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- Erscheinungsdatum
- 1886-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188607208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-07
- Tag 1886-07-20
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Monat
1886-07
-
Jahr
1886
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veSdrrev FIircHrrchterr s» tz) Koinmissar, Hemi Kammerherrn v. Metzsch, präcis 3 Ubr eröffnet. Bei der Ankunft deS Herrn Kommissar, der mit Böllerichülsen einpsangen wnrde. stellten sich die Wachmannschaften mit der Ber- cinsfatiiie unter Gewehr, umgebe» von sämmtlichen Mitgliedern. Herr Kam»,erben v. »Metzsch wurde am Eingang des SchützrnhoseS durch die beiden Vvritehcr, die Herren Fritz Rvettig und Karl Winter, begrüßt und nach dem Kouigszelt geleitet, woselbst Herr Vorsteher Fcitz Roettig den Kgl. Kommissar als Vertreter Sr. Maje- ttal des Königs im viamcn der Priv. Scheibenschützengesellschaft talisirt herzlich willkommen hieß, wünschend, daß die Tage des Festes Tage der Freude und schöner Erinnerung für den Kgl. Kommissar scm mochten. Hieran' ersuchte Herr Vorsteher Roettig die Mit glieder. Sr. Majestät dem König, dem allerhöchsten Mitglied der Gesellschaft, zu huldigen und das diesjährige Königschießeu zu er öffnen. Der Rni: „losch So. Majestät, unser glorreicher König Albert von Sachsen!" fand begeisterte Aufnahme. Die Kapelle iutouirle die Sachsenhymne. Herr Kammerherr v. Metzich sprach »i seiner Erwiederung die .Hoffnung und den Wunsch aus. daß das Königschießeu gleich allen früheren Schießen einen schönen Verlauf uebmen iiioclike Svdanii wurde das bei dem 10. Mitteldeutschen Buudes- schießeil zu Gera von den Mitgliedern, den Herren Fischer, Aocke und Schlegel, geschossene Fahneuband Herrn Vorsteher Rvettig überreicht. Herr Kammerherr v. Metzsch eröfsnete darauf das Königichießen und erzielte durchgängig mir gute Treffer, wonach das Schießen au» alle Scheiben von Mitglieder» fortgesetzt wurde. Bei dem Tamcnfchießcu, welches zu gleicher Zeit begann und sich lebhafter Betheiligung erfreute, erschossen sich Frau Ruffani die Würde als Königin, Frau Rofemüller als erste und Frau Lvhse als zweite Ritlerdamo. Abends 7 Uhr erfolgte der Umzug und Proklamation durch den Vorsteher Herrn Roettig^ Ei» Ehrentrunk für die Damen aus einem Pokal bildete den «Schluß des ersten Festtages. Tie Leitung des Schießens lag in den Händen des Schützenmeisters, Herrn Malier 1., und iunktionirten Scheiben wie Telegraph in musterhafter Weise. Der Besuch des Festes war ein solch starker, wie dies seit dem mitteldeutschen Bundesschießen nicht der Fall gewesen. Ter Wirst, des so reizend gelegenen Schützen- Hofes vermochte kaum Aller Begehr in Bezug aut «speise und Ge tränke die allgemeinste' Anerkennung fanden, gerecht zu werden. Da das Königschießeu noch bis Donnerstag währt, an welchem Tage ;uiu ersten Male Abends 7 Uhr ein Schützenkmnmcrs in den Fest- lokalilätcn abgehalleir werden soll, so bietet sich noch Jedermann Gelegenheit, das Kviugschießen zu besuchen. Wie wir hören, wird auch Se. Maiestar der König das Königschießeu mit seinem Be- mche auszeichnen. — Ter neue Telegramm-Tarif hat vielfach in der Presse und Publikum abfällige Bcnrtheiluug erfahren. Ein Haupt grund war u. A. auch die Gebühr von 6 Pr. und nicht 5 Pf. für das Wort, da letzteres bei der Berechnung bcgnem und eine leichtere und schnellere Berechnung gestattete. Dies ist ohnstreitig richtig und würde auch gewiß von der Verwaltung selbst gern gesehen worden lein, wenn der dadurch herbeigeführte Einnahmeausfall nicht so bedeutend gewesen wäre. Er betrügt nach den im Reichs- vostaint vorgenomiiienen Ermittelungen jährlich 300,000 Mark und darauf hat ui Hinblick auf die Finanzlage nicht verzichtet werdcL tönnen. Bei späterer günstigerer Gestaltung der Rcichseinnahinqk wird diele Unbegemlichkelt sicherlich beseitigt werden. — Tie deutschen Korbmacher-Innungen tagen am 26. und 27. d. in Berlin. — Vor dem S cl> le > iichen^ Ba h n Hofe spielte sich Sonn tag Abend eine recht garstige Szene ab. Ein Herr hatte einen. Soldaten im Gras schlafend getroffen und war >'v gutmüthig, ihn ^ aufzuwecken, damit er nicht wegen zu späten Eintreffens in der Kaserne bestraft würde. Dafür schlug ihn aber Soldat mit dem! gezogenen Seitengewehr über die «chulter und riß aus: einen zweiten Herrn schlug er alsdann ebenfalls über dm Kopf, wobei er aber das Seitengewehr verlor. — Zur Gründung des Hotel de Saxe in eine Aktienge sellschaft erwähnt ern hiesiges Blatt Folgendes : Ter dem bisherigen Besitzer zu zahlende Kaufpreis betragt 88,000 Lslrl., wovon derselbe 17,500 Lstrl. in vollgezalilteu Aktien und 34.340 Lstrl. baar erhält, während das Restkaufgeld hypothekarisch eingetragen und mit 4,4 1s reff'. 5 Proz. pro Anno verzinst wird. Ter Holelbetrieb wird be reits ab 5. Mai d. I. für Rechnung der Gesellschaft und zwar unter der bisherigen Leitung geführt. Ter in London veröffentlichte Prospekt behauptet, daß nach Ausweis der Bücher des VorbesitzerS das in dem Unternehmen angelegte Kapital während der letzten sieben Jahre eine gleichmäßige jährliche Verzinsung von 7hä Proz. geliefert habe, verschweigt aber leider die Hohe des bisher zu ver zinsenden Kapitals. Hier sollen 3 Millionen anfgewendct werden. Da 88,000 Lstrl. effektiv gezahlt werden, so bleiben nach Abicch- nung der verschiedenen Kosten ca. 60,000 Lstrl. noch verfügbar. »U er« anaeyrlUe Kollekte, um die befreien, ergab em gllmMde- . »»0 NN. — Nach einer Mittheilung de» verstorbene, auS v Ußwald. Königlicher _ ... ^ eine Summe von Zehntausend Mark überwiesen zur Gründung einer dem Andenken seiner frühverstorbrnen Tochter gewidmeten „Luise Ußwald-Stiitung". Bon den Zinsen des Kapitals soll der vierte Theil innerbalb eines Zeitraumes von hundert Jahren kapi» 7 werden. Drei Viercheile der Kapitalzinsen und fpäter die Gesainmtzinjcu sollen zu Ausstatlumwbeihilseii an moralisch gut beleumundete Jungfrauen, dir sich verheiratben und in bescheidenen Vennögensverhältnissen leben, in Beträgen nicht unter zweihundert Mark alljährtich am 21. September vertheilt werden. — Am 17. Juli starb in OelSnitz der Töpfermeister August Lieiiemanii. der sich in hervorragender Weste, insbesondere als Be gründer und langiähriger Direktor deS dortigen BorichußveremS, als Mitglied der Handels- und Gewervekammer. des Stadtverord nete»-Kollegiums und deS Kirchenvorstandes am öffentlichen Leben der Stadt bethciligt und sich große Verdienste erworben hat. — Außer den bereits erwähnten höchst ansehnlichen Vermächt nissen, welche von dem kürzlich verstorbeneil Rentier Earl Ed. Berg mann in Chemnitz dortigen Anstalten zngegangcn sind, hat der Genannte durch seine Gattin der Klemklnberbewahranstalt in Chemnitz die Summe von 2000 Mark zugewcndet. Aortsetzuug de» lokalen Lvette« Gelte ». Dem Vernehmen nach will mau dis ea. M Millionen Mk verhauen und u. A. em großes Cafö-Rcstgurgnt »uler Aushebung der letzigen Läden Herstellen. Für dasselbe wird als mulhmaßliches Mielhscr- tiägmß die bcfcheidene Summe von 2000 Pfd. Sterling, also reich lich 40,000 Mk. in Ansatz gebracht! Tie Unleruehmer werden also gehörig in den Säckel greifen müssen. Ob dabei, wie der Prospekt verheißt, eine lOprozcntige Verzinsung des angelegten Kapitals hclausipiliigen wird, möchte »ach den bisher in Deutschland im Hotelbelrieb (als Akliengesellschast, gemachten Erfahrungen sehr stark ,zn bezweifeln sein. Tie Einlheilnng des Aktienkapitals in 150,000 Stück Aktien zu 4 Pid Ster!, zeigt, daß man in London am' die Beibeilignng des Kleinkapitals rechnet. Zur Snbskrivkioil kommen (abzüglich der vom Vorbesitzer zu übernehmenden 17,500 132,'»00 Lstrl, Ten Vorstand der Gesellschast bilden die Herren! F. M, Balionr, Alwell King Lake, John Bl. Millan, Tudley O-! Murray und Charles I. Nasmyth, iammlUch in London. Gesell-! ichastsbaiikier ist die Alliaiizhank, Limited. — Tie von mehreren Provinzinlblälicrn verbreitete Mitlheilnng, der wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels re. in Unlerinchungshait genommene Graf Scydewitz iei am freien Fuß gesetzt worden, entbehrt jeder Begründung. Graf S, sitzt nach wie vor in der Kgl. Geiangenanstall Hutter Schloß und Riegel, woselbst er sich nun schon seit Monaten hefindck. Tie Hanptverhandlung war be kanntlich un Laufe voriger Woche vor der 4. Strafkammer des Kgl. Landgerichts anacietzt, wnrde jedoch vertagt. — Ter Vcrrauisrermin des der Reichspost- und Telegravhen- vcrwaltmig gehörigen, bisher zu Tclegravhenzwecken benutzten Haus- grundstückes an der Waisenhansstraßc dir, 2, findet am 3. August statt. — Ucber die auch hier im Viktoria-Salon effektvoll bekannt gewordene F ü r st in Pignatell, machen setzt die Blätter Wiens, woselbst sie sich gegenwärtig befindet, um, wie schon erwähnt, nun auch noch „Thierbändigcrin" zu werden — höhnische, bitter-lustige Glossen. Ta schreibt die Fürstin nun an die „Ä. Allg. Ztg." nachstehenden Briet, der immerhin auch hier mit gewisser Tbeil- nahmc gelesen werden dürste, „Herr Redakteur! Ich sehe mit Er staunen und Schmerz, daß alle Wiener Blätter in diesem Augen blick über mich schreiben, um über mein Schicksal Glossen zu machen und die Ansmerkianikest des Publikums auf jeden meiner Schritte zu lenken. Ter Sturm, welcher vor sechs Jahren das Ge bäude meines irdischen Glückes zerstört hat, um mich zur Verzweif lung zu treiben, tönt mir noch in den Obren. Mn einem Herzen, da» das Unglück zerschmettert hat, muß man Mitgefühl naben, O. es ist sehr schwer, inmitten von Zischen und ironischem Lachen som Brod zu verdiene». In Folge meiner Erziehung sind mir die prosaischen, aber praktischen Tinge des Lebens ircmd Aber nach dem meine Familie mich zur Märtyrerin gemacht, und dann versto ßen hat. so werde ich sorffahren, mein Brod zu verdienen, und ich bitte alle gütigen Herzen, meine Ausgabe nicht durch übelwollende Bcmcrkniigen zu stören. Genehmigen Sie rc. Fürstin Pigncstclli. Wien, 16. Juli." — Gestern morgen M5 Uhr wurde im Gehege ein etwa 65- jähriger Man» erhängt cmfgestmde» und im Laust des Vormittags von der Polizei aufgehoben, um nach dem Friedrichstädtcr Kirchhof gebracht zu werden. Der Bedauernswerthe muß das Leben gründ lich satt gehabt haben, denn ferne letzte That entivrang nicht einer momentanen Verzweiflung: schon vorgestern Abend stürzte sich der selbe ebenfglls beim Gehege in die Elbe, ward da aber von Schiffern noch lebend ans dem Wasser gezogen. Lcgitimations- papiere fand man keinerlei bei ihm — er ist zur Zeit ganz un bekannt. — Von einem aus dem Weißen Hirsch wohnenden Ehe paare ist am Sonnabend ein Selbstmordversuch mittelst Kohlcn- gaie unternommen worden. Geldverlegenheiten, namentlich die iiothwcndige Bezahlung eines Wechsels über 92 »Mk., hatten die Un glücklichen zu dem Schritte verleitet. Der aus der Loschwitzcr Heil anstalt herbeigerufene Arzt Herr Tr. Jaessing stellte fosort Wieder belebungsversuche an: dieselben schienen anfänglich, namentlich Aber die Tagesgeschtchte. Deutsches Reich. In Militär- wie in Marlilekreisen sieht man mit gespanntester Theilnahme den Flottenmanövern entgegen, welche, zutolgc der „N.-Z.", in der letzten Woche dieses MvnatS zu Kiel ihren Anfang nehmen und sechs Wochen dauern sollen. Es soll dabei eine neue Gesechtsweise zur Anwendung kommen, deren eventuelle Bewährung von besonderer Wichtigkeit sür die weitere Entwickelung unserer Marine sich gestalten dürste. Se. Majestät der Kaiser ist Sonntag Abend 6'/» Uhr in Aug» bürg elngetrosfen und auf dem festlich geschmückten Bahnhose von dein Vertreter des Regierungspräsidenten, dem Divisionsgeneral, deni Bürgermeister, den Vertreten, der Stadt und zahlreichen Mit gliedern der staatlichen und kirchlichen Behörden feierlich empfangen worden. Auch der preußische Gesandte aus München mit den Mit gliedern der Geiaiidtschcitl war zum Empfange anwesend. Se. Majestät nahm die Begrüßung der Erschienenen entgegen und begab sich sodann in einem vierspännigen königlichen Galawagcn unter den stürmischen Jubelrufen der dichtgedrängten Menfchenmassen. welche die mit Flaggen und Masten gefchmückten und reich illuintz nirten Straßen füllten, nach dem Hotel zu „Den drei Mohren" Infolge der nicht endenwvllenden Hochrufe der vor dem Hotel ver sammelten Bvtksmassen trat der Kaiser aui den Balkon und dankte, sich nach allen Seilen verneigend. — Gestern setzte der Kaiser die Reist nach München sock, wo die Ankunft Vormittags 11 Ubr 30 Min. erfolgte. Im reichgeichmückten Bahnhoie wurde der Kaiser vom Prinzrcgeittcn. sämmtlichen Mitglieder» des Königshauses, den obersten Ho'chargen und den Staalsmuiistcrn empfangen. Ter Kaiser trug bayrische, der Prinz Luitpold preußische Uniform. Bei den Nachwahlen zum Straßburger Getneinderath wurden 2 Kandidaten derdeutichen Liste, darunter Tirekkorsichmitter (Elsässer) gewählt, ferner ein Kandidat des cliässischcn Ausichussts, em clsäisi »her Klerikaler und ei» von keiner Partei bestrittener Kandidat. In Rietz haben die Deutschen sechs weitere Sitze gewonnen. Es sind somit im Ganzen 19 Altdeutsche und 13 Einheimische gewühlt worden. (Wiederholtes Kopttelegramm.) Tie nächste Branntwcinsteuervorlage scheint wieder auf das ganze Reich, atio auch ans die süddeutsche Stenergememschast. sich erstrecken zu sollen. Es deuten daran? die Konferenzen hin, die in der jüngsten Zeit zwischen den Finanzministern von Bade», Würt icinbcrg und Bayern slattgeffmden haben, und bei denen, wie offiziös cmgedcutet wird, Verhandlungen über eine einheitliche Stellungnahme bezüglich der für die Branntweinsteuer in Betracht kommenden Reiervatrechte gepflogen werden. Ter zur Feier deS ckOOfährigen Bestehens der Berliner Weber und Wirker-Innung am Sonnabend veranstaltete Festzug hat einen glanzenden Verlaus genommen. Die Spitze deS von reitenden Schutzleuten begleiteten Zuges bildeten zwei Herolde zu Pferde in altdeutscher Tracht, denen nach einem Musikkorvs em Marichnll und ein Träger des Jnnungsbanners folgten. Hieran schlossen sich der Obermeister und die sonstigen Vorstandsmitglieder der Berliner Weber-Innung. Unter zahlreicher Fahnenbegleitung kamen dann Vertreter der städtischen Behörden. Ehrengäste und die Ehrenmit glieder der Uitterstützungskasse. denen sich die Jnnungsnieister an- lchlossen. Zahlreiche Erzeugnisse der Weberei, wie Teppiche, Tücher und ähnliche Stoffe, wurden in dieser Atithcilnng mitgcinhrt. In zwei Wagen hatten die Aeltesten der Meistciicvait mit den Ehren- iniigiranen Platz aenoininen. Einem zweiten Musikkorvs folgten die Innungen anS Rirdori, Nowawcß, Bernau, Glauchau, Spanvan, Slranßbcrg und Zinna, und hierauf die verschiedenen Berliner Innungen, theils vollzählig, theils durch Deputationen vertreten, theils zu Fuß, theils in zweiipannigcn Dovpelkaleschcn. Der Zug ging durch die Georgen- und Fnedrichstrnße nach den Linden, zog unter den Klängen der Nationalhymne und des Preußenmcm'chcS am kaiserlichen und kronprinzlichcn Palais vorüber und nahm weiter seinen Weg durch die Königs- und Münzstraße nach dem „Berliner Pralcr" in der Kastanienallee, wo Jestvorstellung und andere Aktien» > Arrangements den weiteren Verlauf der Jubelstier bildeten, Frau Guilleaume-Schack, die bekannte Agitatorm inr Arbeitc- rinnenvereine, ist aus dem Großhcrzoglhum Hessen ausgewiescn worden. In Jena ist es zwischen 20 Korpsstudenten und 100 Burichen- ichaitern aui dem Eichplatze zu einer ernsten Prügelei gekommen, wobei die Korpsstudenten sehr erhebliche Verletzungen an Kopf und Brust erlitten haben. Tie in Weißenicts versammelt gewesene preußische Kreissynode beschloß, bei den Gutsbesitzern, Fabrikanten rc„ iowic durch einen Antrag bei der Handelskammer in .Halle dahin zu wirken, daß die Lohnauszahlung der Arbeiter statt am Sonnabend fernerhin am Freitag geschehen möge. »Nachahmenswert!,!) lieber eine geradezu entsetzliche Schlägerei, die Sonntag, d. 11. ds., in RuprechtSau bei Straßburg stattgestmden haben soll, berichtet der als Unteroffizier beim 105. Regiment stehende Sohn eines Abon nenten des „Nicderschlcsiichen Eouriers" an seine Eltern Folgen des. was wir der Nr. 165 des genannten Blattes entncymen: „Am Sonntag war in Ruprechts«» Meß st oder Kirmeß, Wir ginaen von uns fast sämmtliche Unleroistziere auch hincills. Um 6'/» Uhr hörten wir die gewöhnlichen Nothzeichen der Soldaten und begaben unS nebst einigen Offizieren schnell dahin. Ich habe schon große Schlägereien gesehen, aber dieic hier war einförmlichcsAbichlachten. Ter Hergang war folgender: Ein Soldat wollte mit einem Mädchen tanzen da nun aber hier kein Mädchen mit einem Soldaten tanzt, schlug sie es 'hm ab. und dieser nab ihr ein paar Ohrfeige». Nun trafen die Civilisten heimliche Vorkehrungen, die Soldaten zu schlagen. Sie sammelten sämmtliche Biergläier, Strcichholzbüchsc» und noch anderes Zeug aui einen Haufen, vergaßen aber, die Garde robe, in welcher das Militär seine Waffen hatte, zu besetzen. Plötz lich wurde die Saaltbnre geschlossen, und nun begann das Metzeln unter den wehrlosen Soldaten. Ein paar hatten glücklicherweise die Waffen bei sich, diese deckten den Rückzug, während die anderen aus den Fenstern des im ersten Stock gelegenen Saales auf die Straße sprangen, die Garderobenthür emschlngen und die erste beste Waffe, die sic fanden, nahmen; da hatte denn JnfanterieKavallcrie- iäbcl und Kavallerie Seitengewehre und Faschinenmesser. In zwischen ging das Würgen m dem Saal, in den man nicht hinein- komite. fort, »nd es dauerte nicht lange, so wurde ein Trompeter der lO, Fnßartillcrie todt von oben zum Saalfenstcr herausgeworien, während die anderen bald furchtbar zuaerichtct nachfolgten. Jetzt aber singen die »ast rasend gewordenen Soldaten an, deu--Sanl zu stürmen, kein Zureden, nichts konnte sie davon zurückhalten, Wst dachten blos mst Schaudern daran, was jetzt kommen würde. Wie sie das erste Mal vorgingcn, mußten sie zurück, denn ein Hagel von Gläsern empfing sie, aber dann ging cs mit einem Hurrahgebrüll die Treppe hinan». Oben war natürlich die Thür verbarrikadirt. Doch da fingen Pioniere an, die Thüre zu bearbeiten, und cS dau erte nicht lange, io waren sie im Saale. Das Würgen, das jetzt niisma, spottet jeder Beschreibung. Das Militär hatte, damit ja kein Ewisist entkommen sollte, das Haus umstellt. Zurrst sprangen die Mädchen herunter, und cs mnß den Soldaten zur Ehre nachgcsagt werden, daß sie sich die Mädchen in die Arme springen ließen und sie schnell wcg'chasiten. Leider konnte cs dabei nicht verhindert werden, daß cincmMädchen der eine Unteramt wcgaeschlagen wurde, i Männer wurden zusammcngehaucn, biS sic lagen, dann ri^TheÜ dem Saale hier rangen sie nun Da die Toldaten >die Thür ,u verrammeln. , - . - - Nimstrr heraus und schrieen Hilfe. Da dle Soldaten wiGer nicht hinemkonnten, so stieg em Theil auf Leitern mit Gewalt vom Hof au» »u den Fenstern hinein, während der andere Theil ansing, die dünne Zwischenmauer einznreißrn. Al» sie endlich eingedrnngen waren, gma eS wieder von Neuem lo». Zwei Eivilisten, wahischemstch die Rädelsführer, wollten entweichen, konnten aber, da die Treppe abgebrochen war, nicht hinunter und verkrochen sich ganz oben unter da» Dach. Bon en Soldaten, dl« die» gewahrten, aber die Treppe nicht mehr den atng es hinauf. Nach einiger Zeit I. . Ruß „Achtung", und der eine Kerl flog oben zu einem der Dachfenster hinaus aus die Straße. Sowie er unten ausflvg, fiel Alles über ihn her und suchte ihm noch Ein» ausznwischen. Den Zweiten schleppten sie bis in den Saal und stürzten ihn in die Hausflur; dieier kam nun zur Thüre hinausgctauinelt. ganz mit Blut übcrgossen. Sofort hatte sich eine Gasse gebildet, doch er war noch keine 15 Schritte gegangen, so lag auch er bi» zur Un kenntlichkeit entstellt am Boden. Hinten zur Thür kam ein Civilist heraus, ein Soldat packte ihn bei der Gurgel, riß ihn. da er zu sammenbrechen wollte, in die Höhe, und ein »Pionier schlug imn mit dem Faschinenmesser de» Hinterkovf entzwei. UnS ist es selber dabei eiskalt über den Rücken gelaufen. Endlich, nachdem der Radball anderthalb Stunden gedauert, kam daS Feuerpiauet vom 25. Infanterie-Regiment an und schaffte Ruhe. Von de» Eivilisten sind zwei todt. 7 aber io zerhaue», daß cü eine Unmöglichkeit in, sie wieder gesund herzustelle». und 45 leicht verwundet. Vvn den Soldaten einige 20. Drei »Mann aber, zwei vvm Jrffanterie-Reg. Skr. 47 und einer vom Jnsanterie-Reg. Nr. 25 sind bi» jetzt noch nickst gesunden. »Man nimmt allgemein a», daß sie erschlagen und a den Kanal geworfen worden sind. Der Garten bei dem Gasthof glich einem Lazarcth; die Soldaten halsen zuletzt noch verbinden und transvortircn, da die Civilisten sich nicht mehr hinzugctrauten. AIS dort kaum Ruhe war, »verfiele» Civilisten am folgenden Abend einen Zahlmeister und einen Aipiranten: einer von Beiden wurde so zugerichtct, daß er starb. Nun könnt Ihr Euch einmal ein »Bild von dem aemüthlichen Verkehr mit dem Civil vorstellen. Wen» ick hier mit Kameraden fortgehe, haben wir stets unsere scharfgeschliffenen Eigenthums-Seiteiigewehre mit» und gehe ich »Abends allein, so stecke ich stets den »Revolver zu mir, haben sie doch einem Ulanen aus offener Struße das Messer in den »Rücken gestoßen. — Das müssen recht nette Zustände dort sein! »Berichtigung. Der im Sonntaasblatt mitgetheilie Erlaß bezüglich der Militärkapellen ist irrthümlicher Weise unter die Rubrik „Deutsches »Reich" gekommen, während er sich aus Oesterreich-Ungarn bezog. Lesterreich. Gras Kalnokv wird bereits in den nächsten Tagen zum »Besuche des Fürsten »Bismarck nach Kissingen abreisen und mehrere Tage dort verweile». Ter Oberste Gerichtshof in »Wien hat die Ehe eines bekannten dortigen »Bniikimohncs, welcher vor 1'r Jahren mit seiner Geliebten nach New-'Pcnk ducchgegangen war und sich dort mit ihr vermählt batte, für uiig'ltig erklärt, weil der junge Mann zur Zeit der Schließung iemer Ehe als Bcrichwcndcr deklarirt war und als solcher unter Enratcl stand, daher seme Ehe ohne Einwilligung des Eurators ungesetzlich war. Der berühmte »Anatom Prof. Hyrtl stiftete in Mödling ein Waisenhaus, ein Stfftungshaus, eine Volksschule und eine Kirche zum »Betrage von 130,000 Gulden. »Aus »Mährisch-Weißkircheil wird geschrieben: „Die Gattin des in dem Dorfe Liebenthal ansässigen Grundbesitzers Mück unterhielt mit dem in deiuselben Hause wohnenden Fnhrnianne Klein, der gleichfalls vcrhciralhet und Vater von 7 Kindern ist, ein Liebes- vcrhältniß, vvn dem der antmüthige und etwas beschränkte Gatte lange Zeit keine »Ahnung halte. Endlich aber, durch unwiderlegliche Bewege überzeugt, »intzte er die Gewißheit des Verhältnisses er kennen. Es gab eine heftige Szene und Mück erklärte, den Fuhr mann Klein nicht mehr im Hame dulden zu wollen. Sinn beichlvß Las Liebespaar, Mück zu ermorden. Gelegentlich einer Wallfahrt, die dessen Wciv zu dem m der Nähe von Olmütz gelegenen „Hei ligen Berge" unternahm und wobei sie von Klein begleitet wurde, wußte sie sich Arienik zu verschaffen, welches sie nach ihrer Nach- hauscknnst ihrem Manne, als derselbe Hirie zu essen verlangte^ in die Speise schüttete. Zwei Tage lang rang der unglückliche, äußerst klüftige Man» mit dem Tode, während sein Weib ruhig zusah und auf die »Aufforderungen der »Nachbarn, den im unweit gelegenen Boden- stadl ivohnhasten »Arzt holen zu lassen, alcichgiltig erwiederte: "Wozu denn, er wird ja doch sicher sterben!" Die vorgenommene Todtenbeschan ergab verdächtige Symptome, und eine bald darauf an Ort nnd Stelle erschienene Gerichts-Kommission konstatirte eine Vergiftung, in Folge dessen das Weib nnd auch Klein verhaftet nnd dem Gerichte emgeliesert wurden. Klein war früher begütert, kam jedoch später durch eigenes Verschulden herab und lebte seit dieser Zeit mit seinem »Wecke in stetem Unfrieden. In Triest sind 6 »PcHonen an der Cholera erkrankt und 1 gestorben. Ungarn. Am 16. Abends wurde in Pest eine seit mehreren Wochen im zweiten Stocke des Mocsonyi'schen Hauses in der Äaitznergassc ctablirte Ronletkebank aufgehoben. »Als Bankier inngirle ein Franzose Adolph de Loyand. Derselbe war Anfangs Mai angeblich aus »Paris nach Budapest gekommen. Er logirte sich im Hotel „zum König von Ungarn" ein, ging aber bald nach Mehadia, von wo er vor Kurzem nach der Hauvtstadt zurückkehrte. Er nahm ,etzt eine ans 6 Zimmern bestehende Wohnung im zweiten ^ 'S Mocsonyi'ichcn Hauses aus. .Im Hause gab er sich sür einen iranzösischen Jonmalisten aus und aus der Thüre seiner Wohnung war die Anffchriit zu lesen: „Oorresgonäent cles iour- n.'nix strungor»". Niemand im Hause hatte eine »Ahnung, daß in der Wohnung Hasardspiel getrieben werde. Die »Bank befand sich mi dritten Zimmer, wo der drei »Meter lange Spieltisch war. Lvhand batte im Spiele ein besonderes Glück, sodaß nur selten ei» Spieler mit Gewinn das Lokal verlassen hatte. Vvr einiger Zeit schöpfte ein reicher Glniidbesiher. der in der Spielhölle mehrere Tau'cnd Gulden verloren hatte, gegen Loyand Verdacht, daß er falsch spiele. Ter betreffende Gutsbesitzer nahm daher eines Abends das ganze iLpiel mit sich, gab dasselbe jedoch, um einen Skandal zu ver meiden. Loyand wieder zurück. Infolge wiederholter, bei derBuda- pester »Polizei cingelauicncr »Anzeigen beschloß man. die »Bank ans- zuycbeit, was auch »Abends um 11 Uhr gelang. Der Chef des Tetcktivckorvs. Baron Splenyi, hatte zu der Wohnung Loyand's nach Wachsabdrücken Schlüssel aiffertigen lassen. Ohne daß die Spieler von dem Ucberiallc eine »Ahnung hatten, war Baron Splenyi bereits in dem Spielzimmer und ertönte der Ruf: „Im Namen des Gesetzes!" Im Besitze Loyand's wurden 60,000 Gul den gefunden. Wie icstgestellt wurde, war Loyand früher Aroupier in Monte Carlo. Tie »Pointeurs rekrutirtcn sich zumeist aus der Kauimannswelt. Sämmtliche Spieler mußten zur Polizeicentrale milkommcn, wo mit ihnen Verhöre vorgcnommcn wurden. Die Spielreguiiltcn und das vorhandene Baargeld wurden sistirt und gleichfalls zur Oberstadthauptmannschast gebracht. Frankreich. »Paris. »Was man bisher nur für ein Gerücht hielt, ist cuie »Wahrheit: Marichall Bazaine hat die Absicht, seinen »Prozeß einer Revision unterziehen zu la^ " "" ^ ^ ^ ' lassen. Er wird icdoch nicht Advokaten vertreten sei». -- ie haben Wie aus ogin von 'gl. Hoheit ogen. bei aß die bei den, Ehemann, ganz vergeblich, doch nach mehrstündigen An- zum Fenster binuntergeworsen, von den Untenstehenden noch cin- 2'- ... >elbst erscheinen, sondern durch seinen Ter König Franz II. von »Neapel und die Königin Paris verlasse», um sich nach »München zu begeben. Possenhofen gemeldet wird, ist die Krankheit der He Alenhvn viel bedeutender, als man anfangs sagte. Ihre K hat sich infolge des ScharlachsieberS ein Halsleiden zuaezi dem eine so gefährliche Operation unternommen wurde, ... Patientin chlorosormirt werden mußte. — Nachträglich wird zu dem Duell des Generals Boulanger noch gemeldet, daß dessen Waffe von ihm vor deni Gebrauch wieder entladen war, während andere Zeitungen behaupten, daß sie versagt hätte. Larcinty fragte noch den Kricgsininistcr: „Aber Sie haben ja gar nicht auf mich ge- chosscn?" worauf Boulanger erwiederte: „Ich hätte Ihnen nicht diese Beleidigung angethan!" Von 9 Uhr stich an waren alle Offiziere und Minister, die dienstfrei waren, im .Hose des Kriegs- miiilsleriums versammelt. Der Kabinetschci GranetS, Äiolct, cr- chicn zuerst auf schaumbedecktem Pferde und ries: „Sieg! Sieg!" Dann machte er seine »Meldung, die mit lanten Hochrufen ans »Boulanger beantwortet wurde. Endlich erschien der General selbst, er sprang heftig aus dem Wagen, umarmte niehrmals den Obersten Pcigne und schüttelte ollen Anwesenden die Hände, besonders seinen Sekundanten. „Nvchmals Dank, herzlichen Dank, meine Herren, und verzeihen Sic nur, alle Ihnen seit 2 Tagen verursachte Mühe!" Dam, wandte er sich zu seinen »Beamten: „Und nun hoffe ich, daß man uns wird ruhig arbeiten lassen." Ein Register wurde auö- yelegt und war bald mit Tausende» von Unterschriften bedeckt, ebenso m der Privatwohnung des Kriegsministers, wo demselben am Abend
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