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- Erscheinungsdatum
- 1884-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188401164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-01
- Tag 1884-01-16
-
Monat
1884-01
-
Jahr
1884
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ssllttnaok ckso 16» 6rui»»r 188« >r I» vom Etgentliuiner »UI » Ltt. aeio Behufe genöihigt gewesen. die L Zang» durch LoSwttrgen der eiie Vorlegschloffes gewaltsam zu offi M. war dt« zu sein« a« S>. Dezember »rkolgten Verhaftung von einem Roßschlächter rnaaglrt und besuchte am Morgen de« t>.De zember v. I gelegentlich seine« Ausenthalte- in Bobersen seinen alten guten Freund Streudel, der, rin Liebbaber von Kaninchen, rin« Unzahl dieser niedlichen, aber auch sehr gesrLßigen Thierchen in einem eigen« dazu errichteten Stalle eiuquartirt hatte. Mam- mitzsch emvjahl sich schließlich von S«. ganz heimlich. und »war unter Mitnahme »wrier grober französischer Kaninchen, deren Wert!, vom Eigentbtlmer auf 4 Mk. geschätzt wird, und er war zu diesem ' ' " " ' ' die Stalltliilre unter Benutzung einer eisernen Bänder und Abbrechen de« offnen. Die lebendige Diebesbeutc veräußerte der Angeklagte alsbald für 2 Mk. an einen Handarbeiter und verbrauchte er de» Erlös in seinem Nutzen. Der Richter spruch lautete auf 1 Jahr 3 Monate Gesängniß und 8 Jahre El>»nrech1«verluft. — Amtsgericht. Johann Gottlieb Weis«, gewöhnlich der „August" genannt, ossertrte am 22. Dccember Vormittags aus dem Jüdenhose dem Handelsmann Adolph Beller au« Glashütte, der dort mit Christbäumen seilhielt, seine praktischen Kenntnisse in der Anfertigung von Holzkrruzc», wie sie zur Ausstellung der Bäumchen benutzt werden, und wurde daraus!«» auch von B. enaagirt. Nach mittags erklärte August, er verspüre rechten Hunger und um diesem Nebel abzuhrlsen» zahlte Besser rin Honorar von l-0 Psg.» da« W. zur Restaurirung seine« knurrende» Magens verwendete und dann noch rin Weilchen sortarbeitete. Gegen Abend entfernte er sich plötzlich unter Mitnahme eines stattlichen Tannrndaume«, der unter Brüdern seine zwei Mark kostete, und er war bereit« ein Stück Wege« in der Richtung nach der Sporergassr entfernt, als Bester aus den anscheinenden Durchgänger aufmerksam gemacht wurde. Schon in der nächsten Minute war Weise von ihm eingelwlt und gab dieser auch den Christbaum ohne Weitere« wieder herau«; nur brummte er ein wenig in de» Bart, man habe ihm doch vorher einen Baum al« Geschenk versprochen. Ein herzukommendcr Gen darm notirte den Vorfall mit dem Erfolg, bah Weit« unter der Anklage de« Diebstahls vor das Schöffengericht verwiesen wurde. Bester muhte die Einwendung des Angeklagten, datz diesem ein Bäumchen als Geschenk zugesagt worben sei. bestätigen und sonach konnte von einer recht-widrigen Aneignung desselben keine Rede sein, wen» schon sich in Rücksicht aus die Grosse des Baume« nicht verkennen lies», daß Bescheidenheit nicht zu den Tugenden Augnst'S zählt. Dir Staatsanwaltschaft beantragte die Freisprechung Welse's und demgemäs» e-kannte auch der Gerichtshof. — Ter 23 Jahre alte Färbergeselle Friedrich Weimer tbcilte bereits seit zwei Tagen sein Quartier auf der Badergaste mit dem 19 Jahre alten BierauSgeber Thümmel. als beide am 5. Nov. v. I. beschlossen, sich gemeinsam Arbeit zu suchen. Tb. ging voraus und Weimer nahm, als er sich aus die Socken machte, die auf dem Bette liegende llbr seines Bekannten mit fort, angeblich, um diese dem Eigen« tliümrr zu überbringcn. Auf der Treppe will W sodann zu Falle gekommen sein, wobei daß Mngla« in Stücke gegangen fei, und erst dann, als er Thümmel nicht traf, will er den Entickluß gefotzt haben, den Stundenzeiger zu versilbern. Letzteres geschah auch und den Erlös von 4 Ai. benutzte Weimer sodann alS Zehrpsennig aus die Reise nach Leipzig, die er antrat, ohne zuvor noch einmal in das Quartier zurückzukelircn. In Riesa gab der Durchgänger eine an Tbümmel adressirte Karte zur Post, wonach er in sogen. Spiegel schrift dem Adressaten misten lietz, er. der Absender, werde Sorge tragen, den entstandenen Verlust wieder zu begleichen. Bon Leipzig ans wandte sich W- nach Mittweida und dort steckte man den Ubrcn- frcund ein, dem gestern eine dreiwöchige Gcsänanißstrase wegen Diebstahls zuerkannt wurde. — Der Flellcher Carl Franz Rindfleisch hatte wegen Körperverletzung gegen den Gastwirth Taggesell Straf antrag gestellt und beide Parteien erschienen gestern zum Termin der -Hauptvcrhandlung vor dem Schöffengericht. Bevor der Herr Borsitzendc die Verhandlung eröffnet-, erklärte sich der Beklagte bereit, eine Strafe resp. Butze von 25 M. zu entrichten, nachdem er ohne Weiteres zugegeben hatte, seinen Gegner mit zwei oder drei Lbrseigen traktirt zu haben. Gleichzeitig erbot sich T-. die -Hälfte Kosten zu tragen — allein Rindfleisch zeigte sich dielen Ver- gleichsvorschlägcn keineswegs geneigt und es erschien daber eine Versagung der Berhandlung am Platze, da der Haupizeugc nicht erschienen bcz. bisher nicht ausfindig gemacht worden war. Tag- gescll acceptirtc schlietzlich, „um die Geschichte loS zu werden", einen weiteren Veeglcichsvorschlag, indem er sich bereit erklärte, dem Kläger sofort NO M., sowie dem anwesenden ärztlichen Sachver ständigen l- M. und dem erschienenen Zeugen die zu bcanipru- cbcnde Gebühr zu zahlen sowie überdies die bereits ausgelaufe nen Gerichts- und JriedcnSlichter-Rosten zu tragen. — r a a k - o r d n « » , der p. Sommer MIitw»a, «»rmltta»» l« Udr. n S,I>l»stberaN,»»q über den (k«»t »er Zufchüsie, ginnnz-Dtpareemkn« den.; !>>vldrrmd»»a über »rn «nie», »rr Heere» vd««»r»,e»e» Meüaeri »nd Gr»., die iNvihschUichisleiier betreffend. — AG»»»»,»»!«» 3«>k » — lhr Vermögen abzunedmen. War dieses Ziel erreicht dann wurde» die unglückseligen Geschöpfe von Wien weggelockt und au« der Welt geschasst. Hlerdei »aryi Karl Schenk, Bruder Hugo «. Bureau diener einer Eisenbahngcscllschaft, und Karl Schlossarek. Maschinen« TasteSgeschichte. Deutsche« Reich. Eine Unterredung, die nicht ohne Jnicrefse ist, tberlt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" mit, und zwar eine Unterredung nnt dem Feldmarschall v. Manteuffel dem Statthalter von Elsaß-Lothringen. Der Jelomarschall äußeite sich über die Angriffe, die seit einiger Zeit seine Verwaltung erfährt, und namentlich über die aggressive Rede, welche im elsatz-lothringischen LandesauSschuffe der Abgeordnete Zorn v. Bulach gegen ihn und denen Vorgänger, den Oder-Präsidenten v. Moellcr, gehallen hat. Bulach strebt enge Beziehungen zum badi'chen Hose an, und zwei seiner Schwestern sind an preußriche Garve-Osfiziere vcrheirathct sein Vater war Kammerherr Napoleons I!I. und hat von dem Letzteren viel Gutes erfahren. Beides hinderte den Sohn nicht, Pieußen ebenso wie das zweite Kaiserreich mit den schärfsten Aus drücken anzugreisen. Herr v. Manteuffel sagte, als darüber gesprochen wurde die Rede Bulach's Hab« ihn betrübt, vor Allem, weil sie der weiteren Entwickelung der elsatz lothringischen Verfassung schabe, dann weil der würknge Obcrpräudent v. Moeller noch im Grabe angctastrt wurde. Vielfach ist ihm getagt worden, er hätte dein Baron v. Bulach Soli» zu grosse Bedeutung dadurch beigclegt, das» er den, Kaiser »eine Rede eingeienvet habe. ES handle nch aber nur uin eine politische Tkatiawe. Sein Dienen hänge einzig und allein von dem Willen des Kaisers ab, und deshalb könne er sich nie einem Parlamente gegenüber rechtfertigen und orrthcidigen. Aber die Bedeutung einer Volksvertretung unterschätze er dabei nicht. Elsatz Lothringen habe niemals seine deutschen Landesrechte verwirlt, die Gerechtigkeit erfordere, diese ihm voll und ganz wiederzugebcn, sobald Elkatz-Lottwingcn selbst sich wieder als veutsche« Lanv an erkenne. Auch die Frage über das Beamtentlnnn sei von schwer wiegender Bedeutung. In allen Ländern seien dir Beainten in einer Richtung und je nach drn Bcantten-Traditioneir herangebtldet, die in diesen Ländern gang und gäbe sind. In Elsaß-Lothringen sei das anders. Hier se»en die Beamten theils in Preutzen oder in Bauern, Sachsen, Württemberg, Baven u. s. w. grob geworben. Ta lei es natürlich, daß der Eine oder Andere ein- Ge»chäitSan- weisung, an die er nicht gewöhnt war, ungern annimmt, mit vor gefaßter Meinung ansieht. Ein gewisses Rai'onniren habe in dem Lande, in dem er grotz geworden sei, stets hcstanoen, und ihm fei der Wallcnstein'schk Spruch: „DaS Wort ist frei, die Thal ist stumm, der Gehorsam blind." tief im Geblüt«. Er lade mehr Elsaß-Lotd- ringer als Beamte zu seiner Tafel »nd zeichne besonders die Pro fessoren aus. Der Grund liege vielleicht in seiner Ungelehrsainkeit, die ibn dazu führe, die Gelebrsamkeit zu verehren. Aus ihn habe es groben Eindruck gemacht, daß König Frieirich Wilhelm IV., als ihm der Antrag ge,»acht wurde, Leopold Ranke ernen Rang zu geben, er dielen Antrag mit den Worten zurückichickte: So mächtig »ei er nicht, um einem Leopold Ranke einen Rang zu verleihen. Die Koryphäen der Wissenschaft hätten eben als solche Rang über alle Rangverhältnisse. Frl. v. Bülow, jenes heroische Mädchen, welches vor Kurzem auf dem RummelSburger Ser einen Knaben vor dem Ertrinken rettete und dabei selb»« ihr Leben rinbühte, war, wie man nach träglich erfuhr, als Schriftstellerin thätig gewesen. Ter Verein „Berliner Presse" hat mit Rücksicht daraus in seiner letzten Sitzung heschlostcn, einen prachtvollen Kranz ansertigen und auf daS Grab der Verewigten niedcrlegcn zu lasten. Oesterreich. Mörder banden ln Wien. Eine förmlich organiiirte Gesellschaft zur Verführung. Beraubung und Ermordung von alleinstebcndcn, heirathslusligen Mädchen — vaS ist doch selbst in der Vcrbrechcrchronik der Weltstädte ein äußerst seltener Fall. In Wien wurde eine solche Gesellschaft entdeckt und drei Mit glieder derselben befinden sich derzeit ln gerichtlichem Gewahriam. Die Einzelheiten der Angelegenheit sind geradezu verblüffend und halten die öffentliche Meinung unausgesetzt ln Athem. Hugo Schenk, rin noch nicht Mälniger, bochaewachfener, kräftiger, blonder Mann von einnehmendem Acutzern. Sohn eine« KreiögcrichtS-Präsidenten von Tesche», war der Cbes der Derbrecherbanv«. Ihm siel die Rolle »u, „Liebschaften" anzulnüpken. »Bräute" »u suchen «nd tbnen ickloffer, di« Helfer und Menoffen de« mörderischen Don Juan. Die Rollenverthrilung zwilchen den drei Männern war eine sehr genaue, streng umschncbene. Avck sonst war Alles bi« in'« kleinste Detail geregelt. Die „Gesellschaft' besatz eine ganze Meng« von Woh nungen und Absteigequartieren ln Wen und in mehreren Prootnz- ilädten. und diele Einrichtung war ihr wrlmtluh strderiich »et thrln schrecklichen Unternehmungen. Wir lange da- Mordgeschüft be trieben wurde, ist »roch nicht klar, und wie viele Mädchen der Bande zum Opfer fielen, weiß man auch noch nicht. Bisher sind sechs sol er Morde bekannt. Eine „Braut" Hugc Schenk'« wurde bei Lundcnburg. «ine andere bet Pauerbach, rin, dritte bei Pretzburg, drei andere an bisher unbekannten Punkten, zwei wahrscheinlich aus der Strecke Wien-Linz und Wien-Krakau ermordet. Gesunden wurde ein einziger Leichnam, und von diesem konnte di« Identität noch nicht frstgestellt werden. Die Art der Ecniordun» war zumeist das Erschießen und dir Beseitigung der Leichen erfolgte in mehre ren Fällen aus die Welle, daß sie mit Steinen beschwert und in'« Wasser geworfen wurden. Nicht all« seine „Bräute" ermordete Schenk. Jene, von welchrn er sicher war. daß Ne ihn weaen HerauS- lockung ihre« Geld«» unter dem Versprechen, sie zu ehelichen, nicht gerichtlich vertoigrn würden, Uetz er «inkach lausen. Diesenigen Mädchen aber, von denen er eine Strafanzeige zu besorgen hatte, beseitigte er mit Hilfe seiner »wet Genosten. Dabei ist Hugo Schenk verehelicht «nd Vater eine« «jährige» «indes. Gegn, IM Frau und sein Kind zeigte er sich sehr türtltch Außerdem hattet eine ernste Liebschaft. Er liebte et« »ehr arme« Mädchen, gegen das er sich grohmüthig erwir« und das rr niemals kränkte. Bei der Verhaftung Hugo Schenk'« war er wieder „verlobt", und zwar gleich mit »wer Mädchen, von denen er auch schon etittgeS Geld erhalten hatte und die er sicherlich auch aus dem Wege geräumt hätte da Bride ernsten Anspruch aus ihn machten und es ihm schwerlich gelungen wäre, sich aus leichte Art von ihnen zu befreien. Die jetzt im Zuge befindlich« gerichtliche Untersuch»»»« zeigte, daß Schenk eine unwiderstehliche Hemchaft aus seine Opser auüübte. Seine Lügen fanden Glauben, seine Wünsche blieben niemals un- crsüllt. Schlietzlich fühlte er sich so sicher in seinen Handlungen, datz er mit einer schier unglaublichen Frechheit sein Mördertiandwcrk betrieb. Die Velmutimng, daß Hugo Schenk aus dem Erträgnisse der Mädcheiwwrd« allein nickt so viel Geld aulbrlngen konnte, um eine Lebensweise, wie r« dir seinige war, sortzusüdren und datz er aller Wahrscheinlichkeit nach auch andere Verbrechen verübt hat, gewinnt imine» »iiebr a» Boden. Interessant hierbei ist, daß Schenk nicht nur beiratlisiustige Mädchen, sondern auch Männer durch Zeitungs- Jn ernte an sich zu locken verltand; so war der Müllergehittr Franz Podbcra nach Bisen» gelockt worden, so wurde auch Franz Bauer im April 1883 bewogen, den Spaziergang durch drn Weidlingaucr Wald zu unternehmen, woselbst er betäubt und dann ausgeraubt wurde Hugo Schenk, kaum daß sich die Thür der Strasanstalt hinter ihm geschloffen hatte, dockte schon daran, neue Verbrechen zu begeben. Charakteristisch hierbei ist die grobe Rührigkeit, die Schenk entfaltete. Auf den 3. April fällt der mißglückte Uebcrlall auf den Müller - Gehilfen Podbera und am 21. April wird Franz Bauer im Weidlingauer Walde ausgeraubt. Ueder die Persönlichkeit der drei Mörder berichtet daS „N. W. Tgbl": Hugo Schenk ist ein Mann, dem daS Epitheton „schön" ohne weiteres bcigelegt werden kann. Leine rinnciimden Äcsichts- züge, die Sorgsalt. d»e er auf seine Erscheinung verwendete. seine gefälligen, weltmännischen Manieren und die gebildete Auodrucks- weisc, deren er sich bediente, lasten es begreiflich erscheinen. daß er aus Fkaucnherzen Eindruck machen tonnte. Sowohl Theresia Kcttcrl als Rosa Ferenczy erzählten ihren Bekannten von dem noblen und schönen Mann, den sie »um Geliebten hätten. und auch Emilie HöchSmann wurde durch sein Auftreten in dem Wahne bestärkt. Schenk sei ein Graf oder ein Fürst, der als politisch Koinvromit- tirter sich nicht als solcher zu erkennen geben dürfe. Karl Schenk, der Bureaudienrr, der um zwei Jahre jünger ist als Hugo, ist von kleinerer Statur al« sein Bruder und hat einen dunkelbraunen, ins Rölhliche spielenden Schnuir- und Backenbart. Er trägt Augen gläser und ist seinem Aussehen nach lungenleidend Karl Schlos- larck ist ein schlanker, hagerer Mann nnt inlelligentem Gesichls- ausdruck; er trägt einen dunkelbraunen Backenbart. Die deutsche Sprache spricht er nicht sehr fließend. Ungarn. DaS schöne Geschlecht der kroatischen Hauptstadt wetteifert mit den Damen der ungarischen Aristokratie in der aktive» BetheiUgung ain politischen Leben und sucht letztere noch zu über trumpfen. An deni letzten Landtag slandaie in Agram hat die Damengaieric tn hervorragender Weise mitglwirkt, und den vereinten Bemühungen der Akteur« im Saale uuv aus den Galerien ist cs gelungen, die Publikation des NrmitateS der Abstimmung über das Genvarmcrie-Geictz zu verhindern. In Pest Hutten vor der Adstlminung über das jüdi i ch e Miichchengeiev die Damen der Aristokratie, die sich an der Agitation gegen da« Ehegesetz be- tlieiligtcn, sich eine sogenannte «^suvuluc.-» auierlegt, d. h. durch neun Tage zu bestimmter Stunde „zum heiligen Herzen der Jung frau -Maria" gebetet, daiiiit ihr Herzenswunsch In Ersüllung gehe. Ais sichtbares Zeichen dafür, datz die Gebete erhört wurden, ver weist man auf die neun Stimme» Majorität, welche Zahl mit jener der Gebettage tlherciusiimml. Dem Unterhaus- wurde der Beschluß dcß OberhameS. betreffs Ablehnung des EhegeietzeS mittelst og. Nuntnims übermittelt. Tag ging so z». Zunächst meldet der Prä sident, daß der Cch'iftsübrer des Oberhauses mit dem Nunlium deffelben erschienen sei. Behufs Entgegennahme der Botschaft wild die Budget-Debatte uuürtiochen. Graf Acta Czirakn nunmt nach herkömmlichem Brauche vor der Piäsidcnten-Eilrace Ausstellung. In diesem Augenblicke citönen aus der älißersirn Linken (wo di» Antisemiten sitzen) stürmische Eljen-Rukr, dir minutenlang ivähren; die Antisemiten uuv Radikalen applaudiren lange, und Emeuch Szalan inst: „Das ist einmal kein Jude!" Nachdem der Sluini sich gelegt hat, meldet Gras Bei» Cziraty mit lauter Stimme, daß Vas Oberhaus die Völlige über die Misch-Elun ucueidingS^in Be- rathung gezogen und auch diesmal nicht als Gmudlage der Spezial- Debatte angenommen babe. 'Von der äntzcrsten Linken ertönte aber mals Applaus und Eljen-Geichici. Der Präsident bemeikt, das Nuntiui» werde in Druck gelegt und seinerzeit auf die Tagesordnung gestellt werden. Damit in die Episode, die mit gioßer Spannung erwarte! wurde, voiüber, und die General-Debatte über Vas Budget wird sartge>etzt. Nickst minder lebhaft ging'S im kioaliichen Landtag z». Daierbst nal»» Kntmevie das Wocl und intervcllrrte das Prä sidium, wesbald die beutige Sitzung früher als einberufen begonnen wurve. Starcevic: Sie wollten uns betrügen! (Zum Prägdenten gcwrndet:) Antworten Sie. wenn Sic e»n ehrlicher Mann sind. Jetzt habt Ihr Gen-armen, wesbnlb fürchtet Ihr Erich? Ihr seid Betrüger, Jl» bet ügt das Land! Präsident erthcilt unter Zustimmung des Hauies Staiccvic und Kutuievic eine Rüge. Ltaiccvic: Das ist für mich eine Eine. Gebt mir Schläge, wenn ick nicht die Wahrbeit spreche. Der Präsident hebt sodann di« Sitzung ans. DaS weitere Erscheinen deS Verlwvay'sckcn Antisemitenblattes „Függetlenseg" wurde wegen Mangels der vorgrscvriebeucn Kaution inlnbirt. Vcrhovan protestirte dagegen, doch erktäiten die Vertreter der Behölvc, den Protest nickt berücksichtigen zu können. Vcrhovan drohte sodann, fick, an der Regierung zu rächen. Allein die behördlichen Vertreter geboten ihm Schweigen und bedeuteten ihm, die IN Vertretung oder Umgehung deS Verbotes würde streng stens geabndet werden. Frankreich. Die Kammer stellte dem Anträge der Regierung gemäß daS Projekt über die Arbeitec-Schredsac lichte (l'ruck'Iiammos) der Minrn-Jndustrie an die Spitze ihrer Tagesord nung. Der dringliche Charakter dieser Rcsorm wird allgemein an erkannt, zumal diese Beziehungen zwischen den Mincnarbeitern und den Bergwerks-Kompagnie» setzt überall sehr gespannt sind. Nament lich in den Minen von Nordfrantreich läßt dir Organisation viel zu wünschen übrig, und wenn dieselbe nicht so mangelhaft und gegen die natürlichsten Interessen der Arbeiter gerichtet wäre, würden die Streiks der letzten Jabrr wabrscheinlich vermieden worden sein. Für später sin» jedoch noch andere Reformen in Aussicht genommen, wie die »ur besseren Sicherung de« Lebens der Arverter — die Arbeiter verlangen eine wrrklame Kontrole de« Minenbane-, «rn der sie selbst dcthcilrgt sind — die Reform der Versicherungütaffen (wie man sich erinnert, haben z. B. die Direktoren der Werkstätten von Anichcs unlängst ihren entlassenen Arbeitern drei Prozent deS geschuldeten Lohnes zurückbeliallen und tst ein bezüglicher Prozeß schwebend) u. s. w. Der chinesische Gesandte, Maraut« Tseng, tst, von England kommend, in Calais mit seinem Sekretär eingrtroffen «nd josort nach Paris weitergcreift. Rußland. Wie da« russische Blatt „Ssibtr" mlttbeilt, be- luchte jüngst der Genrralgouverneur von Weftsidirien nie Gefäng nisse zu Tomsk, bei welcher Gelegenheit fick 300 Gciangene da- rüber beschwerten» daß sie tn ungesetzlicher Weis« gefangen gehalten würden. Der Generalaouverneur fand die Klagen bei 200 Ge' sangenrn (also in */r der Fälle!) begründet und befahl die Freilassung derselben. ««gland. Vor dem Gerichtshöfe von London begannen die Verhandlungen gegen Wolff und Vonduraiid, welche angeklagt sind, an einem Komplot dehutö Zerstörung des deutschen Botschafts gebäudes durch Exvloslonssiosse Tlicil genommen zu haben. Aeuillkto». -f DaS Konzert von Eugen d'Albert im Hotel de Laxe. Wer vor einige» Wochen den groben Rubiastein lind vorgestern den sugendlichrn Eugen d'Albert spielen hört-, wird in vielen Stücken verwandte Züge herausgcsunden haben und es wohl nicht als un gehörig autnrlmien, d'Albert als einen Rubiusicin m spc>, soweit die Kiaviervirtuosllät in Betracht kommt, zu bezeichnen. Namentlich darin, daß d'Albert gleich dem älteren Meister nickit -n der Bravour boftn Vortrag van Effektstucken allein leinen Ruhm juckst, sondern auch dem Fernsten und Edelsten liebevollste Sorgfalt zuwcndct, ist d'Albert deS Vergleichs mit Rubinslein würdig erichicnen. In der Technik hat er alle Zwischenklasicn der Vorbildung im Sturme r-urch- siagen, man möchte sagen übersprungen und ist sehr schnell zur Elite klasse aufgerückt. Nur sehr weuige Virtuosen oder Birtuosinneii kommen ihm in der entzückenden Feinheit des Piamssimo. im Triller, In der perlenden Leichtigkeit der Läufer, den Staccatiü, aber auch im Fulminanten und schwungvollen, endlich in der stauuenoweithen AuSbaurr gleich. Im Jndividualisiren und AuSseilen hei Clwvin'ichen und Li-zt'jcken Stücken timt er freilich nicht jelicn des Gmen zu viel, wenigstens in der kokette» Mamcr der Kiiustpnuscii. Von be» beiden großen Konzerten mil Orchesterhegleitungder Maniisfeidl'ichcn Kavelle, die diesmal zu Anfang und zinn Schluß hauptsächliches Interesse für das Programm gewährten, gelang ihm Cchumann's F-moll-Kvnzert nicht immer so, wie man es erwarten durste. Der Mangel an ordentlichen Proben rächte sich durch manche rhythmische Unebenheiten, die bei dem däufigen Tempowechsel »m 2. Tbeiie er klärlich erscheinen mußte». DaS ist eben der Fluch der Künstler- konzerte, daß zu soigtältigen Proben absolut keine Zeit erübrigt werden kann. Derartige Schumann'sche Werke wie das wundcivolle ^-moII-Uoii»ert verlangen aber unbedingt genaue Feststellung bis zur makellosen Uebereinstimmung. Wie schön hätte d'Albcrt'S ele gantes Spiel gewirkt, wenn dav Orchester, das gewiß mit grösster Aufmerksamkeit seinem Dirigenten folgte, vorher vräeig in Einklang gebracht werden konnte! Weit bester glückte das Zmammcnsviel in dem Weber'ichen Konzertstücke (I'-moll, o»>. 79), welches die Glanz seiten des Virtuosen am Schluffe nochmals mit vollen Strahle» be leuchtete. Bei den, effektvollen Marsche bättc man erwarten sollen, daß sich d'Albert etwas schonen würde, um die äuß-rit schwierigen Koloraturen daraus mit gesammelter Kraft auszufiihren, aber ec spielte aus'S Tapferste den ganzen Marsch, umbrnusk vom vollen Orchester, bis zu Ende mit, ohne davon irgendwie ermüdet zu werben, und gab sogar noch eine brillante Mazurka zu, obwohl er schon zwei Stundm ununterbrochen gespielt balle. Unter den Soloslückeu war es schwer das am besten Gelungene zu bezeichnen. Hatte sich o'Albert schon durch den blühenden Vortrag der (.'-»xstl-Variatloncn oon Beethoven allscitige Anerkennung errungen, so entzückre er noch mehr mit seinem poetischen und dusligen Spiele in Chopin's Noe- turno und Impromptu, später durch seine sprühende Verve in Lrszt's Polvnaisc (Nr. 2) und durch Brillanz i» „So.röe cko Vienno" (Nr. 6) von Sckubert-Liszt Bei dem „Liebestraum" von Liszt spielte er sehr schmelzend die Melveic, welche dem alten Liede „Ach wenn Du wärst mein Eigen" auffallend ähnelt und auch eine srischc Barcarole sowie eine» Galopp von Ruhinsicin brachte er zur vollsten Geltung. Selbstverständlich wurde der bochbcliebte Künstler stets sympathisch begrüßt und mit immerfort gesteigertem Beifall ausgezeichnet. B. Senb erlich. -j- Zur zweiten Vorlesung des Herrn Prof. Fritz Sch u ltz e in der Aula des Kgl. Polytechnikums über das Leben des Pytha goras fanden sich noch mehr Hörer als zur ersten Vorlesung ein. »ovaß der mächtige Saal vollständig gefüllt war, und wahrlich all' die Anwesenden fanden vollste Befriedigung ihres Wissensdranges durch die glänzende Eleganz des Vortragenden und durch die größte Klarheit des dargedracksten Stoffes. Das Leben des Pythagoras bezcichnete der Vortrag als einen Roman im wahrsten Sinne des Wortes und geeignet, einen geistreichen Autoren zu einem solchen zu dienen, wie sie ictzt in der modclnen Literatur mit der Bezeich nung „Historischer Roman" so beliebt geworden. Das erwies sich auch im Laufe deS Vortrages aus'S Schlagendste bei Erzählung der vielen Fahrten und Jrrsahlten des großen Philosophen, Religwns- begrünvcrs und Staatsmannes. Allerdings wurde hierbei nicht ver schwiegen, daß hier Dichtung und Wahrheit Hand in Hand gehe, ein Umstand, der nicht anders sein konnte, da gerade die meisten Quelle» Uber das Leben dieses Philosophen weniger von Zeit genoffen, desto mehr aber von viel später gelebt habenden Verfassern lirrslaininen. Außerdem trage nicht wenig zur Verdunkelung der LebenSgcschichte des Pythagoras bei. die Jdealisirimg derselben, die zur Zeit der Begründung des Clmslcnthums den Neripylhagorüem erforderlich erschien, r„» auch ihrerseits zu ihrem Ziele: die Stiftung einer neuen Religion, leichter zu gelange». Pythagoras wurde von ihnen zu einem Gott gestempelt, der Wunvcrkrast, ja sogar die Herrschaft über die ganze Natur besaß. Wie dem aber auch sei. das stehe fest, daß Putbngoras ein ebenso großer Mensch wie Gelehrter war. der in seiner Hcimath, dein irdischen Paradiese Samos, dann in Lesbos. Phönizicn. Theben, in Egypten, Babylon, Kroton u. s. w. eine Summe von Wisscnschasten erwaib, die ihn zu dem machten, was das Altcrtbum und die Neuzeit in ihm hcwunveri. Pythagoras erlangte ein hohes Alkerob er in Kroton, Lokri oder Mcntapoi,tum gestorben, weiß man nichtsein Tod ist ebenso in Duntel gehüllt wie »ein ganzes Leben, über dessen cigenllichste Tbätigkeit, Denk- lind Lebiweisc das Weitere der folgende (3.) Vortrag: „Das Re- sormationLwerk des Pythagoras, der phytagoräischc Bund und seine Vczielmngen zur modernen Freiniauerci und Pädagogik" am 2l. d. enthalten wird. H Die Kgl. Gencraldircktion des Hostheaters bat für den 12. Februar „Lolicnmin" angeietzt, uni an diesem Vorabend des Todestages Richard Wagner's in würdiger Weise das Andenken des Meister.' zu feiern. -j- Aus die Ende d. M. siattsindcnde Soiree des Kgl. Con- serv a t o r in m s (Orchester-Vorträge) sei hieidurch nochmals hin- gewicien und auch darauf, daß der Ertrag derselbe,, für die Zwecke des Patronats-Vereins bestimmt ist. Die Jubl.ä> »ivstistung des Patronats-Vereins, dessen hobcr Proteklo» Sc. Kgl. Hob. Prinz Georg ist, und welchem als erster Vo>sitzender Herr Gras vou Vitz tbum, als zweiter Herr Rechtsanwalt Lest» und als Kassircr Herr Kommerzienrath Pilz ihre Tbätigkeit widmen, wurde für einen edlen Zwick ins Lebe» gerufen: sie soll unbeinittcitcn, tzegnlten jungen Musikern dav Studium im Kgl. Couiervatarium eniiöglichcir. Gewiß werde» Viele dem Patioiials-Verci» gern ilueUnternützung zuwenden. Die Milgliedschall ist zu erwerbe» durch cmen Fabres- beitrag von 50 Mari oder durch einmalige Einzahlung eines größe ren Beitrages. Die Statuten sind durch Herrn Rechtsanwalt Leskn zu beziehen. Die Mitglieder des Patronats-Vereins haben daü Recht,alten nrößcrc»Aufführungen des Co»sclvatori»ms bcizuwolmc». -j- Unsere Primadonna Frl. Therese M alten tritt nächsten Dienstag (d. 22. d.) in einem Konzerte zu Breslau aus, wo sic u. A. Isoldes Licbeetod aus Wagncr'6 „Tristan und Isolde" vor trägt. Daraus refft sie nach Wien, um dort a», Donnerstag (d. 2i.) bei der Fürstin Metternich in einer musikalischen Sowoe zu singen und Tags daraus im Hofopcrnlhcater als Elisabeth im „Tanuhäuscr" aufzntrelen. b- Der feine Einakter „Im Bunde der Dritte" von Paul Heyse, der tsler so freundliche Ausnahme gesunden, wird demnächst auch im Deutschen Theater zu Berlin zur Aufführung gclangen. -h Daü neue Schawpicl Friedrich Spielhagc»'s führt den Titel „Gerettet" und nicht, wie früher angegeben wurde, „Die dreißiMhrigc Frau", waS allerdings auch etwas wunderlich klingt. -j-Die berühiiilcLpcrnsäugeri» Frau Desin-e Artot-Padilla ist seit Kurzem aus Paris aus die Dauer nach Berlin übergesic- dclt, wo sie als Gcsangslehreri» und Konzertiängerin zu wirken beabsichtigt. Zur Milivirlung bei musikalischen Loir- en der Kaiserin und andern Hofkoinerlen wird die ausgezeichnete Sängerin jeden falls ebenso wie früber in Einspruch genommen werden. -j- Von der Tenorarmutli unserer Zeit wird man nun nicht mehr lange sprechen dünen. Schon wieder bat Herr Direktor Pollini in .vamblllg ein neues Tenoi Phänomen am Theatelbiiiimcl entdeckt, diesmal einen Arbeiter Naim-nS GrunSstcl in einer Fabrik zu Ot tensen. Seine Stimme soll so vielversprechende Klangsülle besitzen, daß Herr Direktor Pollini nicht niiihin konnte, auch dieses Talent für die Bühne auSbildcn zu taffen. Ein Patent aus Tenor-Ent deckung kann iln» nicht fehlen. -b Die Singakademie in Berlin führte vor einigen Tagen !daS selten zu Gehör kommende Oratorium „Josua" von Händel mit Herrn Betz. Frl. Overbeck. Herrn Müller-Karnbcrg und Frau l Helene Krüger in den Solopartien aus.
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