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- Erscheinungsdatum
- 1886-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188606221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-22
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Monat
1886-06
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Jahr
1886
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neuesten Zeit sein M- M »W MW kt M bA.^ob vakdStrk t Hab«, »u! . au! ltung eines ge,. der deutsche» A^ glaubte», bah. wenn ke>» Veiständniß für M»» tigen Aräge mch?« ' esu ten mit seinen poliiischm komme eS bei eim an«bencrn sie»: Utirgettyrm, niw Handzver^u^rchire. ma. Handiverkertag werde netz«, dem drutlchen Handwerkertgg. Inn .. tag und Jnmmgv»erbit»d« und ander«, Huistitutm brnehc» »i« segen-reich wirke». Zuerst n'iisse mu» die einzelnen Glieder stärke», dann schließe «an die Kette, Herr Vorsitzender Wetzlich dankte de» drei Herten, Ms derenAussühnmgen «nyaltende Bravv- rnfe folgte», in, Namen d« Versammlung, die sich von ihren Sitzen erhob. Hierauf Mb der 3. Vorsitzende. Herr Küb»e-LeivZ> dem 1. Referenten, Herrn Wetzlich. das Wort über: die deutsche Handwerkrrbewegung. ihre bisherigen Erfolge und ihre Ziele. De- battclvs gelangte emstimurig folgende Resolution zur Annakvir: „Der erste sächsische Handtverkerlag in Dresden erachtet die b'Heri« gen Erfolge der Handwerkerbewegnng in Deutschland für be- achtcnsiverth und zu weiterem Bestreben anregend. Er spricht dem Führer der Bewegung. inSbesoirdere aber den Männern, welche im durch von' Staat begünstigte Fachausbildung tüchtig ausgebildetes und von der Ausbeutung durch illegalen Geschäftsbetrieb. Schwin del und Wucher geschütztes, dadurch wieder zum Wohle de- Ganzen gesundes deutsches Handwerk. — Die Gründung eines sächsischen .^andwetkerbundes (Referent Herr Kürichncrmeister Döschner-Dres^ zu gründe^ welcher berufen sein soll,.die gemeinsamen Interessen zu uruildelt, des sächsischen Handwerkerstandes naci Handwerierltanves nach jeder Richtung hin zu ver treten. insbesondere, wenn nöthig, mir dem deutschen Handwerker- bund durch geeignete Anträge im Reichstage das Gewerbegesetz und hierdurch die Rechte der Innungen zu vermehren und klonu- slellen. lieber diesen Punkt entspann sich eine längere Debatte. Die Herren Oehler-Leipzig und Hübner-Bautzen sprachen gegen Gründung eines Handwerkerbundcs: echterer wünscht einen solchen nicht als selbstständigen Tkeil. Herr Haupt-Pirna will nur korpo rative Mitglieder im Bunde wissen, Herr Köbler-Oederan sprach ebenfalls dagegen, und Herr Günther-Leipzig wünscht nur Jnnunas- bcrbäudc über ganz Deutschland. Herr Neuichild'Dresden trat für Gründung eines Handwerkerbundcs ein. Inzwischen gelangte ein schreibe» des Präsidenten des deutschen Huudwcrkervnndes zur Verlesung, in welchem derselbe bedauert, wegen der jüngsten Er eignisse in Bayern nicht nach hier kommen zu können. Herr Josef Hauswald. Vorstand des JnnunaSausschusses Dresden, sandte ein Glückwunschtelegramm aus Knsingcn. desgleichen die Schncidcrinnung aus Sanda. Punkt 3 der Tagesordnung gab Herrn Hosschneider- meisler Eminrich Gelegenheit, über den ..Befähigungsnachweis" zu sprechen. Auch hier ward des längeren dcbattirl. Vielen Beifall -erzielte Herr Geh. Hosrath Ackermann, der in wannen, überzeugen den und gewinnenden Worten für den Befähigungsnachweis einirat. 8 t der Gewerbeordnung bleibe bei Einführung desselben vollauf bestehen. Freiheit ohne Ordnung sei Unsinn, beide vereint schaffte» allein das Rechte. Nach begeisterndem Schlußwort des Antrag stellers kam folgende Resolution gegen 6 Stimmen zur Annahme: li die Lelegirten der sächsischen Handwerker sind nach langjähriger Erfahrung zu der Ucberzeugung gekommen, daß der Besühiguugs- nachweis zur selbstständigen Ausführung eine? Handwerks unbedingt nolhwendlg ist. 21 die Telcgirten des sächsischen Handiverkerb balle» jeden Handwerker für verpflichtet, dahin zu wirken, daß beauftragen, eine Petition »ach der vorstehend gefaßte» Resölntiön und den erörterten Motiven im Namcn der sächsischen Handwerker baldigst auszuarbcitcn und an den hohen Reichstag gelangen zu lassen. Auch an der Debatte des »unmchr folgenden Punktes: Di Rechte des 8 100« der Gewerbeordnung iRescnntHcrr Hosklempncr- mcister Lange) delheiligtc sich Herr Geh. Hosrath Ackermann, des gleichen Herr Rechtsanwalt Zeising als Vorsitzender des Vereins gegen Unwesen nn Handel und Gewerbe. Beide Herren sprechen sich im Sinne des gestellten Antrages aus und empfehlen denselben zur Annahme. Schließlich ward folgender Antrag: „Ter erste fach fr ühe Handiverkertag wolle beschließen, indem er die Bedeutung des 8 lOOs der Gewerbeordunng für die gedeihliche Entwickelung des JnnungSwefens voll und ganz anerkennt, dahin zu streben, daß aus dem Wege des Gesetzgebung die Forderung genau bestimmt werde, welche eine Innung zu erfüllen hat. um das Vorrecht (Lehrlinge Hallen zu dürfe» und schiedsrichterliche Entscheidungen zu treffen) des 8 lOOs zu erlangen und hierzu dem diesbezüglichen Antrag Ackermann. Biehl und Genossen zuzustimmcn. Gleichzeitig sollen die Vorgesetzten Verwaltungsbehörden angewiesen werde», bei Be- urlheilung über die Erfüllung der zu bestimmenden Forderungen gewerbliche Korporationen zur Berathung heranruziehcn" — ange- »iiommcn. Nach langer Panse trat man in Punkt 5 der Tagesord nung ein: die Fach- und Fortbildungsschulen (Referent Herr Kascheck, Obermeister der Tiscbleriiniung-DreSde»). Derselbe führte aus. wie die Fortbildungsschule den Anforderungen einer beruflichen Vildungsschnle nicht entspreche, dieselbe vielmehr nur durch Fach schulen erreicht werden kann, deren Dresden setzt vier zählt, die Klempner. Schuhmacher. Barbiere und Tischler. Nachdem die Herren Erler und Ba»»l-Chcm»itz und Barth Dresden den Fach schulen ebenfalls dasWvrt geredet, dagegenTenerlich-Bischosswerda Bedenken gegen Einfiihrnng von Fachichulcn in kleinen Städten gellend gemacht hatte, gelangte folgender Antrag zur Abstimmung und einstimmigen Annahme: der sächsische Handwerkcrtag erkennt an. ))., daß in Anbetracht der allgemeinen wirthschaiklichen Ver hältnisse eine allgemeine bessere Ausbildung znm Handwerkerbernfe »ölbig ist. 2! Zur Erreichung dieses Zweckes sind besondere Hand- werkerfachschnlen mit Einschluß des jetzt bestehende» Fortbildungs- schiilnnterrichtcs unter Leitung der Innungen der betreffenden Hand werke oder sonstigen bandwerkerlichen Vereinigungen und unter Mitwirkung pädagogisch gebildeter Dirigenten einzutühren. 3) Die Iliiierhaltungskostcn sind, wie bei Bildungsanstalten anderer Berufe, vom Staate und Gemeinde mitzutragen. Ueber Legitimations pflicht der Handwcrkergesetlen referirle hiernach Herr Barth, Obermeister der Schneiderinnung Dresden). Die Resolution des ersten sächsischen Handwerkcrtages beschließt, bei dem hohen Reichstage dahin zu petikioniren: Es möchte die Führung von Legitimalionspapicrcn für die gewerbliche» Arbeiter aller Alters klassen durch Gesetz für das deutsche Reich obligatorisch gemacht und der 8 107 der Gewerbeordnung dabin avgeändert resp. ausge dehnt werden", gelangte nach kurzer Debatte, an der sich die Herren König Lcdcran und Roßberg-Tharandt bctbeiligtcn, zur einstimmi gen Annahme. Erst nach 4 Uhr erreichten die Verhandlungen ihren Abschluß, in deren Verlaufe Herr Glasenneister Wetzlich den oft schwierigen Vorsitz mit Geschick und Ausdauer führte. — Nachmit tag 6 Uhr erfolgte in Meinhold's Sälen Festtafel. Heute Nach mittag 2 Uhr findet, nachdem die restirende Tagesordnung, deren Berathung um 9 Uhr beginnt, erledigt ist, AnSflug mit Damen auf einem festlich geschmückten Dampfschiff mit Musikbegleitung nach der kgl. Sommcrresidcn» Pillnitz statt, wo die Telcgirten Sr. Mai. König Albert eine persönliche Ovation darbringen. Nach Besichti gung des Schloßgartens bewegt sich der Festzug nach dem Gastbos znm goldenen Löwen, woselbst Konzert bis zur Abfahrt stattfindet. Tie Rückkehr per Schiff erfolgt Abends 7 Uhr. ZnrAbschiedsseier finden sich die Tbeilnehmer br> Helbig's an der Elbe im rrservirten Tbeile e»i. — Wie bereits erwähnt, fand am Sonntag Abend in Meinhold's Sälen Kommers statt, an dem sich auch Damen bethci- ligten. Das Konzert führte die Schützenkapelle mit gewohnter Exaktheit nnd gewähltem Programm aus. während die GesangS- vorträge bereitwilligst vom „Orpheus" übernommen worden waren und zu Aller Freude zu Gehör gebracht wurden. Nach herzlicher Ansprache und Willkommenaniß seitens des Herrn Hofschneider- meisters Emmrich, Vorstand des Vergnüaunasausschuffes, toasteten die Herren Kühne-Leipzig aus die sächsische Treue. Länge-Dresden aus die Kollegialität, Kickelhayn-Ehemnitz auf den goldenen Boden des Handwerks, Weyh-Meerane auf die Frauen und Wetzlich in schwungvollem Poem auf die deutsche Handwerksarbcit. Dem prächtigen Fürthcr Gerstensaft des Herrn Rothe wie seiner vor trefflichen Küche wurde wacker zuacsvrochrn. — Gestern wurden in einer Sitzung dcS Landesversiche- rnngsamtcs die für die Wahle» der nichtständigen Mitglieder des LondcSvcrsicheruiigsamtcs einerseits von den GenossenschastS- vcrständen und Aiisnchrnngsbchörden, andrerseits von den bethei- um ihre ertreter 1 «Lretz Est> tee , , ergaben sich at» gtwäh interstein, Kleuwner in lio Roche. Stellmacher t» AltgrcSdorf. Als dpls Hartung. Ober er Mist« der Stimmen abgegeben war S nichtständig« Mitglle! Eutritzsch, al» best« in Chemiich uttd R zweites nichtständige- Mltgt Nicker in Plauen l. V «iv al» Landgraf. StnimpswirkN in Limba viantarbeiter in Gohlis. — Deutsche Studentenberber««» i« Riesen««, birg«. Diese in Marsckendvrs, Spindclmuble. Rochlitz und Har» rachsdors mit der Ventralstelle Hohenelde besiehe,«den Studenten -erbcrge», deren Zweck es ist. den deutschen Studenten aus Fuß wanderungen durch'» Riesenaebirge Unterkunft. Frühstück und alle sonstigen thunlichen Erleichterungen unentgeltlich zu gewähren, bleiben von, 15. Juli di- 15. Scvteurber geöffnet- Dw Leitung des ko dankriiSwerthen deutschen Unternehmens hat für ihre jungen Gäste ein hübsche» Legitimationsdllchtein erscheinen lassen, welche» die nüthiacn Mitthcilunqen. ein Spezialkärtcheu de» Rlkiengebirge» und ein Tourrnverzeichmß enthält. — Der^esammtaustage der heutigen Numniel lie beil^ dies« Brauerei mit den beigesüa?en Gutachten der bett. Ehemikercnt« hält. Die letzterenstellendurchgänaiadenGebräuen diebestenZengnisse an-, — Die auS einem biesiarn ävlatt stammende gestern gebrachte Notiz von der Arbeitseinstellung, der Böttcheracsellcil in der SocietätS-Brauerei zum Waldschlößchen. vewabrheitet sich nicht. ES ist nur neuerding» ein Dötlchcrgehilfe wegen versuchte» Bierdiebstabis entlassen worden. Anderrrielt» bade» vor einiger Zeit die Böttchergehiffei, wegen Ausdehnung der Arbeitszeit an standslos eine Lohnaufbesserung rugebilligt «yalten. — In einem Walde bei Mulsen-St. Jacob wurde der Soldat Heiitsche vorn 9. Jnfantrrie-Reglinrnt Nr. 133 auS Zwickau erhängt aufgefunden. Sortfetuns de» lokale« Lhetle» Seit« i». r»ste-sttschichle. Deutsch«» Reich. In EmS ist der Kaiser Sonntag Vor mittag 10 Uhr mittelst ExtrazugeS im besten Wohlbefinden eilige- troffen. Zum Empfange waren am Bahn Hose anwesend: Der Ober- Piäsident v. Bardeleben, der Regierungspräsident V. Wurinb, der Büraermeistei Bornheini und andere hervorragende Persönlichkeiten. Ter Krieger- und Turnverein, sowie die Schüler des Pioay»»iasnuns batten am Bahnhöfe Ausstellung genommen. Se. Maicklät der Kaiser fuhr, von der zahlreich anwesende» Volksmenge enlyusiaslisch begrüßt, durch die festlich geschmückte via Ihriuwpdalis nach dem Kurkaule. Die plötzlich beschlossene frühere Anberaumung der nächsten NciclistagSsitzunä auf den 25. Juni soll dein Wunsche entsprechen, die Session möglichst bald zu schließen. Außer den schon erwähnten Vorlagen nimmt man an. daß am nächsten Tage^schon die zweite Lesung der Branntweiiistencr nnd dann der Schluß der Session stallsiuden wird. Die Berathung weiterer Vorlagen gilt in parlamentarischen Kreise» nach wie vor ansacschlossen. Tei» Bundesrathe ist der Entwurf einer kaiserlichen Verordnung zugegangen, der zufolge das Gesetz über die Ausdehnung der Unfall- und Krankenversicherung für de» Baggereibctrieb. den gewerbsmäßi gen Fuhrwerks-, BimienichiffsahrtS-. Flösjerei-, Prahm- und Fähr betrieb. sowie den Gewerbebetrieb deS Schiffsziehens (Treideler), den gewerbsmäßigen Speditions-, Speicher- und Kellereibetrieb, den Gewerbebetrieb der Gütervacker, Güterlader, Schaffner, Bracker, Wäger, Messer, Schauer und Slaucr in seinem vollen Umfang am 1. Juli 1886 in Kraft tritt. Am 7. Juni d. I. waren von der Un fallversicherung llnisaßt 62 BcrusSaenoffenschaflen mit 247,162 Be- lriebcn und 3,685,179 Arbeitern. 44 Ausiührungsbehörden mit 231,782 Arbeitern, rusaiumc» 3.317,50t Arbeiter. Ueber den Leichcnzug des Königs Ludwig berichtet das B- T.: An Glanz und Farbenpracht dürfte der bayriiche Hof hinter keinem anderen Hose zurückstckcn. Die Träger der königlichen und prinz- lichcn Hoflivrcen boten einen märchenhaften Anblick: diese Farben- znsammcnstellung, dieser Louis Luatorze-Zuschnitt, diele Verichwen- oung an Stickerei und Edelmetall, dazwischen die Leibjägcr, martia lische Prachtgesiallen mit wallenden Bänen. Und dann die Hos- würdenträaer, die Kämmerer, die Pagen, dir Ordensritter, man könnte niaNs Phantastischeres und zugleich Prächtigeres ersinnen, als dieses Ensemble von Prilnkaewändern. Und nn» vollends der kirchliche Pomp! Wie versteht sich doch gerade die katholische Kirche auf solche Arrangements! Die Pilgrrchore der Brüderschaften mit bunten Kutten und Kapuze», mit Stab und Muschelhut. Dazu die wehenden Muttergottcs-Fahnen und weithin blinkeirden Metall- kreuze. Dazwischen die blühend weißen Chorhemden mit der wir kungsvoll sich abhcbcndcn Tranerstola, die goldbedordeten Sammet- mäntel der Psarrgeistlichkeit, das Vioiet der Domherren, das Blaß- roth der bischöflichen und erzbischöflichen Ornate! An- goldenen Weihrauchsässern. die vor den B'ichöscii getragen werden, steigen Wohlgrrüche auf, die dninpsen Trauergesänge der OrdenSgeistliche» geben dem Zuge der Geistlichkeit etwas besonders Ernstes und Feierliches. Unter den Bischöfen wird der Weitlinge Kopf des an der Seite des Erzbischois von Bamberg dabinschrcitenden streitba ren Bischofs Sencstrey von RcgcnSburg besonders bemerkt. Un mittelbar hinter der Geistlichkeit und »och halb zu ihnen gehörig schreiten 25 vermummte Gestalten, die ..Gugelinämicr". Tie Gngel ist ein langes schwarzes Gewand, das Kopf und Körper vollständig verdeckt: nur für die Augen sind Löcher in das Tuch geschnitten, was dem Träger ein gespensterhastes Aussehen verleiht Dir Gugelmänner sind aus Italien eingeiührt nnd erinnern an J»a»i- siticmsdiener oder ähnliche mittelalterliche Geselle», die im Dunkeln ihre Arbeit verrichteten und hinter der gcheimnißvollen Kleidung ihre wahre Gestalt wie ihre wahren Absichten verbargen. Dem glänzenden Leichrnaclolge Ludwig 11. gaben sic einen ebenso tief ernsten als kür die Situation bezeichnenden Charakter. Unter den oschargen suchte das Volk natürlich nach bekannten Namen und iesichtern. Hrsselichwerdt. der viel nnd nicht immer rühmlich ge nannte Kammersourier scheint nicht im Zuge gewesen zu sein Wohl aber sah man den Graten Holnstein, der liniinttelbar vor den Minister» in tciiicr die hohe stattliche Figur hcrvorhebenden blau- weißen Obelstallmeister-Unisorm einhcrichritt. Um den Trauer- Wagen konzentnrte sich die höchste Fülle des höfischen Glanze-: General- und Flügeladilitanteii, Kcimmelherren und Georgsritter, Edelknaben mit brennenden Kerzen und die an Pracht der Unifor men wohl einzig dastehende Leibgarde der Hartschiere mit dem Ka- pitaine deS Garbrs umringten den Wagen. Hinter ihm schritt allein, entblößten Hauptes, der Prinz-Regent. Dir majestätische Gestalt des deulfchen Kronprinzen, der den Marschallstab in der Rechten trug, wurde neben der nach überstandener Krankheit doppelt schmäch tigen Figur dcS Kronprinzen Rudolf viel bewundert. Hinter den beiden Kronprinzen folgten die beide» Großherzöge von Baden und Hessen, und dann in anscheinend zwangloler Folge die in- und aus ländischen Fürstlichkeiten, Prinzen — unter ihnen Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg von Sachten — und Vertreter der Souveräne. Unter den Kammermitglicvcrn ragte Freiherr znFranckenstcin in der rothcir Uniform der GeorgSritter um Kopfeslänge hervor Die Minister waren sämmklich im Zuge. Glänzend war die Reihe der Generäle »nd StabSotfiziere, unabsehbar bas Heer der Beamten aller Kategorien, nicht minder zahlreich waren die Genvffenschasien, Vereine und auswärtigen Deputationen. In der Hofkirche zu St. Michael hoben Hartfchiere die KönigSleiche von, Wagen und dann traten die oben gewilderten ,G»gelmämi«r" ihr Amt an. Sie trugen den Sarg, gefolgt vom Regenten und all' den Prinzen nnd Fürstlichkeiten vor zum florumhüllten Hauptaltar, wo ein vracht- voller Katafalk unter einem mächtigen Kron-Valdachin ausgebmit war. Unzählige Wachslichter brannten, Palmen und garre» standen im Halbkreis um den Katafalk. Neben diesem wnrde der Sarg niederacsetzt und unmittelbar davor gruppirten sich die Prinzen und Fürsten, während die hohe Geistlichkeit die links und rechts bclegenrn Chorstühlr einnahin und die Resvonsorien der TovtcnvrSper begannen. Nachdem „der Priester stimmende Ge sänge" verstummt waren, nahm Erzbischof Strichele die ganz kurz« vor, rmd dann traten dir vermummten Gugelmännrr und vermag , v»t Arztr die sagsti'U sie in de , urückkauien irche anschickten. deS V t»e Kunst in solchen Momenten schließlich legten vier Offiziere und uer gekleidet, Bewußtlose — man elm — aus dir Arme und trugen al» die Herren au» der Krypta as«u sich »niu Verlassen der rche anlchlckte». Die «Hfl» fort «ine» Zchtagansall erlitten den. der lvenig Hoffnung auf Wiederaeneiunq giebt. U« 8 Uhr war die Trauercerrmonie zu Ende. Bi» dahin hatte da« Wetter sich gehalten, eine halb« Stunde später ging em starker Gewitter, regen nieder. :un die Hoitrtzuer ü« Bayer» beruhet ist, werden die Schlösser nlg- dem Besilche deS PublikuinS geöffnet. Der batrrische Minister des Innern von Feijitzkch veröffentlicht i den „Neuesten Nachrichten" gegenüber den Behauptungen vrr- hirdrner Blätter, daß er in seiner früheren Stellung al- Polizei- räfident den verstorbenen König ängstlich gemacht habe, eine üNlirulig. in der e» beißt: „Ich habe den König nieinals bezüglich in« persönlichen Sicherheit ängstlich gemacht, sondern »» Ge il die vielfache» von Seiten de» Kör mg lueinal M, solide mig- geäußerten Befürch- e bestätige» können und auch genau eutnehmbar ist. Die Vorkehrungen br« den ruhten «ms allerhöchsten Spezialbefchirn, welche wurden. Ich habe die Kabinetsiekretäre dringend , stelluna dieser: Maßnahmen hiuzuwirkeu. da sie Anffe und absolut in kein« Weise veranlaßt seien. Fenier ugen den KönigSsarg in dir äaSei Krypta, wobin ihnen nur der Obersthosnirifier und der Minister deS neuerding- in ihr Amt nnd trugen den l lzaSerhellte aeutbeil die vielfachen von Seiten , . ttmgm entschieden und eingehend zu zerstreuen gesnchi, >va» die KadinetSiekretüre bestätigen können und auch dem Aktenmatrriale Aussahrten bc innnn stärker ersucht, auf Ali en erregend _ .ave ich de» König «ümdlich inständig «jucht, di« Vorkehrungen fallen zu lassen, und aus die Frage des Königs, ob er sicher sei, entschiede» ge antwortet : „Majestät können zu jeder Lage-- und Nachtstunde i„ München und dem englischen Garten spazieren; ich halte dafür, daß nichts paisirt." Es ivar aber Alles »msoilst. Es blieb bei den allerhöchsten Befehlen. Näheres über die schon gemeldete Mittheiluiig deS Todes des Königs Ludwig von Bni>cm an seinen ivahiisinniaen Bruder Oliv in Fiirsteilkicd vei München. Am Dienstag, d. 15. Juni, begaben sich die Euratoren des Königs, Oberstliofinanchall Freiherr V.Malseii und Garde-Kapitän General Freiherr v. Pranckh. »ach Fürstcnned und erschiene» in den Appartements des Königs. Die Herren meldeten dem Prinzen Otto vor Allem das Hinscheiden seines Bruders, des Kölligs Ludwig, welche Nachricht dieser ruhig aus nahm, ohne hierüber irgend eine Aenßernng zu tlinn. Die Üa »allere hatten den Eindruck, daß selbst diese erschütternde Botschaft keinerlei GemülhSrcgung bei dem Kranken erweckte. Als die Cura- lorcn dem Prinzen das Thronfolge- und Rcgenlschasts-Patcnt ver legten nnd ihm den Wortlaut denclben Vorlase», vlieb Otto gleich falls völlig ruhig: ohne jedwede Bemerkung hörte er die Vorlesung an. Erst als die Herren ihn als König begrüßten und ihn mit de» Worten: „Eure Majestät!" ainprachen, lächelte König Otto, und cS drückte sich in seinen Zügen, die sich plötzlich anlhellten, die Freude über diesen neuen Titel ans Er wiederholte zuerst balblaut und dann mit erhobener Stimme die Worte: „Majestät!Ma,estät! ' und als nach dem Abgebeu der Kavaliere der alte Kammerdiener kam, rief ihm König Otto zu: „Jetzt mußt Du mich Majestät nennen!" Ter neue Titel machte dem König Otto so viel Vergnü gen. daß er jede» Augenblick den Tclegrapben in Bewegung setzlc, um einen der Diener zu rusc», der natürlich mit der Phrase: „Mazcstät befehlen?" eintrat. Seither ist es Kvnig Otto's innigster Wumch. nach München zu reisen. Dieser Wunsch wird kaum in Erfüllung gehen. Mit der Ausrufung Olto's zum König wurde dessen Hansstaat etwas vergrößert, die Zahl der Dienerschaft ver mehrt »nd eine stärkere Abthcilinig Gendarmerie, darunter auch be rittene, nach Fürstenried beordert. Sonst hat sich in dem Leben des Königs Otto nichts geändert. Nach wie vor raucht er leidenschaft lich Cigaretten, fährt zuweilen spazieren oder proinenirt im Parte. Acrzte und Wärter folgen dem geisteskranken König, dessen Lippen ein bestiediaendes Lächeln umspielt, wenn ihn seine Uiiigcvuug „Eure Majestät" aposlrophirt. Von anderer Seite wird über den Zu stand des Königs Otto erzählt, daß er fortwährend Teufel zu scheu glaube; er wolle sich Tage lang nichi ankleiden und leide a» furcht baren Äenickschmerzen, die ihn vcranlaßten, sortwähreud hcrumzu- springen. Die Eigeitthüiulichkcit des König?, nicht zu aulwortc», verleitete die Curatoren Mallen nnd Prauckh zudem Mißverslaud- niß. daß der König ihre Mittheilnngen bezüglich der Thronfolge verstanden habe. I» sämmtlichen katholischen Kirchen von Posen wurde am Sonntag ein Hirtenbrief des Erzbischofs Dindcr verlesen, in der Franziskanerkirche in dcntschcr Sprache. In letzterer Kirche hielt am Nachmittag der Erzbischof gelegentlich deS Ablasses eine deutsche Anspiache, wann er hervorhob, daß er cs sür seine Pflicht erachte, u seinen Tiözesanen in deren Muttersprache zu rede». Dein Ecj- nschos ist nuninehr das Pall»»» durch Vermittelung des Kardinal erzbischofs Ganglbaucr in Wien zugegaugen. An der Ahr sind in Heimersheim bei den Untersuchungen der Weinberge drei neue Neblausherde entdeckt worden, und zwar ganz i» der Nähe aller Herde, deren Pflanzung schon im vorigen Jahre vernichtet wurde. Auch in Weinbergen bei Linz (an der Ockenfetjcr Burg) sollen neue Herde ausgesnnoen worden sein. In beide» Fällen will man die Ueberreuguiig haben, daß die Ansteckung im vorigen Jahre durch das geflügelte Insekt e»solgt sei. Oesterreich. Die Lorbeeren des Laibachcr Mob lassen das Prager Jungczechenblalt, die Narodm, Lisch, nicht ruhig schlafen, und so sah sich denn das erwähnte Blatt wieder einmal gcnöthigt, seinen Standpunkt gegenüber Anastasius Grün und dem deullch- österreichischcn Schrtttthinn überhaupt in einer „lapidaren" Kund gebung zu bezeichnen. „Dieser Herr", erklären die „Nar. L." in Bezug ans Anastasius Grün, „sicht als Poet noch um einige Stufen niedriger als der berüchtigte Grillpaner und ist nur darum so be rühmt unter den Deutschen Oesterreichs, weil sie keinen berühmteren haben," Tie Der ant die Interessen des Staates, für die öffentliche Moral gegen Fnicmzministcr cintreten wolle. Die ungarische» Raffinerien habe» durch betkügerisches Vorgehen bisher enorme Gewinne erzielt, die großen Defraudanten bleiben gewöhnlich unbehelligt. So war cs bisher der Fall mir den Ofcnhcim. Kvinhauscr. Guttman», Naschaucr, Rothschild (eine Stimme auf der Anlisemitenbank: Lauter Juden). Laß das soaenainite Welthans in erster Linie mitmanipulirt »nd der Name Oseicheim wieder austaucht, kann uns nicht bestimmen, dielen Defraudanten gegenüber anders boizuaehen, als die Moral gebietet. Daß Ungarn aus den Vortheil, der ihm aus diesem Lchmnggel erwächst, nicht verzichten will, ist zwar nicht gewiffen- baft, aber voni ungarischen Standpunkte begreiflich, es ist das ein Egoismus, nicht ehrenvoll, aber gesund. (Levhaste Heiterkeit.) Daß aber unser Fiiianzministcr sich für internationale Schmuggler gegen ehrliche inländische Produzenten einsetzt, geht über daS erlaubte Maß von — waS soll ich sagen — Nächstenliebe hinaus. (Heiterkeit nnd Rufe: Eigenliebe I) Wenn sich unsere Parteien ohne Rücksicht aus die nationalen Fragen in wiithschaftlichc» Fragen einigen würden, wäre ein solcher Jinanziilinistor unmöglich; aber bei uns gebt jener gesunde Egoismus, welcher nur da- Wohl des eigenen Staates anstrebt, iin Fractions-EgoiSmus unter. Wenn unsere Regierung einen vom Äbg. Such näher begründeten Antrag verwirft, dann ist mir kla^daß sie nur die Interessen der Raffineure vertritt. Ans der einen Seite steht der Staat, stehen einige Hundert aalizilchcr Unternehmer, steht eine Arbcitervevölkerung von 50.0M Menschen. E mag Sache der Regierung und der aalizischcn Abgeordneten sein, sich deS Staates nnd der Industriellen anzunehmen, unser Aller Recht und Pflicht aber ist cs, daß wir »nS dieser Arbeiter annehnien. Aus der anderen Seite steht nur eine Anzahl Raffineure, welche bisher den Staat um Millionen betrogen haben. Als Pro fessor Such gestern mit Erregung eine Aenßeruna dcS Finanz« mniister- im Ausschuß als „frivol bezeichnete. bat sich derselbe da- Wort „Komödiant" a»Si»- »ng links. Abg. Perncrstorter r»st: besser, wenn man gegen einen hat, von bürgerlicher Moral gar nicht »>, sprechen. WaS hat der Staat gegen die Ländcrbank nnd Nordvah» ansgerichtet? Wenn der Fina»zininistcr damals mit uns gegangen wäre, würde eS schwer gewesen sei», gegen diese» übermächtige Kapital mifzukommen: aber wir wissen ja ciar nicht, ob er mit nns ist — vvsnxin tein-vnt. (Beifall der Dentschnatio- nalen. Bewegung.) Wenigstens ist bekannt, daß -L ausschließlich m. Tie Berathung über den Petrvlenmzvll im Wiener Rcichsrath. antisemitische Abg. Stemmender erklärte, daß seine Partei für Interessen des Staates, für die öffentliche Moral gegen den niiirnirrv im rcasiccmg ms „rriv Finanzmil,ister hcrauSaenonimen, sprechen. (Stürmische Untcrbrechv Frecher Bursche!) Ich glaube. eS solchen Finanzminister zu polemisirrn hat, von bürge' nicht r>, sprechen. WaS hat der Staat gegen die Nordvah» ansgerichtet? Wenn der Fina»zininistr'
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