angehören. eingeschüchtert und. weil führerlos und unvcrhetzt. un fähig tu verbrechen, welch« tue Anarchisten m,t »Vropaganva der Thai" bezeichnen. Hetzt scheinen die rücksichtslosen und zu Alle« fähigen führenden Elemente der Organisation wieder ihren unheil volle» Einfluß geltend machen zu wollen. W bildeten sich in jüngster Zeit einzelne Gruppen, welche wahre Vcrbrectiereirstl revrä- iMtatkn. innerhalb welcher Unterricht über die sichere Ausführung gemeinster Schandthaten entbeut wurde. Doch m dem Augenblick, al» die geschulte Berbrecherlchaar zum schrecklichen Beginnen auszog, wurde fie von teste» Hand geiaht. In der Nacht vom 8. aus de» 4. d». M. sollte da» Matenal auf den Holzplätzen in den westlichen Vororten ausstammen, gleichzeitig sollte aber auch die Brandfackel in öffentliche Gebäude geschleudert werde». Die Wiener Polizei- direktwn. welche durch längere sorgsame Ueberwachung der Atten täter sicher war. schritt zur Festnahme derselben als fie den Be weis von deren Schuld in Hände» batte. Der Polizeibehörde gelangte zur Kenntlich, daß eine lichtscheue Gesellschaft allionntiia- lich in einem kleinen Wirthshause in Penzing mit großer Regel mäßigkeit sich einsand. ES waren ungefähr M Personen, augen scheinlich der Arbeiterklasse angedölend, welche in einem gesonderten Raume dieses WirthSgeschäfteS ihre Zusammenkünfte hatten. Nur dieses Moment wußte vorerst die Polizeibehörde, alles Andere war Gegenstand der stetigen, unauffälligen Beobachtung und Nach forschung. Diese ergab, daß man eS vier mit einem Conventikcl von Anarchisten zu tbun habe. Der WirthShausraum wurde von diesen Männern als Studirstube benutzt. Der Unterrichtsgegen stand war Ebenste, oder vielmehr jener Theil. welcher die Zusammen setzung von Explosivkörpern behandelt. Zur Zeit, als die Behörde m Beobachtung trat, scheint die Bande mit der Herstellung ihrer Sprengkörper ziemlich vorgeschritten und m der Feststellung ihres KriegSzugSplanes bereits eins gewesen zu sein. Die Verschwörer wollten am Sonntag, den 3 dS. M.. zur Thal schreiten und halten sich Rudolfsheim. Hietzing und Penzing zum Schauplätze ihrer Verbrechen gewählt. Die Hvlzplätze waren als erste Branvobiektc ausersehen. Die ersten Jener sollte» in der Jclbcrslraße >» RudvliS- beim, in einem großen Getreidemagazinc nächst des Penzüigec WegdurchlaiseS und gleichzeitig in einem Gebäude Hictzing's am flammen. Wie immer, waren auch die Zerstörer aus ihre eigene Sicherheit genau bedacht, und in diesem Sinn hatte» sie ihre Vor kehrungen getroffen. Ter Zündavvarat war eine mit Salpetersäure gestillte Flasche. Durch den Kockvenchluß führte eine Glasröhre, aus welche wieder eine in Schwefelsäure getauchte Baumwolle an Augenblick der Verwendung gelegt werden sollte. Die durch die Röhre langsam sickernde Schwefelsäure nmßle bei ihrer Verbindung mit der Salpetersäure die Flasche zur Explosion bringen, welche von einer Flamme begleitet wird. Tie Attentäter brauchten al>o nur die adiustirte Flasche in dem Holzlager unterzubringen und fanden dann bequem Zeit, sich selbst zu sichern, ehe die Entzündung erfolgte. Nach einer verbürgten Meldung wurden in den letzten Tagen aus verschiedenen Holzplätzen in Wien und in den westlichen Vororten Svrengftaschc» niedergcstellt, doch zur rechten Zeit, noch bevor Unheil angerichtet worden war. wurden dieselben entdeckt und beseitigt. Ein Arbeiter aus einem Holzplatze im neunten Bezirk fand zufälligerweise eine solche Flasche, die den Dienst benagt batte, zwischen zwei Holzscheiten: er war der Meinung, sie enthalte Poli- tiirmasse. nnd verkaufte den Fund einem Tischler in der Brigittenau für einige Kreuzer. Als die Organe der Polizeidirektio» dieser Tage auf den Holzplatz kamen, um nach gewissen Flaichen zu iuchen, erzählte der Arbeiter von seinem Geschäfte. Man eilte m die Tiichlcnverkstät te nach der Brigittenau nnd nahm dem Meister daS bedenkliche Glas ab. noch ehe er ziir Erkennlniß der Gcsährl'ch- keil der billig erworbenen Politur-Substanz gekommen mar Wie schon früher erwähnt, wurden die Mitglieder der Grnpve Sonntag, den 3. ds.M., Abends verhaltet, zur Stunde, als sie sich anschickken, zum letzte» Male vor der Thal zusammenzutresscu, drei von ihnen aus dcr Schmelz, aus dem Wege zu ihrer geheimen Wcrkstätte. die Anderen noch in ihren Wohnungen. Die polizeilichen Dispositio nen waren derart getroffen, daß mst keiner der Komplot-Theilnclnncr entrinne» konnte, lliimittell'ar mit der Verhaftung wurde» zugleich HauSdurchfuchungeu vorgenommen: die Saisirung mehrerer Kilo gramme Dynamit, Dolche. 6 dis 8 Flaschen Salveteriänre, zweier Bomben mit angesetzken Pistons, doch ungefüllt, sowie diverse Flugschriften waren die Ergebnisse der Reviuon. Jetzt erinnerte man sich auch deS Brandes in dem unweit von Wien gelegene» Wallfahrtsorte Maria-Lanzendorf. Dort war am 27. v. M. Nachts ein Brand entstanden, dem mehrere Häuser zum Opfer fielen. Nur »ach äußerster Anstrengung war es gelungen, die bedroht ge wesene berühmte Wallfahrtskirche vor dem gleichen Schicksale zu bewahren. Einige Momente führten zu der Vcrmuthung. daß auch hier ein anarchistisches Verbrecken vorlicgcu dürste. Eine Kom mission begab sich an Ort nnd Stelle, ein Gerichts-Chemiker prüfte de» Schutt und >and die Reste und Bcstandthcile der anarchistischen Exvlosionsslajche, das geschmolzene Glas, an welchem noch Spuren von Salpeter battete». Tie Aklionsgruppe winde zu einer und derselben Stunde verhaftet' doch sind dinen Sistirunge» im Ver laine der letzte» Tage die der andere» Verbündete» gewlgt. Einer der Hauptschuldigen, welcher anarchistischer Umtriebe wegen im Jahre 1881 von Wien ausgewicien wurde, und der sich geheim »i der Wohnung eines Genoffen in Penzing ausgehalten hatte, ent fernte sich von hier, che die Polizei zur Kenntnii; des KonwlvkcS gekommen war. Seit dem 4. d. M. ftüh werden die Verhärteten unausgesetzt Verhören unterzogen. Wie vcilaulet, sind einige der Schuldigen zu Geständnissen geschritten. Mit aller Bestimmtheit wird erzählt, daß unter den Verhärtete» sich jene vier Individuen befinden, welche am 5. August v. I. in Meidling Geldreguifitioneu vorzunehmen verrucht harren: durch List, oder wenn dies scheiterre, auch durch Gewalt. Aus Meidling ging damals der Polizei- direktion die Anzeige zu. daß bei dcr Hausbesitzerin Franciska Till, Schönbrunner Hauptstraße Nr. 150 wohnhait, vier Männer am- getreten waren, welche sich als Polizei-Kommissare und Amtsdiciier gerirt, zur Durchsuchung der Geldschränke schritte», um vorgeblich über eine» erhalleuen Auftrag nach falschen Banknoten zu fahnden. Frau Till hatte eine Summe von 470 Gulden den Erpressern bereits auSgclieserr, als das sicherer blickende Töchterchen den Be trug ahnte, Lärm schlug und die anarchistische ReguisitionS- Patrouillc zur Flucht zwang. Einer der Verbrecher hatte damals die Unirorm eines Polizei-Kommissars, ein zweiter die eines Amts- dieners angelegt. Alle Vier hatten falsche Bärte und schwarze oder blaue Staubgläser angelegt. Von de» inhattirten Anarchisten sind zwei überwiesen worden, dieses Bravourstückchen ausgesührt zu haben. Dieselben sollen auch dies eingcstandcn haben. Ticrcr Provenienz sollten die Geldmittel entstammen, welche zur Errichtung eines Dynamit-Arsenals und einer Falichmünzerweustälte nölhig waren. Brandlegung und Bomben genügten nämlich den Anarchisten nickt, sie hatten noch andere Pläne, um Staat und Gc- rellichaft zu schädige». Die neue verbrecheriiche Taktik ging dahin, eine Falschmünzerei zu etablircn. Auch da war AllcS fix uns fertig, eben iolltc dcr erste Silberguldcn geprägt werden, als die anarchistische Falrchmünzerbande, vier Mann hoch, verhaftet und die Stanzen und Metnllplättchrn beschlagnahmt wurden. Dieser Entdeckung ging die der Brandlegcr voraus, und seit vierzehn Tagen sitzen die Falschmünzer hinter schloß und Niegel. In der geheimen Werk- stättc fand ma» sorgsam ousgesührle Prägestöcke aus dem feinsten Stahl, ferner Gypswrmen. Quantitäten unedlen Metalls und die bereits hergcstellte nnd zu Guldenstückensorm gerundete Komposition rm Prggimg vorbereitet. Es war, wie erwähnt, auch hier die Stunde de» Entdeckung eine glückliche, da die Fälscher den Prä- gungsverrilch zum ersten Male vornehmen wollten. DaS so er beutete Geld sollte ausschließlich zur Anschaffung von anarchistischen Zcrslörungswcrkzengen verwendet werden. — Auch fand man unter den Lagern der Eüenträger einer Brücke, aus welcher die Westbahn in der unmittelbaren Nahe SchönbrunnS die Fahrstraße übersetzt. Tynamitpatronen und Fläschchen mit Sprengstoffen. Am selben Sonntage reiste Abends dcr Kaffer mit der Westbahn zur Feier seines Namenstages nach Ischl ab. Auch sollten angeblich die kaiserlichen Stallungen im Schönbrunner schlosse zerstört werden. Die Jubelfeier Merans als Kurort nahm am Sonnabend Abend mit einer prachtvollen Beleuchtung der Anlagen an beiden Mern der Paffer und unter sehr starker Betheiligung des Publi kums ihren Anfang. Um 8 Uhr machte der Statthalter von Tirol, Freiherr v. Widmaim. mit den übrigen Festacisten in Begleitung deS Kurvorstandcs einen Rundgong durch die Anlagen. Cholcrabericht. Triest: 8 Erkmnkunarn. 1 Todesfall. Ungar«. Ein erschütternder Unglückssall hat sich zwischen den Stationen Neuszönyund Äcs der Ungar. Staatsbahnen ereignet. Emil Somody, Beamter der Kaschau-Odcrberger Bahn, stürzte aus einem Koupee so unglücklich aus dir schienen, daß chm der rechte Arm abgeschnlttrn wurde. Der Unglückliche blieb bewußtlos und un beachtet aus den Schienen liegen, so daß rin wenige Minuten später nachkommender Zug ihm einen Fuß abichnirt und ihn am Kopf sowie an den Schustern schwer verwundete. Er ward noch lebend in das Komorner Spital gebracht, wo er starb. Somody war Re serve-Oberleutnant. Er hatte für seine wackere Haftung anläßlich der Szcgcdiner Katastrophe daS Verdirnstkreuz erhalten. In seinem Amte stand ihm eben eine Beförderung bevor.
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