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- Erscheinungsdatum
- 1886-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188605067
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860506
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-06
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Monat
1886-05
-
Jahr
1886
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rr» U.HrÄr. AS» k" , d'«»»,««« .» t,»« <1 »Mt,«« ,Vne»k» »r»rc <»»»„» »r»I1r«k. kr «ich« »rr «c.irn.,, »I» »,u» ,,r -r>-cl,I»»>c„ vrrtrNkrm« der r««c drr «r»cit^»c» «lxftrn. Tageblatt für UoMK. Mttewlli. -rsWuertch. KM-aM chmr Kkkni ItlntorSkwinv«! «tuboltunä s,vel)knaend^?Iieor* > 0.V.I1W», v»—««.Kk. ' DMLL08 ^laurixtr-. LsÄxsxrltg und IsLIwiüxo, sovio d»«ta, edeattivk r,I,« unck »aaa»L« litdrilcat«, liefert «n j Uro» dlUIgit ai» kadrlk von keil 8. -Milium, Ilttkn. KachsKM. Z. ««Lrüne»»» »8«« Lswks L SeLskklsr 47 pi-Lgsnsti-arrs 47 owxfslrlsll kvluv llerreaNlsed«, so«is adelt«» voll Er»v»1teo, Lrnxev, Unusedettea ete. >. Sittw, -mir-»»»-rtzt-iittll. 8s»ii»l.L»VktL eWk1«i« «»1 »Li dirkatri,»^»», «>—m> b vr^ >t»ltr«r,te. ,7. UesedLktil «I: Deal«,, «orioaatr. S. i 2ar I»k. ««edttm» rr«»»« Lur»»ig »o» kl«>tr-S»d»ri»«o i» Ä»>i, Zl->t>c.iUr i m>» itupk»,, «v---.» »I!«, 0»ttm>r»i> »Li Ktrvrvrl-! Appar»», uoi d»it ^-L »r I-wnLilL« v»» iltravtr-Arbelir»,! ^>1«r Lii dv^»L» «rki>ka»I»o. , Dlvritr lilinKner, Nr.12H. 31 Fthr,,«,. Lsilliie: 42M0r»l.! 2^ smpäsklt. rur billig«» uaä prallllsok«» Lew» Naari»t«r» It«>8«ItoSior als Illlioluv äsr Lelodtixlcsit, SoIEtLt ua<1 Llsxaur. 6rüsslo ^.usrvsdl voa Lasobell-^eoessLirrs sto. «» >r»ckr». »»«> »«» ^UAiistiisstrLsss Nr. 4 <LbM»ar «Iv vvy»M«). ! Dk-rde». 1886. Doatterftag, 6. Mar. kiuullworklicher Rtialteur kür Pvljttschtil v». Emil Blerev ln Dresden EhedaS preuh. Abg.-HauS sein Siegel unter den Kstchensrieden ießte, zischte noch einmal die Schlange deS Kulturkampfes heftig auf. Daran ist nichts Verwunderliches. Unmöglich können die sigen Parteien, die bisher von dem Streite zwischen Staats- und Knchcngewalt lebten, als stumme Leidtragende hinter dem Sarge des Kulturkampfs cinhergehcn. Und, wenn man von dieser Sorte non Politikern abschen will, so ist gar nicht zu verschweigen, daß das protestantische Bewußtsein im Allgemeinen befremdet, gereizt und unwirsch ist — denn der preußische Staat ist recht bescheiden acwordcn gegenüber den Ansprüchen der römischen Kurie. Ueber diese Thatsache Hellen die Artigkeiten zwischen dem Berliner Kabinet und den vatikanischen Gemächern, täuschen weder die Brillanten deS Christusordens, noch die Rubinen des Brustkreuzes hinweg, und selbst der letzte entgegenkommende Schritt des Papstes erscheint neuerdings nur als eine Höflichkeit. Sogar Fürst Bismarck ließ in den Reden, mittelst welchen er die preuß. Volksvertretung aussordcrte. unverzüglich der Kirche »Vorlage zuzustinnnen, wiederholt durchblicken» das', er, wenn er sich den „Luxus einer Privatmcinung" gestatten dürste, gegen die Vorlage stimmte. Auch ihm sagt die Krümmung des Rückgrads eines protestantischen Preußen nicht zu. Und dennoch und trotz alledem muß es gethan werden! Die StaatSraiwn^ge- l'ietct unter allen Umständen den Abschluß der Kircheiuvirren. llnd Fürst Bismarck läßt nicht aus sich warten, als Minister seine volle Schuldigkeit zu thun. Als verantwortlicher Minister fragt er sich: was ist in diesem Augenblicke und wie die Dinge nun einmal liegen, sür das Vaterland förderlich und nützlich? Die Antwort lautet: mit einem friedliebenden Papste auch wirklich Friede» zu schließe». Man batte ihm eingehaltcn: Nom ist schlauer wie Tu! Tu wirst in der vatikanischen Diplomatie Deinen Meister finden! Daraus antwortete er: Zuge,leben! Ich will auch gar nicht mit dem Vatikan an Klugheit und Schlauheit wetteifern. „Mein Ziel ist, einen Meister ans de», Gebiete der Fürsorge sür das Wohl memeS eigenen Vaterlandes zu finden!" Es ist dies ein in klassischer Kürze zttiannncngcdrängtesPflichtenbekenntniß eines Patriotischen Ministers. Tie Politik, die große, europäische Politik nölhigt den Fürsten PiSinarck, in Preußen den Kirchenwirren Einhalt zu thun und die K ant des Vaterlandes durch die Eintracht seiner Bürger verschiedener Pctcuutnisse zu stärken: vielleicht denkt der Reichskanzler auch daran, Laß, wenn ein neuer Kaiser den Thron besteigt, er sich von Hans aus mit dem Papste in Frieden finden soll. Fürst Bismarck gab zu. daß das Abkommen niit dem Papste nicht ein Jriedensschluß wie zwischen zwei kriegführenden Staaten ist, sondern mehr ein Versuch, mit c,»ander friedlich zu leben. Aber dieser Versuch ist unbedingt und auch um den Preis schwerer Opfer zu unternehmen. Er ist auch nicht aussichtslos, da in der That LeoXkll. ernstlich den religiösen Meden will. Rur das Centrmn stimmt geschlossen sür die Kirchenvorlage Cs sliinmt auch schweigend. „Das Schweigen ist der Gott der Glücklichen", und daS Centrum triumphirt. Von den Streiigkoissev vaiivnr werden die Altlutheraner dagegen sein, die Freikonservativen spalien sich, und dasselbe thun die Freisinnigen. Die Polen stimmen gegen die Vorlage, weil dieselbe nicht ans die polnischen Katholiken ana-gedehnt wird; die Nationalliberalen, der Hauptstannn der Kultur kampier, sagen einstimmig Nein. Von den Deiüschsteisinnigen dürfen diejenigen Abgeordneten, die überhaupt nur durch Unterstützung der Katholiken in den Reichstag gewählt worden sind, gar nicht wagen, die Vorlage zu verweisen — sie würden sonst nicht wieder gewählt. Tas ist der größere Thcil der Deut'chsreisinnigen sammt ihrem Führer Eugen Richter. Die kleinere Hälfte, an ihrer Spitze Nickert, stimmt dagegen. Es wäre dem Fürsten Bismarck sehr erwünscht gewesen, wenn mindestens einige Nationalliberale ihren Widerstand mngegebeu hätten; er hat dies aber nicht durchzusetzen vermocht. Wenn Fürst Bismarck ans Gründen der großen Politik den Kirchen- strcit beenden möchte, io haben die konservativen Politiker in und außerhalb Preußens noch einen anderen Grund: sie wollen nicht, daß ihnen die politische Arbeit und namentlich die an den sozialen Reformen durch den unglückseligen Kirchenstreit vergällt wird. Den Konservativen ist es erwünscht, wenn sic sür das Wohl des großen deutschen Vaterlands Hand in Hand mit den Katholiken, wenn sie ohne Rebenrücksichten an der so nothwendiaen Hebung unserer wnthfchastlichcn Verhältnisse und andere» Dingen »ntarbeiteir können. Hat doch der Knlturkamvs wesentlich die demagogische und die sozialdemokratische Richtung, auch rn der katholische» Bevölke rung, gestärkt. Von diesem Gedanken eingegeben sind auch die Körte, die ein klerikales Organ, der „Wests. Merkur" schreibt: „Jetzt gewinnncn die Katholiken wieder die rechte Freudigkeit, an den nationalen Ausgaben mitzuarbciten; di« Erfüllung unserer patriotischen Pflichten wird uns jetzt erst recht zu einer Befriedigung des Herzens. Die Einigung Deutschlands, welche 1871 mechanisch Iiergestcllt wurde, vollendet sich in, Jahre 1686. Es konnte kein bepcres Mittel gesunden werden, die monarchische und nationale Gesinnung der Katholiken zu beleben, als die Beendigung dieses unendlich verbitternden und alle bürgerlichen Verhältnisse vergiften den Kainpses." Mit beispielloser Lananiuth behandeln die Großmächte das un gezogene Griechenland. Die Gesandten der Großmächte packen bereits ihre Koffer zur Abreise, weil der Minister Dclijaimis immer neue Winkelzüge macht. Zwar erklärt er aus's Bestimmteste, daß es keinen Krieg gebe» und Griechenland unbedingt abrüsten werde, allein eS wünsche in langsamerem Tempo abznrüsten. als den Großmächten genehm wäre mrd wolle den Schein vermeiden, als handle cs unter einen' Zwange. Für die Großmächte handelt cö sich darum, der Verguickung der griechischen Abrüstung mit der sranzösischen Erklärung ein Ende zu machen. Einen Ausweg bietet anscheinend der Vorschlag, daß Griechenland das Datum der Ab- chstnng genau firire. Eile scheint ahex jetzt noth zu Ihn», denn die Pwrte drängt. Sie ist entschlossen, auch nicht das gcringstc neue Zngeständniß zu mache», nachdem sie „erhebliche Opfer ge bracht und alle Herausforderungen Griechenlands lougmüthig er- lra«n habt". Das neueste Schreiben GladftoncS an seine schottischen Wähler in Betreff seiner irischen Vorschläge wird allgemein als ein Schrei der Verzweiflung cmsgescißt, dem alsbald die Auflösung des Unter hauses Nachfolgen dürste. Wie erinnerlich, hatte das Äekanntgevrn der beiden irischen Vorschläge Gladstoncs <die Errichtung eines SonderparlamcntS in Dublin »nd der Ankauf des Ärnndbesitze« von Irland) auf das englisch-Ichottiiche Pvlk einen überwältigenden Eindruck hcrvorgcbracht. Es erhob sich ein Sturm des Widerspruchs. Ein Abfall seiner alten Parteigenossen folgte dem anderen, säst die gelammte Presse schüttelte einen Strom derEiitrüstung über Glad- stvncs „reichsmörderische" Politik ans. Kundgebungen gegen Home rule wurden überall veranstaltet. Gladstone sah dem Treiben lange mit Ruhe zu. Er dachte: Die öffentliche Meinung ist erregt und gegen dich, aber »irr Geduld! Erst wallt sie auS tiefstem Grunde m wilder Gährmig ans, uni Etwas abzustoßen, was de» englischen Auffassungen zuwider ist, aber sie wird auch wieder zurückströme», die Klärung wird beginnen und das letzte Wort soll erst noch ge sprochen werden. Seine Blätter erklärten: möchten dock die Gegner der Vorlagen selbst mit einem Plane herausrücken, wie Irland ander- zu befriedigen und ohneAnwendling von Belagerungszustand zu regieren wäre! Sie deuteten an. daß mit der Vcrwcisimg der irischen Vorlagen Gladstoncs es nicht abgethan sei, daß sich viel mehr die LoStrennungsgelüste Irlands um w heftiger regen würden und daß man offenbar übersehe, daß in dein unglücklichen Irland Zustände schon herrschten, die eben die Gewährung außerordentlicher Zugeständnisse unvermeidlich machten. Diese Sprache, so sehr sie den Kern der Sache trifft, blieb gleichfalls wirkungslos: Englands Volk sak einzig die Zerstörung der Reichsemheit als Folge der Gladstone'schen Politik. Da griff dicker, angesichts des nahen Widerzusammentritts des Parlaments, zur Jeder und schrieb seinen Wählern nach Schottland einen merkwürdigen Brief. Darin giebt er den Auskauf der irischen Landbesitzer aus Kosten Englands aus und beschränkt sich daraus, daS Parlament solle kür jetzt weiter nichts thun, als im Prinzip zu beschließe», daß die Gerechtigkeit die Schaffung eines gesetzgebenden Parlaments erfordere. Man sieht, wie bescheiden Gladstone geworden ist. Nur grundsätzlich soll Eng land augenblicklich den Irländern ein eigenes Parlament gewähren, alles Andere sei von der Klärung der öffentlichen Meinung zu er warten. Vielleicht würde Gladstone damit die Aussichten seiner Vorlagen gebessert haben, hätte er nicht seinen Briet mit hektigen Aussichten gegen die herrschenden Kreise Großbritanniens gespickt. Er selbst giebt zir. daß alle Personen von Stellung. Titel. Rang. Reichthum, Intelligenz und sozialem Einfluss? in überwiegender Mehrheit seinen Plänen feindlich seien mid »mr rull er die Leiden schaft des Volks gegen den Adel, die besitzenden und die gebildeten Klassen aus. Gladstone. in seiner Eitelkeit gekränkt, greift ver zweifelnd zu de» gemeinen Massen eines Demagogen. Die Ant wort wird nicht anSbleiben; man erwartet die Ausschreibung von Neuwahlen, damit in Neuwahlen das großbritannische Volk selbst entscheide, ob es seine Reichseinheit zerschlagen, die Leitung der Staatsgeschäfte de» gebildeten Klassen entreißen und den dunklen Trieben einer leidenschaftlichanfgeregtenDemagogie anvertrauen will. üUsgcsckueden, weil ihm diese noch nicht kulturkämpleiisch Muk war. (Abg. Nickert: DaS ist nicht richtig.) Und dic'e Fortschritts» paiter sei nach nick nach immer mehr in die Arme des Centtmns gesunken. ES seien die bekannten Wahlbündnisse gekommen und schließlich habe sich Herr Richter m den School; des Herrn Wind!- Horst gesetzt. (Große Heiterkeit.) Dieser Tuest der Liberalen habe die gmrze jetzige Lage verschuldet, er habe die Regierung in die Zwangslage, aiis der sie seht dnrch diese Vorlage heratlszutommen, versuche, versetzt. Ihn treffe die Verantwortung. Die Vorgeschichte dieser Vorlage habe einen befrvndcnden Eindruck gemacht. Er gönne Herrn Kopp die Ehre, zunz Mitglied des Herrenhauses er nannt zu werden. Aber ist schon einmal ein evangelischer General - siiperinteiident zu dieser Ehre gekommen? WaS werde der Lohn für all' die Konzessionen sein, die 8k»m gewährt werden? Nichtvals Spott. Der Reichskanzler erhoffe von der Vorlage eine Beseitigung der intransigenten Elemente des CentrumS ond eine positive Mebc> heit des Reichstags. Die Worte, welch« der Papst dieser Tage an deutsche Rompilger richtete, beweisen, daß dies nicht der Fall sei. Es werde die Zeit kommen, wo der Kulturkampf von Neuem aus- geiionlmeii iverden müsse. ES sei für diesen Theil zweckmäßig, daß eine große Partei bestehe, die sich in dieser Frage ihre Jntcarilät hewahrt babe und um die sich dann daS Volk schaar«. Wenn übrigens,die Fortschrittspartei glaube, daß sie bei dieser Gelegenheit einen Keil zwischen die den uationalliberalen Gedanken vertretenden Parteien schieben könne, so werde sie sich täuschen. (Beifall.) — Kultusminister v. Goßler bestreitet, daß die Regierung eine Schwenkung gemacht. Seit 1879 sei ihr Bemühen daraus gerichtet, einen friedlichen Ausgleich zu finden. ES seien verschiedene Wege, versucht worden. Ein Konkordat lasse sich nur abschkleßen zwischen einer absoluten Regierung nird der Kirric. Einer definitiven Re vision der Maigrsetze setzen sich die größten Schwierigkeiten entge gen. Sobald einmal von einer Linie adgewichrn werde, entständen sofort prinzipielle Meinungsverschiedenheiten, an denen das Ganze scheitere. Der Minister giebt eine eingehende Darstellung des Ver laufs der Verhandlungen im Herrenhause. Die Frage der Anzeige sei erst im Herrenhaus« in den Vordergrund getreten. Die Regic- 8 Neuestt Trlegr«mme ver ..DreSSner Rachr." vom 5. Mai. Berlin. Abgeordnetenhaus. Die erste Berathung der kirchenpolitischen Vorlage wird fortgesetzt. Abg. Nickert (steif.): Das Äedlilsniß des Reichskanzlers, die Freisinnnigen zu vernichten, sei so groß, daß er gestern mit seinen Angriffen ans dieselben gar nicht einmal habe warten können, bis ein Freisinniger gesprochen. Das Centn»» habe er gestern geschont, aber dasselbe sei in seinen Augen auch nicht besser als die Freisinnigen; er habe dies im Herrenhause bekundet. Diese Gcaiierschast erkläre sich nur daranS, daß die Parteien dem Reichskanzler in seinen Wandlungen nicht folgen können. Tie Freisinnigen könnten cs machen wie sie wollte», sie könnten es beni Reichskanzler nicht recht machen; stimmten sie für die Vorlage, so seien sie Knechte des EentruinS. stinnnten sie dagegen, io seien sie nicht national. Es wäre Zeit, daß endlich die feinen diplomatischen Wege verlassen würden: das Bost verlange in Sachen der Religion klare Wege. Was möge wohl das Aus land zu einem so schroffen Meinungswcchsel sagen, wie dein des Reichskanzlers in Sachen deS Kulturkampfes. Er verleugne heute dcnselbcn. nachdem rr ihn selbst hcrvorgcrusen. Viele seiner (Redners) damaligen nationalliberalen Freunde hätten sich nur ungern sür den Kulturkampf einspanncn lassen: sie thatcn es, weil man ihnen sagte, daß eS im Interesse des Staates nothwendig sri. Er gestehe, bah sie damals noch unerfahren waren. Er »nd ein Theil seiner Freunde stimmten gegen das Gesetz, weit es keine schnelle und definitive Be endigung des Kulturkampfes bringe. Sie wollten keine unklaren Versprechungen einer künftigen Revision, sondern eine klareLösung. (Beifall liiits). — Abg. Stöcker (koni.): Die Reden Nichter's und Rickert's beweisen, wie unangcnehni dem Fortschritt die Vorlage sei. Die Vorlage habe allerdings in evangelischen Kreisen mehrfach Be fremde» hervorgerusen: deshalb halte er es sür oiiaezeigt, als evan gelischer Geistlicher seine Zustimmung zu deni Gesetz zu motivlren. Handelte es sich hier einfach um einen gesetz§ebenict,cn Akt, so würde er ohne Kommisfionsbcrathung nicht zustimmen. Aber cs bandelt sich hier um eine Staatsaktion, um einen Akt der Ver söhnung oder deS Waffenstillstandes zwischen dem preußischen 'Staate und der katholischen Kirche. Von beiden Seiten sei gefehlt worden, von beiden Selten werde jetzt entacgcngekommen. Die katholische Kirche habe vom Kulturkampf außer Nachtbeilen auch manche Vorthcile errungen. Die katholische Kirche ist entgegen- aekoimne», indem sie zwei Bischöfe, die sich mit den» Staate in Widerspruch gesetzt, zur Resignation bewog. Der Staat kann nur auf dein Gebiete der Gesetzgebung entgegenkommen. Wenn das geschehe, so bedeute das keine Niederlage. Er erblicke in der Vor lage den ersten Versuch eines vollständigen>Lysteaiwechsels, die Gewährung größerer Freiheit der Kirche. Auch der evangelischen Kirche würde eine größere Unabhängigkeit gewährt werden müssen. Wenn aus den, Ergebniß der Verhandlungen mit Rom eine neue Weltamm vorausgesagt werde, so sei dies irrig; wie günstig sich auch pvlitiichdasBcrhäst>iißgcstaltcnwerde,derGessleskampfmitRomwerde sorldauern. Er wiiinche und hoffe, daß diese Vorlage eine neue Phase in den Beziehungen beider Kirchen im Gefolge habe. (Beifall rechts.) — Abg. v. Eimer» (nat.-lib.): Richter habe gestern eine Kanonade gegen die Nationalliberalen eröffnet, um seine eigene schwache Po sition zu verdecken. Der jetzt vorliegende Gesetzentwurf enthalte Bestimmungen, denen seine politischen Freunde zustimmen könnten: dagegen könnten sic dein ganzen Entwürfe ihre Zustimmung nicht geben, weil derselbe Bestimmungen in sich enthalte, die sie im In teresse dir Parität unscrcs Staates nicht annehmen könnten. Er bedauere, daß die Vorlage so übereilt erledigt mid KonuniisionS- berathmig abgelehut werde. Die Konservativen verfolgten damit das Verfahren deS Vogels Slrauß. der. um die drohende Gesahx nickt zu sehen, den Kopf in den Saud steckt. Die Fortschrittspartei habe srül-er den Notionalliberalxn im Kulturkanwf« treulich zur «Seite gestanden. Abg. Nickert sei aus der nationalllbeiM» Taste» rung habe anfänglich die Anzeige nicht bereingezogen " " aß damitM " . . „ lei aber da raus cinaegangcn, nachdem sie gesehen, daß damit das Werk gefördert werde. Das große Ziel, welches ihr vorschwebe, sei ein Friede zwilchen beiden Komessionen, der der einen nütze, der anderen wenigstens nichts schade. Wir haben so große Ausgaben vor uns. daß ivir froh sein können, wenn wir unsere Kräfte nicht mehr für die Erreichimg dsS kirchlichen Frieden- einzusetzen brauchen >Be,- fall). — jZchr. v. Hammerstem vvlemisirt gegen die Nationallibe rale». die in unbegreiflicher Weise verhätschelt würden und den Reichskanzler ans Schritt und Tntt nn Stich ließen. Die National- liberalen verträten nicht das evangelisch«, sondern das protesnmten- vereinliche Bewichtstin. — Nachdem di« Debatte geschlossen, wird der Antrag ans Kommission-Verweisung abgelehnt. Die zweite Lesung findet direkt im Plenum statt. Berlin. Eine heute abgehaltene Versammlung der Inhaber Berliner Baugrschäfte beschloß weitere Verhandlungen mit der r Gesellen-Lohn- rrsp. AgitationSkommisfion abzulehnen. Sie hält in erster Linie die Bildung eines größeren VertretlmgSkörpcrS der Gesrllenschaft für nothwendig, durch welchen mit einer gleichfalls zu bildenden Bertrckerscbaft der Meister Vereinbarungen über Lohn nnd Arbeitsverhältnisse, sowie die Einsetzung eines EiniauiiasamteS eine- Schied-gerichts, eines GesellenanSichnsseS rc. anzustrebcn sind. Die Gekellcnvertretnng. die auS 1 Prozent der hiesigen Maurer gesellen bestehen soll, soll binnen 14 Lagen gewählt werden. Fern« wurde beschlossen, für hie Bausaison 1W6 an den» Lohnsatz von R, Pfg. zwo Stunde für rede, leistungsfähigen Gesellen fcstjuhalten, jedoch einzelnen Gesellen je nach ihrer Leistung und Fähigkeit den Stundenlohn zn erhöhen. Endlich soll an der bisherigen lOstündigen Arbeitszeit fesigchcilten werden. — Die vorgestrigen und gestrigen PonrparleiS der Mächte führten »n folgendem Resultat: Falls die griechische Rrgicnnig nickt in letzter Stunde rückhaltsloS di« Deino- biltsining anorbnet. soll die Türkei ersucht werden, die Abrüstung mil Waffengewalt vorläufig noch nicht zu erzwingen, dagegen soll mit der Blokade der griechischen Häfen sofort begonnen werden. An dieser werden sich sammtliche Mächte mitstiuSnayme Frankreichs betheiligen. Berlin. Znr Konvertimng in 3'/-prozentige sind folgende äprozentige Prioritäten einbenffen: alte rheinische von 1846, Bmm- Kölner von 1834, Köln-Crrfelder von 165k, thüringische zwei Emissio nen von 1852 und 1861. Berlm-Anbalter 1. Emission von 1856 und Littera d von 1965, Bergischmärkikche Serie 1. 1. »md 2. Emission. Serie 2. gleichfalls 1. »md 2. Emission, Düsseldorf-Elberfeld Serie 1 und 2, Dortmund-Soest 1. und 2. Serie, Ahorn-Dtisseworf 1.. 2. und 3. Serie, Rulirort-Krefeld gleichfalls 1.. 2. nnd 3. Serie. t Wien. Ans Oberitalien kommen ungünstige Nachrichten über die dortigen sanitären Verhältnisse. In Venedig scheint die Cholera bedeutend zuzunehmeil. auch in Padua und Vicciiza sind m den letzten Tagen mehrere Fälle vorgekommen. — Zur Verstärkung der in den griechischen Gewässern weilenden österreichischen Flottenab- theilung ist dieAbsenduna des Torvedoschifss „Likssin" und weiterer acht Torpedoboote angeordnet worben. Paris. Die Gemahlin des ehemaligen französischen Bol- schasterS m Petersburg, deS General Appert, versicherte einem Interviewer, sce habe keine Heirath zwischen einen, russischen Groß fürsten und einer Prinzessin von Orleans vermitteln wollen. Fürst KravolküiS Begnadigung habss thatiächlich die russische Regierung tief verstümnt. In Appert» Berichten üb« diese Angelrgenhrkt sec die wahre Ursache seiner Abberufung aus Petersburg zu suchen. Berliuer Börse. DieKonvertiruna berpreußischen Staat-- bahn-PrioritSten wirkie aus den Markt der Lokalwerth« nnd fremden Renten befestigend. Kreditaktien waren wenig verändett. Diskonto be lebt und steigend, ebenso andre Bankn. deutsche Bahnen gleichfalls steigend, ausgenommen Ostpreußen lmd Marienbnraer: österreichische Dahnen Anfang» nachgebend, zeigten gegen Schluß kräftige Er holung. Bergwerke gefragt. Im Kassaverkehr waren deutsche Bahnen fest, österreichische schwächer, Banken lest, Bergwerk behauptet, In- dustricii vorwiegend höher. Privatdiskont Proz. i «.««i. »rr«, «>k. »—««»«»» >«. e,»- «KN««», UI' .. «ZS. »»». »»«. »«rrm, «»«»er»».-. »«r«»»>,. I«». ». ««i. Ur»u «.7». «wn«»», M.ao. »«Nzirr I«H». awam Mn». »1» v)t^X>. tztft. ». «,t. «»uch. »na««.s». »nm«i«.s. S««Ne»n »kn. «««s»»«»» er». »,»», »«» «/>», «»«*>» c-n. »«k»rr^, on»««»»» es«.«. iNm»c«1k»r,. ,«». 11 «» »a «i» «V» »«K»«»«« »V». ritrsru lV t»r«. »«««»»» i»-tz. NW,,. «»i». §>. »««». «W»M» 1*i/,. «M»i» «>/». 0»««,. SS s ft, 5 -« L.«,«. »Ich«. 1« »r»r. «.«. »r. »WÜtzu« ».«. Oc»wr. 1« Li>«
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