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- Erscheinungsdatum
- 1884-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188406252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840625
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840625
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-06
- Tag 1884-06-25
-
Monat
1884-06
-
Jahr
1884
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«r. 17V Rede. stieg ein paar Stufen hinunter kehrte dann wieder»« die Kanzel zurück und »ertündele folgendes: »Meine Andäch Ein schmerzlicher Augenblick ist gekommen: unser lieber Milt und GeniciiidMtesler K, ist soeven plötzlich gestorben". Reg in Berlin während de» Gottesdienste» ln der im Hause Lindenmatze 50 beslndltchen Synagoge. Au» Anlab de» siebenten SttflungSseste» der Gemeind« hielt der Prediger Vr. Landsberger eine Festretze. Plötzlich macht« sich eln« unruhige Bewegung in de» »»Heren, in der Nähe der Kanzel gelegenen Reihen bemerkbar. Der Prediger unterbrach seine Rede, stieg ein paar Stufen hinunter kehrte dann wiederum aus ^ ' . - --Httgxn i itbmber rgungS- lo». mit gebrochenen Augen, da» Haupt zurückgesenkt, lag der vierundachtrtgjährige Creiö da. Ties« Ergriffenheit demüchligte sich dcr Gemeinde: nach einigen Minuten forderte der Prediger aus, für den soeben Verschieben«» da» Sterbegcdet zu sprechen, und „Höre J«racl" »e. ertönte e» in viellmnbertstimmigem Ruke. Die Leiche sollte nun au» der Synagoge lnnauSgciragen werden — da begann der Todigeglaubte sich plötzlich zu regen, die Augen auf« zuschlagen und da» Haupt zu erheben. Ein Schlaganfall hatte den Greta getrosten und ihn in einen Zustand de» Scheintode» versetzt, welcher mehrere Minuten währte. Derselbe ÄrriS, um dessen Tod bereit» ein (Lebet entsendet worden, erholte sich, nachdem man ihn mit Wüster besprengt hatte, zusehends und wurde nach seiner Woh nung geschasst. Die unterbrochene Fcftpredigt wurde in Folge der allgemeine» Erregung nicht fortgesetzt. Oesterreich. Ans Klobouk (Britnner -kreis) wird splacnde kaum glaubliche Geschichte geschrieben: Das Weib des hiesigen Taalölniers Jllek, Marie Juck, unterhielt mit dem HäuSler Franz Welinsky, welcher von seinem Weibe getrennt lebt, ein Liebcsver- bältniß. Marie Illek und ihr Mann lvaren mit eitler ekelhasten Krankheit behaftet, und wurde ihr gerathen, eine Salbe zu bereiten, sich mit derselbe» zu bestreichen und hierauf einige Minuten im beißen Backofen zuzuhriiiaeu. Diesen Rath befolgte da- Weib und beschloß, sich ber dieser Gelegenheit ihres Mannes zu entledigen. In der Wvynuiig ihres Liebhabers Weli»»ky. in welcher der Back ofen von den Hausgenossen, zu welchen auch daS Ehepaar Jllek gehörte, gemeinschaftlich benützt wurde, machte Marie Jllek am 15. d. ein großes Feuer an, buk Kuchen, und nachdem sie dieselben um 2 Uhr Nachmittags herausgenommen batte, schürte sie das Feuer nochmals und bestrich sich selbst und ihren Mann mit der Salbe. Ihr Liebhaber, ihre Schwester und die Nachbarin Thomas Foretnik und Jawurek waren zugegen. Marie Jllek stieg zuerst in den Back ose», aus welchem sie aber nach wenigen Sekunden wieder heraus »- veenansr IV»eI,r,P»»1««. 8»lto ältalt««. Am 15.Hk. schlug der H) l tzd Kaserne »on Easettu (da Neapel di« Kavallerie- erde und ver- Er wollte aber nicht. Darcuffhin packten ihn sein Weib, WelmSky und Foretnik, prügelten ihn, banden ihm schließlich Hände und Füße und steckten ihn gewaltsam «n den Ose». Die Nachbarn hörten wohl ans dem Hause des WrlinSky Schreie kommen, schenkte» denselben aber keine Beachtung. Erst Abends wurde der Taglöhuer aus dem Ofen herailsgezogen, er war aber bereits eine Leiche. Am anderen Morgen wurde dem Arzte Herrn Dr. Wilhelm Sedlvu angezeigt, daß Josef Jllek Nachts Plötzlich verstorben sei. Der Arzt, der Bürger meister und der Gcndalmeric-Postenfülirrr begaben sich in die Wvh- iiiing der Jllek und fanden, daß der Körper des Tobten mit Brand wunden bedeckt war, und da» Weib erzählte nun den Vorfall. Marie Jllek, ihr Liebhaber Franz WclinSky und der Häusler Thomas Foretnik. welche den Josef Jllek gewaltsam in den Backofen gesteckt hatten, wurden verhaftet. An deutschen Volks- und Bürgerschulen wird Prag im Jahre 1684 besitzen 30 Knabeir- und 34Mcidchenklasseii, für die eine Gesammtausgabe von 86,630 Gulden sich nöthig machen wird, die zum großen Theiie von der Prager Gemeinde ailfzudriiigcn ist. Für die vöbmischcii Schulen dagegen wird die Gesammtausgabe 373,039 Gulden betragen. Am Freitag Abend wurde in Prag der mwerheirathete, 41 Jahre alte Privatingellieur nnd Bauimternehmer Vinccuz Brzohrad in seiner Wohnung ermordet nufgefunden: sein Tod war durch mehrere Messerstiche in den Kops und in die Brust, sowie durch die Dilichschiieiduna des Halses bis zur Wirbelsäuleheroeigeführt worden. Da mail »»mittelbar darauf, nachdem in der Wohnung Brzvhrad's Hilferufe erschollen, einen kais. kgl. Artillerieführer die Weihung hatte verlassen sehen, so hatte die Nachforschung nach dem Thäter sofort ein bestimmtes Ziel, und am Sonnabend Mittags ivnrde mich der selbe, als er eben mit seinen Eltern beim Mittagstisrhe saß. verhaftet. ES ist dies der 23 Jahre alte absolvirte Techniker und Einiährig- Freiivillige Artillcrirführer Emil Waßmiliidt, welcher noch nni Sonnabend Abend ein volles Geständniß seiner That ablegte. Waßmnndt brachte Brzohrad ilin's Leben, weil dieser ihm vor einiger Zeit die Geliebte durch Geldgeschenke abwendig gemacht habe. Am Freitag Morgen habe er sich von einem Slowaken ein großes Küchen- messer getauft. Es sei nun zwischen ihm und Brzohrad zum Streit »ud Handgemenge gekommen, wobei er seinem Gegner mehrere Stiche beigebracht und den Hals durchschnitten habe. Eifersucht sei das einzige Motiv seiner That gewesen, aber den Namen des be züglichen Mädchens werde er nicht nennen. Waßmundt stammt aus einer geachteten Familie. Gänzlich moralisch gebrochen, wurde er am Sonnabend Abend dem kgl. Landes- als Strafgerichte eilige- liefert. Der ermordete Ingenieur Brzohrad hat mehrere größere Bauteil in Prag auSgcführt und hintcrläßt ein ansehnliches Ver- mr»gcii, daS auf ungefähr 80,000 Gulden geschätzt wird. Berichten aus Mvsienice zufolge wurden ans einer meilenweiten Strecke von Dobczyce bis Mhölemee und anderen Ortschaften durch den Austritt der Raba surchtbare Verheejr» » g c n der Felder angerichtel. Tie Laudlkiite wurden vom Wasser im Schlafe über rascht und haben kanm das Leben gerettet; ihr Hab und (Lut ging ,n den Fluthen zu Grunde. Tie dahin gesendeten Hilfsmittel, Brod, Kleider nnd Geld, tonnen wegen der unsahrbaren Straßen und in den noch stehenden Wassermassen den Lkverschivemmteu nicht zu- kommeii. ES sollen auch einige Bauern ertrunken sein. Ebenso groß ist das Unglück bei Limanow, wo die Transverialbahn stark gelitten hat. Fortwährend laufen in Lemberg über W a s s erv cr w ü stun- gen in Galizien die traurigsten Berichte ein. Die Bevölkerung ganzer Distrikte ist am Bettel,lade. Der Wasserstand ist vorwiegend ,m Abnehmer!; an der Weichsel fanden aber Nachts Daminbrüchc statt, wodurch Tausende Fach kultivirter Grundstücke und ganze Dörfer überschwemmt wurden. Der Regen hat nachgelassen; aber das Wetter ist düster. Fr«»krtich. Die Herzogin von Pcrsian». Wittwc des bekannten Vertraute,» von Napoleon III., wiederoerinählte Madame Le Moyne, soll auf Antrag ihre» SohneS, des Herzogs von Pcrsigny, wegen Verschwendung unter gerichtliche Kuratel ge stellt werden. Die Dame hat in einem Zeitraum von 2 Jahren 1,200,000 Frc». Schulden gemacht und die Hälfte des ihr von der Mutter, der Prinzessin de ia MoSkowo, hintcrlassenen Vermögens vergeudet. Vor längerer Zelt wurde aemcldct, daß die ezceiitriichc Herzogin Eericra Pignatclli der Pariser Aristokratie und speziell ihren Verwandten den Affront anthat, in der Scala als Chansonetten- Sängcriil auszutreten. Da sie aber als Ealbkonzertdiva weder Lor- dcccren noch Louisd'ors sammelte, so hat die Schwägerin des Grasen Potocki, wie man nun ans Paris meldet, sich nichtchescheut, in die Reihen der Bufsct-Heben zu treten, welche in den FolicS Bergörcs jungen Verschwendern und naiven Provinzlern miserablen und un mäßig theurcn (Lhanlpaaner kredenzen, unter Umständen aber auch Ln Hilter" — so nennt der Franzose unfern Bittern — schänken. Die Herzogin hält in der That seit einigen Tagen in den Falles Bergöres einen „Lar" und thront in großer Toilette mit königlicher Würde hinter der vielhalsigcn Flaschenbatterie ihres Buffets. Die Cholera ist m Toulon auSaebrochcn. Die Muni- cipalität versammelte die Touloncr Journalisten auf der Mairie, nni ihnen die Situation klar zu machen und über die getroffenen Maßnahme» mit ihnen zu sprechen. Bi» jetzt sind seit Freitag 17 Pcrwiicn gestorben, davon 10 am Sonntag. Den Journale» wurde Schweigen auferlegt; al» aber die Schulkinder entlasten wurden, mußte die Sache bekannt werden. Man behauptet, die Cholera sei auf dem Schiffe Sorte" auigcbrochen, welche» au« China kam Das Schiss wurde sofort auS dem Hasen entfernt. Die ÄchissSkontrol« wird strenge gchandhabt. Pie Cholcraleicken wur den ui tiefen Gräbern begraben und mit Chlorkalk überschüttet. Bereits haben 8000 Personen Toulon verlassen. Die Krankheit bat einen rapiden Charakter. Ein Student starb auf der Stelle. Schon am 14. Juni kam in Toulon ein Sterbefall vor -, da aber im Süden alljährlich einzelne Sterbrsäl' ereignen, wurde der Meldung starben 1 Marincsoldat im Sr - , aus seiner Besitzung, am Sonntag 3 Marinesoldatrn und 7 Civi listen. Dir Bevölkerung schreibt die Cvidemie der Einschleppung durch die o»S Tonking kommenden Schiffe »u; eine offiziös« Note sucht daS natürlich avzulcugnen und nennt die Seuche nicht die astatische, sondern.sporadische" Cholera. te zwei letzte fünf Soldaten mehr oder minder schwer. AuS PonTremolt wird gemeldetr Au» den Trümmern der klplodirten Pulvermühle sind 20 Tobte und Verwunde!« hervor« gezogen. Die Explosion rasirte ein mit hundertjährigen Kastanien« bäumen bestandenes Wäldchen, während da» Magazin, welche» 184 Ceiitner Pulver enthielt, unversehrt blieb. . ^ Rußland. Fürst Dviidukow Korsakow ist nach Beendigung seiner Jnspektionascuirt durch daS tlirkomanischc Gebiet und durch die Merw'Oase nach Baku zurückgekehrt. Der Geiieralgviiveriieur des Kaukasus hat dabei Merw besucht mrd sich die befriedigende Gewißheit verschafft, daß die Turkoinauen dieser Oase fortan loyale Unterihanrn des Zaren sein werde». Längs der versisch - lur -- ko manischen Grenze durchstreifte Fürst Tondukow - Korsakow etliche hundert Meilen eines von der Natur reich gesegneten Terri toriums, welches nunmehr dem russischen Reiche emverleibt ist. Un gefähr 200 englische Meile» dieser Strecke konnte er aus einer gut angelegten Eisenbahn znrückleaen, die innerhalb der letzten Jahre von den Russen gebaut worden Ist. In MichclowSk ging der Gencral- aonoernci» an Bord und segelte westwärts durch den kaspischenSee bis »ach Baku, welches vor 30 Jahre» noch ei» kleines ärmliches Torf gewesen und heute eine der entwickeltsten Städte Rußlands ist. Von Baku bis »ach Tistis, der große» Hailptstadt des Kaukasus, wird Fürst Toudutow Korsakow die Reite gleichfalls auf einer neuen Eisenbahn machen und dabei Gebiete durchziehen, die außerordentlich fruchtbar sind. Es ist eine historische Fahrt, die der Gcneral- gouberncur des Kaukasus in diesen Tagen znrückgelegt, nnd die er staunliche Beweise vv» der Ausdehnung und der Eniwicleluug der Herrschnst Rußlands inEeniralasien gegeben hal. Fürst Doudulow- Korsakow hat ans dieser Fahrt das alte Sarakh au der persischen Grenze »och nicht berührt, allein es ist kaum mehr zu Zweifel», daß auch vie Besitzergreifung Sarakhs von Seiten Rußlands nicht lange mehr auf sich warten lasse» wird, zumal die Peffer ans die Fest- Haltung dieses Punktes kein besonderes Gewicht zu legen scheinen. Rußland, so meint der „Kawkas", wurde durch die Disziplinlosigkeit der turlmanischen Stämme gezwungen, ostwärts vom kaspischen See vorziischreiteii und müsse sich jetzt nach Rordosten gegen Persien wenden, insbesondere gegen Sarakh, um den Frieden zwischen den Tnrkomaneii und den Ilnterthanen dcS Schah aufrecht zu erhalten. NirgeirdSwo in der Welt täuscht man sich darüber, daß die Fort schritte der Russen in Eentralasien nicht gegen den Emir oon Algha- mstaii gerichtet sink». Im Gegentheil ist es sicher, daß die russische Regierung mit allen Mitteln die Frenndschaft Afghanistans zu ge winnen und zu sichern trachten wird. DaS Gebiet von Afghanistan bildet jetzt die Ccheideiiianer zwischen dein großen cingloindischen Reiche nnd dem russischen Gebiete. Wenn es je zu einem Zusammen stoß zwischen den beiden Staaten kommen sollte, so wird die 'Rolle, die Afghanistan hierbei spielen wird, für den AnSgang des Kanrpfcs von entscheidender Wichtigkeit sei». England und Rußland sind demgemäß jetzt schon gleichermaßen bestrebt, die Freundschaft Afgha nistans zu gewinnen. ES ist bekannt, daß die englijche Regierung dem Emir von Afghanistan besondere Subsidien gewahrt und daß sie ihm.daö Versprechen gegeben hat, ihn in der Ansrechterbaltnna der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit seines Staates mit allen Nutteln zu unterstützen. Rußland dürfte wohl nicht zögen,, ähnliche An erbietungen dem Emir zu machen, und in Herat durfte in den nächsten Jahren ein lebhaftes Jntrigucnjpikl zwischen der englischen und der russischen Diplomatie gesponnen werden. Rußland ist hierbei jeden falls im Vvrtheile, denn eS lanii jederzeit seine Vorposten bis an die Grenze Indiens vorschieben, ohne seinerseits aggressiven Absichten Englands irgend ein Aiigriffsobjekt »n bieten. Unter allen Umständen hat der gegenwärtige Kaiser von Rußland mit den friedlichen Er oberungen in Eentralasien den Traditionen des Zcirenthums seinen Tribut gezollt und — man darf wohl auch sagen — den Fortschritten europäischer Eivilisation nach Osten keinen schlechten Dienst geleistet. In Nishny Nowgorod sind am 19. (70 d. M. Abends Aus schreitungen des Pöbel« gegen jüdische Einwohner vorgelom- men. Gegen ü'/r Uhr Abends vcibrcitete sich in der Vorstadt Nunawino da« Gerücht, Juden hätten ein Cdrisicnkind entwendet und rn die Synagoge gebracht. In Folge dieses Gerüchts fand eine Zusammenrottung des Pöbels vor der Synagoge statt. Die Polizei vermochte anfänglich nicht die Tumultuanten auseincurder- zutrciben und erbat Verstärkung. Bald darauf erschien der Gou- vemcur und befahl, vas^ von Seiten deS Militärs, das sich in eine», Lager außerhatb der L-tadt befand, Hilfe geleistet werde. In zwischen hatte der Pöbelhausen vorübergehende Juden überfallen nnd mißhanbelt, war in die Synagoge eingebrungen und batte die dort Anwesenden mißhandelt. Die VolkSiiiasse war mittlerweile auf 2000 Personen angewachsen; ei» Theil derselben wendete sich gegen rin Haus, in welchem eine jüdische Familie wohnte und deniolirtc dasselbe ebenso wie noch andere von Juden innegehabte Wohnungen. Die Insassen der letzteren flüchteten. Den vereinten Anstrengungen der Polizei, zweier Konivagnien Infanterie und einer Sotnie Kosaken gelang eS endlich gegen 10 Uhr die Ordnung wieder hcrzustcllen. Einige Juden sollen getödtet und mehrere verwundet, außerdem 6 Häuser beschädigt worden sein. Ferner ist viel jüdische» Eigrnthlim zertrümmert und auf die Straße geworfen worden. Am folgenden Morgen tras ein ganzes Bataillon zur Verhütung einer Wiederholung der Unruhen ein. Den Mißhan delten ist von Seiten der Behörden Hilfe geleistet worden. Die Zahl der vorgenommenen Verhaftungen wird auf 150 angegeben. In Kunowino hoben 10 bis 15 jüdische Familien gewohnt. Norwegen. Der Pros. Lr. Broch vermochet wegen Ilnnach- giebigkeit des Königs nicht, ein annehmbares Ministerium zu bilden, und entsagte in Folge besten dein Kompromißauftrage. Der König betraute nun den Generalkonsul Richter mit demselben Aufträge, aber auch dessen Versuche sind mißlungen. England. J„, Oberhause beantragte Lord Röschen», ein liberaler Pair, die Niedersetzung eines Sonderausschusses, welcher die besten Mittel ausfindig machen solle, durch weiche die Wirksam keit des Obcrbauses cii» einer gesetzgebenden Kammer erhöbt werben könnte Der Antragsteller wünscht die Wissenschaften, Künste und, wenn dies möglich wäre, auch die Handwerkerklassen in der Pairsknmiiicr vertreten zu sehen. Lord Derby erklärte'Namens der Negierung, dieselbe würde nickt abgeneigt sein, den Antrag zu unterstützen, wenn derselbe die Ernennung von Pairs auf Lebens zeit als ein Mitte! zur Erhöhung der Wirksamkeit des Oberhauses bezeichne Lord Rosebery erklärt sich einverstanden und Lord Gran- ville beantragt ein diesbezügliches Amendement, welches aber mit 85 gegen 45 Stimmen aagciclmt wird, während der ursprüngliche Antrag mit 77 gegen 38 Stimmen vom Hauie verworfen wird. Die Brigg „G. P. Sherwood" ist auf einer Reise von Phila delphia nachHälifar mitllMitgliedem ihrerMailnschast zu Grunde gegangen. Akuilleton. -j- Bei der heutigen Ausführung der ,,Undin e" singt Irl. Neuther die Titelrolle, Herr Fischer den Kühleborn, Herr Erl den Knappen Veit. Herr Richter den Fischer Tobias, Frl. Friedmann die Bcrthalda und Herr Jost zum 1. Male den Kellermeister Hans. -j- Klaviervorträge von Herrn Hugo Mansscldt aus San Francisco iin Saale der Pianofortefavrik „Avollo". Bor einem zahlreichen, vorwiegend wirklich musikalischen Publikum führte sich vorgestern ein kalitornischer Klaviervirtuos, Herr Hugo ManSfeidt, in dem ,,Apo>lo"«Eonccrtsaale (Noffcirerstraße 2—4) mit verschiedenen trefflichen Vorträgen ein, um gleickiam seine künstlerische Visitenkarte bei Denen, die ihn in nächster Saison vielleicht mehrmals hören werden, cibzugebcn. DaS Programm war anders zusammengestellt. al« es zur Aussührung kommen konnte. In elfter Stunde wurde nämlich Herr Fricdheim, der für die größeren Concrrte von Raff, Mendelssohn und Weber am zweiten Instrument Mitwirken sollte, telegraphisch als plötzlich erkrankt adgemeldct. Deshalb mußte sich der Concertgcber mit Ergänzungen, b. b. init Einschiedung kleinerer Piöcen, aus der Verlegenheit helfen. WaS uns Herr Mansjeldt vortmg, flöhte im Ganze» großen Respekt für seine Technik, seine Begabung für brillante Stücke und überhaupt seine künstlerische Individualität ein. Wenn er auch weder mit Bülow und Rubin« stein noch mit d'Albert konkurriren kann, so darf er dock als her vorragendes Talent neben vielen Virtuosen der Neuzeit getrost aus der Bahn zum Ruhme forlschreiten. Seine Fingerfertigkeit ist bedeutend, sein Anschlag weich, Triller und Läufer sein und bestrickenv. Die musikalische Jndivtdualistrungökunst zeigte sich in vielen Vorträgen von bester Seite und bewies, daß er richtiges Dcrständniß besitzt und sich von modischer Einseitigkeit frei zu halten weiß. Zuerst hörten wir ein Chopin'schcs Nocturne und einen ungarischen Snirm- marsch von Lißt mit rrcellcnter Ausarbettung der spezifischen Cha rakteristik spielen. Wenig» glückte eS ihm zum Tbeil mit den fol genden, in» Programm e»»gcschobc>len Stücken. Mozart s F,-cl»r- Sonate kam weniaste»« in mancher Hinsicht zu kurz — sie nahm sich zwischen den Salonstücken auS gleichsam wie ein Mädchen aus der Fremde, welchem der poetisch» Schimmer entzogen war. Der MttKoeü (lon r»a. -Inoi 1884 Äortragende verschwendete Hedal an Stellen, wo der Nachdruck unnütz erschien, verwischte durch Ueberhastung oft die Lieblichkei! d» Rhythmik und ließ Manches auodrucksloS vorüberrauschen, was mit vollem Reiz wirken sollte. Den Satz »Ilo Puren spielte er vie! zu brausend und stark. Auch in Cbovin'S „Lorevuac," brachte er einzelne Drücker an. die dem zarten Sliinniungscharatier wenig c»I sprachen. Dagegen gefielen me flotte Oprie» von Josessl, und die brillante Polonaise von Chopin-LiSzt. i» denen große Bravour >» Illen Tbeilen de» Vortrags hervortrat, den Hörern desto beßer. 'benso hinterließ die gcichmactvolle Art, wie der.zllinstiei die letzten rogrammftücke: „Ltucio" von Maion, „(.'bunt >1» miclin" von lonschalk, „Leiwvo poRigm!" von Boscovie und „Taranteile" von ubinstein zur Geltung brachte, den gewinnendste» Cinbruck. Tie Mason'sche Etüde besitzt freilich keinen hohen musikalischen Werth, ist aber als Salonstück sehr reizvoll. In „1'on»aa pabtigiio" von Boscovie findet sich keine Ankränkelung von dea Gedankens Bläffe, e» ist gesunde und einfache Tonsprache ohne größere Verve oder Vertiefung des Ausdrucks. Der etwas bizarren Tarantcile Rubin- steln'S gab Herr ManSfeidt richtige Interpretation, welche die flat ternde, yüpsende und trippelnde Art dieses Tanzes eleltrisirena wirdergab. Der Apollo-Concertflügel erwies sich als ei» sehr klang volles, schönes Instrument. Bernhard Seuberlicd. -s Die tiefergreisende Rede, welche der langjährige minne Freund des entschlafene» Ludwig R > chter, Pros A Ehrhardt, an dessen Grabesstätte hielt, geben wir nach dem Dresdner Journal in Folgendem: Im «utiraoe und im Name» de» akadkmiiann Mathkö Irgc ich diescn wolp und »ollderdicutkn Lortrrrkranz anf den Sarg Sndioig Mchicrs, dcd io dcrMu» tr« und so -»q»rredrtc« »Ilimeister» drutlcher tiunl«, scinro Liiuglirdr«, alo rin Zeichen de» Danke» und al» eine leyie ikherndezingiuig. Die ckdeenbejengno,, gilt einem Manne, »er «llee Ehre» so üderau» wert» is«, und.zioar »ichi alleui »ege» seiner ganz einzigen Begabung, sondern ebenso sci,r wegen der ganz einzige» *rt »er Beewenbung »iesee Bkgabnng und ebenso lebe Wege» ber NeUibeN, ylebrusmiiedigkett und Bescheidenheit seine» ganzen Wesen». Tenn wälircnb >» leinen snnge» Aahrcn nur eln kleiner Urei« Nächsisiehendr, »in seinem ganzen Werihe oach erkannte und hochschiiylc, wurde Id», ja spiiikrhin, als alle Well sich ikrsrlschnng und Erbauung au» seine» Werken lchi>»ste, sedc Bel von Bnnerkenung. «udzelchunnq und Ehre z» Dhkil. »Urinal« aber hat er weder jene» noch diese» al« etwa« »o« ihm ikrwerdcaeS empinnde», sondern immcc mir al» ei» schone» ipiL«, al» ei» gütig,» Geschenk de» Himmel». lind — wa» mehr ist, als aus der Höhe seiner irüusUeelanfbah» sein Augenleiden ihm bei boilkommrusirr Geisies- srikche zwang, Pinsel und SNst für immer an» »er Hand z» legen, da konnle <r »och mit »oller Wahrhaftigkeit »on sich sagen: Haid blind, Halb «and. aber in meine» Goit znscicbr« und ginitlich. — WaS Alles aber hat auch Lies» Man» geschaffen! Da» ganze menschttche Leben hat er in anmnihigsie» Bilder» uns uoe Augen gebracht. Dir Glückseligkeit »cr Kindheit, de» frohen U-bcrmuih der Äugend, den Zander der snugr», da» goldene Glück bewährter Liebe und Treue. Die Schwächen und Thorhcitrn ber Menschen hat er mit liebenswürdigstem Humor NN» wie rin rrqähliche» Lnstivicl, de» Ursen Schmerz und da» bittere Lei» s» dargeslclli, daß wir sehr wohl erkennen, wie so manche Biülhc nnd Henchi »er Mcnschrnnaiur »ne gedeih«, wenn Thränru Pc bcthaur». — Wir Deutsche aber sin» ihm zu ganz besonderem Danke Mrpiiichicl. denn er Hai in alle» seine» Werke» die Eigenart unsrer» Empslndeno und Deutcns t» schönster und lieben»- werthefter Welse zur Erscheinung gebracht. Nkbreall ist da dcr Himinll und die Erde ganz »ah »»einander gerückt und eng verbunden. Jeder Berg und Hei» wir» ein Aliar, dem Allerhöchsten darauf zu obiern. Und girbi eö wohl eine so enge und dürftige Behausung, die Ludwig Richter nicht geschmückt n»i den viüihcn der Liede nnd Treue, vergoldet von de» Strahlen der Hoffnung und des Glauben», zu einem Leie »er Glückseligkeit nmgcwandcli hau»? Tic kleinen, »»- »ediuienden Ereignisse dc» Leben», die »»scheinbaren Handlungen nnd Thäiig- kclien dcr Mensche» Hai er mit einem Schimmer umgcdcn, durch den das Ilu- bcdrulrudc mit dem Vcdrntciidcn und Großen, «a» Bcrgäugiiche mit dem Un vergänglichen »erk»üvft »n» verbunden wird. Alle» dies hat cr nicht absichiSdoll, um etwa» Bedcntrudr» und Große» zn schafft», hervorgcbrach». Nein! Absicht»- Io» nnd ganz naiv, nur mit Ireueflcr Hingebung an seine Ausgabe, seine Rrbcir. hat er alle» an» »cm tiefe«, frisch Idrudelnbe» Born seine» Innern geschöpft. — Alle» die» werde» die nachfolgenden Geschlechter au« den einfachen schwarze» Linien seiner ttompositioncu auch hrranSleseu und an» dcr derhälinißmäßig kleinen Anzahl seiner Lclgcmäide rrkruiien, mit wie großcr und vollkommener Meisirr schaf« er seine idealen Poesie» naiurgrtrru und «aiurwahr »arslellte. Wir aber, die wir mit ihm gelebt haben, wir haben Eine» vor jenen voran». Die Kennt»!» seiner Persönlichkeit, die i» der vollkommensten Uibereinstimmung m!« seinen Werke» war. Ja! In brr ichlichten Erscheinung seiner Person erschien das lln- «rrzängliche , Ewige, Göttliche »er Mrnschcnnalnr, wie durchscheinend deutlich erkennbar. — Gewiß! r» erfüllt unö mit lieser Wrhmnth und Trauer, daß wie fortan sein liebe» Angesicht nicht mehr sehe» werde» : wir können aber die ver gängliche» Nedereefte seiner Person mit de« Tröste zu ihrer lehieu Ruhestätte begleite», »aß schwerlich ein Menschenleben sich befriedigter und befriedigender vollendcn könne uud werde, al» da» srinigc. Ihn seihst nehmen wir noch iu unsere» Gedanken und Herze» al» eine» Lrdcndt» wieder mit in da» Lcbtn zurück und werden Ihm dajür dankbar lei», daß er »ns durch seine Werke und durch seine Prrsönlichketi die Hoffnung und dc» Glaubt» an da» Unvcrgöiiglich« und Ewige genühri uud gefestigt hat. Lcb' denn wohl l lieber, «hcurcr Iren»«, bi» auf ein Wirbersindc». -j- Trotz des schlechten Wetters war die AilSstelliiiia von KunstIverkcn im Ora » geriegebände sHcrzogiii-GarteiO biSlier gilt besucht, denn cs besuchten sie tätlich überPersonen im Durchschnitt. Tie herrlichen Bildwcrle und plastischen Meister arbeiten finden großen Beifall. Im vorletzten Saale hangt ein Bild von unferni vorgestern zur Erde bestatteten Altmeister Ludwig Richter, an welchem ans Pietät cm mit Trauerflor umhültter Lvr- beerkranz angebracht ivnrde. Von dem ebenfalls vorgestern beer unstmäeen . Ilnng drei Holländische Marine ' (Rr. 4l, ein G. A. Knntz „Italienisches Mädchen" Ger. 161) nna ein Friedrich Voltz „Thierstück" <Rr. 269), die nach der bereits bei Lebzeiten des Heem Winkler getroffenen Bestimmung von nun an unserer Kgl. Gemälde-Galerie angeboren werden. j- In P r a g (Nenslädtcr Tlieater) gastirte vorige Woche Herr GudchnS als Lohengri» mit größtem Erfolg. Seitens dcr z>ri tik in dcr „Bvhemia" wird dem Künstler nachgerühmt: seine Pracht volle, wvhlgeschulte Stimme vermöge allen, auch den rigorosesten Forderungen einer edlen Gesnngsknnst nachzukviiiincn; er habe die hohen Intentionen Wagner's an den Interpreten des deutschen Musil dranins verkörpert, den musikalischen Styl dcS Meisters in seiner hock,stcn Idealität wiedcegegcben; in seiner geistig vertieften Re präsentation trete der gvttgcsandte Gralsritter, der alle Heuen ge winnt, mit Emst und Erhabenheit vor das Publikum; der Sänger wird von einer iinponirenden Gestalt nnd von dem Profile eines griechischen Helden weienllich unterstützt: in Vortrag und Spiel ist seine einheitliche Ausfassung mit einem Reichthnm von geisl- nnd neinnthvollcn Details geschmückt, dcr sinnliche Reiz der Stimme, der siellciiweiie zu vermissen war, durch trefflich uüancirte Deklamation ersetzt rc. ?c. -j- P anl Lindau hal sich anS der weltstädtischen Ainwsphäre nach Schandau zurückgezogen, um dort an einem Drama, dessen Stoff dem vielbcwegtcii modernen Leben entnommen ist, ungestört arbeiten zn können. -j- ErnstEckstein wird, bevor er nach Dresden übcrsicdclt, erst zur Sommerfrische nach Tharandt sich begeben, wo ihm die nö- thigc Ruhe nnd Muse sich darbietcn wird, um an einem neuen, großangelegten Romane zn arbeiten. f Das neuerdings im Wallncr-Theater zu Berlin häufig wieder holte lustige Stück „Hotel Blmicmigron" wird mit dem Wallner Theater-Ensemble nach Dresden übersiedeln nnd permnthlich nach den Aufführungen deS „Harun-al-Raschid von Moser im hiesigen Residcnzthcater zuerff an die Reihe kommen. -j- Dcr Klavicranszug von V. E. Nejslcr' s Oper „Dcr Trom Peter von Säkkingen", die bis jetzt bereits von 23 Opernbülmen zur Ausführung erworben wurde, wird nächsten Monat >m Berlage von Jnl. Schuberth n. Eo. (Leipzig) erscheinen s- Der Tonkünstlcr und Komponist Georg Hentschel bat die Direktion der Sinsvnickviizerte in Boston niedcrgelegt, wird aber vorlänftg nicht nach Europa zurückkehreii, sondeni in Boston eine neue Oper vollenden, die zuerst in Ncw-Aork nnd London zur Aul sühruna kommen soll. vcerrranz niigevracyi ivnroc. Zvon oein eveiisnus vorgciicrn oe digte», durch seinen Wohlthätigkeitssinn und auch als Knnstmäc hochgeachteten Herrn Moritz Winkler sind in der AnSstcllniig d Perlen der Malerei: ein Andreas 'Achenbach „Holländische Marin Geschäfte machten das lRötitro kraneais, das von Anfang Nov. l883 bis Juili d. I. 300.000 Francs Ucbcrschuß erzielte. das Odeon, welches die Einnahme rejp. den Rcingewinn vom vor. Jahre, nämlich 12,858 Francs d. I. überholen wird und die Opera cowigu^ deren Reingewinn vom 1. Juli 1883 bis heute etwa 98,000 Francs beträgt. 1' Am 22. Juli wird der Mannerchor „Beethoven" in,'R e w York zur Feier seines 25jähriaen Jubiläums im dortigen Central park ein würdiges Beethoven Dcnlmal, das seiner Vollendung cnt- gcgcngcht, errichten. 's Emile Zola's neuester Roman, unter dem Titel „Gcrminal" wird gleichzeitig in Paris und in deutscher Ilcbcr- setzung als Feuilleton-Roman i» dcr Wiener „Presse" erscheinen. Leber Inhalt und Tendenz hat der Autor selbst an die Redaktion der Presse geschrieben: „Mein »euer Roman wird die Frauen nicht stutzig machen (allaionclior). Er behandelt die sociale Frage, unter welcher jetzt ganz Europa leidet, uud nimmt sich den «streik in einem Kohlenbergwerke zuiu Handlungs-Vorwurf. Er wird eine populäre Studie bilden lind sich von den starken Dingen (eruüites) meiner letzten Romane sreihaltcii.»
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