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- Erscheinungsdatum
- 1886-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188602194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-19
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
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»acht-Tele-ramm. i-. I, zn *«l«i «nt«n»«»'eile» ,» ?»?»«> L» Gniwnr« ,k»„»e» »>e «Ninlnuu« »o» Branntwein in Vri- «N.W, kr.insung iitr Tageblatt für AoMik. -tsMrintell. Meilnii-I. Itmtwülki. Wt»d«t«ttl draniraat zum «,aa- »ttengesetz salarntze »t«ü»crim»«»: «rschritnku», He« kletne» rtrlaae »n,«znfta»det an» Berlin und Uw- «e,rn», «erltnnernn, »r« «rsrtzrs nur dl« »um Ä. Sr»te«»«r l»W. »nidedun, de» Per»»,« »an »er- l,m»>lu»>ien nnd Rrsalntianen. Er- »«»»»»« de« ,»«einen «rlq«rech>- ne«e» die Gefahren »er «»ztaldc«,- Iraite nnd Brsritlanng der Hemm- niste, welche dem Wirken der Nrli ,l»n«ormelnsch,ften r,ige,e»l«rhr« ILLsLsüZsrLsroßs I. üavxss rr»u ßüslkiläv XIvmiek - Konmarkt 2. 8oostt»»«« 2. ! 6a»td»o tunt vomlno« für llorrvn oock vsmsll. krsis- eonnmta oaok ansvürto prompt. SariUuvn-rLbrik von Gel. v«l»« I. La«rd«ek >. V., 8p«el«l. a. llaitplaesel,. v»v»«Ivn. HVaIw«n1»»>i«»«tP.La <Vio«orI«-8nIau), smps. »Se i»«., «„»>., »BldMSlL. chl»r«>. io vois«, crtzmo, drol>^seoläf»r^ «edr kilot-Ouip. vtv. kennten v. »bis10V Stic. Hli«i>»r»»n<I. prompt. Kaalor rn daralin»»» r»«n Vrslrsv. lioilkrSktix, sntissptiseb, eikriseksnä, kl. 1 M., «wk 12 kl. 1 I I. Rabatt. LSnixl. Ilofairotlivke Vrv8äev, «n» Ve«r«ei»t1ii»r. ki'8tv«. ZiMtz Il»8liM- ll. ItierlttziDilitzlüIttz, Max EI»I«»'Ie»1>'a»»«» », parterre anck erste Ltaxe. ^ultri'ixo irnel, nunvcürl« rvorckon prompt essoctrürt. Nr. KO. 31. rihrgiot. A«sl«tzt: 42,000-rpl. Bl IttrrnnadanSstchle» kilr de» kl», ffedennrl »ei dnrchsch» dnrchfchnitilich ftarkrr derntnr «ent« veriinder«. Nortaftwin» von mltNrrrr Störkr Bewölk,,,, ndne «rskntllche Rlrdrrschl»^. Ir«. Brniertn»,: verlllche nnd zeltwelfe Nedeldildnn«. Dresden, 1886. Freitag, 10. Febr. x-mniworllicher Rehaltrur Mr Politisches vt Emil Biere» in Dresden. Ein wichtigeres Erergniß für den ReicdStag alS der Diätenantrag ist die Erkrankung deS Abg. Grasen Moltke. Schon seit einigen TM» fehlte der berühmte Feldherr im Reichstage» dessen Sitzungen cr sonst als einer der gewissenhaftesten Abgeordneten regelmäßig kiuchle. Ein Magenkatarrh fesselt den Jeldmarichall an's Zimmer- Pci einem 86-Jährigen ist eine solche Krankheit nicht leicht zu in-lniien. Mag die kernhaste Natur Moltke's den Krankheitsfall bald iibmvindc» — in diesem Wunsche vereinigen sich gewiß alle Pa trioten I Ter Diätenantrag selbst ist ein alter Stammgast deS ReichS- kMs. Er ist schon oft von chm gestellt und ebenso oft vom Wnidesrathe abgelehnt worden. TaS gleiche Schicksal steht ihm o»ch diesmal bevor. Früher war eS die Fortschrittspartei, die rcgclniäßig den Antrag aus Gewährung von Diäten an die Abge ordneten erneuerte; sie Hot das müssige Unternehmen allniählig satt lrloninie»; dafür greifen die Sozialdemokraten den in der Parla mentsecke liegenden Diätenball wieder aus nnd der Reichstag iäiieiidert ihn dem Bnndesrathe zu. Die Sozialdemokraten sind zn idrrni Vorgehen durch die bekannten Prozesse veranlaßt worden, die der preußische StaatsfisknS gegen etliche sozialdemokratische nnd iowciirittliche Abgeordnete wegen Annahme von Parteidiäten ange- snonflt hat. Diese Prozesse halten wir für recht kleinlich und un- »dthig erbitternd. Sie sind überhaupt nur gegen solche Abgeord nete nnn,strengen, die ihren Gerichtsstand im Geltungsbereiche des lminiichen LandrechtS haben. Denn nnr ans Grund der Anwen- !>:mg etlicher Paragraphen dieses preußischen LandrechtS ist es denk- hor. daß vom Richter allenfalls eine Bernrtheilnng der Diätcn- iiiwkiiiger ausgesprochen werden könnte. Könnte! Denn nothwendig in d>co nicht, vielmehr haben sänimtlicüe Unterinstanzen der prenß. bioriclite, vor denen Diätcnprozessc anhängig sind, den Fiskus glatt- io>?> angewiesen. Wenn nun auch daS Unerwartete geschähe »nd i ic Lbcrmstanz den Diätenbezug für ungesetzlich erklärte, was käme >>a!>ei heraus? In den Theilen Preußens, wo ein anderes bürycr- bilies Gesetzbuch als dos Landrrcht gilt »nd im ganzen auger- oriig-ifcheii Deutschland würden doch die Abgeordneten nicht be hindert sein. Diäten seitens der Parteikasse oder von Parteigenossen an-,»nehmen. TaS ganze Einschreiten wegen des Diätenbezugs bat einen gehässigen Anstrich; der Sozialdemokrat Hasenclever rächte ßcl, stk diese Prozesse durch eine Menae Anspielungen auf den Bis- iiiarck'ondS. Wenn der Kanzler einen solche» Fonds annähme, warum den Abgeordneten die Annalnne von Diäten verbieten? Man kann die Diätendebatte als die Einleitung zu der De- dalie über die Verlängerung des Sozialistengesetzes betrachten. Bor zme, Jahren erfolgte die Verlängerung desselben init 189 gegen 157 Ctimnicn: unter der Mehrheit befanden sich 39 Centrnmslente nnd 21 Tentschsreisinnige. Da die letztere Partei jetzt gegen die Ver längerung stimmen oder sich doch der Abstimmung enthalten will, le muß, um eine Mehrheit für die Verlängerung zu erzielen, noch m> größerer Theil ves CentrumS sich dafür erklären. Doch ist auch zu bcriisksichiigen, daß der Ausfall von der deutschfreisinnigen Seite durch die Wahlsiege der Konservativen im jetzigen Reichstage ausgeglichen ist Die heftige Sprache, welche das Züricher Hanptblatt der Sozialdemokraten gegen die Religion führt, bat auf viele Katholiken lehr tik' eiiigewirlt: die leidenschaftlichen Angriffe dieses Blattes auf das Christentbnm lassen die Katholiken befürchten, daß die Au'Hebung des Sozialistengesetzes das Signal zur Gründung und Mehrheit für höchst wahr- Verbreitiing atheistischer Blätter geben würde. Eine d:e Verlängerung des Sozialistengesetzes ist daher ßlieiiilich, zumal die NelchSregierung manchem Zweifelhaften die Zustimmung erleichtert hat. Sie schlägt bekanntlich die Verlänge rung gleich um 5 Jahre vor. Da ist Gelegenheit zn einem poli tischen Handelsgeschäft! Mancher der im Gninoe des Herzens mit der Niederhaltiing der soz.-dem. Agitation recht sehr einverstanden ist, kann seinen Freiheitsdrang in Hellem Glanze strahlen lassen, indem er milchig die Verlängemng nm 6 Jabre ablehnt, aber die wo 2 Jahre zngesteht. In den Zeitungen ist schon lange erörtert werde», ob das Sozialistengesetz seinen Zweck erfüllt habe? Man bcst sehr viel von dem herkömmlichen Bedauern über das Auö- iwlttiiegeietz, allein Niemand weiß» wie man ohne dasselbe aus- K'mmcn soll nnd wie es zu machen wäre, der aniiidstüczeiiden Agitation der Sozialdemokratie beizukommen. Ohne besondere Handhaben kommt nian bei dieser Agitation eben nicht a»S. Die Hvstming. daß die soz.-dem. Agitation nicht denselben Charakter annehmen würde, wie vor dem Sozialistengesetz ist eine Illusion. Tic soz.-dem. Versammlungen und Zeitungen würden wre Pilze ans der Erde schießen und den früheren Charakter tragen, denn die Sozialdemokraten haben sich nicht verändert. Gewiß hat daS Sozialistengesetz nicht die Sozialdemokratie überhaupt aaS der Welt geschasst, das hat auch Niemand von ihm erwartet: aber es hat sie ans dcnl öffentlichen Leben entfernt und ihre gefährliche öffentliche Agitation möglichst eingedämmt. Daß diese im Geheimen fort- arbcitet. läßt sich eben nicht ganz hindern. Jedenfalls bat daS Sozialistengesetz geleistet, was «S übcrhaiwt leisten konnte. ES batte zunächst den Zweck, mit der in den Jahren 1877 und 1878 b,§ zum Wahnwitz und Kaiserattentaten gesteigerten Agitation aiifziirännicn, und es hat mehr als daS zn Stande gebracht. Es bat die Sozialdemokratie zum Bewußtsein gebracht, daß der Staat sich Tcrartigks nicht bieten läßt und über die Machtmittel zur Nn» Mdiichiiiachnng solcher Ansreizungen gebietet. Nun wäre es ja sehr erwünscht, wenn man daS Ausnahmegesetz aufheben und zu dein allgemeinen Rechte zurückkehren könnte. ES ist viel davon die Rede, em UcberganaSstadiunt zu schaffen. Früher angestellte Ver suche. die außergewöhnliche Erscheinung der sozialdemokratischen Unisturzbeweguna auf dem Boden d«S gemeinsamen Rechts zu bc- länipsen. sind leider mißglückt. Der Abg. Däne! schlna «ne Ab änderung deS Strafgesetzbuchs vor, die wahrhafte Kantschukbestim- mimgen enthielt nnd für alle Parteien, mich für die loyalsten Männer, die freie Bewegung in Presse und Versammlungen in die größte Gefahr willkürlicher unterorückimg gebracht hätte. Wenn die Rückkehr ans den Boden deS gemeinen Rechts nur mit einer allgemeinen Schmälerung der Freiheit Aller erkanft werden kann, Io können wir dies nicht als einen Gewinn ansehen. Bor einigen Jahren hat man ferner einmal mildernde und einschränkende Ab änderungen deS Sozialistengesetzes in Borschlaa gebracht. Eie waren thekls «erthlos, thcilS hätten sie die energis che Wirkung de« Gesetzes, ohne welche dasselbe ja gar nicht zu rechsertigen ist, ge« lälimt. Wir werden abivarten müssen, welche Vorschläge jetzt auf« tauchen. In der Presse haben wir außer allgemeinen Redensarten bisher keine praktischen Vorschläge gefunden. Die Frage steht daher so: ist man der Meinung, «m besondere- Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Soz.-Demokrat« entbehren zn können oder hält man unter den heutigen Verhältnissen die Fort dauer des Grieve- noch für nothwendig? Tie kraftvolle Fvitsührnna der Sozialreform ist eines der Mittel, auch positiv den» Umsichgreifen der Soz.-Dem. cutgegenzn- arbeiten. Vor Allem aber iollte sich die Gesetzgebung hüten, die Reiben der soz.-dem. Armee zn verstärken. Das Branntwein- Monopol erscheint Bielen gar nicht mit Unrecht als diese Gefahr i» sich bergend. Die zwangsweise Enteignung wohlerworbenen Besitzihums ist ein ganz offen verkündetes soz.-dem. Strebeziel. Die Begünstigung des Großkapitals und die Vernachlässigung der Hebung des Mittelstandes schlägt auch hier ein, den» eS drückt die Mittelklassen der Gesellschaft zu Proletariern hinab. Tie Ver minderung des GeschäitsgewinneS hilft dabei mit; die Stockung des Erwerbes und fortschreitende Verarmung verstärkt ebenfalls die Reihen der Soz.-Dcmokratie. Alle Sozialpolitik sollte sich der edlen Ausgabe widme», den Anti,eil der arbeitenden Klassen an dem Nationaleinkommen z» erhöhen und zwar aus einer soliden, den Einwirkungen der Wechscffälle des Verkehrs entzogene» Grund lage. Dann verlieren die soz.-dem. Hetzereien ihre gefährliche Tendenz. Jetzt befinden wir uns im Stadium der Ueberprodultivn und der Unterkonsumtion, die Kaufkraft schwindet. Nur mühsam ringen sich die Versuche durch, durch Sonntagsruhe. Einschränkung der Kinder- und Frauenarbeit, Schutz des Handwerks u. s. w. in die plan- und schrankenlose Pivduktioii etwas Ordnung zu bringen, der nnsinniaen Ueberproduktion in s Ungemessene zu wehren mid die Kraft der Arbeiter zu schone». Hier ist aber vor Allem der Hebel onznsctzen. uni der sozialen Noth zu steuern und damit der sozialdemokratischen Verhetzung die Wurzeln abzugraben. Neueste Telegrimmr der..Dresdner Nachr." vom 18. Febr. Berlin. Reichstag. Ans der Tagesordnung: Erste Be- rathung des Gesetzentwurfs best, die Verlängerung der Giltigkcits- dauer des Sozialistengesetzes in Verbindung »ut der Berathung der Darlegung über die von der preußische», sächsischen »nd hamburgi- schen Regierung aus Grund des 8 28 des Sozialistengesetzes ge troffenen Anordnungen. Die Sozialdemokraten beantragen ge trennte Berathung beider Gegenstände. Abg. Hasenclever begrün det. Abg. Richter-Hagen unterstützt diesen Antrag. Abg. v. Hell dorf widerspricht, Abg. Auer protestirt gegen eine gemeinsame Be- Kcnrdlung beider Gegenstände als einen Angriff gegen die Redefrei heit. Man sollte den Angeklagte» nicht das Recht beschränken, ge hört zu werden. — Abg. v. Maldahn bemerkt, wenn die Herren von der Sozialdemokratie bei der gestrigen Feststellung der Tages ordnung besser ausgepaßt hätten, würde diese Debatte nicht noth- wcndig geworden sein. Abag. Bebel »nd Singer verlangen ge trennte Berathung; solche habe früher immer stattgeliindcii. -- Aba. Dr. Windthorst weist die Behauptung Auer's zurück, erklärt sich aber tür getrennte Berathnng. nn, auch nur den Anschein einer Be schränkung der Redefreiheit zn beseitige». Abg. Dr. Marquardsen giebt eine ähnliche Erklärung ab, worauf getrennte Berathnng gegen die Stimmen der Deutsch-Konservative» beschlossen wird. Die Beratk»»ig beschränkt sich dciugemäß zunächst aus die Denk schrift bezüglich des kleine» Belaaerimgsznstandes in Berlin, Leipzig und Hamburg-Altona. Aba. Viereck (soz.): Die Maßregel deS kleinen BciaaerungSzustanves sei eine sronzösische Erfindung. Die zunehmende Ausbreitung der Sozialdemokratie habe den Gedanke» ver Uebernahme dieser Maßregel »ach Deutschland zur Reife ge bracht, und die Attentate kamen gerade rechtzeitig, um ihre Einfüh rung zn rechtfertigen. Hödel lei das Produkt der heutigen Erzieh ung gewesen, welcher die Sozialdemokratie cntgcgcnarbcite. Ueb- rigens sei die Hödcl'iche Kugel bis heute nickt gefunden worden. Las Sozialistengesetz habe zur Reaktion gcsührt; die Stöcker'lche Judenhetze, jetzt die Polenhetze :c. seien Folgen davon. Die So zialdemokraten würde» gegen das Branntwein-Monopol stimmen, das auch ein Produkt der Reaktion sei. (Der Präsident macht den Redner wiederholt daran, ausmcikiam. daß der Belagerungszustand zur Berathung stehe.) Die Sozialdemokratie iei keine Partei desgewalt- samen Umsturzes; ihre Anhänger machte» ihre Ansprüche in ruhiger Weile geltend. Die Unruhen in London hätten mit der Sozialdemokratie nichts zu tinin, in England gäbe es keine Sozialdemokraten. Ueder den Breleselder Belagerungszustand sei die Regierung verpflichtet, dem Reichstage Bericht zu erstatten; die Verhängung jenes Bela gerungszustandes sei ganz unmotivirt erfolgt Die Anarchisten seien lediglich das Produkt des Sozialistenaeictzek Dasselbe Hobe die Sozialdemokratie nicht vernichtet; im Gegcntheil unter dem kleinen Belagerungszustände habe sich die Zahl der sozialdemokratische» Stimmen in Berlm und Leipzig vermehrt. Er lei ans Leipzig ans gewiesen worden, weil er sich in einer Versammlung arge» den überwachenden Polieibeamten, der ihn ungerechtfertigter Weise zur Sache aernsen, eine Bemerkung erlaubt habe. Wenn er jetzt als Abgeordneter Leipzig palsiren müsse, müsse er sich stets aus dem Bahnhof bei der Polizei amnelden. Redner schließt mit dem nähe ren Eingehen auf die Handhabung des Sozialistengesetzes in Leipzig, wo sich ein sehr tüchtiger und humaner Polizeibcamter das Leium genommen habe, weil er nicht mit seinem Gewissen die Ausführung des Sozialistengesetzes habe vereinbaren können. — Abg. Froimie beschwett sich über den Bescheid, der ihm von der Altonaer Staats anwaltschaft aus die AnNage dortiger Polizeibeanitcn geworden lei und worin die Sozialdemokraten aus Grund eine- Artikels im „Sozialdemokraten" alS Leute hingestellt würden, denen ein Mein eid zuzntrauen sei. Da werde die Justiz zur feilen Dime der Po lizei herabgrwürdlat. (Vicepräsident v. Frankenstein ruft den Abg. Frohme wegen dicier Aeußemng zur Ordnung.) In Hamburg habe der Polizeikommiffar Schröder sein Amt grmißbrancht, indem er einem Auszuweisenden den Abschied von seiner Familie verbot. Für die Blutarbeit auf dem Frankfurter Kirchhofe mache er den Mini ster > Putlkamer direkt verantwortlich, weil dieser die Beamten stets als unschuldig und harmlos hingestellt habe. Ter Uelu-rsall aus dem Frankfurter Kirchhofe habe einem Banditenüberfalle ge glichen. Er glaube nicht, baß Jemand so ehr- nnd pflichtvergessen sein werde, jene Vorgänge zu rechtfertigen. Die Denkschritten zur Begründung deS kleinen Belaaermigsznstandes enthielten keinen vernünftigen Gedanken. Die sozialdemokratischen Broschüren enthielten keine umstur,best«ebungen; sie reichten lange nicht an die frivolen Hetzereien der Stöcker'schen Broschüren (Ordnungsruf deS Präsi denten). — Minister v. Puttkamrr: Er habe .inen Beamten in Schutz genommen, der seine Pflicht verletzte; er sei aber verpflich tet. unbewiesene Verdächtigungen der Beamten rnrückzniveiken. T te systematische Verhetzung der Polizei führe zu Tanten, wie der Ermordung Rumpff'S. Betreffs der Frankfurter Friedhofsaffaire sei ein rndgiltigeS Urtheil noch nicht abzugcbrn, da di« DiSziplinar- untersnchung gegen die Beamten noch schtvebc. Aber der Ernst des Todes sollte die Sozialdemokraten dock, abhalten. Leichenbegäng nisse zu Demonstrationen zu benutzen. Die Sozialdemokraten könnten ihrem Herzen bei anderen Gelegenheiten L»st machen (Ruk : Bei welchen?) I» Versammlungen I In Berlin finden all wöchentlich sozialdemoktatische Versammlungen statt. Er würde alt Frankstirter Polizeipräsident die Demonstration überhaupt verboten habe», wie dies »i Berlin geschehen sei. — Aba. Singer: Ten So zialdemokraten werde ja üderall das Wort adgeschnitten. Bei Ver boten und Atiffösunycn von Versammlungen herrsche die größte Willkür. DaS e-ozialistengesetz werde nicht loyal gchandhabt. In einem Berliner Arbeiterbczirlsvereme habe sich ein aennsser Mahlo eiugeschlicheii. Attentate in Aussicht gestellt. Andere zur Theil- nähme daran zu verleite» gesucht und Vorträge über Tyuamitlabii kativn gehalten, so daß cs ichlicßlich den Vereinsmitaliedern zu toll geworden sei. Endlich habe sich herausaestelll, daß dieser Mann ein Beamter der politischen Polizei. Namens Jhring, sei. Der Mann sei in öffentlicher Versammlung entlarvt worden. Eine Nei gung zu revolutionären Bewegungen bestehe unter den Berliner Sozialdemokraten nicht, sie werde ihnen aber gewaltsam imputirt. — Minister v. Puttkamer: Vorredner suche den Verdacht zu er wecken. daß sich die Regierung der Lgoots provocateur» bediene, um Verbrechen zu erzeuge» und der Verbrecher habhaft zu werden. Er weise dies entschieden zurück und hoffe, daß im Hause außer den Sozialdemokraten Niemand sei, welcher der Regierung ein solches Benahre» zutrnue lNufe links: Hier sind Mehrere). UebrigenS solle der Fall »nteriuclit werden. Er fordere de» Abg. Singer auf. Veweismaterial für seine Behauptungen zu erbringen. Falls solches gelänge, solle Nenicdnr geschasst werden. — Abg. Singer erkläit sich bereit, das Veweismaterial zn erbringen. Hiemach wird die Debatte über den Belagerungszustand geschloffen und die über die Verlängerung des Sozialistengesetzes eröffnet. — Abg. Meyer- Württemberg (VlkSpJ und Bebel spreche» gegen die Verlängerung. Letzterer wird zur Ordnung gerufen, weil er sagt: Wie groß er scheine die kleine Schweiz »nd wie klein und erbärmlich dagegen das große Tenllche Reich. Als am vorigen Male das Sozialisten gesetz auf zwei Jahre verlängert wurde, war ein etwaiger Thion- wechlel in Betracht gezogen; aus der Thatsache. daß eine fünfjäh rige Verlängerung verlangt wird, sei z» schließen, daß der Thron folger dafür gewonnen worden sei. — Weiterberathung morgen. Berlin. Ter Bundesrath stimmte in seiner heutigen Plenar sitzung dem Gesammtentwurf über das Branntwein-Monopol zu. Paris. Ter französische Konsul auf Crcta ist ^angewiesen worden, sich jeden Schrittes zu enthalten, der als eine Ermuthigung der hellenischen Agitalionsversuche erscheinen könnte. Pl, ilippopel. Fürst Alexander von Bulgarien sprach bei dem Empfang der Konsuln das Vertrauen zu einer nahebevorstchen- den friedlichen Lösung der rumelischcn Frage sowie zur Wiederauf nahme srenndllchcr Beziehungen zu Serbien ans.) Die Berliner Börse eröffncte trotz besserer Wiener No- tirunacn reservirt und ermattete aus die Nachricht von dem Pferde- ausfnlirverbot ans Bosnien nnd der Hrrzogewina sowie auf die Pukarester Meldung von einer Kundgebung sür den Fürsten Alexander. Spekulative Banken gingen daraufhin zurück, deutsche und österreichische Bahne» waren schwach. Später gestaltete sich das Geschäft äußerst ruhig. Oesterreichische Bahnen erholten sich etwas, von deutschen Bahnen waren Ostpreußen auf günstige Dioidendenacrüchle hin steigend. Ans dem Rentenmarkte kon- zentrirte sich der Verkehr nur Russen. Im Kassa verkehr waren deutsche Bahnen behauptet, österreichische schwächer, Banken fest und belebt, Bergwerke behauptet, Industrien Iheiimeisc gut gekragt und höher, österreichische Prioritäten etwas schwächer. Pnvatdiskont IV- Proz. sra « rfurea. M., I?. Fkbruar. Srt»u At V,. Stm>tS»»tn, AS'/,. Lom barden 10ZGalizier t«7. «»avvier ««.SO. «xroc. Unaar. Goldrcnle 82,SS Sonhardbad» —. DIdconio AI,SS. LarmsiSdier —. ffrft. « ten , 18. grdrnar. vredl» MS.Z0. StaatSdatm W8.S». Lomdardr» Rordivrft». l«S.KS. Marknotcn «I.SS. Nnq. «red» ZSSHS. «dqrschwäck». Part«. 18. Ke! rnar. S«ln«. «e»le 82,27. «nie!de lSS.SL. Aiallenrr »7.87 StaatSdabn KI8',. Loindarden 27l>„ d». Prlvrltiie» —. «»anirr b6HS- Veft. Goidrrnic —, Ga>i»irr M.S«. Ottomanen LNI.S«. ffrft. London, >8. gcdrnar. Born,. N Udr l» Mtn. Yonsol» 187Ser Stullen S8> «. Atalirner !,7,lS. Lombarden lti.tS. ttonv. Hirten IIi> „. «proc. «nnoiric Amerltancr >27' .. 1»roc. Unaar. Goldrente Sl',„ drsterr. Gold- renic St',',. Prrnh. «oasot« 1S3'/,. EaNbter Otkommidank SS",. Snez- SIcttr» 87. Platzdiöeoi» — Stimmung: Schwante»». — Srtter: Salt. vreSl » n , >8. Kedrnar, Nachm. iGetreidewarte,. «»Irttn« »r. »SU Liter IM Proe. »r. gebrnar-MIr, 3b,1l>, »r. »bril-Mat Z7H0. »r. «oi-Jnni :w.l«. Slogan, vr. gedr.-Miirz ,27.«,. »r. Slbrtl-Mat lR.«>. »r. Mai-Jnn» llO.0». «ti»öl loeo »r. gebiuar »r. AP.U-Mai «,«0. - Sttimmm,: Arft. — Wetter: Milde. « «r«ttn, >8. glrdniar, Nachmittag« > Udr. <Grtret»emarIt>. wetzen fest, loeo >33—>L1. »r. A»rll-Mat tl>7H0, »r. Mal-Jnni lbs.so. Stog»,« unbrrindert. toeo 122-13«. »e. Srdv«,r M»rz I/NM. ,e. Abrll-Mat I3tM. Rtidiil ^schrft««,». loco »r. gledenar Mitrz 43.7«. »r. «prll-Ma« 4!>M. «btrttn« fett. loeo 38.6«. »r. 8ebr«»r M»rz 38,«». »r. «bril-Mat 3S.4«, »r. Junt- 3«l> 4»,l«. Petrolenm loeo «rrstenert Usanre l", Proe. Tara 12,2». «mtierdam lLrodukten,. IS. yebruar. iSchlub-, —. der Mai —. Roggen der März nn. ver Mai 134. Weben ver Män LokalkS nnv SSchstsLe». — I» Lcipi hörten gestern Ihre Majestäten nach cin- e die Messe im Vinccntiusstift. worauf Ihre genommenem Frich/tnäc Majestät die Königin verschiedene Anstalten, Se. Majestät der König aber bis nm Ist Uhr Vorlesungen besuchte. Uni dieie Zeit begab sich Se. Majestät der König nach der neuen Peterskirche, um dieselbe zu beflchligcn. Feierliches Glockcngclänte nnd Orgclspiel (Sonate von Merkel) emofingen den königliche» Herm. Am Portal begrüßte ihn die Geistlichkeit und der Kirche»Vorstand ehrfurchtsvoll. Nach eingehender Besichtigung der Kirche schenkte Sc. Majestät weiteren Vorlesungen in der Universität und später der Gasanstalt seinen Besuch. Nachmittags 6 Ul» fand im Kgl. Palais wiederum Hof- talcl statt, zu welcher dir Rcgimcnlskommandcure Obersten Lom matzsch. Lensmaim und Walde, Oberst von Gersdort, der Senats- Präsident Dr. Drechsler, die Professoren, deren Vorlesung Se. Mas. gehört. Geh. Hofrath Dr. Zarnckr. Geh. Kirchenrath Dr. Delitzsch und Dr. Böhm, der Geh. Hokratl, Prof. Tr. CoccinS. der Land- grrichtspräsidcitt Schling, der Obcrjustizrath Oberstaatsamvalt Hoff man,,. der Justizrath Oehmc und Graf von Hohen«,al-Pückau, sowie der englische Bieckonsiil Jrhr. v. Tauchnitz geladen wurden Ihre Majestät die Königin hatte die höhere Schule sür Mädchen „nd die Speiseanstalt in der Aeitzer Straße besucht. Wie schon gestern erwähnt, wurde am Mittwoch Abend die Vorstellung im neuen c-tadtthcater besticht. Ihre Majestäten, sowie Se. Kgl. Hoheit der Pr»,- Friedrich Angust nebst hohem Gefolge erschienen in Bc- a eitung des Oberbürgermeisters Dr. Georg!, des Poüzcidircklcns Brellchneider nnd der Stadt»älhe Dürr und Schiiiidt-Söhlniann. vom Direktor Stttgemann geleitet, aus dem Balkon, woselbst Ihre Maieslät die Königin cm Bouguet aus den Hände» des Frl. Stägc- mann annahm. Beim Eintritt in die Loge wurde daS KöniaSpaar mit einem von Herrn Konsul Beckmann anSgrbrachten begeisterten Hoch des Publikums empfange». DaS Königszimmer selbst, in welchem die Allerhöchsten Herrschaften nach dem 2. Akt den Tbee Vermolrelungs-Ansiali Zelilaäilr L vei-nkarlit, Zohaniiks-Allee 7, Eil« Töni-
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