Suche löschen...
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188407099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-07
- Tag 1884-07-09
-
Monat
1884-07
-
Jahr
1884
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mven. doch ist die Witterung ar Dunstwolke lagert jede Nacht über d>e Situation i» Toulon als nicht > schwerere Fälle werden geheilt. Moi lten alte- tlich werden in den'< guna der Attnosphitre ist da» lerung anhaltend kmigünslig. v ' ^ ^er Toulon. Privatdepescl mehr so beunruhigend «r», «ml ab« tne diwte en stellen ^ ... dar; selbst schwerere Fälle werden geheilt. Morphin-Injektionen geben befriedi gende Resultate. — Der Herausgeber des „Petit Var , der zugleich Besitzer eines Bade Etablissements an der See ist, hat einen Selbst mord begangen. Als Motiv werden die Verluste bezeichnet, die er durch die Verödung seines Etablissements erlitten hat. Die Aerzte haben nämlich deir Gebrauch von Seebädern verboten. Von den 69,000 Steuerzablem Toulons haben 40,000 die Stadt verlassen, zu meist nach den Umgebungeii. die sich in einem gröblichen Zustande der Nnaesuiidhrit befinden. Die Arbeit stockt jetzt gänzlich, und viele Laden und geschlossen. Etwa 8000 Arsenalarbciter haben mit ihren und sthlechtgesütterler Schale. T»e jüngsten Vorgänge in derysfizierSschulc zuSaint « E tz r bieten den Gegnern der Negierung Gelegenheit zu Deklama tionen über die schlechte Ordnung, die stein der Offiziersschule walten läse. DerVorfall " --- - da» die j' '— am Ende sie ihr erstes Lehrjahr gut benutzt was nicht niet- und nagelfest ist, auf den stopf stellen.'Damit wird der Anfang bei Büsten und Statuen gemacht, aber auch die Tische, Stuhle, Bänke, Betten müssen daran glauben und neben der Ver wirrung lvird noch Schaden angerichtei. Dem wollte der Komman dant der Schule Vorbeugen und er erliest ein ausdrückliches Verbot. Tie ilingen Leute waren schon tief verstimmt über die Ausschließung ihres Bataillons von der Nevue in LongchamPS und nun organi- sirte» sie eine fürchterliche stabenmnsik, derDdie Offiziere aber bald Einhalt zu thun Vennvchten. Während unten gelärmt wurde, er kletterte» drei ältere Zöglinge den Glvckenthurm, bemächtigten sich der da angebrachten Fahne, rissen den blaue» und den rothen Strei fen herunter, sooast nur noch der meiste an der Stange blieb und wie ein rovalistisches Abzeichen auSsah. Der Streich wurde aber sogleich bemerkt und eine neue Fahne aufgehistt. Einer der Schul digen nannte sich und seine Kameraden folgten dem Beispiel; sic sollen nächste Woche vor den Disziplinarrath gestellt werden, und es ist kaum zweiselhast, dast sie zur Strafe als gemeine Soldaten in der Arinec dienen werden müsse». Tie Sache siebt darum be denklicher ans, weil Snint-Ehr viele Zöglinge aus der einstigen Jesnitenschule der »ine de Postcs empfing, welche in herkömmlichem Sinne von einem weltliches Pricstergewand tragenden Pater dirigirt wird, und hinter dem mnthwilligen Kadcttenstreiche etwas Wie eine monarchistische stiWdgebnng sich verbergen könnte. Italien. Der Kammerdiener Vajo, der seinen Herrn, den Kardinal de Cesare, ermordet und beraubt batte, wurde von den Geschworenen zum Tode verurtbcilt. (Das verstand sich von selbst: warum tclegraphirt man es noch besonders? So wichtig ist das dock nickt! Die Red.) In dem italienische» Heere haben die Verbrechen gegen die Disziplin recht bedenkliche Ausdehnung gewonnen. Während man in Neapel den Soldaten Misdca wegen deS am Ostertngc in der Kaserne Pizzofolcoiie vollzogenen Blutbades erschvst erreichte gleichzeitig dasselbe Schicksal in Palermo den Karabiniere Scaranaci, welcher seinen Wachtmeister erstochen hatte. Nun kommt vor dem höchsten Militärgerichtshofe in Rom die Berufung des Karabiniere Marino zur Verhandlung, welcher in Neapel zum Tode vcrnrtheilt wurde wegen Erschiestung seines Vorgesetzten. Die Insubordination scheint epidemisch zu werden. So versuchte ein anderer Karabiniere in Rieti ebenfalls seinen Wachtmeister »iederznschiestcn, was jedoch mißlang. Am schlimmsten aber scheint ein zwilchen Rom und Rocca di Papa, wo die römische Garnison auf dem sogenainiien Lager Hannibals ihr Sommerlager abhält, während des Marsches vorge- toiinnenes Eleignist, über welches verschiedene Versionen umlaufen. Dhatsache ist, daß ein Sergeant und ein Korporal vom 2. Infanterie- Regiment kurzgeschlossen in das Garnisoiisaesängiiist in derEngels- bnrg ciugelieiert wurden. Der Korporal soll nach dem Marsche livlva In ItopublieL gerufen, der Sergeant aber die Negnnentü- sahne unter den schimpflichsten Ausdrücken besvuckt haben in Gegen wart eines Offiziers. Man hat den Vorfall einige Tage geheim gehalten. Die Offiziösen behaupten, der Korporal lei betrunken ge wesen, während der Sergeant nach ihrer Version nicht die Fahne bespuckt, solidem sein Gewehr ans einen Offizier wegen einer Be- mcrkuna desselben unter gleichzeitigen groben Beleidigungen angelegt habe. Seine eigenen Soldaten, heistt es, hätten das Gewehr rasch niedergeschlagen und den Sergeanten verhaftet. Der Eindruck aller dieser Vorfälle ist um so peinlicher, als man bisher im italienischen Juli 1883 gegen da» ge« atzkammer, CHIlderH angewiesen worden, die Verordnung vom dacht, Schiff in Anwxnduna zu bringen. unterhau I. Der Kanzler der Sch«.,»..,„»», ». r die nächste Sitzung der Konferenz sei noch kein bestimm» sestaesrdt, di» Jinanzdelegirten seien aber eifrig mit ihren beschäftigt. Der Untrrstaatssekretär im Departement der klärte, sür tzr Lag fl . Arbeiten beschäftigt. Der Untrrstäatssekretär im Departement Kolonien, Ashley, tbeilt« mit. Lord Derby habe die australischen Kolonien benachrichtigt, dast ein Oberkoinnnffariu» mit weitgehenden Vollmachten aus der Ostküste von Neuguinea oder in der Nähe dieser Küste stationirt werden könne, »in NamcnS der Königin den Schutz über jene Küste auüzuüben und daß dieser Kommiffar sofort ernannt werden solle, wenn die Kolonien sür das Jahr bis zum 1 Juni 1885 eine Beisteuer von 15,'»00 Psd. Sterl. leisten würden. Tie australischen Kolonien halten diese Beisteuer soeben bewilligt, die Ernennung eines Kömmiffarius werde daher in aller Kürze er folge». Daö richtet sich gegen die deutschen Koloillsatroiiüprosekte dort. Egypten. Der „Times" ivird ans Dongola gemeldet, der ^ Mahdi bei Debbah en und 2000 der- oälttvoeli San 0. /,1t 1881 Heere von dcmleicher Ruhlanv. D macht grosten Eindruck. Mit der Aufregung aber, welche sich an die Nachricht vom Tode Skobelesf's knüpfte, läßt sich die Aus- orgängell fast nie etwas hörte. eben des Generals Gras Totleben Madir habe einen glänzenden Sieg über den M errungen, die Aufständischen in die Fluch! geschlag selbe» getödtet: die Eghptcr betrachlen sich jetzt als gerettet Amerika. Der Senat hat die Ernennung des Kvinzrc»Mit gliedes John Kasson z»m Gesandten der Vereinigte» Staaten »i Be»li» bestätigt. Ter »enemannle amerikanische Gesandie ist 1822 in Burlington geboren, steht also im Ol. Jahre. A» der Uni versität z» Vermont pronwvirte John A. Kasson, studirte dann weiter in Massachusets Jura mid praktizirle bis znin Jahre 1857 in St. Louis. Die Juristerei gab Kaffem später ans. trat zum höheren Postfach über und wurde 1801 erster Assistent deS Gcneralpostmeisters, der ihn im Jahre 1863 zum internationalen Posttongrest »ach Paris schickte, wie überhaupt Kasson später zu säst allen internationalen Postkongresscn delegirt wurde. 1802 wurde Herr Kasson als Re publikaner in den Kongrest gewählt. In der diplomatischen Earciere ist John Kasson kein Neuling mehr, da er vv» 1877 bis 1881 die Vercinigien »Staaten in Wien vertrat. Herr Kasson wird als ein Gentleman in jeder Richtung mid von gewinnenden Formen be zeichnet, der deutschen Sprache ist der neue aineritänische Gesandte mächtig. Die uiiverninihet rasche Wiederbesetzung deS Berliner Postens darf mit der Nothwendigleit einer Vertretung angesichts der chinesisch-französischen Vmvickelniigcn in Zusammenhang gebracht werden. vom 6. Juli. P a r i s. X. Jules F e erst hat dem Senat Vorschläge der Negierung bezüglich der Vettassungs- revisivn unterbreitet. Ter Senat genehmigte den Kredit von zwei Millionen sür die hohen Schulen in Algier. In der Kammer wurde die wichtnze Frage über die Zncteraiigelcgenhcit zur Verhandlung gebracht. Ferner stimmte dieKamincr dein.Kredit von 780,000 Frcs. zur Unterstützung der Mission Brazza's am Congo bei. — Man fpricht in diefem Augenblicke viel davon, dast der Kammer ein An trag vorgelegt werden soll, welcher sür dieses Jahr die Eilibernfniig der Reservisten ciusschlicsten und alle Truppenbewegungen, Manöver >i. s. w. ausschliesten soll aus Rücksicht ans die Gemeingesährlichkeit der herrschenden Epidemie. Was die aus dieser Maßregel hervor- geheiidcn Ersparnisse anbelangt, so sollen dieselben zur Anschaffung besserer Nahrungsmittel für die Soldaten verwendet werden. — Dcr Kom»ia»dant Fo>iniicr, Unterzeichner des Vertrags von Tientsin, ist von Shangai kommend an Bord der ^ gelandet und wird nächstens in Paris « welche die zwei Divisionen in Tviiking und China auSmachten und längs der Küste von Aimam zerstreut waren, haben sich in Shangai gesammelt, wo sie das Bcdrohuiigsgeschwadcr unter dem Befehl des Admiral? Conrbct im Norden Chinas bilden werden. — Ter „Um bers" publizirt eine Erklärung, die er der Billigung der anderen royalistischcii Blätter unterbreitet mid in der cs u. A. heistt: „Was in Frankreich fehlt, ist eine starke Negierung, die in voller Unpartei lichkeit die Gesetze Gottes und der Kirche achtet, dabei aufrichtig die Kontrvle und Hilfe der Vertreter des Volkes aiiiiimmt, fest ent schlossen ist, »nt allen parlamentarischen Fraktionen zu brechc», die heutigcm Tages kestie andere Souveränität hat, als eine blindergebciie oder leidenschaftlich-verrückte Mebrheit zu sein. — Aus Algier wird gemeldet, dast infolge der letzten Krawalle 12 Individuen verhaftet worden, von denen 2 sreigcsvrvcheii, die übrigen zu Freiheitsstrafen von 1 bis 15 Tagen vcrnriheilt wurden. Die Untersuchung wird fortgesetzt. — Die Frauen von Toulon haben eine Petition a» den Maire eingereicht, dast sie wie in den Jahren 1835 und 18«i5 eine Prozession arrangiren dürfen, um Gott zur Vechüinng der Epidemie anzurufen. Ter Deputirie Taumas befindet sich aut dem Wege der Besserung. In den Departements ist noch kein Fall be kannt geworden, jedoch die Panik setzr grost — genau so wie in Paris, Ivo die offiziellen Miftheilniigen auch nichts weiter besagen In Marseille haben 17 Todesfälle staltgefnuden. darunter ein Matrose eines griechischen Schiffes, dessen Kapitän vorgestern an der Ebolera starb. Auf Veranlassung desMiwizipalraths ist das Schiff in Quarantäne nach Frionl geschickt worden. Der Mniiizipalratlj hat ferner einen Kredit von 1 Million genehmigt, um die erste, durch die Epidemie verursachte Noch zu lindem. Trotz einer leichten Brise ist die Hitze eine ertödtende. nähme, welche die jetzige Traucrknnde findet, nicht vergleichen. Der - . - - - - - ' iss; - Tod Skobeleff's war ein großes politisches Ereignist: der Name Totleben's wurde zwar als Kricgsruf zwischen den Gegnern der Panslavisten und diesen oft verwendet, der General stand aber der Politik gänzlich fern. Die slabophile Presse wägt die Ausdrücke ihres Bedauerns denn auch sehr ab; die „Now. Wrj." nennt den .Helden von Scbastopol und Plenum blos einen Man», der Gelegen heit gehabt habe, von seinem bedeutenden militärischen Talent ge nügende Beweise zu geben »nd dessen Name der gebildeten Welt in Rußland und außerhalb desselben geläufig sei. Da die „Now. Wlj." die Gesinnung des pailslavistischeii Thciles des Offizicrsstandes svczicll vertritt, so ergiebt sich daraus auf's Neue, wie wenig man ans dieser Seite geneigt ist, dem General Totleben Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, auch nach dem Tode nicht. Der Einzug der Prinzessin Elisabeth von Hessen in Petersburg hat außer der Enthebung des Prinzen von Oldenburg von seinem militärischen Posten noch den Fall einer anderen Große mittelbar veranlaßt, den des OverhofmarschallS Narstscl, kin. Derselbe beehrt die Deutschen mit einer besonderen Mißgunst, welche er schon im vor. Jahre zur Krönung in Moskau bei der Hochzeit des Grost- inrsteii Konstantin Konstantiiivwiisch in eklatanter Wehe dvknmcntirt haben soll. Dem Kaiser waren die Streiche seines Lberliosmarschalls zu Ohren gekommen, doch trennt er sich höchst ungern von seinen nächsten Dienern. Das letzte Benehmen Nanischkin's schlug aber dennoch dem Fast den Boden aus. Bevor sich der feierliche Zug mit der Braut des Großfürsten Sergci in Bewegung setzte, standen die Thciliichmer an demselben in zwanglosen Gruppen ans dem Perron des Nikolai-Bahnhofes. So z. B. unterhielt sich der Adjntmit des Grosthenogs von Hessen mit dem Stallmeister Tolstoi. In ihrer Nähe hatte Narstschkin Stellung genommen. In diesem Augenblicke gingen zwei Damen vorüber, von denen die Eine dem Adnttaiilcn durch ihre Schönheit ausfiet. Er erkundigte sich bei Tolstoi wer dieselbe sei, doch ehe ihm dieser noch cintworten konnte, hatte sich Narvschkin nmgewandt und sagte zu dem Offizier mit spöttischem Lächeln: »6'cmt Naclamo cla Xolomino.« Der durch diesen voll ständig nnmotivirten Ausfall gegen seinen Souverän schwer beleidigte Offizier eilte, trotzdem Tolstoi ihn zu beruhigen suchte, sofort zum Kommciiidirendcn des kaiserlichen Hauvtauartiers, General Richter, und beschwerte sich über Narvschkin. Als der Kaiser von der Sache erfuhr, soll er gesagt haben: „Nun, Narvschkin's Mast ist voll", und der Herr Oberhofmarschall erhielt daraus Gelegenheit, fern von Madrid über den Wechsel der Dinge auf Erden nachzudenken. Die Enthebung des Prinzen Alexander von Oldenburg erfolgt von 'seinem Koinmaiidoposten nicht, wie es ursprünglich hieß, auf seinen persönlichen Wunsch, um sich besser der Verwaltung seines enormen Grundbesitzes widmen zu können, sondern infolge eines Sire »es, welchen er mit dem Groststirsten Wladimir gehabt hat. ^.w Cache soll sich folgendermaßen zugetragen haben. Nachdem die Truppen bei Gelegenheit des Einzuges der Braut des Groststirsten Serge, Ausstellung genommen hatten, traf auch Großfürst Wladimir an! dem Bahnhöfe ein, woselbst schon cillc Kvmmaiidellre der einzel nen T riippciithcile versammelt waren. Nur der Prinz von Olden burg fehlte. Erst kurz vor der Ankunft des kaiserlichen Zuges fand mich er sich ein. Großsiittt Wladimir ging ihm entgegen und wen dete sich an ihn in sranzosischer Sprache mit den Worten: „Wo bleckst Tn denn so lange?" Der Ton dieser Worte soll ein durch aus liebenswürdiger gewesen sein. Trotzdem fühlte sich der Pciiiz von Oldenburg veranlaßt, dem Groststirsten in brüskem Tone zu mrncdern: «Ach, Tn langweilst mich schon mit Deinen ewigen Paraden I" Großfürst Wladimir, hierdurch verletzt, machte spater den, Kaiser von dem Vorfall Anzeige, worauf der Prinz von Olden burg schleimigst gemchzrcgelt wurde. ,,, England. DaS englische Schiff „Earthagcna", ln Fahrt von Marseille nach Cardiff, bat von Linabon aus 2 Cliolcrafälle an Bord gemeldet. Die Lokalbchörden in Cardiff sind telegraphisch Feuilleton. s Residenztheater. „Harnii al Naschiws" zeigte sic! ' ' " t gcspiel' Auch bei der zweiten Aufführung , die Wirksamkeit der flott gemachten lind brillant gespielten Lustspieliiopität; die Stimmung war eine fast uiiiiiiterbrochcn laute Heiterkeit, der Beifall demnach sehr leb haft! Nach dem 2. Akt erschien Herr Direktor Karl vor der Gardine, um den „verehrten Anweienden den neuen eisernen Vorhang in Funktion zu zeigen und zugleich mit bekannter Liebenswürdigkeit zu genauerer Besichtigung des Mechanismus, durch welchen der über 30 Eciitner scbwer'e Koloß auf- und abbewegt wird, auch die Bichiie jellfft als Brvbachttiiigspuiikt zu osferiren. Letztere Offerte wurde zelbstredend von so Manchem mit Vergnügen ergriffen, der noch nie einen Blick hinter die Koulissen gethan. Der Vorhang fniiktioiiirte trefflich; in 51 Sekunden hatte er sich herabgesenkt und deii Bühucn- und Znfchauerrmim vollständig von einander abaespcrrt. In der Mitte, unten, befindet sich eine kleine Thür, welche der Feuerwehr Gelegenheit giebt, wenn »vthig, in beiden Räumen zu veekelncii. Jedenfalls wird Herr Direktor Karl noch einige Mal den Vorhang - vorzcige», von dessen Existenz und Art allgemein mit Befriedigung Kciiiltiiist genommen ward. — NebrigenS bleibt „Harn» al Raschid" nur bis mit Freitag aus dem Nepertoir; die Proben zu dem kürzlich i» Berlin sensationell ausgenommenen Schwank „Hotel Blanemigiion" babeii bereits begonnen. Die erste Aufführung dieser Novität ist auf Sonnabend angcsetzt. s- Zweiter Klavier- und Gesangsabend des Kgl. Konservatoriums. Auch an diesem Abend wurde, wie am ersten, mehr gesungen als gespielt. Der Sologesang wird z. Z. an hiesigem Koiiiervaloriiim von den Herren Prof. Schatte und Konzcrl- sängcr Hildach bestens gepflegt. Der Tenor des Herrn Mann ist zwar nicht sehr stark, aber von Herrn Prof. Scharte gut geschult, wie Necitativ und Arie aus Gounod s „Margarethe" bewiesen: noch mehr Leidenschaft und dramatische Belebung mag sich der Sänger aneigiien, er sang etwas zu zahm. Frau Seidcmaiin ver fügt über eine ziemlich umfangreiche Stimme (Arie aus „Prophet"): auch Frl. Sievcrt's Organ (beide Schülerinnen des Herrn Prof. - - - ' - - - - einer öffentlichen Ausstellung zu vereinigen. In der Hauptsache ist die so wohlgelungrne Ausstellung der Initiative unseres Königlichen Hause- zu danken. Die Königin selbst gewährte dem Unternehmen ihr holies Protektorat: aus den Privatgennichern unierer Majestäten, Ihrer Königliche» Hoheiten des Prinzen Georg »nv Prinzeß Ma tliildr sind alle diejenige» Bildwerke und Skulpturrn für die Aus stellung in gütigster Weite überlaffen worden, welche das Komitee sich erbat. Und nicht nur allgemeinere Bilder von hohem Kunst- werth, sondern auch intimerer Fanillien-Portraits haben sich die lwhcn Herrschaften auf die Dauer der Ausstellung enteignet! Nach solchem Vorgang fand auch bei keinem unserer Privaihänier das Ausslellnngs- Komilee Schwierigkeiten betreffs der Ucberlaffuiig erbetener Kunst- geaenstände. Nicht weniger wie 399 Nummern ftchrt der Katalog aus und — waü sür Namen I Alles Künfllcr allererste» Ranges; 11 Andreas Achenbach, 14 OSwald Achenbach (diele beiden nur allein vereinigt, wäre schon eine wunderschöne Ausstellung), 3 H. von Angeli. 0 F. Defregger, 3 W. Diez. 9 Portrailo von dem be rühmten H. finaler Grass, 3 Ed. Grützner, 3 E. Hilvebrandi. lO F. A. Kaulbach, 4 R. Kummer, 5 G. A. Kuich. 5 Gabriel Mar. 1 Ludwig Pafsini, 4 Leon Pohle» 3 Lueas Cranach, 3 plastische Ge genstände von Pros. Hälinel, 5 von Professor Ur. Schilling. Dies nur CinzelncS aus dem Füllhorn deü Köstlichen! st Akademische Auosteil u n g. 1. Wie bereits berichtet, ist die diesjährige Ausstellung am Sonntag eröffnet worden. Die selbe umfaßt laut Katalog 370 Kunstwerke, Oelgemälde, Aguarelle», Zeichnungen, Kupferstiche, plastische Bildwerke »nd einige architek tonische Entwürfe. Von diesen wurden von Dresden 112, München 75, Berlin 38, Düffeldorf 37, Kaclsruhe und Weimar je 23 u. s. w. eingelandt. Wir beginnen unseren Belicht mit den heimischen Künstlern und zwar mil dem größten Bilde der Dresdner Schule, mit Anton Dietrich'ü «Lady Macbeth" (30), ein Naclststück von großartiger Wirkung. Der Künstler hat daS ihm vom Dichter gewordene Motiv künstlerisch nniaestaltet. Die Lad» erscheint nickt, wie i» der Tragödie, l» dem Zinimcr deS Schlaffes Tunsinai, in Gegenwart des Arztes und der Kammersrali, sondern einsam siebt sic aus dem Walle des Schlaffes, eine wunderbar großartige, sascinirende Erscheinung, umwoben von deS Mondes Lickt, und wälckst, starren Ausdrucks in dem sonst edlen Gesicht, mit den lang hcrabwallenden Haaren die vermeintlichen Blutflecke von ihrer Hand. Die Figur wie die reiche Gewandung sind künstlerisch von großer Schönheit, doch noch bedeutender ist das Landschaftliche des Bildes. Die altersgrauen Mauern des Schlosses, bewachsen von Ephcu und beleuchtet voni Monde, dessen fablcs Lickt jeden Gegenstand plastisch bervortreicn' laßt, bilden einen Schauplatz wie für eine solche Tragödie geschaffen und geben dem ganzen Bilde das Gepräge, welches die Tragödie des Dickters selbst zu einer nnsterblichen acmacht hat. — Landlchaftlick verwandt bezüglich der großartigen Conception ist Olos Winkler's „Venusberg" (Horselbcrg bei Eisenach) (298), eine pittoreske Gebirgslandschaft, die ganz den düsteren Ebaraktcr jener Gegend trägt und die der Maler noch dämonischer durch die glühende Beleuchtung der Höhle gemacht hat, vor der die Unglücksvögel, die Raben, Wache Hallen. Auch Prof. Friedrich Prcller's „Milzruburg in der Rhön" (198), eine Landschaft mit wenig Staffage, ist, wie Alles von diesem Künstler, neben den landschaltlichcn Vorzügen von einem gewissen sagenhaften Reiz. Otto Focrsterling's Landschaft „Herbstnbcnd" (50) ist mit all' dem Schönen ausgcstattet, welches dieser Maler seinen Bildern zu ver leihen vermag und das zu bewundern zugleich sein Fleiß ost Gele genheit giebt. Von Prof. L. Gurlitt ist, nach langer Zeit, die Aus stellung wieder cimnal mit einer seiner italienischen Landschaften, „Bei Genozzano im Sabinergebirge" (80) bedacht, die dieser Künstler in früheren Zeiten zu seinem Ruhme oftmals zur Anschauung ge bracht; in nicht geringerem künstlerischem Wertste, wenn auch in cinei» ganz andeien laiidschastlicln» Charakier. nennen wir hier zu gleich F. Sckenker's stächst iiiicressantes bretagniiebcs Stranvbild: „Am Strande" von St. Scrvan (232). Von sonstigen beacktens- iverthen Landichaitcn führen wir noch an: Ed.Leonhardi: „Wilderer unter einer alten Eiche" (148), Max Fritz: „Abend an der Mosel" (62). Erwin Svuidler's „Mondnacht »m Hochgebirge" (262), Wla dimir Feitel: „Motiv ans Neuenbnrg" (l05) unv „In den Dünen" (lOO), Alexander Flaniant: „Abcndstiii»in»ig" (53) und .Hugo Bör- ncr's, gelegentlich der Ausstellung der akademischen Schüleiarbeiten bereits gesehenen und rnlnnlichst anerkannten „Heranzicbenden Sturm" (15). — Von historischen Bildern hat Dresden Nichts gc- iiesert, im Fache der Genremalerei dagegen Einiges, von denen Emil Limmcr's „Festrede" (149) sich durch gesunden Humor und aus dem wirklichen Leben geschöpften Realismus anszeichnet. Da- gcne» steht Professor Erwin Oehme's „Hermann und Dorothea" (82) durchaus nicht auf dem Niveau künstlerischen Wertstes, den sonst dieses Meisters Bilder a»szcich»cn. Paula Kohlschütter-. „Verwaist" (132) ist rin gefüblamegeiides, klar ausgclülwlcs Bild chen, in welchem kleinen Genre diese Malerin ihren richtige» Berus finden dürste. V. von Schnbcrt's zwei reizende Kompositionen: „Carl V. vor seiner Abreise nach St. Inst rc." (247) und „Ein ValentinStag" (218), die beide auch der Gciircnialcrei znzutheilcn sind, haben, neben der geistreichen Erfindung die bei von Schubert stets gesehene überaus seine AnSsüIwung. Ludwig Nndow's „An der HauSlhür" (224) zeigt die ewige Hlnncigniig des schönen Ge schlechts zu zweierlei Tuch und E. von Esckwege ein frisches Rciterstücklei» (47), van der Beck ein hübsches Schulkind auf des Lebens ernstem Gange (0) und M. Hcnkcr eine kleine allerliebste Venetiancriil (107). — Zum Schluffe unscrcs bcntigcn Berichts sei noch ein vom Maler selbst als Genrebild bezcichnctes Wcrkcben er wähnt: Woldemar Graf Rcichcnbach'S „Ter Frühling kommt" (200), ein im neckischsten Zopsstul gehaltener Park mit entsprechender, aber äußerst kurioser Staffage, zu der auch der schwebende Genius nicht fehlt, welches Beides ober mit so vielem Humor »nd Geschick be handelt ist uild von so großem künstlerischen Können Beweis giebt. daß dieses Äiid vollste Äcachlung verdient. -h In Baden bei Wien starb am Sonntag, den 0. d. Mts., dcr bekannte Tialckldichter Anton Freiherr von KieShcini. dessen viele gciiiütlwollcn und naiven Gedichte, Dialoge und Mono loge so weit die deutsche Zunge reich! bclannt geworden sind und durch ihre Sinnigkcit, wie ihre» Humor zahlreiche Freunde gesunden hohen. Er war am 9. Februar 1816 zu Petermardeln geboren und betrat, obwohl klein mid venvachsen, unter dem Namen „Platzer" die Volksbühne in Prcßhurg und in Pest. 1837 gab er seine „Steirischen Alpcnblnmcn" heraus, die ganz außeroidentlich an- sprachen und denen er nach »nd nach seine übrigen Dichtungen folgen ließ. In den vierziger und fnnstigcr Jahren waren diese Dichtungen so vopulär, daß sowohl i» den Adels- wie in Virtuosen- Soilöc». in den bürgerlichen Unteihaltiliigs- und Erholu»gssti»ideii wie >m Volksmnndc KlcSheiin'sche Verse nie schic» durfte». Für die Neuzeit haben diese Dichtungen aber nur wenig Anziehendes, ihre meist krankhafte Sentimentalität stimmt nicht mehr zur jetzigen Grundstimiilniig. Lange Jahre, von 1816 an zog v. Kleslieim als Vorleser in dcr Welt »nilicr. trug überall seine eigenen Dich tungen in der gemütlilichen österreichischen Mundart vor und war auch noch vor etwa 5 Jahren in dieser Eigenschaft an einem Abend hiesigen Residenz-Thcalcr thütig. KlcShcim erfreute sich stets Scharfe) hat den nöthigen Fond. Sie sang ein Lied von Wüllner Herrn Öjanpero (Schüler Hildach's) ist sonor, dcr Gesang befrie digend ; nur hütteer bedeutendere Lieder wählen können. Vorzüglich gelangen die beiden Terzette „Joscs's Garten" von Lassen und „Tie Flucht dcr heiligen Familie" von Wüllucr, beide einstudirt unter Herrn Prof. Krantz. Stur ein einziges Klaviersolo war verzeichnet, Liszt'sPaiaPhrase überHochzcitsmnrseh ans dem Somnieniachistraiun, gespielt von Frl. Gaßner (Schülerin Blaßmaim's), zwar nicht immer ganz sauber, aber weich und perlend, mit lobciiswetther Technik: Liszt'sche Kraft fehlte an manchen Stellen. Eine Schülerin Nic odös, Frl. Stephcnson, spielte Mendelssohns op. 43 (Serenade mid Jllexero stiojoao) begleitet von einem zweiten Klaviere. Tie beiden „Käme" thatcn ihre Schuldigkeit, desgleichen Herr Schirmer, dem die Be gleitung der Gesänge oblag. II. 1'. -h Mag man nur einmal oder des Oefteren in dcr A usstcl - lung von Kun st werken ausPrivatdesitz i,n Orangerie- Gebäude, an der Herzogin Garten, Ostra-Allec. weilen, immer Mit man sich angencbm berührt von der vornehmen Art des Arrange ments. Es erböht den Kunstwertb dcr dem Auge dargcbotenen Schätze in Bildern und plastischen Kunstgegenständen. La ist kein Mittelgut, nur Werke erster Meister sprechen zu uns. Eine derartige Ausstellung wird in Dresden wohl nicht sobald wieder kommen. Nur einmal dürfte es wohl möglich geworden sein, die Besitzer so kostbarer Schätze zu bewegen, fick davon aus längere Zeit zu be geben, die eigenen Räume deS Hauses ihres schönsten Schmuckes zu berauben, um sie zur Freude und Genuß jedes Kunstsinnige» zu im hiesigen , _ » , mancher blntcrstützmig von Seite dcr Aristokratie, lebte aber in den letzten Jahren schon ziemlich künimellich von dem Ertrage seiner „Klcshcim-Akadcinicn", sür welche er micrmüdlichMitwlrkcndc und — Publikum suckle. Einzelne seiner neltgedachten ansvrcchendeil Gedichte aus den Saiinnliiiigcn „Sclnvarzblatl ans Wanderschaft" (1853), „Mailüsterl" (1853) und „Frannkäfeil" (1859) werden immerhin noch okt und gern deklamilt werden. -st Ter frühere Direktor mid Begründer des Variötö-Tßeaters in St. Pauli in Hainlmrg, Wagner, ist nach schweren Leiden, t!6 Jahre alt. gestorben. Wagner hatte das Theater 2t Jahre hin durch geleitet mid cs in der besten Bedeutung des Worts zum Volksthcater aiiszubildcii gewußt. Er verstand cS gewissermasten ein Stamm-Piiblikui» an das Theater durch seine Ausführung von Stücken unserer .Klassiker zu fesseln. 1' Dem Beispiele seines Kollegen, Kommerzienrats, Ernst Kaps in Dresden, folgend, hat Herr Kommerziciira») Blülhner in Leipzig dem dorligen Konservatorium auch einen Koiizcrlslnael als Geschenk sür einen besonders tiichligcn Schüler gratis Zlir Veiftignng gestellt. -j- Or. Gustav DierckS, unser LandSmann, dcr sich seit meh reren Monaten bereits in Madrid Archiv- und sonstigen Studien halber oushält, wird setzt eine Reise nach Marotto und Algier an- treten, um dort kulturhistorische Forschungen vorziinehmen und später den Allgemeinen Deutschen Schriftsteller-Verband ans dem in Madrid slattsindendcn intcrnationalcil Schriftstcller-Koiigrcß offi ziell vertrete». -j-OsclarDIunienthal hat unter den frischen Anregungen, die ihm dcr allseitig«: und nachhaltige Eifolg des „Probcpieil" ge währt hat, ein neues den Abend füllendes Lnslsviel geschrieben, das den ^itcl führt „Die große Glocke'. Es wird bereits Mitte Oktober als eine dcr ersten Lustspiel-Novitäten dcr nächsten Saison im «Deutschen Theater" »ur erste» Auijührutrü aelanaei«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)