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- Erscheinungsdatum
- 1884-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188410016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18841001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18841001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-10
- Tag 1884-10-01
-
Monat
1884-10
-
Jahr
1884
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!ich, daß Schulterblatt und Schulteraelenk schwer veil, Andrews Hane sich gelvcigert, dem smweren Verein der . u»d Jockeys bcizrirretcii und hatte es daher i» der Hand, deren be trügerische Abmachungen zu durchkreuzen. Daher die Rache, die man an ihm genonunen. Am Sonntag Abend fand bei dem Privativächter deL Direktors vcr Bergwerke in Mo»cenu>IeS'minkS eine D » namitexpiosion statt, brr der indessen Niemand verletzt wuide Italien. In Genna sind 4M freiwillige Arbeiter niit der Reinigung und T> eS > n > ic > runa der Strafen, Häuser und aller öffentlichen Wege beschäftigt. Auch Freiwillige aus Rcabrl haben sich in Genua zur Hilieleistuiig anaeboten. Die Bevölkerung in Genua ist noch nihig, Abends veranstaltete dort eine Anzahl junger Leute »ntcr Musikbegleitiing eine scherzhafte Demvnstraiion gegen die „Mikroben". — In Venedig kam der erste tödtlich verlaufene Chol e rafall vor. Ader schon in voriger Woche lvieS das Sa- nitätsbulletin u, Venedig unter l>3 Todesfällen l" in Folge von Darnikalarrlnii aus. l>n Rom kam Abends ein verdächtiger Er- krankniiassall in der Bcnaglieri-Kaserne in Trastevere vor. — Es ist seslgesleNt, daß in Neapel die Zahl der Cholerafälle bis zum 2l- d. M. ungefähr In,nun betrug, aber sie muß inzwischen auf 18—20,000 gestiegen sein. Die Zahl der Todesfälle nbei-steigt.DM ungefähr k>2 Prvz de, Falle. Meh, als 1>D.<M Personen haben seid dem Ausbruch der Epidemie die Stadt verlassen und davon etwa Ai,OOO sich nach Nein begeben. Spanien. Als die Nachricht sich in Madrid verbreitete, das; die Cholera tu der Provinz Alicante auSgebrvchen sei, herrschte zuerst eine unbeschreibliche Panik, die namentlich in den Provinzen zu einer wahren Anarchie führte, indem überall von Bürgermeister» und Gouverneuren eigenmächtig Quarantänen und Lazarethe errichtet wurden und eine Woche hindurch der ganze Handel und Verkehr des Landes paralvsirt >va>. Als die Epidemie sich im Lause einer Woche nicht über Elche, Aovalda und Monsvrte, kleine Ortschaften >n der Provinz Alicante, ausdehnte, beruhigten sich die Gemütber und es vollzog sich eine nur durch die südliche Erregbarkeit erklär bare Reaktion. Hatte man früher den Minister des Innern, Nomero Roblcdo, für die Einschleppung der rirankhcit verantwortlich acinachl und sich weidlich über de,sc» nngcblichc andalusisclie Sorglosigkeit beschwert, io wandte in,», seht das Blatt um und las der Regierung den Text, das; sie die Cholera zu politischen Zwecken „erfunden habe. Zahlreiche EnluisinngSschreiben wurden veröffentlicht und eine Kviniiüsiivu von Aerzie» ans Alicante versicherte, das; EhvlcraMe i» der Provinzstndt überhaupt nicht vorgekommen seien. Augen scheinlich Häven es die Üiepublftaner darauf abgesehen, die Cholera für politische Zwecke aiisziinutzen, bisher jedoch mit sehr Zweifel haftein Erfolge, denn die Popularität Romero Robledo's steigt zu- lehendS. Schließlich sah sich das führende Organ der Republikaner, der „Globe" genölhigt, die Erislenz des schwarzen Gespenstes anzu- erteiinen, nachdem sein Spezialkorreipondent aus Elche allen Den jenigen, welche nn der Cholera zweitel», anaerathen Halle, sich von der traurigen Wahrheit au Ort und Stelle selbst überzeugen zu wollen. Rufstaub. Ans der Goiivcuirinentssladt Koslroina in sti'iiß land sind Nachrichten über eine schreckliche Schisss-Kata strophe eiiigelautcn. Ter mit Thee, Rum und Zucker beladene Dampfer ,,Truschina" gcrieth ans der Fahrt von Rischni-Nvivgorod nach Mybmks (Goiibeinciiient Jaroölaw) inittc» ans dem Wolga ströme in Brand. Ter Schiffskapitän lies; die Anker Wersen, der Stnnn riß sie aber entzwei und trieb das lichterloh brenniide Schiss aus beul Strome weiter. Das Schiff acrieth unter andere Schifte und fehle zwei derselbe» in Brand. Daun jagte der Slurm den Tampscr „Drmchiiia" i» einen Hafen mitten unter cine Menge an drer Handelsschiffe, in Folge dessen viele Schisse und der Hasen in Brand gerielhen. Ter Hasen und der Schiftsbrand dauerte, von drni ansgegvssenen Pckoleilm geiiährt, noch lange fort und cs schien keine Mögiichkeit vorhanden, denselben zu löschen. Alle Maaren ans den Schissen und in dcm Hafen sind vernichtet, mehrere Menschen sind verbrannt. Ter Strom glich mehrere Werst weit einem Fener- mecre und gewährte emen fürchterlichen Anblick. Der Schaden wird sich auf mehrere Millionen Rubel belaufen. Lürkei. Tw Psvric hat ihre Pläne ans Selbslübernahme des Posldi enst es in der Türkei desiniliv wieder nnsgegehen. Es erhellt dies anS der Meldung, das; der türkische Postdienst nach Varna vorläufig wieder eingestellt worden isl. England Die Passagiere der in Folkestone und Dover an- kommeilden Pas sa gierb a nip ser loerden seit .Kllrzein von Sei ten der Polizei einer »Ar scharfen Mnslcrnna unterzogen. Tic englische Polizeibehörde ist nämlich ncncii Dynainitkomplolten ans die Spur gekominen und die gctronene» Vvrsichlsmaßregcln haben den Zweck, die EmichiMiMlung von Thnamilbonibcii am Kontinent zu vereiteln. «»gyptcn. Ein Kitiisninnn, der ans Obeid aiigekommcn ist, mebt einige interessante Einzelheiten über die Slreilkräfte des Mahdi. Er tagt, dir Anhänger des falschen Propheten in und um Obeid herum bezofem sich ans 25,000 Mann, von denen lt),OM mit Remiiigton-Gewehrc» versehen sind, die illnigeii aber ihre pri mitiven Sperre führen. Der Madhi besiht nicht weniger als 20 Krnpp'sche Kanonen, von denen 4 von der unglücklichen Armee Hicks Paschas erbeutet wurde». In Obeid befinden sich noch immer einige Europäer, darunlcr 10 Griechen, !> Levantiner und l Deutscher. Bis jetzt find dem Finanzminiftcrium 60,000 Pfund Sterling au8 den Einnahmen, welche speziell für die Staatsschuld bestimmt sind, zugegangen. Bia» nimint a», daß die Einnahmen dieser Art bis zum 25. Oktober 350,000 Psd. Sterl. betragen werben. Amerika. Bei einei» ans dem Rennplätze bei Eric abgehal- tenen Jahrmärkte brach die große Tribüne zusammen und begrub unter ihren Trümmern M Personen. Beim Abgänge der Depesche waren bereits Ul Leiche» ans den Trümmern gezogen worden. Afrika. Ans Dnhome» wird berichtet, das; Prinz Matohrvh zu einem sehr grausamen Tode vernrtheilt wurde. Prinz Matohrvh, der Feldmarschall der Truppen von Tahomcp gewesen, wurde, wie es heißt, des Hochvcrralhs schuldig befunden. Das Todes- urtheil wurde >» grausamster Weise vvllslrcckt. Der Prinz wurde bis zur Brust im Erdboden begrabe», woraus die Amazonen aus ihn schossen, bis er todt war. — Von der Westküste Afrikas bringt der Dampfer „Corisco" folgende Meldungen: Der Eingeborene Adeoshun, der wegen der Ermordung einer Anzahl Frauen zum Tode verurtheilt worden, wurde in diesem Orte am 9. August ge henkt. Adeoshun pflegte mittelst Zauberkünste Frauen nach einem in einer Entfernung pe» der Stadt gelegenen Wald z» locken, sie zu berauben und mcuchliiigs zu ermorden. In dem Walde wurden die Skelette von 12 Pmonen gesunden, die alle, wie vermuthet wird, von ihm getödtet wurden. Arabien. Die Blicke der gesammten iiiohamedailischen Welt sind diese Woche nach Mekka gerichtet, wo am vergangenen Mon tag, mit dem l. des inohaincdanischen Monates Dsul-Hidsche, die eigentliche Wallfahrt nach dieser heiligen Stadt begonnen hat. Dieselbe dauert zehn Tage. Die Pforte hat nun, eingedenk, daß Mekka um diese Zeit oft die Brutstätte von Epidemien war, die energischsten Samttttsmaßregeln ergriffe», damit die diesjährige Pilgerfahrt ohne Gefahr für Europa vorübcrgehe. Heuer galt eö jedoch, auch den Ausbruch einer politischen Epidemie in der heili gen Stadt z» verhindern. Schon vor Wochen verkündeten arabische Blätter, daß die Pilgerfahrt von den Freuden des Mahdi dazu be nützt werden wird, um für denselben neue Anhänger in allen Duellen der islamitischen Welt aiizuwcrben. Die Garnison in Mekka und die Polizei daselbst wurde» daher verstärkt und die Vertheilnng von politischen Druckschriften a» die Pilger strengstens untersagt. Der Großscheris seinerseits lud die Moschcenpredigcr ein, in ihren Reden weder deS Mahdi noch der Engländer zu erwähnen »nd keine Gcld- sammlungen für die Armee des Mahdi vorzunehmen. Die Predigt auf denr Berge Minalder alle Pilger anwohnen müssen), welche den Hauptpunkt der Wallfahrt bildet, und in der gewöhnlich der Fanatismus nnfgestachelt wird, wird Heuer ein Bctter deS Groß- scherifS halten. ttrlU.-Iioi'»'. Vom28. September. Paris. IV. Man sagt jetzt, daß er nicht mehr a» der Probe sei, der Chauvinismus, man „blaguirt" ihn, für die Einen ist er eine Lächerlichkeit, für die Anderen eine Krankheit, »nd doch existirt er und führt sogar ein sehr vernehmbares Dasein. Ich denke dabei ganz speziell an Deutsch land. Weit entfernt, einen nahen Krieg zwischen den neuesten „Jnnig- Alliirten" Vorhersagen zu wollen, kann ich doch nicht umhin, aus die geringen Sympathien hüizuweisen, welche diese neueste Phase der Feny'schen Politik hier findet. Wie gestern der „Telegraphe und mehrere andere Abendblätter, so heute die .Libertö" und ihre frei willige Gefolgschaft, ganz abgesehen von der byperantigermanischen „France", sie alle nennen es einen „Wahnsinn , an die bloße Mög lichkeit eines solche» Bündnisses zu glauben. Wenn sich Laroche- foucculld's Wort ans Wahrheit begründet: 1-o xönio ost ilot daiens par la tolis (Das Genie ist eine wahnsinnumspülte Insel), so hoffen . daß der auS solchem Meer hervorragende Genius unseD eichSkanzler» unS die täglichen kleinlichen demonstrativen Aeuße- maen des Chauvinismus durch eine offenkundige, zu unseren Gunsten »lallende Politik Frankreichs vergessen inacht. — Die Exkaiserin , weine ist gestem im strengste» Jncognito von Arenenberg kommend in Pari? eingetrosfe». Ihre Besuche in der Schweiz haben den Zweck, einen großen Theil der künstlerischen Reichthüiiier vv» dort nach Farnborough bringen zu lassen. Die Kaiserin, welche von Madame Lebetron und Mr. Pietri begleitet ist, stieg bei dem Herzog und der Herzogin vonMouchy I'NMm,cio-, ans lnvaliclsa ab. Der Aufenthalt in Paris wird nur 4 Tage dauem und die Kaiserin wahr scheinlich direkt nach Famboroiigh weitersahre». — Die Kammern werden in diesem Jahr die größte Zahl der Sitzungen seit langer Zeit haben. Die gewöhnliche Sessionsperiode, am 9. Jannar er öffnet, dauerte bis zum 16. August, also 7"» 'wate, mit der tunen unterbrechun,, der Ferien vom 10. April vis !ai. Vv», 14. Okt. bis zum Ende diescis Jahres bleiben noch zir.. Nvnate, so daß die Kammern gesetzmäßig 10 Monale und »lattächftch Monat 1884 zusammen waren. Die Verhandlungen während dieser letzten lo Wochen werde» des Uebermaßes von Material halber sehr starkbe- lnslelc Tagesordnungen ausziiwriscn haben und mehr Arbeitskraft als sonst absorbiren. — Admiral Evurbet soll, wie verlautet, das Bvni- vardcineirt von Kelung sorftetzen und nachdem er die chlnesiichen Truppen benagt hat, eine Besetzung von «iOOMaim zur Bewachung des Husens lassen Die Operationen aus Phio st!», befehligt von Oberst Berger und aus My-Lvung, unter ^Oberst Muusswu. sind vollständig gelungen, so daß die Franzosen letzt vollständig Herren des Da» sind, aus dessen rechten User, an der Westgrenzc von Tvnkmg, genannte Orte liege». Diese Gegend war seit längerer Zeit schon von annamitischen und chinesischen Piratenbanden ver liert, den fliesten der bei Bac-Rin und Hong Hoa zertrümmerten Truppen. Man wartete bis die Hitze weniger vrrnichtend war. um aus dieser Seite Vvrzugehe». — Der Kredit, den der Mnrineminister in der Kammer verlangen wird, soll die Höbe von l:> Millionen betragen. Er hofft damit die nothwendigsten Ausrüstungen bewerk stelligen zu können. Außer den Marinetrupven, welche von Eochin- china uns Tonking zur Verstärkung des Admirals Conrbet abge- gangen sind, bringen die Transportichiffe „tziive" und „SaOnc" noch 150 Eaolis an Bord, die zum Dienst bei den Erdarbeiten verwendet werden sollen. — Die heutigen Blätter erklären, daß Teulschland sehr viel Gründe hat, Frankreich in China zu unterstützen, weil die eigene» Interessen zu sehr engngirt sind, mn eine andere Handlungs weise auslomineii zu bissen. Nicht nur, daß sehr viele deutsche Maaren hcnibergeschafst werden, sondern cs geht die Mehrzahl der selben sogar nnler englischer Flagge und gäbe es thatiüchlich engl.- Mnrscille", von sogar unter englischer Flagge und gäbe es tha deutsche Kolonien. — Ter sranzösische Dampfer „P Bvweau; nach Ncw-Orlcaiis saineud, ist bei der Insel Westz.Ke» fim Groye» Ozean zwischen dem 5" l!0'Breitengrad und 181 Länge» arcld östlich gelegen) aus Strand gegangen. — Dr. Bnllnh, eines der hervorragendsten Mitglieder der Mission zur Erforschung des Ogoane- und CongogevieteS, ist in Paris einaetrvfse». Äußer de» Briefen des Chefs der Expedition bringt Dr. Ballah eine vollständig genaue Uebersichtskarte des Aliiiiaffchcn Stromgebietes feines Nebenflusses desEougv) mit und eine große Sammlung Notizen und'Feichnuiigen. — Octavedc Barral, Enkel der schonen Gräfin Fanny deBrauniarchaiS, Schwägerin der Kaiserin Joiepliliie, Eoinmandcnr der Ehrenlegion lind der Medaille von St. Helena, ist, 93 Jahre alt, gestorben. — Ter Gesandte der Vereinigten Staaten, Morton, ist gestern an Bord der „Normandie" nach New Bork ans Urlaub gereist: er wird zivci Monate sortblciben. — Der nanzösiscbe Gesandte in Berlin, Baron de Eourcrl, wird erst Ende künftiger Woche in Paris erwaciei und hängt diese abermalige Verzögerung seines Urlaubs mit den schweben den Verhandlungen über Egypten zusammen. — Algier. Eine Pantherm ist die Ursache von einem blutigen Kampf zwischen den Stämmen der Barlias und Beni Mahmeds. welche beide das Thier reklamirten; der Streit ging bis zinn Handgeinengc, wobei 10 Kämpfer nmkainen. Die Zeitungen erzählen nicht, was aus der Pantherin geworden ist. — Der Saal drs Prado, welchen man in Blidah er richtet hat und der zu .Konzert und Theatcrzwccken dienen sollte, ist eingestürzt. Glücklicherweise sind mir zwei Personen getödlet, ein Mechaniker und sein Lehrling, die sich gerade im Gebäude be fanden. — Tie in den Bororlcn von Paris verzeichneten Fälle lragen mehr den Charakter der sporadischen Cholera an sich und sind nächst dem großen Schum; der Vollständig ungesunden imd uitiiwralischcn Lebensweise der betr. Personen zlizuschreiben. Fr'ttillctou. -h Kgl. Hosthealer iAlst.) „Der Traum ein Leben", ! drainatiicheS Märchen von Grillparzer, Musik von R. Zwicker. <Neu einstudirl-. Tie cnzte Wiederaufführung dieser sinnvollen, höchst an regenden Grillparzcr'schen Dichtung, welche sich liehen den Erschei nungen moderner Bühiieiipivdntlioii wie ein wnnderlhätiger Magier in einer Ballgesellschaft ansnimnit, hat zwar kein volles Hans ge bracht, fand aber bei dem Publikm» sehr swupaihischc Aufnahme und volle Anerkennung. Es gehört edler Mnth dazu, ein solches Drama, dessen innerstes Wesen poetische Versinnbildlichung (Luin- bolik der fortreißeiiden Ehrsucht) ist, und welches große Fähigkeit der Vertiefung vorausseht, heutzutage vorzuführen, aber dieser Mnth ehrt mn so mehr, je weniger die Bühnenleitniigen gesonnen sind, sichern Borlhcil zu opfern für daS Verdienst, großen Dichtern und deren Werken gerecht zu weiden. Spät genug ist der Grillparzer- schc Genius dcm deutschen Volke durch die Bühne näher gebracht worden und doch ist nach der klassischen Goethe- und Schiller- Epoche kein dramatischer Dichter erstanden, der mit so heiligem Ernst jenen Heroen der deutschen Dichtung nacheiserte, wie Grillparzer. Nur seine „Mcdea" ist Repcrtvirstück ans vielen große» Bühnen ge worden und geblieben. Freilich verdankt diese klassische Tragödie haiiptiächlich den Heroinen, die in der Titelrolle glänzen, die Große und Dauer ihrer Wirklingen. Tie Mcimnger nahmen nur die „Ahnnan" und das Fragment „Esther" ans. Aber bei deren Ahntraii- Äilfführung ist es mehr das Gruseln bei den Schanerszenen und daS Raffinement der Szenerie (Dekoration und BelcnchtiiiigSkünste) als die poetische Wirkungskraft oder die schöne Sprache, welche den Effekt vermitteln. „Sappho", „Des Meeres und der Liebe Wellen" und „Ter Traum ein Leben", welche die Vorzüge Grillparzers in ihrer vollen Bedeutung erkennen lasse», sind ani wenigsten bevorzugt worden. In dem Drama „Der Traum ein Leben" verwirrt Biele die Kühnheit des Dichters, anS der phaiitaftischen TaZiellinig eines Traumes eine Handlung zu entwickeln, welche so viel eniviüngliche Mitarbeit Vom Publikum verlangl. Wer nicht beharrlich den tiefen Sinn dieser Abbilder des Lebens verfolgt, wird nicht ;n vollem Ge nuß dieser dramatische» Gabe gelangen. Allen aber müssen oie geht und sentenzreiche Sprache, die sortreißendc Steigerung im Affekt des Helden und der Reichlhnm an stiiiimiuigkvollcn Szenen interessant sein. Das Drama zerfällt in zwei Abiheilmigen, von denen die erste (1. Akt) als Wirklichkeit für die Traliinhandlniiader zweiten (2. bis 4. Akt) charakteristischen Anhalt darbietct. Den thatlustigcn und ehrsüchtige» Jüngling Rnstan treibt ein nnwider- slelflichcr Drang nach Thatcn, Kamvs und Ehren hinaus ans dem idhllischcn Einerlei daheim. Tie Erfolge der Jagd genügen ihm nicht mehr; er fühlt sich stark genug, als Krieger und Held Ruhm zu erringen. Deshalb will er sich rücksichtslos und schloss von den Seinigcn trennen und aus Abenteuer auSgehen. Sein schwarzer Jaadgcnoß Zanga stachelt seine Ehrbegier an, noch mehr aber der Hohn eines Fremden, der den Hof von Samarkand gepriesen. Nur noch eine Nacht will Rnstan un Hause seines admalmenden Oheims bleiben. In dieser Nacht umfängt ihn ein Traum voll ansrrgendcr Ereignisse, in denen die kühnsten, ungestümsten Wünsche sich erfüllen, aber auch alle Gefahre» und Peinigungen, die Folgen von Lüge und F-revelthat, ihn bedränge». DerZnfall bringt ihn in die Lage, als Retter des von einer Schlange verfolgten Königs von Eamar kand zu gelten, obwohl ein anderer Schütze das Unthier erlegte. Letzteren erinordet er, um sei» Glück beim König sestzuhalten. Der König und dessen schöne Tochter Gülnare überbänscn den Aden teurer mi! Gunst beweisen, er wird Heerführer, Sieger und Bränli gam der Königstochter. Stets aber muß er vor Entdeckung seiner Lügen und Frevel zitlern. Die Leiche des wahren .Königsreilcrs wirb mit dem an Ruslan verschenkten Dolche in der Vrnst gefunden und der stumme Vater des Emiordeten fordert Gericht. Zanga, der schwarze, böse Nathgebcr Nnslan's, der bisher schon z» allen tteöel- thaten desselben angelricbcn hatte, beredet ihn, sich nn die Spitze des Heeres zu stellen, für sich selbst den Königsilirvn zu rauben. E»i gespenstiges altes Weib bringt einen Giftbecher, der mit dcm Königs- Pokale vertauscht wird. Ter König stirbt und seine Tochter Gülnarc erhebt Rustan zum Herrscher und Gemahl. Tann aber wird der stumme Rächer der Missethat aus dem Geflingniß befreit, gewinnt die Sprache wieder und bezeichnet Rnstan vor alle» Hoslcuten und Kriegern als Mörder de» Königs. Alle, außer Zanga. gegen welchen Rustan ebenfalls undankbar gewesen, verlassen den Verfolgte», der sich gedrängt von den Schaaren von derselben Brücke, wo er den ersten Mord beging, in die Fluthcn hinabstürzt. Schlag ans Schlag findet sich wieder bei dem treuen Oheim und der geliebten Mirza und entsagt nun dem wilden, unglückseligen Ehrgeize, um sorln» reines Glück, den Frieden des schuldlosen Herzens, zu genießen. — Nur ein Dichter wie Grillparzer tonnte das phantastiiche Tliinmge webe so fesselnd zum Aktionellen und so bühnengerecht gestatten. Der Gedankciunhalt in so schönem Sprachgewande, die Fülle des Charakteristischen in allen Personen und Personifikationen, der Reiz der dramatischen Erfindung »nd Entwickelung sind überaus gewin nend. Jceilich entspricht daS Phantasmagorische trotz der Poesie stille dem Geschmacke der Mehrzahl wenig. Die Einieitigkeil des Interesses für den Helden, durch dessen Empfindungen alle Traum gestalte» erst Zweck erhalten, schadet der Spannung. Die zuni Theil recht eindrucksvolle melodramatische Musik von Zwicker, welche in den Vorspielen nnnölhig breit auSgespvniien ist, erfüllt im Allae »leinrn ihren Zweck, ohne tiefere Bedeutung zu besitzen. — Mit Tank »nd Freude hat uns die Aufführung, welcher das füiistlerinhe Stteör» aller Mitwirkeiidril und die herrliche Ausstattung prächtige Wirlniig verliehen, erfüllt. Eine Rollenbesetzung, wie sie hier nie die drei wichligsten Partien. Rustan. Neger Zanga und den Kon», von Samarkand m den Herren Matkowsky. Grube uird Porti, ficp birlet. iimßle den Gcsainmterfolg nnßervrdeiitlich henünstigen. Glan zend hat wieder»!» Herr Maikvwsk» die Rieienaufgaüe als Ruslan be wältigt, indem rr ans dem Bollen und Ganzen des Dichters In tentioncn erfaßte und wiedergab. Konnle auch manche Uebrrfttu zung in der Rede, manche Uebertreibung des Spiels nicht unbe merkt bleiben, so traf doch der temperamentvolle Künstler in allen Wandlungen der Handlung und Stimmung das. woran» es Haupt sächlich antiU». Es war ein echter Grilloarzer-Rustan, leidenscha» sich, trotzig und empfindsam nach Wunsch. Ten mephistophelischen Reger Zanga, der vielfach an Jiesko's Mule» Hassan eiinnerl, individualimte Herr Grube in höchst wirksamer Weise. Seiner Redeweise ist allerdings die Reimsprache nicht ganz bequem: mancher der Verse verlor seineMusik bei dem hastigen Tempo. Ter geistige und theatralische Reiz der Rolle kam zu vollster Wirkung. Herr Porth hat seinen samarkandischen Traunikönia in jeder zfinsichk, soweit es eben in der Rolle lag, Interesse und Nachdrücklichkeit ver liehen. Er war es auch, der den gereimten Versen am meisten Vollklang rklid Klarheit der Betonung gab. Die Prinzessin Güiiiaie fand in Frl. v. Olnlr cine imposante Revräsentcmrin, welche glücklicher in den letzten Szenen, wo die Prinzessin energisch austritt, als Venn ersten Auftritt deklamirle und spielte. Für wuschen Ausdruck isl ihr Organ nicht sonor und schmelzreich genug. Die sanfte und treu herzige Mirza brachte Frl. Bieter mit ihrer natürlichen Aniiiiftb zu gejälligster Geltung Dagegen wollte Herrn Swovoda die Parlie des schlichten würdevollen Ohcmis Massud nicht liesviidcrs glücken, seinem Erinnhnnngstone haftete ein profaner Beigeschmack an. Zn de» besten Leistungen des Abends gehörte das unheimliche alle Weib, das Frl. Berg meisterhaft darslellte. Auch der alte stumme Kaleb, der Mann vom Felsen und Karkhan fanden in den Herren Walther, Bauer, und Dettmer passende Vertretung. Hoffentlich läßt der sterbende Mann vom Felsen den zur Anklage wichtigen Dolch nicht wieder, wie diesmal, vor der Zeit in's Wasser sinken. In der Ausstattung des Trcunas ist so viel Anziehendes und Schönes dar- geboteii, daß man schon deshalb auf weitere Zugkraft des Stückes rechnen dürfte. Bernhard eseuberlich. 7 Ter Gencralrnteiidant des Hvftheaters, NeichKgras Platen, wird seine Herbstserien erst am Sonntag antreten, nachdem er der Premiere des „Trompeter vonSäkkingen" am Sonnabend beigcwohut. '!' J»> N es i de n z t h e atc r wirb heute (Mittwoch) „Der Bettelstudent" gegeben. Morgen geht wiederum di« beliebte Operette „Nanon" in Szene. V Die von Herrn Organist Rißmann vorgestern Abend in der Anncnkirchc veranstaltete „ M n s r tat is ch c Gedenkfeier an die Weihe der Annenkirchen orgcl vor 100 Jahren" legte einerseits Zeugnis; daftir ab, das; Pie ist er Kaiser, der die Orgel einst gebaut, ein solides, danerhnstcs und schönes Werk damit gefchassen, sowie andererieftS, das; der Künstler, welcher ihre mannigfaltigen Stimme» an diesem Jnöiläunisabende zu der andächtigen Versamm lung sprechen ließ, den Orgelineislern unserer Stadl sich würdig an- reiht. Herr Rißmanir svrette unladelhaft und mit geschmackvoller Registrirung: 5sltinm>ae Fuge von I. S. Bach, Largo von Beethoven, Canon von Merkel, Abendlied von St. Heller und Variationen über „0 sauetissima" von P. Hitler. Auch die gesanglichen Beigaben, aiisgeftihrt vom Annenkirchenchor unter Leitung des Herrn Kantor Schling lind nttler Mitwirkung der Sopranistin Frau von Hagen- Tiwr», und des trefflichen Barftviiislen Herrn Kantor Witzinann ans Planen v. Tr., bolen so viel Gutes dar, so daß man allgemein be dauerte, die zum Besten des .Kircheiibaufonds veranstaltele Auffüh rung nicht noch zahlreicher hesnchl zu sehen. 's Mit einem glänzenden Programm werden am Sonnabend, dm 4. d., Abends wiederum die vielgrichätztcn Konzcrtc im Ge werbehanse beginnen. Kapellmeister Hermann Mannsseldt, der wiederum de» mil wahrer Knnsilcrschast geiiihrten und viewewälirim Herrfcherstab führt, hat seine .Kapelle ans 45 Mann verstärkt und wird, wie iminei, so auch in dieser Wintcriaison ans dem streiche der Töne Alles bringen, was groß und edel oder auch nur leicht und gefällig ist. Ter Eröffnungsabend der neuen Saison bringt cine Beethoven'sihc Sinfonie. -s Tie Meininger werden Milte November wieder im hie sigen R e s i d c n z th e n ter zu einem vicrwöchmtüchcn Gastspiele eintreffen. Diesmal werden sie „Wallensteiir", „Julirrs Cäsar", Fitger's „Here", „Miß Sarah Samphon" (hier noch neu) und „Maria Stuart" zur Aufführung bringen. f- Der bekannte Beschluß deS Bah r e u th er V crw a 1 tu n gS- ratl, es, näcbsteS Jahr den „Pmsisal" missallen zu lassen, findet in vielen .Kliiisilerkreisen Widerspruch und Mitzfallen. Nmnenllich ist aber der Künstler-Elite, die bisher in Bavrcuth wirkte, daran gelegen, den Auffchielninasheichlus; rückgängig zu machen und doch noch eine Aufführung im Jahre 1885 zu ermöglichen. Mitglieder der Wagner-Vereine werden ebenfalls dafür lebhaft plaidirm. V Tie bekannte Novellist,» E. Marlitt (Eugenie John) wor in ihrer Jnaendzcit eine lrichlige Opernsänger«» und als solche bei der Fürstin Maihilde von Schwarzbnrg Sondcrshanscn in besonderer Gunst. Dieselbe lnft seinerzeit auch bei der ersten Aufführung des „Prophet" in Sondershansen. im Jahre 1850, die Partie der Fides mit erheblichem Erfolg gesungen, wie aus Berichten von 18o0 in den „Signalen" (Leipzig) zu ersehen ist. 'ige Dichten ^ Der hiesige ter Skaegc »i a n u hat bei der Kgl. Hos- tl>calerinle»da„z rin Drama „ Earthe n" cingcrcicht, dem seitens mehrerer Sachkenner ein böehst günstiges Prognosliton bezüglich seiner Bühnenwirksamkeit gestellt wird. Auch der Chef des Knnst- institiitcs soll sein lebhaftes Jnlercsse an der Dichtung betimdet haben. -j- Die erste K a m m e r m r> s i k - S o irc e des Herrn Prof. Rnprwldi, gegeben von Herrn Pros. R.. besten Gcmichlin, Herrn Hausmann auü Berlin, den Herren Kaimnermusikern ElSinann und Ackermann »ntcr giftiger Mitwirkung des Herrn Baran v. Lilien- cron, findet in Braun's Hotel am 24. November statt. Billet- beftellungen nimmt die Musikalienhandlung von R. Bcnser (vorm. Friede!, Pragcrslraßc 16) entgegen. f- Die Dresdner Liedertafel hat mit ihrem Concert in Barchen, am Sonnabend, den 27. v. Ni., den dortigen Musik freunden eine» höchst willkommenen Genuß bereitet. Tie„Bautzncr Nachrichten" find deS Lobes voll und widmen den Sängern sowie ihre», Dirigenten eine scbr eingehende Würdigung der Vorträge: .Rees qum»s>,lc>" und ..8alve regina" von F. Schubert, „Cs muß doch Frühling werden" von Brambach, das Volkslied „Cü waren zwei Königsiinder", „Minnelied" von HanS Köhler, „Gruß" und Waldmorgen" von Reinhold Becker. Die strenge GefairgSdiseipliii, reine Fiitonallon, mustcrgiliige Aussprache und nflhmische Genauig keit werden sehr gerühmt. Auch den Solovorträgen des Herrn Grcger (Lieder von Rubinsicin. Brickicr, Nies und N. Becker) nnd Idem bekannten Soloquarielt UbUg, Curli, Wolssramm und Richter j wird wanne Anerkennung gezollt. Roch zu erwähnen ist der dem Herrn Dirigenten Reinbow Becker gespendete Lorveclkranz. 1- g» dn <?. Ä. Pau > > a's >llc » v c > li l> > l> l t v t >> r k, Mmiiistrazc 6, sind ei»nkir>isse» , Heims, P. es.: linier vcr Hrtcgsftttlliir des rriilschcu iijeichcs. BUdrr »»d Skizze» einer Wriireisc. »telcanx, Pros. tz.: Eine Rciic quer durch gnvic». Nordnn. Pi.: Pariser Prirkr. tkrlrr, vr. lll.: Deutsche Äeickichtr von vcr Urzeit bto zuni !»no»n»n dc> Mittelalter». III Pan». iSchlnjs ! Dahn, (s.; Waiitiiii. Siermauischc oiöttrr- n»v Hclvcui'nac». It. rilcil. Wacmutli, A.: Dir cktcktriziiai n»v ihre Pnnicuduiihk». ik»io«, g. : Bilder u»o dcm iilten »toni. !>!cnc '»oiiiauc: Dir spanischc» Brndcr. !>!ouia» a. d. lll. gahrhnudcrl. HrUce, c.'. »>a,!,i„Ia. Dclmaun, t>'.: gm Hochlandr. Erzitliiuiim». Illnainior, l». v. : so» Pruiarm. Ueiniti. cs. !».: X n Hortnrr. cc. i chata Moraana. .ciautckh, W.: Dir Aiti» «nv die Stcnrn. Grevillr, H. i Lkiavia. Historischer ittoma» nuo der Feil des Naiscro Ncro. Blnihae», P.: Der Prrusic. Echnbi», O.: Unicr »na. Halm. M.: tki» »vcivtichcr Promcthrul>. Telmann. Das Spiel ist onv. Wachcnlittse». H.: Pall-iklse. lsouiva,: An» der »lacht zum pich», tzola, ts. t i e» mz slöioz Uo Vvr-aiiios, Leroh-Peaulteu: ftu iwinme ü ?i»t ruusv. iXieoias iililutino.) Lteuio a»r In Nii-iso ot in Noioono xena»ut io rüe-n« >>yri< i!!»nlro ii. Ikonwah, H.: Na»N'i w ieoiiior. Hardts, DH.! ^ p»>r »l tiius >s>o»l>r l Di>» trmnnror'o I'rvutico!-. tkolerldt», V. N.: an L<tniro »rr. «i».
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