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- Erscheinungsdatum
- 1884-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188407088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840708
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-07
- Tag 1884-07-08
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Monat
1884-07
-
Jahr
1884
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»I. »»» Adresse der betreffenden Dame zu notiren. Plötzlich sprang sein Gegenüber auf. öffnete die Koupbthüre, schwang sich hinaus auf's Trrttbret und versuchte unter Emschiageii der Fensterscheiben in das benachbarte, von Damen besetzte Krmpc, zu driiigr». Es entstand nun natürlich große Aufregung; die Nothleinr wnrdc gezogen und der Zug nnißte halten. Der Eindringling wurde der Bahuhvioin- spektion iiberaeben und leaitiinirle sich als ein türkischer Offizier, der auf der Reise nach Essen bearinen war, den Bleistift seines Reisegenossen für einen Datei, »chatten und einen Raub- de,. Mvrdansall befürchtet hatte. Da er sehr wenig dentsch sprach, sa war eine Verffandigung mit ihm recht schwierig. Echt ain andern Vr'orgrn, nachdem die nöthigen Rnsnnhinen acmacht waren, konnte er seine Reise sartsetze». Ein bei dem Vanptpvslamt in .Hamburg angeslellter P a st nssiste » t ist wegen dringende» Berdachts. Werthbriese geöffnet und bestahlen zu haben, verhaftet worden. Ter unredliche Beamte wurde auf frischer Thal ertappt, da ein Geldbries mit 18«) Mark, der aus einem eingegaiigene» Priefbeutel perschivuiiden war, bei einer Durchsuch»!,» feiner Kleider ansgefmidrn ivnrde. Eine Hans- snchnng, die später i» der Wohnnng des 'Assistenten Pargenamnieil ivnrde, ivar iiisaser» van Erfvlg, als inan dabei eine Anzahl Kon- verls und Briese, die mit der Post eingegangen waren, aliigesnnden I'>u Der Berdacht liegt n>ilie, der Dreb habe sein Unwesen schon längere Zeit hindurch getrieben Be> dem Militär Besrening-.-prazesse in Franklinl a M. spielte ei» gewisser Wolsi aus Main^ eine Hauptrolle Derselbe wnsite seine Person nach rechtzeitig in Sicherheit zu bringen Derselbe hat ans sicher»! Versteck cmigen Frankiurlcui lcs sind dies meist reiche sndgrhe Bangniers und.handeltreibende) Erpressnng-sbriefe geschrie ln». >>i welchen er droht, er werde sie verralhe», dag >ie ihre Kinder auch ans nnerlalibte Weise vam Militärdienste besreit hätten, >ve»n sie ihm nicht einen bestimmten Geldbetrag bildeten. Diese Trvhnnge» l»rt er nun zur Wahr),eit geinacht und verschiedene Personen beider Staatsanwaltschaft angezeigt. Ans Elberfeld haben sich der erste Staatsanwalt des Land gerichtS, Lützler, Untersuchungsrichter Schäfer und ein Gcrickits- schreibcr mit dem der Obhut eines Pvlizeiivachlmerslcrs anverlranten Unterfuchungs-Gesangene», dem Anarchislen Reinsdorfs, »ach dein Riedcrmalddenknral begeben, rvoselbst der lcbtere genau die Stelle bezeichnen will, wv daS scherißlichc Attentat beabsichtigt worden war. Tie vielbesprochenen Exzesse, welche am l. Psingslfeicrtage sich vor der Billa deü Reichskanzlers in Friedrichsruhe abspielten, wurden vor dein Schwurgericht in Altona verhandelt. Angeklngt waren wegen Ausruhrü und Beleidigung fünf 'Arbeiter Raine»« Heise, Pabl, Graiinn, Meßliirg und Schmidt, von denen nur einer ichon vorbestraft ist. Sic Anklage behauptet Folgendes: Der in Fc ndrichsiuh stalionirte Fußgcudarin Lobe batte Bor mittags l l'/e llhr den Pollen vor Bismarck's Billa, als er von der „Aumühle" her eine aus 2» bis .'!>> Personen beiiehende Geiellschast der ge- wolmlichen Sonntagsgüslc, an ihrer Spitze ein Musikchor, be stehend ans einem Trommler, einem Psciser, einem Harmonika- und einem Guilarrespieler, herantonnnen sab. Unter Begleitung der Instrumente sang die ganze Geiellschast das delanntc Lied „Wer hat dich du schöner Waid". Damit der Reichskanzler, der gerade an jener Stelle seinen Morgeiispaziergang uirleriiahm. nicht gestört werde, gedot der Gendarm Ruhe. Sofort ertönten aus dem Hamen »»anständige Zninntlmngen, — nach wenigen Minuten veislärlte sich der Duinntl direkt vor Bismarct S Billa unter Lea sttusen: „hier wohnt der grobe Mann von Fricdrichsrnhe." „Wir sind ans .hambnrger Bode» und sieie Rlänncr, »ns hat Niemand etwas zu b.fehlen!" Als schließlich einer der Ruhestörer verhaftet wurde, ivarsen sich die Angeklagten aus den Gendarmen, der» hei dem Ringen die Uniform in Stücke gerissen und der seihst mit einem Messer bedroht ivnrde, dessen Stiche er nur mit Hille seines Sähels alnvenben konnte. Schließlich gelang es süirs Polizisten und einem der Bisniarci'i'chen Kutscher, die Angeklagten, welche als Rädels führer bezeichnet werden, seslzunelnnen. Der Spruch der Geschwo renen lautete hei allen Angeklagten verneinend bezüglich der An klage deü Aufruhrs, worauf bas Gericht die Angeklagten — mit Ausnahme des Schmidt, der ein sreisprechendes Berdilt erzielte — zu je drei Monate» Gcsängniß unter Anrechnung des einen Mo nats verbüßter llntersuchnngsliast vernrlheiite. Ter Staatsanwalt' hat Halle gegen Preßling und Palrle, der übrigens früher Wachtmeister bei den banrischen EhevarixtegerS war und Ritter des Erlernen KrenzeS erster Klasse und des rnistichen St. Georg-Ordens ist, ein Fahr Gcsängniß, gegen die klebrigen nenn bis sechs Mo nate beantragt. Oesterreich. Die Untersuchung gegen den am ll!. In»! in Po!a verhaftete!» italienischen Unterlhan Godina und dessen Ge liebte Genlili hat ergeben, daß der D » n a in i t - V o rr a 1 h, weichen die Beiden in ihrer Wohnung verbargen, leffrcswegs zu hochverrälherischen Zwesten, sonder» leoiglich zur Raubsüchcrei ver- wciioet werden füllte. Die.Hartnäckigkeit, mit welcher Godina nn- sä'.rglich alle Auskünfte verweigerte, erklärt sich einerseits dadurch, daß die Ranbslscherei mit Dmiamit von den ist,ionischen und dal matinischen Behörden streng bestraft wird und andererseits durch Le» Umstand, da» der im Besitze Godinn's Vorgefundene Spreng stoff von einem Diebstahl lierrülirte, der bei dem Bau des Forts von Balmaggiorc begangen wurde. Ter Kaiser und Kronprinz Rudolf sind zu dcnFlottenmanöuern nach Polo abgercist. Wie uns.Herr Tr. mcd. Büttner anS Kotzschenbroda mitlheilt, ist der so jung verstorbene Gras Wald st ein nicht der vor einigen »ähren von ihm behandelte Sohn der Gräfin Waldstein ans Dur, sonder» der erste Solm des regierende» Grasen Ernst von Waldslem — Ssttv»-. ans dessen zweiter Ehe mit ei »er Pr inzessin vor, Schwar zenberg. Der Verstorbene ist also ariS einer beiderseits ebenbürtigen Ehe bervorgegaiigen. Uebrigens hat der Kaiser den Eller» seine Theil- »ahme an dem Tranersall ansdrücken lassen. Bei den Landtags Wahlen ,» den Landgemeinden RiederöslerreichS berloren die Denischliberalen einerr Sitz a» die Klerikale», andererseits sie! der klerikale Reichstagsabgco'dnele Ruf in seinem Landlaaswahlbezirke durch. Die iLandtagswablc» ans den Städten Mährens brachten de» Tenlschen eine schwere Niederlage, indem diese an die Ezechcn 11 Mandate verloren. 'Ans dem vor. Landläge gehörte» von den Kl 'Abgeordneten der Städte grnppe nur zwei, die Abgeordneten von Piere.» und Renstadll, der ezechischeir Partei an: zu diesen beiden Mandale» erobern» die Ezechen diesmal die Bezirke Gana. Kleinster. Anwist. Boskowitz, Ungarisch Hradisch. Holleichan, Trebilsch. Daiscbitz, Freibera. Proßnitz und Kwmnn, rvelch sännnlliche Bezirke artt dem srüheren Landtage diircb deutschst,berale Abgeordnete verlreten ivaren. strach diesem Wablresnltate isl es wahrscheinlich. daß an! dem lunsiigen Landtage die Ezeche» und Deutschen einander die Wage halten und daß die M itlelparlei des Großgrundbesitzes, welche über 8 Stimme» beringen wird, den 'Ausschlag grelst. — Ans dem Wiener Bezirk „Landstraße" hnn eS in einer Waliierversammlnng ,zn einem sörmlichen .Hand gemenge zwischen Antisemiten und Demokraten. Frankreicli. Einige Zöglinge der Ossffierschnle von Sarnt- Enr d em o nsl ri rt en , weil die Schule diesmal nicht die Renne mir l I. Juli nritmachen soll. Diejenigen derselheir, welche die Trikolore der 'Anstalt durch ein rueißeS Tuch ersetzten, wurden nus- gestoßen. — 'Rach einem Telegramm des „Löst" hält Koch die Ebolcra in Toulon für die astatische, aber die Einschränkung ans ihr jetziges Gebiet durch sanitäre Maßregeln für möglich. Fünszig korsische Arbeiter kchrlen nach svonlo» zurück. Ter Maire von Barbcntane bat telegraphisch den Pariser Polizc!-Prä- scllen, das erlassene Verbot bezüglich der Früchleznsulrr wieder auszlihcbcil. da die Gemeinden sonst verarmen müßten. Tie Ton- loner Gasgetellschast verbrannte gestern Abends MD Liter Tbeer und beabsichtigt dies heute aus allen öffentlichen Plätze» sort- zuseven. Unter den Verstorbenen in Toulon befindet sich der 38 Fahre alte Victor Bvrcl, Marine-Arzt erster Klasse; er starb im Mariiicivitale. Holland. Der König von Holland, in dessen Befinden be reits eine erhebliche Besserung cingetrctz-n war, hat neuerdings einen Rückfall erlitten, der seine Umgebung mit Besorgnissen erfüllt. Es ist daher wahrscheinlich, daß er bis zu dem für die Beerdigung des Kronprinzen Alexander festgesetzten Termine (16. Juli) noch nicht i»r Haag einstessen kann. Die Scetion der Leiche des Kronprinzen bat dargethan, daß alle edleren Organe mit Ausnahme des Gehirns krank waren I nur das letztere war völlig gesund und hatte das nor male Gewicht. Man weiß, mit welchen Hoffnungen die Transvaal- Deputation nach Holland ging, um dort eine 'Anleihe für die wichtige Bahn pon der Transvaalhauptstadt Pretoria nach der Telagoa Pa» zu Stande zu hringen. Die Anleihe wurde jetzt in Amsterdam im Betrage von 1', Milt. Gulden aufgelegt. Trotz der günstigen Bedingungen wurden oder nur l',s Milt, gezeichnet. Für wahr ein sehr »iedersclilagendes Ergehniß für die Trmrsvaalcr und cm tutzcs Sturzbad für ihr Vertrauen ui die tzollündstche Finaiir- welt, welche sie bevorzugten, um nicht mit englischem Gelbe, mildem Kapitale ihrer Feinde bauen zu müssen. Welche Gründe sür da» Mißlingen maßgebend waren, läßt sich im Augenblick nicht erkennen. Der Umstand, daß Holland selbst eine Sechzig Millionen Anleihe vlairt, kann bei der sonstige» Kavitalkrast der .Volländer nicht aus schlaggebend gewesen seni. Borlänsig ivnrde der Termin zu den Zeicbnlnigc» sür die Transvaal Anleihe bis zum I I. d. verlängert. Rach den großen Worten, welche in Holland zur Feier des TranS- vaatbesilches gesprochen wurden, und dem Jubel und Trubel bei Ankunft de» Deputation nimmt sich diese snninffclle Absage recht kläglich ans, lind schließlich wird wohl noch englisches, wenn nicht gar deutsches Kapital, welches zur Zeit für überseeische Unterneh mungen besonders flüssig zu sein scheint, die Sache statt mache». England. In Burirle» haben gegen UM« Weber behufs Er zielung eurer Lohnerhöhung»»» ", Proz. einen Streik begonnen Ern Telegramm des Mrrdir von Tongola meldet, daß Dclibah gegen den l. d. M. von etwa l.'!M> Ausständischen an- gcgrrssen wurde. Der Angriff sei aber »ach hartnäckiger» Kampf und großen Verlusten aus Heiden Seiten zurückaeschlagen worden. Die s e l b st st ä » d > g c n Fra rr e n in England, denen das Unterhaus jüngst die Ausübung des parlamenlariichen Stimmrechts verweigerte, sangen setzt an, dreien Beichliiß mit Stenerverweigeunrg zu beantworten. Frl. Henrielta Müller, eine schon in» reiferen Alter stehende Dame, welche zu den hervorragendsten Vcnl.nnpse- rinnen der Fraucnrcchte gehört u»v Mitglied des Londoner Säml- ratlies ist, trieb ihren Widerstand gegen die Zahlung der dem Staate gebührenden Steuern so weit, daß die Steuerbehörden zur Pfändung ihres Mobiliars schreite» Mlißle. Die Dame ließ es sich sogar gefallen, daß ihr für die schuldenden Stenern im Betrage von kaum 18 Psd. Stert, ein prächtiger Sclaeibsekrctär und andere kostbare Möbel, gepfändet wurden, deren Werth sic aus 8» Psd. Sterl. beziffert. Rach der Pfändung wurde in dem Lalv» vvn Miß Müller ein Entrüstungs Meeting von ihr gleichgesinnten Damen abgebalten, welches mit der Annahine folgender Resolution seinen Abschluß fand: „Es ist ein Prinzip der englischen Verfas sung. daß Besteuerung ahne Vertretung eine Tmanirei ist, und es ist wünschcnsrvcrth. daß viele andere Lame» die in der englischen Geschichte so oft angewendetc konstitutionelle Methode, der Steuerzah lung Widerstand zu leisten, bis Frauen daS Ltinimrecht unter denselben Bedingungen gewählt wird, wie cs Männern gewährt ist, befolgen sollten und mir laden andere Hansnnetlierinncn ein. Miß Müllers Beispiel nachznahmen." Zur Unlerslritznng der Resolution hielt 'Miß 'Müller eine Rede, in welcher sie ». A. bemerkte: „Es ist stets schwierig sür eine Frau, sich gegen Gesetz und Obrigfeit auszu- lelmen, aber der große Widerwille, den ich gegen ein solches Vcr- sahren empfand, wurde beseitigt, als das Unlerhans, die Regierung und sogar Mr. Gladslviie gegen die Vccleihnna des Stimmrechts an Frauen Reden hielten und stimmten. . . . Fcde Frau In Eng land ist dadurch beleidigt worden und diese Beleidigung kann mir geahndet werden, indem Schlag für Schlag crkheill wird." (Leb hafter Beifall.) Egtivte». Ein entsetzlicher Unglinlssall wird auS Kairo ge meldet Durch den E i n st n r z des Minareis einer dorligen Moschee wurden K«> Personen getödlct und viele schwer verwundet. vom l.Juli. Paris. TieBesnrchlringen betressS eines emcricrten srarrz. chinesischen Krieges gewinne» mehr und mehr an fester Form. Die Hvspartci in Peking schürt fort während zrini Kriege, zumal die Franzose» als Entschädigung djMfe- ietznng der Insel Formosa begehren. Tvv Tmng-Teang, Pangntzliii und der Margnis Tseng agilsten, um die llnaistigtestserklärnng des Pertrags vvn Tient Tckin herk'eiznfiihre». DaS sranz. Geschwader hat den Befehl erhalten, Shangni gegenüber verankert zu bleiben. — Die Depnlirtenkammer hat gestern mit -114 Stimmen gegen IIK daS Projekt der Versassungsrevstion genehmigt. Diese Zister möchte leicht zu dem Glauben Anlaß geben, als handele cS sich wiederum um einen nngeheneren Sieg des Ministeriums Ferrki, doch verhält es sich damit wie mit dem Vertrag von Tient Test», welcher, mir seine Früchte z» tragen, eines neuen Vertrages bedarf. China, welches den ersten willig unterzeichnet hat, weigert sich irnn, eS mit dem zweiten zu thnn, und isl ohne denselben der ganze Frieden ein schöntlingendes, aber nichtssagendes Wort — und die Kannner, welche in den Maliern des Palais Bourbon der Revision zngestirnmt hat, nimmt sich ebenfalls vor, diese 'Abstimmung unter der Kuppel des Theaters vvn Berjailles zu vergessen. An dieser jesuitischen 'Ansicht ist nicht im mindesten zu zweifeln, wenn man bedenkt, daß unter den kll Mitglieder» tue gestrigen Majorität eben so Viele Abgeordnete der extremen Linken, wie der er lremen 'Rechten waren: die Parteigänger einer »nbeschräntkeii Revision in rgdiststein Sinne, wie die erklärten Feinde jeder repuhlitänischen Stgalspersgsstnlg! Es ist nicht zu glauben, daß die Einen noch die Anderen die Reste nach Brriastles Notirt haben, um dort die Ideen Mr. FerrrsS Iriniiiphircn zu lassen. Mr. Clemenceau hat ganz bestimmt erklärt: „Ich stimme sür das Revisivnsgesetz. weil ich aniielmie, daß unser Work für den Kcmgreß nicht bindend sein kann und was mich an betrifft, so bin ich jeder Zeit bereit, das Wort zu brechen, daß wir nun die und die Artikel einer Durchsicht nnlerziehen werden, wir werden sie 'Alle prüfen, wenn eS möglich ist, und cs möglich ;n machen, wird »wer Bestreben sein I" Vvn der äußersten Rechten ivar Paul de Eassaanac nicht weniger zurückhaltend: „Ich werde," sagte er, „für die Abschaffung der öffentlichen Gebete mit gutem Gewissen stimmen, wie es die Regierung verlangt, weil ich der Re publik den Schutz dcS Himmels rauben will." Wie man sieht, ber einige» sich nicht die ->14 Abgeordneten, um die Loheshlimncn des Kcmseilpcäsidenten anznsinnnnm, wenigstens läD möchten dazu bei tragen, ihm etwas in den Weg zu legen, derartig, daß er darüber lallt. Das hat Ferrst sehr wohl eingeiehen und daher die wichligsle Frage gar nicht gestellt, nämlich die der sonbeiänen Rechte des .Kongresses. Der Text des ReaierungspcvjeklcS erläutert nicht voll kommen diese Frage, und der gestrigen Abslinimiing nach zu schließen, laim man fest behaupte», daß der Kongreß sich nicht als gebunden ansehen wird. Das weis; der Preinienninistcr «ebr wohl und darum ist er vor seinem eigenen Werk erschreckt; er har sich in dieses Unter nehmen mit der Absicht gestürzt, den Kongreß, was Rechte und Fähigkeiten anbelangt, zu stürzen. Tie Kühnheit, von welcher Gambettg 1882 einen Beweis geliefert hat, mangelte ihm aber, w hat er blos lavirl und weder >a noch nein gesagt, so daß die Rege nach Versailles eine sehr schwere sür daS Kabinet sein lärm. Wird sie riberlraiivt slatisindeii? Vor einigen Wochen war der Senat fest entschlossen, das Regiernngsprojckl falle» zu lasse», nur seinen finan ziellen Privilegien lind seine lebenslänglichen Mitglieder zu behalten. Heute scheint er »och gesonnen, es abznlcgen, aber ans anderen Gründen — nm Fen» einen Dienst zu leisten. — Die Kommission zur Berallning des Ehenbeidungsgesetzes ist heule zniannnengetrelen und hat die von der Kammer dem Senat vorgeichlagenen Perändc »»»gen geprüft. Fanffet und Demarca» Wan» die Einzigen, welche die Gleichheit in der Stranvürdigleil des Ehebruchs beim Manne wie bei der Frau angrissen, auch verlangten sie das Verbot der Wiederverkieirathnng von Komvlizen des Ehebruchs. Das vom Senat berichtete Prviclt wurde mit 8 von 1l Stimmen ange nommen, die übrigen drei enthielten sich der Abstimmung. Fkuillttou. -s- bl. U. Unter Donner und Blitz begannen am Sonntag die erste» Kräfte des Berliner W a l lne r - T b c a t c r s ihr Ge'nmmt- gastspiel. Lachte dem Unternehmen auch nicht die Gunst des Him mels, so hatte daS Publikum uni so häufiger Gelegenheit, herzhalt zu lachen. Während draußen der Donner grollte, erdröhnten in dem noch halb Karl'schen, halb schon „versteinerten" Residcnztheater kräftige Bcisallssalvc». Schlug es nicht draußen ein. io schlug die Aufführung unserer geschätzten Berliner Gäste um so wirksamer ein. Sic habe» den Vorzug, zugkräftige Novitäten und ein treffliches Ensemble mitzubringen. So können sie getrost den Kampf gegen das ungünstige Thcatcrwettcr »vage». Man bat blos zu bedauern, daß die schier unbcgrcislichc Weisheit unserer Behörden »ms Dresd ner um den Genuß gebracht bat, die schönen Sommcrabendc in dem Sommertlieatcr des Großen Gartens zu veibringen. Trotzdem ist eS Jedermann zu empfehle», ein paar Stunden sich von den künst lerischen Darbietungen erfreuen und erheitern zu taffen, welche uns setzt in der Eircusstrnßc die komische Muse spendet. Tic erste Neuigkeit der Gäste ist ein älteres Stück G. v. Moser's: „Harun al Raschid". Nicht ohne Grund gab ihm der fruchtbare Dichter den Namen Lustspiel, denn es hebt sich wesentlich über das Niveau vieler seiner letzten Schwänke und Possen. Titelheld ist natürlich nicht der hcrülmitc Khalise von Bagdad, der in ivnnvcikichen Mas ken verkleidet die Straßen seiner Hanptstadt durchstrich, nm die wahre Volkömciining zu erfahren, sondern ein Pariser Lebemann, der bei seinen galanten Abenteuern sich diesen Beinamen znlegt. Moser läßt das Stück in Paris spielen. Wenn ihm dabei nicht ein srcnizösisches ' Stück vorschwcbte, so zeigt doch seine gefällige Arbeit i» der Schürzung > VIsnit»- 0,1» ». ckull I8V4 Routin« französisch«« Vorbild« hin. Doch stören keine Frivoli tät««. vtelmrhr lrrrrscht nur «ine ausgelassene, unbändige Lustiglert. Etliche Unbegreiflichkeiten lausen mit unterso ist die Figur deü Water» Goutier«, der bald ein idealer KonfusionSralh, bald ein höchst praktischer Mensch ist, gründlich verzeichnet und Herr Atera„der konnte deshalb ivenig aus ihm machen. Auch isl es undenkbar, daß eine amerikanische Lad», wie Frl. Abele Duval, sich so ganz als deutsche wirthschastllche BürgerStochter giebt. Aber man nimmt Das gern ln den Kauf, um sich an den drolligen Szenen zu er götzen, die sich auS dem Erscheinen einer Kunslreileun in dem Vauje Duvat't» ergebe». Harun al Raschid spannt und unter!,ält in seinem munteren Gange bis zum Schluß; der Dialog ist nicht übermäßig geistreich, aber frisch und bewegt. — Fast uneingeschränktes Lob verdient die Darstellung. Solch eingespieltes Eineinble. wie es ans dein Wallner-Tbeater hergebracht, iff überall des Beifalls sicher. Neu sür Dresden war der Träger der Titelrolle, Herr Blencke, ein Komiker von Distinktion und voller seiner Nuancen. Ganz aus gezeichnet war er in dem Vorsühren lächerlicher Ausreden, die ihm seine viele» Verlegcnheile» abiiötlnge». Mil de», Anscheine der größten Nalitztichkeit verbindet er ei» durchaus wohlbedachtes Sviel. Es ward ilnn vielfacher Hervorruf mit Recht zu Tbeil. Herr Kmz und Herr Guther» bchanptetcn die gute Meinung, die ihr letztes Anstreten hinterlajsc». Nirgends Vorvrängc», keine Ileberlreibungt» und doch ein sicheres Berechnen der eiiffchlageiivcn Wirkung ihrer kölnischen Eharge». In die Ehren des Adends theille sich mit ihnen von den Frauenrollen Fräiil. Mener, die ihre Eircusgöltin höchst dccent, fast ein Wenig zu vornehm hielt. Auch Frau Earlscn gab ihre keifende Schwiegermutter recht angemessen u»v in Fränt. ^dilon lernte inan eine sehr aiuiuithigc Naive kenne». 'Rur F>l. Tnnliiig gab ihren Part ziemlich farblos. Noch seien lobend Herr Schmidt und Herr Meißner in ihren etwas znrücltreteiiben Rollen gedacht. Das Stück wird iwch manche Wiederholung erleben und Vielen heitere Stunden bereiten. 1- R. Der zweite Komposition 8 - Abcnd desKgl. Konservatoriums brachte vorwiegend Stücke in kirchlichem Stute. Es ist nicht jedes Komponisten Sache rein kirchlich zu empfinden; formell streng in diesen, Stile zu arbeiten ist jedem fortgeschrittenen Theoretiker möglich; aber wirklich geistlich zu fühlen und zu denke», kirchlich im idealen Sinne, tan» eigentlich nur Frucht eines liefen religiösen Bedürfnisses scnr. Ein Tondichter wird sich diese Art des Schaffens besser ausiparen für die Zeit innerer, seelischer Reise. — wenn's etwas Ergreifendes werden soll (siehe Parsisal!): sonst berühren derartige Gebiloc häufig äußerlich und weltlich, nicht kirchlich großartig peinig, nicht erhaben. In diesem Sinne ist vielleicht die kirchliche-Schreibart die schwerste und größte. Iiiimcrliin hintcrließcn einige der gebotenen Stücke einen recht günstigen Eindruck. Von dem 18 Psalm (sür Soli, Ebor und Lrchesler) von Samuel Baldwin hörte Reserenl nur den Schluß; Dem Beisalle nach zu schließen hat das Wert unser verwöhntes Mrisikprrhlikmn befriedigt. Anchdre gebotenen aemiolla-Gcsänge.Saloe Regina von Arens, Ave Regina von Geist (ans Dresden) und „Advrn- nus" (8stim»rrg)von Baldwin fanden viele» Beifall und bekunden znm Tbcil schonvielRontincin Stimmensnhrrmg n. tonlrapnnklischeTnrch- bildung. Hcri'argehoben sei aus dem IÄ> Psalm (sür Ehor, Soli n. Orchester) v.Arnes der krästige.LebcnrindBedenlungathmendeTchluß- satz; das Sopransolo dcsPialmsjüngFrl. Hoschke, zwar manchmal etwas stoßwcnc, abtr sonst recht srnnpathrsch und kirchlich weilievoll: auch die Stimme ist vollklingend. Das einzige Orcbeslcrwcrk des Abends war eine FrühlingSouvertnrc von Arens, i» der Hanpisache noch eklcktisirend, aber stellenweise schon selbstständiger gehalten. Das leise Erwachen und knospende Weben, zuletzt die volle Pracht des Frühlings waren geschickt gemalt; die brillante, vollstimmigc Sprache des Orchesters, auch die Kraft des Ausdrucks erinnerten an Wagner, ohne ihn gerade nachznahmen. Aus dem Klavicrconccrtc von Aincs konnte nur das Andante, ein von Mufft zeugender Satz, gespielt werden, da der Pianist erkrankt war, der das Eonccrt übernommen. Daß die genannten Komponisten (außer Hrn. Geist sämmllich Aus länder) ihrem Lehrer, Herrn Hofkapellmerslcr Prof. !)>'. Wüllner, zu größtem Danke verpflichtet sind, wissen sie selbst am besten. Auch die beiden Ehorklaffen. die wieder sehr schön sangen, sind sich be wußt, was sic in Wüllner verlieren. Das Orchester spielte säst wie eins von Alten. ch Ter Dresdner Liedertafel, welche in dankenswerther Weise die Ausführung des gesanglichen TbcilcS in der am Sonn tag zum Gedächtniß an Pros. I)r. Ludwig Richter stattgchabtcn Tvdtenseicr ühernvinnnir halte, gebührt sür ihre Leistungen die größte Anerkennung. Tie beiden von derselben gegebenen Geiangs- vorträge waren von tiefergreilender Wirkung. Nachträglich erwäh nen wir, daß die letzte der zum Vortrag gelangten Kompositioncii. die „Einsamkeit" von Julius Rietz, mit »ntelgelegtem Text von I)r. Arldt war. ü „Tristan und Isolde" Wird wahrscheinlich im nächsten Tvminer in B a vr en th den „Parsisal" ablösen, es soll dies wenigstens jetzt prviektirt sem. Die eriien beiden diesmaligen Parsffal Ans,uhurngen werden einen besonderen Charakter an sich wagen, indem ea. 1«»)«) Studenten und Mnsici an jedem Abend einen großen Theil des Auditoriums bilden werden; dieselben sind die Gäste jenes ungenannt bleiben wollenden Parsisal-Verchrers, der sene hohe Zahl Freiplätze sür die akademische Jugend und nnne Musiker gestiftet hat. -j- Frau N i c m a n n - S c eb a ch ist von dem Kaiser znm Ehrenmitglied des Hosthcatcrs in Hannover ernannt worden. ch Die Hosthealer-Fntendanz i» München Kat den Vertrag mit der Hvsschanspielcrin Frl. H e cs c ans mehrere Jahre verlängert. ch Marcella S c m b r i ch, gegenwärtig der Gesangsstcr» der Noiial-Ftalinn-Opcra i» London, erhielt von der italienffchen Aka demie „Freiitano" (Protektoren sind: der Kaiser von Brasilien und Herzog von Aona) die goldene Medaille mit der Krone und ward anßerdcni zum El»cn»nlglicd ernannt. ch Ans Bischofswerda schreibt man uns: 'Am Sonntag wurde!: wir durch einen scttencn Genuß erfreut, denn ö Mitglieder der Königl. Kavcllc des Hoftheatcrs z» Dresden, Rcrr Flöienvulrws Bauer »nd das berühmte Horngnartctt, die Verren O. und B. Franz, Wünschmaan und Ehrlich, gaben im Saale des hiesigen Schützenhauses ei» Concert, dessen sein gewähltes Programm und vortreffliche Aussnlirnng daS Publikum hoch befriedigte. Zunächst war es Herr Bauer, der mit scinci» wunderbaren Flötcnipiei alle Zuhörer entzückte; glaubte »ran dock,, cs jnbilirc eine Lerche in den Lüsten, als er in der „Idylle von Doppler" blies, und welche Akkuratesse in Ton und Atlinnmg bei dem echten Bravourstück eines Flötenspielers, den „Variationen" von Fürstenau. Der übr ige Theil des Programms wnrde vom .Hornguartetl ausgesührt, dessen zartes Piano rvnhrhall ergreifend klang, die „Motive aus Parsffal", Mendclsolm's „Jagelied" ans den Lieder» ohne Worte, die Volks lieder, ein herrliches „Adagio" von Beethoven u. A., Alles in vor trefflichster Weise zum Vortrag gebracht. Dürsten wir doch dem „Lebewohl" bcS nach stürmische» AvvlauS zugcgcbcncn „L Tbälcr weit, o Höhen" ein lullendes „Aus Wiedersehen" hinzusügen. i Aus der» reiwminirlen Alelier der lilhographisch-artistischen Knnstanstalt von Levp. Ho der», an», Rvienslr. 8«>, ist kürzlich ein Oelsarhendrnck von Stadt und Pad Sch and cr» hcrvvrge- aangen, der wieder»!» alle die Vorzüge und Trefflichkeiten der Ausführung zeigt, die der geiiannlen Anstalt zu ihrem gulcn Riffe auch weit über die (Kreuze» unseres engeren Vaterlandes hinaus verlwlsen haben. Das Knnslblaw dürste jedem Salon zur Zierde gereichen und ist durch alle hiesigen Kiinsthandlnngeir zu billigem Preise zu beziehen. Namentlich wird es den Besuchern des reizend gelegenen Bades eine willkommene Erinnerung sein. ch Eine Deputation unter Führung des Herzogs von Wcstminstcr machte dem Sckatzkanzlcr von England ihre Aufwartung, um der Regierung den Ankauf von einem Theil der dem Herzog von Marl- borough gehörigen Gemälde aus dem Vlcnlicim-Pälast für die Staats-Gemäldegalerie zu empfehlen. Unter diesen Gemälden be finden sich zwei Raphaels «nd ein Van D»k. sür welche M)M> Psnnd Sterling gefordert werden. Der Scl'atzkanzlcr hielt diesen Preis sür hcffpieilos hoch, ui» so mehr, als ilmr gesagt worden, daß der höchste Preis, der bis jetzt für rin Gemälde gezahlt worden, 24,000 Pfund Sterling betrage; aber er versprach, das Anliegen der Deputation dem Premierminister zu unterbreiten. und Lösung des Knotens, in müthigeu Verwechselungen überall Bcrmtschtcs. * Eine neue Art der Reklame machte sich neulich zum ersten Male in bei, Straßen Berlins bemerkbar. An den be lebtesten Punkten standen Männer, die ans großen Drill,, jedem vorübergehenden Herrn eine Scliachlcl „echt 'chwedischcr Streich- Hölzer" verehrten. Auf beiden Seiten der Schachtel war die Ge- schästSanzcige eines Herrrii-Gardciobegeichästs z» lese». Mancher Passant mag ans diese billige Weise seinen Bedarf an Streich hölzern gedeckt haben. „Papa, hast Tu denn die Mama schon lange gekannt, ch' den munteren Einfällen und über- Du sic gebeiratbet hast?" „Rein, mein Junge, erst nach der Hochzeit mll auf die geschickte Technik und > Hab' ich sie richtia keimcu gelenzt."
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