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- Erscheinungsdatum
- 1885-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188507289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18850728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18850728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-07
- Tag 1885-07-28
-
Monat
1885-07
-
Jahr
1885
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— s«li» » -« ckm «s. imo rigkertrn strtia zu werden. Ohaleich er noch keim wichtige diplo- zosengenehm sein kann, gerade weil die, pedantiß malische Eteuung in Europa bisher einnahm. so hat Hlu-King- Tchang doch schon mehrere Verhandirmgen mit den Engländern wurde durch Steinwürfe beschädigt, waS wohl dafür spricht, daß nicht mit kleinen Steinen geworfen wurde. AlS die Wagen an- hielten, ergriffen die sauberen Helden die Flucht. Oesterreich und die Vereinigten Staaten haben sich über die Rescbuna d«S Wiener GesandtschastspostenS geeinigt Präsident Clevelanv hat Lee aus Virginia »um ersten Sekretär der Gesandt schaft in Wien ernannt, und derselbe wird bis zur Ernennung eines Gesandten, die im Herbst erfolge» dürste, die Geschästc führen. Während dessen wich Herr Keilet) als Entschädigung für seine Ver zichtleistung das Einkommen des Amtes, für das er bestimmt war, beziehen. Der gegenwärtige Gesandte. John Francis, wird sein Abberusuiigsschreiben überreichen, sobald der Kaiser nach Wien zurückgekehrt sein wich. Frankreich. Bei den Ersatzwahlen »um Senat wurden die vier Senatoren für das Departement Finisttste, deren Wahl wegen Einmischung des Klerus für »ugiltig erklärt worden war, wieder gewählt. — Die Senats-Tclegirten des Seine Depar tements haben Songeon (äußerste Linke) definitiv als Kandidaten an Stelle Victor Hugo's ausgestellt. Italien. AuS Anagni in de> Nonmgna wird folgender gräß licher Unglückssall gemeldet: Am 22. d. M. Nachmittags ent lud sich ei» schreckliches Gewitter mit Donner und Blitz über Tone Eaietani. Etwa 50 Personen, die aus dem Felde arbeiteten, hatten sich in ein einzeln stehendes großes Gebäude geflüchtet. Aus einmal hörte man ein fürchterliches Geräusch und ei» Blitz schlug in das Haus. Es vergingen zehn Minuten der Augst und des unbeschreibliche» Schreckens. Als sich die durch den Blitzstrahl hervorgcbrnchten dichten Staubwolken verzogen hatten, zeigte sich den Augen der Ilcberlebenden ein entsetzliches Schauspiel. Fünsunddrcißig dieser Unglücklichen lagen bewußtlos um Boden. Dreizehn von diesen waren todt, die gudereu 22 tödtlich verletzt. Gegen Abend begann der Transport der Armen. Es war ein unendlich trauriges, unbe schreibliches Schauspiel. Schwarze, unkenntlich verkohlte Leichen, alte Männer, Franc», Kinder mit fürchterlich zerrissenen Gliedem im TodeSkampf liegend. Die dem Kardinal MelcherS von der katholischen deutschen Ko- lmiiei» Rom »»gedachte kunstvoll ausgestatteteWillkvmm-Adresse wurde wegen heftiger Ausfälle von der päpstlichen Stciatskanzlei nicht ge billigt und mußte deshalb in milde,cm'Tone nmgeichriebcn werde» Von den Kölner Tiözesanen erhielt Melchers hunderttausend Mark be hufs seiner Einrichtung als Kardinal in Rom. » Der Papst präconisirte an, Via »lag 6 Cardinäle und vollzog ferner die Ernennung mehrerer Bischöfe, darunter die des Grasen Sclwnborn »uni Erzbischof von Prag, und des Bischofs von Bud- weis zu Erzbischöfen. Serbien. Einer mit dem Fürsten Karageorgievich verwandten Familie, welche nach TemeSvar reisen wollte, wurde der Uebertrill ans ungarisches Gebiet durch die scrbischr Polizeibehörde verwcigert. Diese polizeiliche Maßnahme wird mit den Gerüchte» in Verbindung gebracht, baß jüngst im Innern des Landes in radikalen Kreisen eine bedenkliche Agitation »u Gunsten des serbischen Throiiprären- dente» konstntirt worden ist. England. In El> atha in (Ausflugsort »wischen der Themse nod dem Medwan gelegen) brach am Sonntag, als eine große An zahl VcrgnügungSreiiender sich »ach dem Dampfer begab, der bei der Landungsbrücke angelegt hatte, rin Theil der LandungSbrücke ein Gegen 8<> Personen, meist Frauen und Kinder, stürzten ins Wasser; wieviele todt und gesunden sind, ist noch nicht ermittelt. Henrv Stanley ist aus Nordamerika wieder nach Europa ?m>kgekebrt. Am Mittwoch hielt derselbe in London einen ausge- reicbileten Vortrag über die Greuel des Sklavenhandels in Eenlral- Airikn. Sein Plan geht dahin, den Sklavenhändlern ihr Raubseld dadurch eümischränkeii, daß man die 280 Meilen Land zwischen dem Urwrinige des Nils und den Quellen des Kongo der Eivilstation erossiie. Das war der Plan des General Gordon und de» solle England setzt anmchmen. Egnptrn. lieber die Nc>tnr der von Hussein Pascha Rbalisa, dem früheren Gouverneur von Berber, im Austrage des Mahd, dem Khedive überbrachten Depeschen und Nachrichten ist bisher nichts Näheres bekannt geworden, doch so viel ist sicher, daß seine Entiendung in einem großen Rathe der mahdistöchen Führer in Beider, an welchem sich OSma» Digina in hervorragender Weise belheiligte, beschlossen wurde. Osman Digma soll angeblich betont Imben, daß die Sudanesen in der Defensive auf unbedingten Erfolg rechnen konnten, daß sie aber jetzt, wo die Engländer und EgM'ter den Sudan definitiv ansgegebe» zu haben scheinen und einen sörin- licln'i, BIvcns zu errichten beabsichtigen, in die Offensive übergehen mußten, hei der sie jedenfalls den .'kürzeren ziehen würden. ES wäre alio an der Zeit, mit dem Khedive Verhandlungen einznleiten, am »ul den Engländern und Egvptern einen moclus vivernli zu vereinbaren. Nach langer und lebhafter Dehatte sei nun beschlossen worden, Hussein Paicha Khalifa mit dieser Mission zu betrauen. Eine zuverlässige Bestätigung fehlt dieser Version allerdings noch. Persien. Jnreressant ist die Deutung, welche der Konslan- cinopeler „Osmanli" der Berliner Miisivn des persischen Gesandten Nvsin Khan in Bezug auf die afghanische Frage giebt Persien befinde sich, so heißt es da, zwischen Hamme, »nd AmhvS; es wolle in dieser Situation sich de, dem Fürsten Bismarck Raths er holen. Man sei allerdings in Teheran ,nssenfre»ndlich, aber man besorge, daß Rußland gegen die Engländer nicht die wünlchens- werihe Energie anfbicte» werde, und für diesen Fall möchte inan des Wohlwollens des deutschen Reichskanzlers sich versichern. — Je denfalls sind diese Auslassungen bedeutsam sür das hohe Ansehen, welches der deutsche Reichskanzler und durch ihn das deutsche Reich genießt. Afghanistan. Die^,Daily News" melden: Der Marquis von Salisburn bube jüngst Mcht verlangt, sondern nur proponirt, daß die russischen Truppen die vorgeschobenen Positionen in der Nabe Zulfikars räumen möchten, uni einen Cvnflict zu vermeiden. Tic russische Regierung habe daraus günstig geantwortet, jedoch die Be dingung gestellt, daß die geräumten Positionen nicht von den Afghanen besetzt werden sollten. Amerika. Niel's Prozeß wegen Hoebverraths hat zu Re gina m Unterkanada begonnen. Vorläufig sind die Verhandlungen auf eine Woche unterbrochen worden, da die Vcrtlieidigung Beweise herbeischnsfen will, daß die Rebellion von einem 11gliedrigcn Rathe, welchem Niel nicht angehörte, geleitet worden sei. Außerdem will sic, ans das Zeugniß von drei Aerzten gestützt, den Beweis führen, daß Riet, welcher drei Jahre lang in einem Asyl sür Geisteskranke zngebracht, zur Zeit der Rebellion noch nicht ganz zurechnungsfähig gewesen sei. Bei den Niagara-Fällen fand am 15. d. unter imposanten Feierlichkeiten die Eröffnung des internationalen Niagara-Parks statt, d. h. es wurde die Ausschließung eines Landstriches am Nia- garasalle ans der amerikanische» Zollgrenze festlich begangen. Die Maßregel soll den Besuch und Genuß der Fälle erleichtern. vom 25. Juli. IV. Die Chinesen in Paris. Seitdem thatsächlich der Krieg zwischen Frankreich und China geführt wurde und das Gesandtschaftsperwnal die Seinestadt mied, war das kleine Hotel der Place d'Evlau, die jetzt Place Victor Hugo heißt, leer und bot einen düsteren Anblick dar. Die Fensterläden wäre» herabgclasse», das Gitter geschlossen, und waren die einzigen Hüter des Hauses ein aller Portier und seine Frau, überaus miß trauische Leute, die nur selten Rede standen und sede Flage mit einem sterothpen: „Ich weiß nicht", beantworteten. Heute ist Alles verändert, man hat die Bäume des Gärtchens beschnitten, gelben Sand in den Hof gestreut, die Fenster sind so weit geöffnet, daß die Gardinen in der Luft flatteni und ün ganzen Hotel ist eine Wagenburg von Koffern aufgcschlagen, herrscht ein fortwährendes Kommen und Gehen von geschäftigen Dienstboten. Seit August v. I. war die chinesische Gesandtschaft fern von Paris gewesen; geilem mit dem von Berlin am Nordbahnhof um 9 Uhr 40 Min. ankommenden Schnellzuge Nr. 16 ist der neue Botschafter mit Ge folge hier cingetrvffen. Aus dem Bahnhöfe erwarteten den neuen Botschafter Hsn-King-Tchnng, der gleichzeitig das himmlische Reich in Deutschland, Oesterreich und Italien vertritt, fünf seiner Lands leute. darniiter Mr. Tscheng, der chinesische Dolmetscher aus Lon don, die Herren PrvSper Guigncl und Dnnoher de Segonzac, von der ehemaligen europäische» Forschungsreise, und mehrere Freunde des Generals TchciigKi-Tong. Ter neue Gesandte, welcher außer ordentlich langsam seinem Eonpee entstieg, ist em noch junger Mann, mit der Haltung eines italienischen Monsignori. Er hat sehr leb hafte Augen, welche den diplomatischen Namen, den er sich bereits errungen hat, rechtfertige». Ein schlaues, etwas hinterlistiges Lächeln spielt um seine Lippen und drückt seine Physiognomie sehr aut den Gedanke» aus. dak «r wohl bogt mit den ihn erwartenden Sckwie- elöst und ist er der Günstling des BizrkvnigS von Tcuili, des e»te in China allmächtige» Li-Hona-Chang. welcher «kn nach ariS geschickt bat, um den Franzvien Respekt vor den Söhnen des immels beizuvringen, wozu ihm vielleicht seine Eigenschaft als Nikglied der Akademie von Hüsing helfen wird. Gegen 2 Uhr Nachmittags bmab ich mich selbst zum Botschcsttshotel, wo ich sofort vom General Tcheng-Ki-Tong empfangen wurde. Man führte mich in einen großen Salon, dessen Tapeten vollständig unter chine sischen Draperien verschwinden und dessen Thüren auch durch solche ersetzt werden. Die Möbel sind aus geschnitztem Eichenholz, niit Marmor und Elsenbein eingelegt. Er wird erst in einigen Tagen vollständig sein und werden dann aliobald die offiziellen Empfänge beginnen. Der General war in ein Morgengewand von blau- arauem Atlas gekleidet, an der linke» Seile durch Brillantknöpse geschlossen und bedeckte sein Haupt, von dem ein langer schwarzer Zopf herabhing. eine reich mit Edelsteinen verzierte Kopfbedeckung Stets liebenswürdig, mit gewinnendem Lächeln, reichte der General mir gleich beim Eintritt die Hand. „Ich bin sehr glücklich," sagte er. „wieder in Paris zu sein, das ich außerordentlich liebe. Endlich ist er beendet dieser Krieg, den zu verhindern wir leider vergeblich alles nur Mögliche ausgeboten hatten." — „Also haben Sie jetzt desinitiv von der Gesandtschaft Besitz ergriffen?" — „Sagen Sie lieber, einen alten Besitz wieder ausgenommen." — „Und dieses Mal glauben Sie, daß es wirklich fertig ist?" — „O, ganz gewiß! Wir habe» lovnlement (er betonte ganz besonders dieses Worts alle Bedingungen des uns auserlegten FricdensvcrtrageS erfüllt und sind hierher zurückgekehrt, um die freundschaftlichen Beziehungen mit Frankreich wieder aufzunehmen." — „Also Sie fürchten im Ernste keine weiteren Verwickelungen?" — „Durchaus nicht, sonst wären wir nicht hier, denn wir wollen uns nicht zum zweiten Mal vor die Thür setzen lassen." — „Und der neue Gesandte?" — „Ist von den versöhnlichsten Gefühlen beseelt. Seien Sie unbesorgt, künftighin wird nichts das Einvernehmen Frankreichs und Chinas stören!" — „Meine wiederholte Frage, General, ist leicht erklärbar. In Annam und Tonkiiig sind die Verwickelungen durchaus nicht beendet. Tic Ereignisse von Hue liefern den Beweis. Nu» würde ich es sehr interessant finden zu wissen, welches die Haltung des himmlischen Reiches bei de» Angelegenheiten sein wird, die vor sich gingen »nd bei denen, die noch geschehen können." — „Ehinn soll und wird neutral bleiben. Es bat sich nicht in Dinge zu mischen, die außer halb seiner Grenze vergehe». Frankreich hat nun, nachdem wirken Pertrag erfüllt haben, unter eigener Initiative und Berantwortlich- keit zu handeln." — „Sie gestatten mir nun wohl die Frage, General, ob der Friedensabschluß in China einen günstigen Ein druck hervorgebracht hat?" — „Gewiß, denn in China bat man nie den Krieg gewünscht. Das ist ein von der französischen Presse rücksichtslos verbreiletes Mißversländniß, nwere Absichten waren nie kriegerisch." — „Während die letzten Ereignisse sich vollzogen, waren Sie in Berlin; ist es iridiscret zu erfahren, was man dort von dem Krieg hielt?" — „Offen gestanden, vermied die Diplomatie mir gegenüber ein freies Urtheil zu fällen, doch war die Beilegung des Cvnflikls eine der vorbenscheirden Meinungen in allen Kreisen. Uebrigens bin ich sehr ivenig i» Berlin geivese». ich war fast immer ans Reisen zwischen Wien und Rom, denn ich hatte mit beiden Kabineten wichtige diplomatische Verhandlungen zu leiten." — „Sie haben ge,ehe», General, daß das Ministerium Ferch über die chinesische Frage gefallen ist. Sie kennen die diesbezüglichen Par- lamentsstreitigkeiten. Meinen Sie nun, daß dieser Miinsterwechsel dazu beiaetragen hat, den Fnedensabschluß zu erleichtern oder würde sein Beioehalten ihn im Geaentheil verzögert haben?" — Tcheng- Ki-Tong zuckte mit den Achseln, wie ei» Mann, der ausdrücken will, daß er darüber nichts sagen kann. „Ich glaube," erwiederte er endlich lächelnd, „daß kein großer Unterschied darin ist... Ich finde, daß es sehr schwer ist, auf solche verwickelte Frage präzis zu antwvrten, doch bin ich fest überzeugt daß der Friede zu seiner Zeit auch unterzeichnet worden wäre, selbst wenn Jules Fern, im Besitz der Macht geblieben wäre." — „Eme Frage noch, General, es hnndelr sich um den Abschluß des Handelsvertrags. Mr. Eogordan wird abreisen..." — „Ich habe noch nicht seine Ernennung im Journal vificiel gelesen, aber ich weiß, daß man ihn zu», Studium der schwebenden Fragen nach China schicken will und hege volles Vertrauen zu seiner Fähigkeit. diese Mission befriedigend fii Ende zu sichren." — ,,Und glauben Sie, daß dieser Vertrag sich ohne Schwierigkeit wird abschließe» lassen?" — „Und warum sollten solche entstehen? Jede der beiden Nationen hat den festen Willen, ihn so bald wie möglich zu unterzeichnen." — „Weil der Vertrag einen ziemlich unbestimmten Artikel enthält, der von großer Wich tigkeit ist. Artikel 7 sagt, daß bei allen Bauten und größeren Ar beiten den Franzosen der Vorzug gegeben werden soll." — „Darüber , beiiiirnbigeii Sie sich vicbl. Frankreich bat durch Einführung dieser I Klausel schon bestehenden Dingen mir eine Sanktion gegeben, den» i bei den verschiedensten Unternehmungen haben die Franzosen den j Vorzug gehabt, z. P. bei den Arsenal- und Packetboot-Bauten. i Mein kann Frankreich nicht verlangen und wir auch nicht mehr ge- ' währen, das muß Jeder cinsehen." — „Und wann werden Sie j Ihre Akkreditive überreiche»?" — „Wahrscheinlich Dienstag an l Herrn de Frcyeinet und Mittwoch Vormittag dem Präsidenten der I Republik. Gleich daraus wird der Botschafter nach Berlin rnrück- kehren und mir hier die Leitung der Geschäfte überlassen, so daß ich genölhigt sein werde, rortwahrend zwischen den beiden Haupt städten hermnz»>al>reii." Damustnn' verabschiedete ich mich von Tcheng-Ki-Tv»g, der im Begriv sielst, eine interessante Chronik über das chinesische Tbealer st» die Revue des denx Mondes zu schreiben, wie er schon öfters welche veröffentlicht hat. recht,akeit vor den Kop> gestoßen wird. Ttzeatralisö hört reichhaltige, mit größter Fülle humoristischer Sirene", Kasse Bittet Ai-e»i1Iesltt' f-Residenz thea ter. Zm» ersten Male , Schwank von P. Fenier. Cohen »vd Valabreane An der zeigke sich vorgestern ein so großer Aistimm. daß Viele kein mehr erhalten konnten »nd miilelire» mussten. Das Hans war total anSverkausl. Die Sttimmmg des Pu'.'lckiiNiS war eine außer ordentlich cminiirte, d. l>. bis zmn Schluß des 2. Altes, während der letzte etwas abkühlte. Ter Titel neue", nach einem vor Havre liegenden Schiffe, bezeichnet den Inhalt des Stückes nur oberflächlich: es sollte „der Lügenkapilän" heißen, denn um die verschmitzten und höchst lustige» Lügen der Haiivtpersvn, Auguste Bernard, eines Pseudo See-Kapttäns und irivalen Ehemannes, dreht sich der ganze Mechanismus izn einem Organismus haben es die Autoren nicht gebrachst de» Handlung. Keineswegs ne» ist das Thema, daß der Fluch der Lüge immer neue Lügen erzeugt, und daß sich Lügner immer schlimmer in ihrem eigenen Netz verfitzen. Ist doch daS treffliche Lustspiel „DaS Lügen" von Nod. Benedix schon in unzähligen Lustspielen und Possen verarbeitet worden. Vor der „Sirene" hat „Das Lügen" von Benedix den log,scheu und gediegenen Ausbau, die Glanvhaftiakcit der Durchführung und einen plausiblen Abschluß voraus. Dagegen spielt in der „Sirene" die erfinderische Phantasie eine weit amüsantere Rolle, die tolle Komik der Situationen ist sehr ergötzlich und der Dialog voll sprühenden Humors. Stets vom momentanen Reiz aetesselt, kommt man vor Lachen über die gelungenen Flausen nicht recht zu einer kritischen Betrachtung der Handlung, welche nur tolles Zufallsspiel ist und die Wahrscheinlichkeit ganz ianorirt. Die Wir kung des Stückes beruht hauptsächlich ans Ueberraschung, um welche wir diejenigen, die der Wiederholung beiwohnen wollen, nicht bringen möchten. Bezüglich der Moral des Stückes wäre es Ueber-- fluß, ein Veto auszusprechcn Will man die Jugend vor solchen erzfrivolen Schwänken, die den Ehebruch humoristüch darstellen und moralische Scheusale zu liebenswürdigen Helden machen, behüten, so verbiete man ihr den Besuch des Theaters oder wirke ein be hördliches Verbot solcher französischer Frivolitäten aus der deutschen Bühne aus. Dann aber müßte» auch iämmtliche ganz- oder halb- französische Operetten aus de» Kunsttempeln hmauSyeworfen werden. Vorläufig ist darin wohl nichts zu hoffen, denn die Grazie franzö sischer Leichtlebigkeit besticht zu sehr und der Esprit zündet zu leb haft, als daß man aus Moralitätsgründen darauf verzichten würde. Ei» deutscher Autor dürste es nicht wagen, so keck die unverfrorene Liederlichkeit zu glorifiziren, so sieche Ron« als Helden zu bringen und die Wahrscheinlichkeit so gewaltsam aus den Kops zu stellen, wie es i» der „Sirene" geschieht. Die Mache ist freilich virtuos, be- wundernswerth. Die beiden ersten Akte bringen keine einzige Szene, die nicht packte und belustigte; die Aktschlüsse sind höchst drastisch und drollig. Zuletzt aber, wo die Lösung koininen soll, ist der Lügen- und Erstndungsvorrath erschöpft; die Verlegenheit, welche bis dahin an der Hauptperson belustigte, ist nun am Seite der Autoren und wirkt deprimirend. Anstatt daß der Lügner durch seine betrogene Gattin bestraft wird, schont man ihn allerseits, und die gleichfalls betrogene Geliebte nimmt schnell einen Andern. DaS ist so die richtige französische Vertuschelung, die eben »« Fran- poetische Ge ist die uner- ^ . irr >;uuc yumvriilncyrl -u,e»0U»aeit aus- gesiattete Hauptrolle ein Ilmkum, bas nur durch Charakterrollen aus der alten Komödie (Mvliöre'S u. A.) überboten wird. Mir dreier steht und füllt das Stück, aber nur ein wirklich virtuoser Darsteller vermag sie zu bewältigen. Hätte nicht Herr Blcnckc schon in vielen anderen Rollen die Tragweite seines Talents kund- negeben, so müßte seine glänzende Leistung als Auguste Bernard seinen Äonvivant-Ruhm befestigen. So viel Bravour, so intensive DarstellmiaSknnst in höchst anspruchsvollen Details mußte ihm allseitig«: Bewunderung und vollständigen Erfolg eintragen. Drei viertel des ganzen Stückes hat er säst allein zu spielen, muß unaus gesetzt blitzschnell Farbe und Ton wechseln, mit größter Sicherheit vir Finessen des Dialogs beherrschen und die „Beiseite" Hillein wersen. Das Alles verlangt die größte LeistungSsährgkeit und Rou tine, echtes Lustspieltalent »nd ungewöhnliche Beweglichkeit. Von allen bekannten deutschen Bonvivants dürfte in dieser Rolle keiner Herrn Blencke aleichkonnnen. Da alle übrigen Rollen dem Lügner Vernarb nur als Folie dienen, hatten die Vertreter derselben weniger Gelegenheit zu excelliren. Hervorragend zeigte sich i» der spaßigen Episode des Tvplop-Schwadrvnneurs Famonnier Herr Kurz, dessen Zungensertigkeit ganz verblüffend wirkte. Mit der Nebenrolle des pudrlmttßig treuherzigen Matrose» Bardinois, der mit seinen Dank- beweüe» lästig wird, reussirte Herr Alexander nach Möglichkeit. Herr Grilliert, gläiizt in deutschen Originalen mehr als hier in der problematischen Partie des Fechtmeisters Chevillard, eines ziemlich verschossenen Llilos «slonosus. DaS Schnarren des Bramarbas tones liegt nicht in seinem wohlklingenden Organ: aber auch die andere Seite, die tänzelnde Leichtigkeit des französischen Fechters, kam nur annähernd zur Erscheinung. Den weiblichen Rollen des Stückes gebt charakteristische Eigenart fast ganz ab. Für die »n glaublich leichtgläubige Frau Mathilde Bernard brachte Frl.Meher ihre araziäse Darstellungsweisc zu genügender Geltung; ihr wurde von Frau Carlsen, der sckrislstellerndcn mißtrauischen Schwieger mutter v. Lambois. vortrefflich seknndirt. Von der ziemlich pikaiilen jungen Wittwe Angele, die erst so turteltäublich girrt, aber schließlich als Hintergangene jo schnell sich mit einem anderen Freier tröste,-, hätte man zwar noch mehr französisches Gepräge und stärkeren Aro- trag der Koketterie erwartet; aber im Ganzen gefiel die Leistung des sehr fleißigen und strebsamen Frl. Fröhlich recht gut. Namentlich läßt sie sich niemals Unklarheit m Rede und Aktton zu Schulden kommen. Um die Gelungenheit des Ensembles hatte sich Her, Regisseur Kürz wiederum sehr verdient gemacht. B. Seub erlich. si Am Resibenjtheater werden die Wallneriancr beute (Dienslag) den mit außerordentlichem Beilall ausgenommenen Moser-Girndt'schen Schwank „Mil Vergnügen" noch einmal wieder holen. f Der Tenorist Ernst vom Berliner Opernhausi, aus Ungar» gebürtig, gastirte als Lvhengrin am Ungarischen Nationalllsegler in Pest, und zwar sang er in ungarischer Sprache. -j Der Overettentenorisi Herr A. Rüdingcr, das früher sehr beliebre Mitglied des hiesigen Residenzthcaters. wird sich am 0. August d. I. in Hannover mit Frl. Offenay, cbensolls hier noch als tüchtige Sängerin des Residenztheoters in gutem Andenken, ehelich verbinden. Beide aastiren gegenwärtig in Köln. f I» Pyrmont ist die einst gefeierte Opernsängerin Frau P a e tsch- U e tz, Mitglied des Kömgsberger Stadtthcatcrs, gestorben. f In Berlin l,ak sich der beliebte Komiker des Walhalla-Operetten theaters. Herr Link mit Frl. Helene Meinhardt, der Operetten- sängeri» an derselben Bühne, verlobt. h Die Wiener Tragödin Frau Charlotte Wolter weilt jetzt in Weißenbach am Attersee, wo sie schon früher ihre Ferienzeit zu verleben pflegte. Das Hänschen, in welchem sie bisher sich eingeniiethet batte, ist »niimchr ibr Besitzthum und Tuskulum ge worden. Sie hat das dicht am Attersee stehende Hans durch An bauten erweitern lasse», dem See durch eine Strandmauer und Ausschüttung einen kleinen Garten abgewonnen und auf demselben ein Schwanenlieim sür 2 weiße Schwäne errichten lassen. -f Das König l. Museum derGivsabgüsse (moderne Abtbeilnng) bat bis setzt noch die Hcttiier'sche Anistcllung bcibebatten, doch werden noch vre neuen Erwerbungen, die zumTberl noch nicht den ihnen geöübrenden Platz erhalten haben, eine Dislokation iröthig machen, die bei den unruhigen, sür vlastiiche Gegenstände durchaus ungeeigneten Räumen des Zwingers große Schwierigkeiten haben dürste. Von neue» Erwerbungen verzeichne» wir: Rernlioid Begas: „Büste Ad. Menzels", „Pan und Ottimpos", „Die Natur", ein Re lief vom Al. von Humboldt's Denkmal; Donalello's-Rciiess „Wun der des heiligen Antonius", Prof. Häönels „Phantasie und Sphinx", „Bacchus, Amor und Gannnred", „Centaur und Bacchantin", und dessen unübertrefflicher „Baechuszug" vom abgebrannten Theater, welch' letztere vier Zugänge ganz dewnders erfreulich sind, da bisber noch so wenig Schöpttmgen unseres großen Mitbürgers für hiesige Museen gewonnen wurden. Ferner sind noch Abgüsse von zwei Brvnce-Figriren aus dem Freibcrger Doin: „Herzog Heinrich der Fromme" und dessen Gemahlin „Katharina von Mektenburg" aus genommen, die zu den Zierden des Museums zu rechnen sein dürsten. f Bei einer Doktor-Promotion an der Berliner Nniversilät hatte kürzlich ein junger Mediziner die These ausgestellt: „Die Lc ichcnverbrerinung ist der Beerdigung vorzuzichen." Der Opponent war ein Philologe, der die Gelegenheit benutzte, um den alten Zopf der öffentlichen Promotion (resp. der vorbereiteten Thesen- Verthcidigung) mit Ironie zu geißeln. Er führte aus: Wie zur Zeit der römischen Könige sencr Horatier 3 Curiatier zu Bode» ge streckt habe, so werde auch heute der Herr Doktorand 3 Opponenten siegreich bekämpfen. Schon diese sichere Voraussicht der Niederlage hätte ihn eigentlich von dem Wagniß einer Opposition nbl,alten müssen, da er ohnehm als Philologe mit medizinischen Dingen nicht vertraut sein könne. Von der vorliegenden Dissertation könne er nur sagen: er verstehe zwar nichts von ihr, aber er billige sie. Gegen die Leicbenverbrennung hege er die schwersten Bedenken. Der Opponent führte nun seine Pietäts-Motive vor, sodann die überaus hohen Kosten. Was aber den Borwnrs anlange, daß die Beerdigung aesimdlieitsschädlich sei, so hätten Autoritäten wie Pettenkyscr, Fleck, Reich re. dem widersprochen. Endlich sei er gegenLeichenverbreimimg, weil diese etwa notliwcndiacExlminirimgen unmöglich mache. — Der Doktorand widerlegte daraus ganz ein gehend die Ausführungen des Opponenten. Bezüglich der bei Leichenverbrenmmgcn unmöglichen Exhuminmgeir wollte er die Schwierigkeit dadurch gehoben sehen, daß staatlich eingesührte, obli notorische Obduktionen festgesetzt würden: im Verein mit dieser Ein richtimg sei die Leichenverbreimimg zum Heil der Lebenden und Todten. -ß Ein begabter Künstler, derBildbaner Alex» »der Scdönc- werk in Paris, hat durch einen Sprung aus dem Fenster seinem Leben ein Ende gemacht. Er war Schüler von David d'Anacr »nd Trigueti, kultivirtc init Vorliebe die Darstellung schöner Frauen und fand mit seinen größeren Werken: Mnrto (nach A. Cbenicr's Gedicht), das Mädchen an der Quelle, die Badende, der Tbier- bändiaer, das erwachende Mädchen die Schuhe anziehend, u. A., viel Beifall. 1 Frl. Frida Schanz, die Verfasserin dcS preisgekrönten Studentenliedes, hat sich vermählt mit dem Leipziger Schriftsteller Dl. Ludwig Sohaux. Redakteur dcS „Salon" und des „Neuen Blattes". Im „Salon" werden sich nun ihre geistigen Kinder tummeln und zu ihren Lorbeeren ist ein „Neues Blatt" hin- zugekvininen. 7 Bei dem kiinlichen Musikfeste in Bonn ist ein Uebcrschuß von 1453 Mk. erzielt worden, welcher Betrag der dortigen Robert Schumann-Stisttmg ru Gute kommt. f Der bekannte Bühnenschrittslcller und Herausgeber des noch unvollendet gebliebenen „Deutschen Bühnenlexikons", Freiherr von Reden-Esbeck in Wiesbaden, hat die Dichtung zu einer ko mische» Oper vollendet, deren Musik Jules de Swcrt schreiben wird. f Einer der talentvollsten Illustratoren der „Fliegenden Blätter", der Maler H. Schlrttgen. früher in München, jetzt in Berlin, soll beabsichtigen nach Paris überzusiedeln, um sich daselbst ernsten Studien zu widmen. Von hervorragenden Pariser Journalen sind ihm glänzende Anerbietungen gemacht worden, aber der deutsch- getreue Künstler will trotzdem nur sür Deutschland thätig sein und insbesondere an den „Fliegenden Blättern", denen er noch auf Jahre hinaus verpflichtet ist. festl,alten. 7 Von den Schachpreisen des Hamburger Schachkon- resses hat ein AMbriger Ballettänzer aus Berlin, Herr Max .»«rmonist, den ersten Preis im Hauptturnier davongetragen. Der selbe hatte un zweiten Gange mit 6 Gewinnpartien alle Konkurrenten geschlagen. -ßvenri Rochefort soll jetzt in Trouville mit einer silns- aktigen Tragödie, deren Sujet eine Episode aus der Revolution aus Cuba bildet, beschäftigt sein. Besser ist es immer noch, wen» die Revolutionäre Revolutionen dichte», als daß sie solche mache»!
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