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- Erscheinungsdatum
- 1884-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188409305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-09
- Tag 1884-09-30
-
Monat
1884-09
-
Jahr
1884
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»L«r« k ««vMLEIsKHLKSS «L Merichtei wurden. ^ ^kinrm Privaibnese de- in einer dortigen Pension wohnende» VaronS v. Ä. auS Neapel von« 20. d. M. entnimmt das »Berl. Fr. Bb" folgende kensalionelle Mittheilungen: DieCholera- Tobten werden von dein Personal beraubt und die Kleide», trotz aller andesol,lenen Borsicht, weiter verkauft. — Ein Fremdenführer, der sieben Millionen im groben Palazzi (Mietykascrne) nur vom niederen Volk bewohnt, besitzen soll und dem in dem euren Hanse alle Einwohner mrSgestorben sind,-hat dasselbe zugeschlossen und gesagt, daß er den Erben nichts herauSgitbe, wenn sie nicht die rück ständige Miethe deckten — kurz, es ist ein Schauspiel, abschreckend, wie bei Easamicciola l Ich schreibe dies so ausführlich, daniit Sie es i», Publikum weiter verbreiten, denn es kann nicht genug in die Oeffentlichkeit kounnen, wie korruinpirt die große Welt ist. — Damit auch der Humor nicht fehlt, erzählt der „Padrvne", das; Biele zuni Bomiren einnehinen und sich mit Lumpe» zudecken, um als Cholera kranke Decken und Äeldunterstützungen zu bekommen! — Nachdem in Neapel die Cholera im Abnehmen begriffen ist. macht sich jetzt die Gefahr einer allgemeinen Hiurgersuvlh immer mehr geltcno. Süinmtliche Berichte stimme» darin überein, daß die Lage gar nicht schlimmer gedacht werden kann. Es fehlt jetzt schon am Nolhweu- digslen und wenn nicht sehr schnell Hilfe geschasst wird, tonnen wir in Neapel vielleicht »och schlimmere Dinge erleben, als die Cholera. In Palermo wurde am 20. d. ein gewisser Leonardo Ägusta gefangen genonunerr. der im November 1877 einen M ord begangen und dasür im Dezember 1878 ii» eoutumaeiaw zum Tode verur- lheilt worden war. Seit dem Morde war er flüchtig: vor zwei Mine» erfuhr man. das! er sich in Palermo anshalte. Aber erst jetzt gelang seine Getaiigennahme. Er wurde in seinem Schlafzimmer überrascht und wollte sich zuerst aus dem Fenster stürzen, gab es aber aus, als ihm von unten drei Nevolver enrgkgeimehalten wurden. Die Zabl der vom 27. bis zum 28. d. M in Genua an der Eholera erkrankten Personen betrügt lü. In Neavel kamen in der gleichen Zeit 123 Choleraerkrankungen und 64 EboleratodeSsälle vor. Gestern winden alle Wirtbsbauser militüriscd besetzt, um Aussckneitungen, wir sie gewöhnlich Sonntags Vorkommen, fern zu halten. Schweiz. Die Baseler Anarchisten verschwinden in aller Stille einer nach dem anderen. Die Ursache davon dürste einfach in der Thatsache zu mchen sein, dass den Herren der schweizerische Boden nachgerade etwas heiß zu werden beginnt. Die Anarchisten in Basel z. B. sind längst davon unterrichtet, daß die Regierung damit umgehc, sie ariszuweisen. Da ist eS wohl natürlich, wenn sie einer solchen Maßregel durch stille Abreise zu entgehen suchen. Was ihnen den Aufenthalt in Basel noch besonders verleidet, das ist der Uinsland, daß bei einzelnen Anarchisten fast in jeder Woche Haus suchung stattfindet. Den jüngsten Verhaftungen von Anarchisten in Baiel und Zürich lag die Besürchtnug zu Grunde, cs sei für die Eröffnung der Arlbergbahn ein anarchistisches Attentat geplant. Die Verhaftung der entschlossensten anarchistischen Führer soll die Aus führung desselben verhindert habe». Verschiedene Blätter behaupten, daß sich unter den in Liestal verhafteten Anarchisten auch ein ..deutscher Pvlizeiagent" befindet, der von der Polizei bis in die listigste Zeit namhaste Gcldunterstütznngen empfing. Belaie«. In Brüssel fand eine Generalversammlung des liberalen Vereins statt, um die Mittel des Widerstandes gegen das Schulgesetz zu berathen. Der Deputirte Ianion ermahnte die liberale Partei angesichts der nahe bevorslchendcn Kommunalivahlen zur Einigkeit. Gablet machte Vorschläge zur Organisation des Widerstandes gegen dag Schulgesetz, die großen Äesitzthümer der religiösen Korporationen müßten sür den Unterricht verwendet wer den. das Losungswort der Liberalen sei „Trennung der Kirche vom Staat!" — Sodann fand ini Börseistaale eine Kundgebung zu Ehren des Bürgermeisters BulS statt, wobei mehrere Redner den selben beglückwünschten, iveil er dieInterventio» des Militärs vcr- bindert babe. ES wurde dem Bürgermeister eine Ehrenschürpe and eine Büste überreicht. Dieser dankte für diese Zeichen der Suiiipa- thie, welche nicht seiner Person, sondern dem Repräsentanten der kommunalen Selbstständigkeit und der Freiheit des Unter richts gälte». In einer Rede beim Banket zu Ehren des Chefredakteurs deS „Hondelsblad" zu Antwerpen Zagte der Minister des Innern, ein hervorragender Klerikaler: Die Revision des Schulgesetzes bildete einen Tbeil unseres WahlprogrammS; die Gegner könnten nicht bebauvten, daß rhr Recht und ihre Freiheit verletzt worden seien. Die Gegner richteten den Unterricht in den Gemeinden, wo sie Herren waren, nach ihren, Belieben ein: sic werden »un nicht mebr da herrschen, wo wir die Majorität haben. Wir werden aber die Gewalt nicht mißbrauchen und stets die Freibeit vor Augen baben, auch daS Provinztalkommunalgesetz wahrbaft freisinnig revidircn lasten: es wird daher den Gegnern nicht gelinge», eine Acndcrung der öffentlichen Meinung herdeizuführen. England. Der Kongo-Distriktsverein in Liverpool machte in seiner jüngsten Sitzung die deutschen Gebietserwerbungen in Westafrika zum Gegenstand einer Debatte und es wurde der ein stimmige Beschluß gefaßt, eine Petition an daS auswärtige Amt über die Angelegenheit, insbesondere in Bezug ans die Herstellung eines deutschen Protektorates über den Fluß Kamerun zu richten. Fm Laufe der Debatte wurde hcrvvrgehobe», daß die deutsche Re gierung den wirklichen Thatbestand in Betreff des Kamerun vor dessen Annexion nicht kannte und daß cs seitens der britischen Re gierung nur notbwendig sein würde, die Angelegenheit zur Kennt- iiiß des Fürsten Bismarck zu bringen, uni die deutsche Regierung zu veranlassen, alle Ansprüche aus das Territorium aufzugeben. — Wir hätten die sonst so praktische» Engländer einer solchen Naivetät nicht für sähig gehalten. Den Appetit auf Kamerun wird sich John Bull wohl oder übel vergehen lassen müssen. Die „Times" veröffentlichen Brüse ihres Korrespodcnten in Ehart um, welche bis zum 31. Juli reichen und die jüngsten Erfolge des Generals Gorvon über die Rebellen, sowie die Aus hebung der Belagerung von Cbartum volltnbaltlich bestätigen. Der Verlust der Garnison seit dem 17. März d. I. beträgt 700 Todte-, der Oberst Stewart wurde verwundet. — Ferner tclegraphirt man den „Times" auS Hongkong vom 28. September, daß die Fran zosen 2 englische HandelSdampscr in dein Formosakanai angchaltcn und durchsucht haben. Algier. In Oran sind sechs cholerabcrdächtige Er krankungen vorgekommen. Tee von Cochinchina dorthin gekommene Dampfer „Abd el-Kader" aus welchem zwei Todesfälle vorgekommen sind, ist in Bona einer Ouarantaine unterzogen worden. Orlk.-Loir. vom 20. Scptbr. Pari s. IV. „Staatsmann der Hungersnoth", so betitelt die heutige Nation Jules Fern, und erläutert dies weiter, indem sie auf die Vorgänge in Lyon hiiiweist: „Fern, hat mehr gethan, als die französische Flagge und die Finanzen des Landes zu kvmpromittiren; er hat mehr gctha», als Frankreich z»i» Spielball der Launen Englands und Egyptens zu machen; er hat mehr gethan, die nationale Ehre zu konipromittiren durch seine infamen Koketterien mit Deutschland; er hat zerstört, was von republikanischen Prinzipien übrig blieb. Langsam hatte man die Handels- uni» ökonomische Freiheit erworben. Um sein zerrissenes Portefeuille zu flicken hat er die Hilfe der Bauern nvthig; erschlägt daher in seiner Ungeheuerlichkeit eine Erhöhung des Getreidezvlls vor. Um die Stimine der Landbevölkerung zu gewinnen, erhöht er die Brodpreise der Stadtarbeiter. Und wenn diese sich an ihn wenden, was geschieht? Nichts, absolut gar nichts — als daß er den Minister des Innen, beauftragt, einige schöne Worte schreiben zu lassen... es ist eine infame Politik, die den Zwiespalt zwischen Stadt und Land nur noch mehr schärst, eine Politik der Femdschast undHungersnoth!" Im gleichen Sinne änßern sich die übrigen Oppositionsblätter, die Reaierungsorgane innoriren die inneren Kalamitäten des Landes vollständig und beschäftigen sich blos mit den egyptischen Schuldsragen, die wirklich zu ministeriellen Schnld- iragcn aufgebauscht sind. Verhandlungen sind eingeleitet zwischen Frankreich und der Türkei, um den Handelsvertrag beider Länder einer Berbefferung zu unterwerfen. Es handelt stich darum, den spezifischen Eingangszoll von 8 Proz., der alle französischen Maaren, welche im Bereich des ottomanischcn Reiches eingesührt werde», trifft, durch einen Zoll aä valorom von 8 Proz. zu ersetzen. Diese Substitution, welche dem französischen Handel günstig sein soll, ist von dem Kabinet in Koilstantinopei angenommen worden- cs ist nur nöthig, sich über die Details zu verständigen, was keine Schwie rigkeiten voraussetzt, — Der Munizipalrath von Paris wird sich ,n seiner nächsten Sitzung mit der Verminderung der Droschkcntaxe ans l Frank, für eine Fahrt anstatt 2 Francs beichäsligcn, auch soll die Miethe für einen Wagen auf eine Stunde nur 2 Frcs. 50 anstatt 8 Frcs. 50 betragen: doch zweifelt man, daß diese Maßregel, so angenehm sie wäre, durchdringen wird. — Ehe die Reservisten des 0. Linienrcgimcnts ihren häuslichen Herd wieder aufsuchten, habe» sie eine Theatervorstellung zum Besten der Verwundeten in Tonkina gegeben und ist der Ertrag von 460 Francs der „Union E V»«««»«» Sette W — a» »». «B-Swoer 1V»4 unzureichend gewesen sein, der Dienst über die Gebühr anstrengenv, so daß Biele krank geworden sind, und erzählte mir ein Theilhaber der Manöver bei Laval (Mayenne), daß die Intendantur so eilig gewesen sei. Alles in Ordnung zu haben, daß an, letzten Tage die Leute, nachdem sie von einem llstündigen Marsche heimkame», keine Betten mehr versanden^ die Kissen und Decken waren auch schon verpackt, so daß sie aut bloßen Dielen schlafen mußten. — Prinz Viktor Napoleon hat gestern in Beaumarchais aus der prachtvollen Besitzung Ehausson's, Schwiegervater des Baron Leavnx, einer der Intimsten" des ehem. ..Cercle de l'iinperatrice"gejagt. Die Soiröe, die daraus folgte, war sehr glänzend und mehr als >00 Einladungen dazu ergangen. Die Baronin Legano, welche zu Pferde Theil an der Jagd genommen, sang Stellen aus der von »hr komponirten Oper „Jovi", die diesen Winter i», Theatre italien vorgetragen werden wird und ihr Gemahl und der Baron las aus seinem noch uilgedriickten Buch Panoplie mehrere Gedichte, die ihres bonavar- tistisch-patriotischen Inhaltes halber allgemeinen Beifall fanden. Prinz Äiktor hatte Alle durch seine Liebenswürdigkeit entzückt, die mit ihm in Berührung kamr». — Timermann, sranz. Verwalter der egyptischen Eisenbahnen, augenblicklich in Paris aus Urlaub, hat per Telegraph einen Protest an den Fiuanzminister geschickt, betreffs des Dekretes über Amortisiruiig der Schuld von 8000 Psd. Sterl. Mr. Timermann wird in den nächsten Tagen über Wien nach Egypten fahren. — Zwischen Ereil und Lianeourt ist der von Brüssel nach Paris fahrende Schnellzug, der hier Morgens 4 Uhr 35 Btt», ankvmmeu soll, entgleist; 3 Waggons, darunter der Postwagen, sind zerbrochen, der Heizer, von de»» Stoß von der Maschine geschleudert, blieb sofort todt, der Maschinensührer ist übersahren und dem Zug- iührer sind beide Beine abgerissen. Vier Passagiere sind schwer, ll leicht verwundet. Der Zag traf in Paris erst »in 8 Uhr 48 Min. ei», die Ursachen des Unglücks sind »»hekannt. — Dein heutigen Mniisterrath wohnten jämnitliche Minister bei, selbst Waldeck- Rviisseau war trotz seines Gliedcrrheuinatisiims erschienen. Es wurde beschlossen, daß ein Dekret dein Priisidenten der Republik zur Unterzeichnung voraeleat werden soll, behufs Einberufung ver Kammern für den 14. Oktober. Sodann wurde die Depesche des Admirals Courbet verlesen, in der derselbe mittheilt, daß er nicht nur die Verstärkungen, welche ihm geschickt sind, erhalten hat, sondern daß auch seine Konzentrationsbewegnng vollendet sei, er wird also die vor einiger Zeit bereits gemeldeten Manöver nusführen, wenn China sich nicht entgegenkommender zeigt. Was Egypten betrifft, so hat die Regierung keine Miltheilungen bis jetzt von ganzen oder tbeilweisen Veränderungen des eayvtffchen KabinetS erhalten. Es ist daher entschlossen, den Eindruck der Pwtcstatwn NubarPascha's abzuwarten und mir ansmerlsam den Gang der Angelegenheiten, der sich ans die Anwrtisirnng der egyptischen Schuld beziehe, zu verfolgen, im Einverständniß mit den anderen Großmächten, besonders Deutschland. Zum Schluß theilte der Finanzmmister mit, daß er in der Budgetkommissivn weitgehende Erklärungen über die beab sichtigten Ersparnisse, die 50 Millionen zum miiidcsten betragen sollen, geben wird. Paris, 27. September. (O -C.) Ter „Tclegravhe" meldet heute von der dcutsch-sranzösischen Entente, day Fürst Bismarck sich unendliche Mühe gegeben batte, die Annäherung zu Stande zu bringen und anscheinend auch Deutschland die Kosten dieser neuen Allianz tragen lasse. Doch warnt dieselbe Zeitung auch gleichzeitig vor der Heimtücke des deutschcn Kanzlers, der Ferry und durch ihn Frankreich zum Sklaven seines Ehrgeizes machen will. „Laßt Bismarck noch so viel sagen als er will und seine Reptilien es auSposaunen, daß eine Annäherung und Intimität zwischen den beiden Staaten möglich ist, wir glauben cs nicht, so lange Elsaß-Lothringen nicht wieder französisch ist, und unsere ganze Nation thcilt den Zweifel, denn das Bnndniß mit den Söhnen der Hölle Germanien ist noch Allen schädlich geweien, die es einaeaange» sind — Italien siebtes jetzt wieder! Jeoer freie Wille wirb dadurch gehemmt, jede gesunde Entwickelung im Keim erstickt und anstatt des Fortschritts derCivi- lisation werden Geiangeneiikettcn dem Volk zum Danaergeschenk ge macht." Freundschaftlich klingt dieser Artikel sür Tentschland aller dings nicht, doch Unrecht hat er nicht in Bezug aus die Stimmung der französischen Nation, sowohl der oberen wie der unteren Volks schichten, über diese neue Entente, und sehe ich es als ein großes Unrecht an. wenn sich Jemand in Deutschland darüber Illusionen macht. Wir hier sind an die täglichen Traeasserien und Wider wärtigkeiten. die aus dem Umstand unserer Nationalität hervvrgehen, so gewöhnt, daß man sie gar nicht mehr beachtet und noch weniger darüber schreibt, eS würde sonst immer dasselbe sein, jedoch ganz darüber zu schweigen, oder gar im entgegengesetzten wahrbeitsmidrigen Sinne zu berichte», fände ich geradezu sträflich, weil die Meinung der Leser dadurch aus eine unrichtige kFährte gebracht wird. Nach 14 Jahren ist Frankreich noch dasselbe unversöhnlich e. DaS ist die Wahrheit I — Den verschieden erneuert anstauchenden Ge rächten von „Dynamiteurs" zufolge, die chre gefährlichen Materialien von Calais nach Dover bringen, wird von jetzt ab ein englischer Detektiv jedes Schiff, das zwischen beiden Städten fährt, begleiten. — Mr. Emaiiuel Ärenne, der korsikanische Deputirte und politische Schriftsteller, welcher in letzter Zeit noch während des Kongresses der Gegenstand heftiger Angriffe war, wegen seiner Bctheiliaung an gewissen Finanzoperationen, war besonders vom „Radical" scharf vernrtheilt morden, ohne daß sich für ihn eine Gelegenheit zur Rache geboten hätte. Nun veröffentlichte vorgestern Mr. Georges Lefövrc in genannter Zeilung eine Revue über die neuen korsika- nischen Bücher. Tie Korsika»« in Paris sahen darin einen Angriff aus Korsikas Frauen und durch Ärenne ausgebetzt, begaben sich ihrer 20 i» die Redaktion des „Radikale" uni Erklärungen zu ver langen und sich eventuell mit Lefövre zu schießen. Derselbe publizirte am nächste» Morgen, daß er durchaus nicht die Absicht gehabt habe, die Korsikaneriimcii zu beleidigen. Mit dieser Erklärung war aber Ärenne nicht zufrieden, er insültirtc in Paris Lesövre auf das Gröb lichste, nannte ihn einen erbärmlichen Wicht und Feigling und dergl. mehr. Der Angegriffene erachtete es jedoch unter seiner Würde, zu antworten und erschien dann an diesem Morgen Ärenne in Be gleitung seines Cousins Bonfati, ehcmal. Souspräfekt von Corte und mehrerer anderer Korsikaner, Alle bewaffnet, in der Redaktion des „Radical" und schoß Ärenne zweimal ans Lesöbre, ohne ihn jedoch zu treffen: sofort stürzten sich die andere» Redakteure des „Nadieal" auf die Korsikaner. die ihren Freunden beistanden, cs war ein furchtbares Handaemenge, das mit Verhaftung der Attentäter endigte. — Die Ursachen der in der Borsladt Clichy herrschenden Cholera sind dieselben wie in Toulon. Die größte Uusaubcrkeit yen'scht; über 1800 Lumpensammler wohnen auf eine» Raum zu- lammciigedrängt. der kaum sür 500 Personen genügend ist. Die Lust ist daher schlecht im höchsten Grade und findet man auf 100 Menschen kaum einen Abort; dazu sind die Speicher der Lumpen sammler in umnittelbarster Nähe; cs ist ein Wunder, daß die Epidemie nicht mehr um sich greift; heute starben nur 8 Personen. Ter Typhus hat in St. Ouen 40 weitere Opfer gefordert, trotzdem hat die L-terlilichkeit in dieser Woche in Paris, die geringste Ziffer des Jahres (926), erreicht. 4 Unsere am Sonnabend abgedrnckte Mittbeilung über di« An- ang deS Herrn Kapellmeisters Haaen ist dahin richtig zu ellen, daß die Anstellung desselben als Kgl. Kapellmeister (mit dem "ehalt und den Funktionen eines solchen) bereits erfolgt und der gl. Kapelle durch Cirkular mitgetheilt worden ist. Demnach war von einem Engagement auf weitere 2 Jahre nicht die Rede. Aller- - die Wist *"> - ding- ist d zweijährigen Probezeit ividermssich, 1. Axril m J^ak,. telliing bis zum Ablaus der vor , ,, pch letztere läuft schon äm Feuilleton. 4 Im Residenz theater eröffnet heute (Dienstag) Frl. Martha Berger vom Stadttheater in Lübeck ein aus Engagement abzielendes Gastspiel als Ninon in der Operette „NaiionR An demselben Abend tritt Herrr Entresser zum ersten Male als Hektar (bisher von Herrn Berla vertreten) ans. Um den ncuaiigagirteil Mitglieder» Gelegenheit zu geben, sich in verschiedenen Rollen dem Publikum vorzustelle», werden die „Ncinon"-Ailfsührnnacn unter brochen und es kommen noch in dieser Woche „Bettelstubeiit" und „Gasparone" zur Ausführung. 4 Mit de», heutigen Concerte im König!. Belvcdöre schließt die Mann sfeldt'sche Kapelle die Sommersaison. Ein sehr reichbaltigeS Programm bietet den Hörern noch zum Scbluffe recht Anziehendes, z. B. die Tell-Ouverture, Tondildcr aus der „Walküre, die Oberon - Ouvertüre, Pilgcrchor und Lied an den Abendstcrn aus „Tannbäuser". an Solovorträgcn ein Clarinctten-Solo (Adagio von Bcctboven), vorgetragen von -Herrn Lange und „Lebewobl", Concertpoika für Cornct ff Piston, vor- getragcn von Herrn Werner, ,c. re. si In dem herrlichen Dome zu Meiße n findet heute eine geistliche Aufführung zu Ehren der dort versammelten Mitglieder des Kantoren- und Organistcnvcreins der Kreishauplniannschast Dresden Nachmittags '/-4 Ubr statt. 4 Eine schwedische Altistin, Frl Zulainith Wellandcr. wird in nächster Zeit am Kgl. Hostheatcr gastircn, wahrscheinlich zuerst als Azuzena im „Troubadour". 4 Der Direktor des Berliner Zeughauses, Herr Geh. Nach Pros, flr. Hcrrmann Weiß, Verfasser des ausgezeichneten Werkes über „Kvstümkunde", ist zum Ehrenmitglied der Universität in Kiew ernannt worden. v „Der Raub der Sabinerinnen", Schwank von Franz und Paul von Schöntha», hat am 27. d. im Wallnertheater zu Berlin bei der Premiere einen großen Erfolg davongetraae», wobei die Herren Thomas, Gnlhery und Blencke, die Damen Carlsen. Odilon und Mever sich besonders auszeichneten. 4 Die Meininger werden am 12. Oktober ihr Berliner Gastspiel abschließen und dann nach Breslau zu einem Gastspiel- Cykliis im dortigen Lobetbeater Ubersiedeln. v Friedrich Spielhagen' s Schauspiel „Gerettet" hat, wie das „Berl. Tgbl." berichtet, bei der Aufführung an, 27. d. iin Berliner Belle-Aluanee-Theater dem distinauirten Publikum keine volle Besricdiguna gewährt. „Man ließ sich durch die ausgezeichnete Darstellung von Franziska Ellmeilreich erwärmen und rief nach der Schlußszene des 3. Aktes auch den Dichter hervor, aber zu einem rechten poetischen Genießen konute man nicht kviiunen, weil das Stück unter einer namenlos verworrenen Handlung leidet. Es ist ans einer Vorgeschichte ausgebant, von der man wichtige Theile erst am Schlüsse erfährt. Um de» ersten Akt zü verstehen, muß mau den letzten schon kenne»; um den dritte» zu erfasse», muß man in den zweite» zurückblätter». und znm Ueberfluß bedienen sich alle Personen einer bilderreichen Schriftsprache, welche selbst die ein fachen Dinge durch überladene Gleichnißreden dunkel macht." 4 Der Direktor des Berliner Viltoria-TheaterS, Herr Scheren berg, hat sür 9000 FrcS das Eigenthumsrecht einer m Paris viel bewunderte» neuen Erfindung ans dem Gebiete der theatra lischen Ansstattungstechnik erworben. Es handelt sich um einen lebenden elektrischen Kandelaber, der sich aus 22 Personen zusammensetzt. Herr Direktor Scherenherg hat für Deutsch land und Belgien das Äeheimniß der Erfindung und alle dazu ge hörigen elektrischen Apparate und Schmuckgcgenstände erworben. 4 Im Theater an der Wien findet am Mittwoch, den 15. Okt., zur Feier des 40sähr!gen Dirigenten-Jubiläums von Johann Strauß eine Jestvorstelluiig statt; es werden ein Akt ans der „Nacht in Venedig" und zwei Akte aus der „Fledermaus" zur Aufführung gelangen. Im zweiten Akte der Fledermaus wird die bunte Ball- aesellichast des Prinzen Orlowsky, welche sollst in ihrer indifferenten Maskenkvstniniriiiig kam» Beachtung findet, diesmal dadurch intcr essantcr, daß die charakteristischen Figuren a»S sämmtlichcn L-trauß- sche» Operetten auf der Bildfläche erscheine». 4 In Wien eröffnete daS Theater in der Josefstadt die Saison mit der Premiere eines neuen Volksstückes „Das Erbe des Wuche rers" von Karl Costa, das beifälligste Ausnahme fand. Das Wiener Publikum, sonst gewiß nicht für tiefernste Dramen eingenommen, folgte der znm Theil mit tragischem Inhalt ansgestatteten Handlung mit großem Interesse und ergötzte sich an den komischen Episoden nach.HerzenSlnst. 4 Am 27. d. wurde in P est das neue Opernhaus in feierlich ster Weise eröffnet. Ter Kaiser und „Nugarnkvnig" Franz Josef liebst der Frau Erzherzogin Elotildc wohnten der Festvorstellung bei, wurden vom Ministerpräsidenten Tisza und dem Intendanten Baron Podmaniezkn in die Hofloge geleitet und beim Erscheinen vom Publikum enthusiastisch begrüßt. Ein Akt aus der nationalen Oper „Bancban" eröffnete die Aufführung, dann folgte die Ouver türe zur Oper „Hunyadh Laszlo" von Erkcl und zum Schluß ein Akt aus „Lohengrin" — allerdings eine recht wunderliche Zusammen setzung. Der Prachtbau des neuen Operiihauses ist imt größtem Komfort und seinstein Geschmack cmsgestattet, auch bat sich die Akustik als ganz ausgezeichnet erwiesen. Die Mitwirkenven und das Or chester unter Leitung des greisen Komponisten Franz Erkel leisteten Vorzügliches und fanden volle Anerkennung. Am meisten freilich lenkte sich die Aufmerksamkeit auf die .Hofloge, das glänzende Logen- publikum und aus die Balleteinlage, die durch die Pracht der Kostüme Bewunderung erregte. 4 Der Dresdner Tonkünftler - Verei n hat jetzt seine» von» Vorstand erstatteten Bericht vom 30. Vereinsjahre (Ende Mai 1888 bis Ende Mai 1881) hcrausgegeben. Die Gesammtzahl der Mitglieder hat sich wieder um 25 vermehrt und beträgt letzt 488 (im Porjahre 463), von denen 199 ordentliche (darunter 14 Ehren mitglieder), 12 auswärtige, 268 außerordentliche und im Ganzen (eiiychl. der erwähnten 141 23 Ehrenmitglieder sind. Es fanden eine oldentliche und eine außerordentliche Gcneralversaininlnng, 5 Vor- standssibnngen, 12 Uebungsabende und 4 Produklionsabende statt. Bei den NebungSabenden sind nicht weniger als 42 Novitäten zum ersten Male anfgesührt worden und die Produktionsabende brachten 15 Tonstücke «Novitäten) znm ersten Male zu Gehör. In der Vereins-Chronik ist des 25jährigen Jubiläums des Ehrenmitgliedes Herrn Hosorganisten Meckel, einiger mitwirkenden Gäste (z. B. der Herren Gricg, Pohlia und R. Strauß), des Todes von Rob. Volk mann, welchem ein Lorbeerkran; des Vereins aus das Grab gelegt wurde, der Jubiläen der Herren Prof. Döring und Kammermusikus Hiebcudahl, der LiSztseicr, der Ernennung des Dr. Brahms zum Ehrenmitgliede und der Generalvcrsainmluiigen des Vereins Erwäh nung gethan. Ter Nvtenschatz (Bibliothek) des Vereins ist um 104 Nummern (39 vom Verein angekauft, 65 Geschenke) bereichert worden. Im Vorstand ist keine Veränderung eingetreten. 4 Der hiesige Krenzsch ulchor hat am Freitag, d. 26. d., zum Besten des Alumnensonds in der rochen Schänke zu Döhlen ein Konzert gegeben, das gut besucht war und lebhaften Anklang fand. Es wurden Gcsangslverke bo» Hauptinaiiii, Haydn, Jeiiscn, Lachner, Mendelssohn, Gumbcrt, Rietz, Riedel, Werinnnn u. Ä. mit großer Akkuratesse und recht stiminuiigsvoll vorgetragen. 4 An dem Hause Nr. 8 in der Opeurgassc zu Wien, in welchem Heinrich Laube über ein Jahrzehnt wohnte, wird auf Wunsch und Kosten einiger Schriftsteller Wiens eine Gedenktafel an gebracht werden. 4 Bei der Direktion des Leipziger Stadtlhcatcrs hat der nam haste Komponist Robert Schwalm in Königsberg eine neue dreiaktige große Oper „Jrauciilob" eingercicht. Derselbe ist An bänger Richard Wagner's und wird wobl auch in seiner Opern« komposition diese Richtung nicht verleugnet babe». 4 Der Intendant der Hosvper in Pest, Baron Podmaniczky, hat Liszt' s „Königshhmiie". mit welcher die ungarische Hosovcr eröffnet werden sollte, aus dem Grunde abgelehnt, weil sich dieselbe an Revolutivnslieder anlehiie. Man darf wohl fragen, an welche Natioualiieder sich Liszt hätte „anlehnen" sollen, wem, er die so genannten „RebolutionSlieder", die eben ungarisch patriotische sind, hätte ganz ignvrircn wolle», um kein Bedenke» beiden „Königlichen" zu erregen. Selbstverständlich hat die sonderbare Ablehnung den Komponisten sehr verletzt. Liszt hat erklärt, memals wieder das Ungarland betreten zu wollen. Er wird sich auch in Deutschland (Weimar) stets heimischer sichle», als dort nnter den Magyaren, da ihn so Vieles mit de» künstlerischen Interessen Deutschlands auf's Innigste verknüpft hat und er auch nirgends mehr verehrt wird, als bei uns in Tentichland. 4 Der Wiener Reichvtagsabgeordncte Richter und einige andere Verehrer Hamerlings haben einen Aufruf an die Bewohner des Waldviertels »lit der Aufforderung erlassen, „Robert Hamer- ling, den berühmten Sohn des Waldviertels", ein Denkmal zu errichte». Selten genug kommt der Fall vor, daß einem lebenden Dichter ei» Denkmal gcicht wird. 4 In Eisenach wurden am Sonntag in Gegenwart der Prin zessin von Meiningen. Liszt's, einer Deputation aus London und zahlreicher a»derer Tbeilnehmer das Bach denk mal enthüllt. Archidiakomls Kieser hielt die Festrede, woraus die (Übergabe des Denkmals an die Stadl erfolgte. 4 Die bisher in Naunihlirg und Hatte mit Bei,all aufgenom- mene Oper „Der Gang nach dem Eisenhammer" von Claudius (aus dessen Nachlaß) hat auch das lebhafte Jntcresse des Herrn Direktor Pollini erregt, welcher den Clandins'ichc» Erben die Offerte machte, ihm das alleinige Aufführungsrecht sür Deutschland nicht nur van dieser Oper, sondern auch von drei anderen Clau- dlus'schcn Werken „Aiadin", „Arion" und „Bezähmte Wideripen- fligc" gegen namhaste Entschädigung zu überlassen. 4 Die Philharmonie in Berlin eröffnet heute mit einem groben Concerte vor einem cingeladcnen Publikum (es sollen 2000 Cmladunac» ersoffst sein) die Saison. Bei diesem Coneect wirkt auch die Violinvirtuosin Arma Senirah mit. Das erste öffentliche Philharmonische Conccrt findet morgen (1. Oktober) statt. 4 Das schon Irnhcr angekttndigte Concert des .Herrn Vr. Krückl wird um 17. Oktober ii» Börseniaalc unter Mitwirkung der rühnilichst bekannten Pianistin Frl. Großcurth flattiindcn. Billetbestellungen nimmt Herr R. Benser (vorm. Friedel'sche Hos« musikalieiihandiung) von Montag de» 29. d. ab entgegen.
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