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- Erscheinungsdatum
- 1884-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188408085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-08
- Tag 1884-08-08
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Monat
1884-08
-
Jahr
1884
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«r.»»» — Ssits » — einzusetzenden Kommission bestehen und außerdem „adovtirte", d. h., klerikale Lehrer der freien Schulen. Letztere haben weder ein Era« me» (!) nachzumachen, noch leisten sie den E>d. Endlich sollen die jenigen Lehrer, die seit 187» unter der Herrschaft des bisherigen Schulgesetzes wegen mangelnder Ivisseinchasllicher Kenntnisse ent lassen worden sind, vorzugsweise Berücksichtigung finden, auch ihnen die Jahre, wo sie unbeschäftigt waren, bei der Pension angerecknet werden. Das einzige liberale Mitglied der Kommission, der frühere Minister des Innern. Roli», beschränkte sich daraus, da >a der Beschluß der Kommission un Burnus sesisand, einen energischen Protest gegen das neue Schulgesetz, das er als weit über das Gesetz von 1842 hinansgehend, als „schlecht, gewaltsam und ungerecht" bezeichnet«, zu erheben und sich aller weiteren Anträge zu enthalten. Die Reprüsentanlenkanuner begann am Mittwoch die Beralbung der Vorlage über die Wiederherstellung diploniati scher Be ziehungen zum päpstlichen Stuhl, welche von Fröre Orkan und Bora bekämpft wurde, während der Ministerpräsident Malou und Moreau für dieselbe emtratcn. Die Bcratlning wurde schließlich vertagt. Als nach dem Schlüsse der Sitzung die Deputirten das Kammergebäude verließen, wurden die katholischen Deputirten von einer großen Vollsmenge, die sich vor dem Gebäude angesanunelt hatte, init Meise» und lärmenden Zurusen empsanae», ein anderer Theil der Volksmenge cmpsing die liberalen Deputirten mit Meisen und Schreien. Die Polizei zerstreute die Mcnge und nahm mehrere Verhaftungen vor. Siutztand. Das „Journal de St. Pvtcrsbourg" erklärt gegen über den Meldungen französischer und belgischer Zeitungen von dem Auftreten epidemischer Krankheiten in Rußland, daß weder in Petersburg, noch in irgend einer anderen Stadt Rußlands die Eholera herrsche. Wenn von dem Auftreten einer sibirische» Pest in Rußland gesprochen werde, so liege eine Verwechslung mit der Rinderpest vor. Menschen seien an einer pestartigen Kranlheit nicht gestorben. Türkei. Jüngst berichteten wir von der Gefangen»« h m e des unaarischcn Staatsangehörigen und Beamten des Baron Hirsch, Herrn Binder, der von rumelischen Räubern zum zweiten Male gefangen genommen wurde. Nachrichten ans Ostrumelien besagen, daß die Räuber für die Freilassung Bindcr's nicht 1000, sondern 5000 Psd. " 115,000 Francs verlangen und zwar von der tzirsch- schen Gesellschaft, in deren Dienste» Binder stand. Weiteres ist über sein Schicksal Nichts zu erfahren. Unterdessen haben sich griechische Banditen bei Rodosto munter gerührt und einen noch besseren Fang aethan. Ein Engländer wiegt in den Augen der Räuber allemal schwerer als ein svnsliger gewöhnlicher Europäer, kommt aber noch dazu, daß der Vater des Geraubten Mr. Dussi englischer Vizekonsul und Überbein noch italienischer Konsulatsagent ist, so kann man der Geschäftskunde der Räuber eine gewisse Anerkennung nicht versagen. Diele verlangen auch sofort 2000, nach anderer Mittheiluna gar 7000 Psd. St. Löscgelv und drohen mit Marter und Kopfabschneiden ihres Ovsers, wenn man sie verfolge. England. Tw Birminahamer Dynamitverschwörer Taly, Egan und M'Tonnell standen dieser Tage vor den Assisen in Warwick, angeklaat des Hochverrathes und ungesetzlichen Besitzes von Tynamil und anderen Sprengstoffen. Ter Generalprvkurator legte den Geschworenen den Lach verholt ausführlich dar und er mangelte nicht, bezüglich dcS letztgenannten Angeklagten zu erwäh nen, daß derselbe sich nach seinem eigenen Geständnisse 1879 des Hochvcrraths schuldig gemacht habe, aber seit jener Zeit, wie nach- gewwsen worden ist, ein tadelloses, ehrliches Leben geführt habe. Tie Ausgabe der Geschworenen würde sich daher auf Taly und Egon beschränken. Man erinnert sich, als Dal» verhaftet wurde, mehrere Dnuamilbomben bei ihm vocgefuuden wurden, und in dem Garten t'rsitrrss ckoa 8« ^uxust 1884 Royer's. Das zu berathende Reglement von 1849 (dasselbe wiedas von 1791 mit ganz unbedeutenden Aenderunaen) verlangt, daß, wenn die Ernennung der Kommissionen durch Listenskrntinium erfolgt ist, eS ohne Debatte genehmigt werden soll. Le Roher besteigt den Präsidentenstuhl, er sowohl wie die andern Mitglieder des Bureaus rnd in Frack und weißer Halsbinde. Elemenceau geht zu ihm und pricht mit ihm einige Augenblicke: dann erhebt sich der Präsident, >ie Diener schreien um Ruhe, der Lärm ans den Bänken ist uner träglich, der Präsident läutet unrsvust — das Getöse dauert fort — es ist Isiü Uhr — endlich wird die Sitzung für eröffnet erklärt. Trotzdem dauern die Privatkonversationen fort, die Tribünen sind überfüllt, auf ihnen wird auch debattirt. Im Saal sitzen sena- ^ ist erstickend, die Er- Tre au eurer Mordverschwvrung in Haft bcsindetl und deponirte, daß Dal» und Egan 1874 thätige Mitglieder eines fenischen Geheim- bundes waren, dessen Zweck die Herstellung eurer Republik in Ir land durch Gewaltmittel bildete. Dal» examinirte diesen Kronzeugen sowie die gegen ihn als Zeugen austretenden Polizisten in einer Weile, welche bewies, daß er keineswegs auf den Kops gefallen ist. Er hielt eine zweistündige BertheidigungSrede. im Verlause welcher er die irischen Behörden heftig angrrsf und die jüngsten Skandale in Dublin als Beweis für den schnrachvollcn Zustand der irischen Ver waltung aiuührte. Er bethenerte wiederholt seine Unschuld und be hauptete, daß Vaterlandsliebe kein Verbrechen sei. Die Geschwore nen sprachen sänuntliche Angeklagten schuldig, worauf Dal» zu lebens länglicher lind Egan zu 20jähriger Einsperrung in einem Znchthanse vernrtheilt wurden, während das Nrthcil über M'Tonuell ansgeietzt ward »uv er vorläufig gegen Kautionsstellung auf freien Fuß gesetzt wurde. Egypten. Einer Mittheilung aus Alexandrien zufolge hat das englische Julelligeuce-Tcparteiueiit nunmehr überzeugende Be weise gewonnen, daß die von demselben bestellten einheimischen über die Slrcrtträfte und Bewegungen des Mahdi m setzen. Sogar Scheichs verschmähen es nicht, zu solchen Manövern ;» greise». Tal,er die so widerspruchsvollen Nachrichten, die nach Europa telegraphirt wurden. Wie heute die Dinge stehen, ist über dre Vvrgänge »n Inner-Sudan nbsvlut nichts Authentisches beranrit. Von den süirgst wegen Meuterei in Aisiut zum Tode ver- urtlieitten 8 tiirlisihcn Soldaten sind ani Mittwoch 2 hingerichtet worden, die Strafe der 6 übrigen wurde in lebenslängliche Zwangs arbeit »mgewandelt. Amerika. Der holländische Dampfer „Amsterdam" aus Amsterdam ging in der Nacht zum 80. vor. Mts. bei Sable Island unter. Tie 22t Passagiere und 59 Mann des schisjsperionals wrndcn mit AuSnabme von 8Passagieren, worunter 2Männer und I Frau, welche infolge Umschlagens dcS Bootes beim Landen er tranken, alle glücklich gelandet. Die Geretteten trafen in Halifax ein. Asien. Die türkischen Truppen beginnen Minen zu räumen und ziehen sich nach der Küste zurück. Die Hauptstadt pvn Vernein Sana, ist von den Rebellen zernrrt, welche auch Geschütze mit sich nihren. i . vom 5. August. Pari s. IK. Der Saal des Kougresses in Versailles, m welchem die Versammlung abge- l,alten wird, ist sehr groß und elegaur, prachtvolle Deckenmalereien können auf die Gesetzgeber in künstlerischem Sinne wirken, die reichen rotben Sammetdraperien und Bronceverzierungen, der kostbare Stuck der Wände, sowie zwei Gemälde mit >in,tl,»logischen Snsets erinnern noch an die Ursprünglichkeit der Bestimmung dieser Prack,thalle, in der unter den Augen des Sonnenkönigs Louis XIV. die Premieren pon Mvliöres Werken aufgesiihrt wurden und wo die eleganten nnd ga lanten Kavaliere und Damen des Hofes der Pompadour nnd Tu- barry im Verein mit dem Künstlerperfviial des Thelrtre sranxais den Meisterschöpfnngen der „ruhmvolle» Plejade" den ersten Ruhm ver liehen. Zwischen diesen beiden Bilder», den Zeugen königlichen Lcrchlsinns. königlicher Prachtüppigkert und Allmacht, hängt ein drittes, gerade über, der Präsidententribüne, welches die erste parla mentarische Sitzung im ehemaligen Theaterraum von Veriailles darstellt. Es ist die sog. „Jouriröe de la Salle des Pas Perdus," wo der gewaltige Mrrabeau einer ganzen Nation eiltgegeiidoiliierte: „Sagen Sie Ihrem Herrn, daß wir hier sind durch den Willen des Volkes und nur herausgehen werden mit der Kraft der Bajonette." Worte, welche die Revolution einlciteten — die Revolution von Europa! Die Nacht des 4. August 1789 sah diesen Vorläufer des „Weltcubraiides", von dem unsere altacrmanischcn Ahnen sangen, entstehen und der Gesetze, Vermögen, Adel, Geistlichkeit und König tum vernichten sollte. In dieser verhängnißvollen denkwürdigen die Rechte. Herrscher.. . . ... bis aus das „Henenrecht". Der Herzog du Ehatclet, der Graf Faucvult- Lardoncslie, der Bischof von Chartres, und der größte von Allen, Mirabeau, bekämpften diese Voychläge. d'Aost, d Egmont, de La melle, de Villequics, selbst der Herzog von Orleans, der nach dieser "Nacht zum ersten Mal Philippe Egalitä genannt wurde, machten die ersten Zugeständnisse, indem sie ans ihre Baronieen verzichteten. In dieser Nacht wurden alle Usurpationen vernichtet, alle tyranni schen Prärogative» zerstört! In drei Stunden wurden zehn Jahr hunderte ausgelöjcht l Am 4. August 1884 wurden in demselben Saal von de» durch Volksmandat gewählten Vertretern Frankreichs im Verein mit den aus beschränkter Wahl hervorgegangcnen Se»a torcn die Konferenz abgchalten, welche der französischen rcpubsikaiib Ichcn Verfassung eine neue Kraft verleihen soll. Auch die Daten haben ihre Beredtlämkeit. Das Einnehincn der Sitze ging sehr rasch vor sich, der Saal ist binnen einer halben Stunde bis aus den letzten Platz gefüllt. Henri Rochesort sitzt ans der Galerie, dicht neben der Tribüne des Präsidenten, in welchem Ihre Korrespon dentin vlacirt ist. dank der persönlichen Liebenswürdigkeit Mr. La der reizenden Viola zur Geltung. Ihrem Naturell entsprachen die Auftritte, wo das sinnige Mädchen als munterer, für den Herzog werbender Jüngling zu spielen hat, >ve>t besser, als die poetischen oder empfindsameren Partien der Rolle. Hier sehlle sowohl im Stimm klang als in der Haltung jener graziöse Duktus, der unmittelbar ge fangen »imint unv die sinnvolle spräche des Dichters zur Musik macht. Frische des Temperaments und Koketterie des Mienenspiels können solchen Mangel nicht verdecke». In dem Auftritt, wo Olivin vergeblich um Cesario s Liebe wirbt, erschienen die Blicke des Letz teren zu einförmig höhnisch und doch hat gleich daraus Cesario zu sagen, wie die Gräsiii sein inniges Mitleid erweckt. Im Ganzen waren jedoch das fleißige Studium nnd die Epielgewandtheit des Frl. v. Olal, sehr anerkennenswerth. Von solchem Eifer laßt sich Ersprießliches sicher erwarten. Der vergnügten und durchaus ge fälligen Maria des Frl. Flößel, die zum ersten Male in dieser Rolle cnlstrat. konnte man die Ncilemstudirling picht annierte». Es war der richtige Kammerkatzen-Uebermiith iin "Necken, Lachen und Koket tiren, der hier in fröhlichster Gesellschaft erheiterte. Späterhin wird sich wohl auch noch die nöthige Verschärfung in den Accenten hin zusinden, um die gute Wirkung zu vervollständigen. Mit ihr zu iannnen thaten die Herren Krainer (Junker Tobias), Marchivn lFabio), der sein Lied beifallswürdig sang, und Marcks (Junker Bleicheiiwcmg) möglichst viel, uin die lustigen Szenen effektvoll herauszubriiigeii. Trivale Zusätze wie „Geh' Du nur minier hin, wo Du gewesen hast" sollten freilich sortbleiben. Bei der HcrauS- sorderungSüene widersprach es der Illusion, daß Junker Bleicheii- wang Zuschauer blieb, als Tobias mit Cesario sprach, aber trotzdem dann gläubig zuhört, wenn ihm von einem Wassengang mit dem gefährlichen Fechter vorgelogen wird. Da im Nebligen Neubesetz ungen nur in tleincn Nebenrolle» bemerkbar wurden, ist eS kaum nöthig, von der erträglichen "Ausführung derselben Spezielles zu sagen. Bernhard SeuberIich. 4 Der Moser-Girndt'sche Schwank „Mit Vergnügen" scheint im R es i d e n z th e a t er mehr Zugkraft als die vorher gegebenen Stücke za besitzen. Die Mittwochsvorstelluiig war gut besucht und hat ihr Publikum außerordentlich amüsirt. Wirklich^ ist auch das toren und Devutirte untereinander. regung unter den Gemüthern groß. Äernhes besteigt die Tribüne: „Ich habe die Absicht absolut vcrnünstig zu sprechen (Gelächter!. Ich bin erstaunt, daß die Versammlung in einem solchen Chaos ist (Lärm). Ist das Frankreich? Was wird das Volk denken ? Es wird Sie verurtheilen. (Lärm). Ihr Betragen ist einfach schmachvoll (anhaltender Lärm). Man glaubt, daß man in einem Waschhaus ist, nichts anderes (Lärm). Sie haben kein Reglement, was wllen wir thun? Genehmigen wir eines des bestehenden Reglements oder schassen wir ein neues ? (Lärm, „sehr gut", rechts). Wenn ich an die "stacht vom 4. August 1789 denke.... (Lärm). Um zu schließen, verlange ich, daß man eine Kommission ernennt zum Prüfen des Reglements von 1871, das man uns vorlegen will. Präs.: „Ich bringe jetzt zur Abstimmung die Frage, ob die Nationalversammlung das Reglement der letzten Nationalversammlung gnnehmen will ? ("Neuer Lärm, fortwährende Unterbrechungen). Nach einigen frucht losen Versuchen der Herren Dcmville-Mailbsen, Boudry d Assvn und Garenean niinnit die Versammlung das Reglement von 1791—l87l an. (Beifall im Eentriim). Präs.: „Wir wollen nun zudenAinen- dementS übergehen". Andricnr tritt hervor, ans der Treppe der Tribüne: „Ich verlange daS Wort für einen Hinweis ans das Reg lement." (Sprechen! sprechen! furchtbarer Lärm links). Fcrry: „Ich bin so respektvoll wie irgend Jemand dem Reglement, aber ich will Sie bitten, lassen Sie mich die Debatten leiten", („Wir ^ sind nicht in der Kammer!" links »och heftigerer Lärm!. Audrieur: Zusammenspiel der Wallner-Theaier-Gäste in diesem Stücke, das für „Ich habe das Recht daS Wort zu ergreifen". Ferry legt die Hände alle Kräfte dankbare Ausgaben auszuweisen hat, von uiiwidersteh- äuf den Rücken! „Ich habe es und gebe es nicht her!" (Ausrufe von allen Seite», Tumult, alle Mitglieder wringen von ihren Sitzen und stellen sich gcstiknlirend in dem Halbkreis vor der Tribüne auf. Andrieux steht mit gekreuzten Arme» »eben Fern, ans der Tribüne, der Lärm wird immer mehr. "Beide sprechen zu gleicher Zeit, un möglich zu verstehen. Ter Präsident klingelt, ruft zur Ordnung. Einige Avgevrdnete schreien: „Nieder, Fcrry!" Der Präsident bedeckt sein Haupt mit dem Cylmder nnd verläßt den Saal. Tie Sitzung wird ansgehoben, Beifall auf verschiedenen Bänken. ES ist 4 Uhr 10 Min. Um 4 Uhr 55 ist die Sitzung wieder ausgenommen. Präs.: „Ich will nicht wieder ans die Thalsachen znrücktommen, welche eben slattsanden, cs liegt »n Interesse der Nationalversamm lung es nicht zu thun! (Verschiedener Lärm). Der Eviiieilpräsident hatte das Wort verlangt. Er war aus der Tribüne in dem Angen blick da man das Wvrt verlangt, um die Wahl der Bureaus zu re- klamiren. Ich hatte die Absicht, dem Evnseilprüsidcuten seinen Be richt erstatten zu lassen und dann zur Wahl zu schreiten. (Lärm». Man wird es jetzt vornehmen. (Beifall rechts und äußerste Linke-. Präs.: „Der Conseilpräsident verlangt das Wort!" (Heftige Be wegung). Ferry ^verlangt, die Dringlichkeit zu erklären, Gcimbon stecht neben ihm auf die Tribüne, furchtbarer Lärm und Erregung. Lorenchet steht ans der Treppe zur Tribüne: heftig: „Ich Protest»«: gegen eine Thalsachc^ die in der "Nationalversammlung Vvraeht »nd die ein empörender Skandal ist; wenn die Insignien der Republik im Saal wären, würden sie vielleicht verhindern, daß solche Infa mien vor sich gehen. (Furchtbarer Lünn, Keiner kann reden, alle Drei verlassen die Tribüne). Präs.: „Eben erfahre ich, daß man Kandidatenlisten im Saal cirknliren läßt; wenn das wahr ist, tadle ich dies mit allen meinen Kräften!" (Stimme links: „Tie Be merkung kommt etwas sehr spät!") Präs.: „Wann will der Kongreß sich morgen vereinigen?" (Stimmen: Um 1 Uhr —nein, »in 2 Uhr!) Die Versammlung erklärt, daß sie sich um 1 Uhr vereinigen wird und die ösfenttiche Abstimmung um 8 Uhr beendet sein soll. Die Sitzung wird ausaehvbcn, es ist 10 Minuten bis 7 Uhr. — Ter Kammer wird ein Projekt behuis Errichtung einer Brücke über den Kanal La Monctv von Calais nach Dover vvrgelcgt werden, da die Engländern den Tunnelbau inhibirt haben. — Ungefähr 150 Per sonen begaben sich heute früh nach dem Kirchhof Saint One». Die Redaktion des Cri du Pcuplc legte einen enormen rothen Jnimvrtcllenkranz aus das Grab des von einem Polizeisergeanten getödtcten Wislcr nieder. Tie Jnichrist, der den Kranz zusammen haltenden Schleifen lautete: „Dem hingemordeten Wisler... der Cri du Pcnple". Einige Reden sind gehalten, aber kein besonderer Zwischenfall ist Vvrgekommen. Die Polizei hatte alle Maßregeln getroffen, eine radikale Manifestation zu verhindern. — Le Roucher, Gvilverneiir von "Neu Caledviiien :c. kündigt ans Sidnep an, daß er am 22. Juli Besitz von seinem Gouvernement genommen hat. — Am 3l. August wird im Tnileriengarten zum Besten der Opfer der Cholera ein großes öffentliches west gefeiert werden. - Die deutschen hiesigen Sozialdemokraten bereiten auch zum 81. d. eine große Tenivnslrario» vor, ans Anlaß des Ahührigen Todes tages Ferdinand Lasalle's. Feuilleton. 4 Kgl. Hostbcater. „Was ihr wollt", Lustspiel von Shakespeare, iür die Bühne verarbeitet von G. v. Picktsitz. — Bei jeder Aufführung dieses beliebtesten Shakespeare'ichen Lustspieles wird inan an das Raffinement der Meiningiichen Jnszcnirnng erin nert, nicht nur an den Luxus der Kostüme nno Zimmereinrichtungen, auch an die flotte szenenwlge nnd den Humor der derbkomischen Momente. Wesenllich anders nimmt sich die hier acceptirte Pnttlitz'- sche Emrichlung ans, mit welcher wir uns nicht befreunden können. Dieselbe springt sehr frei mit den szenischen Borschcisten inn und verlegt Alles m's Freie. Die Konerntrativn der Aittmerksamkeit für die Vvn der Siassage wenig gesonderten Agirenden ist dabei sehr gestört. Für Auge und Ohr geht Vieles fast ganz verloren. Be ständig muß der liebeslranke -Herzog Orsinv mit dem langweiligen Schweif dcS Hofgesindes ab- nnd zuwandeln, um seine LiebeSieuszer Vvrzutragen, aber auch die vornehme Gräfin Olivia ist vernrtheilt, theils in einem Vvrgarten. theils ans der Straße zu erscheinen. Die Zilthaten an Musik, Tanz und Gruppenstalistcrie sind nur zum kleinen Theil dem Eindruck förderlich, meist aber überflüssig und nichtig; zu so opernartigem Ansputz liegt gar keine Vcranlcissuiig vvr. Äiisangs hört der Herzog statt leiser Musik im Hintergründe einen tustigc"» Marsch und dann einige Takte spielen, die nichts weniger als hinschmelzeiid sind — trotzdem aberdrückt er seine Hin- geichmvlzenheit in den Worten ans: „Diese Weise noch einmal! sie starb so hin: o sic beschlich mein Ohr dem Weste gleich -c." Auch sonst stimmt der Charakter der Musik kaum mit dem Wesen des tollen Lustspiels, hat einen banalen modernen Anstrich, namentlich in dem aus dem Lampionboote gesungene Ouartett, das an jetzige Liedertafel Wasseriahrten erinnert, während doch der Herzog von einer alten schlichten Volksweise spricht, die „mit der Unschnid süßer Liede tändelt." In der ersten Szene des Malvolio spricht derselbe seiner Herrin gegenüber vvn dem derben, ungesalzenen "Narren, aber der "Narr ist aus deni Stücke cskamotirt. sollte vielleicht die Neckizene, wo der Narr einen Geistlichen vorstellt, als Blasphemie gegen geist liche Würde anfgesaßt und deshalb die lustige Perion beseitigt worden sein? Dann hätte diese Szene allein aussallen solle», aber den "Narren gänzlich aussallen zu lassen, ist doch ein Eingriff in des Dichters Rechte, den man nicht ignoriren kann. Es heißt die Stim mung herabstimmen. wenn man den kecken Narren, die Personifikation der guten Laune oes Dichters, hinauswirft. Daß dem Fabio ein Theil der Rolle in der Lrinkszene zugetheilt wird, ist ein ichwacher Ersatz, denn zur Narrheit gehört hier auch das Narrciikleid. "Auch der Gegensatz des Narren und des lächerlich gespreizten Malvolio dürfte nicht verloren gehen. Ueberhaupt sollte man „Was ihr wollr" entweder wirklich im shakespeare-Style, rcsp. als übermüthigen Schwank (zum Drcikönigsabend bestimmt) geben, oder gar nicht. Wenigstens kommt bei der Halbheit, die vor dem Derben zurück schreckt und den Humor öfters auf's Trokcne setzt, nichts heraus — als matte Stimmung des Publikums und leere Häuser. Von den mit größeren Rollen betrauten neuen Mitwirkenden sind zuerst Herr Grube Malvolio) und Frl. v. Olah (Viola) in Betracht zu ziehen. Eine seinem Malvolio gegeben, Maske mit dem gezierten konsequente Zeichnung hatte Herr Grube feinem Malvolio gegeben, wobei der schulmeisterliche Anstrich der Maske mit dem gezierten Tone der Rede wohl übereinstiminte. Vorzüglich war die Ansiüh- rnng der Hauptszene, wo Malvolio Maria'« foppenden Brief findet und dünkelhaft interprctirt. Bei den übrigen Austritten konnte die Monotonie der Charakteristik kaum eine frische komische Wirkung Hervorbringen. Um Modulation hineinzubringen, fehlten eben einige heransgcstrichene Momente, zumal die Szene des Narren am Ge fängnis. Hiemlich ->rs«itia bracdte.Frl. v. Olcch ihren dankbaren.Part sicher Wirkung. 4 Akademist che Ausstellung IX. Der zweite Einlieser- ruiigStermin brachte noch 74 Kmisttverke, unter denen noch recht viel Gutes zur Bereicherung der Ausstellung beizntragen den künstleri sche» WeEbat. Außer dem Pvhle'schen Prinzcnbilde, dessen wir schon mehrmals seinem Wcrthe nach, gedachten, haben wir in aner kennendster Weisel mit zwei biblischen Bildern zu beginnen, einem Genre, melchcseigenthümlicherWeisebishcrnochgarnichtpertretenwar. Eduard von Hagen (Erfurt) „Rückkehr von der Grablegung" (383), Joseph und Arimathia lind "Nicodemus kehren in Begleitung der Maria Magdalene, der Marin (Mutter Jesu) und deren Schwestern vvn der Bestaltnng des Herrn heim. In richtigem Gefühl für seine Aufgabe hat der Künstler sein Motiv ganz in der Art der allitcilie- nischen Schule behandelt. Nicht hart nnd kalt wie die Nazarener, sondern lcbenswarm drückt der Maler den Schmerz, ob des schreck lichen Verlustes auf den Gesichtem der Leidtragenden aus. Zu bedauern bleibt nur, daß der Raum deS Bildes für die Figuren zu klein ist nnd dadurch die Gruppe gedrängt erscheint. B. Plekhvrit (Pros, in Berlin) „Frauen am Grabe Christi" (409). Ter bewährte Künstler zeigt in diesem Bilde nicht die volle Kraft seines Könneirs; wenn auch die Flauen am Grabe durch ihren, der Situativn ent sprechenden Ausdruck das Bild zu einem ergreifenden machen, so ist dagegen der Engel, »nscrs Erachtens nach, venchlt: wenn auch „sein Kleid weiß" so ist doch nicht „seine Gestalt wie der Blitz" (Matth. 28, 3.), vielmehr äußerst irdisch, ja sogar sein Antlitz sehr modern. Im Ganzen ist jedoch das Bild vvn guter Wirkung; unsere Anstände gelten dem Meister, an den höheren 'Anspruch zu stellen man wohl berechtigt ist, — Von den enigegangenen Landschaften sind nachzu tragen: Oswald "Achenbach: „st. Pietro in Vineolo" (371), eure wenig pittoreske Straße Roms mit einer verschwommenen, verwisch ten straßenszene. ein Bild, an dem nur der Name des Malers und der Preis benierkensweiih ist. Heinrich Deiters (Tnsseldvri): „Am Waldbach"2375), eine stiimnnngsvvlle lyrische Waldlandschaft, einen von überhängenden Bäninen beschatteten Bach darstellend, den die spärlich durch das Laub blitzenden Sonnenstrahlen belehen. Guido Hammer: „Waidsce (381), einen regnigen, bis in die Seele erkäl tenden Herbstmorgen zeigt „unser alter Hammer" in bekannter Mei sterschaft nnd prägnanter Natnrwahrheil. Leuchtender und wärmer erscheint dagegen Karl Heilmeyer's „Fischerhütte am Starenberger Sec" (:)85) mit Mvndbeleiichtnng, der nicht nur durch die aus dem Wasser glitzernde» Lichter, sondern durch den Geiammtto» die stim- niiing des Bildes kennzeichnet. "Albert Hertel (Pros, in Berlin) „Jagende Nymphen" (380), eine tüchtig diirchgesülirte mpthologische Landschaft in poetischer Stiiniiiling und idealem Charakter, der sich die mythologische Staffage recht bezeichnend cinfügt. — Karl Heyns (Weimar) „Snldcnthal" (387) wurde bereits, gelegentlich eines Be richtes über die Permanente Ausstellung der Richter'schen Kunst handlung, die lobendste Beachtung zu Theil. Ludwig Th. Chvulant bringt zwei archilektvnische "Ansichten (272 und 73) des in allen seine» einzelnen Partien noch lange nicht genug gewürdigten Dresdner Reiidcnzichlvsses und Thevdor EleynhenS (Anlwerpen): „Jahrmarkt in Antwerpen" (371), ein siadtvild ans dem 10. Jahrhnnoert, in dem Architetlnr wie Staffage nach guten Studien stylgerecht und ansprechend, leider nur gar zu trocken gemalt sind. Das leichtere, lustige Geine vertreten mit vielem Glück: G. Jacobides (München): „Der böse Enkel" (390), ein drolliger Gedanke, doch physiognomisch gut dargestellt nnd meisterlich ausgesühri (Preis 10,OM M.I. Karl Kahler (München) „Ein Sommerabeiid" (N2). Eine dem "Anschein nach kraule Dame, auf dem Svpha eines Boudoirs sitzend, sieht der scheidenden Sonne nach. — Rob. Kranße: „Sächsisches Bauermüd- chen" (395), ein herziges, irisches nnd derbes Landmüdchen, deren "Anblick geradezu ergnickend wirkt, bringt der, sonst nur hochfeine Porlräis vvrinhrende Künstler zur "Anschauung, ivottir man demselben dankbar zu sein hat: müssen eS den» immer schwarze, schmutzige Italienerinnen sein? — Fritz Kraus (Berlin) „Knigidekqchtuna" (394). Drei schöne, kostbar gekleidete junge Damen sind in Betrach tung einer kleinen Stnlpinrgruppe, „Faun eine "Nymphe umfangend" versunken, ein modernes Movelnid und sonst von nicht größerem Wertlie. Aus ungleich höherem Niveau, künstlerisch und stofflich, sleheiHdie, recht anmuthenden Bilder von Otto Pilz (Weimar ^.Groß vater nnv Pickelchen" (408), Ferd, Schauß (Berlin) „Frühstück" (413) und L. Vvllmar Manche»! ,Das Bilderbuch" (125). Zum Schlüsse sei noch eines Schülers (beim Pros. Panwels) Arbeit, aber keine Schülerarbeit, erwähnt: Alexander Techsler'S „Bettler" (377), eine an einem Kirchenpieiler liegende nnd kiiieendc Gruppe, die das tüch tige, vielversprechende Talent des jungen Küiisttcrs verräth und bei weiteren Studien auch zur Wirklichkeit kommen lassen wird. 4 Das K gl. Konservatorium sür Musik beginnt die neuen UnterrichlSkurse des Studienjahres 1881/85 am 3. September. Bezüglich der nähere» Bestimmungen wolle man das Inserat im heutigen Blatt Nachlesen. 4 lieber den 27 Jahre alten Heinrich Laube schrieb im Jahre 1833 sein Freund Heinrich Heine unter Anderem folgendes Urtlieil: „In Allem, was Laube schreibt, herrscht eine weit aliSköiiendeRlihe, eine selbilbewlißleGröße, eine stille Sicherheit, die mich yersönsich tiefer aniyricht, als die pittoreske, sarbcnschillernde und stechend gewürzte Beweglichkeit des Gutzkow'schcn Geistes". 4 Der Komponist Franz Naumann in Berlin hat eine neue 3aktige Over „Jruiela", Text von Richard v. Hartwig, vollendet und der Direktion dcs Berliner Hofopernhanscs cingercicht. 4 Marie Witt wird im Lanie dcs nächsten Winters im Hosiheatcr zu München ein auf mehrere Abende berechnetes Gast spiel eröffnen. 4 In Berlin hat sich eine Agitation sür eine Burschen- schastsreform geregt, welche die Schäden des heutigen akademischen Lebens zu bekämpsen bestrebt ist. Zu diesem Behufe ist für den 17. und 16. Octobcr d. I. eine allgemeine deutsche Studeiitenversamnilung nach der Wartburg berufen, aus welcher die Vorschläge zur Bildung eines neuen allgemeinen deutschen Burschen bundes bcralhzm werden sollen. 4 Die durch den Tod des Tvnkünstlers Blossin vakant gewor dene Professur am Kouservalorium zu Petersburg, um welche sich zahlreiche ausländische Pianisten beworben Halle», war Herrn Pros. Leschetizki zugedacht^Da dieser aber ablehnte. soll dafür die bekannte Klnviervirtuosin Sophie Menter ausersehen worden sein. 4 Eine französische Schauspielertruvpe, die nach Beendigung ihrer Vorstellungen in Tunis nach Europa zuruckkchren wollte, wurde in der Nähe von Tunis von einer räuberischen Bcduinen- schaar übersallen und zum größten Theil niedcrgemetzett. Nur einen Schauspieler Namens Guichard (eigentlich ein Deuticher Namens Ueberhuber) und einer Dame gelang cs, sich zu retten.
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